Im Raum der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram
 
 
 
Fundberichte:
  1. Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodenfunde
  2. Anthropologische Gesellschaft in Niederösterreich und in Mähren 
Zum besseren Verständnis:
Urnenfelderkultur – Bronzezeit:                         ab ca. 1300 bis ca. vor 800 v. Chr.
Mitteleuropäische Eisenzeit :                             ab ca. 800 bis ca. 450 v. Chr.
Hallstattzeit:                                                       ab ca. 800 bis ca. 450  v. Chr.
La Tènezeit:                                                       ab ca. 450 bis 15 v. Chr., endet mit der friedlichen Eingliederung des
                                                                          "Regnum Noricum" in das römische Reich, ab ca. 41 – 54 n. Chr. römische Provinz.
"In der Bronzezeit dehnt sich das Siedlungsgebiet bereits auf die gesamte Marktgemeinde Kirchberg am Wagram aus. Eine Vielzahl von kleineren Siedlungen, von Brand- und Körpergräbern, aber auch von Einzelnfunden belegen dies.
So wurden aus der frühen und mittleren Bronzezeit (1800 – 1200 v Chr.) Siedlungsreste in Mitter- und Unterstockstall, Keramik in Kirchberg, Oberstockstall uns Mallon sowie ein Dolch in Kirchberg gefunden
Aus der späten Bronzezeit (Urnenfelderzeit und ältere Hallstattzeit – 1200 – 800 /750 vor Christi) sind die Funde sehr  reich. Zahlreiche Keramik(reste), nun auch schon aus dem Donaufeld (Altenwörth, Winkl) sind hier zu belegen. Das schönste Stück ist wohl ein Vollgriffschwert aus Oberstockstall (Weingarten Salomon).
Ältere Eisenzeit (Jüngere Halltattzeit – 800/750 bis 400 v, Chr.):
„Der bemerkenswerteste Fund ist wohl das hallstattzeitliche Hügelgrab von Neustift im Felde (Schottergrube Dipl. Ing. Johann Markl), das in der Nähe des schon erwähnten Haleberges situiert war. Neben zahlreicher Keramik  und Knochenresten wurden dort auch gebohrte Lößschneckenhäuschen gefunden.“ 2) 
 
  1. Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodenfunde:
1.1 Flur Donaufeld – In der Parz, in Neustifter- und Winkler Freiheit:
„2002
Im Zuge des vierspurigen Ausbaues der Schnellstraße S 5 von Krems nach Tulln wurde im Bereich einer durch Altfunde bekannten Fundstelle bei Baukilometer 90,5 zwischen März und September 2002 eine Rettungsgrabung durchgeführt. Auf einer Strecke von rund 900 m wurde der Humus abgeschoben und zwei unterschiedliche Befundbereiche freigelegt und dokumentiert.
Im östlichen Teil wurden neue Gräber des bekannten hallstattzeitlichen Gräberfeldes aufgedeckt. Die sehr seicht unter der Geländeoberkante liegenden Brandgräber wiesen neben der Urne mit dem Leichenbrand mehrere Beigabengefäße auf. Im etwa 50 bis  60 m breiten, untersuchten Bereich des Gräberfeldes wurden beim Humusabbau weitere, durch Pflugtätigkeit verstreute Gefäßfragmente gefunden, die auf eine weitaus dichtere Belegung des Friedhofes des 7. vorchristlichen Jahrhunderts schließen lassen.
40 m westlich dieses Gräberfeldes konnten Teile der zugehörigen Siedlung freigelegt werden. Die zum Teil nur noch flach eingetieften Grubenobjekte enthielten große Mengen an Fundmaterial, vor allem Keramik. Darüber hinaus wurden drei größere Objekte mit lang-rechteckigem Grundriss untersucht, die als Keller von Häusern zu interpretieren sind.„ 1)
 
             
Bilder: Marktgemeinde Kirchberg am Wagram 
1.2 Flur Teufelsgrund, Parzelle 932 (= Haleberg), in Neustifter  Freiheit:
 
