Bereitungsbuch

 NÖ Landesarchiv 

Beschreibung aller Stött, Marckht, dörfer, auch ainschichtigen Höf unnd Müllen In österreich und der der Ennß, des Viertls unnder Manhartsberg durchHannsßen Zolcher, wonhaft zue Dierncrut beschriben Anno 1590isten

(45) Kirchberg

Herr Sigmundt friedrich fugger obrigkeit  30

 

Josephinische Landesaufnahme

um 1780, Kriegsarchiv Wien

Markt Kirchberg. Ist ein gut gebauter Markt liegt an der Höhe, hat eine solide Kirch mit Kirchhof Mauer ober der steilen Leiten, welche die Plaine gegen die Donau dominiret. Unterhalb liegt das so genannte Depel.

Doebel: Ist ein großes solides Gebäu, nebst etlichen Häußer, alles wird von der oberhalb liegenden Höhen dominiret und bestrichen.

 

Topographische Tabellen von 1817

Diese Tabellen wurden von den Kreisämtern den diversen  Grundherrschaften zugesandt und von diesen ausgefüllt retourniert. 

Kirchberg am Wagram
Markt.
Kirchberg am Wagram ein ober Stetteldorf zwischen Unter-Stockstall und Malon gelegener, zur Dorfherrlichkeit der passauischen Herrschaft  Ober-Stockstall gehöriger, und unter dem Landgericht der Herrschaft Grafeneck stehender Markt, mit Pfarre. – Bey gutem Wetter und trockenen Wegen gehet die Zwetler Diligenie und die Kremserfuhren über Kirchberg am Wagram und Geisruck nach Wien, und wiederum zurück; in Regens Zeiten, und bey üblen Wegen aber über Bärschling. In diesem Gebiethe sind keine Mauthen. Im Markte Kirchberg ist ein kk. Tabak Verleger mit 1. Ober- und 1. Unteraufseher angestellet. – Man hält hier alle Freytage einen, doch sehr unbedeutenden, Wochenmarkt mit Butter, Obst, grüner Waare, Ferkeln pp, wie auch, am Fastnacht Montag und Dienstag, am Laurenzius Tage und dem folgenden zwey Jahrmärkte, mit einem vorhergehenden Vieh- und Holzmarkte, welche stark besucht werden. Der hiesige Feldbaugrund ist mittelmäßig: er erzeugt etwas Safran, vorzüglich Rocken und Hafer, wenig Weitzen, fast keine Gerste, sehr wenig Klee, sehr viel Erdäpfel, doch ohne Handel, grüne Waare zum Hausbedürfnisse, Obst mit großem Handel: man fängt an Burgunderrüben mit gutem Fortgang zu bauen.-

Der Weinbau ist sehr beträchtlich, und gibt mittelmäßigen Landwein. Hier sind keine Waldungen, noch Wiesengründe, wohl aber haben die Einwohner deren einige in fremden Jurisdictionen. – Die Bienenzucht ist äußerst unbedeutend.
An der Schule ist ein Lehrer und 2 Gehülfen, und man findet eine gute christlich Erziehung. –
Der Doctor Johann Paul Tschernitz , Domherr in Wien, Dechant  und Pfarradministrator in Kirchberg hat ein Spital für 12 Personen gestiftet, welches jetzt durch gute Wirtschaft auf 24 Personen angewachsen ist. Ein  anderes dergleichen ist von Jakob Damian, der hier geboren und nachmahls Handelsmann in Wien war, für 4 Personen gestiftet worden. Beynebst ist das Institut sehr wohl bestellet, und für die Armen bestens gesorget.
Die Luft ist sehr rein und gesund: Das Wasser ist trefflich. – Der Markt bestehet aus 48 vor aller fremder Mitherrschaft freyen Häusern: die Population aus 88 Familien, 167 Männlichen, 198 Weiblichen Köpfen. Unter diesen sind 1 Geprüfter Wundarzt und zugleich Geburtshelfer, 1 Geprüfte Hebamme, 1 Maurermeister, 1 Zimmermeister, 1 Kaufmann mit vermischten Waaren, 1 Leinwandhändler, 1.Eisenhändler, 1 Lebkuchner, 1 Seifensieder, 1 Kürschner, 1 Färber, 1 Drechsler, 1 Glaser, 1 Fleischer, 1 Bäcker, 1 Wagner, 1 Sattler, 1 Riemer, 1 Hufschmied, 1 Schlosser, 1 Nadler, 1 Strumpfwirker, 1 Weißgärber, 1 Lederer, 1 Hutmacher, 1 Handschuhmacher, 1 Seiler, 1 Tischler, 1 Binder, 2 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Leinenweber.  Der Viehstand beträgt 18 Pferde, 70 Stücke Rinder, 6 Zuchtschweine. –

Die hiesige Pfarre, wie auch die Mutterkirche zu dem Heiligen Erzmartyrer Stephan sind uralt: Die Pfarre hängt von dem Patronatsrechte des hohen Domcapitels in Passau ab, und gehört zu dem Decanate am Wagram. Aus dem weitläufigen alten Bezirke sind die neuen Pfarren Altenwerd, Bierbaum, und Königsbrunn entsprungen. Noch sind neun Dörfer hierher eingepfarrt, Ober- Mitter- und Unter-Stockstall, Winkel mit einer offenen Kirche, Neustift mit einer offenen Capelle, Dörfel, Malon, Engelmannsbrunn, und Ottenthal mit einer offenen Capelle. Vormahls gehörten auch hierher Königsbrunn, Hippersdorf, Zausenberg, Bierbaum, Urtzenlaa, Frauendorf, Altenwerd, Gicking, Kollersdorf, Sachsendorf, und in früheren Zeiten auch Neudeck. Der Pfarrer erhält zwey ungestiftete Capelläne: seine Einkünfte bestehen in baarem Gelde: Seine Pfarrgemeinde beläuft sich auf 3200 Seelen, bey welcher jährlich im Durchschnitte 108 Taufen, 124 Begräbnisse, und 37 Ehen anzunehmen sind.

