Unterstockstall, Rechte und Freiheiten des Stiftes St. Andrä an der Traisen (17. Jhdt.,  Originaltext kursiv, darunter folgt nach jedem Absatz eine sinngemäße Übersetzung):

"Vermerkt die rechten und freihait auch löblichs und alts heerkumen des würdigen stüft sant Anndree bei der Traisen, die auß sondern gnaden von dem stiftherrn, anfenclichen von kaiser Oten dem driten des namenß, darnach von Walther freien in Österreich und thuembvogt von Regenspurg, deßgleichen von herrn Otten seines leiblichen brueders herr von Weitenegg und thuembvogt von Regenspurg und Lenngbach, auch von herrn Hardtwig seinem sun auch thuembvogt von Regenspurg und Lenngbach reichlichen begabt und genuegsamblich bestät, von ainem fürsten auf den andern, nemblich von herzog Albrecht künig Albrecht künig Ladißlaus, auch von kaiserlichen und küniclichen majestaten begabt, gefreit und bestät sein, geschechen alß man zalt nach Christi geburt tausent dreihundert und in dem achtundvierzigisten jar, alß dann die fürstlichen brüef außweisen und articuliert hernach begriffen.“

Vermerkt sind die Rechte und Freiheiten, auch das löbliche und alte Herkommen des würdigen Stiftes St. Andrä bei der Traisen, das aus besonderen Gnaden von den Stiftherrn, anfänglich von

Kaiser Otto III., danach von

Walther (von Traisen), einem Freien in Österreich und Domvogt von Regensburg, desgleichen von seinem leiblichen Bruder, Herrn

Otto von Weitenegg[1], Domvogt von Regensburg und Lengbach, auch vom Herrn

Hardtwig seinem Sohn, ebenfalls Domvogt von Regensburg und Lengbach,

reichlich beschenkt und genügsam bestätigt, von einem Fürsten auf den Anderen, nämlich von Herzog Albrecht, König Albrecht, König Ladislaus, auch von kaiserlichen und königlichen Majestäten beschenkt, gefreit und bestätigt im Jahr 1348 wie dann die fürstlichen Briefe ausweisen und danach bestimmen.

„Volgen heernach alle articln.

Es folgen hiernach alle Artikel:

  • „Erstlichen so melden wir das ain ieder lantsfürst in Österreich unser erbvogt ist und in abwesen seiner fürstlichen gnaden ain ieder burggraf zu Lenngbach, wer den innen hat, darumb unser genediger [herr] der brobst zu sant Anndree järlichen nit mer raichent ist [dann] funfthalb pfunt pfening zu v[ogtgelt. dar]über hat kain vogt lantrichter [richter scherch] noch ander iemants unß beschwären noch zu greifen umb kainerlei sach, [auch] nichts zu handlen noch zu schaffen [noch] thäding setzen mag ân erlaubnuß des brobst. Wir zu Nidern-Stockhstall pinten unsern ait das unser herrschaft und gerechte freihait geet von miten auß dem millweeg hinz auf Pierpaumer marchweeg zu dem ainschichtigen paumb auf Khinigspruner grabm, und von dem Khinigspruner grabm auf des pfarrers winkl miten im weingarten. und von des pfarrers weingarten auf durch das velt auf Smidacher weeg durch das Handtall, und von Smidacher weeg auf Rueplstaller [wee]g. aufwerts gegen dem schloß Winckhlwerckh,. .. . dem Ruepelstaller weeg hinz mitten.. .. ruffen biß auf den altn weeg, aufwerts nach dem Hundsperg an den hofgarten, scheligs umbhin [an] des Pacher hauß, und von des Pacher hauß [nach] den aggern die geen Grafenegg gehörn; auf demselbigen rain schaidt sich das march und die gerecht freihaitn unzt auf die weingärten widerumb mitten in den müllweg.“

Erstens, so melden wir, daß jeder Landesfürst in Österreich unser Erbvogt ist und in dessen Abwesenheit der Burggraf zu Lengbach und dafür der gnädige Herr Probst zu St. Andrä dafür jährlich nicht mehr Vogtgeld reicht als 5½ Pfund[2] Pfennige.

Darüber hinaus darf kein Vogt, Landrichter, Gerichtsscherge oder sonst jemand das Kloster beschweren oder Sachen verlangen, auch ohne Erlaubnis des Probstes nichts verhandeln, anschaffen oder ein Taiding sezten.

Wir zu Unterstockstall binden unseren Eid, daß unsere Herrschafts- und Gerichtsfreiheit von der Mitte des Mühlweges hin auf den Bierbaumer Marchweg (Grenzweg) zu dem einschichtigen Baum auf dem Königsbrunner Graben, und von diesem auf die Mitte des Winkler Pfarrers Weingarten, von diesem auf dem Schmidaer Weg durch das Hanthal auf den Ruppersthaler Weg hinauf bis zum Schloß Winkelberg, jetzt den Ruppersthaler Weg in der Mitte hinauf bis auf den alten Weg, aufwärts nach dem Hundsberg bis auf den Hofgarten, schräg umhin an des Pacher Haus, von hier nach den Äckern, die nach Grafenegg gehören; auf demselben Rain scheidet sich die Grenze und die Gerichtsfreiheit,  jetzt auf die Weingärten wieder mitten in den Mühlweg.

  • „Hierauf ob aber ain schedlicher mensch, ein ubelthäter oder dieb an ainß schaden begriffen wurt auf des gotzhauß grünten, so mag derselb den schedlichen frei annemen unzt ime der ambtman oder sein anwalt zu hilf und zu staten kumbt, deß ist er unentgolten; der soll in dann nach des aigen recht behalten und dem lantrichter verkünden, und der soll am dritten tag erscheinen oder sein anwalt an die stat oder ent nach des aigen recht. dann so soll der ambtman den schedlichen antworten für das valthor alß er mit gürtl umbfangen ist, deß ist er hinfür unentgolten. aber der lantrichter soll sich des schedlichen underwinden; thet er aber deß nicht, so soll ime der ambtman seine hent pinten under den rucken mit. ainem richalben, soll ime drei schleg schlagen auf seinen halß und soll in laufen lassen und dem lantrichter dreimall rüefen; des sein wir hinfür unentgolten. und die entfrembten güeter sein des gotzhauß.“

Hierauf wenn aber jemand einen schädlichen Mensch, einen Übeltäter oder Dieb an einem Schaden (an einer Tat) ergreifen würde auf des Gotteshauses Gründen, so mag derjenige den Schädlichen festnehmen, ob diesem der Amtmann oder sein Anwalt zu Hilfe und zu Statten kommt, steht im frei; der soll ihn dann nach dem  eigenen Recht festhalten und dem Landrichter anzeigen und dieser oder dessen Anwalt soll am dritten Tag an der Stätte erscheinen oder je nach dem  eigenen Recht. Dann soll der Landrichter den Schädlichen festnehmen. Tut er das nicht, so soll ihm der Amtmann seine Hände hinter dem Rücken fesseln mit einem Richalben?, soll ihm drei Schläge auf seinen Hals schlagen und soll ihn laufen lassen, und den Landrichter dreimal rufen, danach sind wir künftig nicht mehr verantwortlich und die entfremdeten Güter gehören dem Gotteshaus.

