Im 19. Jahrhundert nahm die Erzeugung gebrannter Ziegel außerhalb der Städte zu, da man daranging, von den Lehmziegeln auf gebrannte Ziegel umzusteigen.

Dieser Beruf war nicht innungsmäßig organisiert und man konnte den Beruf auch nicht erlernen. Es war eine Saisonarbeit, da bei Frost die Ziegel nicht gebrannt werden konnten. Oft handelte es sich um Wanderarbeiter, die sozialen Verhältnisse waren schlecht.

Der Lehm für die Ziegel wurde gleich vor Ort gewonnen. Man kann diese Stellen heute noch erkennen, da dort häufig noch Vertiefungen in den Ackerflächen vorhanden sind. Nachdem das Material mit Wasser zu einem dicken Brei verarbeitet worden war, goss man diesen in vorbereitete Formen – das war meist Frauenarbeit. Die Model wurden vorher mit Sand bestreut, damit die Ziegel nicht haften blieben, das erledigten die „Sandler“. Dann wurden die Ziegel aus der Form geschlagen und zum Trocknen aufgelegt. Wenn die Ziegel getrocknet waren, wurden sie im Ziegelofen gebrannt.  Jeder Model musste einen eigenen Stempel haben, an dem man den Betrieb feststellen konnte.

In vielen Ortschaften gab es ein wenig außerhalb des Dorfes einen Ziegelofen.

 
Gebrannte Ziegel sind keine Erfindung unserer Zeit. Bereits in Babylonien kannte man
diese Technik, die später auch die Römer übernahmen. Die Ziegel waren flacher und größer.
Hier wurden sie als Pfeiler für die Fußbodenheizung in einer Villa in Pompeji verwendet. 

  
 Ziegelmodel: NÖ Museum für Volkskultur in Groß-Schweinbarth 

  
Die Ziegel der Gemeinde Winkl 

  
 verschiedene Modelle

Die bekannteste Ziegelfirma war die von Heinrich Drasche aus Wien mit dem Zeichen HD, aus der sich die Wienerberger Ziegelfabrik entwickelte.

    
   Die Ziegel von Heinrich Drasche                                    Wienerberger Ziegel  

 
Alte Ziegel aus dem museumkrems  

 
Diese Mauer in einem Schüttkasten ist unten mit gebrannten Ziegeln
gemauert, oben, wo keine Feuchtigkeit hinkommt, mit Lehmziegeln.

Ziegelschläger  

Altenwörth

1908: Abmeldung Josefine Hametner, Altenwörth

 

Dörfl

1833: Michael Xantner ist Ziegelbrenner am Ziegelofen in Dörfl

Um 1875: Andreas Siman (Schiman) arbeitet am Dörfler Ziegelofen..      

 

Frauendorf

Um 1875 arbeitet am   Frauendorfer Ziegelofen  Franz Siman (Schiman).      

 

Kirchberg am Wagram 

1831: Jakob Hofbauer 

1862 wird in Kirchberg oder in der Nähe ein Ziegelofen verkauft:
Wirthschaft sammt Ziegelofen.
Im Bezirk Kirchberg am Wagram ist eine Wirtschaft mit Garten und 18 Joch sehr guten Hausgründen, worunter 4 Joch Lehnmgrund mit einem gebauten Ziegelofen und Trockenhütten, sammt Fundust Instructus zu verkaufen. Auch würde ein Compagnon zum stärkeren Betriebe gesucht. Die Ziegel sind anerkannt unter die vorzüglichsten zu zählen….
(Die Presse vom 3.9.1862, veröffentlicht in ANNO)

1876: Der Ziegelschläger Ambros Zemlitzka erhängt sich mit 36 Jahren in Kirchberg 20.

Um 1912: Theodor Mottl war Ziegelschläger in Kirchberg 43. Er stammte aus Onsobi in Böhmen, seine Gattin war Antonia geb. Nerava. 

Kollersdorf

Der Ziegelofen befand sich  in Richtung Altenwörth am Rand einer kleinen Au. 

1830: Valentin Grüneis/Krenes mit seiner Gattin Johann geb. Friedl. Er war Ziegelbrenner aus Zwittau in Mähren. Sie wohnten vorerst im Freihof. 1840, bei der Geburt von Sohn Franz wird Valentin bereits als Hauer in Kollersdorf 48 bezeichnet.