Unter dem Decanate dieses Bezirkes, das Decanat am Wagram genannt, stehen die Pfarren Altenwerd, Bierbaum, Eckendorf am Wagram, Etsdorf, Fels, Feuersbrunn, Gösing, Grafenwerd, Hadersdorf, Hatzendorf, Hohenwart, Kirchberg am Wagram, Königsbrunn, Mühlbach, Riedenthal groß, Radelbrunn,  Rupersthal, Straß mit dem dasigen Benefiziaten, das Vicariat Engabrunn, und die Localcapellaneyen Elsern und Zemling. Die in diesem Decanate befindliche unadelige Geistlichkeit ist in Civilsachen an den Magistrat der Stadt Rätz angewiesen.

 

Franz Xaver Schweickhardt

(1794 – 1858), veröffentlichte zwischen den Jahren 1831 – 1841 eine „Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns durch eine umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten u.u. topographisch=statistisch=geneologisch=historische bearbeitet, und nach den bestehenden vier Kreisvierteln alphabetisch gereihet.“ Das ist eine historisch-topographische Beschreibung Niederösterreichs in 34 Bänden, die nach den vier Vierteln geordnet sind. Im Jahre 1835 in Band 7 ist unsere Gegend, das Viertel unter dem Manhartsberg, beschrieben:

Kirchberg (am Wagram),
Ein Markt von 48 Häusern, an der Straße nach Krems gelegen und zugleich die Poststation.

Sowohl Kirche als Schule befinden sich im Markte; das Patronat davon gehört der Herrschaft Oberstockstall, die Pfarre aber in das Hadersdorfer Decanat am Kamp. Den Werbbezirk besitzt das Lin. Inf. Regim. Nr. 4.

Die Rechte eines Landgerichtes werden von der Herrschaft Grafenegg ausgeübt; Grund-, Orts-, und Conscriptionsobrigkeit ist die Herrschaft Oberstockstall.

Hier leben in 99 Familien 185 männliche, 233 weibliche Personen und 89 schulfähige Kinder. Der Viehstand zählt 32 Pferde, 5 Ochsen, 68 Kühe, 30 Schweine.

Die hiesigen Einwohner sind durchgehend Gewerbsleute, deren Geschäfte sich lediglich auf den Ortsbedarf und den der nächsten Umgebung beschränken, ohne alle Grundbestiftungen und betreiben die Wirtschaft nur als Nebensache, indem sie herrschaftliche Gründe in Pacht nehmen. Auf diesen werden alle Gattungen Körnerfrüchte auch Wein und Obst gebaut; nebst dem ist der Safrananbau in der Umgebung nicht unbedeutend. Die Viehzucht ist ganz gering, obschon die Stallfütterung angewendet wird.

Der Markt Kirchberg liegt zum Theil an der im Jahre 1824 neuerbauten Straße nach Krems, der größte Teil aber auf einem Berge, auf dem sogenannten Wagram, umgeben von den Dörfern: Engelmannsbrunn, Ober-, Mitter- und Unterstockstall, Ottenthal, Dörfl, Mallon und Thürnthal. Die hiesige Gegend kann in jedem Betrachte sehr schön genannt werden, welche überdieß ein gesundes Klima und vortreffliches Trinkwasser enthält. Niedlich ist die Lage der wenigen Häuser, welche am Fuße des Wagrams situirt sind, die durch die an der anderen Seite der Straße befindlichen großen Obstgärten noch mehr verschönert wird, majestätisch aber zeigt sich der andere Theil des Marktes am Berge, der mit seiner herrlichen Kirche hoch am Wagram gelegen und offen gebaut ist. Er ist nicht regelmäßig angelegt und man gelangt auch zu demselben durch Hohlwege von der Seite von Ober- und Mitterstockstall her. An der südlichen Seite prangt die Pfarrkirche mit einer Mauer umgeben und vor ihr ein mit Bäumen besetzter anmuthiger Platz; zunächst derselben stehen das Schulhaus, die Wohnung des Schullehrers und der Pfarrhof, ein eigenes Ganzes bildend. Zunächst diesem an der westlichen Seite liegt der freundliche Markt mit seinen nett gebauten meist mit Schindeldachungen versehenen Häusern, wovon mehrere ein Stockwerk enthalten. Auf dem Platze seht eine schöne Dreifaltigkeitssäule und in geringer Entfernung davon, wo der Hohlweg beginnt, die Marktsäule mit der eines geharnischten Ritters.

