Unsere Gegend war von Luftangriffen der Alliierten besonders stark betroffen, da sich am südlichen Ufer der Donau, in einer Entfernung von nur etwa 10 km Luftlinie von Winkl das Hydrierwerk Moosbierbaum befand. Dies war  eine der modernsten katalytischen Benzin-Reforming-Anlagen zur Herstellung von hochoktanigem Flugzeugbenzin  mit angeschlossener Stabilisation, Raffination und Redestillation, die die deutsche Wehrmacht besaß.

Nachdem der Afrika-Krieg für Deutschland verloren war, konnten sich die amerikanischen Einheiten in Nordafrika auf Europa konzentrieren. So flog die 9. USAAF (US-Army Air Force) erstmals am 13. August 1943 von Benghasi aus mit etwa 60 B-24 Liberators in fünf Wellen Österreich an. Tour-Retour waren das 3480 km. Ihr Ziel waren die Messerschmidt-Flugzeugwerke in Wiener Neustadt.

Am 27. September 1943  wurden die Bomber nach Foggia in Süditalien verlegt, von wo alle weiteren Angriffe geflogen wurden. Am 1. November 1943 wurde die 15. US-Airforce aufgestellt, die in späterer Folge die Angriffe in unserer Gegend flog.

Am 26.6.1944 wurde erstmals das Werk in Moosbierbaum mit 124  B-24 Liberators in vier Wellen angegriffen. Die Flak-Einheiten südlich der Donau eröffneten das Feuer und konnten mehrere Maschinen abschießen, von denen einige nördlich der Donau zerschellten. Gleich die erste getroffene Maschine explodierte noch in der Luft  und schlug in der Nähe von Mollersdorf auf. Mehrere Zeuge wollen aber dort den Absturz von mehreren Flugzeugen gesehen haben.

Ein weiteres Flugzeug schlug in der Nähe der Eder-Kapelle bei Bierbaum in der Ried „Saurüssel“ auf. Alle drei Besatzungsmitglieder waren tot. Die Ortsbewohner, die zur Unglücksstelle gelaufen waren, glaubten, den ersten Neger ihres Lebens gesehen zu haben. Tatsächlich gab es bei der Luftwaffe ausschließlich Weiße, die Leichen waren nur vom Ruß geschwärzt.   Die Besatzungsmitglieder  wurden auf dem Ortsfriedhof beigesetzt. Außerhalb von Bierbaum  in Richtung Königsbrunn fielen etwa 100 Bomben, bei Utzenlaa waren es noch mehr.

Am westlichen Ortsrand von Absdorf stürzte ebenfalls ein Flugzeug ab. Der Pilot verbrannte in der Maschine, nachdem er noch abgedreht hatte, um nicht auf das Dorf zu fallen. Die Besatzung, die abgesprungen war, wurde in den Weinbergen aufgegriffen.

Eine Maschine stürzte bei Utzenlaa in der Riede „Kälberau – Lämmerweide“ auf ein Feld, auf dem kurz zuvor noch die Leute gearbeitet hatten. Zwei Mann waren tot, ein dritter wurde erst Jahre später in eine Baumkrone hängend gefunden. Einer, der mit dem Fallschirm abgesprungen war, wurde vom Bürgermeister dem Gendarmen von Absdorf übergeben. Tragbare Teile dieses Flugzeuges nahm ein Utzenlaaer Landwirt unter Lebensgefahr  auf seinem Leiterwagen unter dem Gras mit - auf Plündern von abgestürzten Flugzeugen stand die Todesstrafe. Diese Stücke sind heute im Heimatmuseum Absdorf ausgestellt.

Es wurden 2444 Stück 100 lbs Bomben GP (jede mit etwa 47 kg) und 1234 Stück lbs Bomben GP (etwa 114 kg) abgeworfen, was ca.276,5 Tonnen entspricht. Von diesen Bomben fielen nur etwa 400 auf das Betriebsgelände von Moosbierbaum.

Es gab große Schäden am Werk: Werkstätten, Gleisanlagen, die elektrischen Anlagen, der Tankraum, Gasometer, Rohrkanäle und Unterkünfte wurden schwer beschädigt. Trotzdem konnte das Werk schon vor dem geplanten Anlauf am 20. August 1944 wieder in Betrieb genommen werden.


Im August 1944 wurde zwischen Frauendorf und Winkl eine Flakstellung mit drei Batterien eingerichtet.
Näheres siehe hier.

Bereits am 28. August 1944 fand der nächste Angriff statt. Vom Süden kamen diesmal zwischen 400 und 500 Bomber, die in vier Wellen 1716 Bomben abwarfen. Die Schäden waren dieses Mal nicht so groß, der Betrieb konnte aber erst wieder im Oktober voll aufgenommen werden. Es wurden in diesem Monat 4.300 Tonnen Treibstoff erzeugt, was etwa 20 % der gesamten Flugzeugbenzinerzeugung Deutschlands war.

In der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944 erfolgte ein kleiner Angriff von nicht einmal 10 Maschinen, das Werk wurde nicht getroffen.

Am 6. November 1944 griffen 78 B-17 Flying-Fortresses und 107 B-24 Liberators an. Von den insgesamt 1575 Bomben fiel eine größere Anzahl auf das Südwerk und richtete dort großen Schaden an.

Der nächste Angriff mit nur wenigen Maschinen fand am 8. Dezember 1944 statt. Es herrschte schlechte Bodensicht, es sind keine Abwürfe in der Nähe bekanntgeworden.

Am 11. Dezember 1944 griffen 84 B-24 Liberators und 120 B-17 Flying Fortresses Moosbierbaum und Tulln an, wobei es auch in den umliegenden Dörfern zu großen Schäden kam. Bei diesem Angriff kamen das erste Mal Zeitzünderbomben zum Einsatz, die erst bis zu 12 Stunden nach dem Abwurf detonierten.

Angriffe am 31.1. und 1.2.1945: Die USAAF wollte das gesamte Werk endgültig zerstören, so kamen am 31. Jänner 217 B-17 Flying Fortresses und 407 B-24 Liberators zum Einsatz, die insgesamt 5427 Bomben abwarfen. Wegen Schlechtwetters am 1. Februar erreichten nur 30 B-17 Flying Fortresses und 45 B-24 Liberators Moosbierbaum. Die anderen Maschinen wurden auf das Ersatzziel Graz umgeleitet. Dieser geballte Einsatz einer ganzen Luftflotte auf ein Einsatzziel innerhalb von nur zwei Tagen ist im Zweiten Weltkrieg ohne Beispiel. Doch das Werk konnte immer noch eine gewisse Menge an Treibstoff produzieren.

Ein neuerlicher Angriff erfolgte am 7. Februar 1945  durch 280 B-24 Liberators von verschiedenen Einheiten. Sie warfen 1820 Stück Bomben bei und auf Moosbierbaum ab, das Werk wurde abermals schwer getroffen.

