Als in den Dörfern noch die Kirtage zum Brauchtum gehörten, wurden die Vorbereitungen hiefür meist von jenen Burschen erledigt, die in diesem Jahr Musterung hatten. Sie wurden Kirabuam oder Kirtabuam, also Kirchtagsbuben genannt.
Beim Kirtag handelte es sich um das größte Fest im Dorf. Eine Woche vorher lud man die Verwandten von rundum dazu ein. Unter der Woche strich man die Häuser neu, die Frauen putzten drinnen. Mitte der Woche begannen sie zu backen: Weißbrot, Torten und Krapfen und das nicht zu wenig. Dann kamen die Schausteller mit dem Ringelspiel und der Schaukel und auch die Zuckerbäcker und Lebzelter stellten ihre Standl auf.
Die Kirtabuam kümmerten sich um eine Musikkapelle, sie schmückten den Tanzsaal und halfen dem Wirt, Tische und Bänke aufstellen. Oft besorgten sie auch einen Tanzbaum. Die Mädchen flochten dazu aus Fichtenzweigen einen großen Kranz, den sie mit bunten Bändern und Papierrosen schmückten.
Bereits am Samstagabend machten die Standler auf, meist war auch eine Schießbude da. Die Kirtabuam brachten den Tanzbaum mit Musikbegleitung zum Gasthaus und stellten ihn auf. Am Kranz waren Würste befestigt, die die Baumkraxler herunterholen sollten.
Um 3 Uhr Sonntag nachmittags stellten sich die Kirtabuam und die Musikkapelle am Ortsanfang auf. In Weinorten trugen zwei Burschen an einer langen Stange den Hüterkranz auf den Schultern, links und rechts trugen je einer eine mit bunten Bändern geschmückte Flasche Wein. Die Gruppe zog mit Marschmusik juchzend durchs Dorf dem Wirtshaus zu. Ab und zu machten sie Halt und brachten einem bedeutenden Ortsbewohner ein Ständchen dar. Nach der Bewirtung mit Gebäck und Wein und klingender Münze für die Musik zog man weiter. Nach einem Ständchen für die Wirtsleute ging es in den Gastgarten zum Konzert. Die Kirtabuam hielten Kegelbahn und Spieltische in Betrieb. Abends gab es im übervollen Saal Tanz, der von den Weingartenhütern, wo es solche gab, eröffnet wurde. Die Kirtabuam mit ihren Mädchen schlossen sich an, bald tanzte alles bis zum frühen Morgen.
Wie sich der Sonntag abspielte, verlief auch der Montag, nur war der Besuch schwächer, da für Ortsfremde ein Arbeitstag war. Gerade an den Montagen kam es öfter zu Meinungsverschiedenheiten, die oft in Raufereien mündeten, dann mussten die Kirtabuam den Richter spielen.  
 
Kirtabuam in Frauendorf; Foto von Franz Riegler, Frauendorf
Jänner 2020
Maria Knapp