Die Filialkirche im November 2011

 

Stiftung der Kirche  

Neustift im Felde war wahrscheinlich seit seiner Gründung der Pfarre St. Stephan am Wagram angehörig. 

Im Buch "Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram" aus 1993 wird auf Seite 90 bemerkt, daß Neustift schon im Jahre 1679 wegen dem Ende der Pest eine Filialkirche errichten durfte.

Dass der Kirchenbau genehmigt wurde, ist auch im Zusammenhang mit der damaligen Ortsobrigkeit von Neustift, dem Jesuitencollegium Krems, Besitzer der Herrschaft Winkelberg seit 1637 bis 1800, zu sehen.

Dazu schreibt Gottlinde Stanke in Ihrer Dissertation "Die Geschichte des Kremser Jesuitenkollegs (1616 -1773)" , Wien 1964 :

Seite 283:
" Die Gemeinde dieses Ortes hatte im Pestjahr 1679 ein Gelübde abgelegt, den Heiligen Sebastian, Rochus und Florian eine Kapelle zu errichten, sobald die Seuche erloschen sei. Zur Erfüllung des Versprechens erhielt Neustift nun von der Herrschaft Winkelberg einen Grund mitten im Dorf und Rektor Aloysius Greissing holte auch den Konsens des Passauer Bischofs ein.3) Dafür verpflichtete sich die Gemeinde dem Konsistorium gegenüber, daß sie die Kapelle erhalten und für alle Notwendigkeiten, Kerzen, 

3) Ebenda, (HHStA, Klosterakten, Krems; Jesuiten), Fasz. 2,1.c., fol 36.

Seite 284:
Meßwein, Meßgewänder etc., sorgen werde. Den Ort, wo die Kapelle stehen sollte, wollte man von allem weltlichen Treiben freihalten, der geistlichen Jurisdiktion unterstellen und der Pfarrkirche von Kirchberg am Wagram zueignen. Dem Passauer Konsistorium stehe das Recht auf Visitation zu, ebenso wie dem untergebenen Dekan. Dieser habe auch das Recht, Einblick in die Kirchenrechnungen zu nehmen, wie in allen anderen Pfarren. 1)

Der Bau wurde mit Unterstützung des Kollegs und anderer Wohltäter 1680-81 fertiggestellt. Aber schon schon einige Jahre (danach) begannen die Differenzen mit Passau bezüglich des Patronats, das dem Kremser Rektor als Inhaber der Herrschaft (Winkelberg) zustand. 1686 stellten die beiden Parteien einen Revers aus, der die Verteilung der Kompetenzen endgültig festlegen sollte: 2) Bei Zusammenkünften gebühre grundsätzlich dem Patron das Vorrecht, im Falle Neustift also dem Rektor des Kremser Jesuitenkollegs. Falls dieser nicht persönlich erscheine, führe den Vorsitz der Vertreter des Passauer Kapitels, sollte der Rektor doch kommen, habe er ihn sofort an diesen abzugeben. Der Rektor verpflichtete sich, beim Unterschreiben der Kirchenrechnungen keine anderen Termini zu verenden, als "Juri Patronatus et Advocatiae". Man einigte sich, daß die Rechnungslegung über die Kapelle alle zwei Jahre und zwar am Montag vor Michaeli in Neustift, in der Wohnung des Kapellenobvaters stattfinden solle. Letzterer werde auch am selben Tag

1) HHStA, Klosterakten, Krems, jesuiten, Fasz. 2,1.c., fol 42 (revers vom 27. Mai 1680).

2) Ebenda, Fasz. 2,1.c., fol 44f.

Seite 265:
von der ganzen Gemeinde gewählt. Sämtliche Einnahmen sollten in die Kapellenkasse kommen, die in einer Truhe in der Sakristei untergebracht ist. Dazu sollten 3 Schlüssel angefertigt werden, einer für den Rektor, einer für den Passauer Administrator in Kirchberg und einer für den Kapellenvater in Neustift. Ohne Einwilligung des Rektors dürften in der Kapelle keine Reparaturen vorgenommen werden, kein Geld verliehen und kein Kirchengut verkauft werden. Die Kapellenrechnungen sollten zweifach ausgestellt werden, eine für den Rektor und eine für den Kirchberger Administrator.

