Der Altenwörther Friedhof
Bis 1784 befand sich der Altenwörther Friedhof neben bzw. um die Kirche. Im Zuge der Reformen Kaiser Joseph’s II. wurde bestimmt, dass alle Friedhöfe außerhalb der Ortschaften angelegt werden müssen. In der Pfarrchronik liest man hierzu:
„Pfarre Altenwörth mit den Filialen Gigging, Kollersdorf und Sachsendorf. Durch das Dekret der Congregatio consistorii vom 8. November 1784 wurde das V.U.M.B. vom Passauer Bistum losgelöst und in die Erzdiözese Wien einverleibt, folglich auch unsere Pfarre Altenwörth.
Im selben Jahre wurde die Kirche erbaut und der Pfarrhof. Wo heute der Pfarrhof steht, war früher der Ortsfriedhof. Der neue Friedhof wurde an dem Wege nach Kollersdorf außerhalb Altenwörth angelegt und ist Eigentum der Pfarrgemeinde.“
1802 dürfte der Friedhof erweitert worden sein, da der „notwendigerweise vergrößerte Friedhof“ benediziert wurde. NB in der Chronik: „Vom alten Friedhofe, der an der Stelle des heutigen Pfarrhofes angelegt war bis 1784, steht heute noch ein eisernes Kreutz mit einem Steinsockel links vom Haupteingang in die Kirche; Inschrift am Sockel lautet: E.R. 1776.“
1909: „In diesem Jahre wurde der Friedhof, welcher Eigentum der Gemeinde ist, von der Gemeinde vergrößert, die Einweihung des neuen Teiles des Friedhofes verschoben, bis der alte Teil vollständig belegt sein wird. Auf dem neuen Teile wurde eine Sakristei-Kammer errichtet und über derselben auf dem Dache in einem kleinen Türmchen eine Glocke von der Gemeinde angebracht, mit der die Leichen in den Friedhof eingeläutet werden sollen. Die Weihe dieser Glocke ließ in Wien der Glockengießer vornehmen.“
1912 wurde der neue Teil des Friedhofes vom Provisor (bevollmächtigt von Herrn Dechant J. Weigl von Etsdorf) eingeweiht.
Am 23. April 1917 musste auch die Friedhofsglocke, aus dem Jahr 1909 mit einen Durchmesser von 39 cm und 35,5 kg schwer, „zum rauhen Kriegsdienste einrücken“.
Am 20. Jänner mußten so wie im Weltkrieg die Kirchenglocken für die Kriegswerke abgeliefert werden. Von hier wurden drei abgeliefert; die große aus dem Jahre 1923; die 11 Uhr Glocke aus dem Jahre 1791 und die kleine aus dem Jahre 1923; geblieben ist nur die Sterbeglocke. Von der Kapelle in Kollersdorf mußten beide Glocken abgeliefert werden. In Gigging blieb die Glocke, weil sie aus Stahl ist, ebenso in Sachsendorf.
1942 mussten, so wie im Ersten Weltkrieg, wieder die Glocken abgegeben werden. Am Ostermontag den 18. April 1949 war die Weihe der neu angeschafften Glocken: „Drei neue Glocken wurden gekauft, zwei für die Kirche und eine für den Friedhof; damit haben wir unser vollständiges Geläute wieder. Die Mittel dazu waren von den beiden Gemeinden; doch wurde auch eine Haus-Sammlung für diesen Zweck gemacht.“
Um 2017 wurden die Friedhofsmauer und die kleine Kapelle saniert sowie eine Wand für Urnengräber geschaffen. In Richtung Gigging wurde ein großer Parkplatz angelegt.
Die Verwaltung des Friedhofes oblag lange Zeit den Altenwörthern selbst. Nach längerem Urgieren der Landesregierung übernahm die Gemeinde Kirchberg am Wagram im Jahr 2013 die Verwaltung.
Friedhofskreuz und Priestergrab
Priester, die laut Pfarrchronik am Friedhof beerdigt wurden:
1809 Jakob Gasser
1825 Anton Walser
1829 Johann Chrysostomus Schweiger
1859 Anton Berger
1889 Peter Ottepp
1912 Franz Frank in einem eigenen Grab
1955 Karl Berthold
1984 Wilhelm Grubmüller
Das Friedhofskreuz und das Priestergrab links dahinter. Hier sind die Pfarrer Ottep, Berthold und Grubmüller beerdigt.
Das Priestergrab anlässlich der Beerdigung von Pfarrer Berthold, 1955
Foto: Erich Trezmüller
Pfarrer Franz Frank hat ein eigenes Grab. Er war mit Altenwörth, der Donau und dem Fischen so stark verbunden, dass er sogar die Pfarrstelle in Kirchberg dafür ausgeschlagen hat. | ![]() |
Gräber der Ertrunkenen
Im Laufe der Jahrhunderte sind unzählige Ertrunkene in der Altenwörther Freiheit angeschwemmt worden. Teils handelte es sich um ortsansässige, teils waren sie von weit her. Nicht immer konnte die Identität geklärt werden, oft auch nicht, ob sie verunfallt waren oder ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt haben. Die meisten von ihnen wurden am hiesigen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.
1957 barg man von einer Sandbank unterhalb von Altenwörth eine Ertrunkene, die sich bald als die 50-jährige Wiener Hausfrau Theresia Anderl herausstellte. Ihre Ruhestätte befand sich als letztes Ertrunkenengrab bis vor wenigen Jahren am Friedhof rechts vom Eingang – Ertrunkene wurden immer am nächsten Punkt des Friedhofes zur Donau begraben. Das Foto stammt aus dem Jahr 2017, jetzt ist das Grab entfernt, nur mehr ein Nummernschild erinnert an den Platz.
Näheres zu den Ertrunkenen der Donau siehe hier:
http://www.hf-kirchberg.at/index.php/donau/opfer-der-donau
Es gab neben dem Platz für unbekannte Verstorbene, also meist Ertrunkene, auch einen Platz für Selbstmörder.
Urnengräber
Im Jahr 2017 errichtete die Marktgemeinde Kirchberg, dem Zug der Zeit folgend, eine Urnengrabanlage.
Die Totenkammer
1909 wurde der Friedhof von der Gemeinde vergrößert und auf dem neuen Teil eine Sakristei-Kammer errichtet: Im kleinen Türmchen am Dach wurde eine Glocke angebracht, mit der die Leichen in den Friedhof eingeläutet werden sollten. Heute werden im Raum Werkzeuge des Totengräbers aufbewahrt.
Die Totenkammer
(Neuigkeits) Welt Blatt vom 2.10.1902
Sie dient heute nur mehr zur Aufbewahrung des Werkzeuges für den Totengräber.
Alte Gräber
Die Gräber der Familien Süß (Friedrich Süß war Oberlehrer), Hametner (Franz Hametner war Holzhändler und Gastwirt) und Bachner (Anton Bachner war Oberlehrer), die untereinander geheiratet haben.
Das Grab der Familie Söllner, der ehemaligen Freihofbesitzer in Kollersdorf.
Das Grab des Revierförsters Haunold im Jahr 2017 und 2020 mit Efeu überwachsen.
Die Aufbahrungshalle
Bis vor einigen Jahren wurden hier die Verstorbenen vor dem Begräbnis aufgebahrt, eingesegnet und dann in die Kirche geleitet. Heute werden die Verstorbenen gleich in der Kirche aufgebahrt.
Der Weg zur Pfarrkirche
Quelle: Pfarrchronik Altenwörth
April 2020
Maria Knapp