- aus Zeitungen

Ein Aufruf an die Gemeinden des Strassen-Concurrenzbezirkes Kirchberg am Wagram
aus dem Jahr 1874:

Nach § 12 des Landesgesetzes vom 3. Nov. 1868 Nr. 17 haben die Gemeinden für die ordnungsmäßige Herstellung und Erhaltung der Gemeindestraßen, Wege und Brücken innerhalb ihres Gebietes Sorge zu tragen. Nach § 7 des Landesgesetzes vom 8. Jänner 1873 Nr. 5 ist es aber die Pflicht des Bezirksstraßenausschußes darüber zu wachen, daß die Gemeinden diesen gesetzlichen Bestimmungen nachkommen, und ist denselben auch das Recht eingeräumt die Gemeinden mit Anwendung gesetzlicher Zwangsmitteln dazu zu verhalten.
Der k.k. Herr Bezirkshauptmann hat aus Anlaß einer Anzeige des k.k. Gendarmerie-Postenkommandos in Kirchberg, daß die Gemeindestraßen und Wege bei dem Eintritte von schlechten, naßen Wetter in einen den Verkehr vollkommen störenden Zustand versetzt werden, mit Note vom 11. d. M. an den Bezirksstraßenausschuß die Aufforderung gerichtet, das Geeignete zu verfügen, um diese Übelstände abzustellen und von der getroffenen Verfügung Mittheilung zu machen.
Die Gemeinden werden demnach aufgefordert, den jetzigen günstigen Augenblick, wo der Landmann am meisten Zeit hat Wegarbeiten zu machen und wo das Wetter diese Arbeiten so begünstigt, nicht unbenützt vorübergehen zu lassen und die Wiederherstellung der Straßen und Wege zur Vorbeugung gegen den Wiedereintritt eines solchen Zustandes mit aller Energie in Angriff zu nehmen.
Sehr unliebsam würde es für den Bezirksstraßenausschuß sein, wenn einzelne Gemeinden dieser dringenden Aufforderung nicht entsprechen und dadurch den Ausschuß in die peinliche Nothwendigkeit versetzten, die gesetzlichen Zwangsmaßregeln ergreifen zu müssen, denn es ist Pflicht jedes konstitutionellen Staatsbürgers, die Gesetze zu befolgen und daher auch Pflicht der bestellten Vertretungskörper, den Gesetzen die vollen Anerkennung und Wirksamkeit zu verschaffen….
(Kremser Wochenblatt vom 3.1.1874)

 

Oberstockstall. (Straßenbau).

Eine der nothwendigsten Straßen in unserem Bezirka war die von Kirchberg nach Ruppersthal. Letzterer Ort war den ganzen Winter von aller Welt abgeschlossen. Jetzt wird er endlich auch in das Straßennetz einbezogen, was um so größeren Werth hat, da die Straße nächstes Jahr bis Großweikersdorf fortgesetzt wird. Der Bau dieser Straße verursacht große Kosten, da die Gegend durch Gießgräben ganz zerklüftet ist. Hier müßen Hügel abgetragen, dort Thäler ausgefüllt werden. Sehr gut wäre es, wenn der löbliche Straßenausschuß längst der ganzen Strecke Bäume setzen ließe und zwar stellenweise recht dicht, damit bei Regengüßen das locker Erdreich nicht vorgeschwemmt wird. Unsere Leute sind zwar keine Freunde von Bäumen – jeder Baum ist ihnen ein Dorn im Auge, aber gerade Oberstockstall ist bemüht, die kahlen Gsetten zu bepflanzen. Auch die Kirchberger Sparkasse unterstützt dieses Unternehmen und hat der Gemeinde Oberstockstall schon einen Beitrag bewilligt. Andererseits ist noch ein Wunsch unter der hiesigen Bevölkerung laut geworden, nämlich der, daß der Bauunternehmer obgenannter Straße die christlichen Sonn- und Feiertage mehr respektieren möge; man wird mit dem Baue auch so noch fertig werden, die Witterung ist ja schön und günstig. Wir wollen es hoffen.
(Kremser Zeitung vom 26.10.1889)

Vom Wagram

Die neu angelegte Straße von Oberstockstall nach Ruppersthal ist, soweit als das Gemeindegebiet Oberstockstall reicht, durch den Bezirksstraßen-Ausschuß mit vielen Kosten fertig gebaut; nun hat die Gemeinde die erste Beschotterung herzustellen, was sicherlich eine 80 % Umlage erfordert, abgesehen davon, daß die Einnahmen der Gemeinde bedeutend verkürzt werden, da die erwähnte Straße bei 2 Kilometer auf verpachteten Gemeindegründen angelegt wurde; zudem werden auch sämmtliche Grundbesitzer wegen Beischaffung der Beschotterung empfindlich herangezogen. In Erwägung, daß die Straße für die hiesigen Ortsbewohner von keinem besonderen Vortheil ist, dürfte der Gemeindevertretung, welche diesen Straßenbau angeregt hat, kein besonderes Lob erwachsen.
(Kremser Zeitung vom 7.12.1889)

Fels am Wagram.

