Hochwasserstein in Ponsee:  8,16 m Höhe

Schulchronik Winkl, Lehrer Jakob Jungbauer
Am 1. August 1897 wurde der Ort von einer riesigen Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Es war die größte Überschwemmung der höchste Wasserstand seit Menschengedenken. Die Höhe ist an einem Pfeiler im Vorgarten der Volksschule angezeichnet. Mit Ausnahme von 4 Häusern d. i. Josef Schocher, Josef Deimel, Johann Pfaller, Johann Hummer außerdem im Gemeindehaus No 1 war das Wasser in allen Wohnungen. In der Kirche stand es an der linken, tiefer gelegenen Seite nur auf, sonst blieb sie trocken. Da überall Wasser war, mußten alle ihre Wohnungen verlassen. In der Schule war das Wasser 23 cm hoch.
Menschen und Tiere mußten ihr Heim verlassen und wurden alle nach Neustift geschifft. Die Neustifter selbst waren es, welche die Bedrängten retteten, nicht nur bei Tage, sondern auch in der Nacht. Ihnen sei auch der erste Dank für die Hilfe und auch für die Pflege der Hilfsbedürftigen. Da das Wasser immer ärger und ärger wurde, wurde Militär zu Hilfe gerufen und auch gesendet. Wären die Pioniere nicht gewesen, so wären 6 Menschen /: Gruber Johann, ein Schwager von ihm, der Landbriefträger Diewald von Kirchberg a Wagr., der Schiffsmann Johann Nesinger und 2 Schwäger von ihm :/ ertrunken.

Mauern stürzten ein in 19 Nummern, beschädigt waren noch mehr.
Die Feldfrüchte waren alle vernichtet und dadurch große Futternoth, welche aber durch Zufuhren von Futter aus den Nachbarorthschaften theilweise gelindert wurde. Auch Nahrungsmittel wurden zugeschickt.
Außerdem wurden vom n.ö. Landes-Hilfs-Comité Ziegel, Kalk, Kleider, Hafer, Gerste und Kartoffeln gespendet. Die Häuser wurden den Betroffenen aufgebaut. Ein Haus, das No 46 /:Armbruster:/ wurde ganz neu aufgebaut.

Zur Linderung des Schadens von allen erhielt die Bevölkerung aus Landesmitteln zur Vertheilung noch 2200 Gulden. Dank den Spendern.
Wie man am Wasserstand in der Kirche sehen kann, war das Hochwasser des Jahres 1897 niedriger als jenes vom Jahr 2002, da bei letzterem auch der rechte Teil der Kirche überschwemmt war.
 

Schulchronik Neustift, Lehrer Ludwig Marzani
Am 1., 2. u. 3 August 1897 wurde das Donaufeld soweit wie noch nie überschwemmt; Winkl war in großer Gefahr u. hätte gewiß Menschen- u. Thierleben zu beklagen, wenn nicht einige beherzte Männer von Neustift nach 48stündiger, hochgefährlicher Arbeit die meisten Menschen und Hausthiere mit einer Zille gerettet u. in Neustift untergebracht hätten. Zu diesen Wackeren gehören insbesonders: Der Herr Bürgermeister Franz Walzer, Johann Zimmermann, Johann Zehetner, Carl Schmidt.Etwa 200 Schritte ober dem sogenannten Seekreuz war die Landungsstelle. Der Schulleiter (L. Marzani) hielt die Ordnung in der ganzen Rettungsaction und labte die Arbeiter auf eigene Kosten. Die Kinder von Winkl wurden im hiesigen Lehrzimmer untergebracht, wo sie von der Lehrerfamilie auch die Kost erhielten.
Der Reif, Hagel u. Hochwasser hatten das Jahr 1897 zu einem Unglücksjahr gestempelt.

Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Sedlmayer
Die Pfarrgemeinde Altenwörth wurde in diesen Tagen in der Zeit von 31. Juli bis 6. August durch Hochwasser heimgesucht. In den Tagen von 27. bis einschließlich 30. Juli regnete es hier u. in Ober Österreich in weiten Umkreis u. mehreren Kronländern unaufhörlich; die Folge davon war, daß am 31. Juli die Donau hier aus ihrem Bette traht. Nachmittags ging bereits das Wasser über die rückwärts hinter dem Orte befindliche Brücke der Kollersdorfer Straße. In der Nacht von 31. Juli bis 1. August wurde der ganze Ort von allen Seiten abgesperrt. Am Tage des 1. August stieg das Wasser beständig. In der Nacht von 1. Aug. bis 2. August kamen 2 Meter Wasser ……. In der Scheune war der Mesner Lechner einquartiert. Wäsch u. Kleidungsstücke von Ortsbewohnern waren auf den Dachböden untergebracht. An Vieh waren in den Stallungen & Hofräumlichkeiten einquartiert 3 Stück Kühe, 12 Stück Schweine u. ein Zuchtschwein mit Jungen und diverses Geflügel. Am 3. August fiel das Wasser sehr langsam und der 4. August brachte ein starkes Fallen. Durch dieses Hochwasser erlitt die Pfarrgemeinde einen großen Schaden an den Früchten, die noch am Felde waren und an den Gebäuden. In Kollersdorf betrug der Schaden 28000 fl und in Altenwörth & Gigging 29000 fl. In Altenwörth wurden 18 Häuser und in Gigging 8 Häuser beschädigt. Vom Landesausschuss u. von Privaten kam ausgiebige Hilfe.