„Grabung 1870 – Fundmaterial ist verschollen“.
Flur Teufelsgrund Parzelle 932 Hügelgrab Neustift: „Grenzvermarkung aus dem Frühmittelalter“, ohne Kommentar.
Flur Teufelsgrund/ Auf der Landstraße, Parzellen 933/1+, 933/2+, 934+: Hügelgrab Neustift – Gräberfeld Winkl aus der älteren Eisenzeit (Hallstattkultur):
Kommentar:
„ Fund in der Schottergrube Markl in Winkl:
Kirchberg am Wagram:, BH Tulln (Josef Köstlbauer), 1960 bei Abbau in Schottergrube Markl in Winkl, Gde. Kirchberg a. W. nördl. der Bezirksstraße Bierbaum – Neustift im Felde in der Ried „Auf der Landstraße“ auf Parz. (vor Kommassierung) 734 Grab zerstört. Geborgen wurden: Schale mit Schrägkannelur auf gewölbt eingezogenem Rand, H 6,5, Mw. 17, Bw. 18,5 Bdm. 5 cm; dgl., 6, Mw. 16, Bw. 18. Bdm. 6 cm; große Schale mit etwas hochgezogenem kleinen Bandhenkel, H. 20,5, Mw. 34, Bw.38, Bdm. 10 cm, auf der Schulter hängende, verzierte Dreiecke; Kegelhalsurne mit ausladendem Mundsaum auf Hals und Bauchwölbung Dreieckverzierung in tiefen Ritzlinien, H. 44, Mw. 27, Bw. 54, Bdm. 14 cm; dgl., H. 44, Mw. 25,5, Bw. 52, Bdm. 12 cm. Knochenreste aus der Umgebung der Scherben. Aus der weiteren Umgebung der zerstörten Fundstelle stammen: Schale mit gewölbt eingezogenem Rand, innen Bandverzierung mit hohem Fuß, der umlaufende Kannelur trägt, H. 7,7, Mw. 14, Fußdm. 7 cm; Topf mit umlaufender Leiste in der ausgeprägten Halskehle, H.18, Mw. 20,5, Bdm. 8,5 cm; Fragmente einer Kalottenschale, H etwa 5 cm, und einer Schale mit kleinem Bandhenkel, H. etwa 4 cm. Funde im Mus. Traismauer, Inv. Nr. 3328; nur 2. Schale mit gewölbt eingezogenem Rand beim Grundbesitzer in Neustift im Felde.“ 1)
 
Ausgrabung 1960; links stehend: Prof. Ludwig Piffl
  
Ausgrabung 1965; rechts diese Gefäße restauriert 
Offen ist, ob auch dieses hallstattzeitliche Schmuckstück bei einer der Ausgrabungen aufgefunden wurde 
Bilder: Josef Schabl, Neustift (Originaldias von Prof. Piffl)
1.3. Flur Reintal, in Neustifter Freiheit:
Parzelle 440: Luftbildbefund, ohne Kommentar. 1)
 
