Schul-Wandbild der Schule Niederschleinz, Verlag F. Tempsky, Prag
zur Verfügung gestellt von Herbert Pauritsch sen., Niederschleinz

Jahrtausende lang wurden Stoffe mit natürlichen Farbstoffen aus Mineralien (Ocker, Zinnober), Färberpflanzen oder von Tieren (Schildlaus, Purpurschnecke) gefärbt. Bereits aus dem alten Ägypten gibt es Funde von mit Krapp gefärbten Textilien. Aus der Neuen Welt kamen später Farbhölzer dazu (Blauholz, Fisettholz, Gelbholz, Rotholz und Sandelholz.)

Galt dieses Handwerk früher als schmutziges Geschäft, fand man ab dem 13. Jahrhundert aufgrund der Kreuzzüge, von denen wertvolle exotische Stoffe mitgebacht wurden, Gefallen an schön gefärbten Textilien. Arbeiteten die Färber zuerst für die anderen tuchverarbeitenden Zünfte, schlossen sie sich nun zu eigenen Zünften zusammen.

Der Färberberuf war äußerst gesundheitsschädlich: durch Einatmen von Rauch, heißen Beiz- und Farbdämpfen kam es zu Reizung der Atemwege, zu Katarrhen und Asthma; das Arbeiten in fließendem kalten Wasser förderte rheumatische Erkrankungen.

Die verschiedenen Färber wurden lokal und zeitlich unterschiedlich benannt.

Schwarzfärber
Das Färben eines tiefen Schwarz wurde als besondere Kunst angesehen.

Leinwandfärber, Schlechtfärber
Sie färbten die groben Stoffe.

Tuchfärber
Sie färbten Wollstoffe.

Blaufärber, Waidfärber
Sie verwendeten ursprünglich ausschließlich den einheimischen Waid, später auch den viel teureren importierten Indigo.

Türkisch-Rotfärber
Sie hatten sich auf das Färben eines schönen Rottons spezialisiert.

Rauchfärber und Zobelfärber
Sie färbten Leder und Felle (Rauchwaren).

Garnfärber

Seidenfärber

Unter anderem wurden folgende Pflanzen verwendet:

Blaufärbend
Färberknöterich, Färberwaid, Indigopflanze

Gelbfärbend
Echte Goldrute, Echtes Mädesüß, Färberdistel (Saflor), Färberginster, Färberkamille, gelbe  und gemeine Schafgarbe, Johanniskraut, Küchenzwiebel, Odermennig, Rainfarn, Ringelblume

Rotfärbend
Kermesbeere, Echtes Labkraut, Färberdistel, Färberkrapp (Färberröte), Blutweiderich, Schwarzer Holunder, Stockrose, Schwarze Malve, Wiesenlabkraut

Braunfärbend
Echter Dost, Frauenmantel, Kleiner Odermennig, Schöllkraut 

In unserer Gegend wurden außer Krapp keine Färberpflanzen angebaut und auch dieser nur unbedeutend, wie in verschiedenen Topographien angeführt. Namentlich erwähnt ist die Kultivierung in Neustift, Königsbrunn, Mitterstockstall, Frauendorf und Utzenlaa.
Die Schlingpflanze wird 0,5 – 1 m hoch. Zum Färben verwendet werden die Wurzeln und dicken Stiele der dreijährigen Pflanze, die ausgegraben, gereinigt, zerkleinert und getrocknet wurden. In dieser Form wurde die Wurzel wahrscheinlich weiterverkauft. Der daraus gewonnene Farbstoff war das Alizarin-Rot.
Sogar im Grab von Tut Ench Amun (um 1300 v. Chr.) konnte man den Farbstoff nachweisen. Im 19. Jahrhundert verbrauchte man weltweit etwa 70.000 Tonnen Färberkrapp pro Jahr.
Als 1869 die Chemiker Carl Liebermann und Carl Graebe den Farbstoff synthetisch herstellten, kam der Krapp-Anbau innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen. Auch andere künstliche Farbstoffen kamen auf den Markt. Große Firmen verdrängten die kleinen Handwerksbetriebe. 

In Kirchberg sind seit dem 17. Jahrhundert Färber nachweisbar und zwar im Haus Marktplatz 7, DI Heinz Becker.


In Fez (Marokko) wird heute noch von Hand gefärbt. 

Färber

1661: Georg Hierner erhält per Schiff über Krems zwei 2 Säckel Röte vom Georg Siebenhaar in Schlesien.
(Röte - Färberkrapp, Rubia tinctorum. Pflanze, deren Wurzeln zum Rotfärben verwendet wurden. Anbaugebiet in Mitteleuropa, besonders in Schlesien.)

1678: Am 22.4. stirbt Cordula Hiernerin.