Am Angriff vom 9. Februar 1945 waren nur 46 Maschinen beteiligt. Es erfolgten gleichzeitig Tieffliegerangriffe auf die Flakstellungen, unter anderem auf Frauendorf. Dabei wurde auch Winkl getroffen.  Da das Dorf aber in Nord-Süd-Richtung verläuft und die Flieger von Westen nach Osten flogen, war der Einschlagbereich im Dorf selbst gering, es kam nur zu Gebäudeschäden. In Winkl fielen 18, in Absdorf 6 Sprengbomben. Näheres siehe weiter unten. Die Burschen der Umgebung zählten in der näheren Umgebung 67 Bombenkrater.

Am 14. Februar 1945 griffen insgesamt 114 Bomber an, alleine auf Moosbierbaum fielen etwa 300 Bomben, die schwere Schäden anrichteten.

Nach einem Aufklärungsflug am 23. Februar 1945, bei dem man festgestellt hatte, dass das Werk noch immer in Betrieb war, gab es am 1. März 1945 einen neuerlichen Großangriff.  Insgesamt 387 Maschinen warfen bei gestaffelten Abwürfen innerhalb von 4 Stunden 3587 Bomben ab, wobei etwa 600 auf das Werk fielen. Durch Tiefflieger wurden Donauschiffe angegriffen.

15. und 16. März 1945  warfen 238 Bomber nochmals insgesamt 1859 Bomben rund um die Anlage ab.

Die 15. USAAF verlegte ihre Angriffe danach vermehrt auf die sich absetzenden Deutschen Truppen, auch Wien wurde bombardiert. 

Quelle: Anton Handelsberger: Der Bombenkrieg 1944/1945 im Tullnerfeld, veröffentlicht in den Mitteilungen VI des Heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln. 

Nähere Informationen zu diesem Buch erhalten Sie hier: 
http://www.heimatkunde-tulln.eu/index.php/publikationen
 

 

Aus Chroniken 

Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
1944: Am Pfingstmontag (29.5.) war zum erstenmal die Luftgefahr für unseren Ort sehr groß geworden. In der Nacht von Pfingstmontag nach Pfingstdienstag wurde Luftalarm gegeben und von ca. 12 – ½ 3 Uhr früh wurden Fels und Feuersbrunn (Flugplatz) von britischen Bombern, die von Italien her anflogen, mit Bomben belegt. Während besonders Feuersbrunn, Diendorf  bei Hadersdorf Gedersdorf und Fels großen Schaden erlitten, es wurde nämlich nicht nur der Flugplatz sondern auch eine Reihe von Wohnhäusern getroffen. Bei uns wurde keine einzige Bombe abgeworfen und kein Schaden angerichtet.     

Das Kriegsgeschehen wird auch am Lande immer mehr wirksam. Die Stadt Wien hat schon durch die Bombardements schwer gelitten. Fast immer sind es amerikanische schwere, 4motorige Bomber, die an Fabriken und Wohnvierteln argen Schaden anrichten. Hier sind die Flugplätze und Fliegerhorste um Fels, Bierbaum und die Treibstofffabrik in Moosbierbaum, die ca. 10 – 12 km von hier liegt, Ziele der Feindflieger.

Bei diesen Angriffen war auch unsere Pfarre sehr gefährdet, besonders der gegen die Donau gelegene Teil. Fast regelmäßig in den späten Stunden des Vormittages ca. ½11h – 12h wird durch Alarm der Anflug der feindlichen Flieger gemeldet. Das allerheiligste Sakrament wurde gemäß Vorschrift stets bei steigender Gefahr in den Luftschutzkeller des Pfarrhofes übertragen. Fliegerschäden sind bis Ende 1944 keine verursacht worden.

Der erste Angriff auf Fels am Wagram (Flugplatz) war in der Nacht vom 29./30.Mai 1944. Der Flugplatz wurde hart mitgenommen, außerdem sind einige Häuserschäden zu verzeichnen. Tote waren unter der Zivilbevölkerung nicht. Ein Monat später, genau in der Nacht von 29./30. Juni war der zweite schwere Angriff. Der erste große Angriff auf Moosbierbaum war am 28. August 1944 in den Mittagsstunden. Am 6. November 1944 war eine besonders schwere Bombardierung, wobei auch Tote zu beklagen waren. Ebenfalls ein Großangriff war am 11. Dezember 1944; bei diesem Angriff fielen die ersten Bomben in unserer Pfarre (in Unterstockstall), die aber nur kleine Sachschäden verursachten. Wir haben das Gefühl, daß uns bisher die Gnadenmutter Maria Trost von Kirchberg besonders beschützt hat.

Von 7. Februar 1945 an war fast jeden Tag ein Großangriff auf Wien, Niederdonau, Oberdonau, Böhmen, Mähren und Schlesien. Der schwerste Angriff auf Moosbierbaum war am 1. März 1945. Er dauerte 7 Stunden (von 9 Uhr bis 16 Uhr). Die Treibstofffabrik war ausgeschaltet, aber Menschenleben oder Sachschäden sind bei uns nicht zu beklagen. Wohl fielen am 9.II.1945 Bomben zwischen Neustift, Kollersdorf und Mallon, aber nur auf die Felder. Man zählt bei 50 Bombentrichter. Am 15.II.1945 sind 3 Bomben auf Keller in Engelmannsbrunn niedergegangen und haben einigen Sachschaden angerichtet.

Am 15. Jänner 1945 stürzte in Oberstockstall auf freiem Felde ein viermotoriger schwerer Bomber ab. Es grenzt ans Wunderbare, daß bei diesem Absturze keine einheimischen Menschen getötet wurden. Nicht einmal Sachschaden an Häusern entstand. Von den 11 Insassen des riesigen Flugzeuges wurden 3 getötet, 8 konnten durch Fallschirmabsprung das Leben retten. Wochenlang lag das Flugzeug an der Absturzstelle. Jedermann holte sich davon, was ihm brauchbar erschien. Dann wurde es zum Bahnhof abgeschleppt, wo es liegen blieb.

Ostertage 1945: Immer näher rückt die Front sowohl vom Westen, wie von Osten. Die Auferstehungsfeier (31.März 1945) konnte unter ausnehmend großer Beteiligung noch feierlich gehalten werden, aber dann war (vom Ostermontag an) Daueralarm. Die russischen Fliegerangriffe lösten die amerikanischen aus Italien ab. Nachdem schon am 26. März Fliegerangriffe auf den Flugplatz in Bierbaum, Winkl, Absdorf und Neustift gemacht wurden (auch Kirchberg wurde wiederholt von Tieffliegern angegriffen, besonders am 8. April der Bahnhof, wobei ein Ölzug in Brand geriet).

Russische Bomben fielen in der Nacht vom 16. auf den 17. April die ersten russischen Bomben in der nächsten Nähe von Häusern; einige Sachschäden sind zu beklagen. Auch am 21. April fiel eine Bombe auf das Stallgebäude Bernhard. Auch da wurden nur Sachschäden verursacht. Zu Ostern 1945 sah man in der Nacht vom 31.III. auf 1.IV. zum erstenmal am südöstlichen Himmel das Aufblitzen der Abschüsse der russischen Front, die sich immer näher an unsere engere Heimat heranschiebt. 
 

