Sein Leben

Sepp Rittler ist der bekannteste Dialekt- und Heimatdichter der Umgebung, der in unermüdlicher Arbeit viele Theaterstücke, Liedtexte und Gedichte verfasste.

Seit 1954 ist die Parallelstraße zwischen Kremser- und Bahnhofstraße in Kirchberg nach ihm benannt.

Er wurde am 4. August 1892 in Fels am Wagram geboren. Sein Vater war dort Fleischhauer, Gastwirt und Gemeindesekretär. Sepp besuchte, zu dieser Zeit unüblich, die Handelsschule in Wien-Strebersdorf.  Danach bereiste er rastlos  - größtenteils zu Fuß - das damalige Österreich und Ungarn, weiters Nord- und Süddeutschland, Holland, Belgien, Frankreich, Italien und den Balkan und kam bis Konstantinopel.

Foto: Broschüre von Otto Fandl über Sepp Rittler

(Immer wieder wurde über ihn in Zeitungen berichtet. Diese Meldungen sind in den Artikel eingeflossen.)

1913 dürfte es zu Gerüchten um ihn in seinem Heimatort gekommen sein, da er in der Österreichische Land-Zeitung vom 15.3.1913 verlauten ließ: (Warnung.) Alle jene, welche sich schuldbewußt fühlen, zu jenem, jeder Begründung entbehrenden Getratsch beigetragen zu haben, ersuche ich an dieser Stelle, dafür zu sorgen, daß dieses großartige Werk böser Zungen baldmöglichst wieder zerstört wird. Hochachtungsvoll Josef Rittler jun

Im August war er in Oberösterreich unterwegs, wie aus einem weiteren Zeitungsartikel hervorgeht: Verhaftungen…. Der am 4. August 1892 in Fels am Wagram geborene und auch dahin zuständige Comptoirist Josef Rittler wurde am 1. d. M. in Wankham, Gemeinde Regau, wegen Landstreicherei verhaftet und dem Bezirksgerichte Vöcklabruck eingeliefert. (Er und sein Kamerad) waren vollkommen mittellos. Rittler wird auch vom Bezirks-Gendarmeriekommando in Krems wegen Betruges gesucht. Er war zu dem Zeitpunkt  21 Jahre alt.
((Linzer) Tages-Post vom 7.9.1913)

Später arbeitete er als Redaktionsbeamter bei der „Stuttgarter Zeitung“. Von dort aus wurde er in den Ersten Weltkrieg einberufen. 1917 wurde er als Kopfschüßler aus dem Militärdienst entlassen und erhielt einen Posten bei der k.u.k. Staatsbahn. 1918 heiratete er die Kirchbergerin Maria Leitner. Er war äußerst umtriebig und in verschiedenen Berufen tätig. So arbeitete er am Kirchberger Steueramt, bei der Bezirkshauptmannschaft Tulln, als Wirt im Kirchberger Bahnhofsbuffet, als Kirtags- und Marktstandler, Bahnbeamter und Rechtsanwaltsgehilfe. 

In Kirchberg war er der Nachbar von Otto Fandl, mit dem gemeinsam er etliche Lieder herausbrachte. 1928 gründete er die „Niederösterreichische Presse“, eine Wochenzeitung, die in kurzer Zeit in Kirchberg und den umliegenden Bezirken sehr beliebt wurde. Die Zeitung war in der Gegend als „Rittlerzeitung“ bekannt. 

Sepp Rittler betätigte sich auch politisch. Er war bereits ab 5.8.1931 Mitglied der NSDAP (Nr. 895.460) und Kreisstellenleiter Kultur der NSDAP-Kreisleitung Tulln. 

Am 27.2.1931 wurde, anlässlich seines 25-jährigen Bühnenjubiläums, sein  Stück „Im Jungfernstüberl“ gespielt. Der Cooperator (Kaplan, und spätere Dechant) Mathias Hutter kritisierte das Stück in einer Kremser Zeitung als unmoralisch, worauf er von Rittler geklagt wurde. Der Ausgang des Verfahrens wurde in den Zeitungen allerdings nicht veröffentlicht. Siehe Anhang. 