Flur Teufelsgrund, in Neustifter Freiheit:
1.4. Fossiles Holz – ca. 9670 Jahre alt:
Zu den ältesten und bedeutendsten Hölzern dieser Art in Europa zählt eine im Jahre 1968  bei Unterwasserbaggerungen in der Schottergrube hinter dem Haleberg in der Flur Teufelsgrund auf den Parzellen Nr. 929, 930 und 931, ca. 250 m östlich von Neustift im Felde zutage gekommene, ursprünglich 8,50 m lange Föhre.
Eine von Prof. Ludwig Ludwig Piffl in die Wege geleitete (Radiokohlenstoff-) 14-C Datierung ergab ein Alter  von  9660  + /- 135 Jahre, also ca. 7660 vor Christi Geburt.
Bericht über die Auffindung aus dem Manuskript von Prof. Dr. Ludwig Piffl aus dem Jahr 1971:
„...... Mitten in diesem Schotterkörper lagen in 6 m Tiefe mehrere Baumstämme. Da sie im Grundwasser lagen, sind sie verhältnismäßig gut erhalten, auch Teile ihrer Rinde waren vorhanden. Bisher sind 18 mehr oder weniger große Stämme gefördert worden. 12 Holzproben, die Frau Dr. Vodickovâ untersuchte, stammen von folgenden Bäumen:
10 Stämme der Pinus cf. silvestris,
2 Stämme der Pinus sp.,
2 Stämme der Betula penduta.
Der größte Stamm steckte bei seiner Entdeckung 1,5 m unter dem Grundwasserspiegel fest im Schotter, war 8,5 m lang und hatte einen Durchmesser von 60 cm. Er konnte nur mit Mühe geborgen werden. Alle übrigen Hölzer kamen bei der Schottergewinnung zutage, sie lagen entweder neben oder unter dem großen Stamm.
Die Hölzer waren bei ihrer Auffindung sehr weich, trockneten rasch an der Luft, wurden hart und bekamen bis zum Kern tiefe Sprünge. Der Inkohlungsprozeß ist verschieden tief in die Hölzer eingedrungen.
Proben dieser Hölzer wurden an das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung in annover zur Altersbestimmung gesandt. Herr Dr. M. A.Geyh gab folgende Untersuchungsergebnisse bekannt :
Hv. 1982 Birkenstamm mit Rinde,
9.185 ± 95 Jahre B. P. *)
Hv. 1983 Föhrenstamm mit Rinde u. Wurzelstock,
9.665 ± 100 Jahre B. P. *)
Hv. 2353 Föhrenstamm 8,5 m lang, 60 cm,
9.660 ± 135 Jahre B. P. *)
Zur gleichen Zeit wurde auch im Schotterfeld von Stratzdorf bei Krems in einer Tiefe von 7 m Holz gefunden. Auch davon wurde in Hannover eine Altersbestimmung durchgeführt, die ein ähnliches Alter ergab :
Hv. 1985 Holzart nicht bestimmt,
9.480 ± 320 Jahre B. P.“ 3)
 
Ein Teil des fossilen Baumstammes ist in Neustift im Felde auf dem Anger vor der Kirche ausgestellt.
Bild: Andreas Nowotny
 
1.5. Fund in der Flur Donaufeld in Winkler Freiheit, Slawische Gräber:
"Bei der Anlage einer Schottergrube in der Flur Donaufeld stieß der Grundbesitzer auf ein slawisches Gräberfeld. Seine Fundmeldung gelangte über den Gendarmerieposten an das Bundesdenkmalamt. Die darauf hin durchgeführte Nachschau ergab folgendes:
Die Fundstelle liegt östlich der Ortschaft Winkl unmittelbar an der Gemeindestraße nach Frauendorf an der Au auf einer schwachen Erhebung. Durch den Schotterabbau wurden an die 15 Gräber zerstört; von einigen waren im Profil die Grubenumrisse, von einer Frauen- und einer Kinderbestattung noch der Boden oder Grabgruben erkennbar. An Funden konnten nur Skelettreste, einige schwach beschädigte Gefäße und einige Scherben geborgen werden.
Das Gräberfeld muß bereits vor mehreren Jahren erheblich gestört worden sein, wie eine wiederverfüllte Schottergrube beweist; Fundmeldung erfolgte damals keine.
Christian Mayer"
 
