Josephinische Landesaufnahme

um 1780, Kriegsarchiv Wien

Mitterstockstall: Ist ein mittelmäßig gebautes Dorf, liegt ober dem obern (Oberstockstall, Anm. d. Verf.) etliche 100 Schritt. Schloß Winkelberg: Liegt auf einen Hiegel zwischen ober und mitter Stockstall, und dominiret beide Dorfer und das Thall.

 

Topographische Tabellen von 1817

Diese Tabellen wurden von den Kreisämtern den diversen  Grundherrschaften zugesandt und von diesen ausgefüllt retourniert. 
NÖ Landesarchiv

Stocksthal /:Mitter:/
Dorf.
Stocksthal (Mitter) ein zwischen Ober und Unterstocksthal am Fusse des Winkelberges gelegenes, zur Dorfherrlichkeit der Herrschaft Winkelberg gehöriges, unter dem Landgerichte der Herrschaft Grafeneck stehendes Dorf. Hier ist in einem herrschaftlichen Gebäude sowohl die Kanzlay, als die Wohnung des Kanzleypersonals, mit den nöthigen Wirtschaftsgebäuden, und mehreren Gärten, welche häufiges und herrliches Obst geben. Ein Schütthaus stehet nahe an dem öden Schlosse auf dem Berge. An dem Orte sind 2 kleine unbesetzte Teiche. Ein kleiner Bach, der Gießgraben genannt, läuft von Hohenwart nach Riedenthal, Ottenthal, Ober- Mitter- und Unter-Stocksthal, wo er sich auf den Feldern ausbreitet und versinket. Die Gemeinde nähret ihre Armen.

Das Dorf bestehet aus 44 einhellig der Herrschaft unterthänigen Häusern, 33 Familien, 109 männlichen, und 131 weiblichen Köpfen.

Luft und Wasser sind überaus gut und gesund.

Der Feldbaugrund ist mittelmäßig. Man bauet sowohl Safran als Grapp, doch ganz unbeträchtlich. Die vorzüglichsten Erzeugnisse sind Rocken und Hafer, wenig Weitzen, keine Gerste, sehr wenig türkischer Weitzen, Haide, Klee und Burgunderrüben, viele Erdäpfel, genug grüne Waare. Doch ohne Handel. Mit Safran und  besonders mit Obst wird Handel geführet. Der Weinbau ist mittelmäßig, und gibt einen Landwein leichter Gattung. Man hat sehr wenig Wiesengründe. Nur Einzelne besitzen einige Bienenstöcke. Der Viehstand ergibt 13 Pferde, 3 Ochsen, 60 Rinder, 200 Schafe, 15 Ziegen, 8 Zuchtschweine.

Das bei den Teichen abfließende Wasser treibt eine unterthänige Mühle mit einem oberschlächtigen Weißgange.

 

Franz Xaver Schweickhardt

(1794 – 1858), veröffentlichte zwischen den Jahren 1831 – 1841 eine „Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns durch eine umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten u.u. topographisch=statistisch=geneologisch=historische bearbeitet, und nach den bestehenden vier Kreisvierteln alphabetisch gereihet.“ Das ist eine historisch-topographische Beschreibung Niederösterreichs in 34 Bänden, die nach den vier Vierteln geordnet sind. Im Jahre 1835 in Band 7 ist unsere Gegend, das Viertel unter dem Manhartsberg, beschrieben:

Stockstall (Mitter-).
Ein Dorf von 46 Häusern mit der nächsten Poststation Kirchberg am Wagram.

Dieser Ort gehört zur Kirche und Schule zu dem nahe gelegenen Markte Kirchberg; der Werbkreis zum Lin. Inf. Regim. Nr. 4; und das Landgericht bildet die Herrschaft Grafenegg. – Grund-, Orts- und Consciptionsobrigkeit ist die Herrschaft Winkelberg.