Neben seiner dichterischen Tätigkeit und Vorlesungen nahm er eine Stelle als Versicherer bei der Anglo-Elementar-Versicherung an und wurde bald Gebietsvertreter  für ganz Niederösterreich, womit er erstmals in seinem Leben seine Geldsorgen los war. 

Zu seinem Tod liest man in der Chronik des Theatervereines Kirchberg am Wagram von 2010 folgendes: Im Sommer 1942 hatte er in Krems zu tun und fuhr aus reinem Übermut mit dem Fahrrad dorthin. Bei der Heimkehr löschte er seinen Durst an einer Quelle. Diese floss einige Meter frei bis zur Straßenböschung und dort lag ein toter Hase drin. Er erkrankte daraufhin an Typhus und starb nach langem Leiden am 12. Dezember 1942.
Wie man in den Sterbematriken  lesen kann, starb er im Krankenhaus Stockerau, nicht wie fälschlich in verschiedenen Zeitungen angegeben, in Krems.

Über sein Begräbnis aus dem Heimatbrief des Kreises Tulln, Folge 2, Februar 1943: Am 12. Dezember starb unser Sepp Rittler. Ihr habt ihn ja alle gut gekannt. Am Donnerstag, den 17. Dezember trugen wir ihn zu Grabe. Kreisleiter Swoboda mit Männern seines Stabes, die Ortsgruppe Kirchberg mit Ortsgruppenleiter Schiel an der Spitze und eine große Menge von Freunden aus nah und fern gaben dem toten Kameraden das letzte Geleite. Am hochgelegenen Friedhof Kirchbergs, wo der Blick weit hinausführt über das Donautal bis zu den fernen, nebelverhangenen Bergen der Wachau, jenes Heimatbild, das unser Sepp so sehr geliebt hat, hielt Ortsgruppenleiter Schiel einen ergreifenden Nachruf und bot ihm den letzten Gruß als guter Kamerad.

 

Seine Werke

Theaterstücke

‘s Ghoamnis– ein Volksstück mit Gesang und Tanz in drei Akten mit Musik von Rudolf Kronegger, das in Krems uraufgeführt wurde.

Räuberhauptmann Grasl – ein Lustspiel, das oft gespielt wurde.

Der Schatz im Keller – eine Posse mit Musik von Bernhard Kaempfner

Im Jungfernstüberl –1931, anlässlich seiner 25-jährigen Bühnenjubiläums
 

Mehr als 100 Einakter 

Darunter Adlerhorst von 1940
 

Liedertexte

I kenn zwa blinde Musikanten und Mei Schatzerl is a Schaffnerin, diese beiden Lieder wurden von Robert Stolz vertont,

Kampflied der Wiener von C.M. Ziehrer. 

Mundartgedichte

Seine Gedichte fanden Aufnahme in die Anthologie „Dichtung aus Niederösterreich“ – herausgegeben vom NÖ. Bildungs- und Heimatwerk, Wien 1971.

Einige seiner Gedichte siehe hier.

Die Meinungen über diesen berühmten  Sohn unserer Heimat gehen allerdings auseinander. Auf der Homepage der Gemeinde Kirchberg liest man: In seinen dichterischen und schriftstellerischen Wirken kannte Sepp Rittler keine Pausen. So hinterließ er vielerlei Theater- und Gedichtsammlungen, die zusammen einen schönen Beitrag zu unserem heimatlichen Schrifttum bilden.
Heinrich Hartauer sieht in seiner Dissertation von 1971 zum Thema Die Niederösterreichischen Mundartdichter des 20. Jahrhunderts“ die Werke Rittlers zwiespältig: Rittlers Gedichte sind inhaltlich und gehaltlich belanglos, in bezug auf die Mundart jedoch wertvoll, da der Dichter die Weinviertler ui-Mundart echt und altertümlich überliefert.
  