  1. Anthropologische Gesellschaft in Niederösterreich und in Mähren: 
Flur Im Röseln?, in Kirchberger, Dörfler oder Neustifter Freiheit:
Der folgende Fund kann wohl auf Neustifter Boden oder hart an der Grenze zu Neustift  gemacht worden sein. Der Bericht zeigt einerseits, dass in der Hallstattzeit noch wasseführende Donauarme bis in die Nähe des Wagrams reichten und anderseits im Raume Kirchberg / Dörfl / Neustift / Winkl eine stattliche Anzahl Menschen siedelten. Unweit dieser Fundstelle befand sich einst der „Leeberg“ in Dörfler Freiheit, auch die Flur „gegen Aufgang der Sonne“ zeigt die keltische Siedlungstätigkeit. Siehe auch
http://www.haleberg.at/         
Bericht von Pater Lambert Karner, 1903:
Kirchberg am Wagram hatte ebenfalls, wie mir berichtet wurde, seine künstlichen Höhlen, die aber gegenwärtig nicht mehr zugänglich sind. Dagegen fand ich im Thale, südlich vom Wagram, in der Nähe des Bahnhofes, eine prähistorische Ansiedelung. Auf einem Acker wurde nach Sand gegraben und hier entdeckte man in einer Tiefe von 1 m eine ausgebreitete Fundstelle mit prähistorischen Gefässresten der ältesten Form; wahrscheinlich bestand hier eine Ansiedelung, da die Gefässe theilweise ganz erhalten waren und auch eine Herdstelle sowie ein Bronzemesser gefunden wurden, welches letztere in den Besitz des Herrn Spöttl übergieng.
Vermutlich musste diese Ansiedelung infolge Zerstörung durch ein Elementarereignis, vielleicht eine Überschwemmung, verlassen werden. (Siehe Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1890, Band XX, Seite 75.)*) Es dürfte dort noch so manches zu finden sein. Was ich an Gefässen erhielt, habe ich dem k.k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien übergeben“. 5)
*) Bericht über Resultate der Ausgrabungen für die Anthropologische Gesellschaft in Niederösterreich und in Mähren im Jahre 1889 von Ignaz Spöttl 6) über diesen Fund:
„9. Kirchberg am Wagram.
Wir verdanken diese Auffindung dieser ganz eigenthümlichen Fundstelle wie so manch anderer wieder unserem ungemein eifrigen Mitgliede, dem Herrn Pfarrer von Brunnkirchen P. Lambert KARNER.
Schon vor vielleicht 4 Jahren wanderten wir von Gösing den Wagram hinunter, besahen die 3 Fundstellen bei Fels und jene bei Thürnthal. Die Lage des Ortes Kirchberg auf der äussersten vorspringenden Steillehne des Wagrams zeigt uns, dass hier die Bedingungen zu einer Besiedlung in frühen Tagen vorhanden sind; auch fliesst genügend Wasser in dem Hohlwege herunter und eine Quelle entspringt gegen SO. im Kirchberge. Die Reste aus vorgeschichtlicher Zeit finden sich nicht auf der Höhe, wie zu vermuthen, sondern von dem Orte, dicht an der zur Bahn führenden Straße zur linken Seite, nahe den Obstgärten. Es ist ein etwa 4-5 Joch messendes Feld, das ganz eben ist; hier wird schon seit mehreren Jahren die Erde abgehoben, um den unter ihrer Mächtigkeit von 0,80 bis 1 m lagernden scharfen Donausand auszugraben, der bei Hausbauten Verwendung findet. Unter dieser Schichte stiessen die Arbeiter im mehr thonigen Sande, und zwar bis heute auf einer Fläche von etwa 1½ Joch auf Knochen und auf eine Menge der verschiedensten Gefässreste.
Bild: 6)
Als ich und P. Karner diese Stelle zu wiederholtenmale besuchten, fanden wir die Lagerungsverhältnisse etwa so:
0,40 – 0,50 m schwarzer Humus, darunter feiner Sand ohne Erde, also Flussand, 0,80 – 1 m. Weiters folgt eine etwa 0,10 m dichte bläulichgraue Schichte, die tegelartig ist; solche Schichten entstehen immer im ruhig stehenden oder schwach fliessenden Wasser. Auf diese folgt die Culturschichte; es ist gröberer Sand, oft platzweise mit Asche gemengt, und in diesen Stellen finden sich die meisten Gefässreste; doch auch seitlich, weit von solchen Plätzen, trifft der Spaten noch Scherben. Diese Schichte ist 0,20 – 0,30 m mächtig; unter ihr findet sich das massige Gerölle der Donau. Dass wir es hier mit Resten vorgeschichtlicher Zeit zu tun haben, zeigt jeder aufgehobene Scherben. Manche der Trümmer zeigen abgeschliffene Bruchstellen, wie das gewöhnlich ist, wenn Tonscherben lange Zeit im fliessenden Wasser liegen; dieser Umstand ist gut im Auge zu behalten.
