Anton Powondra wurde am 6.1.1841 in Hofern bei Niederfladnitz als Sohn des Tischlermeisters Ignaz Powondra und der Franziska geb. Guttauer geboren. Die Großväter waren Revierjäger in Utzenlaa, bzw. Bierbaum. Bereits 1847 war die Familie in Altenwörth ansässig, wie die Geburt einer Tochter hier bezeugt.

Anton besuchte das Gymnasium in Krems. Nachdem er 1861 in den Piaristen-Orden eingetreten war und sich am Josefstädter Gymnasium in Wien der Maturaprüfung unterzogen hatte, wandte er sich den theologischen Studien zu. Im Jahr 1866 zum Priester geweiht, betrieb er auf Anordnung des Ordens-Provinzials mathematisch-physikalische Studien an der Wiener Universität. 1867 und 1868 wirke er als Supplent, 1869 als wirklicher Gymnasiallehrer in Horn und von 1870 bis zu seinem Tod im Jahr 1893 als k.k. Professor am Staatsgymnasium in Krems.

Die Pflichten seines priesterlichen Berufes übte er gewissenhaft bis in seine allerletzten Lebenstage aus, und wirke auch ungeachtet seiner Atembeschwerden, im Beichstuhl, so lange es ihm nur möglich war.

Über seine Tätigkeit im Lehramt herrscht nur eine Stimme des Lobes. Warme Hingabe an  dasselbe, verbunden mit einem besonderen Geschick, seinen Schülern die schwierigsten Dinge verständlich zu machen, strenger Gerechtigkeitssinn bei der Beurteilung ihrer Leistungen und stete Bereitwilligkeit, ihnen nach jeder Richtung hin helfend zur Seite zu stehen, erwarben ihm ihre Liebe im hohen Grade.
 
Sein Leichenbegräbnis gestaltete sich derart, daß selbst die ältesten Kremser sich an keine so imposante Trauerfeierlichkeit erinnern konnten.

 
Quellen:
Kremser Zeitung vom 23.4.1893
Pfarrchronik Altenwörth

 

Nachruf im Jahresbericht des K.K. Staat-Gymnasiums in Krems, 1892

Professor P. Anton Powondra †. 

In kurzen Zeiträumen entriss der unerbittliche Tod mehrere hochverdiente Schulmänner der Anstalt: Holzer, Milota, Neuda und Powondra. Trotz des mächtigen Körperbaues und äußeren Eindruckes kräftiger Gesundheit trug Professor Powondra in der excessiv entwickelten Halsdrüse ein Uebel mit sich herum, welches bei seiner Abneigung gegen ärztliche Eingriffe und jede radicale Behandlung in den letzten Jahren einen solchen Umfang annahm. Dass ihm die freie Athmung erschwert und die körperliche Bewegung, welche seinem Befinden hätte zuträglich sein müssen, lästig wurde. In dem unbegründeten Glauben, durch seine Athemnoth Missfallen zu erregen, zog er sich aus dem ehemals gern gepflegten Verkehr mit Freunden völlig zurück und verschlimmerte durch den Mangel an Bewegung seinen Zustand. Bange Sorge bemächtigte sich seiner Umgebung, als nach Ostern d. J. infolge einer Erkältung der ganze Athemprocess behindert wurde. Nichtsdestoweniger wollte er den Unterricht nicht unterbrechen, bis ein während des Unterrichtes am 11. April erfolgter Erstickungsanfall im den Ernst der Lage zeigte. Nach einer anscheinenden Besserung trat am 16. April morgens um 7 Uhr eine Gehirnlähmung ein, welche den Hoffnungen auf seine Genesung ein jähes Ende bereitete. Tiefe Bewegung bemächtigte sich der eben zum Sonntagsgottesdienste versammelten Schüler, als die Nachricht von dem Geschehenen bekannt wurde, und Thränen aufrichtigen Schmerzes zeugten von der Liebe und Verehrung, deren sich Professor Powondra bei allen Schülern erfreute.

Die Trauerkunde berührte auch außerhalb der Schulkreise schmerzlich. Als Lehrer und  Priester hochgeachtet und von besorgten Eltern vielfach um Rath angesprochen, war er in der Bevölkerung eine wohlgekannte und hochgeschätzte Persönlichkeit, welche für jeden ein freundliches Wort hatte.

Mit ehemaligen Schülern stand er in beständigem Verkehr, und zur Ferienzeit fand man in seiner Wohnung häufig eine Anzahlt jüngerer und älterer Kremser Schüler, die sich zum Besuche des lieben Lehrer einfand.

Das Leichenbegängnis gab Zeugnis von der allgemeinen Beliebtheit und Hochschätzung des trefflichen Mannes. Die Schüler der drei Mittelschulen sowie die Mädchen der Bürgerschule gaben ihm im Vereine mit den Lehrkörpern das Geleite zur letzten Ruhestätte. Ehemalige Schüler waren selbst aus größerer Entfernung herbeigeeilt, um ihrer Theilnahme an dem schmerzlichen Verluste des hochverdienten Lehrers Ausdruck zu geben. Ein langer Zug von Trauergästen aus allen Bevölkerungsschichten bewegte sich zur Gruft, welche die sterblichen Uerberreste der Mitglieder des hiesigen Piaristenordens umschließt.