Die Einwohnerzahl umfaßt 63 Familien, 138 männliche, 148 weibliche Personen mit 40 schulfähigen Kindern; jene des Viehstandes: 12 Pferde, 5 Ochsen, 51 Kühe, 110 Schafe, 50 Schweine.

Unter den hiesigen Unterthanen, die Hauersleute sind, gibt es meist Viertellehner und an Handwerkern blos Schuhmacher und Schneider. Sie haben auch Ackerbau, von welchem sie wenig Weizen und Gerste, aber mehr Rocken und Hafer fechsen und wozu die Gründe im Ganzen gut zu nennen sind. Der Weinbau wird am stärksten betrieben, so wie auch die Obstpflege bedeutend ist, und mit welchen beiden Zweigen Handel getrieben wird.

Die Benennung Mitter-Stockstall deutet schon an, daß der Ort zwischen Ober- und Unter-Stockstall gelegen ist. Er ist zum Theil in einem von einem Bache durchflossenen, überaus unmuthigen Thale zum Theil erhöht, etwa 50 Schritte von der Kremser-Poststraße situirt, und von Wiesen und Obstgärten höchst malerisch umgeben. Die Häuser, welche zerstreut, mehrere derselben aber geschlossen zusammen gebaut sind, haben Schindel-, die Fruchtscheunen jedoch nur Strohdächer. Es herrscht ein gesundes Klima hier, wie auch vortreffliches Wasser vorhanden ist. An dem Bache steht eine Mühle; auch besteht ein bei 1300 Quadratklafter großer herrschaftlicher Fischteich. – Wälder oder Berge gibt es nicht, sondern blos Hügel, deßhalb ist die Wildbahn nur als Feldjagd zu betrachten, welche Hasen und Rebhühner, jedoch in ergiebiger Menge liefert. – Die Viehzucht ist gering.

Den Namen hat der Ort von dem vorigen erhalten (siehe Oberstockstall, Anm.d.Verf.), er ist daher nicht so alt, wie der vorbeschriebene. Nach Angabe der Herrschaft scheint Mitterstockstall früher ein Markt gewesen zu seyn, denn im Jahre 1711 ward anstatt des umgefallenen alten, ein neuer Pranger errichtet.  

Ein herrschaftliches Schloß, und unter dieser Benennung zugleich eine Herrschaft, wovon ersteres zunächst der Poststation Kirchberg am Wagram an der Kremserstraße gelegen ist.

Die Herrschaft Winkelberg besteht gegenwärtig aus den beiden Dörfern Mitter-Stockstall und Neustift, und aus dem Schlosse Winkelberg genannt.

Die Herrschaft umfaßt 205 Familien, 326 männliche, 357 Personen, 34 Pferde, 5 Ochsen, 107 Kühe, 240 Schafe, 120 Schweine, 84 Joch Gärten, 1935 Joch Ackerland, 81 Joch Weiden, und 123 Joch Weingärten.

Die Lage der Herrschaft zieht sich in einem schmalen Thale hin, welches ein gewöhnlich sehr kleiner und nur bei stärkeren Regen anschwellender Bach durchschneidet, 500 Schritte von Kirchberg am Wagram entfernt, welches die dritte Poststation von Wien ist. Durch ihre günstige Lage von den Winden geschützt, enthält sie gemäßigtes Klima, reine gesunde Luft, einen fruchtbar sandigen, gleichwie lehmigen Thonboden und gutes Quellwasser.

Der Landmann treibt den Acker- und Weinbau, die meisten haben auch Obstgärten, aus welchen sie viel Obst und Gras erhalten; einige treiben nebenbei den Safranbau und die Bienenzucht. Bekannt und vorzüglich gesucht ist der Safran von Neustift, über welches dort die Herrschaft Ortsobrigkeit ist. Beim Feldbau wird die Dreifelderwirtschaft angewendet.

An dem oben bemerkten kleinen Bache stehen in Unter-Stockstall zwei Mühlen, eine jede mit einem oberschlächtigen Gange versehen, welche Privaten angehören.