Als der Statthalter Grf. Kielmansegg das Überschwemmungsgebiet bereiste über Verständigung hin, begaben ich und die Gemeindevertretung von Altenwörth uns zum Landungsplatz des Dampfschiffes zu Zwentendorf und brachten unsere Bitten vor wegen endlicher Erbauung des schon längst projectierten Schutzdammes. Diese Bitte wurde unterstützt und des Näheren motivirt durch unseren Land u. Reichsraths-abgeordneten Herrn Leopold Steiner aus Wien. Der Statthalter erklärte, daß die Regierung bereit hiezu sei, wenn der Reichsrath die Mittel bewilligt.
 

Schulchronik Altenwörth, Lehrer Anton Bachner
Am 30. Juli bis 5. August wurde unser Ort vom Hochwasser überschwemmt. Das Wasser stieg diesmal höher als bei allen früheren Überschwemmungen. Es blieb diesmal nur ein ganz kleiner Teil des Ortes trocken. Die Straße vom Nowotny No 27 bis No 33 die Gärten und Höfe waren von allen Gebäuden überschwemmt mit Ausnahme v. Pfarrhof u. Kirchenhof. In Altenwörth stürzte das Haus N. 2 ein die N 6.7.8.9.14.15.20.22.23.24.26.27.33.34.40.41 erlitten Beschädigungen und beträgt der Schaden bei 4000 fl. Der Schaden an Feldfrüchten bei 14000 fl. In Gigging stürzte das Haus N. 8 ein. Die Häuser N 5.21.12.13.23.24 erlitten Beschädigungen. Der Schaden an Gebäuden beträgt über 1000 fl. an Feldfrüchten über 10000 fl. In Kollersdorf und Sachsendorf beträgt der Schaden an Feldfrüchten über 26000 fl. Der Gesamtschaden in allen 4 Gemeinden beträgt über 56000 fl. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Feuerwehr 4 Tage und Nächte unter ihrem Hauptmann Bachner Anton ununterbrochen im Dienste stand u. durch ihr sicheres Vorgehen, sowohl Menschen u. Thiere, wie auch die Habseligkeiten der Bewohner in Sicherheit brachte. 
 

Heimatmappe von  Bierbaum am Kleebüherl, Oberlehrer Robert Dobrawa
Am 31. Juli l. J. wurden infolge einer seit Menschengedenken noch nicht dagewesenen Überschwemmung, die durch volle 4 Tage im Steigen begriffen war, die Herbstfrüchte vernichtet und einzelne Häuser beschädigt. Der beiläufige Schaden betrug 30.000 fl.
Im Schulgebäude wurden die delogierten Parteien untergebracht. Bis zur Fußbodenhöhe des Schulgebäudes fehlten noch 30 cm.

Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Johann Harrer
Die letzten Tage des Monates Juli und namentlich der 1. u. 2. August 1897 waren für die Schulgemeinde unglückliche Tage. Infolge andauern heftigen Regenwetters traten Donau und alle Nebenflüsse aus ihren Ufern; die ganze Donaugegend unter Wasser setzend. Es war der höchste Wasserstand in dem Jahrhundert und die verheerendste Überschwemmung in dieser Gegend seit Menschengedenken. Mit wildem Ungestüm hereinbrechend, Dämme zerreissend, Brücken forttragend, wälzten sich die Fluten über die herrlichen Fluren, die Felder verwüstend, und damit auf viele Jahre den Fleiß des Landmannes ruinierend, bedrohten diese Wassermassen unser Dorf in schrecklicher Weise. Mehrere Baulichkeiten stürzten ganz, manche zum Theil ein; auch unsere Schule war arg gefährdet; die Kellerstiege stürzte infolge der Erdsenkung zum größten Theile ein und auch der Fußboden in dem Wohnzimmer sank um ein großes Stück. 

Im Schulhause fanden die bedrängten, unglücklichen Bewohner Unterkunft, und die von allen Mitteln entblößten Armen der Gemeindehäuser Verpflegung. In diesen langen Tagen wurde unsere Schule auch ausgezeichnet durch den 2maligen hohen Besuch des H. Landmarschalls Baron Gudenus und den mehrmaligen Besuch des KK. Bezirkshauptmannes von Tulln Ritter von Rittingen, der KK. Commissäre und Beamten der h. n. öst. Statthalterei. Bedeutende Unterstützungen an Naturalien und Geld von Seite edelherziger Menschen; sowie die namhaften Spenden der n.öst. Landesausschüsse linderten die Noth und den Jammer der Bewohner.
 