Die Gefässreste stammen von den verschiedenartigst geformten Töpfen, welche 0,40 – 0,60 cm hoch sind. Sie sind aus freier Hand gefertigt, alle mit sehr massigem, überhängenden Rande; bei vielen der Töpfe ist der Thon stark mit Graphit gemengt. Alle Töpfe zeigen, dass sie lange und am Feuer gebraucht wurden; viele haben starke Henkel, die meist vom Rande abstehen; es kommen aber auch solche vor, bei welchen der Henkel nahe der Bauchung am Halse sitzt. Etliche der grossen Gefässe haben kleine Wärzchen an der Bauchung, meist 3 – 4. Ferner finden sich grosse flache Schalen mit und ohne Henkel; man könnte sie mit Fug und Recht Teller nennen. Sie mögen 0,30 – 0,40 m im Durchmesser gehabt haben; auch bei diesen steht der Rand gewöhnlich weit ab. Wir finden ähnliche Henkeltöpfchen, wie aus dem Grabfelde von Hadersdorf, nur sind dieselben meist graphitirt; auch Töpfe ähnlich unserem modernen Hafen, finden sich, und zwar häufig. Viele kleine zierliche Näpfchen, höchstens 0,05 m hoch, wahrscheinlich Spielzeuge, kommen vor.
Auf einem Bodenstücke fand sich das Hakenkreuz als Verzierung. Ornamente sind ziemlich selten, höchstens Linien, Bänder, Punkte in ähnlicher Ausführung wie zu Hadersdorf. Die schwarzen Gefässe sind oft so fein geglättet, dass sie wie Ebenholz glänzen. Wir finden auch jene kleinen Thonknöpfe, gut graphitirt, die gewöhnlich als Spinnwirtel gelten, die aber ebenso gut Knöpfe sein können, denn ihre Aehnlichkeit mit den altmagyarischen Knöpfen ist eine zu grosse, um nicht diese Behauptung zu rechtfertigen.
Grosse, Theild kegelförmige, theils runde Webegewichte sind auch ziemlich häufig. Gebrannte Steine, gewöhnlich granitisches Gestein, findetn sich zerstreut liegend, nicht aneinander gereiht, wie bei den Feuserherden; auch platte weisse Quarzsteine, die vom Feuer roth gebrannt sind; ferner wurden Sudsteine, Reibsteine und Kornquetscher gefunden, auch ein Steinhammer, wie mir der Besitzer sagte. Ich fand einen kurzen abgenützten Bronzedolch, wie wir ähnliche Exemplare am Haslerberge und aus dem nahen Hippersdorf kennen.
Knochen kommen ziemlich häufig vor; sie haben vom Liegen im Wasser eine fast schwarze Farbe, sind stark ausgelaugt, zerschlagen und zum Unterschiede von anderen aus nahen Ansiedlungen meist der Länge nach gespalten; manche dieser Knochen sind zu Spateln und Pfriemen zugearbeitet. Wir finden viele Hirsch- und Rehknochen, dann soche eines kleinen Rindes, des Schweines und des Schafes; nur ganz wenig Flussmuscheln. Oft findet sich ein kurzes Stück Holz, meist Fichten, selten Eschen. Diese Stücke sind 0,03 – 0,04 m dick, 0,40 m lang; der Mensch muss sie in der Haushaltung benützt haben; es sind keine Feuerhölzer zum Verbrennen.
Alles zeigt uns, dass diese Stelle zur Bronze- und Hallstattzeit sicher besiedelt war. Ein roth und schwarz bemalter Scherben zeigt typische Formen der letzten Periode. Dann scheint durch die starken Ueberfluthungen der Donau massenhaft Sand an jener Stelle angehäuft worden zu sein und wurde dad
urch dieser Platz für die damaligen Wohnverhältnisse des Menschen nicht mehr brauchbar.
Nach meiner Meinung dürften wir es hier mit einem Platze zu thun haben, an dem Fahrzeuge zu Zeiten im seichten Wasser lagerten. Es wurde auf diesen Flössen gekocht, Asche und zerbrochener Hausrath in das Wasser geworfen oder denselben beim Schöpfen entglitten sein. Dass es keine Ortsanlage ist, zeigt sich deutlich an dem Fehlen eigenntlicher Herdstellen und auch an den abgeriebenen Bruchstellen der Gefässe; wie oben bemerkt, sehen wir, dass alles ins Wasser als Küchenabfall kam.Diese Stelle kann deutlich für die Behauptung des Dr. M. HOERNES sprechen, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit hier in Niederösterreich gewiss zur Hallstattzeit graphitierte Gefässe in grosser Anzahl im Gebrauche waren, denn wir finden hier Reste fast ganzer Töpfe oder solcher, die sich leicht zusammenfüchen lassen, so dass auch der Einwand hinfällig ist, diese Stücke seien von anderen Localiäten hergeschwemmt worden. Alles gehört einer grossen Culturepoche an, deren massenhafte Reste wir längs des ganzen Wagrams finden. Ich glaube, dass bei fortgesetzten Besuchen, wenn ich schon nicht sagen will, bei eigenen Grabungen, hier manche interessante Funde zu machen sind.
Die beigegebene Skizze (Fig. 30) zeigt den Typus der hiesigen Gefässe.6)
 
