(1.5.1712, Purgstall an der Erlauf – 4.4.1785, Kirchberg am Wagram 32)
 

1741 ging Johann Jakob Beer mit seinem Tuchhandel im damaligen Haus Kirchberg 32 in Konkurs. Wolfgang Hillebrandt erwarb das Haus aus der Kridamasse, veräußerte es jedoch schon 1744 an Anton Delapina und dies hatte eine Vorgeschichte: 1722 heiratete Elisabeth, die Tochter des obigen Johann Jakob Beer den Eisenhändlerssohn Mathias Lang aus Purgstall an der Erlauf. Durch diese Verbindung kam 1739 der von dort stammende Pfarrer Jonas Franz Delapina an die hiesige Pfarre und 1744 sein jüngerer Bruder Jakob Anton an das Kirchberger Tuchhandelshaus. 

Anton Delapina, Sohn des Johann Karl Delapina, wanderte nach Auszahlung seines Erbes wahrscheinlich deshalb von Purgstall nach Kirchberg, da er in Purgstall neben dem bereits bestehenden Geschäft seines Onkels Johann Joseph (siehe unter Johann Karl Delapina) nicht gut noch ein Kaufmannsgeschäft eröffnen konnte. Andererseits wird  ihm wohl durch seinen Bruder und Pfarrer in Kirchberg, Jonas Franz Delapina, die Mitteilung zugekommen sein, dass Kirchberg in einer dichter besiedelten Gegend lag, als Markt und Pfarre dem Domkapital zu Passau dienstbar, zweifellos in gewissem Maße ein Zentrum war und auch als Wallfahrtsort schon einen bedeutenden Namen hatte – und dass die damals dort ansässigen Kaufleute trotz der günstigen Lage mit nicht entsprechenden Erfolgen arbeiteten und weil kinderlos, das Geschäft zu verkaufen beabsichtigten.

Anton hat am 17.2.1744 die Müllermeisterstochter Therese Solterer (geb. am 5.10.1718) aus Walkersdorf geheiratet. Auch hier können die verwandtschaftlichen Beziehungen zu Jonas Franz Delapina eine Rolle gespielt haben, der von 1728 bis 1739 Pfarrer in Etsdorf war.

Anton muss von besonderer Ausstrahlung gewesen sein, da er als Zugewanderter und auch durch keine einheimische Gattin hier Eingebürgerter bereits nach sechs Jahren zum Marktrichter (1750-55) gewählt worden ist.

Im Jahr 1754 ist der bis dahin gotische Kirchturm abgebrannt. Bei der Renovierung wurde ein Text in der Kugel unterhalb des Kreuzes deponiert in der auch Anton Delapina als Ortsrichter genannt ist:  Ortsrichter war der edle Herr Anton Delapina, Kaufmann.

Die Kinder von Anton und Therese Delapina

  1. Josepha (geb. 21.12.1744), sie hat 1769 den Kremser Leinwandhändler Jakob Marckhgott geheiratet.
  2. Maria Anna (geb. 30.7.1749), sie hat 1772 den bürgerlichen Kremser Handelsmann Martin Seidl geheiratet.
  3. Maria Elisabeth (20.11.1752 – 1753)
  4. Elisabeth (geb. 4.4.1754)
  5. Franz (1.9.1755 – 21.8.1847), er hat Clara Schwingenschlögel geheiratet. Er ist der erste in der Reihe von sieben aufeinanderfolgenden Franz Delapinas.
  6. Eleonora (geb. 22.12.1756), sie ehelichte den Horner Kaufmann Philipp Kritsch, deren Tochter Susanna heiratete 1818 Franz Menzinger von Preisenthal, Apotheker in Krems.
  7. Anton (geb. 21.4.1758)
  8. Ignaz (geb. 3.7.1760)

Anton Delapina ist am 4.4.1785 im Alter von 74 Jahren verstorben – die Todesursache wurde damals noch nicht eingetragen.
Therese ist nach 1794 verstorben, der Sterbeeintrag konnte nicht gefunden werden, es kann sein, dass sie bei einer weggezogenen Tochter verstorben ist.

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Dokumente 

Hauskauf, 1744

(Unterlagen der Familie Delapina)

.  

