In Kirchberg von 1883 bis 1890   

Geboren am 31.1.1859, Zwittau als Sohn armer Webersleute, verstorben am 18.5.1931 in Wien

Priesterweihe 1883.

von 1890 - 1903 Pfarrer in Bierbaum, danach in Deutsch-Wagram.

Später war er Stadtdechant und Pfarrer zu Wien XX, St. Brigitta. In dieser Funktion kam immer wieder mit Wallfahrern nach Kirchberg.
Er war Stadtdechant und Ehrenkanonikus.

Bild: Volksblatt für Stadt und Land, 18.6.1911

Die Verabschiedung von seinem Posten in Kirchberg

Dienstag den 1. Juli verließ der hiesige Coop. Wilhelm Sponer seinen Posten, auf dem er 7 Jahre gewirkt hat. Ueberaus rührend war der Abschied. Um 4 Uhr kamen die Gemeindevertretungen von Bierbaum, Frauendorf und Utzenlaa je in einem Galawagen. Im Pfarrhofgarten hatten sich fast sämtliche Schulmädchen Kirchbergs in weißen Kleidern spalierweise aufgestellt, mit Bouquetten in den Händen. Eines derselben gratulirte ihm im Namen Aller. Auch der Ortsschulrath war vertreten durch die Herren Ritzinger und Wichtl. Nachdem der hochw. Herr Dechant seinen bisherigen Cooperator dem Wohlwollen der neuen Gemeinde empfohlen, wurde die Fahrt angetreten. Unten auf der Straße gab der Herr Bürgermeister von Kirchberg, Herr Franz Roßkopf und der Herr Oberlehrer Anton Berger dem Scheidenden das Geleit bis Bierbaum. Als der Zug durch Neustift kam, wurde vor dem Schulhause durch den Herrn Schulleiter Marzani und den gesammten Ortsschulrath, sowie durch die Schulkinder der bisherige Katechet feierlich begrüßt. Schön gestaltete sich der Empfang in Bierbaum. Bei der ersten Triumphpforte wurde Halt gemacht. Der neue Pfarrer wurde begrüßt. Der Ort war überaus reich beflaggt. Nach dem hl. Segen, bei welchem der hochw. Herr Dechant mitwirkte, versammelten sich alle in Herrn Bauers Gasthaus zu einem fröhlichen Male, mit welchem die Gemeinde ihren neuen Seelenhirten beehrte. Lange währte das gemüthliche Beisammensein und allseits wurde der Wunsch rege, daß endlich „holde Eintracht, süßer Friede weile, weile freundlich über diesen Ort!
(Kremser Volksblatt vom 12.7.1890)
 

Die Verabschiedung von seinem Posten in Bierbaum am Kleebühel

Seit Donnerstag ist unsere Pfarre verwaist. Der hochwürdige Herr Pfarrer Wilhelm Sponer hat uns an diesem Tage früh verlassen, um seinen neuen Posten in Deutsch-Wagram anzutreten. Fast 13 Jahre weilte er als wahrhaft guter Hirte in unserer Mitte, voll Eifer in seinem seelsorglichen Berufe, bereit überall wo er konnte zu helfen und Gutes zu tun. Jedes Pfarrkind, reich oder arm, konnte sich in allen Angelegenheiten vertrauensvoll an ihn wenden; er fand immer guten Rat und wenn möglich auch Hilfe. Die kleine Kirche präsentiert sich jetzt als würdiges Gotteshaus, wenn auch bei den bescheidenen Mitteln große Auslagen vermieden werden mußten. Daß sich unter Pfarrer Sponer auch das religiöse Leben gehoben hat, beweist der fleißige Empfang der heil. Sakramente. Die Pfarrgemeinde weiß auch das verdienstvolle Wirken ihres Seelsorgers zu schätzen. Die drei Gemeinden Bierbaum, Frauendorf und Utzenlaa ernannten ihn zu ihrem Ehrenbürger und ließen ihm durch ihre Vertreter am Karsamstage nach der Auferstehung ein prachtvolles Ehrendiplom überreichen. Wie sehr die Pfarrkinder an Pfarrer Sponer hingen, zeigten die Tränen, die am Ostermontage flossen, als er in der Predigt von der bevorstehenden Trennung sprach. Möge es ihm auch in seinem neuen Wirkungskreise gelingen, die Herzen seiner Pfarrkinder ebenso für sich zu gewinnen, möge auch dort sein Wirken ein gleich gesegnetes sein! Für uns wünschen wir einen Nachfolger, der in die Fußstapfen Sponer eintritt, mit eben solchem Eifer die zwei erhabenen Ziele anstrebt: Gottes Ehre und das Heil der ihm anvertrauten Seelen.
(Kremser Volksblatt vom 18.4.1903)
 

Der Nachruf in der Kirchberger Pfarrchronik

Nun hat am 27.Mai l. J. um 3h früh im Klosterspital in der Hartmanngasse in Wien V. ein Priester sein Opferleben beendet, der in Kirchberg am Wagram seine zweite  Heimat hatte, der Hochw. Herr Wilhelm Sponer, Ehrendomherr, Stadtdechant, e.g. Rat und Pfarrer in Wien XX. St. Brigitta. In Kirchberg begann er seine Priesterlaufbahn. Unter Dechant Hohmann wirkte er sieben Jahre als Cooperator, 757 hat er getauft, 139 Paare getraut, unzähligen Pfarrkindern ist er beigestanden im letzten Streit. Der Pfarrer hätte den Seligen gerne in der Priestergruft beisetzen lassen, wo der einstige Pfarrer von hier, Johann Wiesinger ruht, der am 17.November 1930 als Pfarrer von Groß-Jedlersdorf, Wien XXI., beigesetzt ist, als Erster der in der Gruft vorhanden, allein Kanonikus Sponer hat bei seiner Bescheidenheit, ohne sein Testament zu ändern, sich sein Plätzchen ausgesucht, hart neben Dechant Hohmann. Nachdem die Leiche Sponers in Wien von Sr Eminenz Card. Dr Piffl eingesegnet in Gegenwart von 49 Priestern, wurde dieselbe anher überführt, vom Pfarrer empfangen und eingesegnet. Nachmittags am 30. Mai war das Begräbnis von der Spitalskirche aus. Kanoniker Röhsler von Wien-Neu-Ottakring nahm in Gegenwart Hochw. Herrn Kanoniker Jaksch, Erzdechant Pich von Hadersdorf und 15 Priestern die Einsegnung vor. Der Dahingeschiedene spendete der Kirche ein weißes Meßkleid. Er ruhe in Gottes Frieden!

November 2020, ergänzt Juli 2022
Maria Knapp