Um 1863: Wenzeslaus Cerny und Gattin Petronilla, geb. Kabilka, aus dem Brünner Bezirk. Er wird im Jahr 1900 bei der Geburt seines Enkelsohnes Jakob in Utzenlaa genannt.

Um 1872: Josef Hejzler oder Eißler und Katharina geb. Struzka

Um 1873: Wolschansky Josef aus Misliboviz und Gattin Maria geb. Nemetz. Er wird als Maurergeselle ausgewiesen.

1875: Der Ziegelbrenner Johann Brunner stirbt mit 50 Jahren beim Ziegelofen Kollersdorf.

 

Königsbrunn

Um 1903 betrieb die Gemeinde einen Ziegelofen

Um 1903: Josef Mann

 

Mallon

Um 1821: Jakob Platzer ist Ziegelschläger in Mallon 28, er stammt aus Raabs.

Um 1878: Josef Wuzil, wohnhaft in Mallon 25.

Um 1882: Johann Ulbrich 

Um 1883: Josef Kreska 

Neustift

Hier befanden sich gleich drei Ziegelöfen. Einer war bei der "Uhuhütte" im Altendorf, einer in der Ried Burggrund und einer im Teufelsgrund an der Ochsenstraße

Um 1830: Ignaz Scheidel ist Ziegelschlager, wohnhaft in Neustift 27.

1832: Der Ziegelschläger Michael Helmreich stirbt mit 37 Jahren an Fieber in Neustift 58.

Um 1844: Philippina Mockri, ist verwitwete Ziegelschlägerin am Ziegelofen in Neustift.

1847: Am Ziegelofen Neustift stirbt Johanna Haupt aus Waltendorf, Herrschaft Würmla, Ehefrau des Ziegelschlägers Joseph Haupt, mit 48 Jahren am Magenkrampf.

1852: Die ledige Magdalena Kappenberger arbeitet im Neustifter Ziegelofen. 

Um 1863: Josef Hammerl

Um 1865: Andreas Schimon

Um 1873: Anton Böhm

1905: Ummeldung Ziegelbrennergewerbe Josefine Hametner

1911 wird der Ziegelschläger Martin Rametsteiner, Haus Nr. 72,  anläßlich der Geburt seines Sohnes in den Pfarrmatiken erwähnt. Sein Vater gleichen Namens wohnte als Ziegelschläger in Königsbrunn. Verheiratet war er mit Juliana Forche aus Ernstbrunn, ebenfalls die Tochter eines Ziegelbrenners dort. Taufpatin war Katharina Berger, Ziegelschlägersgattin, ebenfalls Haus Nr. 72

Um 1918: Aloisia Tripola, wh .in Neustift 42

 

Oberstockstall

1906: Ummeldung Franz Ehn, Ziegelbrenner in Oberstockstall

 

Sachsendorf

Um 1784: Michael Graf ist Ziegelschlager in Sachsendorf 2.

1858 sind die Eheleute Adalbert und Barbara Struska anlässlich der Geburt ihrer Tochter Barbara in den Taufmatriken Altenwörth eingetragen. Sie stammen aus Wittingau in Böhmen.

Unterstockstall

Eine Zeit lang gab es am Mitterberg einen Ziegelofen über den anlässlich eines Rechtsstreites über die Entnahme von Wasser aus dem Ortsbach berichtet wird: 
Den Ziegelofen am Mitterberg hat Ferdinand List an seinem Acker am Mitterberg errichtet, wo er zugleich mit Mathias Mann von hier Ziegel fabrizirte.  Späterhin wurde von Seite der Gemeinde mit List das Einverständnis getroffen, daß auch die Gemeinde mit auf des List Ackergrund Ziegel schlagen dürfe gegen dem daß sich die Gemeinde herbeiließ ihm durch einen halben Tag länger die Bewässerung mittelst des Baches zu überlassen, als es nach dem Vergleich v. J. 1799 einem Bauer zustand. Nicht lange darauf, da der Grund weniger wurde, ist dem Matias Mann, Vater des Josef  Mann, gegen gleiche Bedingung rücksichtlich der Benützung seines Ackers am Mitterberg das gleiche Recht wie dem List zugestanden worden. Dieß ist schon vor dem Kapellenbau, folglich zwischen den Jahren 1800 – 1803 geschehen, doch weiß ich dieß nicht genau. Es ist aber über diesen Anstand von Seite der löbl. Hft St. Andrä bei dem Müller Josef Krumböck ein Protokoll aufgenommen worden, wobei ich zugegen war. Ich weiß aber nicht mehr genau, was aufgenommen worden ist, nur den Gegenstand, nicht aber die Bedingungen sind mir bekannt.
Johann Krumpöck m/p