Pfarrchronik Bierbaum am Kleebühel
Überschwemmung: Am 25. August 1897 fing es zu regnen an, regnete mit kleinen Unterbrechungen bis Samstag den 30. August. Da kam auch gegen Abend schon das Wasser. Sonntags früh sauste es bereits über den Damm. Derselbe brach an 9 Stellen. Bis Montag stieg das Wasser zu solcher Höhe, daß nur mehr wenige Häuser kein Wasser hatten. Das Haus Nr. 8 beim Wirth Mantler, beim Hause Nr. 17 u. das Schusterische Haus Nr. 19 waren wasserfrei. Alle anderen mehr oder weniger davon betroffen. Infolge der ungebrannten Ziegelmauern stürzten einige Häuser ganz ein, andere teilweise. Dasselbe war auch in Utzenlaa der Fall. Am Sonntage waren höchstens 5 Leute in der hl. Messe. Es war ein jämmerlicher Anblick, als alles auswandern mußte. Im Hause Nr. 9 ging das Wasser stellenweise durch u. vor der Kirche bedeckte es die erste Stufe. Auch auf der Pfarrwiese kam sonntags früh das Wasser herauf. Zuerst Donauwasser, dann von 10 Uhr an Kampwasser u. ging von dem oberen Acker hinaus, weit über den Absdorferweg. Heute noch am 28. September ist diese Wiese noch ein förmlicher See, ebenso ging das Wasser in Strömen durch u. kam rückwärts heraus in Nr. 13 u. 14. In der Pfarrhofscheune war es im Halbarm u. so hoch als die Tenne. Der Acker mitten auf der Wiese war teilweise u. der Pfarrhofgarten war ganz unter Wasser u. zuerst stand es so hoch, daß es vorne in den Keller zu Tür hineinfloß. Manche Häuser wurden durch die Keller u. die Brunnen überschwemmt, es war wie zur Zeit der Sündflut. Nach dem 4. August stand das Wasser so hoch, daß ich mit dem Kahn über die Zäune beim Aukenthalerischen Hause fahren konnte. Der Untergrund war in Bewegung geraten, daher stützten wir am Samstag im Pfarrhofe auf den Seitengängen beim Abort. Diesmal war auch der Hauskeller und zwar, sonntags zu Mittag schon mit Wasser gefüllt. Dass alle Fechsung vernichtet war, versteht sich von selbst. Kein Heu, kein Kukuruz, keine Erdäpfel, ein Kreuz. Die Burgunder hielten noch länger aus, auch der Hafer war vielfach nur verschlammt. Auf der Straße nach Neustift sah es traurig aus. Getreide war noch angeschwemmt. Im Küchengarten war bei mir auch fast alles hin, weil das Wasser darin lange stehen blieb, nur die Winter-Endivien hatten standgehalten. Es wurde viel gesammelt, allein wie wenig kam nach Bierbaum, und das erhielten jenige, die am wenigsten bedürftig waren. Das ist die vierte, größte Überschwemmung innerhalb von 7 Jahren, das Volk verarmt immer mehr. Heuer (eigentlich seit 1896) daher nicht eine einzige Kondukt-Leiche, nur Einsegnungen. So lange kein ordentlicher Damm u. die Eisenbahn nicht mehr Durchlässe hat, wird es auch mit den Überschwemmungen nicht anders werden.
 

Reichspost vom 4.8.1897
Bierbrunn am Kleebühel. Das Elend ist entsetzlich, die meisten Häuser stürzen ein, Vieh und Möbeln vernichtend, keine Hilfe von irgend einer Seite. Das Wasser steigt noch immer. In Winkel sind acht Kinder und ein Mann ertrunken. In Winkel, in Utzenlaa können die Leute nur mehr auf die Dächern sich retten. In ganz Bierbrunn ist nur ein kleiner Kahn, den die Wogen wie eine Nussschale schaukeln, und doch soll Vieh und Einrichtung gerettet werden. Gibt’s denn in Oesterreich keine helfende Hand mehr?

Deutsches Volksblatt vom 5.8.1897
Die Nothlage in Niederösterreich.

Der Schaden, den das Hochwasser in Niederösterreich an den Ufern der Gewässer, insbesondere der Donau, angerichtet, ist ungeheuer. Die Ernte ist fast im ganzen Lande durch die langen Regengüsse vollständig vernichtet. Wenn nicht Hundertausende und Aberhunderttausende von Gulden rasch zur Linderung der Noth gegeben und damit der unglücklichen Bevölkerung eine theilweise Hilfe geschaffen wird – droht in vielen Bezirken die Hungesnot und vollständige Verarmung. Aus den Orten längs der Donau in den Bezirken Persenbeug, Spitz, Krems, Kirchberg am Wagram, Tulln, Klosterneuburg und aus dem Marchfelde gelangen an uns täglich eine Unzahl Briefe voll des Jammers und mit der Bitte um rasche Hilfe.
Der Kamp drang aus seinem Bette und verband seine Fluthen mit denen der Donau. Die Gemeinden Neu-Aigen, Fischerzeil, Unter-Sebarn, Mollersdorf, Utzenlaa, Winkl, Jettsdorf, Trübensee, St. Johann, Grafenwörth, Frauendorf, Altenwörth, Gigging, Kollersdorf, Sachsendorf, Bierbaum sind vollständig unter Wasser.
Bürgermeister Roskopf von Kirchberg hat folgendes Schreiben an sämmtliche Ortsvorstände des Bezirkes versendet: „Euer Wohlgeboren! Die Bewohner der Donaugegend unseres Bezirkes sind von entsetzlichem Ueberschwemmungsunglück heimgesucht; deren Eigenthum ist vernichtet, deren Leben für die Zukunft durch Hunger bedroht. Schwere Pflicht aller nicht Betroffenen ist, den unglücklichen Mitbürgern rettend beizuspingen! Ich bitt Sie, Herr Ortsvorstand, daher dringend Sammlungen von Victualien (Menschennahrung und Viehfutter) einzuleiten und dieselben den arg geschädigten Gemeinden auf eine Ihnen geeignet erscheinende Weise sofort zukommen zu lassen.“
Frau Bezirksrichter Valentini leitete eine Sammlung ein und besorgte dieselbe. Auch die Sparcasse in Kirchberg am Wagram plant eine Hilfsaktion….

