Das Donauweibchen

 

An der DonauHier wohnte auf dem Grunde der Donau in einem kristallenen Schlosse die Nixe des Stromes, das Donauweibchen. Beim Schimmer des Mondes in sternenheller Nacht taucht sie über den glänzenden Wasserspiegel empor und singt herrliche Lieder, denen die Tiere des Waldes bewundernd lauschen. Zuweilen erscheint sie auch bei Tage den am Ufer spielenden Kindern, reicht ihnen glitzernde Steinchen und herrliche Blumen.

Es wohnte einst vor vielen Jahren am Ufer ein armer Fischer. Sein kleiner Knabe spielte einmal mit runden Kieselsteinen am Strande und fiel ins Wasser. Eine weißgekleidete wunderschöne Frau fasste ihn und trug ihn schwimmend ans Ufer und küsste ihn und gab ihm eine silberne Blume.

Der Knabe hielt diese Blume stets hoch in Ehren und augenscheinlich hatte er überall besonderes Glück. Er baute sich als selbstständiger Mann ein stattliches Haus auf der Insel. Aber einmal in einer finsteren Nacht trat die Donau aus, überschwemmte alles und der Fischer und seine liebe Familie rettete nur das nackte Leben, aber auch die Silberblume hatte er bei sich. Als das Wasser zu sinken begann, da stand der Fischer voll Tränen vor den Ruinen und Trümmern seines einstigen Wohlstandes. Plötzlich entfiel ihm die Silberblume und verschwand im trüben Wasser des Stromes. Im selben Augenblick tauchte das Donauweibchen empor und sprach mit klangvoller Stimme: "Du hast mich mit der Blume zu Hilfe gerufen; siehe, worauf Du stehst." Und im Donausand fanden sie glänzende Goldkörner, einen großen Beutel voll. Jetzt hatte die Not ein Ende, und ein neues, größeres Heim erbaute sich die Fischerfamilie.
(Pfarrer Josef Dedelbacher, Pfarrchronik Altenwörth)

 

Tanz in Altenwörth

Ein alter Schwallenbacher Schiffsknecht hat gerne von einem Donauschiffer erzählt, der in Marbach sein Liebchen hatte. Einmal weilte dieser in Altenwörth bei einem Tanze. Da sagte einer seiner Kameraden: „Du, Paul, wenn du jetzt dein Mädel hier hättest!“ Der aber erwiderte: „Sie ist in Marbach, ich bin in Altenwörth, das ist eine große Entfernung.“ Doch der Freund versprach ihm, in einer halben Stunde die Braut herbeizuschaffen. Paul schalt ihn einen Narren und Aufschneider. Aber dieser sagte ein Sprüchlein, und bald darauf kam die Braut auf einem Ziegenbock einhergeritten, voll Angst im Gesichte, mit zerrauftem Haar und zerfetzten Kleidern. Sie sagte zu ihrem Geliebten: „Paul, mehr hättest du mir nicht antun können“. Dann fiel die tief Beschämte um und war tot.
(Hans Plöckinger, Sagen aus der Wachau, Krems 1926, Nr. 36, S. 44f.)

 

Februar 2012
Maria Knapp