Schulchronik Altenwörth
Am 9. Juni 1892 wurde das Dorf von einer fürchterlichen Überschwemmung heimgesucht. Das Wasser war höher als im Jahre 1890 und richtete namentlich auf Feldern und in Gärten arge Verwüstungen an, so daß viele Familien dem Bettelstab nahegebracht sind. Es mußte deshalb auch der 10. Juni freigegeben werden, weil die Kinder nicht zur Schule konnten.

Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Am 9. Juni trat abermals die Donau aus ihren Ufern, angeschwollen durch die fürchterlichen Gewitter in den Feiertagen. Ganz Winkel u die Donauortschaften standen eine Woche lang unter Wasser, da der Eisenbahndamm bei Tulln ein schnelles Ablaufen hindert. Die Feldfrüchte standen schöner denn jemals – jetzt ist alles vernichtet – es herrscht große Not u Mangel an Futter, da alle Wiesen angeschlemmt sind.

Schulchronik Bierbaum am Kleebühel
Vom 9.-12. Juni war hierorts Überschwemmung; der vorjährige Dammbruch in Bierbaum wurde emsig verbarrikadiert, der Damm hielt aus. In Utzenlaa zerriß die vorjährige Dammreparatur auf einer Strecke von cirka 20 Meter Länge. Das Wasser verlief sehr langsam, nachdem es beinahe drei Tage beim Damme vorbeifloß und stets stieg, die Schulkinder v. Utzenlaa blieben beinahe vierzehn Tag aus, indem die Verbindung nur mit Kähnen (längs des Dammes) erhalten wurde, die Erdäpfel und Kukuruz-Ernte sowie viel Getreide wurde vernichtet.

Kremser Volksblatt vom 19.6.1892
Bierbaum. Seit gestern Mittags steht hier alles unter Wasser. Bis gegen Abend hielt der Damm aus und mit Aufgebot aller Kräfte wurde jeder Durchbruch verhindert. Freitag aber ging er über und nun ergießen sich die Fluthen ungehindert in die fruchtbaren Aecker. Der vor 2 Jahren zerstörte Theil des Dammes in der Utzenlaaer Freiheit war erst im heurigen Frühjahre gemacht worden und gab zuerst nach, da von Seiten der Utzenlaaer niemand Umschau hielt. Zu bedauern ist nur, daß von Seiten der Behörden das Volk nicht gewarnt wird, daß bei den Dammbauten keine technischen Mittel angewendet, daß die Dämme nicht bepflanzt sind, ja, daß man von den Dämmen sogar Erde wegführen darf. Die einzelne Gemeinde Bierbaum that alles was nur geschehen konnte, obwohl es dem freien Ermessen der Einzelnen überlassen war. Kein Gendarm, keine Hilfe an andern Gemeinden war zu erblicken, höchstens Zuschauer. Unermeßlich ist der Schaden. Die armen Leute haben hier sämmtlich nur Rodetheile in der Au – ihre Mühe und Plage ist umsonst. Keine Erdäpfel, kein Kukuruz, kein Hafer, kein Getreide – es ist entsetzlich, wenn man in die Zukunft blickt. Auch alles Futter für das Vieh ist vernichtet. Die Hauptschuld an diesen sommerlichen Ueberschwemmungen bildet der Eisenbahndamm bei Tulln; dieser hat fast keine Durchlässe – das Wasser staut und kommt von unten heraus. Stark in Mitleidenschaft gezogen, ja theilweise ganz in Wasser stehen Winkel, Utzenlaa und Frauendorf.

Juli 2022
Maria Knapp