Hausverkauf pr 1800 fr

Leuhkauf 12 Sp. Dukcaten.

Wolfang Hillebrandt Handelsmann alhier noch l. St. verkauft mit Herrschaftlicher Consens seine unteren Dato 15. Jänner 1742 von der Johann Jacob Perrischen Krida Massa erkauft Handlungsbehausung, wie solche nebst den darbei befindlichen gleinen Güetl ordentlich vermarcht, und einerseits am Freitdthof andererseits aber an der Marx Zöchmeister bürger. Hutterers Behausung ligend, sammt der Tuchhandlungsgerechtigkeit, dan in dem Gewölb befindlichen grossen und andren Wagen. Item die Puldkästen und Schubladen auch Oelzimmentern dem wohl edlen Hrn. Anton Delapina Handelsmann und seiner Ehefrau Theresia um eine verglichene Summa Geld benanntlichen Ein Tausend und acht hundert Gulden, und 12 Sp. Ducaten Lehnkauf gut gangbarer Münz welcher Kaufschilling gleich nach geschlossenem Kaufe auf einem dem Marktrath beliebenden Tag zu erlegen versprochen worden. Die laufende Steuer und Gaben betreffen hat verkaufer Hr. Hillebrandt dem volligen Hausumschlag mit 4 fm 4 fr 30 fr das erste Quartal aber Hr Kauffer Delapina zubezahlen über sich genohmen. Zu fest und Standhaltung dessen sein mit einverstehung deren Hr. Contrahenten von einen Ehrsamen Marktrath fünfzig Ducaten Peinfahl gesetzt worden so der resilirende Theil unablässig dem Statthaltenden Theil unablässig zu erlegen hätte welches geschossener Kauf auf vorbeschriebene Weis von beiden Theilen beangenimmet und hierüber die gewöhnigliche Angelobung beschehen. Actum Kirchberg am Wagram

den 13. Februar Anno 1774.
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Hinterlassenschaft von Anton Delapina, 1785
(Unterlagen der Familie Delapina)

Consignation (Niederschrift)
Zu Liquidirung des Erbsteuer Betrages über die Verlassenschaft des Hr. Anton Delapina geweßt bürgerl. Handelsmann in Kirchberg am Wagram, welcher in seinem Testamente die Ehewirthin, die er hinterlassen hat, als vhl(?) Erbin eingesetzt. 
Acitv Stand
An baarem Gelde                                                                                                          f       xr
Zu Zeit des Erblassers Ableiben war an baarem Gelde vorhanden
laut Vermögens Bekantüß                                                                                         2050    -
An activ Schuldposten
An verschiedenen kleinen Posten zusammen                                                             520    -
An Silber
Ein Duzent silberner Löfel, Meßer, und Gabel zusammen 150 Loth
wägend das Loth a 1 f 12 xr geschäzt                                                                         180    -
 
An liegenden Gütern
Das in Kirchberg sich befindliche Haus geschäzt um                                                2000    -
12 1/4tel Joch Acker in der Neustifter Freyheit, das Joch zu 50 Gulden                      612    30
1/4tel Joch detto in Engelmannsbrunner Freyheit                                                         10    -
3 Joch in Oberstockstaller Freyheit um                                                                        120    -
1/8tel Weingarten in Engelmannsbrunner Freyheit geschäzt auf                                   30    -
2/8tel in Unterstockstaller Freyheit                                                                                 60    -
2 Obstgärten in der Dörfler Freyheit deren wahrer Werth ist                                       500    -
4 Gärten in Engelmansbrunner Freyheit                                                                      700    -
Ein in Unterstockstaller Freyheit liegender zu St. Andre dienstbarer Keller zu            150    -
 
An Waaren Lager
Vermög gemachter Inventur, und Billanz ist der Werth des samtlichen
Waaren Lagers                                                                                                         11139    -
 
An vorräthigen Weine
Haben sich 1780er 1781er 1783er und 1784er vorgefunden 800 Eimer, von
diesen wieder 20 Eimer, zu der Erbin mit ihrer Familie ganz jähriger
Erfordernuß abgerechnet, verbleiben also noch 780 Eimer:
den Eimer zu 2 f gerechnet macht                                                                             1560    -
400 Eimer 1779er wovon wiederum 20 Eimer zur ganzjährigen Erfordernuß
weggerechnet werden, verbleiben dahero 380 Eimer: den Eimer zu 2 fl 30
macht                                                                                                                           950    -
 