Schulchronik Altenwörth, Schulleiter Friedrich Süß
Am 9.2. 1945, in der Zeit von 12 – 13 Uhr, wurden von kreisenden feindlichen Flugzeugen Bomben abgeworfen von denen 6 im Raum zwischen Gigging – Friedhof und Reiser Au einschlugen. Es entstand nur Trichterschaden. Am selben Tage wurden auch Bomben auf die Nachbarortschaft Winkl abgeworfen. Dort entstanden einige Gebäudeschäden, eine Scheune wurde total zerstört, viele Häuser besonders im südlichen Teil der Ortschaft hatten Dach- und Glasschaden. Eine Bombe fiel mitten auf die Dorfstraße und behinderte einige Tage den Verkehr.

Am 1.3.1945 wurde um 1240 ein Bombenangriff auf Altenwörth durchgeführt. Im Südostteil des Ortes wurden Gebäude beschädigt und zwar das Haus No. 14 (Fröhlich - Braumüller) leichter Dachschaden, Glasschaden (51 Fenster), das Haus No. 15 wurde stark beschädigt. Eine Bombe fiel im Hof gerade vor der Tür des Wohnraumes Ertl-Holzapfel. Ein Stück Mauer wurde eingedrückt, der Dachstuhl beschädigt und Ziegelschaden. Mehr als 60 Fensterscheiben waren zerbrochen. Im Hofe lag außerdem noch ein Blindgänger, so daß das Haus geräumt werden mußte. Das Haus No. 16 hatte Dachschaden. Im Hause No. 17 (Diewald) war ein Volltreffer in die Scheune, die ganz zerstört wurde. Am Hause waren Risse und Sprünge. Dachschaden. Personenverluste keine, auch kein Tierschaden. Am Hause Nr.. 16b (Eck Josef) war nur Dachschaden. In der Sägewerkschupfe fiel eine Bombe im südöstlichen Eck; ein Teil der Schupfe wurde vernichtet. Schaden an Maschinen waren nicht. Im Ganzen wurden 41 Bombentrichter gezählt sowie 2 Blindgänger. Der größte Teil der Bomben fiel aufs Feld, ein Glück im Unglück.

Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Am 4. und 5. März 1940 hielt General Eybl im Zeichensaal der hiesigen Hauptschule für die Lehrerschaft des Gerichtsbezirkes Kirchberg einen Luftschutzkurs ab. (Ausbildung zu Luftschutzlehrern)

Am 29. März 1944 wurden von der Wehrmacht in Fels im Volksschulgebäude drei Klassenräume für Wohnzwecke beschlagnahmt.

Der Zusammenbruch, 1945. Fast täglich erfolgten Angriffe starker englischer und amerikanischer Fliegerverbände. Ihr Ziel waren die Fabriksanlagen von Moosbierbaum, die Flugplätze Fels und Bierbaum und die Tullner Brücken. Meist waren es Tagesangriffe. Bei klarem Wetter sah man die starken Verbände meist in einer Höhe von etwa 5000 m wohlgeordnet fliegen. Die Flak schoß Sperrfeuer, erzielte aber verhältnismäßig nur wenige Treffer. Die Motoren der zahlreichen viermotorigen Bomber und der Begleitjäger dröhnten. Dazu hörte man die Detonationen der Flak. Alles zusammen verursachte einen Boden, Häuser und Menschen erschütternden Lärm. Aus diesem Höllenspektakel bemühten sich die besorgten Menschen, das eigenartige Rauschen und Pfeifen der stürzenden Bomben und das schwere Rumsen der explodierenden Reihen- oder Flächenabwürfe herauszuhören, um daraus das Ansteigen oder Abflauen der Gefahr für Leben und Habe zu erkennen. Oft überflogen die Verbände unsere Gegend auf ihrem Wege nach oder von Wien, nach oder von Industrie- oder Verkehrszentren unseres Landes oder der CSR, ohne hier abzuwerfen. In allen Fällen donnerte der Alarm oft vom frühen Vormittag bis in den späten Nachmittag.

Lehrkräfte, Kinder und die übrige Bevölkerung mußten sich stundenlang in den meist nur fraglichen Schutz bietenden Kellern aufhalten. Die Unterrichtsarbeit war dadurch wesentlich gestört. Mit der Gefahr stiegen auch die Schulversäumnisse. Mit dem Heranrücken der Front von Ungarn her wurde im März 1945 der Unterricht ganz eingestellt. 
 

Schulchronik Neustift im Felde, Schulleiter Robert Löffler
Beginn der Luftangriffe im Bereiche des Kreises Tulln. Bereits am 26.5.1944 gegen 10 Uhr vormittags erschien während des Unterrichtes der 1. Beigeordnete der Gemeinde mit der Mitteilung, daß von Kirchberg aus fernmündlich Luftalarm angesagt sei. Unter den langgezogenen Tönen der Alarmhörner verließen die Schüler sofort das Schulhaus um sich zu ihren Eltern zu begeben, nachdem sie noch einmal auf die Verhaltensmaßnahmen aufmerksam gemacht worden waren. Der Schulleiter begab sich zum örtlichen Luftschutzleiter in die Gemeindekanzlei. Von hier aus konnte der feindliche Fliegerverband in der Flugrichtung von Nord-Osten gegen Süd-West in großer Höhe beobachtet werden. Diesmal fielen im Bereich des Kreises noch keine Bomben.

26.6.1944: Schwere Bombenabwürfe brachte der 26. Juni. Nach erfolgtem Alarm gegen 10 Uh vormittags erschienen starke feindliche Verbände in süd-östlicher Richtung. Den beobachtenden Bewohnern von Neustift bot sich alsbald ein atemberaubendes Schauspiel. Der sonnenklare Himmel war von den Rauchstreifen der Flugzeuge durchfurcht, klar sahen sie die weißen Sprengwölkchen der berstenden Flak-Granaten, und schon sah man die ersten drei der feindlichen Maschinen getroffen und zinnoberrot brennend in der Richtung Bierbaum - Utzenlaa abstürzen.(das Wrack eines derselben, ein 4 motoriger Bomber , lag längere Zeit in einem Felde bei Bierbaum und war das Ziel vieler Neugieriger). Durch das Krachen der Flak und das Dröhnen der schweren Bombeneinschläge schien die Hölle los zu sein. Die Leute in den Luftschutzräumen wurden geradezu hin- und hergeschüttelt. Als der Bombenangriff vorbei war, sah man über Moosbierbaum eine schwarze Rauchwolke liegen, die sich erst am nächsten Tage verzog. Eine Anzahl feindlicher Flieger, die sich mit dem Fallschirm retten konnte, wurde nach Kirchberg gebracht, während die mobilisierte SA Wachmannschaft und Landwachtmänner die Gegend nach weiteren Anglo-Amerikanern durchsuchte.

28.8.1944: Am ersten Tage des Schuljahres 1944/45, knapp nach der Eröffnungsfeier, erfolgte abermals ein Angriff auf Moosbierbaum. Die Detonationen waren derart heftig, daß die Gebäude in weitem Umkreis erzitterten.