Flüsse sind hier keine vorhanden, und die benachbarten Mühlen werden von den unbedeutenden Bächen, welche den Bergen entquillen, getrieben. - Die hierher gehörigen Wälder sind beinahe anderthalb Stunden von hier entlegen. Die Jagd ist in der Umgebung daher nur auf Hasen und Rebhühner geschränkt. –

Der Markt enthält das Privilegium zur Abhaltung von zwei Jahrmärkten.

Markt und Kirche sind uralt, letztere aber noch älter als der Ort selbst, denn der Name Kirchberg verräth schon, daß eher als der Markt gegründet ward, hier eine Kirche stand. Die gegenwärtige Kirche wurde den 11. Mai 1626 (müßte heißen 1726, Schreibfehler bei Schweickhardt, Anm.d.Verf.) von dem Passauischen Fürstbischof Joseph Dominik Grafen von Lamberg eingeweiht. Sie ward auf Kosten des Passauischen Domcapitels, welches bis zu seiner Auflösung das Patronatsrecht über diese Pfarre, so wie über acht andere besaß, erbaut, welches auch, als darauf der Thurm abbrannte, selben aus seinen Mitteln wieder herstellen ließ. – Neben dieser Kirche bestand auf dem Wege nach dem Filialorte Mitterstockstall eine durch Wallfahrten berühmte Mariencapelle, wovon, als solche unter Kaiser Joseph II. abgebrochen werden mußte, das steinerne Marienbild in die Pfarrkirche übertragen wurde, so wie die Kanzel und das sich gegenüber befindliche Standbild des heiligen Johannes von Nepomuck.

Die gegenwärtige Pfarrkirche, welche dem heiligen Stephan geweiht ist, besteht, wie sie sich von Außen zeigt in mehreren Theilen oder Zubauten und bildet im Ganzen genommen ein langes Schiff mit zwei der Länge nach angebauten Seitentheilen. Der imposante und solid gebaute viereckige Thurm steht an der westlichen Kirchenseite; er ist 32 Klafter hoch, enthält eine Uhr mit vier Zifferblättern, niedlich angebrachte Jalousien und fünf Glocken von 30, 12, 4, 2 und einen Zentner, welche ein wohltönendes großartiges Geläute bilden, dessen Töne erhaben und lieblich eben so in weiter Ferne gehört werden, gleichwie der Thurm selbst weithin sichtbar ist, dann eine zierliche Kuppel mit Weißblech bedeckt.

Beim Eingang zur Kirche stehen zwei Schatten spendende Roßkastanienbäume, am Platze eine hübsche steinerne Säule mit der Statue der schmerzhaften Gottesmutter, daneben eine offene Capelle mit einem Crucifx, im Eingange aber zu jeder Seite eine ganz vergoldete lebensgroße Statue, rechts den heiligen Carolus, links den heiligen Markgrafen Leopold darstellend. Betritt der Gläubige dann das Innere von diesem Tempel des Herrn, so wird er billig in Staunen versetzt über seine Pracht, denn alle Altäre sind schön bekleidet, grau marmoriert und reich vergoldet, besonders die reich und zierlich geschmückte Kanzel. Durch den beiderseitigen Zubau ist das Innere in einen breiten Hauptgang und Seitengänge getheilt, die durch drei gemauerte Pfeiler gestützt werden. Ein freundliches Licht umstrahlt die heiligen Altäre und der Raum der Kirche ist geeignet 2000 Menschen zu fassen. Das Presbyterium ist halbrund gewölbt wie das Schiff, mit Spitzfeldern versehen und diese Wölbung auf jonische Lesenen gestellt. Die Wände beim Hochaltar sind blauviolett, jene im Schiffe steingrau übertüncht, welches bei dem Schimmer und Glanze der vielen Vergoldungen von ungemein harmonischer Wirkung ist. Nebst dem Hochaltar sind noch fünf Seitenaltäre vorhanden; ersterer ist in römischen Style aufgeführt und enthält in dem von Carlo Carloni, einem Mailänder, vortrefflich gemalten und durch seine Composition sich auszeichnenden Altarblatt den heiligen Stephan. Unter dem Altarblatt ist die Statue der heiligen Jungfrau mit dem Kinde zur Verehrung ausgestellt, zu welcher auch häufig Wallfahrten geschehen. Zwischen den Säulen sind die Statuen der heiligen Apostel Peter und Paul angebracht. Der Tabernakel mit seinen beiden Flügeln enthält biblische Scenen, die von kunstfertiger Bildhauerarbeit sind. Von den Seitenaltären sind die zwei ersten zu beiden Seiten der Seitengänge, einer der seligsten Jungfrau Maria, der andere dem heiligen Antonius zu Ehren geweiht, und die schönen Altarbilder vor einigen Jahren von Füger gemalt worden; auch ist ein jeder dieser Altäre mit einem Speisegitter versehen. Die andern drei sind an den Wänden ausgerichtet und davon die zwei rechts der Rasalia- und Josephi-, der links stehende aber der unbefleckten Maria Empfängnißaltar benannt. Vorzüglich schon sind der Chor und die Orgel mit zwei Seitenflügeln und einem Positiv, wovon die Kästen grün staffirt und vergoldet sind. Nebst dem ohnehin reichen innern Schmuck der Kirche fanden wir auch sechs sehr schöne Fahnen aufgestellt, wovon einige den Zünften angehören, jene aber der Fleischhauer die größte und schönste ist.-