Im Jahre 1716 wollte Passau neuerlich den Jesuiten ihr Patronatsrecht über die Neustifter Kapelle absprechen, weil die Rektoren seit Georg Wissmiller (1692) bei der Unterzeichnung der Kirchenrechnungen vergessen hatten, "patronus" dazuzusetzen. 1)

Wegen dieses Formfehlers gab es jahrelange Verhandlungen, aber schließlich konnten die Väter ihren Standpunkt behaupten, das Patronat wurde ihnen nochmals feierlich bestätigt.2)

1) HHStA, Klosterakten, Krems, Jesuiten, Fasz. 2,1.c., fol 37f.

2) Litt. ann. 1723, CVP 12117, fol 43v."

 

Dr. Johann Weissensteiner, Diözesanarchiv Wien, Typogramm "Pfarrgeschichte Wallfahrtsort Kirchberg am Wagram" schreibt:

"Neustift:
Wohl angesichts der großen Pest des Jahres 1679 entschloß sich die Gemeinde Neustift zur Errichtung einer Ortskapelle zu Ehren des hl. Sebastian, des hl. Rochus und des hl Florian.

In einem Revers vom 27. Mai 1680 verpflichtete sich die Gemeinde, die Kapelle auf ewige Zeiten zu erhalten.

Schon 1685 wurde die Erlaubnis erteilt, in dieser Kapelle auch Messen zu zelebrieren.

1774 wurde der Kapelle für das Fest des hl. Sebastian ein Ablaß verliehen.

Am 4. Februar 1784 brannte die Kapelle ab, wurde aber bald wieder repariert.

1834 erhielt die Kapelle ein Maria-Hilf-Bild aus Wien.

In den 20er Jahren des 20. Jh. wurde die Kapelle renoviert. Zu dieser Zeit wurde in ihr jeden Samstag eine Messe gelesen und am 20.Jänner, dem Fest des hl. Sebastian ein feierlicher Gottesdienst gehalten.

1962 wurde die Erlaubnis zur Aufbewahrung des Allerheiligsten in der restaurierten Kapelle erteilt."   

 

Baugeschichte

Laut Schulchronik 2 wurde im Jahre 1680  die Filialkirche erbaut.

Ob davor bereits eine, möglicherweise aus Holz gebaute, einfache Betkapelle bestand, kann nach derzeitigem Wissensstand nicht gesagt werden, ist aber zu vermuten.

Wie nach dem Mauerwerk und bestimmten sonstigen Merkmalen zu urteilen ist, sind vorerst der Altarraum und das Haupthaus bis etwa  zur Deckenhöhe sowie der Turm etwa bis zur Giebelhöhe des Haupthauses erbaut worden.

Die beiden halbrunden Fenster in der Apsis (süd- und nordseitig) dürften lt. Hr. Dipl.-Ing. Beicht, Bundesdenkmalamt , Landeskonservatorat für Niederösterreich aufgrund der Unterbrechungen des Wandfrieses auf der Innenseite, die ungewöhnlich sind, später durchgebrochen worden sein, jedoch noch vor dem (wahrscheinlich durch den Brand notwendigen und vielleicht auch das nahende 100jährige Errichtungsjubiläum berücksichtigenden) erfolgten Umbau  der Filialkirche:

Da in der später eingebauten Tür zum Altarraum die Jahreszahl 1776 im Türsturz eingemeißelt ist, ist der Um- bzw. Erweiterungsbau in diese Zeit zu setzen, im Zuge dessen folgende Maßnahmen getroffen wurden:

  1. Durchbruch der obgenanten Tür auf der Südseite der Rundapsis.
  2. Anbau der nordseitigen Sakristei (dabei wurde das nördliche Halbrundfenster in der Apsis wieder zugemauert)
  3. Erhöhung der Außenmauern über dem Haupthaus
  4. Erhöhung oder Neubau des Turmes bis zu heutigen Bauhöhe
  5. Aufsetzen der klassizistischen Voluten auf der Westmauer (Klassizismus = etwa 1770 – 1830).
  6. Hebung oder Erneuerung des Dachstuhles.
  7. Turmuhr?

Laut eingeschnittener Jahreszahl im Gebälk des Glockenstuhles dürfte dieser im  Jahre 1868 errichtet oder erneuert worden sein.