15.12.1944 Verlängerte Weihnachtsferien Zufolge Verfügung des Reichsstatthalters wurden die Weihnachtsferien auf den Zeitraum vom 15.12. 1944 – 17.1.1945 festgesetzt. - Da durch die zahlreichen Fliegeralarme ein empfindlicher Ausfall von Unterrichtsstunden besonders auf der Untergruppe eingetreten war, entschloß sich der Schulleiter, den Schülern der 1. - 3. Schulstufe wöchentlich zweimal in einem einstündlichen Beisammensein Aufgaben zu geben. Durch diese Maßnahme wurde das Versäumte einigermaßen nachgeholt.

15.1.1945 Ein interessantes fliegerisches Ereignis. Am Montag, den 15. Jänner 1945 erschien nach erfolgtem Luftalarm bei klarem, sonnigen Winterwetter ein starker Verband anglo-amerikanischer Bomber unter Begleitschutz über dem Ortsgruppenkreis und nahm Kurs von Nordost nach Südwest. Über Kirchberg löste sich ein einmotoriger Bomber vom Verband und begann in großen Spiralen langsam niederzugehen. Gleichzeitig sah man eine Anzahl von Leuten mit dem Fallschirm abspringen und gegen Nordost abtreiben. Während ein Fallschirmspringer beim Hausberg von Mitterstockstall landete, kreiste der Bomber, bei dem bereits ein Motor ausgesetzt hatte, immer tiefer, streifte fast die Wipfel der Alleebäume von Kirchberg und nahm noch einmal eine letzte Kurve gen Oberstockstall, wo er beim alten Judenfriedhof nahend zerschellte. Eine hoch aufstiebende Schneewolke war das Signal zu einem allgemeinen Laufen der Neugierigen, die in Scharen zur “Landestelle” strebten und die Verwüstungen des Wrackes, dessen Trümmer das Schneefeld in einer Länge von ½ km bedeckten, zu bestaunen. Sonderbarerweise fand man an der Absturzstelle von einem Menschen, d.h. Insassen, keine Spur. Je zwei weitere Feindflieger wurden mit ihren Fallschirmen in Engelmannsbrunn und Ottenthal festgenommen. Der Bomber dürfte beim Angriff auf Wien angeschlagen worden sein.

31.1.1945 Nahe Bombenabwürfe. Am letzten Jännertage fielen zwischen Neustift und Kollersdorf (Ried Reinfeld-Lodersteig) über 40 schwere Bomben, die in den Feldern gewaltige Trichter aufrissen.

2.4.1945 Brand auf dem Bahnhofe Kirchberg am Wagram. Am selben Tage gegen 16 Uhr erschienen feindliche Flieger aus nördlicher Richtung und beschossen im Tiefflug einen in der Station stehenden Ölzug, der sofort in Flammen stand. Die Arbeit der Feuerwehren wurde durch den schwarzen, stinkenden Qualm und die Hitze sehr erschwert, doch gelang es nach längerer Zeit, dem Feuer Herr zu werden. Das Stationsgebäude und die Klosettanlage wurden durch Geschosse beschädigt, auf dem Geleise verbrannten zwei Tankwagen mit Dieselöl und zwei Waggons mit Schieren und Rodeln. 
 

Schulchronik Winkl, Lehrerin Paula Misof
30.5.1944       
Heute Nacht erlebte Winkl den ersten Fliegeralarm. Der Fliegerhorst in Fels wurde angegriffen. Es war ½ 1 Uhr nachts. Ein schauriges Feuerwerk, bestehend aus vielen Leuchtkugeln feindlicher Bomber, Aufleuchten des Flakfeuers und die Flammen der in Brand besetzten Baracken des Flugplatzes erhellten den Horizont. Die Folgen des Angriffs waren weniger schlimm, als es in der Nacht den Anschein hatte: Ein diensttuender Feldwebel und zwei Personen fanden den Tod. Der erste Unterricht in Winkl am folgenden Vormittag wurde ebenfalls durch Fliegeralarm um ½ 11 Uhr unterbrochen. 

26.6.1944  
Heute erlebten die Winkler aus nächster Nähe einen Luftangriff. Die Pulverfabrik in Moosbierbaum wurde von amerikanischen Flugzeugen  angegriffen, wobei ein Öltank getroffen wurde, der nun schon viele Stunden brennt und dichten schwarzen Qualm weit über das Augebiet breitet. Der Angriff war um ½ 10 Uhr vormittags. Er kam so plötzlich, daß kein Alarm gegeben werden konnte. Als die schwere Flak zu feuern begann, die die Kinder furchtbar erschreckte, da bei dem Lärm die Fenster klirrten und die Schlüssel aus den Schlössern fielen, liefen wir in den Keller, um vor Flaksplittern geschützt zu sein. Alle Erwachsenen von Winkl waren draußen auf den Feldern, da wunderschönes Wetter war. Der auf den Angriff folgende Luftkampf spielte sich fast über ihren Köpfen ab. Sie beobachteten, wie 6 Flugzeuge brennend abstürzten. Einige Männer der Besatzung sprangen mit Fallschirmen ab. Das konnten auch wir in der Schule durch das Gartenfenster sehen.

30.6.1944      
I
n der vergangenen Nacht, 2330, schwerer Angriff auf Fels. Leuchtkugeln, Christbäume, Sprengbomben wurden abgeworfen. Ein schauriges Schauspiel für Augen und Ohren. Viele Bauernhäuser in Fels, Feuersbrunn und Grafenwörth wurden zerstört. Wenig Tote zum Glück. 

7.7.1944
Wieder ein Nachtangriff in der Gegend Fels, Krems, St. Pölten. 

8.7.1944
Ein Angriff auf dieselbe Gegend um 1030 vormittags. 15 Minuten vorher hatte ich die Kinder nach Hause geschickt, da mir Herr Kreuzinger Meldung von der drohenden Luftgefahr machte, von der er durch das Radio wußte. Außer vieler Flacksplitter wurden große Mengen Stanniolstreifen auf allen Wiesen und Feldern gefunden, die von den Feinden abgeworfen werden, um die elektrischen Meßgeräte der Flack irrezuführen. Auch zwei abgeworfene Benzinkanister fand man auf den Feldern hinter Winkl.

Zwischen Frauendorf und Winkl wird Flak gebaut. Ein besonders großer u.ndschwerer Flaksplitter wurde auf dem Kreuzinger Hof gefunden. 

16.1.1945  
Wir haben uns daran gewöhnt, daß täglich um die Mittagszeit von irgend Jemandem ins Horn geblasen wird. Das bedeutet, „Fliegeralarm“. Wer die Sirenen aus Zwentendorf, Fels … hört, mit ihrem auf- und abschwellenden Ton, holt rasch das Horn, das beim Bürgermeister Leopold Grill hängt, setzt sich aufs Fahrrad und radelt blasend durchs Dorf. Manchmal hört man gleichzeitig bereits das bekannte Sirren der feindlichen Maschinen über unseren Köpfen. Zum Glück hat es häufig mit dem bloßen Überfliegen sein Bewenden. Aber oft genug kriechen wir zitternd in die Keller, wenn in nicht allzu geringer Entfernung Bomben fallen und die Flak in Tätigkeit ist.
Immer häufiger kommen die amerikanischen Verbände im Tiefflug und beschießen mit Bordwaffen Züge, Straßenpassanten, Fenster und dgl. Die Sowjets stehen bei Budapest. Im Westen gelang es uns, die Feinde wieder teilweise zurückzuwerfen.