An Grabsteinen sind im Innern drei vorhanden, die nicht merkwürdig sind, und wovon einer den Justus Pfaler betrifft, der Stadthauptmann in Linz war. Schöner und ausgezeichneter sind aber die an der rechten Seite an der äußeren Kirchenwand angebrachten Grabsteine von Marmor, davon zwei der Besitzer der Herrschaft Winkelberg und Riedenthal, dem Ignaz und Thaddäus Fournier und einer dem Hauptmann Alxerander Bogdanovitz vom deutsch – banatischen Regiment angehören. Auch beim Haupteingang liegt am Boden ein großer und alter Leichenstein von rothen Marmor mit Wappen und gothischer Umschrift, die aber leider schon ausgetreten und dadurch unleserlich geworden ist. Wenn man übrigens von Innen die Kirche betrachtet, so glaubt man, daß dieselbe ganz neuen Baustyls sei, allein von Außen zeigen sich bei näherer Betrachtung einige sehr alte Strebepfeiler, der mittlere Theil des Schiffes sammt dem Presbyterium erscheint demnach als der älteste, da die Seitentheile erst später hinzu angebaut worden seyn mögen, wodurch die Kirche eine wesentliche Vergrößerung erhielt. - Diese Kirche nimmt unter denen der Viertel einen der ersten Plätze ein, ob ihrer Bedeutsamkeit und Schönheit.

Nicht minder besitzt dieselbe schöne Paramente, wozu eine von dem Michael Oehlsen, Sohn eines bürgerlichen Weinhändlers in Wien hierher geschenkte fünf Pfund schwere silberne Monstranze besonders gerechnet werden darf, nebst zwei silbernen Kelchen von schöner, ganz vorzüglich aber einer von Filigranarbeit.

Von dem Kirchberge aus eröffnet sich eine lohnende Aussicht gegen das V. O. W. W. in die herrlichste Gegend nach Hollenburg, Göttweig ec. ec.

Außer der Kirche ist im Spitale, welches an der Kremser-Straße neben dem Wirtshause steht, eine Capelle dem heiligen Paulus geweiht, undin den Filialorten Winkel, Ottenthal und Neustift sind Filialkirchen, zum heiligen Nicolaus, Urbanus und Sebastian, vorhanden, in denen Gottesdienst gehalten wird, und deren Stifter die Gemeinden waren.

Zur Pfarre Kirchberg am Wagram gehörten vormals 22 Ortschaften; da aber zu Kaiser Josephs Zeiten in elf derselben eigene Pfarren errichtet wurden und eine die Melker Pfarre Riedenthal zugetheilt erhielt, so besitzt die Pfarre noch gegenwärtig neun Ortschaften, nämlich außer dem Markt Kirchberg, Ober-, Mitter- und Unterstockstall in einer Entfernung von einer Viertelstunde, eben so Dörfl und Mallon, dann Engelmannsbrunn, Neustift, Winkel und Ottenthal in dreiviertelstündiger Entfernung. - Der Gottesdienst wird von einem Pfarrer und zwei Cooperatoren versehen. - Der Leichenhof befindet sich hinter der Kirche, und ein Theil desselben an dem Abhange des Kirchberges.

Nach der Angabe des hochw. Pfarrers Ignaz Scheiger hat die Kirche in den Kriegszeiten keine besonderen Ereignisse erlitten. Vor 3 bis 4 Jahren ist sie durch gesammelte Beiträge von Wohlthätern durchaus schön renovirt worden, so daß derselben nicht leicht eine andere Landkirche entgegen gestellt werden kann, und dieß spricht ganz deutlich die rastlose lobenswerthe Thätigkeit der hiesigen hochwürdigen geistlichen Herren aus, welche es sich wahrhaft angelegen seyn ließen, dieses Gotteshaus seinem hohen Werthe entsprechend herzustellen.

Außer dem Armenspitale gibt es hier sonst keine anderen bemerkenswerthen Gegenstände. Die frühere herrliche Stiftung versorgte die Armen mit allem Nothwendigen, allein die Einkünfte sind sehr geschmälert worden, daher gegenwärtig nur sehr Arme darin vorhanden sind, welche sonst nichts erhalten, als täglich vier Kreuzer W. W. und die unentgeldliche Unterkunft.

 

Neue Gebietseintheilung

sammt alphabetischem Verzeichnisse sämmtlicher Orte des Erzherzogthumes Niederösterreich, aus der kaiserlich-königlichen Staatsdruckerei, Wien 1855, NÖ Landesbibliothek

Ortsname: Kirchberg am Wagram
Eigenschaft des Ortes: Markt und Kat.G.
Gehört zur Katastral-Gemeinde und Ortsgemeinde: Kirchberg am Wagram
Flächeninhalt nach nö. Jochen: 171
Einwohnerzahl: 464
Gehört zum Pfarrsprengel: Kirchberg am Wagram
Gehört zum Bezirksamte: Kirchberg am Wagram
Gehört zum Untersuchungsgericht: Korneuburg
Gehört zum Kreise: U.M.B.
Gehört zum Postbestellungsbezirke: Kirchberg am Wagram

 

Alphabetische Reihenfolge

und Schilderung der Ortschaften in Niederösterreich, 4. Band, Wien, 1903, NÖ Landesbibliothek

Kirchberg am Wagram, Markt, K-und O.G., Pfarre und Post Kirchberg. G.- B. Kirchberg, B.H. Tulln (O. W. W.)

