Kleindenkmäler in Oberstockstall
Der Bär im BärnhofDie Geschichte des Bärnhofes reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Unter den Besitzern finden sich u.a. die Deutschen Ordensritter, das Augustiner Chorherrenstift St. Dorothea in Wien und das Jesuitenkolleg Krems. Im 17. Jahrhundert waren Caspar und Margarethe Beer, danach Sohn Lorenz mit Gattin Elisabeth einige Jahre Besitzer des Hofes. 1727 scheinen Franz Adam Berr und Franz Antoni Berr als Besitzer auf, 1760 bis 1767 wiederum Anton und Theresia Beer.
Früher war die Skulptur an einen äußeren Torpfeiler angelehnt, 1975 wurde das Tor erneuert und die Figur restauriert. Nun steht sie gut sichtbar im Hof unter einem vorgezogenen Schutzdach.
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Dem Sockel entspringt eine Säule, deren Kapitel mit Engelsköpfen verziert ist. An der Säule lehnt der hl. Donatus als römischer Soldat mit Getreidegarbe und Weinstock. Am Sockel nach Richtung Osten befindet sich das Relief eines Bären mit Wappenschild, dazu in Initialen AD für Anton Delapina und die Zahl 1818.
Anton Delapina( 1788, Kirchberg 32 – 1859, Oberstockstall 23) war der älteste Sohn des Kirchberger Kaufmannes Franz Delapina und seiner Gattin Maria Clara, geb. Schwingenschlögel. Näheres siehe hier.
Die Datierung und Beschriftung A(nton D(elapina) in Wappenkartusche mit Bären erfolgte offenbar anlässlich einer Restaurierung im frühen 19. Jahrhundert, denn ein nahezu identes Denkmal im nahen Hippersdorf ist mit 1780 bezeichnet. Möglicherweise sind aber die beiden Säulen noch älter und in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zu datieren.
(Dr. Johannes Ramharter, Kleindenkmäler in Kirchberg am Wagram, 2005)
Das Denkmal ist in der Karte der Josephinischen Landesaufnahme um 1780 eingezeichnet.
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Katharina
Das Denkmal befindet sich auf dem Feldweg vom Moar-Graben nach Ottenthal am Bachlauf des Wiesengrabens und ist im hohen Gras schwer auffindbar. In den letzten Jahren dürfte gut ein Drittel des Denkmals weggebrochen sein.
Inschrift:
DENKE DER FRAU CATHARINA WAGNERIN BÜRGERL SAFENSIEDER ALHIER IHRES ALTERS VERSTORBEN 32 JAHR DEN 25.DEZEMBER 1755.
Auf dem Denkmals sind Gott Vater und eine Taube dargestellt, darunter befindet sich ein Relief der Hl. Katharina über armen Seelen. Die Beschriftung wurde in den 1930-Jahren von Major Wettendorfer abgeschrieben und ist heute nicht mehr lesbar.
Das Denkmal ist ein schönes Beispiel für den Übergang von allgemeinen Wegzeichen zu persönlichen Erinnerungsmalen, die an den Ort von Unglücksfällen erinnern sollten. Gerade die geringere Verkehrsdichte brachte es mit sich, dass Menschen, denen durch die Witterung ein Unheil zustieß, gerade im Winter erst zu spät gefunden wurden, und daher umkamen.
(Dr. Johannes Ramharter, Kleindenkmäler in Kirchberg am Wagram, 2005)
Das Denkmal ist in der Karte der Josephinischen Landesaufnahme um 1780 eingezeichnet.
Das vollständige Denkmal siehe hier.
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Kommassierungsdenkmal
Die Kommassierung, die Zusammenlegung von landwirtschaftlichen Gründen zu größeren Ackerflächen, brachte für die wirtschaftliche Nutzung große Vorteile. Leider führte sich auch zu einer Zerstörung der lokalen Struktur der Fluren und zur Vernichtung historisch wertvoller Grenzsteine, die beim Ackerbau im Weg waren. Das Denkmal ist die Zweitverwendung eines nicht mehr benötigten Grabdenkmals aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Inschrift befindet sich auf einer weißen Marmorplatte. Am Sockel ist eine Laterne zur Aufnahme von Kerzen angebracht.