Nun hat der Führer den „Volkssturm“ ins Leben gerufen. Frauen und Mädchen werden als Wehrmachtshelferinnen (Flak, Scheinwerferbatterien, Nachrichtenhelferinnen…) eingesetzt.

9.2.1945 
Heute zwischen 12 und 14 Uhr fielen in Winkl 32 schwere Sprengbomben. (1000 kg Bomben). Schweigers Scheune, Winkl Nr. 48, erhielt einen Volltreffer. An ihrer Stelle ist nun ein Trichter in der Erde, so groß, daß man ein kleines Haus hineinstellen könnte. Ein Wagen, der in der Scheune stand, wurde über das Haus geschleudert und landete auf dem Dach des Hauses Winkl Nr. 9.  Beim Hause Nr. 13 gingen zu beiden Seiten der Straße gleichzeitig zwei Bomben nieder. Das Haus wies starke Mauerrisse auf, das Dach wurde weggerissen, Scheuen und Schupfen sind baufällig. Die Häuser Nr. 8, 9, 10, 11, 12, 14, 7 trugen alle schweren Dach-Türen und Fensterschaden davon. Glasschaden trugen insgesamt 22 Häuser (darunter auch die Schule) davon.

Es war ein böser Tag für Winkl. Unmittelbar, nachdem Alarm gegeben worden war, fielen bereits die ersten Bomben. Niemand war noch im Keller. Trotzdem blieben wie durch ein Wunder alle Menschen und alles Vieh unverletzt. (Nur ein paar Hühner mußten ihr Leben lassen.) Der Luftdruck war so stark, daß Frau Schweiger z. B. aus der Stube durch das Vorhaus in die Kammer geschleudert wurde. Dem 3jährigen Schweiger Karli wurden die Schuhe von den Füßen gerissen. Frau Schweiger erlitt einen Nevenschreck. Der Luftdruck war bis ins Oberdorf spürbar.

21.2.1945
Wir sitzen seit diesem Schreckenstag täglich von 12 bis 15 Uhr im Keller. Oft ist schon früher Alarm und noch später Entwarnung. Auf Wien sind täglich schwere Angriffe. Es gibt keine Straße, keine Gasse mehr ohne Zerstörung. Vorgestern wurde Schloß Schönbrunn ein Opfer des Luftterrors. Am 15.I.  erhielt unser Wohngebäude zwei Volltreffer. Aus unserer Wohnung konnte nichts geborgen werden, als die Schlafstelle meines Mannes. 
 

Schulchronik Bierbaum, prov. Schulleiterin Marie Lust  
Das Schuljahr 1944/45 steht im Zeichen heftigsten Ringens und Kämpfens. Am 26. Juni 1944 fielen große amerikanische Bomben entlang der Starkstromleitung Absdorf-Königsbrunn. Ein viermotoriger Bomber (amerik.) wurde von der Moosbierbaumer Flak über dem Ortsgebiet abgeschossen. Um ½  10 Uhr Vormittag wurde unsere Bevölkerung mitten in der Feldarbeit von dem Notabwurf der Bomben überrascht. Niemand geschah ein Leid. Von dieser Zeit an war Bierbaum auch bombenunsicher geworden und die Einflüge wurden ernst genommen. Es wurden primitive „Splittergräben“ = Erdlöcher gegraben. Nässe und Schotterriesel machten diese aber unbenützbar. Ein kleiner Hauskeller bot auch geringen Schutz. Während des Sommers waren noch zahlreiche „Fliegeralarme“.  

Während der Weihnachtsferien wurde auch die II. Klasse von der Flak-Dienststelle L 62 871, München, besetzt und am 15.1. nach Aufforderung des Herrn Kreisschulrates Eyer wieder geräumt.  

Fast jeden Tag war ein mehrstündiger Alarm, der sich bei bestem Willen nicht mehr in der Zeit einbringen ließ. – Am 1.3.1945 fand ein Großangriff auf das Objekt Moosbierbaum statt. Bomben größten Kalibers, Bombenteppiche sausten herab. Der Alarm dauerte 6 Stunden – Amerikanische Tiefflieger hielten alles in Schach.  

Am 31.3.1945 mußte jeder Unterricht für die Zukunft unterbleiben. Die körperliche Sicherheit verlangte dies. Russische Tiefflieger besuchten unser Dörfchen. Bierbaum liegt in einer großen Gefahrenzone. In ganz kurzen Zeitabständen flogen sie hinweg und schossen ihre Bordmunition aus. Die Flucht hinter Mauern und Haustore bot einen geringen Schutz.  

…Nachdem der Flüchtlingsstrom nachließ, setzte die russische Bombardierung ein. Am ärgsten traf es das Haus Schabenböck. (Die Frau Schabenböck verlor durch Splittereinwirkung ein Auge und erhielt eine große Schnittwunde an der Brust und kleinere Wunden am Körper.) Auch das Haus Löschl Anton wurde beschossen. Sehr arg litt auch der Pfarrhof. Eine mittlere Bombe schlug neben dem Küchenfenster ins Blumenbeet ein. Zahlreiche Fensterscheiben gingen in Trümmer. Auch die Schule hatte Fensterglasschäden. – Nächsten Nachmittag schlugen 6 größere Bomben in unser Örtchen ein. Außer Fensterglasschäden war nichts geschehen, denn sie gingen in weichen Grund. Das Schulgebäude hatte 30 Fensterscheiben eingebüßt. 
 

Pfarrchronik Bierbaum am Kleebühel, Pfarrer Ernst Rafko
Nachdem am 16. Juni 1944 der erste Luftangriff auf Wien stattfand, wurde am 26. Juni auch unsere Gegend heimgesucht. Auf das Pfarrgebiet fielen mehr als 100 Bomben, darunter solche mit 1.800 kg Gewicht, die Trichter von 60 m Umfang und 20 m Durchmesser hinterließen. Obwohl Pfarrbewohner damals bei der Heuernte waren, manche direkt in den Bombenregen hineinkamen, wurde wie durch ein Wunder niemand verletzt. Kein Haus auch nur beschädigt, Bomben fielen beim Friedhof, neben der Königsbrunner Straße zu beiden Seiten. Bei Frauendorf Richtung Winkl, und vor allem bei Utzenlaa. Mehrere brennende Flugzeuge stürzten auf Pfarrgebiet ab. Zwei tot geborgene Flieger wurden im Pfarrhof beigesetzt und eingesegnet.