Bis zum Jahr 1823 durften alle Ortsbewohner diesen Ziegelofen und die Erde der beiden Äcker in Anspruch nehmen, bis Mathias Mantler, der das Haus List übernahm, sich dies verbat.

Ein weiterer Ziegelofen, der ebenfalls zum Besitz der Familie List/Mantler/Mann (jetzt Greil) gehörte,  befand sich in Richtung Frauendorf (das Haus steht noch). Hier wurde auch Gebrauchskeramik produziert.

1863/1870: Stephan Michel in Unterstockstall wird erwähnt, als seine Tochter im Ziegelofen Winkl ein lediges Kind bekommt, bzw. bei der Geburt eines Sohnes.  Er war in Gurschdorf, Kreis Troppau, in Schlesien geboren. Er stirbt um 1878 in Unterstockstall 3 mit 57 Jahren.

1870: Der Ziegelschlager Ignaz Zimmel stirbt mit 53 Jahren in Unterstockstall 1

Um 1883: Theresia Michl ist Taglöhnerin.

1896: Anmeldung Ziegelbrennerei Franz Riedel

1897: Sulzer Leopold starb am Ziegelofen mit 49 Jahren an Säuferpneumonie.

Um 1903: Anton Groiss, Rücklegung 1907

1921: Josef Versetzky und Barbara geb. Gungal sind Ziegelbrenner im Ziegelofen Unterstockstall, wh. Nr. 50.

In Richtung Kirchberg besaß die Wirtsfamilie Diwald einen Ziegelofen. 

1904: Sophia Karl ist Ziegelschlägersgattin am Ziegelofen in Unterstockstall. 1904 ist sie Taufpatin bei der Geburt der Leopoldine Michel, Ziegelschlägerskind aus Utzenlaa.

Der Gastwirt Mathias Diwald besaß auf einem Acker in der Ried Hinterberg (Richtung Kirchberg am Wagram. Nach seinem Tod im Jahr 1930 erhielt die Tochter Maria den Acker, der Ziegelofen wurde stillgelegt.

 

Utzenlaa

Um 1876: Vinzenz Drexler ist Taglöhner am Ziegelofen in Utzenlaa. Er stammt aus Rudelsdorf in Mähren. Gattin ist Johanna geb. Abraham aus Wachtl in Mähren. Er ist bei der Geburt seines Sohnes Josef am 6.2.1874 in den Taufmatriken genannt.

Um 1900: Johann Cerny ist Ziegelschläger in Utzenlaa am Gemeinde-Ziegelofen. Gattin ist Anna geb. Blazek aus Hietzing. 1900 wird Sohn Jakob geboren.

Bis 1899: Die Familie Leopold Bauer aus Bierbaum besaß in Utzenlaa einen Ziegelofen auf einem ihrer Äcker. Er schreibt in seiner Familienchronik:
Sehr hart traf die Eltern die Hochwasserschäden im Jahr 1897, wo der Ziegelofen bei Utzenlaa, wo fast die fertigen Ziegel vernichtet wurden, wieder aufgebaut, trat im Jahre 1899 nochmals Hochwasser ein, sodass wieder fast die ganze Ernte und auch die Ziegelei wieder zugrunde ging. 50 Klafter Holz wurden davongeschwemmt und auch die geschlagenen Ziegel wurden durch Wasser vernichtet und wurde nicht mehr aufgebaut.

 

Winkl 

Der Gemeindeziegelofen befand sich  Richtung Altenwörth in der Ried Enggasse. Ältere Leute können sich noch daran erinnern, dass dort Ziegel gefunden wurden, aber von einem Haus weiß niemand mehr. Bei der Kommassierung kamen dort ebenfalls Ziegel zum Vorschein.  