Auf hiesiger Gemeindetafel ist Folgendes zu lesen: „Kundmachung. Laut Mittheilung des Herrn Bezirkswegmeisters von Kirchberg ist das Schleifen der Pflüge und Eggen auf den Straßen verboten und wird jede Uebertretung dieses Verbotes bis 10 fl oder 48 Stunden Arrest bestraft.“

Demgegenüber dürften wohl folgende Fragen erlaubt sein: 1. Wer bezahlt denn die Erhaltung der Straßen und den Straßenmeister? – Die Bauern. – 2. Sind die Straßen nur zum Spazierengehen? Nein, für die Bauern. 3. Wie weit fährt denn der Bauer auf den Straßen? – Doch nur den kleinsten Theil. – 4. Wo soll der Bauer seinen Wagen hinstellen, wenn er ackern fährt? Die Feldwege sind zu schmal, also auf des Nachbars Grund? – 5. Warum schottert man jetzt die Straßen im Sommer und nicht im Spätherbst? Wahrscheinlich, damit der Schotter nicht eingefahren wird. – 6. Warum werden die Straßen nicht gereinigt vom Grase, vom Staub und Morast? Damit bei schönem Wetter man in einer Staubwolke, bei schlechtem in einem Kothmeere fahren kann. – Das Schleifen der Pflüge allein ruinirt die Straßen nicht.
(Kremser Zeitung vom 14.6.1890)

Die Erwiderung des Bezirkswegmeisters:

„… Es ist unwahr, daß die Erhaltung der Straßen von den Bauern gezahlt wird, sondern von dem Bezirksstraßenfond oder indirekt von den Umlagen der Steuern, und bekanntlich gibt es auch andere Steuerzahler als die Bauern.
Ebenso erhalten nicht die Bauern den Wegmeister, sondern derselbe wir von dem Bezirksstraßenfonds, wozu der Landesfonds die Hälfte beisteuert, bezahlt.
Die Straße wird nicht, wie dort behauptet wird, im Sommer beschottert, sondern im Spätherbst, und ist bis Ende Mai nur ein geringer Percentsatz und im Monat Juni d. J. nur 10 Prismen zur Verhütung von Geleisbildungen verwenden worden, im Ganzen zusammen 160 Prismen, wo hingegen für die Herbstbeschotterung 2688 Prismen zur Verwendung bereit stehen.
Daß die Straßen von Gras, Staub und Morast nicht gereinigt werden, ist eine verletzende Anmaßung des Einsenders, und bin ich auch ohne die Vorschriften des Einsenders meiner Pflicht als Bezirkswegmeister wohl bewußt.
Hochachtungsvoll Ihr ergebenster
Rudolf  Koller, Bezirkswegmeister“
(Kremser Zeitung vom 5.7.1890)

 

Straße von Bierbaum nach Absdorf

Jahrzehntelang zog sich die Angelegenheit wegen einer Zufahrtsstraße zur Bahn nach Absdorf hin. Bald war es die Herrschaft Grafenegg, bald war es die eine oder andere Gemeinde selbst, bald wieder eine andere Ursache, weßhalb dieser Straßenbau so lange hinausgeschoben wurde. Endlich, Freitag den 20. d.M. war in Folge starker Befürwortung seitens des Obmannes des Straßenausschusses, des Herrn Direktors Franz Roßkopf der Bau derselben beschlossen. Wenn jemals eine Straße nothwendig war, so war es gewiß die von Bierbaum nach Absdorf.
(Kremser Volksblatt vom 29.7.1900)