Am 8. Juli fand über dem Pfarrgebiet eine Luftschlacht statt, wobei auch feindliche Tiefflieger mit Bordwaffen Leute auf den Feldern beschossen, ohne jemanden zu treffen. Ebenso kam es am Sonntag in der Früh zu Luftangriffen. Die Frühmesse wurde abends als Abendmesse eingesetzt. Im Falle eines Fliegeralarms wird das Allerheiligste von nun an in den Keller des Pfarrhofes getragen und bleibt dort bis zur Entwarnung. Die allgemeine Lage spitzt sich immer mehr zu. Die Luftangriffe nehmen an Heftigkeit zu, fast täglich gibt es Fliegeralarm, auch in der Nacht. Somit scheiden wir vom alten Jahr mit dem Gefühl, daß das Jahr 1945 die Entscheidung bringen wird. In der Silvesternacht danken wir Gott für den unwahrscheinlichen Schutz, der uns im vergangenen Jahr zuteil wurde. 

1945- Zweimal wurde Bierbaum von Fliegern bombardiert, wobei ziemlich viel Hausschaden angerichtet, aber kein Menschleben zu beklagen war. Eine Bombe schlug damals 2 m vor der Tür des Pfarrhauses ein, während der Pfarrer Kafko und der auf Aushilfe hier weilende Dr. Franz Richter zu Boden geschleudert, aber sonst erlitt niemand im Pfarrhof einen Schaden.
 

Chronik der Familie Leopold Bauer, Bierbaum
Am 26. Juni 1944 fielen die ersten Bomben, 16 Stück in der Währ wo wir gerade bei der Eder Kapelle Klee umkogelten, 200 Meter von uns entfernt nieder. 1 großes Amerikaner F.Z. wurde abgeschossen.

Am 7. Juli gab es den ersten Nachtfliegeralarm und mussten 0:45 raus, der Himmel war taghell erleuchtet und es folgte ein Bombenangriff auf den Flugplatz Fels, gab mehrere Tote und Verletzte. Am 8. Juli folgte ein Fliegerluftkampf über Bierbaum. Im August gab es schon fast täglich Fliegeralarm. Größtenteils Vormittag schon wurde der Warnungsruf Kuckuck, Kuckuck gegeben, Feindflieger aus dem Süden im Anflug hieß es immer.

Am 28. August folgte ein schwerer Bombenangriff auf Moosbierbaum. Am 5. Nov. fielen 6 große Bomben auf den Flugplatz Bierbaum nieder.

Am 11. Dez. 1944 folgte ein Großangriff auf das Fabriksgelände Moosbierbaum, da dauerte der Fliegeralarm von ½ 11 Uhr bis 13:30. Das Motorgebrumm der vielen schweren Bomber und die Flak in Frauendorf schoss und die Bomben und Granaten krachen, es hörte sich wie am Schlachtfelde an. Auch selbst zu Weihnachten war keine Ruhe. Es brummten fortlaufend die Flieger.

1945: Fliegeralarm gab es fast täglich bis Kriegsende den 8. Mai. Besondere Fliegerangriffe in unserer Nähe mit Bomben wurden am 31. Jänner im Neustifterfeld, am 1 Februar auf das Werk Moosbierbaum, am 8. Februar wurde die bei Frauendorf liegende Flak mit Bomben belegt bis Utzenlaa und auf das Flugfeld am 13. Februar, am 15. 2. Thürnthal, am 1 März waren schon Luftkämpfe, so waren auch Tiefflieger, wo ich beim Gießgraben heftig beschossen wurde, hörte nur die Einschläge tasch tasch. Zum Glück traf mich keine Kugel. Zwei Flieger wurden bei diesen Kämpfen abgeschossen, 1 Deutscher und ein Pole. Großalarm gab es am 5-12-13-14 Februar und am 1-5-6-7 März. Von nun an kamen nur mehr russische Flieger. So wurde Bierbaum zweimal von diesen angegriffen so Ende März mit leichten Sprengbomben belegt am 10. April mit schweren Bomben belegt, dabei wurde unsere Scheune arg zugerichtet und halb zerstört. Durch Luftdruck gingen zum Großteil die Fenster in Trümmer. Durch einen Angriff wurde Toni, Sohn von Löschl Franziska, schwer verletzt und ein junger Bursche mit 17 Jahren. Löschl Anton fiel einem Bombenangriff in Tulln zum Opfer. Viel Glück hatten wir am 3. Mai bei einem Tieffliegerangriff, wo wir in unserem Haus 4 Einschüsse hatten, so einen in der Küche, die zufällig nicht explodierte.

Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
26.6.1944: An diesem Tag erlebt unser Dorf den 1. Terrorangriff durch amerikanische Bomber. Im Hasenäuerl und rund um das Dorf fallen schwerste Bomben. 6 viermotorige Bomber werden von der Flak abgeschossen und stürzen brennend in nächster Nähe des Dorfes ab (Neuaigner Mais). Einige amerikanische Flieger springen mit Fallschirmen ab. Unser Nachbar bringt einen solchen mit gebrochenem Arm vom Felde heim. Aus den Trümmern werden 6 Tote geborgen. Einige Tage dauern die Suchaktionen an. 

Nun wiederholen sich in kurzen Abständen diese Angriffe, welche alle Moosbierbaum gelten, nämlich der Fabrik. Die Au um das Dorf ist umgeackert von den vielen Bombeneinschlägen. Auch auf das Feld gegen Absdorf fallen mehrere Bomben. Das Dorf selbst bleibt verschont. Eine Verneblungsstation wird im Plakenhaus eingerichtet, nachdem kurze Zeit Fesselballone hier waren. 

Herbst: Heuer konnten im Sommer fast keine Heilkräuter gesammelt werden, da überall Blindgänger und Bombenteile sowie Flugzeugtrümmer liegen und fast täglich Alarme sind.

11.12.1944:   Großangriff auf Tulln, der sehr viele Opfer fordert (180 Tote). Auch einige Utzenlaaer erleben diesen Tag in Tulln, auch die Tochter des Schulleiters, welche erst am nächsten Tag heimkehren kann, da auf der Bahnstrecke Tulln-Absdorf Zeitzünder liegen. Auch Utzenlaa erhält im Gebiet um das Dorf viele Bomben, zum Großteil Zeitzünder, welche durch die Explosionen noch am übernächsten Tag das ganze Dorf schwer erschüttern. - Es beginnen sofort die Weihnachtsferien.

1.3.45: Es ist der schwerste Tag für Utzenlaa. Früh um ½ 9 Uhr kommen Tiefflieger und versetzen alle Bewohner in größten Schrecken. Die Pferde gehen durch, 2 Flugzeuge stürzen am Flugplatz ab. dann fliegen über 30 Verbände viermotoriger Bomber genau über   Moosbierbaum an. Jeder Verband lädt die Bomben kaum 10 Minuten vom Dorf entfernt in der Au ab (Eschenboden). Bis 5 Uhr Nachmittag dauert das Sausen und Dröhnen der Bomben an. 5 fremde Holzarbeiter werden verwundet und es wird ihnen erste Hilfe geleistet. 

1.4.: Ostermontag. Tiefflieger bedrängen das Dorf sehr hart.