Aus der Kirchenrechnung von 1682 geht hervor, daß Steine für den Bau in der Gösinger Freiheit gebrochen wurden und das Eisen zum Zusammenhalt des Gewölbes in Krems beim Eisenhändler Fughoffer in Krems gekauft wurden. Beim Eisenhändler Christoph Beer in Kirchberg am Wagram wurden 4 Klafter Steine gekauft, ebenso beim "Roches" in Ottenthal. An den Glaser wurden 4 Fenster samt Rahmen bezahlt.

 

Chronik

Am 29.April 1682 bedenkt Frau Eva Siebenhartin, Lebzelterin, die "Neue Kapelle zu Neustift" in ihrem Testament mit 2 Fl. (Franz Eiselt, Diss. 1973).

Eintrag im Pfarrgedenkbuch der Pfarre Kirchberg am Wagram:

12.Oktober 1837:
Sonntag den 12. 8ber fuhr Sne F.G.  ( Vincenz Eduard Milde, Fürsterzbischof von Wien) nach Birbahm um daselbst die kanonische Visitation vorzunehmen, auf dem Wege dahin visitierte Hochderselbe die Filialkirche zu Neustift, nachmittags jene zu Winkl und ertheilten in beiden den Pontifikal-Segen, und kehrten Abends nach Kirchberg zurück.

1863:
Auch hat Herr Haslacher (Haslinger Georg?), Hausbesitzer zu Neustift für die Filialkirche Neustift ein färbiges Ölbild samt Humeneln und Albe? gespendet.

In dem Filalorte Neustift im Felde entstand am 19ten Jänner 1863, am Vorabend der heiligen Blutzeugen Fabian und Sebastian, um 7 Uhr Abends eine Feuersbrunst, wodurch 16 Wohn- und mehrere Wirtschaftsgebäude ein Raub der Flammen wurden und auch ein Menschenleben zu Grunde ging.- Maria Zehetner die einzige 18jährige Tochter des Josef Zehetner Hausb. zu Neustift Nr 18 erstickte im Rauche des bereits schon in Flammen stehenden Wohngebäudes.

Dezember 1866:
§.1. Herr Johann Cermak, Handelsmann zu Wien und dessen Ehefrau Maria geborene Schabl von Neustift, schenkten der Filialkirche zu Neustift einen Teppich für die Altarstufe.

Die  Schulchronik 1der Volksschule Neustift I.F. berichtet:
"Den Religionsunterricht besorgte im Jahre 1875 der Herr Pfarrer aus Kirchberg am Wagr., Hr. Vinzenz Willim. Der jeweilige Religionslehrer wurde einmal in der Woche von den Hausbesitzern der Gemeinde Neustift u. Winkl mit 2 Pferden unter Benützung des Pfarrhofwagens abgeholt und zwar nach der Einteilung, daß immer zweimal die Neustifter u. einmal die Winkler fahren mußten. Der Hr. Katechet las eine hl. Messe, an der sich die Schuljugend beteiligte. Der Religionsunterricht dauerte 2 Stunden.

Dorfteich: Über Ansuchen des Schulleiters L Marzani haben sämmtliche Parteien von Neustift im März 1898 zusammengehalten u. die sogenannte Schullacke /: eine Regenlacke zwischen Schulhaus u. Kirche :/ mit 525 Fuhren Erde zugeführt.

Der an Stelle jener Pfütze entstandene Platz wird KAISERPLATZ genannt, zur Erinnerung an das 50jährige Jubiläum.- Heute wird dieser Platz LUDWIG PIFFL-PLATZ genannt.

Religiöse Übungen:Über Anweisung des löbl. B.S.R. Vom 20.4.1899, Amtsblatt 16 – Zl. 906 hat der O.S.R. Im Einvernehmen mit dem hochw. Pfarramte in Kirchberg am 7. Mai 1899 folgenden Beschluss gefordert:

Da die Pfarrkirche über 3 Km von Neustift entfernt ist, so sollen sämmtliche Schulkinder von Neustift vom 3. Schuljahre angefangen verpflichtet sein, das ganze Jahr hindurch an dem in der Ortskapelle stattfindenden Frühgottesdienste theilzunehmen. 

