Pfarr Karl Walser, hier tätig von 1810 bis 1825, beschrieb den Ort und die Pfarre in der Pfarrchronik.


 

Der Pfarrort Altenwörth liegt auf der von Stockerau bis Hadersdorf zwischen dem langen Wagram und der Donau befindlichen Ebene, u. z. gerade am Gestade der Donau. So angenehm diese Gegend von der Anhöhe des Wagrams zu sehen ist, und so reizbahr besonders der an die Donau gränzende Theil dieser Ebene, wo die Felder und Wiesen vorzüglich von Birbaum, einem guten Stück unter Altenwörth bis Sebarn, ½ Stunde ober diesem Orte von großen und kleinen Auen durchschnitten und schatiert worden, dem Auge vorkommen mag, ist dennoch diese Strecke den gehörigsten Überschwemmungen stets unterworfen, wie Unterzeichneter in Zeit von 7 Jahren schon etliche Mahl selbst erfahren hat; So waren unter den letzteren Austrettungen der Donau so groß, nämlich zwei, daß man hier im Orte mit Schiffen zur Kirche fahren mußte: auch stürzte sich das Wasser auf der Rückseite des Ortes gleich einem reissenden Strome dahin und machte den Ort zu einer Insel, auf deren beiden Seiten man mit Schiffen fahren konnte.

Die schon früher geschehenen Überschwemmungen hat der schon in das 33 Jahre hier  aufgestellten Schullehrer, so wie er sie selbst gesehen auch jedes mal schriftl. aufgezeichnet, u. diese sind folgende:

"Im Jahre 1786 den 29. Juni und 20. Augusty  ist die Donau aus ihrem Ufer getretten, jedes ohne beträchtlichen Schaden.

Im Jahre 1787 vom 30. Octobris bis 2.  9bris bestand hier eine der größten Überschwemmungen, wodurch die hiesigen Einwohner ihrer Wohnung sowohl als der in den Scheunen aufbewahrten Früchten größtenteils beraubt wurden".

"Im Jahre 1789 verursachte der allhier gehemmte Eisgang nicht nur die Ergiessung der Donau, sondern es erfolgte auch dadurch , daß sich das von hier ¼ Stunde entfernte Donauufer auch mit seinem größten Flußbette dem hiesigen Orte näherte und in den darauf folgenden Jahren einen großen Theil der hiesigen Haußgärten, Hutweiden samt einem Ackerfeld von 17 Jochen wegriß."

Im Jahre 1795 staute sich der Eisstoß bei Weinzierl nächst Krems wodurch die Donau aus ihren Ufern gedrängt und ihren Lauf über Felder nehmen mußte, sich auch ½ Stunde breit über die Felder ausdehnte; nachdem aber eine große Kälte einfiel, ward alles mit einer Eisschicht überzogen, sodaß vom 15. Februar bis 28. nicht aus dem Ort zu kommen war.

Im Jahr 1809 am 26. und 27. Jänner,  ja bis zum 1. Feber erlitt hiesige Gegend durch den gehenden Eisgang wieder eine fürchterliche Überschwemmung, wodurch an vielen Orten Vieh und andere Habschaften, auch sogar Gebäude  Schaden litten.“

Die Luft ist hier wie an großen Flüssen etwas feucht und fiebericht, doch stimmt der Ruf von der ungesunden Lage Altenwörths mit der hiesigen Sterbensrate nicht überein und scheint sehr übertrieben, weil die jährliche Zahl der Ortsbewohner, die sterben, anderen Orten ziemlich gleichkommt. Die Brunnen in Altenwörth, die wegen der nahen Donau nicht tief sein können, haben der vielen unreinen Lacken wegen nicht das beste Wasser.

Das Alter dieses Orts muß groß sein, wie sein Name anzeigt, da es von dem eine Stunde weit entfernten Orte Grafenwörth durch den Beisatz "Alt" unterscheidet.