2.2. Unter-, und Mitterstockstall:
„Unter-Stockstall
Von Hippersdorf führt die Strasse nach Königsbrunn, wo mitten im Orte ein gegenwärtig ganz bewaldeter Tumulus sich befindet, der besonders von der Eisenbahn aus, die von Absdorf nach Krems führt, gut gesehen werden kann. Von hier geht es sodann über Unter-, Mitter- und Ober-Stockstall im Viertel unter dem Manhartsberg nach Kirchberg am Wagram. Ich halte dafür, dass die Abstufungen des Wagram von Unter-Sockstall bis gegen Ober-Stockstall aus uralter Zeit stammen und künstlich gebildet wurden (altgermanische Befestigungsanlagen). In Mitter-Stockstall nehmen diese Terrainbearbeitungen die Gestalt eines imposanten, die ganze Umgebung überragenden Hausberges an. Das begegebene Bild (siehe Fi. 48) zeigt denselben.
Ich habe denselben wiederholt besucht, einmal auch mit Herrn Spöttl. Wir fanden dort zahlreiche prähistorische Gefässreste und Herr Spöttl in einer prähistorischen Schale, die er ausgrub, eine kleine Goldmünze, linsengross, verhältnismässig sehr dich, mit herzförmiger Prägung auf der einen Seite. Da nach Spöttls Tode dessen kostbare Münzensammlung in das Eigenthum der Stadt Wien Übergieng, so dürfte diese Münze wohl auch dort zu finden sein.
In Stockstall, unweit des Hausberges, sind nur noch Reste künstlicher Höhlen. Der am besten erhaltene Theil besteht aus zwei Kammern, die durch einen bei 3 m langen, geschweiften Gang miteinander in Verbindung stehen. Der Eingang ist gegen Süd offen.
Die erste Kammer, in ihrem Grundrisse trapezförmig angelegt, besitzt neben der Gangmündung eine kleine Nische, ist 2,4 m lang und 1,55 m breit; Die noch erkennbaren anderen künstlichen Höhlen sind entweder am Beginne verschüttet oder lassen nur noch die Kammerform erkennen.“ 5)
 