Sicherheitsberichte 1945 - 1955, Krems
NÖ Landesarchiv, St. Pölten

9.6.1944: Der erstmalig in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1944 erfolgte Bombenangriff feindlicher Flugzeuge im Kreis Krems  hat gezeigt, daß die Bevölkerung trotz wiederholter Belehrungen die Luftlage bisher noch immer zu wenig ernst genommen hat. Die Verluste an Toten und Verwundeten sind ausschließlich dem Umstande zuzuschreiben, daß die Betroffenen es unterlassen haben, rechtzeitig Deckung zu nehmen. Nunmehr ist zu beobachten, daß sich das Interesse für die Luftschutzmassnahmen sichtlich erhöht hat.

8.7.1944: Im letzten Monat wurden auf das Kreisgebiet wiederholt bei Tag und Nacht feindliche Bomben verschiedenen Kalibers abgeworfen. Glücklicherweise waren in keinem Fall Personenverluste zu beklagen, sondern beschränkte sich der Schaden in der Mehrzahl auf Flur- und Waldschäden, in der geringeren Zahl auf Gebäudeschäden und zwar vorwiegend Schäden in Weinkellern. Die Bevölkerung erträgt diese Angriffe mit Ruhe und Gelassenheit, umsomehr, als die Aufräumarbeiten im Wege der Nachbarschaftshilfe und die baulichen Sofortmaßnahmen rasch und gründlich erfolgen.

13.5.1945: In den späten Abendstunden des 7. Mai um 23 Uhr Sommerzeit erschienen einige russische Flugzeuge über der Stadt, die Splitterbomben warfen, aber keinen nennenswerten Schaden verursachten. Es wurde nur die Stromversorgung gestört, was das sofortige Erlöschen des elektrischen Lichtes zur Folge hatte.


Zeitzeugen 

Anna Schabl geb. Zehetner, Königsbrunn, damals Neustift 
Bei Fliegeralarm überkam einem bei Nacht das Zittern, wenn man plötzlich vom Schlaf geweckt wurde. Die Fliegeralarme der Nacht verbrachten wir im Splittergraben, da es in der Ebene, wo sich Neustift befindet, keine Erdkeller gibt. Dies war: Ein circa 3-4 m langer Graben mit Holz zugedeckt, mit Erde verschüttet und einige Stufen zum Hineingehen und drinnen war eine Bank. So sah man bei Fliegeralarm bei Nacht, wie man mit einer Art leuchtender Christbäume die Gegend ausleuchtete. Die Flaksplitter schlugen an den nahen Dächern auf. Viele Stanniolknäuel wurden von den fremden Fliegern heruntergelassen, um die Flak zu irritieren.

Ich war in Ottenthal im Weingarten und sah von Ferne, wie die schwere Flak von Frauendorf drei amerikanische Flieger abschoss und sie brennend wie Knäuel abstürzten.

Wir waren unser sieben Leute im Weingarten „Hochrain“ in Engelmannsbrunn, Tiefflieger kamen und wir schmissen uns alle in die Furche, wo wir alle nach unten lagen.

Mein Onkel stand mit dem Fahrrad bei uns vor dem Tor. Es kamen Tiefflieger und schossen 3 x herunter und trafen unser Ziegeldach statt uns. Wir waren aufs schnellste im Haus verschwunden.

Bei Fliegeralarm wurde die Munitionsfabrik in Moosbierbaum vernebelt. Da geschah es, dass die Vernebelungsanlage getroffen wurde. Mutter und ich waren im Gemüsegarten und sahen uns gegenseitig nicht stehen.

Frau Anna Lohner, geb. Zimmermann, Absdorf, damals Utzenlaa
Ich war damals ein 15jähriges Mädchen und erinnere mich an den 26. Juni 1944. Um ½ 10 Uhr waren meine Großeltern und ich mit einem Pflug und unserem Pferd beim Erdäpfel anhäufeln. Am Nachbaracker arbeitete „Bojan“, ein serbischer Kriegsgefangener (er war ca. 18 Jahre alt und ein intelligenter Bursche, der eigentlich Arzt studieren wollte, er konnte englisch und deutsch). Zwei Äcker daneben war Bronka, eine russische Zwangsarbeiterin mit Kleemähen beschäftigt. Am Querfeld arbeitete Familie Bartl auch in den Kartoffeln, Herr Bartl war Bürgermeister von Utzenlaa. Am Rand der Au standen Männer mit Fässern, welche bei Bombengefahr die Au vernebelten um den Fliegern die Sicht zu nehmen. Die Sirenen hatten geheult, das hieß: Vorwarnstufe, bringt Euch in Sicherheit, die Bomber kommen!

Die Männer warnten uns, wir sollten nach Haus fahren. Meine Großeltern wollten die Arbeit aber fertig stellen. Über uns hörten wir schon die Flugzeuge, als Bojan nach oben auf brennende Maschinen zeigte und zum Nachhause fahren drängte. Wir fuhren zuerst mit dem Pferd, danach Bojan und zuletzt Bronka mit den Ochsen. Beim Heimfahren durch ein kurzes Austück wendeten wir uns kurz um und sahen die brennenden Flieger zur Erde stürzen. Weil die Wägen mit den Eisenrädern aber auf dem unbefestigten Boden lauten Lärm machten, hörten wir sonst nichts. Zu Hause angekommen, war das Tor weit offen und wir stellten das Fuhrwerk in die Scheune. Meine Mutter empfing uns voll Sorge: „Wo wart Ihr, wir haben gedacht, die Bomben würden uns alle treffen und töten!“ Die Erde habe gebebt und die Fensterscheiben geklirrt.

Dann erfuhren wir, dass ein amerikanischer Soldat mit dem Fallschirm abgesprungen und am Feld der Familie Bartl gelandet sei. Diese haben den Piloten mit nach Utzenlaa genommen und das ganze Dorf beäugte den Amerikaner, der auf einem Schemel im Hof des Bürgermeisters saß. Die Dorfbewohner holten aus Absdorf den Gendarmen und der Gefangene wurde vom Hilfsgendarm abgeholt.

In der Nähe der Felder, auf denen wir vor kurzem gearbeitet hatten, waren 3 Flugzeuge abgestürzt. Bei zweien waren die Insassen verbrannt, beim dritten gab es einen Toten und den geretteten Fallschirmspringer. Bojan holte heimlich die Wertgegenstände der Toten und schickte sie den Angehörigen nach dem Krieg.

Als wir in den nächsten Tagen auf unser Feld kamen, war es mit Bombensplittern übersät, die wir in die Au transportierten. Auf dem Acker, wo Bronka gearbeitet hatte, war ein riesiger Bombentrichter. 
 

Leopold Grill, Winkl 
Im Jahr 1944 war ich (damals 16 Jahre alt) gerade im Gemüsegarten. Auf einmal hörte eich über mir einen lauten Knall, als eich aufblickte, sah ich hoch oben ein Aufklärungsflugzeug, das von einer Flak mit einem Schuss abgeschossen worden war. Am nächsten Tag erfolgte dann eine Bombardierung von Moosbierbaum.              