  • „Ob ainer ain zu todt schlieg, der ist dem lantrichter nit mer pflichtig dann 6 schilling 2 pfennig zu fürpfant zu geben auf gnadt. ist es ain gesessener und hat in zu pfenten, so soll er innerhalb seines thür und thor nit kumen; so er aber flichtig wurt, so soll er seinen hopel oder leib nachstöllen umb seine wändl und die güeter sein des gotzhauß auf gnadt; ob er aber gefangen wurt, so soll man in nach des aigen recht für das valthor antworten alß er mit gürtl umbfangen ist. der todt leichnamb aber der entleibt ist auf des gotzhauß grünten, es sei zu velt oder zu dorf, ist es ain haußgesessener so soll man in tragen in sein hauß oder herberg, ist es aber ein frembter so soll man im anlassen das er die schamb woll bedeggt. und das ander ist des gotzhauß. aber der ambtman soll das dem lantrichter verkünden das er dem thäter wiß nachzukumen umb seine wändl und das er erlaube den todten leichnamb zu begraben; thet er aber deß nicht, so sollen wir nit lenger bekumert sein biß an den driten tag und darnach legen wo er hin gehört und gedient hat nach des aigen recht, und sein des hinfür unentgolten.“

Wenn einer jemanden zu Tode schlägt, ist er dem Landrichter nicht mehr schuldig als 6 Schillig 2 Pfennige Pfand zu geben auf Gnade, sofern es ein Gesessener (Hausbewohner) ist. Hat er hat Ihn zu pfänden, so soll er nicht innerhalb dessen Tür oder Tor kommen. Sofern der Täter aber flüchtet, so soll ihm der Landrichter nachstellen um seine Habe und die Güter sind der Gnade des Gotteshauses ausgeliefert. Wenn er aber gefangen wird, so soll man ihn nach dem eigenen Recht vor dem Falltor zur Verantwortung ziehen und aufhängen? („als er mit Gürtl umbfangen ist“). Den toten Leichnahm aber, der auf des Gotteshaus Gründen entleibt wurde, sei es zu Feld oder zu Dorf, soll man diesen, sofern es ein Hausgesessener ist, in seine Herberge oder Haus tragen, wenn es aber ein Fremder ist, soll man ihn soweit angezogen lassen, daß die Scham bedeckt bleibt und das andere gehört dem Gotteshaus. Aber der Amtmann soll das dem Landrichter verkünden, daß er dem Täter nachforscht um seine Habe, und daß er erlaube, den Leichnahm zu begraben. Tut dieser aber das nicht, so sollen wir nicht länger bekümmert sein bis an den 3. Tag und danach legen, wo er hingehört und gedient hat nach des eigenen Rechts und sind dafür künftig unverantwortlich.

  • „Ob ainer ain begrif in seinem hauß oder hoff der sich nit melden wolt bei nachtlicher weil, schlieg er in zu todt, so soll er in für sein thor ziehen auf die straß, darumb ist er nichts pflichtig, deßgleichen ob ainer ainem lußmedt an ainem fenster; geschiecht im uberlast mit würfen oder schlegen, das hiet er verdient und wer im nichts darumb pflichtig.“

Wenn jemand einen ergreift, der Nachts in sein Haus oder Hof eindringt ohne sich zu melden, und er schlägt ihn zu Tode, so soll er ihn vor sein Tor auf die Straße ziehen, darüber hinaus ist er nichts pflichtig, desgleichen wenn jemand durch das Fenster eindringen will und wird beworfen und geschlagen, so hat er das verdient und der Hausinwohner ist nichts pfllichtig.

  • „So melden wir das unser genediger herr der brobst freie wahl hat ainen ambtman und etliche geschworne, alß vill sein gnad will, auf- und absetzen. und welcher solichen gesetzten und verordenten ambtman nit gehorsam wer, der ist umb das wandl 72 pfennig. thuet es aber ainer mit frävel und ubermuet, der ist umb 6 schilling 2 pfennig. thuet er im aber ainen leibschaden, so ist er umb funf pfunt pfening und den schaden schuldig zu bezallen oder abzutragen.“

So melden wir, daß unser gnädiger Herr, der Probst, freie Wahl hat, einen Amtmann und etliche Geschworene, so viel seine Gnaden will, ein- und abzusetzen. Und wer solchen gesetzten und verordneten Amtmann nicht gehorsam ist, der hat dafür 72 Pfennige zu zahlen. Tut es aber jemand mit Frevel und Übermut, der zahlt 6 Schilling 2 Pfennig. Tut er dem Amtmann aber einen Leibschaden, so ist er mit 5 Pfund Pfennige zu „wandl“ (mit Geldstrafe zu belegen), zusätzlich ist der entstandene Schaden zu begleichen.

  • „Der ambtman und die geschwornen sollen all grünt die in das ambt gehörn oft besichtigen und bewaren, auch darob sein das ain iedlicher seine grünt ausfride und die halt wie von alter herkumen ist, bei dem wandl 72 pfennig; wenn all panfridt sollen zu sant Geörgen tag berait sein. wer das aber nit thuet, der ist zu wandl nach iedem nachbern 12 pfennig zu bezallen nach der nachbern rath.“

Der Amtmann und die Geschworenen sollen alle Gründe, die in das Amt gehören, oft besichtigen und bewahren, auch darüber, daß ein jeder die Grenzen seiner Gründe sichtbar macht und diese hält, wie von altem Herkommen ist - bei Verstoß dagegen sind 72 Pfennig zu wandln; alle Panfridt[3] sollen zum St. Georgstage bereit sein. Wer das aber nicht tut, der hat jedem Nachbarn 12 Pfennig zu bezahlen nach deren Rat.