Zwei Jahre später war die Straße noch immer nicht errichtet:
Bierbaum am Kleebühel. Beneidenswert sind wahrlich die Hippersdorfer – sie setzten eine eigene Schule durch und jetzt sogar eine eigene Haltestelle, hauptsächlich zur Verladung der Milch und wir, die wir schon lange eine Milchgenossenschaft haben, können auf bodenlosen Feldwegen mit unserer Milch nach Absdorf fahren – nicht einmal die 2 ½ Kilometer lange Straße bis Absdorf können wir zur Bahn erhalten – einesteils wegen Uneinigkeit bei uns und etwas Hartnäckigkeit von Seiten der Absdorfer. Doch nicht blos wegen der Milch ist diese Straße höchst notwendig, auch die Eisenbahnarbeiter, die täglich schaarenweis nach Absdorf pilgern, leiden durch die erbärmlichen Fahrwege. Der Weg nach und von Absdorf ist einer der begangensten Wege und doch noch immer nur ein Feldweg. Wenn die Absdorfer nicht bald nachgeben, so besteht der feste Plan, daß Bierbaum und Frauendorf mit der Post von Absdorf weggehen und um Zuteilung zur Post nach Königsbrunn einkommen, denn zum Postamt Absdorf haben wir fast eine Stunde, Sonntags gar keine Zustellung; an Wochentagen kommt der Briefträger zwischen hab 12 bis abends 4 Uhr, auch manchmal später. Dagegen hätten wir nach Königsbrunn die Straße, nur eine halbe Stunde, bekämen auch Sonntags einmal und an Wochentagen zweimal die Briefe und zwar regelmäßig. Zum Telegrafenverkehr sind wir ohnehin nach Königsbrunn zugeteilt. Es wäre doch höchste Zeit also, daß diese Zustände einmal aufhören!
(Kremser Volksblatt vom 12.4.1902)

Feldwege

Ein Uebelstand.
In hiesiger Gegend besteht die üble Gewohnheit, alle Feldwege aufzuackern, indem nicht auf dem Acker, sondern auf dem Wege der Pflug umgekehrt wird. Ueberall können nicht Straßen sein, aber die oft nothwendigeren öffentlichen Feldwege sollte doch nicht das halbe Jahr hindurch unpassirbar sein. Der jetzige Herr Bezirkshauptmann thäte wahrlich da ein gutes Werk, wenn er diesen entsetzlichen, einer kultivirten Gegend unwürdigen Zustand beseitigen hälfe. Die löbliche Gendarmerie hätte da ein ergiebiges Ausbeutungsobjekt, und zu helfen wäre da gewiß.
(Kremser Zeitung vom 13.12.1891)

Die neue Straße von Oberstockstall nach Mitterstockstall

Die neue Bezirksstraße von Oberstockstall über Mitterstockstall nach Absdorf ist zwar fertig und wird, wenn einmal beschottert, den Verkehrsbedürfnissen genügen. Aber an einigen Stellen ist’s lebensgefährlich, weil bei den Abgrabungen keine Böschungsversicherungen angebracht wurden, was die Anrainer bitter büßen können, und an zwei Stellen, Haus Nr. 31 und 32 in Oberstockstall, die Gartenzäune an oder über der Böschung mit Spagat oder dergleichen befestigt, nicht eingepflöckt, sondern nur angelehnt sind, deshalb bei starkem Winde oder feuchtem Wetter herabfallen müssen und Passanten, besonders Kinder beschädigen können. Wir machten darauf die k. k. Gendarmerie aufmerksam, die Schuldtragenden – die Haus- und Grundbesitzer sind es unseres Dafürhaltens nicht – zu suchen und anzuzeigen! Wie wir mit Vergnügen hören, gibt es doch auch in Oberstockstall Männer, denen dieser unverantwortliche Leichtsinn, mit dem da die Straße gebaut und die Ortschaft verschandelt worden ist, zu weit geht, und die sich daher gegen die Schuldtragenden oder deren Kopf trotz Roßgrobheit in der rechten Weise am rechten Orte aussprechen wollen.
(Kremser Zeitung vom 23.10.1892)

