In der Beylage zur Troppauer Zeitung No 20, Freytag den 10. März 1826, aber auch in anderen Blättern, wie etwa dem Amtsblatt zur Wiener Zeitung, erschien die Anzeige über die Versteigerung der Herrschaft Winkelberg, die bis 1773 dem Jesuitenkollegium Krems gehört hatte. Nach dessen Auflösung ging sie in die Verwaltung der k.k. Staatsgüteradministration über, die sie 1826 zur Versteigerung ausschrieb.

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Kundmachung

der Versteigerung der Niederösterreichischen Studienfondsherrschaft Winkelberg.

Am 13. März 1826, Vormittags um 10 Uhr, wird die Niederösterreichische Studienfondsherrschaft Winkelberg, in dem Rathsale der k.k. Niederösterreichischen  Landesregierung, im Wege der öffentlichen Versteigerung, mit dem Vorbehalte der höheren Genehmigung, an den Meistbiethenden verkauft werden. Der Ausrufspreis dieser Herrschaft, die in dem Kreise u.M.B., eine Viertelstunde von dem Markte Kirchberg am Wagram, und von der neuen Straße von Stockerau nach Krems, entfernt liegt, ist Zwei und Dreißig Tausend Neun Hundert Ein und Vierzig Gulden C.M. Ihre vorzüglichen Bestandtheile sind:

  1. An Gebäuden:

Das herrschaftliche Schloß mit den nöthigen Stallungen, Schuppen ec. In dem Dorfe Mitterstockstall;

Ein Preßhaus mit einem gewölbten Keller auf 800 Eimer, dem Schloße gegenüber;

Der ehemalige Schafhof mit dabei befindlicher Fruchtscheuer auf 2 Tennen eingerichtet, und zur Unterbringung von 1000 Mandl Früchte geeignet;

Ein Körnerschüttkasten mit einem gewölbten Obstkeller, auf dem sogenannten Stießberge.

  1. An Grundstücken und zwar:

An Aeckern: ein Krautacker von 1064,6 □Kl. im Mitterfelde zu Mitterstockstall,

ein Acker von 1 Joch 10.484,6 □Klafter in der Mitterstockstaller Freiheit, ein Viertel-Joch Acker in der Ruppersthaler Freiheit, ein halbes Joch Acker von der umgerissenen Hutweide zu Utzenlaa.

An Gärten: ein Obstgarten von 1 Joch 9614,6 □Kl. bei dem Schlosse, ein Obstgarten von 1296 □Kl. ebenfalls in Mitterstockstall; der sogenannte Teichgarten von 5 Joch 1248 □Kl.;

An Wiesen: 8 Tagwerke Wiesen in der Winkler Freiheit

An Auen: 39 Joch 899 □Kl. in dem Ortsbezirke Utzenlaa; 10 Joch in dem Gemeindebezirke Altenwörth; 19 Joch 1312 □Kl. in dem Gemeindebezirke Winkel und Fraundorf; 1 Joch 360 □Kl.  in dem Gemeindebezirke Gigging.

  1. Die Grundherrlichkeit, und zwar: über 263 Unterthanen in Mitter-, Ober- und Unterstockstall, in Neustift, Engelmannsbrunn, Fels, Ottenthal, Riedenthal, Ruppersthal, Baumgarten, Großwiesendorf, Königsbrunn, Fraundorf, Bierbaum, Utzenlaa, Winkel, Kollersdorf, Saxendorf, Niederrußbach, Hippersdorf und Zausenberg; dann über 422 dazu gehörige Hausüberländgrunde, und über 1777 freie Uiberlandgewähren. 
  1. An Zehenten:

der ganze Körnerzehent von 87 ½ Joch Aeckern zu Rupperstahl;

der ganze Körnerzehent von ¾ Joch ausgebauten Weingärten zu Mitterstockstall;

der halbe Körnerzehent von 592 ½ Joch Aeckern zu Mitterstockstall;

der halbe Körnerzehent von 365 ¼ Joch Aeckern zu Winkel;

der halbe Körnerzehent von 76 ¾ Joch Aeckern von Utzenlaa;

der halbe Körnerzehent von 17 ½ Joch Aeckern zu Hippersdorf;

der halbe Körnerzehent von 294 ¼ Joch Aeckern zu Magersdorf;

der Viertel-Körnerzehent von 890 Joch Aeckern zu Neustift;

der Viertel-Körnerzehent von 395 Joch Aeckern zu Neuaigen;

der Viertel-Körnerzehent von 26 ½ Joch Aeckern zu Winkel; dann

der ganze Weinzehent von 5 ½ Joch Weingärten zu Niederrußbach;

der ganze Weinzehent von 15 Joch Weingärten zu Ruppersthal;

der ganze Weinzehent von 19 ¼ Joch Weingärten zu Mitterstockstall;

der halbe Weinzehent von 42 Joch Weingärten zu Magersdorf;

der halbe Weinzehent von 36 ½ Joch Weingärten zu Mitterstockstall; endlich

der halbe Weinzehent von 12 ¼ Joch Weingärten zu Wagram.