(1795) 46 Häuser, (1822) 48 Häuser; (1834 Schw.) 48 Häuser, 507 Einw.; (1853) 464 Einw.; (1870) 53 Häuser, 581 Einw.; (1880) 52 Häuser, 578 Einw.; (1890) 52 Häuser, 638 Einw.

Der Ort bildet für sich eine Ortsgemeinde von 0,68 Kilom.2 , welches kleine Gebiet nördlich von Ober-, östlich von Mitter- und südlich von Unter-Stockstall, westlich von Engelmannsbrunn und Dörfel umgrenzt wird. Das Gebiet wie der größte Teil des Marktes liegt auf der steilen Anhöhe des Wagram, wo sich nördlich vom Markte nach einiger Feldgrund findet, der südlich in der Eben liegende Teil ist unbedeutend und wird größtenteils von den mit Sorgfalt gepflegten Hausgärten eingenommen, in welchen Obst, etwas Safran und viel Wein gebaut wird. Doch steht die landwirtschaftliche Beschäftigung erst in zweiter Reihe, den Haupterwerb bildet die rege gewerbliche Thätigkeit. Der Flügel Absdorf-Krems der Staatsbahn (Franz Josef-Bahn) geht südlich vorbei und hat eine Station. Auch die Straße in gleicher Richtung geht durch den Ort, in welchem eine fünfclassige Volksschule besteht.

Weiterhin sichtbar erhebt sich auf dem Wagram die dem ersten Märtyrer geweihte Kirche St. Stephan, welche dem um sie entstandenen Ort den Namen gab. Leider reichen unsere Kenntnisse über diese alte Ansiedlung nicht über das XII. Jahrhundert zurück. Die ersten Nachrichten beziehen sich auf die Kirche und die Pfarre. Diese stand unter dem Patronate des Bistums Passau, welches auch dem Kirchenpatrone nach zu schließen die Gründung Kirchbergs veranlasst hat. Schon 1179 wird die Kirche St. Stephan de Wachrein erwähnt. (Mon. boic. Bd. 28 a, S. 122-125.) Der erste bekannte Pfarrer wäre nach Meiller jener Ulrich, welcher im Jahre 1232 als „scriba“ der herzoglichen Kanzlei begegnet. Sieben Jahre später erscheint er als Magister und als Pfarrer von Kirchberg. Da er auch Domherr von Passau ist, so liegt es näher, meint Meiller, ihn auf die Passauer Pfarre Kirchberg am Wagram, als auf Kirchberg am Walde oder auf ein anderes Kirchberg Nieder-Österreichs zu beziehen. Im Jahre 1241 finden wir ihn auch mit dem Titel „Propst von St. Jacob in Babenberg“. Das Jahr darauf bekleidet er bereits die Würde eines „Archidiacon in Oesterreich“. Zum letzenmale erscheint er als Protonotar Herzog Friedrichs II. am 8. December 1243, am 20. Februar 1244 urkundet er als Bischof von Seckau. Am 8. Oktober 1243 war nämlich Bischof Heinrich von Seckau, der „stets getreue“ des Herzog Friedrich II. gestorben, und der dem Babenberger wolgesinnte edle Erzbischof, Eberhard II. von Salzburg säumte nicht, der Bitte Friedrichs II. zu willfahren und den herzoglichen Protonotar Ulrich zum Bischofe von Seckau zu ernennen, allerdings unter der Bedingung, dass daraus kein Optionsrecht für die Zukunft erwachse. Ulrich war weder als Bischof von Seckau noch als erwälter Erzbischof von Salzburg glücklich. (Vgl. Hansiz, Germania sacra. Bd. 2, S. 344-361.) - Gegen Meillers Ansicht spricht aber die Bezeichnung „Chirichperg“, womit irgend ein Kirchberg bezeichnet wurde, nur nicht das am Wagram, denn wie noch zu erwähnen, wurde Kirchberg am Wagram bis ins XVI. Jahrhundert St. Stephan am Wagram genannt.