An vorräthigen Körnern
Waren vorhanden 40 Metzen Korn
Da 30 Metzen wenigstens zur ganzjähriger Hausnothdurft nöthig sind,
so kommen hier nur anzusetzen 10 Metzen, den Metzen zu 1 f 12 xr
gerechnet macht                                                                                                            12    -
Zur Zeit des Erblassers Hinscheiden waren nicht mehr, dann 30 Metzen Habern,
und 20 Zentner Heu vorräthig, die ganz jährige Erfordernuß ist aber 182 Metzen
Habern, und 60 Zentner Heu, folglich kommt hier nichts anzusetzen                            -     -__
                  Summa des gemeinschaftlichen Vermögens                                        20593  30
 
Wovon aber abgezogen wird das von mir vermög Heuraths-Verabredung
Ddo 13ten Feb. 1744 zugebrachte Heuratgut pr                                                         2000    -
Das meinem seel. Manne zugebrachte Paraphernalgut pr                                       1000    -
Wenn nun das vor mir vor der Ehe gehabte Vermögen pr. 3000 fl
Dann sein vor der Ehe gehabtes Vermögen pr 2000 fl
abgezogen wird, so zeiget sich, daß während der Ehe theils
erwirtschaftet, theils vererbet worden /:wie dann auch ich von meiner
Großmutter Theresia Solterer 3000 fl vererbet habe:/ in allen
15593 f 30 x.
Wovon mir vermög Heurats Verabredung titulo adquestus die
Helfte gebühret mit                                                                                                    7796    15
Wann nun von dem gemeinschaftlichen Vermögen pr                                            20593 30
Diesen Posten zusammen pr                                                                                   10796  13
Abgezogen werden, so verbleiben noch in des Erblassers Masse                            9796  45
 
Wovon abzuziehen sind
An Funeralien
Die Funeralien betragen laut beiliegendes Specification                                               35     -
 
An Krankheits Unkosten
Da die lezte Krankheit durch ganze 5 Jahre dauerte, so sind
sehr gering diese Kösten                                                                                             100    -
 
An Gerichts Taxen
Zum Löbl. Marktgerichte                                                                                                36   -
Dem Marktschreiber                                                                                                       12    -
Vertragsgebühr                                                                                                                1    45
Protocolirungs Tax                                                                                                           1    30
Für den Revers                                                                                                                3    -
Für einen Stempel a 2 f                                                                                                    2    -
Zur Depositen Kassa                                                                                                       5    -
Den Dienern                                                                                                                         30
Stpl zur Vermögens Bekentnüß                                                                                       2    -
 
An Legatis, so von der Erbsteuer befreit sind
In dem hinterlassenen Testamente sind den 5 Kindern, über die schon
erhaltenen 1000 f demnach jedem 1000 f, als ein väterliches Erbtheil
legirt worden, welche hier abzuziehen kommen mit                                                  5000    -
 
Auf heilige Messen sind vermacht worden                                                                  100    -
Nach Abzug dieser Posten in Summa                                                                                   5298    45
Verbleiben annoch                                                                                                     4498
 
Wovon das Erbsteuerfreye Dritel des samlichen Verlassenschafts-
Vermögens abzuziehn ist, welches nach Abzug der Funeral, und
Lezten Krankheits Unkösten  betraget                                                                       3220    35
Verbleibt annoch                                                                                                        1277    25
 
Wovon die Erbsteuer a 10 cto zu bezahlen kommt mit                                               127   42
 
Daß der activ, und Passiv Stand dergestalt, sich befunden, mithin die Erbsteuer Gebühr, wie vorsteht, von mir als bsp(?) beneficia legis et Inventum erklärter vhl(?)Erbin  zu entrichten sey bekenne ich hirmit durch meine fertigung Kirchberg den...
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1785: Das Vermögensbekenntnis des Handelsmannes Anton Delapina
(Dr. Franz Eiselt: Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806, Wien 1973, Dissertation)