  • „Ob ain ubelthäter oder schedlich mensch herkämb auf unser grünt und der ambtman mit den geschwornen müest in anfallen oder annemen, welcher inen nit zu hilf kämb ân eehafte noth der wer zu wandl, ist es ain geschworner umb funf pfunt pfening ân alle gnadt, ist es aber ainer in der gmain so ist er von iedem behausten holden 12 pfennig auch ân alle gnadt.“

Wenn ein Übeltäter oder schädlicher Mensch herkäme auf unsere Gründe und der Amtmann mit den Geschworenen müsste ihn anfallen oder festnehmen, und es käme ihnen einer nicht zu Hilfe ohne ehrhafte Not, der wäre zu bestrafen, ist es ein Geschworener um 5 Pfund Pfennige ohne alle Gnade, ist es aber einer aus der Gemeinde, so zahlt er jedem Behausten Holden 12 Pfennige, auch ohne jede Gnade.

  • „Ob gest auf unser grünt giengen mit frävel zu hilf iren freunten. die weren zu wandl nach iedem nachbarn 6 schilling 2 pfennig, und der si geladen hat seinem herrn und dem vogt leibß und guet ân alle gnadt.“

Gäste, die auf unseren Gründen ihren Freunden mit Frevel zu Hilfe gingen, hätten diese jedem Nachbarn 6 Schilling 2 Pfennige zu bezahlen, und der sie eingeladen hat, seinem Herrn und dem Vogt Leibs und Güter ohne alle Gnaden.

  • „Ob ainer auf unser grünt mit gespanten armbst oder ander verbottner wehr kämb und thet das in frävel und übermuet, den soll der ambtman fahen und nemen von im das wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wer auf unseren Gründen mit gespannter Armbrust oder anderen verbotenen Waffen käme und täte das in Frevel oder Übermut, den soll der Amtmann fangen und von ihm die Strafe von 6 Schilling 2 Pfennig nehmen.

  • „Ob ainer ain armbst spant und scheust nit und läst das ab, so ist er zu wandl umb funf pfunt pfening; scheust er aber, umb 6 schilling 2 pfennig und den schaden abzutragen.“

Wer eine Armbrust spannt und jemanden damit bedroht, so hat er 5 Pfund Pfennige, schießt er aber, hat er 6 Schilling 2 Pfennige zu zahlen sowie den Schaden abzugelten.

  • „Ob ainer zuggt ainen stain, wirft er ain damit, so ist er zu wandl ain pfunt pfening und den schaden abzutragen; würft er aber nit, so ist er umb funf pfunt pfening; legt er aber den stain an die erst stat, so ist er nichts schuldig.“

Hebt einer einen Stein und wirft damit, so hat er 1 Pfund Pfennige und den Schaden zu begleichen, wirft er aber nicht, so ist er um 5 Pfund Pfennige zu bestrafen; legt er den Stein aber wieder nieder, so ist er nichts schuldig.

  • „Ob ainer den andern schlegt mit der faust, so ist er zu wandl umb ain pfunt pfening; schlegt er aber mit flacher hant, so ist er umb funf pfunt pfening.“

Schlägt einer den andern mit der Faust, so ist er mit 1 Pfund Pfennige, schägt er aber mit flacher Hand, mit 5 Pfund Pfennigen zu bestrafen.

  • „Ob ainer zuggt ain ploß messer und schlegt nit damit, so ist er umb 12 pfennig auß der schait und 12 pfennig in die schait; schlegt er aber ain darmit, so ist er zu wandl 72 pfennig; wirdt er aber ertföllig, so ist er umb funf pfunt pfening.“

Zückt jemand ein blankes Messer und schlägt (sticht) nicht damit, so ist er um 12 Pfennige aus der Scheide und 12 Pfennige in die Scheide, sticht er aber jemand damit, so ist er mit 72 Pfennigen zu bestrafen, fällt aber das Opfer zu Boden, ist er mit fünf Pfund Pfennigen zu bestrafen.

  • „Ob ainer dem andern verbottne wort gibt auf unsern grünten, der ist zu wandl 72 pfennig; trifft es aber trew und ehr an, so ist er nach iedem nachbern 6 schilling 2 pfennig.

Wer jemanden anderen mit verbotenen Worten auf unsern Gründen schimpft, ist mit 72 Pfennigen, trifft es aber die Ehre und Treue, an jeden Nachbarn 6 Schilling 2 Pfennige zu bestrafen. 

  • „Ob ain fraw oder diern raufen oder schliegen an einander oder verbotne wort außgeben aine der andern, so sein si den pockstain schuldig zu tragen von ainem ort zu dem andern; darnach sol si der ambtman erfordern, und welche unrecht erfunden wierdt die ist zu wandl 72 pfennig.“

Wenn eine Frau oder Dirn raufen oder schlügen einander oder verbotene Worte ausgeben, so müssen sie den „Pockstein“ (Pagstein)[4] von einem Ort zum andern tragen, danach soll der Amtmann die Schuldige erforschen und diese mit 72 Pfennig zu bestrafen.

  • „Ob sich ain zwitracht hie erhueb daß sich zween an einander schliegen oder verbotne wort außgeben, ob es durch die nachbarn gericht wurt, so soll es dem ambtman angesagt werden und das wandl von inen nemen, wie vor geschriben ist. wo es aber in der still verthädigt wurt und nit dem ambtman angesagt, so sollen dieselbigen tädingsleit zu wandl verfallen sein iedlicher 72 pfennig und der wierth in welchen hauß das geschechen ain pfunt pfening ân alle gnadt.“

Wenn sich eine Zwietracht erhebe, daß sich zwei einander schlagen oder verbotene Worte ausgeben: wenn dies durch die Nachbarn gerichtet wird, so soll es dem Amtmann angesagt werden und dieser die Srafe einheben, wie vorher geschrieben ist. Wenn es aber in der Stille gerichtet und dem Amtmann nicht angesagt wird, dann sollen dieselben Gerichtsleute zur Strafe verfallen sein, jeder 72 Pfennige und jener, in dessen Haus dies geschehen ist, 1 Pfund Pfennige, ohne jede Gnade.

  • „Wer innleit hat, es sein frauen oder mannen, und thuet das ân willen und erlaubnuß des ambtman, der ist zu wandl 72 pfennig. geschiecht iemant von denselben innleiten schaden oder uberlast, der ist zu wandl nach iedem nachbern 6 schilling 2 pfennig.“

Wer Inleute hat, seien es Frauen oder Männer, und er tut dies ohne Willen und Erlaubnis des Amtmannes, der ist mit 72 Pfennigen zu bestrafen. Geschieht jemanden von den Inleuten Schaden oder Überlast, hat der Qartiergeber jedem Nachbarn 6 Schilling 2 Pfennige zu bezahlen.

