Begriffe in Matrikenbüchern
Falls Sie sich entschließen – oder schon entschlossen haben – Ihre Ahnen mittels http://matricula-online.eu zu erforschen, stehen Sie gleich zu Beginn drei Problemen gegenüber:
- Datenschutz
Die Daten sind mit einer Sperrfrist versehen. Diese beträgt im Taufregister 100 Jahre, im Trauungsregister 75 Jahre und im Sterberegister 30 Jahre. - Die Schrift
Wenn Sie um 1900 einsteigen, landen Sie in vielen Büchern mitten in der Kurrentschrift. Aber keine Angst, so schwierig ist diese nicht. Es gibt im Internet viele Seiten mit Kurrent- oder Sütterlinalphabeten. Die Schreibweise Ihres Familiennamens werden Sie bald leicht lesen können. - Sprache
Vor 1800 wurden die Bücher dazu auch noch in lateinischer Sprache verfasst. Da sich die Wörter aber immer wiederholen, kennt man die nötigsten bald. Wenn man das Wort gut lesen kann, wird man oft auch im Internet in Latein-Lexika fündig. Allerdings finden sich viele lateinische Wörter, die nicht lehrbuchgerecht sind.
Ich habe hier ein Verzeichnis erstellt, in dem Sie – deutsch und latein vermischt – viele Ausdrücke finden, die in den Pfarrmatriken vorkommen.
Allgemeines
-in als Endung - An den Namen der Ehefrau wurde die Endung –in angehängt: Malterin, Mannin.
Index, Indizes (Mz.) - Inhaltsverzeichnis – ob es eines gibt, steht schon in der Beschreibung des Buches. Es befindet sich meist am Ende. Aber Achtung: Es gibt oft am Ende der Bücherliste Inhaltsverzeichnisse der ganz alten Bücher! Also zu Anfang gleich durchsehen, welche Bücher es überhaupt gibt, das erspart oft viel Sucharbeit.
Namensschreiber - Wenn ein Trauzeuge oder Taufpate nicht schreiben konnte, erledigte dies ein anderer für ihn, der seinen Namen angeben musste.
mm, nn - Oft ist über einem n oder m ein Querstrich, dieser bedeutet, dass der Buchstabe verdoppelt gehört.
Im 18. und 19. Jahrhundert war es in der „Deutschen Kanzleischrift“ üblich, die am Anfang stehende „1“ der Jahreszahl nicht zu schreiben. Es wurde aber mit einem Strich über den Ziffern kenntlich gemacht.
Begriffe
A fide defecit – vom Glauben abgefallen, d.h. aus der Kirche ausgetreten.
agnosciren - die Identität eines Toten feststellen (etwa bei Ertrunkenen)
Deo gratias! - Gott sei gedankt!
die – Tag
Dni - Abk. für Domini - Herren
fugitini - Flüchtling
Kath. Rlg. - katholische Religion
Legitimation
Uneheliche Kinder wurden nach der Hochzeit der Mutter von ihrem Gatten als seine Kinder angenommen. Dies ist jeweils beim Taufeintrag in den Pfarrmatriken erfasst.
provisus - versehen (mit den heiligen Sterbesakramenten)
Berufe und Tätigkeiten in Matrikenbüchern
Abdecker
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/wasenmeister
Actuarius - Schreiber
Adjutrix - Hebamme
Bader
Betreiber einer Badstube, in der auch kleinere medizinische Eingriffe vorgenommen werden durften.
Ancilla - Magd
Bubulcus - Viehhirt, Ochsenhalter
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/viehhirt
Carpentarius - Zimmermann
Caupo - Wirt
Cooperator - Kaplan
Cuparius - Fassbinder
Chirurgy
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/gesundheitwesen/chirurgy
Doctor medicino - studierter Arzt
Faber ferrari - Schmied
Fragner - Greißler
Famulus, Famula - Knecht, Magd
Ganzlehner - Siehe unter Halblehner
Halblehner
Die Herrschaften teilten ihre Gründe zu gleichen Teilen auf die Bauern eines Dorfes auf, die sogenannten Lehen. Die Größe dieser Landwirtschaften war örtlich verschieden. In unserer Gegend waren es zwischen 15 und 20 ha. Durch Erbteilung oder Teilung bei Heiraten kam es im Laufe der Zeit zu den erwähnten Halb-, Viertel- und Achtellehen.
Halter - Viehhirt
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/viehhirt
Hauer - Weinhauer
Dieser Ausdruck wird in den Matriken sowohl für Weinhauer als auch Inwohner verwendet.