Hoher Besuch: Freitag, den 3. Juli 1914, 7 Uhr abends, beehrte Sr. Eminenz, der hochw. Herr Kardinal Fürsterzbischof von Wien, Dr. Friedrich Piffl, unseren Ort mit seinem Besuche. Der Kirchenfürst wurde am Kaiserplatze von der Gemeindevertretung, dem Ortsschulrate, der freiw. Feuerwehr und den Schulkindern empfangen, besichtigte sodann unsere Filialkirche, hielt eine schöne Ansprache und erteilte den Versammelten den hl. Segen.

Trauergottesdienst: Am 4. Juli 1914 fand in unserer Kirche für den verstorbenen Thronfolger in
Anwesenheit der Gemeindevertretung, des Ortsschulrates, der Feuerwehr und der Schuljugend ein Trauergottesdienst statt.

Glockenabnahme: Am 23. 1. 1918 erschienen 2 Soldaten und 1 Arbeiter und requirierten die mittlere Glocke, das Zügenglöcklein und die Metallpfeifen unserer Manualorgel für Kriegszwecke.

Ergreifend erklangen unsere trauten Heimatglocken zum letztenmale. Viele Leute waren tief bewegt und weinten.

Glockenweihe: Die von der Gemeinde Neustift im Dezember 1920 bei der Firma Strkor? in Schönberg am Kamp gekaufte Stahlglocke wurde am 6.1.1921, 2 Uhr nachmittags vom hw. H. Pfarrer Rasbeger aus Kirchberg am Wagram geweiht. Dieser hielt eine schöne Festrede, das Schulkind Stefanie Schabl u. die Frl. Maria Bierbaumer und Poldi ? Weiß trugen Gedichte vor. Darauf folgte ein Umzug mit der neugeweihten Glocke. Abends wurde im Saale der Frau Wagensonner flott getanzt.

Kriegerdenkmal:Die Gemeinde Neustift im Felde hat ihren im Weltkriege gefallenen Helden an der Südseite der Ortskirche ein würdiges Denkmal errichtet. Dasselbe stammt von der Firma E. Slabe in St.Pölten und wurde von der Gemeinde Neustift im August 1921 um 26.000 K gekauft. Die Enthüllung und Einweihung des Denkmals fand am Sonntag, den 18. September 1921 statt. Die Weihe nahm Hw. Pfarrer Rasberger – Kirchberg vor. Der Gesangverein sang einen Chor, die Frl. Anna Schabl und Resi Weiß trugen Gedichte vor, Bürgermeister Bertiller hielt eine Ansprache. Nach der Kranzniederlegung und Defilierung Einmarsch in den Gasthof der Frau Wagensonner. Dort nachmittags Konzert, abends Tanz.

Neue Orgel: Zu Pfingsten 1928 ließ das neuangeschaffte Orgelharmonium in der Kirche zum ersten Male zur allgemeinen Befriedigung seine Töne erschallen. Preis 1250 Schilling.

Es wurde beschlossen noch heuer neue Kirchenstühle anzuschaffen- Voranschlag 2.000 S.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schulchronik 2 berichtet:
Die Zimmerorgel aus d. 17. Jhdt. wurde im Jahre 1929durch ein Orgelharmonium ersetzt (Fa. Klapka Krems). 

Sommer 1930 Kirchenrenovierung: Die von der Gemeinde festgesetzte Kirchenrenovierung wurde im Sommer, Ferien 1930 durchgeführt. Die Kirche wurde ausgemalt; licht gestrichen, bekam neue Bänke und Altar und Statuen wurden frich vergoldet und renoviert.

An Stelle des alten Altarbildes, der Mutter Anna, malte Akd. Malerin, Frl. Irene Rust, Kirchberg am Wagram, den Ortspatron, den hl. Sebastian.

Malerarbeiten 1300 Schilling, Maurerarbeiten 680 S, Bänke 2000 S., Altarvergoldung u. div. 450 S., Altarbild 800S., Statuenrenovierung 50 S.

Das Schindeldach über Sakristei und Altar wurde entfernt und durch ein Ziegeldach ersetzt. Dachstuhl samt Ziegel und decken etwa 2000 S. 

Da die Jagd im Herbst versagte, ( Einnahmen nur 1300 + 500 = 1800 S statt 4000 S, ja im Vergebungswege 5000 Schilling, steckt die Gemeinde 3 - 4000 Schilling in Schulden. Danach beschloß man, das Geld aufzunehmen und kaum Umlagen zu machen. 