Reichspost vom 6.8.1897
Bierbrunn, am 4. August 1897.
Nachdem nun die Wogen der wilden Ueberschwemmung zu verlaufen beginnen, zumal gestern Nachts der Eisenbahndamm der Franz-Josefs-Bahn gerissen, läßt sich das ganze Unglück genauer übersehen. In Bierbaum selbst gab es nur 10 Häuser, deren Höfe nicht mit Wasser gefüllt waren, und da waren förmliche Schanzungen oft nothwendig. 23 Häuser weisen theilweise so starke Beschädigungen auf, daß sie trotz alles Stützens und Spreizens zusammenstürzen dürften – 3 Häuser sind total eingestürzt. In mehreren Häusern mußten Rauchfänge abgetragen werden, weil der ganze Erdboden (Schottergrund) in Bewegung gerathen ist. Brunnen sind nur 3 im Orte, die noch reines Wasser haben: die Keller sind alle gefüllt. Viel Vieh und Kinder wurden in den umliegenden Orten untergebracht, da die wenigen trockenen Häuser nicht alles aufnehmen konnten. Da Montag den ganzen Vormittag das Wasser noch stieg, so telegraphirte man an die Bezirkshauptmannschaft um Hilfe – Dienstag kamen einige Pioniere – fuhren aber gleich nach Utzenlaa, wo es ebenfalls höchst trostlos aussieht, Frauendorf verliert auch einige Häuser – Winkl gewiß die Hälfte. In Bierbaum stürzten einzelne Mauern selbst in jenen Häusern ein, die vor zwei Jahren nach der Feuersbrunst gebaut waren. Die militärische Hilfe gab nicht mehr viel aus, da das meiste Vieh vorher schon durch unsere Leute unter unsäglichen Mühen gerettet war. Bis an den Kopf standen Leute und Vieh im Wasser bei den Rettungsarbeiten. Besonders thaten hierin 3 Ziegeldecker sich hervor, die aus den eingestürzten Häusern alles, was zu erlangen war, herausholten. Montag Abends kam von Feuersbrunn ein Mädchen, das ihren Eltern durchgegangen war, dahergeschwommen, es konnte noch lebend herausgezogen werden. Eine Magd aus Kirchberg, als sie nicht mehr nach Winkel zu ihren Eltern konnte, erschrak so heftig, daß sie augenblicklich todt war. Das Futter, so weit das Wasser hin kam, ist ruinirt, große Bauernhäuser haben nicht einen Erdapfel, die andern Folgen werden erst später sich zeigen, die Luft stinkt jetzt schon, das schlechte Wasser und nun noch ein strenger Winter, dann ist das Elend fertig; mit einigen Kreuzern Steuernachlaß ist dann nicht geholfen. Allgemein ist bittere Klage darüber geführt worden, daß die nicht knapp an der Donau liegenden Orte keine Verständigung erhielten, wozu eine Stromaufsicht, wenn das Steigen des Wasser nicht gemeldet wird? Die Frühkartoffeln wären doch Samstag zu retten gewesen.

Anmerkung: Es konnte in den Sterbematriken nur die ledige Dienstmagd Theresia Beer gefunden werden, die am 2. August 1897 in Neustift 1 an einem Herzschlag verstorben war.
 