Inschrift:
Zur Erinnerung an die Grundzusammenlegung in den Jahren 1970 – 1971
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In der Bevölkerung heißt der Oberstockstaller Glockenturm "Krautvogel". Die Glocken läuten um 3/4 11 Uhr. Früher erinnerte das die Leute, die ja noch keine Taschen- oder Armbanduhren besaßen, daran, rechtzeitig vom Acker zum Essen nach Hause zu gehen - und damals gab es oft kostengünstige Kraut- und Kohlspeisen. Nach 12 Uhr ging es wieder auf die Äcker hinaus.
Zur Weihe des Glockenturmes aus der Kremser Zeitung: Durch namhafte Spenden der löblichen Sparkassa Kirchberg am Wagram und der hiesigen Gutsbesitzerin Frau Elise Salomon nebst anderen Spenden ist die Gemeinde Oberstockstall in die Lage gekommen, eine neue Glocke sammt Thurm anstatt der alten schadhaften Glocke aus der Hofglockengießerei des Peter Hilzer in Wiener Neustadt zu erhalten, welche Sonntag den 6. d. M. Nachmittags 3 Uhr von dem hochw. Herrn Dechant Ignaz Hohmann von Kirchberg unter Assistenz der hochwürdigen Herrn Cooperatoren W. Schiell und L. Metzger feierlich eingeweiht wurde. Nach vollbrachter Weihe hielt hochw. Herr Dechant an das sehr zahlreich anwesende Volk über die Bedeutung des Läutens der Glocke Früh, Mittags und Abends eine zum Herzen gehende Ansprache.
Für das Zustandekommen dieser neuen Glocke sammt neuem Glockenthurm hat sich der hochwürdige Herr Dechant besonders verdient gemacht, und sich dadurch den Dank der Gemeinde erworben.
1942 musste eine Glocke für die Kriegsproduktion abgegeben werden, 1945 wurde die Glocke zurückgebracht.
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Kuckuckskreuz
Das hölzerne Dachkreuz mit einem Metallchristus wird durch ein Blechdach mit Spitzgiebel mit profilierter Kante geschützt.
Es befindet sich an der Straße nach Ruppersthal, gegenüber dem kleinen Wäldchen in einer Kurve, an der Straßenbaumaterial gelagert wird.
Bei einer Verlegung der Straße wurde das Kreuz um 180° gedreht.
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Pestkreuz
Das Pestkreuz befindet sich links an der Straße kurz vor der Ortsende-Tafel nach Ottenthal.
Das Denkmal zeigt die für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts typische Form des Tabernakel-Kreuzes. Drei Seiten zeigen die Hl. Dreifaltigkeit und die Hll. Donatus und Sebastian.
Inschrift:
1680 DEN 28 APRIL HAT EIN ERSAME GEMEIN DAS KREIZ SEZN LASN
Während man bei anderen Pestkreuzen in der Marktgemeinde Kirchberg auf lokale Überlieferung angewiesen ist, ist das gegenständliche Denkmal durch die Datierung mit der großen Pestkatastrophe von 1679 in Verbindung zu bringen.
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Inschrift und Heilige Dreifaltigkeit


Pestkreuz nahe Ottenthal
Der Pfeiler befindet sich auf einem Feldweg am Ende der Oberstockstaller Freiheit gegen Ottenthal.
Inschrift an der Nordseite:
+ 1747 DEN 5. IVLI DIE GEMEIN OTENTAL
An der Westseite sieht man die Darstellung des hl. Wandels, an der Südseite den Sonntagberger Gnadenstuhl, an der Ostseite den Hl. Nepomuk.
