Der Kirchberger Heimatforscher Dr. Rudolf Delapina (1883 - 1965) hat unter anderem auch über die Anfänge der Schule im Ort einen Artikel verfasst, der hier gekürzt wiedergegeben ist:

Zur Frage des Schulunterrichtes in Kirchberg am Wagram ist folgendes zu sagen: Die Entstehung der Pfarre St. Stephan am Wagram fällt in die Zeit um 1100. Es ist anzunehmen, dass von der Errichtung der Pfarre an die Pfarrgeistlichkeit einer gewissen Zahl begabter Kinder des Sprengels, soweit dieselben für den Kirchendienst herangezogen werden sollten, einen gewissen Unterricht erteilte. Aber Schule gab es in dieser Zeit noch keine.

Da sich aber um 1330 in Orten wie Ravelsbach und Langenlois niedere Schulen befanden, in denen Lesen, Schreiben und Singen und Lateinischer Unterricht erteilt wurde, so kann angenommen werden, dass es auch in Kirchberg um jene Zeit einen derartigen Unterricht gab, da die Pfarre Kirchberg die vorgenannten Pfarren an Bedeutung und Umfang überragte, bis 1413 Dekanat war und in Kirchberg außerdem eine große Zahl Hilfspriester zur Verfügung stand. Von einem allgemeinen Unterricht aber kann noch nicht gesprochen werden.

Der Niedergang der Kultur zur Zeit der Habsburger Bruderkriege hatte auch die Einrichtung einer geregelten Schulpflege verhindert.  Für die Errichtung einer sogenannten Bürgerschule (Lateinschule), wie sie in Wien und einigen Städten entstanden, war der Ort zu klein. Die Reformation brachte im Land einen gewissen Umschwung zum Besseren. Von den niederen Schulen waren in der Reformationszeit die wenigsten katholisch, so in Wien, Krems, Horn, Loosdorf.

Da zur Zeit der Glaubenskämpfe (1550 – 1618, Reformation und Gegenreformation ) gerade die Pfarre Kirchberg am Wagram sich als fester Stützpunkt des katholischen Glaubens erwies, während die umliegenden Ortschaften, so z. B. Winkelberg, Frauendorf, Grafenwörth, Riedenthal, Weikersdorf, rein protestantisch waren, mag der Sorge um die Heranbildung der Kinder von der Kirchberger Pfarrei besonderes Augenmerk zugewendet worden sein und durch die Pfarre für den Unterricht gesorgt worden sein. Jedenfalls ist vom Pfarrer Christoph Trenbach (1544 – 1552) überliefert, dass er – wie die Visitatoren berichten – einen Schulmeister und Organisten sowie Sängerknaben hielt und fünf Priester hatte, und seine Lebensgeschichte wurde vom weltlichen Schulmeister Johannes Peckh von Ried verfasst.

Als zu Beginn des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) die Schlösser der Protestanten verwüstet wurden, waren davon auch viele Schule betroffen.

Im Zuge der Gegenreformation zogen die Jesuiten den Unterricht an den höheren Schulen an sich. Was die niederen Schulen, also den eigentlichen Elementarunterricht, anlangt, mit dem sich die Jesuiten nicht befassten, blieb derselbe noch immer im Argen Es liegen hierüber wenige Nachrichten vor. Aus den Visitationsprotokollen 1545 – 1555 geht hervor, dass die Lehrer ihre geringfügige Dotation nur mit Mühe erhalten konnten und ganz vom Willen des Pfarrers abhängig waren. Noch 1770 besuchte erst etwa 1/3 der schulpflichtigen Kinder eine Schule.

Immer wieder wurden Klagen über die Unfähigkeit der Lehrer laut. Kein Wunder: Der Lehrer jener Zeit war auf Nebenverdienste angewiesen. Er verdiente sich als Musikant, als Markt- oder Stadtschreiber sein Brot. Viele waren nebenbei Handwerker, Boten, Mesner, Vorsänger bei Wallfahrten etc.

An vielen Orten waren keine Schulgebäude zur Verfügung. Es wurde in Gemeinde- oder Wirtshäusern Schule gehalten  (in Winkl ist 1783 ein Schullehrer im Gemeindehaus Nr. 2 erwähnt). Es gab keinen methodischen Unterricht. Nur wenige Kinder hatten Schulbücher. Die Disziplin beruhte auf dem Prügelsystem. Überwiegend machte man von Stock und Rute Gebrauch.

Erst durch Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia gab es im ganzen Reich eine geregelte Schulpflicht. In Kirchberg stellte für ein Jahrhundert die Familie Gegenbauer die Schullehrer.

Dezember 2013
Maria Knapp