Der Färber Valentin Ecker stirbt 1683

1684: Andreas Fellner

Der Färber Anton Wohlfarth hinterließ laut Inventar aus dem Jahr 1771:
Wohnhaus mit Stadl und Garten      4564 fl.
Bargeld                                             1169 fl. 47 xr.
Grundstücke                                     9646 fl.
Warenlager                                       3038 fl.
Wein, 1163 ¾ Eimer                         4338 fl. 12 xr.
Vieh                                                    506 fl. 49 xr.
Hausrat                                             3625 fl. 31 xr.
Aktiva                                                6750 fl.
                                                        33638 fl.
Ab Passiva                                        7473 fl. 19 xr. 1 d.
                                                        26164 fl. 59 xr. 1 d. 
An Grundstücken besaß er 43 Joch Acker, 4 Obstgärten, 16 Viertel Weingarten, 1 Joch Wald,  6 ¼ Tagwerk Wiese, an  Vieh 3 Pferde, 4 Kühe, 2 Zuchtschweine, 11 Frischlinge, 2 trächtige Kälber, 1 Kalb.
Das Warenlager umfasste 227 ¼ Pfund Indigo, 30 Metzen Knoppern (Galläpfel zur Herstellung von Eisengallustinte oder Farbe) 100 Pfund Rot, 200 Pfund Rot Holz, 200 Pfund Blau Holz, 200 Pfund Sandl Holz, 100 Pfund Kupfer Wasser, Weinstein, 115 Pfund Alaun, 8 Zentner Gilb Kraut, 125 Pfund Gilb Holz, 15 Metzen Knoppern. Geschäftsverbindungen hatte er nach Kloster Zwettl, Langenlois und Unterstockstall.

1757: Johann Georg Egger (oder Ecker)  wird im Oberstockstaller Grundbuch im Haus Nr. 1 genannt.
1710 verkauft er per Schiff über Krems 1 Fässel Kupferwasser, 2 Zentner Röte und 4 Achtel Schmalz.
1720 verkauft er 17 St. Leinwand, 3 Zentner Röte, 1 Fässel Prisil, 2 Tonnen Schilf.
(Prisil - Brasilholz oder daraus gewonnener Farbstoff (Brasilin).
Kupferwasser - Kupferhaltiges Eisenvitriol, Verwendung in der Stofffärberei, zur Herstellung verschiedener Farbstoffe (z. B. Berliner Blau zur Schwarzfärbung von Leder), zur Herstellung von Tinte, zur Desinfektion, zur Holzimprägnierung, zur Konservierung von Tierhäuten, zur Beizung von Getreidesaat, zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten im Weinbau, zur Unkrautbekämpfung, zur Herstellung von Mineralfarben und organischen Farbstoffen und als Brechmittel.)

Um 1789: Franz Egger (oder Ecker) ist bürgerl. Färbermeister in Kirchberg 3, Ehefrau ist Josepha geb. Exinger. 
1825 wollen sie ihr Haus versteigern lassen: 
Mit Bewilligung der k.k. Staatsherrschaft Oberstockstall sind Franz Egger und Josepha dessen Ehegattin entschlossen, ihr eigenthümliches bürgerliches Haus im Markte Kirchberg am Wagram Nr. 3 mit der darauf haftenden Färbergerechtigkeit dem Meistbietenden  zu verkaufen….Dieses Haus besteht aus 2 Wohnzimmern, einer Küche, einer ausgepflasterten Speisekammer, einer Färberwerkstatt, schwerer Mang, einem Druckzimmer, einem Kühstall auf 6, und einem Pferdestall auf 4 Stücke, einer großen Weinpresse, einem gewölbten Keller auf 2000 Eimer, einem Krautkeller, einer großen Wagenschupfe, einer Holzschupfe, und einer Fruchtscheune auf 500 Mandel. Dann befinden sich bey dem Hause ein Obst- und zwey Küchengärten. … 
(Wiener Zeitung vom 8.3.1825)
Franz Egger stirbt 1832 mit 79 Jahren in Kirchberg 4.

Um 1838: Der bürgerliche Färbermeister Johann Zwickl und seine Gattin Anna geb. Schober wohnen in Kirchberg 3.

Um 1901: Johann Zwickl ist Färbermeister in Kirchberg 3, Gattin Maria geb. Mantler.

Quellen:
Dissertation von Dr. Franz Eiselt: „Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806“, Wien 1973
Peter Rauscher–Andrea Serles (Bearb.), Bibliographie „Der Donauhandel“, https://donauhandel.univie.ac.at/bibliographie/ (10.10.2022)
Pfarrmatriken Kirchberg
Bay.HStA, HL Passau, Rep. 51, Verz. 1 Fasz. 5/101

http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rben
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rberpflanze
http://www.google.de/imgres? http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Liebermann  
http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/F%C3%A4rber  

Jänner 2015, letzte Ergänzungen Oktober 2022
Maria Knapp