Berge und Wälder sind im dießherrschaftlichen Bezirke keine vorhanden. Die Jagdbarkeit der Herrschaft erstreckt sich auf die Freiheitsbezirke Mitter-Stockstall und Neustift, dann auf die sogenannte Winkelberger-Ruppersthaler Freiheit.

Die Einwohner treiben mit ihren erzeugten Producten einen Wein- und Obsthandel nach Wien.
Es gibt auch mehrere Ziegelöfen in Mitter=Stockstall, wovon einer immer zwei bis drei Bauern angehört.

Das ziemlich alte Schloßgebäude, Winkelberg genannt, ist im Orte Mitter=Stockstall gelegen, und besteht aus den Zimmern und Kammern zu ebener Erde für das Dienstgesinde, Küche, Speise und sonstigen Behältnissen, im ersten Stocke aus sieben Zimmern, in vier Theile abgesondert, dann aus der dem Schlosse angebauten Kanzlei, einem Zimmer für den Jäger und darunter zu ebener Erde, aus der Waschküche und der Einsatz. Ueber dem Hofe, dem Schlosse gegenüber befindet sich die Wagenschupfe, und das Behältniß für Ackergerätschaften und Holz; ober demselben ist der Getreidekasten und die Zeugkammer. Daranstoßend trifft man die gewölbten Stallungen, und die Kammer für die Knechte, über denselben die Heu- und Strohbehältnisse. Außer dem im Schlosse befindlichen Handkeller, ist demselben gegenüber nächst der Fahrstraße ein durchaus gewölbter Weinkeller auf mehr, als tausend Eimer vorhanden. Zunächst an demselben erhebt sich ein neues Gebäude für die Beamten, und in Fortsetzung desselben, jedoch durch einen Vorhof abgesondert, befindet sich die herrschaftliche Scheuer, und an derselben auf der anderen Seite angebaut, die politischen Arreste, die Wohnung des Gerichtsdieners und eines Inwohners.

Wir finden im Jahre 1288 in einer Bestätigungsurkunde über eine Schenkung in der Pfarre Röhrenbach (Rohrbach), der Brüder und Herren von Winkel, unter den Zeugen auch Leutold von Winkelberg.

Da nur der einzige von diesem Stamme bekannt wird, so ist zu vermuthen, daß solcher bald ausgestorben seyn dürfte. In welche Hände darauf Winkelberg kam, ist nicht zu ermitteln, jedoch im XV. Jahrhundert schon scheint diese Herrschaft an die Herren Hager von Allentsteig gelangt zu sein, weil Sigmund Ritter von Hager zu Allentsteig im Jahre 1502 ausdrücklich als Besitzer von Winkelberg vorkommt. Diesem folgte sein Sohn Wolfgang Hager, ungefähr im Jahre 1508 und im J. 1539 sein Stiefbruder aus der zweiten Ehe seines Vaters, Sebastian Hager zu Allentsteig- Im Jahre 1549 kam diese Herrschaft durch Kauf von Balthasar Freiherr von Puchheim an Christoph von Trenbach, und nach den Vormerkungen des n.ö. ständischen Gültenbuches, im Jahre 1572 an Christoph von Oberheim. Von demselben kam Winkelberg an Georg von Oberheim, der solche im Jahre 1585 an Hans von Moser veräußerte. Im Jahre 1601 erhielt es Margaretha von Rohrbach, verwitwete Oberheim durch Uebergabe von ihren Söhnen. Hans Andrä Freiherr von Stadl übernahm Winkelberg durch Kauf von Voriger, trat es aber ebenfalls wieder käuflich an Adolph Grafen und Althan ab, der diese Herrschaft im Jahre 1637 beim Jesuiter=Collegium im Krems veräußerte. Nach Aufhebung dieses Ordens kam solche im Jahre 1800 in die Verwaltung der k.k. Staatsgüteradministration, von welcher sie im Jahre 1827 Ignaz Fournier erkaufte. Im Jahre 1833 war Thaddäus Johann Fournier Besitzer davon, und als dieser im Jahre 1834 verstarb, erhielten die Herrschaft seine Erben, welche gegenwärtig Winkelberg frei eigenthümlich zum Verkaufe ausgeboten haben.