1863: Theresia Michael, ledige Ziegelschlägerin am Ziegelofen Winkl bekommt ein Kind. Zeuge ist Johanna, Gattin des Stephan Michael, Ziegelschläger in Unterstockstall.  Das Kind stirbt noch im selben Jahr.

1877: Katharina, die sechsjährige Tochter des Ziegelschlägers Anton Rabensteiner stirbt an Rachenbräune (Diphterie).
Anton Schüller ist hier Ziegelbrenner. 

1878: Der verehelichte Ziegelschläger Georg Gruber stirbt mit 63 Jahren im Armenhaus in Winkl.

Um 1878: Franz Bierent, wurde in‚ Gurschforf, k.k. Schlesien, Troppauer Kreis, am 29.1.1872 mit Veronika Weese getraut. Bei der (tot)Geburt seines Sohnes am 17.4.1878 war er Ziegelschläger in Utzenlaa.

Bis 1888: Leopold Fantner war Ziegelschläger in Winkl und übersiedelte in diesem Jahr mit seiner Familie nach Absdorf.  

1892 : Katharina Braureich geb. Hemeder, Ziegelschlägersgattin, stirbt mit 53 Jahren an Unterleibsentartung am Ziegelofen Winkl.

1892 – mind. 1895: Leopold Sulzer war Ziegelschläger in Winkl.  

Bis 1896: Josef Joska, er ist danach nach Neustift übersiedelt, die Tochter Theresia ist 1888 in Naglern, Pf. Simonsfeld geboren worden, Tochter Katharina 1890 in Rückersdorf.  

Bis 1897: Franz Cebisch, er übersiedelte danach nach Bierbaum . Sohn Johann war 1889 in Unbaschenau geboren worden.  

Um 1900: Anton Versezky

1931 wird der „Ziegelofen“ in den Protokollen noch  als Ortsangabe erwähnt, und zwar wurde dort Holz geschlagen.  

Am nördlichen Ende des Rieds Donaufeld befand sich ein zweiter Ziegelofen. Eigentümer war nach Anton Delapina, Besitzer des Bärenhofes in Oberstockstall, von 1863 bis 1882 die Familie Maringer von Winkl 28, bei denen im Haus einige der Ziegelschläger wohnten, danach Familie Johann Österreicher aus Königsbrunn. Nach 1900 dürfte der Ofen nicht mehr betrieben worden sein, da es in den Matriken keine Einträge über Ziegelschläger mehr gab. Bei den obigen Einträgen in den Matrikenbüchern kann nicht gesagt werden, bei welchem Ziegelofen die einzelnen Personen gearbeitet haben.

1863: Am Ziegelofen Winkl des Anton Maringer wurde ein Kind unbekannten Geschlechtes tot aufgefunden. Es war ein 8-Monatskind, das angeblich von der ledigen Ziegelschlagerin Sophia Hank geboren wurde. Das Kind wurde am Friedhof beerdigt.


Inserat in der Presse, 1862, veröffentlicht in ANNO

 

Eigenproduktion

Für die Herstellung von Lehmziegeln benötigte man nicht viel: Selbstgezimmerte Model, Lehm und Getreidespelzen für einen besseren Halt. Diese Ziegel wurden viele Jahrhundert lang verwendet, ihr Nachteil war, dass sie bei Feuchtigkeit ihre Form verloren - für eine hochwassergefährdete Gegend wie die unsere, war das nicht gerade günstig. 

Um die MItte des vorigen Jahrhunderts fertigten noch manche Leute die Ziegel für den Hausbau selbst an. Sie verwendeten dazu Lösch, einen Abfall bei der Kohlenproduktion, Zement und Wasser. Dieses ziemlich trocken gehaltene Gemisch wurde in selbst hergestellte Formen gegossen. Bei größeren Formaten wurde das Gewicht durch konisch geschnittene Stössel verringert, die man die Formen steckte. Die Form konnte man gleich entfernen, die Ziegel trockneten an der Luft. 

Quellen:
Schulmatriken Winkl
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram und Altenwörth
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf

September 2013, letzte Änderung Februar 2024
Maria Knapp