Kremser Zeitung vom 8. August 1897
Winkl, am 5. August. Unter allen Ortschaften, die von der letzten Wassernoth heimgesucht wurden, ist wohl Winkl in erster Linie betroffen. – Vom 31. Juli bis heute standen die Häuser tief im Wasser, das sich sowohl aus der Donau, als auch aus dem Kamp über den Ort ergoß. Das Vieh mußte größtentheils nach dem nahe gelegenen Neustift geschafft werden. Die Menschen mußten sich flüchten, um nicht unter den einstürzenden Häusern begraben zu werden. – Ein Sterbenskranker wurde durchs Fenster in das Boot gehoben. – Es ist der rastlosen Arbeiten der Winkler, Neustifter und einiger Altenwörther Fährleute zu danken, daß kein Menschenleben verloren gieng und kein Vieh zu Grunde gieng. – Ein Dienstmädchen fiel beim Anblick des Jammers vor Schrecken todt nieder.
Die Häuser stürzen nach einander ein und die Pionniere, die von Krems aus zu Hilfe gekommen waren, haben zu thun, um alle wankenden Mauern zu stützen. Winkl gleicht zum Theil einem Schutthaufen. – Die Ueberschwemmung ist eine der ärgsten, die jemals hier gehaust hat. – Der heuer ohnedies geringe Ertrag der Felder ist durch das Wasser vollständig vernichtet. – Das Elend ist umso größer, als auch der Wein heuer total mißräth. – Die Leute sind rein zu Bettlern geworden.
Freilich ist für die erste Noth gesorgt – denn die Neustifter haben in echt christlicher Nächstenliebe den Winklern Obdach und Nahrung gewährt, haben in ihren Ställen das Vieh untergebracht und thun alles, um der Noth entgegen zu steuern, nachdem sie sich schon vorher an den Rettungsarbeiten hervorragend betheiligt hatten. Es ist ihnen ihre edle Handlungsweise umso höher anzuschlagen, als auch ihre Ernte größtentheils durch das Wasser verwüstet ist. – Darum sei ihnen hier öffentlich der herzlichste Dank ausgesprochen.
Aber auch jene vielen Anderen verdienen aufrichten Dank, die, um dem augenblicklichen Elend zu wehren, Lebensmittel und Futter den Ueberschwemmten zuführten.
Aber was nützt schließlich alle Privatwohlthätigkeit, wenn bei solch‘ grenzenloser Noth nicht vom Land oder Staat geholfen wird, wenn nicht vor allem durch Gesetze und eine vernünftige Verwaltung dafür gesorgt wird, daß bei kommenden Elementarereignissen die Leute nicht mehr zu zittern brauchen. – Für die Zukunft muß vorgebaut werden. – Es sollte gesorgt werden, daß solchen gefährdeten Gemeinden einige brauchbare Boote zur Verfügung stehen, daß die Häuser fest gebaut werden, um den Wogen Widerstand zu leisten. – Vor allem müssen Donau und Kamp auf unserer Seite regulirt und mit Dämmen versehen werden – ein Verlagen, das die Bevölkerung seit vielen Jahren stellt, bisher leider umsonst. – Es ist kaum zu glauben, daß in einem Staate, der sich civilisirt nennt, und dessen Einwohner mehr Steuern zahlen als irgendwo in der Welt,  nichts geschieht, um die Menschen vor den empörten Elementen zu schützen. – Wann wird oben einmal die Ueberzeugung platzgreifen, daß das Geld des Volkes denn doch auch für das Volk, nicht aber bloß für Militär und gewagte finanzielle Operationen verwendet werden soll? Möge dieses furchtbare Wasserunglück, das jetzt über so viele Gemeinden hereingebrochen ist, den maßgebenden Kreisen auch ein Fingerzeig sein, daß nicht häßliche politische Kämpfe, sondern die Frage nach dem Wohlstand der Bevölkerung und gesetzliche Hilfe gegen die Verarmung auf die Tagesordnung zu setzen sind.
 
Bierbaum am Kl., 4. August 1897. Diesmal genügt ein gewöhnlicher kurzer Bericht nicht –das Elend ist einmal zu groß. Allgemeiner Tadel herrscht darüber, daß den Orten, die nicht knapp an der Donau liegen, keine Berichte über den oberen Wasserstand zukamen; so war man bis Samstag nachmittags der Meinung, die Donau werde in den Auen bleiben – aber bis Sonntag mittags stieg die Donau so rapid, wie zur Zeit eines Eisstoßes, und das Steigen hielt an bis Montag vormittags; es hat aber dann die Ueberschwemmung eine weitere Ausdehnung genommen als die im Jahre 1830. Die Ueberschwemmungen im Sommer sind erst eine Errungenschaft der famosen Donauregulierung. Die Seitenarme werden abgebaut, damit die Herrschaften Grund gewinnen – die Brücken durch Dämme ersetzt, von oben kommt die Donau, die den Kremser Damm eingeengt, plötzlich in das Tullnerbecken, hier kann sie sich ausbreiten, aber bei Tulln muß sie sich durch die Eisenbahnbrücke zwängen lassen; was Wunder also, wenn sie hier gewaltig sich ausbreitet. – Ein 3 – 4 Schuh hoher Damm von Altenwörth an, aber außerhalb der Auen, würde die ganze Gegend schützen – da könnten halt einige Hasen ersaufen – lieber sollen die Menschen zu Grunde gehen mit Haus und Hof und Grund und Boden – denn die Hirschen und Hasen, die sind für die – Grafen.
In Bierbaum selbst sind nur 10 Häuser, die einen trockenen Hof haben. 23 Häuser sind mehr oder weniger beschädigt, 3 ganz eingestürzt. Sonntag früh war ein herzzerreißender Jammer – im Ort nur eine kleine Zille – Menschen und Vieh aber zu retten – aus einem Haus mußte ins andere gewandert werden; denn wo man auch sich sicher glaubte, das Wasser drang doch hin. Bei den Rettungsarbeiten, das muß lobend erwähnt werden, thaten besonders 3 Ziegeldecker sich hervor, die selbst aus eingestürzten Häusern die Sachen herausholten Daß sämmtliche Fechsung theils durch Wasser, theils durch das Abtragen des Ackerbodens vernichtet ist, versteht sich wohl von selbst. Bis jetzt haben die Leute ihr Vieh in den umliegenden Orten – aber was sie im Winter füttern werden, das weiß niemand – kein Kraut, keine Rüben, keine Erdäpfel, kein Kukuruz – der Hafer wird wohl auch verdorben sein – das Korn in vielen Scheunen unter Wasser und ohnehin halb leer – die Zahlungen, die nicht ausbleiben – alles das zeigt eine traurige Zukunft. – Da ferner alle Keller und Brunnen voll unreinen Wassers sind, da in den Vertiefungen es heuer schwerlich trocken wird und die Luft durch das verfaulte Gras und Ungeziefer sich verpestet, dürften auch Krankheiten sich einstellen. Noch trauriger wie in Bierbaum soll es in Utzenlaa und Winkel sein – desgleichen ist Frauendorf furchtbar mitgenommen. Alles das müßte aber nicht sein, wenn die Privatinteressen einiger Großen nicht so bevorzugt würden. Bei uns wird man leider auch durch Schaden nicht klug – aber in 7 Jahren 4 Ueberschwemmungen, das sollte denn doch zu denken geben! – Ja, wenn man am grünen Tisch eben denken würde!
 