Wohnhaus                              2000 fl
Keller                                        150 fl
Bargeld                                   2230 fl
Grundstücke                           2032 fl 30 xr
1200 Eimer Wein                    2600 fl
leere Fässer                             480 fl
Warenlager                           11139 fl
Vieh                                          180 fl
Hausrat                                    500 fl
5 Kinder ausbezahlt               5000 fl
Aktiva                                       520 fl
                                             27400 fl
ab Passiva                               141 fl 21 xr
                                             27198 fl 54 xr
Vieh: 2 Pferde, 3 Rinder, 5 Schweine
Grundstücke: 12 ½ Joch Äcker, 2/8 Weingärten, 2 Obstgärten, 4 Gärten
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Stiftbrief der Therese Delapina, 1794
(Unterlagen der Familie Delapina)
 
   
Anheut zu Ende gesetztem
Dato ist zwischen dem Hochwürdigen Hr. Pfarrer zu Kirchberg am Wagram zum heil. Stephan und dasigen Herren Kirchenvätern an einem und Frauen Theresia Dellapina bürgers=Kaufmanns Wittwe zu Kirchberg am Wagram anderen Theille nachstehender Stiftbrief zu ewigen Zeiten errichtet worden.
 
Erstens übernimbt Frau Dellapina eine Stadt Wienerische Oberkammeramte Obligation pr. Dreihundert Gulden sub No 9.729 ddo 29. Aug.1794 à 4 procto laufenden Interesse zur Kirchenlade der Pfarrkirche zu Kirchberg am Wagram, daß von dem abfallenden Interesse für die Seelenruhe ihres seel. Ehegatten Anton Dellapina bürgerlichen Kaufmann in Kirchberg, alljährlich nach dem Weissen=Sonntage auf folgende Art ein Jahrtag gehalten werden solle; daß ein gesungenes Requiem und Libera gehalten und zwey heilige Messen gelesen, dem Hr. Pfarrer für das Requiem ein Gulden, dreyssig Kreutzer; für das Libera ein Gulden, und für die zwey Messen à fünf und vierzig Kreutzer, zusammen vier Gulden; dem Schulmeister aber für Requiem und Libera ein Gulden und 20 xr gerechnet werden, das übrige Interesse aber für Wax und Paramenten der Pfarrkirche verbleiben solle.
 
Zweytens versprechen hw. Pfarrer und die Herren Kirchenväter der Pfarrkirche zu Kirchberg am Wagram für sich und ihre Nachfolger obig erwähnte Anton Dellapineische Jahrtagsstiftung auf vorgesetzte Art und Weise auf ewige Zeiten pünktlich zu erfüllen und den nöthigen ordinariats Consens zu bewirken.
 
In Urkunde, und ewiger Gedächtniß desen, sind 4 gleichlautende Exemplarien errichtet, eines zur hochlöbl. k.k. NÖ Regierung, das zweyte zur k.k. Stiftungs Hofkommission, das dritte zur Kirchenlade der Pfarrkirche zum heil. Stephan zu Kirchberg am Wagram, und das vierte zu Handen der Frau Stifterin Theresia Dellapina und deren Erben und Erbenserben ausgehändiget werden.
 
Gegeben zu Kirchberg am Wagram den 30ten September 1794
 
Theresia verwittibte Dellapina geweste
Kaufmannsgattin zu Kürchberg am Wagram
Siegel
 
Ignaz Kastner
Pfarrer
Siegel
 
Peter Löw alß Ober Kirchenvatter
Siegel
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Testament des Anton Delapina nach Rudolf Delapina:
(Unterlagen der Familie Delapina)

Anton D. verfaßt ein Testamt am 28.3.1785 und stirbt 4.4.85 74 Jahre alt
            100 fl auf 200 Messen
            2000 fl jedem Kind als Heiratsgut
            Haus und Handlung dem Sohn Franz, weil er mich in den letzten Jahren unterstützte.
            Universalerbin die Ehefrau Theresia
            1 Testamentszeuge Dr. med. Josef Hopf in Krems
Quellen:
Unterlagen der Familie Delapina, Kirchberg am Wagram
Briefe des Hans Marckhgott, Linz, 1935, an Dr. Rudolf Delapina
Pfarrmatriken Freistatt, OÖ; Purgstall, Etsdorf, Kirchberg am Wagram
November 2022
Maria Knapp