Es sind auch Spuren vorhanden, daß Altenwörth einst viel größer und glaublich ein Marktflecken gewesen sein, weil im Jahr 1784 auf dem Platze, wo jetzt der Pfarrhof erbaut ist, noch eine Stange, woran eine steinerne Kugel an einem eisernen Ring gehangen, aufgerichtet stand, welche noch mehrere lebende Leute gesehen haben. Dies wird noch wahrscheinlicher durch die außer dem Orte am Wege nach dem Filialorte Sachsendorf befindliche, so genannte "Kirchen- oder Totenlacke", wo man nach der allgemeinen Sage vor mehreren Jahren große Schlüssel, nach Art gewöhnlicher Kirchenschlüssel, und wie einige wollen sogar einen Taufstein ausgrub. Diese Lacke ist eine längliche Erdvertiefung von 3-4 Schuh und zeigt augenscheinlich die Spur eines dagestandenen u. z. etwas größeren Gebäudes an, das etwa im schwedischen Kriege zerstört oder durch das Wasser verheert worden ist.

Der Name Altenwörth ist vermutlich mit Grafenwörth gleichen Ursprungs weil man erfährt, daß einstens der Kamp, so dermal ¼ Std. ober Altenwörth in die Donau fällt, diesseits des Orts, und vielleicht auch diesseits Grafenwörth geflossen sei, in welchem Falle er beide Orte zu einer Insel, so eine Stunde lang war, gemacht haben muß, worüber der Name Wörth entstand, welcher wie Adelung beim Worte Werde anmerket, eine zwischen 2 Wässern liegende Erderhöhung oder Insel anzeiget. In der Tat zeigen die langen Vertiefungen, Schanzen und Gräben, die sich schlangenförmig bis weit unter Altenwörth erstrecken, und der Donau zulaufen, ganz natürl. die Spuren eines Bettes an, in welchem meistens ein Strohm bis weit unter Altenwörth der Donau zu müsse geflossen sein.

Die landesfürstliche Pfarre Altenwörth ist im Jahre 1784 errichtet und dieser Ort mit den 3 Filialen, Gigging, Kollersdorf und Sachsendorf von der Pfarre Kirchberg am Wagram getrennt worden. Das festgesetzte Pauschale für die einkommende Stolgebühr daher nach Kirchberg zu entrichten. Die Dotation des Pfarrers besteht in 600 f, die selber vom Fonde bezieht, und hat er außer diesem Gehalte keine Beiträge von der Gemeinde .

Altenwörth zählt 35, Gigging 21, Kollersdorf 53, und Sachsendorf 34 Haus-Nummern, die Seelenzahl beläuft sich im gegenwärtigigen Jahr, im 1. Orte auf 216, im 2. auf 131, im 3. auf 296 und im 4. auf 181, im Ganzen also auf 824." Den 16. April 1784 wurde diese Pfarre mit dem ersten eigenen Seelsorger Jacob Gasser  besetzt, der von da an bis 10.September 1809 lebte, und also volle 25 Jahre und 4 Monate Pfarrer war, auch ein  Alter von 74 Jahren erreichte. In seinem letzten Willen hat er alle seinen Nachfolgern zum Gebrauche einen Bücher-Vorrath von 118 Bänden hinterlassen.

Da die Einkünfte seiner Kirche wegen den geringen Ertrag, den die  Fruchtgeniesser der Kirchengründe jährlich erlegten, zur Bestreitung der Landhauszahlung und der Kirchenerfordernis-se nicht mehr hinlangten,hat er hierüber bei der hohen Landesstelle die Anzeige gemacht. Diejenigen, welche die Kirchengründe  zu Benutzung hatten, zahlten hiefür nur so viel, das es einen Namen hatte, u. weil die Gründe fortwährend bei demselben Hause blieben, so ließen sichs die Hauswirthe nicht nehmen, diese Kirchengründe gehören als Leibgeding zu dem Hause u. es sei daher nie hiefür ein Mehreres zu bezahlen, als von früher her bezahlet worden. Aller Unterricht und Belehrung, sowie das Zureden des Herrn Kreiskommissärs, sie sollen freiwillig zu einer größeren Zahlung sich herbeilassen, damit die Ausgaben der Kirche bestritten werden können, versagte, ansonsten die Gründe verlizitiert werden müßten war vergebens.