...Am entsetzlichsten sieht es aber jenseits der Donau – in den Ortschaften Trübensee, Neuaigen, Mollersdorf und Utzenlaa aus, in welch‘ letzterem selbst nach einigen Tagen nur die Schornsteine der Häuser aus den Wassermassen herausragten.
Die ganze Strecke von der Tullner Bahnbrücke bis Absdorf bildet ein Wassermeer. Die Menschen flüchten sich auf die Dächer und konnten mit Noth nur ihr nacktes Leben retten Ob wahrscheinlich auch welche ein Opfer wurden, konnte bisher noch nicht constatirt werden. Daß viele von den Hausthieren ertranken und fortgeschwemmt wurden, ist begreiflich, da die Fluthen sich plötzlich und zur Nachtszeit heranwälzten. Die Häuser, von denen viele nur aus ungebrannten Ziegeln gemauert, stürzten, Alles unter sich begraben, mehr als zur Hälfte ein und die wenigen noch stehenden sind dem Einsturze nahe. Die Bewohner, die nicht nur ihre ganze Feldfrucht, sondern auch Haus und Vieh verloren, sind außer Stande, einen Neubau auszuführen und tragen sich in gänzlicher Verzweiflung mit dem Gedanken zur Auswanderung. Wenn je, so thut in unserem Bezirke dringendste Hilfe noth.
 

Kremser Zeitung vom 8.8.1897
Aus einigen Gemeinden des Bezirkes Kirchberg am Wagram wurde wegen großer Gefahr militärische Hilfe requirirt und auch geleistet. Es waren trotz mehrfacher Absendung von Pionieren in Folge der Anwesenheit des Pionnier-Bataillons Nr. 10 immer noch mehrere Compagnien der Pionniertruppe für den Fall der Noth in Krems disponibel. Die Bezirkshauptmannschaft war während der kritischen Tage Tag und Nacht in Permanenz. Sämmtliche an der Donau gelegenen Telegrafenämter hatten über Anordnung der Postdirektion permanenten Dienst.
 

(Neuigkeits)WeltBlatt vom 12.8.1897
Hilfsaktion für die Ueberschwemmten im Tullner und Kremser Bezirke.
In Kirchberg am Wagram fand am 8.d.M. unter dem Vorsitze des Bezirkshauptmannes v. Rittlinger (Tulln) in Anwesenheit der Landesausschüsse Dr. Geßmann und Steiner eine Kommission mit den Vertretern der von der Ueberschwemmung am härtesten betroffenen Ortschaften des linken Donauufers statt.
Als solche sind vor allem Trübensee, Utzenlaa, Winkel, Bierbaum, Frauendorf, Altenwörth und teilweise auch Neu-Aigen zu betrachten. Trübensee und Winkel sind nahezu gänzlich zerstört; Winkel besonders dürfte an der bisherigen Stelle nicht mehr aufgebaut werden.
Nachdem Bezirkshauptmann Rittlinger die einzuleitende Hilfsaktion skizzirt und der Zentral-Direktor Schwab des herz. Ratibor’schen Gutbesitzes auf die dauernde Beseitigung solcher Schäden durch einen Appell an die Regierung hingewiesen hatte, berichtete der Landesausschuß Dr. Geßmann über die vom  n.ö. Landesauschusse und von dem in Bildung begriffenen Zentral-Hilfskomité bisher gethanen Schritten und erklärte, daß neben der materiellen Unterstützung auch die Förderung der überschwemmten Bezirke durch Beurlaubung der in der Linie der Landwehr dienenden Mannschaft angestrebt werden dürfte.
Landesausschuß Steiner regte die Einleitung einer Sammlung an, wodurch speziell den am härtesten getroffenen Ortschaften der allernotwendigste Hausrath beschafft werden könnte. Es wurde zugleich ein Lokal-Hilfskomité unter dem  Vorsitze des Bürgermeisters Roßkopf (Kirchberg) konstituirt. 
 