9.2.1945: Johann Engelmann und ich standen gerade in der Einfahrt des Hauses Engelmann. Es war starker Nebel. Plötzlich hörten sie die Bomber über uns. J. Engelmann sagte noch: „Wenn sie jetzt auslösen, sind wir dran!“, als wir schon das ominöse Zischen hörten. Wir warfen sich hinter dem Tor auf den Boden.  Wenige hundert Meter weiter unten im Dorf, war Theresia Schöfer (meine spätere Gattin)  im Haus der Eltern, als sie die Flieger und das Zischen hörte. Sie eilte in ihr Zimmer und warf sich unter die Tuchent. Die Familie hatte Glück: Hinter dem Haus und vor dem Haus auf der Straße waren Bomben eingeschlagen, das Haus aber blieb verschont. Die Flieger waren von der Fuchsbergerau in Richtung Flak unterwegs, die sie dann bombardierten.  
 

Ernestine Faltinger, Absdorf
Ich war während des Krieges in der Gewerbeschule in Tulln, in die wir täglich mit dem Zug hinüberfuhren. Sie befand sich in der Langenlebarner Straße. Beim ersten Fliegerangriff auf Tulln liefen wir alle in die nicht weit entfernte Au. Allerdings wurden dort einige Schüler von Granatensplittern getroffen und verletzt. 

Beim nächsten Fliegerangriff sollten Schüler und Lehrer ins Hotel Eckerl am Hauptplatz laufen. Ich und eine zweite Schülerin hatten aber beim Alarm noch beim Herrn Direktor zu tun. Wir liefen also ein wenig später mit diesem von der Schule weg. Dem Direktor war klar, dass wir unser Ziel nicht erreichen würden, also liefen wir nur bis in den Keller bei der Pfarrkirche. Ganz in der Nähe schlug eine Bombe ein, sodass eine Marienstatue im Keller von einem Ende zum anderen flog. Weniger Glück hatten unsere Schulkameraden im Hotel: Eine Bombe schlug ein und zwei meiner Mitschülerinnen, beide auch aus Absdorf, wurden getötet. 
 

Anna Sieberer, Absdorf
Gegen Kriegsende sind während der Messe Bomben auf den ganz nahe liegenden Friedhof gefallen. 
 

Franz Kittinger, Winkl
Nach dem Fliegerangriff auf Winkl im Februar 9.2.1945 zählten die Burschen die entstandenen Bombentrichter und kamen auf 67. Eine Bombe fiel in Winkl nahe dem Feuerwehrhaus. Sie erzeugte einen kleinen Krater, aber expoldierte nicht. Sie dürfte noch immer in der Erde sein.  
 

Frau Anna Meisel, geb. Birochs, gebürtig aus Winkl, wohnhaft in Australien
An die Flak kann ich mich noch sehr gut erinnern, als sie geschossen haben. Die Pulverfabrik in Zwentendorf  wurde bei einen Fliegerangriff immer vernebelt und dann sind die Flugzeuge auf die Flak los gegangen. Manches Mal sind sogar die Tiefflieger runter und über unser Hause zur Flak geflogen. Ich bin einmal raus von unseren Keller (wo wir immer waren, wenn Alam war) und habe einen gesehen, das war ein  Jagdflugzeug. Einmal haben sie die Bomben zu früh los gelassen da haben sie Winkl auch erwischt.
Wir Kinder haben die Aluminiumstreifen, die die Flugzeuge runter geschmissen haben, für den Christbaum gesammelt.
 
 

Lieselotte Pauritsch, Niederschleinz
Ich war ein Kind mit 5 – 6 Jahren. An die Tiefflieger erinnere ich mich aber heute noch gut. Eines Tages bin ich mit meinem Vater zum Brunnen Wasser holen gegangen. Plötzlich hörten wir ein Sausen über uns. Mein Vater warf mich auf den Boden, er schmiss sich auch dazu. Aus dem Flugzeug über uns wurde mit Maschinengewehren auf uns geschossen. Sie trafen aber Gott sei Dank nur einige Kellerdächer in der Nähe. 

Wir trauten uns kaum aus dem Haus. Doch ein Mal ging ich gerade mit anderen Mädchen am Bach spazieren, als die Tiefflieger kamen. Wir versteckten uns in den Büschen – es ist weiter nichts passiert. 

Es gab etliche Fliegeralarme. Da sind wir alle in den Kartoffelkeller gelaufen. Da waren meist einige Familien beisammen. 

Maria Bauer, geb. Löschl, Mallon
Unsere Schule befand sich gegenüber des Pfarrhauses in Kirchberg; dort war ein tiefer Keller, den wir bei Fliegeralarm aufsuchen mussten. Dies dauerte meist nicht lange und wir konnten sehr rasch wieder in unsere Klassenräume zurückkehren. Die feindlichen Flugzeuge überflogen meist das Gebiet ohne Angriff.  

Einmal – zu Ostern 1945 – war ein besonderer Alarm. Wieder mussten wir in unseren Schutzkeller. Wir sahen aber, was die Flugzeuge abwarfen. Es waren christbaumähnliche Leuchtraketen, die den Flughafen in Fels ausleuchten sollten. Kurze Zeit später kamen die Bombenflieger und luden ihre Bomben ab. Auch in Moosbierbaum spielte sich zeitgleich Ähnliches ab. 

Zum Schutz vor den Splittern der deutschen Flak haben wir im Garten einen Laufgraben gemacht, der mit Brettern und Erde abgedeckt war.  

Im Frühjahr 1945 wagten sich nur wenige aufs Feld aus Angst vor den Tieffliegern.

Die Bomber 

Die Consolidated B-24 Liberator war ein viermotoriger Hochdecker mit Doppelseitenleitwerk. Er war neben der B-17 der wichtigste strategische Bomber der USAAF auf dem europäischen Kriegsschauplatz. B steht für Bomber. Hersteller war die Consolidated Aircraft Corporation. Sie war bei den Fliegern nicht sonderlich beliebt, da sie schwer zu fliegen und träge in der Reaktion war.

Quelle und weitere Daten:
ttp://de.wikipedia.org/wiki/Consolidated_B-24 


Foto: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AB-24M-20-CO_USAAF.jpg
von USAAF, via Wikimedia Commons
  
 

Die Boeing B-17 Flying Fortress (deutsch: Fliegende Festung) war ein schwerer Bomber der Boeing Airplane Company. Sie  war dafür bekannt, trotz schwerer Schäden aus den Einsätzen zurückzukehren. Die vollständige Besatzung bestand aus zehn Personen, vier davon waren ausschließlich MG-Schützen.
Quelle und weitere Daten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_B-17 


Foto: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AB17C.jpg

von Tangopaso for transfer to commons ; Bzuk for original version on en-wiki, via Wikimedia Commons  

 

Unsere Artikel, die NS-Zeit betreffend, die mit Emblemen des Dritten Reiches versehen sind, dienen nur dem Zweck der staatsbürgerlichen Aufklärung und der militär- und zeithistorischen Forschung über die Ereignisse und Vorkommnisse von vor über 70 Jahren. Wir wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung verstanden wissen und distanzieren uns dezidiert von nationalsozialistischem Gedankengut.  

November 2013, letzte Änderung Februar 2024
Maria Knapp