So wurde denn die Versteigerung durch die h. Landesstelle anbefohlen; was aber der Pfarrer noch in seinem hohen Alter wenigst von Seite eigennütziger Leuthe manchen bitteren Vorwurf zugezogen, unterdessen doch die missliche Lage der Kirche merklich verbessert hat.

Ihm folgte der Unterzeichnete, so diese Pfarre den 20.März 1810 antrat.

Bei Errichtung der Pfarre wurde die Kirche sammt dem Pfarrhofe neu erbauet. Vorher stand auf dem Platze, so jetzt die Kirche einnimmt, das St Andrä-Kirchlein, und wo jetzt der Pfarrhof ist, das war der Freudhof. Zu diesen Bauen ist das Vermögen des St. Andreas-Kirchlein verwendet worden, daher später außer dem Grundbüchl u. den Gründen nichts da gewesen ist. Inner dem Orte Altenwörth, formiert sich vor der Kirchenthür bis zum Wege, der durch das Dorf führt, ein kleiner Platz, so zur Kirche gehöret u. links vom Pfarrhofe, rechts aber von der Schule eingeschlossen wird. Auf diesem Platze haben die Pfarrkinder erst im Jahre 1715 eine Statue des h. Johann v: Nepomuk vom Steine errichten lassen, u. diesen Heiligen wegen der vielen Wassergefahren zu ihrem Fürbitter gewählet.

Weil zum öfteren im Orte keine Milch zu bekommen war, so hat sich der Unterzeichnete von der Kirche Gründe reserviert und 2 Kühe, welche gleich den Kühen des Schulmeisters, wenn er solche hat, mit Bewilligung der Ortsleuthe den Stier des Dorfes, dann den Viehstand u. die Waid  wie die Kühe der sonstigen Häuser frequentiren können, gegen dem, daß der betreffende Pfarrer und Schulmeister in der Kirche während der Johannes-Octare die Andacht abhalten.

Das genannte Andreas-Kirchlein besaß schon von jeher die Gülde, so jetzt der Pfarrkirche zugetheilet u. im Landhause unter seiner eigenen Nro. eingetragen ist. Das alte in hiesiger Kirchenlade aufbewahrte Grundbuch führet die Aufschrift welche hier zum Beweise seines Alters buchstäblich folget:

Anno 1691 unter löbl. Regierung des Hochw. in Gott Andächtigen Wohl Edlen u. Hochgelehrten Herrn Herrn Bertholdo Mayr, von Gottes und des Apostol. Stuhles gnaden Abten unser lieben Frauen Kloster  St.Altmanns = Stift zu Göttweig und Röm. Kays. Majest. Rath u. ist dieses Grundbuch über das würdige Gotteshaus St. Andreas in Altenwörth, von dem alten Urbario de Ao. 1638 gleichlautend umbgeschrieben worden, von Verwaltern der Herrschaft Stain Mathano Augustin Schotter. Im Jahr 1711 ward dieses Kirchlein mit ihren Grundholden u. den dazu gehörigen Gründen, und die in mehr als 60 Jochen Theils Aeckern, Theils Wiesen bestehen an den dermaligen Grafen Enkhenvirt, Besitzer der Herrschaft  Grafenegg, der wegen Erbauung der schönen Kirche zu Weikerstorf, wie auch wegen Erbauung des Schlosses Thürnthal, so in die Pfarre Fels gehört, berühmt ist, abgetretten, welches aber nach verschiedenen vorherigen Ausgleichungen erst  Ao 1715 den 30.Dezembris von beiden Seiten bestäthigt worden.

