Tabakhandel
"Die Tabkaufseher hatten die Einhaltung des Tabakmonopols zu überwachen und gehörten zu dem "auf dem Lande zerstreuten Bankal- und Taback- dann Siegelgefällspersonal", von dem nur jene als wirkliche k.k. Beamte anzusehen sind, welche mit einen förmlichen Anstellungdekrete versehen sind...
... Die Tabakaufseher und Oberaufseher gehören nicht in die Reihe der Staatsbeamten, jedoch haben die Obrigkeiten über die Vollstreckung der gegen solche Leute durch Urtheil erkannten Arrest und anderen Strafen mit der Gefällsbehörde das vorläufige Einvernehmen zu pflegen, weil derlei Strafen die Individuen von Verrichtung ihrer Amtspflichten abziehen, und es sogleich nothwendig ist, daß die Gefällsbehörde dafür Sorge trage, den Nachteil, der allenfalls dadurch für den Gefällsdienst erwachsen könnte, abzuwenden. Hofdekret vom 14. Juli 1807. ..."
Quelle: Johann KANKA Handbuch des österreichischen Gesetzes über schwere Polizeiübertretungen, ... 1832. Band 2, S. 66, 67.
Sie hatten gewissermassen ein Staatliches Amt ausgeführt, welches vom Staat an Private vergeben wurde, ähnlich der Post.
"....Reisenden, welche in die Nähe der ungarischen Grenze kommen, und ungarischen Tabak rauchen, ist sehr anzurathen, die Grenzbolette, mit welcher sie denselben erhielten, bei sich zu führen, um sich nöthigenfalls gegen die Grenzjäger (Tabakaufseher) legitimieren zu können...."
Quelle: Adolph SCHMIDL, Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Oesterreich mit Salzburg ..., S. 29
"Tabak soll niemand ohne Erlaubniß anbauen, noch den auch mit Erlaubniß der Direktion angebauten Tabak verschenken, oder vertauschen, und an Jemand andern, als allein an die Direktion verkaufen, daher der Anbauer solchen auch nicht zu seinem eigenen Gebrauche zu spinnen, zu mahlen, zu beitzen, oder auf was immer für eine Art zuzurichten, die Erlaubniß hat.
Tabakrauchen in Holz- und Heulagen, Stallungen, auf Dachboden, Baugerüsten, Zimmerplätzen, Brenn- und Bauholzgestätten, Brücken, zwischen den Markthütten und Ständen, in Magazinen mit feuerfangenden Materialien oder Geräthschaften, in Werkstätten, wo in Holz gearbeitet wird, in Scheuern (Stadeln) und anderen feuergefährlichen Orten, ist strengstens verboten, wenn gleich die Tabakspfeife mit einem Deckel versehen ist.
Wer in einem Stalle, in einem Heu- oder Strohgewölbe oder in einer Scheuer (Stadel) Tabak rauchet, begeht eine schwere Polizey-Uebertretung, und ist, wenn er daselbst im Rauchen betreten wird, auf der Stelle zu verhaften.“
Quelle: Thomas HOFER, Handbuch für Ortsrichter, 1840
Die Feuergefahr war eine allgegenwärtige. Da die Häuser mit Stroh gedeckt waren und eng beisammen standen, brannten oft gleich ganze Häuserzeilen nieder. Auf Brandstiftung standen daher hohe Strafen.
Die Tabakaufseher waren Teil der Zoll- und Monopolverwaltung, die wieder den Steuerämtern unterstanden:
Im "Schematismus der k.k. Finanzbeamten des österreichischen Kaiserstaates 1858" ist aufgeführt:
"Steuer-Aemter:
... 5. Kirchberg a. Wagram (I. Cl.)
Schwarz Hieron., Einnehmer.
Dürner Leopold, Controlor.
Mühlbauer Franz, Official.
Kolowrath Johann, Assistent.
Brunner Emerich, Assistent.
Haupt Johann, Assistent.
In den Kirchberger Pfarrmatriken findet man etliche Personen, die mit dem Tabakhandel und der –verwaltung befasst waren.
1799: Theresia; Ehewirtin des Johann Böschl, Tobacküberreiter in Kirchberg 16, stirbt mit 53 Jahren.
1804: Der k.k. Tabakaufseher Johann Georg Wolf stirbt mit 54 Jahren an Abzehrung.