Kremser Zeitung vom 15. August 1897
Winkl. (Vom Hochwasser.) Der furchtbarste, unheimlichste Feind räumt das verwüstete Feld, Noth und Elend hinterlassend. Die Fluthen ziehen sich in ihr Bett zurück, brummend, als ob sie den wackeren Neustiftern, den Rettern, zürnen wollten, die ihnen keine Leben zum Opfer gelassen haben. Retter und Gerettete befinden sich, obwohl sie wiederholt während der drei Tage naß und wieder trocken wurden, bis heute ziemlich wohl. Die meisten Einwohner von Winkl kehren nun mit den Hausthieren von ihrem Zufluchtsorte Neustift in ihr grausam verändertes Heim zurück. Die Häuser sind theilweise zerstört und ganz durchnäßt; die Brunnen voll Schlamm, die Luft von den verwesenden Pflanzen und ertrunkenen Thieren vergiftet und jede Nahrung verdorben. Wovon sollen sich nun die Armen bis zum nächsten Sommer nähren, womit kleiden und wärmen? Die Nichtbetroffenen Nachbargemeinden haben in mildthätiger Weise durch Zufuhr von Brot und Futter bisher gesorgt. Der hochw. Dechant von Kirchberg am Wagram Herr Ignaz Hohmann und dessen Cooperator Herr Handloß waren die Ersten am Platze mit zwei Kisten voll Lebensmitteln, ihnen folgte Herr Gmeindel von Ottenthal und Andere. Die Sparkasse Kirchberg soll ebenfalls einen höheren Betrag gewidmet haben; der Herr Landmarschall Freiherr von Gudenus und der Herr Bezirkshauptmann von Tulln sind am 6. d. M. mit einer Commission hier angekommen und haben den Bedürftigen Hilfe für den Augenblick und Trost für die Zukunft gebracht und ist so zu hoffen, daß die Beschädigten mit Hilfe barmherziger Menschen des Landes und des Reiches sich doch wieder von dem fürchterlichen Schlage erholen werden. 
 

Reichspost vom 20.8.1897
Eine Folge der Ueberschwemmung. Schon in den gewöhnlichen Zeitläufen sind die Orte neben und in den Donauauen während des Sommers von Bremsen und Gelsen heimgesucht und ihre Bewohner müssen sich den Spott gefallen lassen, „das sie die Gelsenschenkel ausselchen und im Winter Gelsenschinken verzehren. Heuer aber ist diese Plage eine entsetzliche – die egyptische kann nicht ärger gewesen sein, welche Moses durch sein Wort gewirkt hat. In der Früh oder des Abends hinaus zu gehen ist rein unmöglich. Die Leute müssen Abends die Stallungen ausräuchern und ausbrennen, damit das Vieh Ruhe hat. Am ärgsten geht es den kleinen Kindern – wenn diese nur einige Minuten ohne Aufsicht bleiben, sind sie mit Gelsenstichen überdeckt. Außer dieser Qual sind noch viele Vertiefungen und Aecker mit dem stehenden Wasser angefüllt und darin die verfaulenden Rüben und Erdäpfel und Kukuruz – das gibt ein Aroma der Luft, das ganz zu dem Concerte passt, welches Unken und Frösche zu Millionen anstimmen. Es ist wahrlich eine Lust, überschwemmt zu werden!
 

Deutsches Volksblatt vom 22.8.1897
Hiobsbotschaften aus den überschwemmten Gegenden.
Nun, da das Wasser der letzten Hochfluth, die sich über ganz Niederösterreich ergoß, abzufließen beginnt, nun zeigen sich erst die enormen Schäden, die das entfesselte Element in unserm schönen Kronlande angerichtet hatte. Nicht genug, daß der Saatenstand vernichtet wurde, fiel auch die bereits eingeführte Ernte durch das Eindringen des Wassers in die Scheunen dem Elemente zum Opfer. Nachrichten, die uns aus allen Theilen Niederösterreichs zukommen schildern in Worten der hellsten Verzweiflung das namenlose Elend, das über Hundertausende unserer Mitbürger hereingebrochen. Auf über 20 Millionen Gulden allein schätzt man den Schaden, den Niederösterreich erlitten hat.
Allein nicht genug, daß die Noth in ihrer entsetzlichen Gestalt gebieterisch an die Thüre der zu Bettlern Gewordenen klopft, gesellt sich zu all‘ dem Unglück noch – eine Folge der Ueberschwemmung  - der Typhus. In zahlreichen Gemeinden hat der unheimliche Gast bereits seinen Einzug gehalten und so manche Familie – gerade im Augenblicke der höchsten Noth – des Ernährers für immer beraubt….
In welch furchtbarer Weise das Unwetter in manchen Gegenden hauste, dafür mögen die nachstehenden auszugsweise wiedergegebenen Berichte sprechen, die uns aus den heimgesuchten Gegenden zukamen. So schreibt man uns aus Winkl: Der furchtbarste unheimlichste Feind räumt das verwüstete Feld, Noth und Elend hinterlassend. Die Fluthen ziehen sich in ihr Bett zurück, murrend, als ob sie den muthigen Rettern zürnen wollten, die ihnen diesmal kein Leben zum Opfer gelassen. Ja, die wackeren Neustifter, an der Spitze der dortige Schulleiter, haben dies zu verhindern gewußt und sich äußerst menschenfreundlich gezeigt, indem sie alle gefährdeten Menschen und Thiere mit eigener Lebensgefahr in Sicherheit brachten, pflegten und die Retter labten. Bei der dreitägigen Arbeit wurden die unermüdlichen Männer und Burschen wiederholt bis auf die Haut naß und wieder trocken, doch befinden sie sich bis heute noch ziemlich wohl, und ebenso die Geretteten, die nun wieder mit ihren geschreckten Hausthieren in ihr grausam verändertes Heim einziehen, um es baldigst wieder menschenwürdig herzustellen. Das wird wohl lange nicht gelingen, denn die Häuser sind halb zerfallen, die Wohnungen durchnäßt, die Brunnen mit Schlamm gefüllt, die Luft von den verwesenden Pflanzen und ertrunkenen Thieren verpestet und alle Nahrung verfault. Wovon sollen sich die Menschen und Thiere bis zu nächsten Sommer nähren? Die nichtbetroffenen Nachbargemeinden haben in mildthätiger Weise durch Zufuhr von Brot und Futter gesorgt, daß die nach Neustift geretteten Winkler bisher keine Noth litten; der hochw. Herr Dechant Ignaz Hohmann und dessen Cooperator H. Carl Handloß von Kirchberg am Wagram waren die Ersten am Platz mit einem Wagen voll Nahrungsmitteln, ihnen folgte H. Gmeiner von Ottenthal und Andere. Herr Bürgermeister Roskopf von Kirchberg am Wagram hat auch diesmal seinen großen Einfluß zu Gunsten der Beschädigten zur Geltung gebracht; am 6. August Mittags erschienen auch der Landmarschall Freiherr von Gudenus, der k.k. Bezirkshauptmann Ritter von Rittinger von Tulln in Begleitung einer Bau- und Sanitätskommission, brachten den Bedürftigsten Hilfe für den Augenblick und Trost für die Zukunft und so ist zu hoffen, daß die Armen mit Hilfe barmherziger Menschen und des Landes sich doch wieder von dem fürchterlichen Schlage erholen werden. In Zukunft möge durch Anschaffung von Zillen auf Landeskosten und Errichtung von Wasserwehren in solchen Orten für die Sicherheit von Menschen und Thieren besser vorgesorgt werden.