Das Pfarrgedenkbuch Kirchberg am Wagram berichtet 1931:
"Kirchenfest in Neustift: Am Sebastianitag wurde in Neustift des Fest des Kirchenpatrones begangen. Die ganze Kirche wurde neu restauriert, neue Kirchenstühle, neue Malerei, restaurierte Statuen und neue Orgel. Prachtvoll wirkt das schöne Altarbild, ein Meisterwerk der akad. Malerin Irene Rust von Kirchberg, das allerseits bewundert wird. Der Pfarrer nahm die Weihe vor, hielt die Festpredigt und das Hochamt assistiert von hochw. Herrn Professor Rauscher aus Krems und des Coop. Hutter.

Kanonische Visitation und Firmung: Am Sonntag den 3. Mai war kanonische Visitation, Religionsprüfung und Firmung bei schönem Wetter. Um ½ 8 h traf Se Eminenz derHochwürdigste

Herr Friedrich Gustav Kardinal Piffl mit Auto von Hadersdorf kommend (wo er im Pfarrhofe während der ganzen Visitation des Dekanates täglich übernachtete) in Begleitung des Herrn Erzdechant Pich u. des Ceremoniers Richter im reichbeflaggten Kirchberg ein, wo er von der Schuljugend, den Burschenvereinen, kath. Mädchenbund, allen Feuerwehren, dem Kriegerkorps, allen Bürgermeistern und Gemeinde-Vertretungen empfangen wurde. Der Pfarrer hielt die Begrüßungsansprache, ein Mädchen der Hauptschule deklamierte ein Begrüßungsgedicht. Der Zug bewegte sich in die Kirche vom Marktplatze aus, wo nach den üblichen Ceremonien der Cardinal den Pontifikalsegen erteilte, sodann eine wundervolle Predigt von der Kanzel aus, anschließend die Pontifikalmesse mit Volksgesang hielt,  Totenandacht mit Friedhofgang bis zur Gruft der Pfarrgeistlichkeit, wo das Libera gesungen wurde, sodann Religionsprüfung und Firmung (91 Firmlinge), Visitation der Kirche und endlich dieselbe im Pfarrhofe. Um 12 h war Mittagessen, wo außer Sr Eminenz, Erzdeckant u. Ceremoniär und der Pfarrer, Kooperator Hutter, Kurat Gössinger von Ottenthal, von Laien nur Herr Bezirkshauptmann  Dr Bruno Schuppler von Tulln u. Amtsarzt Pimmer teilnahmen. Um 2 h war Abschied in der Kirche, sodann die Fahrt nach Ottenthal, wo Visitation u. Religionsprüfung war, der Friedhofgang wurde unterlassen.

Am Montag den 4. Mai wurde die neurestaurierte Kirche in Neustift besucht,  der Pontifikalsegen erteilt. An beiden Filialen hielt der Pfarrer die Begrüßungsansprache an Se Eminenz. Endlich war die Fahrt zum Bahnhofe nach Kirchberg, wo der Abschied stattfand. Um 6 h 30 fuhr Se Eminenz wieder nach Wien zurück. " 

Die Schulchronik 2, Tagesgeshehen:

Glocken- und Spritzenweihe
In diesen Ferien hat sich auch das Ortsbild gewandelt. Die Ortskapelle bekam einen neuen Verputz; ebenso das Milchhaus mit dem Spritzenhaus. Beinahe alle Bauernhäuser wurden frisch gefärbelt.

Als daher am 1.8.1948 die beiden neuen Glocken und die Motorspritze geweiht worden sind, war der ganze Ort nett und sauber. An diesem Tage ging es in Neustift hoch her.

Um 5 Uhr war der Weckruf durch die Feuerwehr. Herr Pfarrer Pelzmann zelebrierte um 9 Uhr eine Feldmesse. Nachher war eine Gedenkfeier vor dem Kriegerdenkmal, wobei Frl. Anna Daschütz einen schönen Spruch aufsagte. Am frühen Nachmittage strömten viele Fremde von Nah und Fern herbei. Nach einem Festange erfolgte die Weihe der neuen Glocken und der Motorspritze durch Hochw. H. Dechant Hutter aus Hadersdorf.