Häusler, Kleinhäusler
Dieser hatte kein Lehen (siehe unter Halblehner), sondern nur ein Haus mit wenig Grund, waren Taglöhner oder übte ein Gewerbe aus.
Incola
Inwohner oder Inleute waren, wie man heute sagen würde, bei einem Bauern in Miete und hatte diese Miete abzuarbeiten.
Judex - Dorfrichter
Lanio - Fleischhauer
Lignarius - Zimmermann
Ludi magistri - Schullehrer
Mendicus - Bettler
Molitor - Müller
Murarius - Maurer
Pfründner
Alter Mensch, der im Armenhaus wohnte.
Piscator - Fischer
Pistor - Bäcker
Rusticus - Bauer
Saponarius - Seifensieder
Sartor - Schneider
Schinder
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/wasenmeister
Sutor - Schuster
Tabellarius - Bote
Taglöhner
Jemand ohne fixe Anstellung, der tageweise bei Bauern arbeitete.
Tegularius
Ziegelmacher, meist Ausländer, die bei den Ziegelöfen außerhalb der Dörfer arbeiteten.
Textor - Weber
Venator - Jäger
Viehhirt
Halter, siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/viehhirt
Viertellehner - Siehe unter Halblehner
Vietor - Binder
Vinarius - Weinhändler
Vinitor - Hauer, Weinhauer
Wasenmeister
Siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/berufe-von-frueher/wasenmeister
Namen
Bis ca. 1800 wurden auch die Vornamen lateinisiert, wie etwa Johannes Georgius, Florianus ….
Doppelvornamen kamen sehr häufig vor.
Da die Namen selten von Urkunden übernommen, sondern nach Angabe der betreffenden Personen aufgeschrieben wurden, konnte leicht aus Blauensteiner ein Plabbensteiner und aus Bösel und Pöhsl werden.
Anna Maria
Maria Anna
Theresia – dies waren die beiden häufigsten Frauennamen.
Todesursachen
Diese finden Sie hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/allgemeines/krankheit-tod
Beispiele aus den Matrikenbüchern
1774 – Taufbuch Kirchberg am Wagram
Neustift 60
Antonius Padua, filius legitimy
Antonij Englmann, Bubulci et Ana Maria uxoris, nato Schiftnerin
Andreas Ringswürth, Bubulcus ex Kollersdorf
Übersetzung: Anton v. Padua, ehelicher Sohn
Anton Englmann, Viehhirt und Anna Maria, seine Ehefrau, geborene Schiftner
Pate: Andreas Ringswürth, Viehhirt aus Kollersdorf
1758 – großteils in lateinischer Schrift – Kirchberg am Wagram
23. Catharina. Pater Joannes Englmann, Theresia ux: v. Neystifft, Lev: Theresia Prucknerin v. Englmannsbrunn
Übersetzung: 23. des Monats, Katharina, Vater Johann Englmann, Theresia seine Ehefrau, von Neustift, Patin, Theresia Pruckner von Engelmannsbrunn
1860 – Sterbebuch – Kirchberg am Wagram
Den 6. Mai 1860
Ottenthal No 13
Haslacher Magdalena, hinterlassene Wittwe des Mathias Haslacher gewesener Hauer in Ottenthal, eine geborene Fischer von Ziersdorf.
1778 – Taufbuch – Kirchberg am Wagram
Königsbrunn 17. Juliana filia legitima
Ruperti Eker Pistoris, Judicus et Ana Maria uxoris, nato …
Theresia Mitterbauerin, vidua eodem.
Übersetzung: Königsbrunn 17, Juliana, eheliche Tochter des Rupert Ecker, Bäcker, Dorfrichter und Anna Maria seine Ehefrau, geborene ..
Patin: Theresia Mitterbauer, ebenfalls aus Königsbrunn.
1856 – Pfarrmatriken Bierbaum – Trauungsbuch
Den 11ten Novembr 1856.
No 56 in Birbaum. No 28 in Mitterstokstall.
Georg Mitterbauer Pfarrer
Joseph Feury, Wittwer u. Ausnehmer hierzu Birbaum, des Joseph Feurry, gewesten Hauers ebendaselbst, u. der Katharina, dessen Gattin, einer geb. Engelman ehel. Sohn. –
Magdalena Pichler, derzeit Inwohnerin zu Mitterstockstall, ehl. Tochter des Anton Pichler, gewesenen Schuhmachers ebendaselbst, u. der Theresia, dessen Gattin, geb. Wagner.
Dezember 2012
Maria Knapp