  • „Wer aineß kaufs absteet der uber ain gulden ist, der ist zu wandl ain pfunt pfening, und haist reukauf.“

Wer von einem Kauf zurücktritt, der über 1 Gulden ist, hat 1 Pfund Pfennige zu bezahlen, dies heißt Reukauf.

  • „Wer sein dienst nit gibt zu rechter zeit, der ist uber nacht zu wandl 72 pfennig; thuet es ainer auß ubermuet oder frävel, der ist umb 6 schilling 2 pfennig.“

Wer seinen Dienst nicht zur rechten Zeit entrichtet, der ist über nacht mit 72 Pfennigen, tut es einer aus Übermut oder Frevel, ist er mit 6 Schilling, 2 Pfennigen zu bestrafen.

  • „Alle die behauste güeter oder andere purgrechtgüeter haben under unserm genedigen herrn dem brobst und die verkaufen wellen, die sollen si dem aigen am ersten anfailen oder dem ambtman. der es uberfert, der ist zu wandl 72 pfennig; thuet es aber ainer mit frävel, so ist er nach aigens recht umb funf pfunt pfening.“

Alle, die  behauste Güter oder andere Burgrechtgüter haben unter unserem gnädigen Herrn, dem Probst, haben diese, sofern sie verkaufen wollen, diesem zuerst anfeilen, oder dem Amtmann. Der dies nicht einhält, hat 72 Pfennige, tut er es aber mit Frevel, so hat er nach des Stiftes Recht 5 Pfund zu bezahlen.

  • „Ob ainer stain auß den weingarten oder aggern würft und die nit bewart, alß oft er verclagt wierdt so ist er zu wandl umb 72 pfennig.“

Wenn jemand Steine aus dem Weingarten oder Acker wirft und diese nicht einsammelt, sofern er verklagt wird, zahlt 72 Pfennig.

  • „Ob ainer dem andern sein stetten abhant in dem weingarten oder andern guetern, alß oft er verclagt wierdt so ist er zu wandl 72 pfennig und den schaden abzutragen; thuet es aber ainer mit frävel oder ubermuet, der ist umb 6 schilling 2 pfennig und [den] schaden auch zu erben.“

Wenn einer dem anderen  seine Gstätt'n (Böschung) abgräbt im Weingarten oder anderen Gütern, zahlt, wenn er verklagt wird, 72 Pfennige, und den entstandenen Schaden, tut er es aber mit Frevel oder Übermut, zahlt er 6 Schilling, 2 Pfennige und den entstandenen Schaden.

  • „Ob ainer dem andern schaden thet mit seinem viech in aggern in weingarten in wisen oder in andern güetern, alß oft er beclagt wierdt so ist er zu wandl 72 pfennig und den schaden abzutragen.“

Wer dem andern mit seinem Vieh Schaden in Acker, Wiese, Weingarten oder anderen Gütern zufügt, zahlt, wenn er verklagt wird 72 Pfennige und den entsandenen Schaden.

  • „Ob ain fraw oder diern auf unsern grünten nach sant Geörgen tag ân erlaubnuß sahert oder graset im trait, die ist zu wandl 12 pfennig; thuet si es mer, ist umb 72 pfennig.“

Eine Frau oder Dirn, die auf des Stiftes Gründen nach St. Georgentag ohne Erlaubnis „sahert“ (sät?) oder grast im Getreide, zahlt 12 Pfennige, tut sie es weiter, dann 72 Pfennige.

  • „Ob sich ainß aines guets oder güeter understuent die nit sein wären, der ist zu wandl 72 pfennig; thuet es ainer mit frävel, so ist er umb funf pfunt pfening.“

Wer sich eines Gutes oder Güter bemächtigt, die nicht ihm gehören, zahlt 72 Pfennige, tut er es mit Frevel, dann 5 Pfund Pfennige.

  • „Wenn ainer uber rechte march paut, der ist zu wandl umb 72 pfennig; thuet es ainer mit frävel, so ist [er] umb 6 schilling 2 pfennig.“

Wer über die richtige Grenze baut, zahlt 72 Pfennige, tut er es mit Frevel, dann 5 Pfund Pfennige.

  • „Ob ainer dem andern mit pflieg oder wägen uber gebaut agger fert, der soll den schaden erben und geben zu wandl 72 pfennig.“

Wer dem andern mit Pflug oder Wagen über den Acker fährt, der soll den Schaden begleichen und 72 Pfennige bezahlen.

  • „Ob ainer in aines andern paumgarten gieng bei tag oder bei nacht und obß abbrech und austrieg ân erlaubnuß, begriff er in so soll er in pfenten und das pfant dem ambtman zuetragen, den schaden schetzen, zu erben, und ist zu wandl 72 pfennig.“

Wer in eines anderen Baumgarten geht und Obst abbricht und austrägt ohne Erlaubis, soll, wenn er ergriffen wird, gepfändet und das Pfand dem Amtmann übergeben werden. Dieser soll den Schaden schätzen und der Täter den Schaden ersetzen, sowie 72 Pfennige zahlen.

  • „Ob ainß holz auf den wisen triegen oder ab den paumen rissen oder schliegen die nit sein weren ân erlaubnuß, ist zu wandl 12 pfennig.“

Wer jemandem ohne Erlaubnis Holz auf die Wiese trägt oder Bäume ausreißt oder schlägt, die nicht ihm gehören, zahlt 12 Pfennige.

  • „Ob ainß dem andern auf den aggern oder andern güetern schaden thet, es wer auf waiz korn gersten habern kraut rueben hanif prein haiden hei gruemadt, nichts außgenumen, alß oft er begriffen wurt ist schuldig den schaden abzutragen und geben zu wandl 72 pfennig.“

Wer anderen auf den Feldern oder anderen Gütern Schaden anrichtet, sei es auf Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Kraut, Rüben, Hanf, Prein, Haiden, Heu, Grummet, nichts ausgenommen, hat, so oft er erwischt wird, den Schaden zu ersetzen und zaht 72 Pfennige Strafe.

  • „Ob der hieter zu weingarten etwen an ainem schaden begriff, der soll den pfenten und das pfant dem ambtman antworten und der schadt geschetzt werden, davon der hieter sein gerechtigkait haben soll, und der theter ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig oder man soll im das ohr abschneiden und darzue den schaden erben.“

Wenn der Hüter im Weingarten jemand antrifft der Schaden anrichtet, soll er diesen pfänden und das Pfand dem Amtmann überreichen, dieser soll den Schaden schätzen, dem Hüter davon seinen Lohn geben und den Täter mit 6 Schilling, 2 Pfennigen bestrafen oder er soll ihm das Ohr abschneiden und dazu den Schadenersatz einheben.