Der schon im Jahr 1711 ausgefertigte Cessions-Brief  des Stiftes Göttweig lautet wie folgt: Wir Bertholdus von Gottes Gnaden Abt des löbl. Exempten Stüft und Klosters Göttweig, der Röm.Kays.Mayl. Rath u. S. Adrianus Prior sammmt dem ganzen Löbl. Convent allda bekhennen hiermit für uns und unsere Nachkommen in Kraft dieses Kaufbriefes. Demnach die Hoch- u. Wohlgebohren Maria Josepha Gräfin von Enkhenvirt, geborene Gräfin von Weissenwolf, Frau der Hft. Thürnthall und Walkherstorf nebst dero Herrn Gemahl, den auch Hoch- und Wohlgebohrenen Herrn Herrn Wenzel Adrian des Heyl.Röml. Reichs Graffen von Enkhenvirt, Freyher  zu Grafenegg, Herre  der Herrschaften Grafenwörth, Schenberg, Neuaigen, Seebarn, Muellandts, Paumgartten und Wiedendorf, der Röm. Kayl. Mayj. Würkl. Kamerern, auch Rath und Regenten des Regts der N.Ö. Landten und vermög eines besonders außgefertigten Stüft-Brieffs, datirt Wienn den Vierten Septembris Ao. 1711 zu Unsern Kloster eine Gott gefällige Stüftung aufgerichtet, u zu deren Consolidierung Vier Tausend Gulden Verschaft, daran auch gleich die Helfte mit Zwai Tausend Gulden Par erlögt, die Übrige Zwai Tausend Gulden aber in Kraft eines außgefertigten Schuldtbrieffs Sub eodem Dato Versichert. Als haben wür zu dessen Etwelcher Erkhandtnuß Unsers Closters incorporirtes u. zu der Pfarr Mühlbach gehöriges Filial-Kürchl zu Altenwörth, so bis hero wegen der Waithen Entlegenheit, Von Stokhstall aus /: welche Pfarre dermal nach Kirchberg übersetzet ist:/ provisorio modo Versehen worden, zusammbt dem jure Patronatus et Advocatio auch all dazu gehörigen Rechten und Gerechtigkeiten Hochgeachten  H.H. Graffen von Enkhenvirt u. zu seiner Gnädigen Frauen Frauen Gemahlin und zur freyen Disposition übergeben, jedoch mit der Extracten  Obligation, daß, wann wider besseres Verhoffen nach deren Löbl. Gefasten absehen, zu besseren Seelenheil und Trost der alldortigen Pfarr-Pfründer ein Venerabile Consistorium Lasaviense in Wienn Mitls Coadunirung des  Gotteshauß zu Wünkhl ein beständige Pfarr daselbst aufzurichten mit Verwilligen wollte, danach Wenigst den Gottesdienst alle Jahr zu Heyligen Zeiten et in Festo S`. Andrea bishero gewöhnlicher Massen in Gedechten Altenwörth Gehalten werden müsse".

Was in diesem Cessions-Briefe noch weiter beigefügt ist von der Kirchengründung die den  vormaligen Göttweigischen Unterthanen allzeit um den alten äußerst niedern Bestand  gleich als Erbzinse sollte belassen werden, hat die N.Ö. Landesregierung als einen Beysatz, der den hievon schon seit 1545 bestehenden Gesetzen entgegnen ist, noch weiter im nähmlichen Cessions-Briefe folgent, hat keinen Bezug auf die Kirche zu Altenwörth. Das Ende dieses Briefes lautet also: "Alles gethreulich und ohne Gefährte, Urkundt dessen ist dieser Kaufbrieff mit Unserer aigenen Handt Unterschrüft, auch gewöhnlich Abbtey und Priorats insigle bekräftiget.

Dat. Kloster Göttweig den 12. Dezembris 1711."

Die Pfarrkinder von Altenwörth bekennen sich alle zur R. Kathol. Kirche und leben vorzüglich vom Feldbaue, einige treiben Handel nach Wien mit Obst, Erdäpfeln etc, wozu die Lage zu der Donau die tägl. Gelegenheit an die Hand gibt.

Hier ist eine Schule, die dermalen von mehr als hundert Kindern besuchet wird. Diese Schule bestand schon vor Errichtung der Pfarre. Vor mehreren Jahren ward von der  h. Landesstelle für diese Schule ein Gehilf bewölliget, das Patronat von der Schule ist wie bei der Pfarre selbst ebenfalls landesfürstlich.

Außer diesem wenigen findet Unterzeichneter bei dieser kleinen und neu errichteten Pfarre nichts, das eine besondere Meldung verdiente.

Walser Anton m/p Pfarrer. 

 

April 2020
Maria Knapp