Professor Powondra hatte sich wie so viele aus kleinen Verhältnissen emporgearbeitet und durch eigene Kraft und Ausdauer eine angesehene und segensreiche Lebenssstellung erreicht. Geboren zu Hofern in Niederösterreich am 6. Jänner 1841, war er der älteste von drei Geschwistern. Nach der Uebersiedlung der Eltern nach Altenwörth, wo der Vater das Tischlergewerbe betrieb, zeigte er schon in der Volksschule ausgezeichnete Begabung und ausdauernden Fleiß. Sein Lehrer nahmens Lex machte die Eltern auf diese Eigenschaften aufmerksam, und der dortige Pfarrer Anton Berger, regte den Plan an, den strebsamen Schüler nach Krems ins Gymnasium zu bringen, scheute sogar die Mühe nicht, ihn für die Aufnahmsprüfung vorzubereiten, und als die Eltern bei ihren bescheidenen Mitteln nicht imstande waren, das Nöthige zu bestreiten, half er selbst aus und brachte den Knaben ins Gymnasium. Er rechtfertigte die auf ihn gesetzten Hoffnungen, erhielt Vorzugszeugnisse und durch Verwendung seiner Professoren Kosttage und Lectionen. Von der fünften Classe an war er bei der Familie Polansky aufgenommen, wo er den Söhnen Unterricht ertheilte und dafür Unterkunft und Verpflegung genoss. Als er sich vor die Wahl des Berufes gestellt sah, wankte er einige Zeit, bis Polanskys Rath ihn zu dem Entschlusse brachte, in den Piaristenorden einzutreten (29. September 1861). Als Noviz studierte er die achte Gymnasialclasse privat, besuchte im folgenden Jahre 1862/3 als außerordentlicher Hörer die theologischen Vorlesungen an der Universität in Wien und hörte nach Ablegung der Maturitätsprüfung in Wien, September 1863, in den folgenden Jahren als außerordentliche Hörer der Universität theologische und philosophische Vorlesungen nebeneinander, legte 1865 das feierliche Gelübde ab und wurde 1866 zum Priester geweiht. Nachdem er als provisorischer Gymnasialprofessor in Krems (1866/8) und Horn (1867/8) gedient hatte, unterzog er sich am 16. October 1868 der Staatsprüfung für Mathematik und Physik, blieb nach erlangter Approbation fürs ganze Gymnasium noch ein Jahr (1863-9) in Horn und wurde 1869/70 für das Gymnasium in Krems ernannt, wo er bis zu seinem Tod erfolgreich wirkte. Im Jahre 1872/3 wurde ihm behufs eingehendem Studium der Chemie ein einjähriger Urlaub bewilligt.

Durch seinen Tod erleidet des Piaristencollegium und das Staatsgymnasium einen schweren Verlust. Denn Professor Powondra war gleich ausgezeichnet als ernster, würdiger Ordensmann wie als Lehrer der Jugend.

Ausgestattet mit vortrefflichem Lehrgeschick und gründlichen Fachkenntnissen, wusste er auch die schwierigsten Probleme praktisch und fasslich darzustellen und für den Lehrgegenstand das lebhafteste Interesse seiner Schüler wachzurufen. War sein Wort auf fruchtbaren Boden gefallen und zeigten sich die Schüler strebsam, scheute er nicht die Mühe, auch außerhalb der Schulzeit ihre Studien zu fördern.

Von seinen Lehrfächern zählten Chemie und Elektricität zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Fand ihn ein Besucher nicht in seinem Wohnzimmer, konnte er gewiss darauf rechnen, ihn im physikalischen Cabinette anzutreffen, wo er fortwährend an Apparaten arbeitete die zur Veranschaulichung des Unterrichtes beitragen konnten. Seine ganze freie Zeit gehörte den Studien und deren praktischer Anwendung. Ein kleiner, netter Elektromotor, der unter seiner Anleitung im vergangenen Winter vom hiesigen Mechaniker Zafouk angefertigt wurde und als sehr gelungenes Werk bezeichnet werden muss, bildet nun als dessen Geschenk das Andenken an seine unermüdliche Thätigkeit und Geschicklichkeit.

Seine Verdienste um Erziehung und Unterricht würdigte der Herr Unterrichtsminister, indem er ihn 1889 in die VIII. Rangsclasse beförderte.

Mit der ernsten und tiefen Auffassung seines Lehrberufes verband er jenes freundliche Wesen, welches für seine Person und das Amt, das er vertrat, jedermann schnell gewann. Nicht allein die Studierenden, welche unmittelbar seines Unterrichtes sich erfreuten und ihren wohlwollenden Lehrer verehrten und liebten, bewahren ihm ein treues Gedenken, sondern auch die große Zahl seiner ehemaligen Schüler, welche immer mehr den Wert ihres ehemaligen Lehrer schätzen und ihrer Anhänglichkeit an ihn häufig rührenden Ausdruck gaben.

Als edel fühlender Mensch bewies er stets warme Theilnahme für die Nothlage armer Schüler und anderer Bedürftiger, die niemals unbeschenkt von seiner Thüre giengen.

Die Opfer, welche die Eltern in den ersten Jahren seiner Studien für ihn brachten, vergalt er ihnen durch reichliche Unterstützung und verschönte ihren Lebensabend durch liebevolle Fürsorge für ihre Bedürfnisse. Seinen jüngeren Bruder Karl ließ er auf eigene Kosten studieren und stand ihm hilfreich bis zu dessen Anstellung im Steueramt bei.

Makellos in Charakter und Lebenswandel, ein würdiger Priester und ausgezeichneter Schulmann, ein treuer und biederer Freund, ein Förderer alles Guten und Schönen, wird Professor Powondra an der Lehranstalt stets in ehrendem und dankbarem Andenken hochgehalten werden.

Requiescat in pace.

Anton Baran.  

 
 
Oktober 2020, letzte Ergänzungen Dezember 2023
Maria Knapp