  • „Wer am sambstag uber rechte zeit zu weingarten arbeit, der ist zu wandl ain pfunt wachß zu dem gotzhauß.“

Wer am Samstag über die rechte Zeit hinaus im Weingarten arbeitet, der hat dem Gotteshaus ein Pfund Wachs zu zahlen.

  • „Ob ainer stosfelber abhacket, alß oft es geschiecht so ist [er] zu wandel nach aigens gerechtigkait umb funf pfunt pfening; deßgleichen von den geschlachten paumen, der si außgrüeb oder abhacket ist zu wandel funf pfunt pfening und den schaden zu erben.“

Wer Stoßfelbern (Korbweidenstecklinge[5]) abhackt, ist, sooft er es getan hat, nach eigener Gerechtigkeit mit 5 Pfund Pfennigen, desgleichen von den geschlägerten Bäumen (Korbweiden), wenn er sie ausgrübe oder abhacke, mit 5 Pfund Pfennigen zu bestrafen und er hat den Schaden zu ersetzen.

  • „Ob ainer dem andern mit frävel in sein holz zu schaden fuer, der ist zu wandl nach aigens rechten von iedem stamb 6 schilling 2 pfennig und den schaden abzutragen. deßgleichen ob ainer in unsers genädigen herrn des brobst panhölzer fuer, wo sein gnadt die hat, ân erlaubnuß, der ist von iedem stamb zu wandl funf pfunt pfening und erbt den schaden.“

Wer dem andern mit Frevel sein Holz zu Schaden fährt, hat für jeden beschädigten Stamm 6 Schillinge 2 Pfennige Strafe zu bezahlen, sowie den Schaden zu ersetzen. Desgleichen, wenn jemand ohne Erlaubis in des gädigen Herrn Probstes Bannhölzer fährt, egal wo diese sind, ist mit 5 Pfund Pfennigen zu bestrafen und er hat Schadenersatz zu leisten.

  • „Ob ain fraw oder diern oder ander leit stain oder aschen zu dem prun oder wasser trieg und darein wurf auch den aschen nit futer wiesch, ist zu wandl 12 pfennig. auch wo [si] todt katzen oder hunt oder anders stinkents aß darein wurfen, ist zu wandl 72 pfennig.“

Wenn eine Frau oder Dirn oder andere Leute Steine oder Asche zu dem Brunnen oder zum Wasser tüge und hineinwürfe, auch die Asche nicht wegwäscht, ist mit 12 Pfennigen zu bestrafen; auch wer tote Katzen oder Hunde oder anderes stinkendes Aas hineinwirft, ist mit 72 Pfennigen zu bestrafen.

  • „Wer besonder weeg oder steig macht uber ander güeter die nit von alter herkumen sein, ist zu wandl 72 pfennig.“

Wer über andere Güter besondere Wege oder Steige macht, die nicht von altem Herkommen sind,  ist mit 72 Pfennigen zu bestrafen.

  • „Wer ân erlaubnuß frembten leiten mist oder schäb hingibt, ist von iedem fueter zu wandl 12 pfennig.

Wer ohne Erlaubnis anderen Leuten Mist oder Schäb (Stroh) hingibt, hat für jede Fuhre 12 Pfennige Strafe zu zahlen.

  • „Ob der müllner auf unsern güetern nit recht müel und verklagt wurt, ist zu wandl 72 pfennig.“

Wenn der Müller auf des Stiftes Gütern nicht recht mahlt, und verklagt wird, hat er 72 Pfennige Strafe zu zahlen.

  • „Ob man auf unsern grünten ain bschaw hielt durch die nachbern und not deht marchstain zu setzen oder weeg oder gräbm zu machen und raumen, und ainer dasselbig ansagen oder sonst ander ruefen oder ansagen veracht, ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wenn auf des Siftes Gründen jemand Beschau täte und notwendig wäre, Marchsteine (Grenzsteine) zu setzen oder Wege oder Gräben zu machen und zu räumen, und einer dasselbige anzusagen oder sonst andere zu rufen oder ansagen  verachtet, ist er mit 6 Schilling, 2 Pfennigen zu strafen.

  • „Wer den gmain grunt oder pflanzsteig an sich zeucht ân erlaubnuß, ist zu wandl nach iedem nachbern 12 pfennig.“

Wer ohne Erlaubnis Gemeingrund oder Pflanzsteig an sich zieht, hat jedem Nachbarn 12 Pfennig zu zahlen.

  • „Wer ân erlaubnuß dem müllner uber den ablaß fert und holz aufzeucht, ist alß oft zu wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wer ohne Erlaubnis dem Müller über den Ablaß (Abfluß) fährt oder Holz pflanzt, hat für jedesmal 6 Schilling 2 Pfennig zu zahlen.

  • „Wer ân erlaubnuß im tradtfelt anpaut, ist verfallen der frucht oder zu wandl 72 pfennig.“

Wer ohne Erlaubnis im Getreidefeld (Dreifelderwirtschaft) anbaut, ist der Frucht verfallen oder er hat 72 Pfennige zu bezahlen.

  • „Wer kreiter oder würstecken abschlegt ân erlaubnuß, ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wer ohne Erlaubnis Kräuter oder Würstecken[6] abschlägt, hat 6 Schilling 2 Pfennige zu bezahlen.

  • „Ob ainer sein feuerstat nach der bschaw in 14 tagen nit pessert, soll im der ambtman mit den geschwornen oder wen er darzue verordent die feuerstat niderschlagen, deß sein sie unentgolten, und geb zu wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wer seine Feuerstatt nach der Beschau nicht binnen 14 Tagen ausbessert, dem soll der Amtmann mit den Geschworenen oder wen dieser verordnet, die Feuerstatt niederschlagen, das ist ihnen unentgolten und der hat 6 Schilling 2 Pfennige Strafe zu bezahlen.

  • „Ob ainß von seinem nachbern durch seine potten oder selbst feuer nemb und das nit bewaret, der ist zu wandl 12 pfennig. tregt aines frävenlich liecht bei der nacht unbewart, ist nach iedem nachbern 6 schilling 2 pfennig.“

Wer von seinem Nachbarn durch seinen Boten oder selbst Feuer holt und das nicht bewahrt (in einem Behältnis) ist mit 12 Pfennigen zu bestrafen. Trägt er frevelhaft Licht bei der Nacht unverwahrt, zahlt er jedem Nachbarn 6 Schilling 2 Pfennige.