Im Bereich der Bodenäcker wurden Funde aus der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit und aus der Zeit der Slaven des 9. Jahrhunderts nach Chrisus gemacht.8)
 
2.3. Engelmannsbrunn:
„Engelmannsbrunn
im Viertel unter dem Manhartsberg, ebenfalls eine Fundstätte prähistorischer Gefässe und ein Ort mit künstlichen Höhlen. Dieselben befanden sich in der Lössschlucht, die nördlich vom Dorfe von West nach Ost und dann nach Nordost verlauft. Nur ein Höhlensystem fand ich noch zugänglich. Dasselbe befindet sich am nordöstlichen Ende der Schlucht, von einem Weingartenabhange aus zugänglich, doch zur Zeit meines Besuches (1886) in einem schon stark verfallenen Zustande. Eine 2,3 m lange, stark angeschlämmte Gangstrecke (a, Höhlenpläne, V, Fig. 17) führt nach Südwest, dann nach Süd und hält diese Richtung 5 m lang ein; in der Mitte ist eine Kammerartige Vertiefung (A), nach Ost gerichtet und zum Schlusse dieser Gangpartie eine ebensoche (B) südöstlich gelegen, welche linksseitig die Spuren eines Sitzes erkennen lässt.
Von hier aus biegt der Gang, kammerartig erweitert, nach Südwest und daran schliesst sich eine im rechten Winkel nach Südwest abzweigende Kammer (C). Von der Biegung an fällt der Raum in die Tiefe ab und sind rechtsseitig Spuren von Sitzen erkennbar. Die Länge dieser rechtwinkeligen Räumlichkeiten beträgt 2,7 m und 2,6 m, die Breite 0,9 m bis 1 m; die Höhe ist nicht bestimmbar, da die ganze Sohle theils angeschlämmt, theils von Thieren aufgewühlt ist.
Besondere Erscheinungen finden sich hier nicht, doch in nächster Nähe, in der westwärts verlaufenden Schlucht, befindet sich eine flaschenförmige Aushöhlung, deren sehr gut erhaltene Hälfte in der senkrecht abfallenden Lösswand sichtbar ist (siehe Tafel IX).
Der Innenraum ist genau so breit wie hoch, das heisst, die Basis entspricht der Höhe von 1,5 m, und an die regelmässige Wölbung nach oben schliesst sich die senkrecht aufwärtsführende Röhre im Durchmesser von 0,5 m an, die ursprünglich vermuthlich bis zur Höhe der jetzigen Oberfläche hinaufgeführt hat. In der Nähe dieser Grube finden sich in der Lösswand Löchartige vertiefungen, vielleicht von einstigen künstlichen Höhlen herrühren.“ 5)
Von Herrn Ignaz Spöttl (Numismatiker und Heimatforscher 1834-1892, nach dem die Spöttlgasse im 21. Wr. Gemeindebezirk benannt ist) liegen ähnliche Fundberichte, vorwiegend aus dem Jahre 1889, von den Orten Absdorf, Hippersdorf und das Plexenthal, Zaussenberg, Stranzendorf, Großweikersdorf, Wetzdorf, Glaubendorf, Ziersdorf, Engabrunn, Kammern, Zeiselberg, Gobelsburg, Strass, Elsarn, Klein Purgstall, Langenlois, Heindorf vor, aber auch Königsbrunn, Thürnthal, Gösing, Hadersdorf, Kamp, Hohenwarth und Oberstockstall sind in den Berichten genannt. Der „Schliemann Niederösterreichs“, Dr. Mathäus Much beschreibt die Überlagerung der Hallstattzeitlichen Kulturschichten in Gösing, Stettenhof, Rontal u. a. die Überlagerung mit den jüngeren , La Tènezeitlichen Schichten. Die Besiedlung war offenbar bis zur Römerzeit durchgehend, denn Much schreibt: „Unter den Funden in den Stationen Rontal und Gösing erscheinen, namentlich in letzterer, sehr häufig Bruchstücke von derlei  Urnen, die sich gemeinsam mit den Scherben roher, aus der Hand gearbeiteten Gefässe auf einem ziemlich breiten Streifen fast eine halbe Stunde lang bis in die Ebene des Donauthales ununterbrochen verfolgen lassen...“ Dr. Moritz Hoernes, der den Artkel verfasste und Much zitierte, vertritt darin die gleiche Ansicht. 7)
 
1) Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodenfunde, Auszug der Bodenfunde für Neustift im Felde, 27.09. 2011
2) Prof Dr. Richard Hübl, Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram, 1993
3) Prof. Ludwig Piffl, Manuskript zur Gliederung des Tullnerfeldes, 1971
4) Bericht über die Auffindung aus dem Manuskript von Prof. Ludwig Piffl (1971):
5) Pater Lambert Karner, Benediktiner zu Göttweig und Pfarrer von Brunnkirchen: „Künstliche Höhlen aus alter Zeit“ Wien 1903 Verlag Lechner und  Universitäts-Buchhandlung
6) Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1890, Band XX, Seite 75 u. 76., Beitrag von Ignaz Spöttl „Resultate der Ausgrabungen für die Anthropologische Gesellschaft in Niederösterreich und in Mähren im Jahre 1889“;
7) Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1890, Band XIX, Seite69, Beitrag „La Tène Funde in Niederösterreich“ von Dr. Moritz Hoernes  https://ia600306.us.archive.org/22/items/mittheilungende10wiengoog/mittheilungende10wiengoog.pdf
                           http://www.hf-kirchberg.at/index.php/winkl/funde-in-und-um-winkl 
Andreas Nowotny
März 2016