Die Kremser Zeitung hat im Herbst 1892 in zwei oder drei Artikeln die nach dem Straßenbau Absdorf-Oberstockstall verbliebenen Uebelstände gerügt. Es ist auch darnach ein Anlauf zur Abstellung derselben gemacht worden, die Hauptursachen jedoch sind verblieben, und bestehen heute noch. Wir sind neugierig, wann endlich die maßgebenden Kreise die Einsicht bekommen werden, den gerechten und gewiß bescheidenen Forderungen der Steuerzahler zu willfahren. So z.B. sind Planken, welche von den Ingenieuren niedergerissen wurden, heute noch nicht wiederhergestellt und stehen die Gärten offen. Das ist eine eminente Beeinträchtigung des Viehaustriebes. Das Vieh muß daher meist im Stalle behalten werden, weil es sonst in die uneingeplankten Gärten eindringt und dort fremdes Eigenthum beschädiget. Käme dies vor, so gäb’s Verdrießlichkeiten ohne Ende. Außerdem ist der Ort verschandelt. Den Anrainern der Straße wurde ohnedies gar mancher Schaden unnöthigerweise zugefügt. Trotzdem die Besitzer versichert wurden, daß sie an ihrem Eigenthume nicht beeinträchtiget werden, sägte man ihnen Bäume weg und ist ohneweiters gleich klafterweise in ihren Gartengrund hineinfahren. Sollen sie jetzt auch noch die demolirten Planken aus Eigenem aufrichten? Bei den heutigen schlechten Wirtschaftsverhältnissen ist ihnen das unmöglich. Vor dem Prozessiren scheuen sich aber – berechtigter Weise – unsere Leute und gute Worte haben bisher nicht geholfen. Man denkt daher auf andere Mittel, um zum Rechte zu gelangen.
(Kremser Zeitung vom 15.4.1894)

 

Unterstockstall

… Da führt von Königsbrunn eine Straße hinein in das obere Ende von Bierbaum. Von da bis nach Frauendorf ist es 3 Minuten. Wir herüben am Wagram haben bis Königsbrunn eine schwache Viertelstunde. – Jetzt soll also von Unterstockstall eine Straße nach Frauendorf gebaut werden – es werden also in Büchsenschußweite 2 Straßen parallel nebeneinander herlaufen – aber eine große Nothwendigkeit ist diese überflüssige Straße – nämlich für 2 Weinhändler, für einen allhier und für den andern in Frauendorf. Für unseren Weinhändler ist es nach Königsbrunn zu weit, obwohl er als Hauptanstifter unsers Schulbaues in der Eingabe sagte, es wäre nach Königsbrunn gar so nahe – der andere hat seinen Keller in Unterstockstall – daher – ja, aber die Hauptursache, warum gerade diese und nicht eine nothwendigere Straße gebaut wird, ist eben die, daß unser Herr im Straßenausschuße sitzt – und wir, wir armen Hascher, die in Frauendorf rein nicht zu thun haben, können zahlen, und zwar sehr fleißig zahlen. Da wundere man sich noch über hohe Steuern!
(Kremser Volksblatt vom 4.10.1890)

Die Unsicherheit der Wege

Als wahre Wohltat wurde es von vielen Kirchbergern empfunden, als in der vorigen Woche Tauwetter eintrat. Denn wer nicht in den letzten Tagen des alten und in den ersten Tagen des neuen Jahres mit Bergstock, Eispickel und sehr guten Steigeisen bewaffnet war, der unternahm ein großes Wagnis, wenn er seinen Fuß auf die spiegelglatte Fläche des Marktplatzes und seiner zahlreichen Abhänge setzte. Wiederholte dringende Hilferufe von verschiedenen Seiten waren nicht imstande, unsere Gemeindeväter aus dem Winterschlafe aufzurütteln. Es wurde justament nicht aufgestreut! Zu allem Überflusse war auch der liebe Mond zeitweilig so boshaft, sein Antlitz zu verhüllen, so daß sich über Kirchberg ägyptische Finsternis lagerte. Die Straßenlaternen werden nämlich nur bei ganz besonderen Anlässen angezündet, und auch da nur unter der selbstverständlichen Bedingung, daß nicht kalendermäßig dem Monde ohnehin die Beleuchtung des Marktes obliegt. Ob er’s wirklich tut, ist Nebensache.

Die lustige Marktjugend trug noch das Ihrige dazu bei, sämtliche Wege und Stege unpassierbar zu machen. Erst als sich einige Unglücksfälle ereignet hatten, begann unsere Ortsobrigkeit die Notwendigkeit einzuleuchten, daß etwas geschehen müsse. Und so wurden denn – an demselben Tage, an welchem das Tauwetter eintrat – die „Misttrücherln“ auf den öffentlichen Wegen ausgeleert, wobei den Passanten gar absonderliche Düfte entgegenhauchten.

Hoffentlich hat der Himmel ein Einsehen und beschert uns nicht wieder solch‘ gefahrvolle Zeiten! Denn auf die Obsorge der Gemeindeverwaltung kann man sich nicht sehr verlassen.
(Österreichische Land-Zeitung vom 12.1.1907)

Mai 2021
ergänzt Juli 2022
Maria Knapp