  • „Ob ainem in seinem hauß ain feuer außkämb und kumbt nit weiter, ist zu wandl funf pfunt pfening; kumbt es aber weiter, ist er verfallen leib und guet.“

Wem in seinem Haus Feuer ausbricht und es „kommt nicht weiter“, der zahlt fünf Pfund Pfennige, kommt es aber weiter, ist er verfallen mit Leib und Gut.

  • „Wer ain viech, es sei ochsen küe kölber sa schof lemper vögl oder visch, ân erlaubnuß oder ansagen verkauft, ist umbsonst des viechß verfallen, so es noch verhanden ist; so es aber verkauft und verkumert ist, ist zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig ân alle gnadt.“

Wer Vieh, sei es Ochsen oder Kälber, Schweine, Schafe, Lämmer, Vögel oder Fisch ohne Erlaubis oder Ansagen verkauft, ist umsonst des Viehs verfallen, so es noch vorhanden ist, ist es aber verkauft und weg, zahlt er ohne Gnade 6 Schilling 2 Pfennige.

  • „Wer mit got fluecht oder schilt, ist ân alle gnadt zu straffen umb ain pfunt wachß zu dem gotzhauß oder soll offenbar ainen halben tag in der prechel oder creiz darfür steen; wer sich deß aber setzt, ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig; thuet es aber ainer mit frävel und ubermuet, ist dem vogt verfallen funf pfunt pfening ân alle gnadt.“

Wer mit Gott flucht oder schilt, ist ohne jede Gnade zu strafen um ein Pfund Wachs zu dem Gotteshaus oder er soll öffentlich einen halben Tag lang in der Brechel oder Kreuz dafür stehen; wer sich aber widersetzt, hat 6 Schilling 2 Pfennige zu zahlen. Tut es aber einer mit Frevel und Übermut, hat er dem Vogt 5 Pfund 2 Pfennige zu zahlen ohne jede Gnade.

  • „Ob ainer nit in eehaftigen panthäding ist alß oft man das besitzt, ist zu wandl 72 pfennig; thuet es aber ainer auß frävel oder ubermuet, ist umb 6 schilling 2 pfennig,“

Wer nicht zum „eehaften“ Banntaiding erscheint, ist mit 72 Pfennigen für jedes Mal zu bestrafen; tut er es aus Frevel oder Übermut, um 6 Schillinge 2 Pfennig,

  • „wenn wier die recht haben alle jar zwai oder drei eehaftige panthäding zu setzen ân gever, wann es unserm genedigen herrn dem brobst geföllig ist, daselbst der würdigen stift sant Anndree freihait und altsherkumen vermelt sollen werden, dabei dann gedachter herr brobst selber sein soll oder sein anwalt, deßgleichen alle die mit aigen ruck in das ambt gehörn oder die davon zu lehen haben, auch alle angesessen die ander lehenherrn haben sollen all in eehaftigen theding sein, darumb si auch aller freihait geniessen mügen alß wir; wer aber darin saumbig ist, den hat unser herrschaft darumb wie oben steet zu wandln. und wann man das panthäding halt, so soll ain ganz lehen dem ambtman 2 pfennig und ain halbß lehen oder hofstat 1 pfennig. und in solchem panthäding ob der lantrichter oder vogt ain anfiel und den clager nit stellen wolt, so soll er im sitzen umbsunst. deßgleichen ob sich ainer in offner schrann außredet umb welcherlei inzicht, der ist hinfür des unentgolden vor allen vögten und lantrichtern. so haben wir auch in solchem offenen theding drei sprach. und an der dritten sprach soll der ambtman bei unß sein und vermelden waß zu melden sei. und wer etwaß waiß und in dem theding nit fürbringt, wirdt man des hinfür innen, der soll es allain piessen. und weß wir im theding vergessen, das mögen wir in dem nachtäding melden ôn gever. es soll auch ain ieder wierth selbst in dem panthäding riegen waß in seinem hauß geschechen ist.“

weil das ehrwürdige Stift hat das Recht, ohne Gewähr, alle Jahre zwei oder drei eehaftige Banntaidinge zu setzen, wann es dem gnädigen Herrn Probst gefällig ist, woselbst die würdigen Freiheiten und altes Herkommen vermeldet werden sollen, dabei dann gedachter Herr Probst selber oder sein Anwalt sein soll, desgleichen alle, die „mit eigenem Rücken“ in das Amt gehören oder die davon zu Lehen haben, auch alle  Angesessenen, die andere Lehenherren haben, soweit sie die geichen Freiheiten genießen wie das Stift. Wer aber säumig ist, den hat die Stiftsherrschaft dafür wie oben zu strafen.           

Wenn man das Banntaiding hält, so soll ein Ganzlehen dem Amtmann 2 Pfennige, ein halbes Lehen oder eine Hofstatt 1 Pfennig zahlen.      

In solchen Banntaidingen, wo der Landrichter  oder der Vogt „einen anfiel“ und den Kläger nicht stellen will,  soll er umsonst sitzen. Desgleichen, wenn sich einer in offener Schranne   um alfällige Anschuldigungen „ausredet“ ( seine Unschuld beweist), der ist hinfür unentgolten vor allen Vögten und Landrichtern.    

Das Stift hat in solchen offenen Taidingen „drei Sprachen“ und an der dritten Sprach soll der Amtmann dabei sein un vermelden, was zu vermelden ist.   

Wer etwas weiß und im Taiding nicht vorbringt, und man bringt es in Erfahrung, der soll es allein büßen. Wessen das Stift im Taiding vergißt, das möge es im Nachtaiding melden ohne Gewähr. Es soll auch ein jeder (Haus-)Wirt selbst in dem Banntaiding rügen, was in seinem Haus geschehen ist.

  • „Welicher angesessen in unserm aigen, die auch ander lehenherrn haben. nicht in allen zimblichen dingen, in weeg in steeg in wait in wißmadt in paumen ze dorf und zu velt auch in zeinen und fridten und waß das dorf ân gever antrifft, nit mitleidig und gehorsamb ist dem ambtman und den geschwornen, wie von alter kerkumen ist, ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig.“

Wer in des Stiftes Eigen angesessen (seßhaft) ist, aber andere Lehensherren hat und nicht an allen ziemlichen Dingen, an Wegen, Stegen, Weide, Wiesmahd, an Bäumen zu Dorf und zu Feld „mitleidig“ (sich beteiligt), sowie gehorsam dem Amtmann und den Geschwornen, wie von altem Herkommen ist, zahlt 6 Schilling 2 Pfennige.