Die Form des Denkmals legt nahe, das Monument ungeachtet der Datierung in die 1670er-Jahre zu datieren. Die Darstellung des „Hl. Wandels“, das ist die heilige Familie auf ihrer biblischen Wallfahrt nach Jerusalem, lässt vermuten, dass die Neuorientierung des Denkmals in einem Zusammenhang mit der Wallfahrt nach Maria Trost stehen könnte, die in diesen Jahren derart zunahm, dass sich 1749 das Konsistorium zu einer amtlichen Untersuchung genötigt sah.
(Dr. Johannes Ramharter, Kleindenkmäler in Kirchberg am Wagram, 2005)
Der Gnadenstuhl ist ein Bildtypus der christlichen Kunst zur Darstellung der Dreifaltigkeit: Der zumeist gekrönte Gottvater hält das Kreuz mit dem toten Christus in beiden Händen, während die Taube als Symbol des Heiligen Geistes darüber schwebt.
Das Denkmal ist in der Karte der Josephinischen Landesaufnahme um 1780 eingezeichnet.
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Weinbergkreuz
Das Kreuz findet man, wenn man den zweiten Feldweg links an der Straße nach Ruppersthal nach Judenfriedhof und Wäldchen nimmt.
Das schön verzierte schmiedeeiserne Dachkreuz mit Corpus Christi steht auf einem Sockel mit der Inschrift
AD 1827
für Anton Delapina, dazwischen ein Anker, der sich auch auf dem Siegel der Familie Delapina befindet.
Im August 2019 kam es, wahrscheinlich durch Winddruck, zu einer massiven Beschädigung des Denkmals. Die Restaurierung führte im selben Jahr die Firma Hadeyer aus Krems durch.
Die drei mit dem Monogramm des Anton Delapinas bezeichneten Denkmäler (Barbarasäule, Dreifaltigkeitssäule und Wegkreuz) markieren eine Wegstrecke, die von Oberstockstall über den Fräuleingraben nach Norden führt. Die Datierung der Denkmale in Zeit nach den Napoleonischen Kriegen legt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Wallfahrtsstrecke handelt, lebte doch in dieser Epoche die Wallfahrt wieder neu auf. Das schmiedeeiserne Kreuz dürfte jüngeren Datums sein.
(Dr. Johannes Ramharter, Kleindenkmäler in Kirchberg am Wagram, 2005)
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Wirtskreuz
Der Pfeilerbildstock befindet sich rechts am Ortsende Richtung Kirchberg. Der abgefaste Pfeiler mit Quaderaufsatz und Pyramidendach geht in ein steinernes Kreuz über.
Die Nische ist nach drei Seiten geöffnet, innen befindet sich eine Pietà. In der Flachnische auf der Rückseite befand sich wahrscheinlich eine Inschrift, die nach der Restaurierung unleserlich wurde. Unterhalb des Aufsatzes auf dem Pfeiler eingeritzt ist die Zahl 1680, die wahrscheinlich erst bei einer Renovierung angebracht wurde. Laut DEHIO stammt die Säule aus dem 16./17. Jh. Die Datierung des Denkmals legt einen Zusammenhang mit der Pestkatastrophe von 1679 nahe. Andererseits findet sich am benachbarten Gebäude ein Torbogen mit derselben Jahreszahl, sodass eine Verbindung mit der Errichtung des Bauwerks angenommen werden kann. Das Kreuz ist eines der wenigen Beispiele in der Marktgemeinde, die sich mit den historischen Rechtsdokumenten in Verbindung bringen lassen. Demnach handelt es sich bei dem Denkmal um das Gerichtskreuz von Oberstockstall, das den vereinbarten Übergabepunkt markierte, an dem Straftäter von der Ortsobrigkeit dem Landgericht zu übergeben waren.
(Dr. Johannes Ramharter, Kleindenkmäler in Kirchberg am Wagram, 2005)
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