Hilfsaction für die Ueberschwemmten.
……Die erste Sendung der Sammlung der Ortsgruppe Josefstadt des christlichen Wiener Frauenbundes für die Ueberschwemmten bestehend aus Möbeln, Kleidungsstücken und Lebensmitteln ist am heutigen Tage, wie uns Frau Therese Nußwinkler mittheilt, mittels Franz Josefs-Bahn nach Kirchberg am Wagram abgegangen.
 

Kremser Volksblatt vom 5.9.1897 
Vorige Woche war unser Landtagsabgeordneter, Herr Leopold Steiner, hier und hat unseren Jammer in Augenschein genommen. Er hat auch bedeutende Geldspenden gemacht. Was aber das Merkwürdigste ist – der größte Socialdemokrat hat das Meiste erhalten. Vielleicht bessert er sich. Die christlichen Abgeordneten spenden eben ihre Wohlthaten ohne Unterschied der politischen Gesinnung den Bedürftigen; die Schönerianer nur ihresgleichen – wie z.B. die Riedenthaler nur den Unter-Seebarnern ihr Sammelgeld zukommen ließen, weil Unter-Seebarn schönerianisch gewählt hat.
 

Kremser Zeitung vom 24.10.1897
In einer Versammlung im Rathause zu Kirchberg am Wagram beschlossen am 3. October 34 Bürgermeister des Gerichtsbezirkes Kirchberg am Wagram einstimmig nach kurzer Berathung folgende Resolution:
„Wir anerkennen einhellig, dass das Wirken des Landtags-Abgeordneten unseres Bezirkes, Herrn Landes-Ausschusses Leopold Steiner, anlässlich der im August dieses Jahres über den Bezirk hereingebrochenen Ueberschwemmung und der Behebung der durch dieselbe verursachten Schäden die Grenzen einfacher Pflicht weit überschreitet; wir beglückwünschen unsern Heimatbezirk zur Wald dieses Vertreters im Landtage; wir bekunden unser festes Vertrauen auf die Thatkraft und Pflichttreue des Herrn Abgeordneten und sprechen im eigenen und im Namen unserer Gemeinden dem Herrn Landes-Ausschuß Leopold Steiner für den ehrlichen und erfolgreichen Kampf gegen die Ueberschwemmungsnoth im Bezirke Kirchberg am Wagram die wärmste Anerkennung und den tiefgefühlten Dank aus.“
Diese den Abgeordneten ebenso sehr wie den Bezirk ehrende Kundgebung wurde in einer hübsch ausgestatteten Adresse niedergelegt und letztere dem Landes-Ausschuss Steiner in dessen Bureau im Landhause am 12.d. M., vormittags vom Ueberschwemmungs-Hilfskomité des Bezirkes unter Führung des Obmannes, Herrn Bürgermeisters Roßkopf überreicht.
 

Kremser Zeitung vom 25.12.1897
War das Hochwasser noch nicht genug, kam es im Spätherbst auch noch zu einer Mäuseplage:

Von der Donau. Mäuseplage.
Eine der Annehmlichkeiten des vergangen Hochwassers macht sich jetzt erst recht bemerkbar, nämliche eine Mäuseplage, die geradezu mit der Zeit schrecklich wird. Allerdings mag viel auch der linde Winter dazu beitragen. Nicht nur, daß die Felder streckenweise ganz durchwühlt sind von diesen kleinen Thieren, kommen sie nun auch schaarenweise in die Wohnungen der Menschen, wo nichts vor ihnen sicher ist. Hoffentlich wird ein etwas strengerer Winter im Jänner und Februar uns von diesen für den Landbau so schädlichen Thierchen wieder befreien, denn das verschiedene Raubthierzeug wird wohl nicht mehr Herr derselben. 

 

Maria Knapp
November 2012