Die Wurzeln der Uhrmacherkunst liegen bei den Schlossern und Schmieden. Die Erfindung der Zugfeder vor 1430 und die folgende Entstehung erster tragbarer Uhren (Taschenuhren) im frühen 16. Jahrhundert förderte die Herausbildung des Gewerbes der Kleinuhrmacher. 1581 trennten sich diese von den Schlossern, gaben sich eine eigene Gesellenordnung und besaßen ab 1690 eine eigene Lade (für Ordnungen, Siegel, Archiv, Geld); die Herstellung der Uhrgehäuse und Uhrkästen oblag den Uhrgehäusemachern.

1621 setzten die Großuhrmacher zwar eigene Meisterstücke durch, konnten sich aber erst 1769 von den Schlossern trennen. Schwierigkeiten ergaben sich in der Folge hinsichtlich der Abgrenzung zwischen Klein- und Großuhrmachern; die Vereinigung zu einer gemeinsamen "Genossenschaft der Uhrmacher" gelang erst 1859.
 
 
Tischuhr um 1890
 
 
 
Uhrmacher 
 
1847: Jakob Haumer, bürgerl. Uhrmacher und Inwohner, stirbt mit 84 Jahren in Kirchberg 26 an einer Lungenlähmung.
 
Lorenz Poppenberger
Geboren am 19.7.1811 als Bauernsohn in Hadres. Bei seiner Heirat 1839 in Absdorf wird er mit „Herr“ tituliert und als bürgerlicher Uhrmacher und Glaserer Meister in Kirchberg am Wagram bezeichnet. Er stirbt 1884 mit 73 Jahren in Kirchberg 34 am Gehirnschlag.
 
1856: Franz Kysiwat ist Uhrmacher in Kirchberg, Gattin ist Theresia Schwanzer aus Bierbaum. Er stammte aus Chlub in Böhmen. Bei seiner Hochzeit 1851 wird er als Uhrmacher im Markt Grafenwörth genannt, bei Tod des Kindes Juliana 1856 bereits in Kirchberg 9.  
 
Um 1899: Der aus Artholz in Böhmen stammende Jakob Mantler war Uhrmacher in Oberstockstall. Bei der Geburt seines Sohnes Franz 1863 war er Uhrmacher und Inwohner in Feuersbrunn 76.
Franz Mantler wohnte bei seiner Heirat 1894 mit Maria Reich aus Marburg in der Steiermark, in Wien-Währing. 1899 wurde in Oberstockstall 21 Tochter Maria Ludmilla geboren. 
Franz Mantler ist 1895 bei der Renovierung der Kapelle in Mallon genannt.
 
Dank. Die Ortsgemeinde Oberstockstall spricht hiemit Herrn Gutsbesitzer Franz Salomon aus Stein für die Güte, daß er der Gemeinde die Schloßturmuhr renovieren ließ, ihren öffentlichen Dank aus.
Sowie dem Uhrmacher Herrn Franz Mantler aus Oberstockstall, der die Uhr instand setzte, da selbe schon mehr als 100 Jahre in den abgelegenen Räumen des Schlosses lag und durch denselben auf die Minute reguliert wurde.
Oberstockstall, im Nov 1913.
Franz Passecker, Bürgermeister.
(Österreichische Land-Zeitung vom 8.11.1913)
 
1902: Der Uhrmacher Eugen Hoffmann, geb. in Bergstadt in Mähren, stirbt 1902 mit 77 Jahren in Kirchberg am Wagram 32 an einer Bauchfellentzündung.
 
Um 1903: Anton Orthner ist Uhrmachermeister in Königsbrunn.
 
1928: Der Uhrmachergehilfe Engelbert Heinzl aus Sachsendorf ertrinkt beim Baden in der Donau.

