Eduard Wettendorfer, Major in Rente und Hobbyheimatforscher aus Kirchberg, erhielt von Pfarrer Karl Rasberger ein beschädigtes Sandsteinkreuz geschenkt, das beim Umsturz eines Teiles der Friedhofsmauer zum Vorschein gekommen war. Dieser gab es an das NÖ Landesmuseum weiter. Wo es sich heute befindet, ist derzeit nicht bekannt.
Der Brief dazu von Major Wettendorfer an das Museum:
An die Direktion des NÖ Landesmuseums in Wien, am 23. Mai 1934
Fundbericht, Kirchberg am Wagram – Renaissance(?)Kreuz
Sandsteinkruzifix, dreipassig geankerte Balkenenden, Ankerenden oben abgeschlagen, Höhe ca. 60 cm, Breite ca. 50 cm, Unterteil mit den Füssen des Heilands fehlt. Dübelloch an der Bruchstelle, rückwärts eingemeißeltes Lager für eine Spange. Gut erhaltene Tünchereste an der linken, ebensolche, weniger erkennbare an der rechten Seitenfläche. Balkenenden mit geflügelten Engelköpfen geziert. Gewicht bei 30 kg.
War an unzugänglicher Stelle in der Umfassungsmauer des Friedhofes, an der Südostecke außen eingemauert. Mauerteil wurde zu Ostern d.J. vom Sturmwind über den Steilhang des Wagram geworfen. Nach Bergung hat mir Hw. Pfarrer Karl Rasberger den Stein geschenkt.
Unvorgreifliche Beurteilung geht dahin, dass das Kreuz ursprünglich am Westgiebel der Kirche St. Stephan angebracht war, wo es jetzt durch ein schlechtes Balkenkreuz ähnlichen Umrisses ersetzt ist. Arbeit scheint identisch mit dem Renaissance-Taufstein im Vorraum vor Haupteingang der Kirche. Faltenwurf im Lendentuche des Erlösers steif, anatomische Auffassung aber meisterhaft. Der Körper hängt an den krampfhaft geballten Händen, die Arme stehen beinahe senkrecht nach oben, trotz Verwitterung der Ausdruck schmerzhafter Erlösung voll zum Ausdruck kommend.
Vorschlag: Übernahme durch das Landesmuseum als Bildschmuck einer der ältesten Kirchen in NÖ, Dokument der Wirkung des Passauer Hochstiftes auf Kunstgebiet.
Bitte: Abholung durch Auto, Verständigung des Finders Wettendorfer vom Tag der Übernahme, Dankschreiben an den Herrn Pfarrer Rasberger von dem vielleicht auch weitere Stücke für das Museum zu erhoffen sind.
Das Museum hat gegenwärtig aus der Zeitepoche die Trenbeckchronik, die Trenbeckischen Sopraportfragmente, das Archiv einige Urkunden und Siegelstöcke.
Wettendorfer, Mjr.i.R.
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Die Entwürfe für die Antwortschreiben liegen bei:

Erl. I.
Sr. Hochw. H. Pfarrer Karl Rasberger
Kirchberg am Wagram
Die gef. Dion. beehrt sich, für die frdl. Spende des Grabkreuzes aus Kirchberg von der Herr Major E. Wettendorfer Mitteilung machte, den besten Dank auszusprechen.
Wien, am 28.Mai 1934
Erl. II.
Herrn Major E. Wetterdorfer, … 17, Veronikagasse 36
Die gef. Dion. Beehrt sich, für die frdl. Erwerbung des Kreuzes den besten Dank auszusprechen. Da aus finanziellen Gründen der Abtransport mittels Autos nicht möglich ist, ersucht die gef. Dion. Durch Ihre frdl. Vermittlung gütigst die Mitnahme des Kreuzes durch eine gelegentliche Weinfuhre nach Wien kostenlos (Rest fehlt)
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Wie aus dem Schriftverkehr von Major Wettendorfer mit dem Landesarchiv hervorgeht, hat er diesem auch verschiedene Innungssiegel und –urkunden aus Kirchberg zur Aufbewahrung übergeben, sowie Urkunden des Marktes von 1498, 1604 und 1662 und ein Supraport, eine Verzierung über einer Tür, wahrscheinlich vom Bäckermeister Brandmayer.

Quelle:
Landessammlungen 1934, NÖ Landesarchiv, gefunden von Herrn Ludwig Leuthner, Fels am Wagram

September 2017
Maria Knapp