 

Aus Zeitungen und Chroniken

In der Ankündigung der Weihnachtsnummer des „kleinen Volksblattes“ wird unter anderen Sepp Rittler aus Verfasser eines literarischen Beitrages genannt.
(Das kleine Volksblatt vom 22.12.1940)

Tulln.  Vorlesung Sepp Rittler.
Im Rahmen der Veranstaltungen des deutschen Volksbildungswerkes veranstaltete die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ der Kreisleitung Tulln im Stadtsaal Tulln einen Kulturabend. Der bekannte Heimatdichter Sepp Rittler brachte ein Reimgemälde aus seiner Frühzeit und Gedichte aus der Kampfzeit der Bewegung. Im zweiten Teil las Rittler den ersten Akt seines kürzlich vollendeten Bühnenstückes „Adlerhorst“. Im dritten zegtt der Dichter sich als Meister der Mundart.

(Illustrierte Kronen Zeitung vom 5.11.1940)

28.000 hörten deutsche Dichter
Die Kriegsbuchwoche 1941 fällt im Gau Niederdonau auf gut vorbereiteten Boden. Wie in den letzten Jahren die künstlerisch Schaffenden aus dem Schrifttum vielfach, im Gegensatz zu der hermetischen Absperrung früherer „Dichter“ selbst ins Volk gingen, hat dieses auch eine lebendigere Fühlung mit ihrem Schaffen selbst gefunden. Dafür spricht die Tatsache, daß in der Zeit vom 1. Oktober 1940 bis zum 30. September 1941 allein an den Dichterlesungen des Deutschen Volksbildungswerkes 16.332 Besucher teilnahmen.
Unter den  Dichtern ist auch Sepp Rittler angeführt.

(Völkischer Beobachter vom 21.10.1941)

Nachruf:
Heimatdichter Sepp Rittler gestorben
Sepp Rittler, der weit über sein engeres Heimatgebiet bekannte Mundartdichter, ist am 12. d. M. nach mehrmonatlicher Krankheit im Krankenhaus Krems erst 51 Jahre alt, gestorben. Rittler war ein alter Kämpfer und Idealist im Sinne unseres Führers Adolf Hitler. Donnerstag, den 17. Dezember, wurde Rittler in Kirchberg am Wagram zu Grabe getragen. Kreisleiter Sobodka und Männer seines Stabes, die Ortsgruppe Kirchberg mit Ortsgruppenleiter Pg. Schiel und eine Menge von Freunden von nah und fern geben dem toten Kameraden das letzte Geleite. Am hochgelegenen Friedhof Kirchbergs, wo der Blick weit hinausreicht über das Donautal bis zu fernen, nebelverhangenen Bergen der Heimat, die der Sepp so sehr geliebt hat, hielt der Kreisleiter seinem Hauptstellenleiter einen ergreifenden Nachruf und bot ihm den letzten Gruß als guter Kamerad.

(Znaimer Tagblatt vom 21. 12.1942)

Nachruf: Sepp Rittler, der weit über seine engere Heimat bekannte Mundartdichter, ist am 12. Dezember nach mehrmonatlicher Krankheit im Krankenhause, erst 51 Jahre alt, gestorben. Rittler war ein alter Kämpfer. Ein guter und treuer Kamerad scheidet von uns, der immer an das Edle und Schöne glaubte und viele Menschen durch seine Dialektgedichte, seine Erzählungen und Märchen erfreute.
Donnerstag, den 17. Dezember wurde Rittler zu Grabe getragen. Kreisleiter Pg. Svoboda und Männer seines Stabes, die Ortsgruppe Kirchberg mit Ortsgruppenleiter Schiehl und eine große Menge von Freunden aus nah und fern gaben dem toten Kameraden das letzte Geleite. Am hochgelegenen Friedhofe Kirchberg, wo der Blick weit hinausführt über das Donautal bis zu fernen, nebelverhangenen Bergen der Heimat, die Sepp Rittler so sehr geliebt hat, hielt der Kreisleiter seinem Hauptstellenleiter einen ergreifenden Nachruf und bot ihm den letzten Gruß.
(Schulchronik Engelmannsbrunn, Schulleiterin Berta Wetscherek)

 

Quellen:
Dissertation von Heinrich Hartauer, 1971, NÖ Landesarchiv
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram

Broschüre von Otto Fandl über Sepp Rittler
Diverse Zeitungssausschnitte, veröffentlicht in ANNO

Juli 2020
Maria Knapp