  1. An Gelddiensten und an sonstigen Bezügen:

An Hausdienst, Erbpachtzins, Robotgeld Uiberlanddienst u.s.w. 6 kr. C.M. und 2207 fl. 5 ¾ kr in W.W.;

an Weidezins 88 fl. W.W.

das Bergrecht zu Mitterstockstall von 27 Vtl. Weingärten, und zu Ruppersthal von 20 Vtl. Weingärten, dann von 11 Vtl. 1 Achtel Weingärten, welche letztere dreimal aber abgehauen sind;

das Sterb- und Veränderungspfundgeld von den oben erwähnten Unterthanen und Uiberländen, dann die übrigen adeligen Richteramtstaxen, welches beiläufig zusammen jährlich auf 1560 fl. C.M. angeschlagen wird.

  6.  Besondere Gerechtsame:

Die Ortsobrigkeit in Mitterstockstall und in Neustift;

Die Jagdgerichtigkeit in dem Bezirke von Neustift, in der Winkelberger Freiheit zu Ruppersthal und in dem Bezirke von Mitterstockstall;

Die Fischerei in 2 der Herrschaft gehörigen Teichen zu Mitterstockstall, der eine mit 836 □Kl., und der andere mit 1 Joch; dann von der Hälfte einer sogenannten Lahne zu Fraundorf;

Der Taz in den Gemeinden Mitterstockstall und Neustift.

Zum Ankaufe wird Jedermann zugelassen, der hier Landes Realitäten zu besitzen geeignet ist. Denjenigen, die in der Regel nicht landtafelfähig sind, kommt hierbei für sie und ihre Leibeserben in gerader absteigender Linie, die mit der Regierungs-Cirkular-Verordnung vom 25. April 1818 kundgemacht, allerhöchst bewilligte Nachsicht der Landtafelfähigkeit, und die damit verbundenen Befreiung von Entrichtung der doppelten Gülte zu Statten. Wer an der Versteigerung als Kauflustiger Antheil nehmen will, hat als Kauzion den zehnten Theil des Ausrufspreises bei der Versteigerungs-Kommission baar, oder in öffentlichen, auf Metall-Münze und auf Uiberbringer lautenden Staatspapieren, nach ihrem koursmäßigen Werthe zu erlegen, oder eine, auf diesen Betrag lautende, von der k.k. Hof- und niederösterr. Kammer-Prokuratur vorläufig geprüfte, und als bewährt bestätigte Sicherstellungs-Akte beizubringen. Die Hälfte des Kaufschillings dieser Herrschaft, wenn er den Betrag von 50.000 fl Metallmünze nicht übersteigt, im entgegengesetzten Falle aber das Drittel ist den dem Ersteher 4 Wochen nach erfolgten Genehmigung des Kaufes, noch vor der Uibergabe zu berichtigen; die in den voraus gelassenen Fällen verbleibenden 2 Drittel, oder die verbleibende Hälfte, kann der Käufer gegendem, daß er sie auf der erkauften Herrschaft in erster Priorität versichert, und mit jährlichen 5 vom hundert in C.M., und in halbjährigen Raten verzinset, in 5 gleichen jährlichen Raten, von dem Tag an gerechnet, an welchem die Zahlung erfolgte, abtragen. Die übrigen Verkaufsbedingnisse, die Beschreibung u.s.w. der obigen Realität, können an jedem Montage, Mittwoche und Sonnabende, Vormittags von 9 bis 12 Uhr, in dem Präsidial-Bureau der k.k. nieder-österr. Landesregierung eingesehen werden, so wie auch die Ralität selbst in Augenschein genommen werden kann, zu welchem Ende sich die Kauflustigen an das Verwaltungsamt der Herrschaft Oberstockstall zu wenden haben.

Wien den 11. Jänner 1826

Von der k.k. nieder-österr. Staatsgüter-Veräußerungs-Kommission.

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1827 erstand Ignaz Fournier die Herrschaft. Im Jahre 1833 folgte ihm Thaddäus Johann Fournier als Besitzer nach. Als dieser 1834 verstarb, boten die Erben die Herrschaft abermals zum Verkauf an.Aus der Presse vom  17. Juni 1862: 

Guts-Verkauf.

Das Gut Winkelberg zu Mitterstockstall nächst dem an der Krems-Stockerauer-Straße befindlichen Markte Kirchberg am Wagram gelegen, wozu Aecker, Wiesen, Obst- und Gemüsegärten im beiläufigen Ausmaße von 23 Joch und ein Glashaus gehören, das Schloß selbst zwei Stock hoch, aus 14 Wohnzimmern, Küchen und Speisen bestehend, sammt Nebengebäuden und Stallungen ganz feuerfest erbaut, wird aus freier Hand verkauft, und kann ein Kaufschillingstheilbetrag per 7000 fl. Oe. W. aushaftend verbleiben.

Ein nächst dem Schlosse gelegener Weinberg ist mit edlen Sorten Reben besetzt, und der darunter befindliche Keller faßt bei 2000 Eimer. – Es ist Aussicht vorhanden, daß die verlängerte Stockerauer Eisenbahn den Ort Kirchberg berührt, wonach obiges Besitzthum vom Bahnhof eine Viertelstunde Weges entfernt ist.  

Nähere Auskünfte können beim k.k. Notariate Kirchberg am Wagram eingeholt werden.

Quellen:
ANNO, Österreichische Nationalbibliothek

Juli 2014
Maria Knapp