Frl. Mitzi Eder und Frl. Josefine Zimmermann trugen die Festsprüche sehr schön vor. Es folgte die Dekorierung verdienter Feuerwehrmänner. Nachher fand eine Schauübung mit der neuen Spritze statt. Indessen waren die neuen Glocken auf den Turm aufgezogen worden und bald darauf konnten die Neustifter die neuen Glocken hören. Es bleibe dabei nicht unerwähnt, daß die Mitteln für die Glocken von den Dorfburschen aufgebracht worden sind.

Zum Schlusse des Festes strömte Jung und Alt in das Gasthaus Walzer. Nach dem überaus heißen Tage erfreute man sich bei frischem Bier und an den Klängen der Kapelle Gartler aus Tulln.

Schulchronik 3:
Todesfall: Am 20. Juli 1960 verschied nach einem jahrelangen Leiden Herr Leopold Gerner, der über 40 Jahre das Amt eines Mesners an der hiesigen Filialkirche versehen hat.

Renovierung der Filialkirche: Die hiesige Filialkirche ist im Sommer unter der rührigen Leitung des hochw. Herrn Pfarrer Koriska in einer schönen Gemeinschaftsarbeit der Dorfbevölkerung renoviert worden. DasGotteshaus wurde trockengelegt, bekam gleiche Rundfenster und wurde neu ausgemalen.

Im Zuge dieser Arbeiten ist auch ein altes Altarbild, Maria mit dem Rosenkorb, das von einem bedeutenden, aber derzeit noch unbekannten Barockmaler stammen soll, entdeckt worden. Es wurde in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes fachgemäß renoviert und schmückt heute wieder den Altar, auf dem es viele Jahrzehnte gestanden war.

Anläßlich des Sebastianitages am 20.Jänner 1961 prangte das kleine Kirchlein in einer einfachen aber stilgerechten Ausgestaltung zur Freude der gesamten Bevölkerung.

Neues Orgelwerk: Die Orgel in der hiesigen Filialkirche hatte in den letzten Jahren mehrmals versagt, daher beschloß der Gemeinderat in seiner Sitzung am 28.12.1962 den Ankauf eines neuen Werkes. Die Firma Stingel in Wien lieferte die neue Orgel um 17.000.- S.

Am Sebastianitag 1963 erklang das Instrument zum ersten Male zur Zufriedenheit der Ortsbewohner. ....... 

Im November 2011  wurde nun neuerlich mit der dringend notwendigen Kirchenrenovierung begonnen.

Als erstes wurde das Haupthaus neu eingedeckt, im April 2012 wurde aussen der Verputz auf ca. 1 m. Höhe abgeschlagen, und im Mai wurde die Sakristei neu eingedeckt.

Anfang November 2012 wurden von der Fa. Grassmayr aus Innsbruck 2 automatisch gesteuerte elektrische Läutwerke montiert.

Im Herbst 2013 soll der Verputz restauriert und die Kirche neu gefärbelt werden.

Die Kosten der Renovierung trägt zu 2/3 die Marktgemeinde (Inklusive Förderungen del Landes N.Ö. und des Bundesdenkmalamtes, 1/3 wird durch den Ortserneuerungsverein (Sonnwendfeiern) und die Bewohner von Neustift (2 Spendenaktionen 2012 und 2013) aufgebracht.

Die Filialkirche steht unter Denkmalschutz. 

 

Bilder der Kirche

 
  Heiliger Sebastian                                                 Hl. Anna

   
   Pietà                                                                         Der gekreuzigte Jesus
 

    
  Hl. Rochus                                                               Hl. Florian

 
  Klassizistische Voluten auf der Westmauer      Westwand, Rinnen eines früheren Dachstuhles

    
  Westwand                                                                    Türsturz mit Jahreszahl 1776, unten kann man sehen, 
                                                                                         dass er nachträglich eingemauert wurde. 

   
  Nische für Statue vor dem Turmbau oder Turmerhöhung      Uhrwerk 


  Später durchbrochenes Fenster mit ungewöhnlicher Unterbrechung des Wandfrieses 

      
     Stahlglocke mit Inschrift: BERTHILLER        Bronzeglocke aus 1948, gegossen von der 

     LEOPOLD   SCHABL ANTON                         Fa. Josef Pfundner, Wien.
     GEMEINDE NEUSTIFT 1920 


Kriegerdenkmal aus 1921
 

Andreas Nowotny
Dezember 2011