1804: Katharina; die Ehewirtin des Tobackaufsehers Ignaz Telemann stirbt mit 77 Jahren in Kirchberg 1.
Um 1806 ist Nikolaus Baumann ist Tabakverleger in Kirchberg 10, Gattin ist Margarethe geb. Tiller. Um 1808 wohnt er in Kirchberg 26. Ab 1811 wird er auf Nr. 1 genannt. Er stirbt hier im Jahr 1832 mit 71 Jahren an Abzehrung.
Um 1806: Nikolaus Baumann ist Tabakverleger in Kirchberg 10, um 1808 auf Nr. 26.
Ab 1811wird er auf Nr. 1 genannt. Er stirbt 1932.
Um 1830: Georg Gangelmayer ist Oberaufseher beim k.k. Tabakgefälle.
1833: Florian Poller ist Tabackaufseher in Kirchberg, er stirbt im Haus 14 mit 41 Jahren.
1833: Der Tabakaufseher Johann Kainz stirbt mit 46 Jahren in Kirchberg 14.
1804: Der k.k. Tabak- und Siegegefällen-Unteraufseher Ignaz Dillemann ist verstorben.
1854
Kundmachung eines erledigten Tabak-Großverschleißpostens
Von der k.k. österr. Finanz-Landes-Direktion wird hiermit bekannt gemacht, daß der k.k. Tabak- und Stempel-Unterverlag zu Kirchberg am Wagram auf dem Wege der öffentlichen Konkurrenz mittelst Ueberreichung schriftlicher Offerte dem als geeignet erkannten Bewerber, welcher die geringste Verschleiß-Provision sich bedingt, verliehen werden wird.
Der Verkehr dieses Großverschleißpostens betrug in dem Jahre vom 1. November 1952 bis Ende Oktober 1853 an Tabak 19.297 Pfund, im Gelde 12.538 Gulden 45 1/4 kr, an Stempelmarken höherer Klasse 42 fl, an Stempelpapaier minderer Klasse 1180 fl 31 kr….
Wiener Zeitung vom 28.9.1854
1857 wurde der Posten wiederum vergeben.
1860: Michael Zederbauer ist k.k. Tabak- und Stempelgefälleaufseher in Kirchberg 24.
1884 ist der Posten neuerlich ausgeschrieben.
Um 1903 gab es in Kirchberg folgende Tabak-Trafikanten: Alois Burgstller, Michael Diewald, Josef Prosl und Maris Wodiczka
Um 1903 in Mallon: Franz Hainzl
Um 1903 in Winkl: Franziska Zehetner
1906: Abmeldung Juliane Söllner, Dörfl, Gast- und Schankgewerbe, Tabak-Trafik
Um 1907/1911: Michael Diwald, Tabakwarenhandel in Kirchberg
Um 1913 hatte Jakob Krutina Sodawasserfabrikant in Kirchberg. Wahrscheinlich um die selbe Zeit war er Besitzer des Kirchberger Tabak-Hauptverlages. Er war im 1. Weltkrieg eingerückt. Nach seiner Heimkehr verkaufte er Geschäft und Haus und wanderte nach Südamerika aus. 1930 kam er mit Gattin und Tochter auf Besuch in die alte Heimat: Er hatte die Absicht, sich in Brasilien seßhaft zu machen, was ihm auch gelang. Er lebt derzeit in guten Verhältnissen im Staate Sta. Catharina auf einer neu entstehenden Ansiedlung. Allerdings ist damit Herr Krutina einer der wenigen Glücklichen unter den vielen Auswanderern, die imstande waren, sich durchzuarbeiten. Denn nur in wenigen Fällen haben sich die Hoffnungen der Auswanderer erfüllt. Heute ist Herr Krutina Gasthofbesitzer in einem aufstrebenden Ort und samot samt seiner Familie wohl für alle Zukunft gesichert. Der Besuch der Familie Krutina in Kirchberg erregte bei ihren alten Freunden große Freude.
(Alpenländische Rundschau vom 28.6.1930)
Der Tabakaufseher beaufsichtigt die Tabakernte.
Der Tabakverleger verkauft Tabak (meist Großhandel).
Der Tabaküberreiter ist ein Steuer-/Zollbeamter.
Mai 2020, Letzte Ergänzung Oktober 2022
Andreas Nowotny, Maria Knapp