Zum Jahre 1301 wird als Pfarrer in „St. Stephan in Wachram“ Rudger genannt. Er übernimmt die am Kamp gelegenen Weinzehente des Hochstiftes Passau für jährlich 15 Pfund Denare Zins (Lang, Regesta boic. Bd. 5, S. 10.) und schlichtet 1311 einen Streit zwischen dem Pfarrer des St. Egydi-Spitals in Passau und dessen Maier in Stockstall wegen des Vogtrechtes. (Mon boic. Bd. 30, Teil 2, S. 60.) Er ist noch 1315 als Pfarrer in Kirchberg nachweisbar (Lang, a.o.O.S. 299.) 1325 schenkte Dietmar Zant von Meylan (Mellon) und seine Hausfrau Margareta dem Gotteshause „St. Stephan zu Wachrein“ 1 1/2 Joch Acker in dem Dörflerfeld zu einem Jahrtag. (Lang, a.a.O. Bd. 6, S. 178) Im Jahre 1332 wird Ulrich als Pfarrer und Dechant „von St. Stephan auf den Wagram“ genannt. (Niederösterr. Urkundenbuch. Bd. 1, S. 308, Nr. 260; S. 331, Nr. 285. - Fontes. Abt. 2, Bd. 10, S. 253 und 306, Nr. 249 und 314.) Zehn Jahre später nennt er sich Canonicus von Passau, Dechant und Pfarrer der St. Stephanskirche am Wagram (Wachram); er schenkt dem Stifte St. Andrä zwei Weingärten zu Klosterneuburg. (Ebenda. S. 308, Nr. 316.) Dechant Ulrich führte ein Siegel, in welchem der heil. Stephan auf einem einfachen Fußschemel erscheint. Neben der Figur, mit der Umschrift gleichlaufend, stehen zur linken die Buchstaben S.STEPH, zur rechten ANVS. Unterhalb betet der Canoniker in kniender Stellung. Das Siegel hat die Umschrift (Legende): + S. VDALRICI. DECANI . ET . PLEBANI . ECCLESIE . SVP . WAGREIN.
Im XIV. Jahrhundert trug sich das Domcapitel mit dem Plane der Incorporation der St. Stephanskirche auf dem Wagram und der Kirchen zu Nieder-Hollabrunn und Petzenkirchen. Wenzel Thyem, Pfarrer zu Linz, verpflichtete sich, dem Passauer Domcapitel bei Papst Bonifaz IX. die Incorporation zu erwirken, wogegen ihm eine Pfründe im Capitel zu Passau verliehen und der Weingarten „Pfaff am Rufsberg in Österreich“ zu Leibrecht überlassen werde. (Lang, a.o.O. Bd. 11, S. 183.)
Um diese Zeit war Hans Hipplesdorfer Pfarrer zu St. Stephan „auf dem Wagrain“. Für ihn stiftete sein Neffe, der Dechant und Pfarrer von Ravelsbach, Ulrich, zu Kirchberg eine ewige Messe und gab hiezu die Furtmüle zu „Zaissenperg“ einen Weingarten zu Riedenthal, bei der „Neydegger kirichengassen“ gelegen, zwei Wiesen zu Bierbaum und Kalendorf und 60 Pfund Pfennige. (Lang, a.a. O. Bd. 12, S. 140)
Erbvogtherren der Kirche waren die Herren von Puecheim und die von Winkel, dies ergiebt sich aus einer Urkunde Hadmars von Aistersheim aus dem Jahre 1415, in welcher der neue ernannte Pfarrer der Kirche „St. Stephan auf dem Wagram“, Jorg der Mautter von Katzenberg, dem Albrecht von Puecheim und Ulrich von Winkel empfohlen wird. (Lang, a.o.O. Bd. 12, S. 188)
Die Pfarre und bis 1413 auch das Dechanat hieß St. Stephan auf dem (oder am) Wagram. Daselbst war der Sitz eines Dechanates. Der Sprengel reichte bis Spitz an der Donau und wurde im XV. Jahrhundert aber in mehrere Dechanate geteilt. Kirchberg war aber nicht mehr der Mittelpunkt eines Dechanats, an seine Stelle trat Ravelsbach. Die Kirche hieß noch immer zu St. Stephan auf dem Wagram, aber im XVI. Jahrhundert trat dafür der Name Kirchberg am Wagram. Um 1544 war in „Kirchberg am Wagram“ Christof von Trenbeck Pfarrer und zugleich Dompropst in Passau. Er hielt, wie die Visitatoren berichteten, einen Schulmeister und Organisten, sowie Sängerknaben, Succentor, hatte fünf Priester, verrichtete den Gottesdienst an „hochzeitlichen Tagen und Metten und Vesper und Verkündigung von Gottes Wort“. Sein Wandel war gut und ehrbar. Die Einkünfte der Pfarre bestanden damals in Pfennigdiensten von behausten Gütern (11 Pfund, 7 Schilling, 2 Pfennig), in Überländdiensten und halben Teil „des zols am Oxenmarkt“ (10 Pfund, 6 Schilling, 5 Pfennige), Getreidezehent: „baiderley“ 24 Muth, 20 Metzen, Weinzehent: 6 Dreiling 12 Eimer, dann an kleinem Zehent von 17 Viertel Weingärten, von 96 Joch Äcker in „alle feldt“, von sechs Tagwerk Wiesen und einem kleinen „Grasgärtl“, endlich in sieben Gänsen, 28 Hühnern und 29 Käsen. - Im Jahre 1544 war der Pfarrer mit dem Herrn von Puecheim zu Raabs der Vogtei wegen „in Streit“; derselbe war bei der Regierung anhängig; über das Resultat fehlen die Nachrichten. (Staatsarchiv Cod. 415, suppl. Fol. 274-275.)
In Kirchberg war im XVI. Jahrhundert auch ein eigener Prediger; so Martin Rumpler dessen Cridaabhandlung am 13. Mai 1571 war. Er hatte aus Gewissenhaftigkeit keine Ehe eingegangen; jedoch hinterließ er die Haushälterin mit einem Kinde. (Wiedemann, Reformation. Bd. 3, S. 126.) Weitere Nachrichten aus der Zeit der Reformation sind: Als Klesl in Stein die Rekatholisierung vornehmen wollte, reiste er am 18. Juli des Jahres 1582 nach Kirchberg, dessen Pfarrinhaber Victor August Fugger ihn am folgenden Tage nach Stein begleitete.
Sonst sind als Pfarrer noch bekannt: Petrus Ruck, gest. am 10 Januar 1739 (Hippolytus. Bd. 3, S. 193), und Magister Franz Delapina, zugleich auch Administrator von Obritzberg und Königstetten, gest. am 31. Mai 1752.