1930: Anmeldung Marie Fux als Witwe des Friedrich Fux, Uhrmachergewerbe in Kirchberg 51 als Zweigniederlassung von Krems, Gesch.f. Friedrich Reiter, Abmeldung 1931  

1949: Anmeldung Johann Krammer Unterstockstall 25, Uhrmachergewerbe, Abmeldung 1950
 
1950: Abmeldung Karl Ebermann, Engelmannsbrunn 32, Handel mit Uhren
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Familie Fandl 
Josef Fandl
(17.1.1836, Tulln  - 27.7.1917, Kirchberg am Wagram)
Sein Vater Josef, der ebenfalls Uhrmacher war, stammte aus Györ in Ungarn. Er betrieb sein Gewerbe in Orth an der Donau und später in Tulln, wo auch Josef jun. geboren wurde. Dieser
machte in Wien seine Uhrmacherlehre, und eröffnete um 1867 einen Betrieb in Kirchberg. 1869 heiratete er Juliane Legerer, Tochter des Hafnermeisters in  Kirchberg 27 (heute Weinhaus) und wohnte vorerst auch hier. Bei der Geburt seiner fünf Kinder wird Kirchberg 33 bzw. 32 als Adresse angegeben.
Nach dem Tod des Uhrmacher Eugen Hoffmann im Jahr 1902 übersiedelt Josef Fandl in dessen Werkstatt und Geschäftslokal im 1. Stock des Hauses Marktplatz 5 (heute Rathaus).

Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, 1867
Herr Josef Fandl, Uhrmacher zu Kirchberg am Wagram, hat die Thurmuhr zur allseitigen Zufriedenheit hergestellt. Das Steigrad, sowie der Anker ist neu gemacht, und zugleich auch eine das Richtiggehen der Uhr  bezweckende Construction hergestellt. Das übrige Räderwerk, sowohl vom Geh- wie auch von beiden Schlagwerken sind vollkommen überarbeitet, und beide Windfänge neu gemacht worden. Auch die Gewicht-Schnüre sind neu beigeschafft.
 
Emerich Fandl
(1. 4. 1877, Kirchberg - 5. 8. 1923, Kirchberg)
Als 14-Jähriger beginnt er bei seinem Vater eine Uhrmacherlehre, um danach bei anderen Uhrmachern in St. Pölten und Freistadt seine Kenntnisse zu erweitern. Nach dem Militärdienst übernimmt er 1910 das Geschäft seines Vaters und übersiedelte später in die Häuser Nr. 2, 4 und Marktplatz 15 (heute oberer Nebeneingang der Apotheke). Das Geschäft wurde durch eine Buch- und Schreibwarenhandlung ergänzt.
1931: Anmeldung Witwenbetrieb, Kirchberg 15, durch Anna Fandl, Geschäftsführer Gottfried Schuhmeister
 
Otto Fandl
(2.2.1913 - 31.5.2002)

Er war vor und nach dem 2. Weltkrieg als Lehrer in Kirchberg und Stockerau tätig, 1956 bestand er die Uhrmachermeisterprüfung und arbeitete, wenn es seine Zeit als Lehrer erlaubte, auch im Geschäft mit. Das Geschäft wurde nach Kirchberg, Marktplatz 21 verlegt.
Näheres zu Otto Fandl siehe hier.

Ilse Fandl
Tochter Ilse Fand führte das Geschäft mit und nach ihrem Vater. Im Mai 2021 ging das Geschäft in fremde Hände über. Der Betrieb bestand in Kirchberg seit 1868, also 153 Jahre lang.
 
Die neue Betreiberin ist Gisela Bitzinger  
 
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Zeitungsinserate
Kremser Volksblatt, 1885
 
Österreichische Landzeitung, 1903
 
Das Interessante Blatt, 1911
 
Das Interessante Blatt, 1911
 
Das Rote Kreuz, 1912, alle veröffentlicht in ANNO
 
 
 
Quellen:
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram, Feuersbrunn, Tulln
Österreichischer Zentralkataster sämtlicher Handels-, Industrie- und Gewerbebetriebe, 1903
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf 
 
 
Jänner 2022
Maria Knapp