  • „Ob ain fraw oder junkfraw ainen beclagt umb notzwang oder beraubung irer ehr, so soll der ambtman mit den geschwornen nach im greifen, wo si in wissen auf dem guet, und dem lantrichter nach aigens recht alß ainen schedlichen antworten für das valthor. deßgleichen ob ainer oder aine in dem eebruch oder zauberei auch ainicherlei ketzerei begriffen offenbar wurt, ob die geistlichkait nit darinen handlen wolt, so mag der ambtman mit den geschwornen solichen oder solche erfordern und urlaub von den grunten geben, deß sein si hinfür unentgolten, oder soll es der obrigkait zu verdienter straff anzaigen“.

Wenn eine Jungfrau jemand beklagt wegen Notzwang oder Beraubung der Ehre, so soll der Amtmann mit den Geschwornen ihn ergreifen, wo sie in wissen auf dem Gut und dem Landrichter nach eigenem Recht als einen Schädlichen zur Verantwortung ziehen vor dem Falltor.

Desgleichen, wenn jemand dem Ehebruch oder der Zauberei, auch Ketzerei offenbar begriffen wird, wenn die Geistlichkeit nicht darin handeln will, so mag der Amtmann mit den Geschwornen die Person aufforden „Urlaub von den Gründen zu nehmen“, dann sind sie hinfür nicht mehr verantwortlich, oder sie sollen es der Obrigkeit zu verdienter Strafe anzeigen.

  • „Wer auf unsern grünten ân erlaubnuß jaget wilt oder aufstegket mit leimspintl oder mit schniern, ist zu wandl nach aigens recht funf pfunt pfening.“

Wer auf des Stiftes Gründen ohne Erlaubnis nach Wild jagd, Leimspindeln aussetzt oder Schnüre (Lasso, Schlingen) auswirft, auslegt, ist nach eigenem Recht mit 5 Pfund Pfennigen zu bestrafen.

  • „Welicher ain grunt bei dem gruntbuech aufempfecht und der dienst desselbigen grunts under 4 pfennig ist, so ist ablait ganzer dienst und anlait auch ganzer dienst; so aber der dienst ist uber 4 pfennig, so ist ablait halber dienst und anlait halber dienst.“

Wer einen Grund beim Grundbuch eintragen läßt und der Dienst des Grundes ist unter 4 Pfennigen, so sind sowohl die „Anlait“[7] als auch die „Aablait“ ein ganzer Dienst, ist aber der Dienst über 4 Pfennige so sind beide Abgaben ein halber Dienst.

  • „All wändl sein unsers genedigen herrn des brobst auf gnadt.“

Alle „Wändl“ (Zahlungen, Strafzahlungen) gehören dem gnädigen Herrn Propst auf Gande.

  • „Alle des gotzhauß underthanen die umb Lenngpach sitzen sein mautfrei, waß si von walt oder von markt kaufen und verkaufen, darumb si niemant damit zu beschwären hat wenig noch vill.“

Alle Untertanen des Gotteshauses (Stiftes), die um Lengbach sitzen sind mautfrei über das was sie von Wald oder Markt kaufen und verkaufen, darum darf sie  niemand beschweren, weder wenig, noch viel.

  • „Wer von des gotzhauß dienern oder dienerin waß kauft das nit sein ist sonder des gotzhauß, alß oft man das erfert oder erfragt und innen wierdt, es sei klein oder groß, ist es die wahr under 7 pfennig ist zu wandl 72 pfennig, ist es aber darüber und nit vill umb 6 schilling 2 pfennig, ist es aber uber ain halb pfunt wert umb funf pfunt pfening.“

Wer von des Gotteshauses Dienern oder Dienerin etwas kauft, das nicht sein ist, sondern des Gotteshauses, zahlt, sooft man es erfrägt und in Erfahrung bringt, sei es klein oder groß, sofern die Ware unter 7 Pfennigen wert ist, 72 Pfennige, ist es aber um einiges mehr, zahlt man 6 Schillinge und 2 Pfennige, ist der Wert aber über ein halbes Pfund so zahlt man 5 Pfund Pfennige.

  • „Wer ainen grunt vom gotzhauß innen hat und den dienst verlaugnet oder verschweigt und nit ansagt, ist dem brobst und dem vogt zu wandl funf pfunt pfening und [die] ausstänt der dienst zu bezallen darzue pflichtig.“

Wer vom Gotteshaus einen Grund inne hat und den Dienst verleugnet, verschweigt oder nicht ansagt, hat dem Probst und dem Vogt 5 Pfund Pfennige und die Ausstände der Dienste zu bezahlen.

  • „Wir haben die freihait das wir mügen fahren auf und ab, doch meniclich ân schaden.“

Das Stift hat die Freiheit „zu fahren auf und ab“, doch möglichst ohne Schaden.

  • „Das niemant ân erlaubnuß sein viech, klain oder groß, in ain frembte hert zuetreiben soll, oder ist des viechß verfallen.“

Niemand darf sein Vieh, klein oder groß, in eine fremde Herde zutreiben, oder er ist des Viehs verfallen.

  • „Wir haben das recht das unser genediger herr der brobst kainen edlman mit behausung under uns nider solt lassen, wann si in der gmain hain mitleiden mit robait steuer und gräbm mit friden und zeinen wellen halten.“

Das Stift hat das Recht, daß der gnädige Herr, der Probst keinen Edelmann mit Behausung unter sich niederlassen soll, wenn dieser nicht in der Gemeinde „mitleidet“ (sich beteiligt) mit Robot, Steuer, und Gräben, und mit Einfriedungen und Zäunen.

  • „Welicher holt oder holtin ân erlaubnuß haimblich von seinem gmachel und behausung weeg geht, ist seines thailß des hauß und güeter ligunt und varunt dem gotzhauß verfallen auf gnadt.“

Ein Holder oder eine Holdin (Herrschaftsuntertan/in) der/die ohne Erlaubnis von seiner Wohnung oder Behausung weggeht (das Herrschaftgebiet veräßt), dessen Teil des Hauses und der Güter sind dem Gotteshaus verfallen, ohne Gnade.

  • „Wir haben auch bevelch und recht von kun. maj. unserm allergenedigisten herrn und lantsfürsten etc. das niemant neu greften und sätz der weingärten hinfür oder füran machen soll bei vermeidung hochgedachter kun. maj. ungnadt und schwerer straff, darzue zu peen verfallen sein von iedem viertl zwai pfunt pfening ân alle gnadt, auch den satz widerumb außzureiten pflichtig sein.“

Das Stift hat auch Befehl und Recht, von seinem Herrn, seiner allegnädigsten königlichen Majestät, dem Landesfürsten etc., daß künftig niemand Weingärten (greften[8] und sätz) neu anlegen darf, ansonsten droht ihm hochgedacher Majestäten Ungnade und schwere Strafe, dazu Pein (Folter) und von jedem Viertel 2 Pfund Pfennige ohne alle Gnade, auch muß der Satz wieder ausgerissen werden.