Bei der Pfarrkirche zu Kirchberg am Wagram bestanden vier Stiftungen, und zwar zu St. Nikolaus, St. Dorothea, zu St. Elisabet und St. Jacob. Erstere war fundiert auf Pfenniggülten zu „Amastall“, Glaubendorf, Weingärten bei Kirchberg und Wiesen zu Weikersdorf und Stetteldorf, sowie Korn und Haferdienste von Äckern „Das Dorotheenstift“ hatte Korn- und Haferdienste zu Fraunstorf, Khellerstorf, Nieder-Stockstall. Die St. Elisabethstifung hatte a) acht Viertellehen zu Dieplsdorf und Rohrbach, von denen jedes 21/2 Metzen Weizen, ebensoviel Korn und fünf Metzen Hafer, zwölf Pfennige, eine Gans, einen Hahn und 36 Eier leistete; b) ein Bergrecht zu Rohrbach; c) Pfennigdienste von drei behausten Gütern zu Dieplsdorf und einem behausten Gut zu Rohrbach. Die letztgenannte Stiftung hatte sechs behauste Güter zu Feuersbrunn sammt aller Obrigkeit über dieselben, zwei behauste Güter „an der Neustift“, Getreide und Dienstzehente zu Zeisselberg, Nieder-Stockstall, „zum Dörffl“, den Sechstelzehent in den Hofbreiten zu Dürnthall und einen Korn-, Hafer- und Weinzehent zu Nieder-Rusbach. (Niederösterr. Landesarchiv Gültenbuch)

Die gegenwärtige Kirche wurde am 11. Mai 1626 von dem Fürstbischof von Passau, Josef Dominik Graf von Lamberg eingeweiht. Sie war auf Kosten des Passauer Domcapitels erbaut worden. Auf dem Wege nach
Mitter-Stockstall befand sich eine Marienkapelle, berühmt durch Wallfahrten. Unter Kaiser Josef II. wurde sie abgebrochen, das steinerne Marienbild in die Pfarrkirche übertragen, ebenso die Kanzel und das Standbild des heil. Johann von Nepomuk. Die Kirche fasst 2000 Menschen. Das Bild auf dem Hochaltare ist von Carlo Carloni, einem Mailänder (vgl. über die Carloni Jlg in den Berichten und Mitteilungen des Altertumsvereins. Bd. 25, S. 138) gemalt. Unter dem Altarblatte ist die Statue Mariens mit dem Kinde zur Verehrung für die Wallfahrer ausgestellt. Der Tabernakel zeigt kunstfertige Bildhauerarbeit. Seitenaltäre besitzt die Kirch fünf. Die Altarbilder vor den der Mutter Gottes und dem heil. Antonius geweihten Seitenaltären hat Fuger gemalt.

An Grabsteinen finden sich im Innern drei vor, von welchen aber nur der des Stadthauptmannes von Linz, Justus Pfaler, bemerkenswert ist. An der Außenseite der Kirchenwand sind die Erinnerungssteine an Ignaz und Thaddäus Fournier, Besitzer der Herrschaft Winkelberg und Riedenthal, sowie der des Hauptmannes Alexander Bogdanowitsch. Auch beim Haupteingang liegt am Boden ein großer rother Marmorstein mit Wappen und Inschrift, welche aber durch die darüber schreitenden Andächtigen bis zur Unkenntlichkeit abgetreten sind.
Die Kirche besitzt schöne Paramente, darunter eine zwei Kilogramm schwere silberne Monstranze, das Geschenk des Wiener Michael Oehlsen. Auch ein Bild des Kremser Schmid besaß sie. Wie es sich mit diesem heute verhält, wissen wir nicht. (Vgl. Monatsblatt des Altertumsvereines, 1888, S. 6)

Zur Geschichte des Marktes lässt sich noch weniger melden, als wie zu jener der Pfarre. Kirchberg hat das Recht, zwei Jahrmärkte abzuhalten, und zwar den einen am Faschingsdienstag, den zweiten am Dienstag nach Laurenzi (10 August). Bekannt waren einst die Viehmärkte acht Tage vor Allerheiligen sowie die jede Woche Freitags stattfindenden Spannferkelmärkte. Das eine Jahrmarktsprivileg erhielt Kirchberg durch Kaiser Friedrich III., welches Kaiser Maximilian I. 1518 bestätigte. (Archiv des k.k. Ministerium des Innern.) Im Jahre 1716 wurde das zweite Jahrmarktsprivileg verliehen (ebenda).

Das Armenspital verdankt seine Entstehung dem Dechant und Pfarradministrator Paul Czernitz, der in seinem 1686 publicierten Testament bestimmte, dass „aus seinen Mitteln ein Spital samt Kirchel zu Kirchberg am Wagram gleich jenem zu Stockerau“ zu erbauen sei, wofür er 10.000 fl. bestimmte. Es sollen sechs männliche und ebensoviel weibliche Pfarrkinder von Kirchberg darin Aufname finden. Das Spital übertrug er drei Vorstehern, die sein sollten: der „Vicar“ von Kirchberg, der Richter und Rat des „Marktes“ Kirchberg. Das „Kirchel“ sollte zu Ehren des heil. Anton von Padua erbaut werden. Zu den Förderern des Spitals zält ganz besonders der 1730 verstorbene Wiener Handelsmann Jacob Damian. (K.k. Archiv für Nieder-Österreich, Stiftbriefsammlung 2/3 und 2/4.)

