Einige hundert Meter östlich von Neustift befindet sich ein uralter Erdhügel, der von jeher als Haleberg bezeichnet wird.

 Haleberg


Der Winkler Schulleiter Leopold Engelberger hat eine Sage über die Entstehung des „Hollähberis“ bei Winkl festgehalten:  

Als die Erde noch von Riesen bevölkert war und das Volk der Menschen in ihrem Schatten mühselig die Erde bebaute und die Wälder urbar machte, hauste in den Wäldern hinter Radlbrunn ein Riese, dem alles Menschenvolk bis zur Donau hin untertan war. Seine Herrschaft aber war  nicht gewalttätig und drückend und die Menschen dienten ihm gerne. 

Eines Tages – es war gegen Morgen und die Sonne eben erst aufgegangen – fiel der Schatten des Riesen vom Wagram herunter bis nach Winkl hin. Die Leute rannten aus den Häusern, um wenigstens seinen Schatten zu sehen und die gewaltige Gestalt, die wie ein mächtiger Turm gegen den hellen Morgenhimmel aufragte. 

Aber er blieb diesmal nicht stehen am Wagram, wie er öfter tat, um sein Reich zu überschauen und sich zu freuen über jede Blöße, die vom fleißigen Menschenvolk wieder in die Wälder geschlagen worden war seit seiner letzten Umschau, über jeden Wasserlauf, der da in eine rechte Bahn gedrängt, über jede Sumpffläche, die getrocknet, nun goldenen Weizen trug. Er schritt weiter nach kurzer Umschau, herein ins weite Feld. Er ging zur Donau, um den Fürsten des großen Wassers zu bitten, die Menschen nicht zu plagen im reifenden Jahr mit Wassernot und Hungersnot und dem dreifach gebündelten Elend. 

Die Menschen ahnten sein Tun und ehrerbietig säumten die Männer seinen Weg und die Weiber holten ihre Kinder aus den Hütten und trugen sie auf den Armen und hielten sie ihm entgegen und in ihren Augen war ein flehendes Bitten oder ein bittendes Flehen und ein tiefes Wünschen, daß sie werden mögen wie er, der Herr des Landes, in der Kraft der Glieder, der Stärke des Geistes, vor allem aber in der Güte des Herzens. Als der Riese zurück ging seines Weges, verhielt er auf einmal, bückte sich, zog seinen Stiefel aus, schaute hinein und schüttelte ihn aus. Es war ihm wohl Sand und Lehm hinein gekommen bei seinem großen Marsch. Als er fertig war, war an der Stelle ein gewaltiger Berg. 

Noch heute – nach so vielen tausend Jahren – ist der Berg zu sehen. Zwar nicht mehr so gewaltig wie zu jener Zeit, aber immerhin so groß, daß er uns ahnen lässt, welch gewaltiges Geschlecht die Riesen waren. 

Und wenn heute ein Bübel mit seinem Großvater auf dem Feldweg von Winkl nach Kirchberg geht und fragt, was das für ein Berg sei da drüben zur rechten Hand, wird der Großvater antworten: “Dös is da Holähberi. Do hot amoi a Ries sein Stiefl ausg'schitt“. Und wenn er gut aufgelegt ist, wird er ihm eine Geschichte erzählen, die da beginnt: Als die Erde noch von Riesen bevölkert war und das Volk der Menschen mühselig die Erde bebaute.
 

Für nähere Informationen über den Haleberg klicken Sie hier: http://www.haleberg.at/

 

Juni 2014
Maria Knapp