Von dem ursprünglich alten und festen Schlosse ist nur wenig mehr vorhanden. Nach einer uns vorliegenden beinahe zweihundertjährigen Abbildung, hatte es an der Rückseite einen massiven Platthurm, der zur Verteidigung vortrefflich war, vorne einen ebenfalls starken drei Stock hohen Thurm, von welchem ein hervorspringender Eingang stand, der oben eine Platforme bildete mit einer Wehrmauer mit Schußscharten, und an jeder vorderen Ecke mit runden niedrigen Thürmchen besetzt. Die Tüchtigkeit dieses Schlosses bewährte sich auch im Türkenkriege 1529, in welchem es gleichzeitig mit Korneuburg und durch drei Tage, aber vergebens belagert wurde.

Schlüßlich bemerken wir noch, daß Winkelberg bezeichnet ist als ein Ort, in welchem die Lutherische Lehre Eingang fand. Wie lange die Einwohnen von Mitter=Stockstall und die Besitzer des Schlosses derselben anhingen, ist nicht genau bekannt.

 

Neue Gebietseintheilung

sammt alphabetischem Verzeichnisse sämmtlicher Orte des Erzherzogthumes Niederösterreich, aus der kaiserlich-königlichen Staatsdruckerei, Wien 1855, NÖ Landesbibliothek

Ortsname: Stockstall (Mitter-)
Eigenschaft des Ortes: Dorf und Kat.G.
Gehört zur Katastral-Gemeinde und Ortsgemeinde: Stockstall (Mitter-)
Flächeninhalt nach nö. Jochen: 963
Einwohnerzahl: 255
Gehört zum Pfarrsprengel: Kirchberg am Wagram
Gehört zum Bezirksamte: Kirchberg am Wagram
Gehört zum Untersuchungsgericht: Korneuburg
Gehört zum Kreise: U.M.B.
Gehört zum Postbestellungsbezirke: Kirchberg am Wagram

 

Heimatkalender des Tullner Bezirkes

1949, NÖ Landesbibliothek

Nr. 42 MITTER-STOCKSTALL.
5,41 km2, 250 Einwohner, 59 Häuser.
Dorf, Seehöhe 210 m.

Post, Gend. Posten, Pfarre, Schule, Standesamt Kirchberg a. Wagram, öffentl. Sprechstelle im Orte. Eisenbahnstation (Absdorf – Krems) Kirchberg a. Wagr. (2 km).

Der Ort liegt östl. Von Kirchberg an der Straße Königsbrunn (2,5 km) – Gr. Riedenthal (6 km) am Westhange des dem Wagram zugehörigen Winkelberges. Wald, Weingärten und ein Schloss, das den Namen des Ortes trägt, geben dem Dorfe das Gepräge.

Sein Katastralausmaß sind 540,75 ha, d.s. 435,28 ha Äcker, 71,32 ha Wald, 55,08 ha Weingärten, 19,91 ha Weiden, 8,95 ha Gärten, 7,99 ha Wiesen, 3,18 ha sind verbaut.

48 bäuerliche Betriebe mit Milch- und Druschgenossenschaft. Bewirtschaftet werden 49,13 ha Klee, 39,93 ha Roggen, 30,03 ha Gerste, 25,46 ha Kartoffeln, 28,84 ha Hafer, 20,45 ha Weizen, 19,90 ha Futterrüben, 5,07 ha Körnermais, 3,54 ha Zuckerrüben. An Großvieh werden gehalten 25 Pferde, 129 Rinder.
1 Müller ( 3 F, 1 L, 1 Ha), 2 Weinhändler.

 

April 2012
Maria Knapp, Erika Schwarz