Auf dem Marktplatze steht eine Dreifaltigkeitssäule und in geringer Entfernung davon die Marktsäule mit einem geharnischten Ritter.

Kirchberg gehört mit dem Landgerichte nach Grafenegg, Grund-, Orts. und Conscriptionsobrigkeit übte bis 1848 die Herrschaft Oberstockstall aus, welche nach der Säcularisation Passaus auch das Patronatsrecht der Pfarre erwarb.

Bei der Neueinteilung der politischen und Justizverwaltung im Jahre 1849 wurde nicht Kirchberg zum Sitze des Bezirksgerichtes bestimmt, sondern Ober-Stockstall, welches zum Sprengel der Bezirkshauptmannschaft Krems gehörte. Als 1853 eine Änderung in der Verwaltung Nieder-Österreichs vorgenommen wurde, wurde in Kirchberg ein sogenanntes gemischtes Bezirksamt errichtet, an dessen Stelle 1868 ein Bezirksgericht trat. Bis zur Errichtung der Bezirkshauptmannschaft Tulln im Jahre 1891 gehörte Kirchberg zur Bezirkshauptmannschaft Krems.

Zu Kirchberg hatte der Landesfürst einige Lehen, die aber nur im XV. Jahrhundert nachweisbar sind. Sie bestanden in zwei behausten Gütern und 18 Höfen. Lehensträger war Hans Stickelperger (Notitzblatt 1854, S. 356.)

Literatur; Schweickhardt,V5.U.M.B. Bd. 3, S. 138-143.

 

Heimatkalender des Bezirks Tulln, 1949

Nr. 32 KIRCHBERG a. Wagram

0,88 km2, 669 Einwohner, 101 Häuser
Markt, Seehöhe 220 m.

Post, Pfarre, Gend. Posten, Volks- u. Hauptschule, Standesamt im Orte. Eisenbahnstation (Absdorf – Krems) Kirchberg a. Wagr. Autolinien Wien – Krems.

Bezirksgericht, 1 Notar, 2 Rechtsanwälte. Bezirkshauptmannschaft—Amtstage: jeden Mittwoch im Monate.

Eichamt, Steueraufsichtsamt, Landstraßenaufsicht, Bez.Bauernkammer, Gewerbl. Berufsschule mit 5 Fachklassen (Lebens- u. Genußmittel, Holz, Metall, Kleidermacherinnen, allg. gewerbl.).

Landw. Berufsschule, 1 Klasse für Burschen, 2 Klassen für Mädchen.
Spar- und Vorschußkasse, Sportplatz, Bad Kino.
1 Arzt, 1 Tierarzt, 1 Apotheke, 1 Drogerie, 1 Hebamme, 1 Leichenbestattung.

Der Markt liegt mit seinem südlichen Teile (dem Dobl) ab Rande des nördlichen Tullnerfeldes. Der nördliche Teil steht auf dem Wagram, dem Kirchberge, von dem man einen schönen Rundblick hat. Der Marktplatz zeigt schöne, alte Häuser, die Höfe voll Romantik haben. Die Gemeinde hat die kleinste Flächenausdehnung von denen des ganzen Bezirkes, ist aber durch ihre Lage der wirtschaftliche Mittelpunkt der ganzen Umgebung.

Das Katastralgebiet hat eine Ausdehnung von 88,44 ha, u.zw. 53,66 ha Äcker,10,73 ha Gärten,6,71 ha Weingärten,3,10 ha Weide, verbaut sind 6,61 ha.

669 Einwohner, 101 Häuser.
4 bäuerliche Betriebe, Winzerkeller.
Bewirtschaftet werden 15,27 ha mit Klee, 14,62 ha Weizen, 7,41 ha Gerste, 6,90 ha Hafer, 4,50 ha Kartoffeln, 3,71 ha Futterrüben, 3,18 ha Zuckerrüben, 0,45 ha Kraut, 0,41 ha Körnermais, 0,3 ha Roggen. An Großvieh werden gehalten 20 Pferde, 34 Rinder.

1 Altwarenhändler, 2 Bäcker (2 L, 1 Ha), 1 Baumeister, 1 Buchdrucker, 1 Drechsler, 1 Elektriker (1 F, 3 L), 1 Eisenhändler (1 A), 2 Fleischhauer, (1 L), 2 Friseure (1 F, 3 L), 5 Gastwirte, 1 Glaser, (2 L), 2 Hafner, 1 Hutmacher, 4 Kaufleute, (5 A), 1 Lederhändler, 2 Maler (6 F, 5 L), 1 Mechaniker, (2 L, 2 Ha), 1 Papierhändler, 1 Rauchfangkehrer, 2 Sattler (3 F, 1 L), 2 Schlosser (5 F, 6 L), 3 Schneider (Herren), 5 Schneiderinnen (Damen) (2 F, 2 L), 3 Schuhmacher (2 F), 1 Seiler, 1 Sodawassererzeuger (1 Ha), 3 Tischler (11 F, 6 L), 3 Transportunternehmen (1 A, 3 F, 2 Ha), 1 Tuchhändler, 1 Uhrmacher, 4 Viehhändler, 1 Weinhändler (1 HA), 1 Weißnäherin, (1 L), 2 Zimmermeister. 

 

April 2012
Erika Schwarz