  • „Welcher underthan wein oder pier leigebt oder schenkt, die sollen wenn man leiten wiert, alß ungeverlich zwischen neun und zehen uhr oder stunt, niemant darüber sitzen und spillen lassen noch wein außgeben, dann die nacht ist niemants freunt und geschiecht vill ubels bei der nacht, solchem fürzukumen. welcher wierth oder haußsessiger darüber betreten und ungehorsamb erfunden, der oder dieselbigen soll der richter sambt den gesten in die gehorsamb nemen und fenclichen in den stock und eisen setzen und darzue unserm genedigen herrn alß gruntobrigkait das wandl verfallen sein.“

Ein Untertan, der Wein oder Bier „leutgibt“ oder ausschenkt, der soll, wenn die Glocken geläutet werden, ungefähr zwischen neun und zehn Uhr Sperrstunde machen. Darüberhinaus  darf niemand sitzen oder spielen, noch darf Wein ausgegeben werden, denn die Nacht ist niemandes Freund und es geschieht viel übles bei der Nacht, um diesem vorzukommen.   

Welcher Wirt oder Haussässige darüber betreten wird, und ungehorsam befunden, denselbigen soll der Richter samt den Gästen in die Gehorsam nehmen und festnehmen, in den Stock und Eisen setzen und die Strafzahlung dazu soll dazu dem gnädigen Herrn Probst verfallen sein.

  • „Wo aber der richter in solchem unachtsamb und nachlässig erfunden, der soll ebenermassen gestrafft und das wandl zu geben schuldig sein.“

Wird aber der Richter in diesen Dingen unachtsam oder nachlässig befunden, soll er ebenermassen gestraft und die Strafzahlung leisten.

  • „Wer dem richter alß oft er in erfordert nit gehorsamb ist und erscheint, der ist zu wandl 72 pfennig.“

Wer dem Richter nicht gehorsam ist und bei dessen Vorladung nicht  erscheint, hat, sooft das vorfällt, 72 Pfennige zu zahlen.

  • „Wer ainem verbotne wort zuesetzt und etwaß bezeicht und dasselb nit kan darbringen, ist zu wandl funf pfunt pfening zween schilling.“

Wer jemand verbotene Worte zusetzt und etwas behauptet, das er nicht beweisen kann, hat 5 Pfund Pfennige Strafe zu bezahlen.

  • „Wer aine zu untrew oder eebruch nöttigen will, soll der obrigkait verfallen sein funf pfunt pfening auf gnadt oder zweenunddreissig gulden ohne gnadt.“

Wer eine (Frau) zur Untreue oder zum Ehebruch nötigen will, der ist der Obrigkeit verfallen mit 6 Pfund Pfennigen auf Gnade oder 32 Gulden ohne Gnade.

  • §“Deß sein unser rechten, freihaitn und alts herkumen, lenger dann menschen gedächtnuß gehalten nach der fürsten von Österreich reichlicher begabung, privilegien und bestätung, [damit] unser genediger herr brobst zu sant Anndree an der Traisen begabt und begnadt, alß die kaiserlichen und küniclichen brief und bestattung außweisen."

Das sind des Stiftes Rechte, Freiheiten und altes Herkommen, länger als das Menschengedenken nach der Fürsten von Österreich reichlicher Begabung, Privilegien und Bestätigung, (damit) unser gnädiger Herr Probst zu St. Andree an der Traisen begeben und begnadet, wie die kaiserlichen und königlichen Briefe und Bestätigungen ausweisen.“

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Standort Öst. Nationalbibliothek

Unterstockstall 1600 – 1700

Gustav Winter NÖ Weistümer, Teil 2 1896 S 624-632, Nr. 95 (Edition)

Der Originaltext ist auch auf Rechtsaltertümer Online - IMAREAL (sbg.ac.at) veröffentlicht.

[1]   Da kein „leiblicher“ Bruder des Walter von Traisen Namens Otto bekannt ist, dürfte es sich hier wohl um Otto II. von Rehberg,  den 2. Gatten der Perchta = Berta von Traisen, Schwester Walters handeln, siehe auch Herrschaft St. Andrä (hf-kirchberg.at)

[2]   Pfennig siehe Pfennig – Wikipedia  ; Im österreichisch-bayrischen Raum waren bis ins 16. Jh.: 1 Pfund = 240 Pfennige; 1 Schilling = 30 Pfennige. Pfund und Schilling waren keine geprägten Münzen, sondern Recheneinheiten. Siehe Dr. Christina MOCHTY-WELTIN „Praxis der Hausforschung, vom Grundbuch zur Häuserchronik“.

[3]   Zaun, der von den Anwohnern errichtet und erhalten werden mußte; er diente sowohl zum zeitweiligen Schutz bestimmter Gebiete (z. B. Wiesen), als auch als Gemarkungsgrenze siehe banfried – Frühneuhochdeutsches Wörterbuch (fwb-online.de)

[4]   siehe auch: Schandgeigen - Forum OÖ Geschichte (ooegeschichte.at) ; Lästerstein – Wiktionary Pagsteine wurden der Übeltäterin entweder mittels eine Kette oder Riemen an den Hals gehängt, oder er wurde in einem Tuch über dem Rücken oder auf dem Kopf getragen. Der Stein wurde allgemein sichtbar aufgehängt, z.B. am Pranger oder an der Kiche etc.

[5]   Die Korbweide war insofern wichtig, da die biegsamenTriebe zum Korbflechten und die stärkeren Triebe zum Zaunflechten benötigt wurden.

[6]   Würholz = Holz, Gesträuch? z. B. zur Sicherung der Wehr einer Mühle, siehe Joseph von HAMMER-PURGSTALL – Die Gallerin auf der Riegersbug, Teil1- Die Burgfrau und das Erbfräulein,  S. 42 https://books.googleusercontent.com/ 13.04.2021 

[7]   Anlait oder Ablait =Laudenium oder Handänderungsgebühr, siehe  Ehrschatz – Wikipedia 13.04.2021 Ablait: Steuer bei Wegzug eines Bauern; Anlait: Grundherrschaftliche Abgabe bei Besitzwechsel, siehe Genealogisches-Woerterbuch.pdf (museum-in-der-schule.at)  13.04.2021

[8]   Grefte = Grube zur Aufnahme eines Weinsetzlings, siehe Grefte (Deutsches Rechtswörterbuch - DRW) (uni-heidelberg.de)

 Andreas Nowotny
17.04.2021