Kapelle zum Hl. Urban

  

 

Die erste Erwähnung einer Kapelle in Unterstockstall findet sich in einem Brief des Pfarr-Administrators Peter Anton Nuck. Das Datum, 20.5.1729, das sich mit der Amtszeit von Pfarrer Nuck in Kirchberg, von 1715 – 1739, deckt, wurde später hinzugefügt. In diesem Brief teilt er dem fürst-erzbischöflichen Konsistorium in Wien mit, dass die Unterstockstaller unerlaubterweise eine Kapelle errichtet hätten und er legt der Behörde nahe, der Gemeinde nicht auch noch zu erlauben, einen Glockenturm zu erbauen, da sie ohnehin die Glocken von Kirchberg hören könnten. 

Im Jahr 1747 schreibt das Domkapitel zu Passau an den Reichsfürsten in derselben Sache. Die Einwände gehen hier noch weiter: So befürchtent man Einbußen der Kirchberger Kirche bezüglich letztwilliger Verfügungen reicher Gläubiger und weiters, dass der Probst des Klosters St. Andrä an der Traisen, der die Dorfherrlichkeit inne hat,  Bettelmönche senden könnte, die hier um Almosen bitten könnten. Das Domkapitel ist der Meinung, dass die Kirchen von Kirchberg und Königsbrunn für die Unterstockstaller nahe genug sind. 
Den genauen Wortlaut der Briefe finden sie hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/unterstockstall/briefe-dioezesanarchiv   

In der Josephinischen Landesaufnahme um 1780 ist am jetzigen Platz bereitseine Kapelle eingezeichnet. 

Anlässlich eines Rechtsstreites über die Bewässerungsdauer für die einzelnen Hausbesitzer wurde in einem Dokument der Herrschaft Winkelberg folgendes festgestellt: „Im Jahre 1804 wurde aber ausnahmsweise den Bauern Ferdinand List, und Josef Mann die Benützung des Baches durch 1 ½ Tag gegen das zugestanden, daß sie zum Bau der Kapelle im Dorfe die Ziegel auf ihren nebeneinander auf dem Mitterberg liegenden Aekern schlagen lassen….“ 

Franz Xaver Schweickhardt schreibt dazu in seiner Topographie: Besondere Merkwürdigkeiten sind hierselbst keine zu treffen, blos eine gemauerte Capelle ist vorhanden, mit einer Uhr und Glocke, welche seit dem Jahre 1803 besteht, und der Gemeinde zu gewöhnlichen Andachtsübungen dienet.“ – Das heisst, dass eine neue  Kapelle kurz nach 1800 erbaut und mittlerweile auch ein Turm genehmigt worden war.

Die Kapelle ist ein schlichter Bau mit Flachdecke und vorgezogenem Westturm mit Pyramidenhelm.  Das Altarblatt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zeigt die Heilige Dreifaltigkeit. Seitlich befinden sich Flachbogenfenster. Über dem Portal prangt in großen Lettern die Jahreszahl MDCCCLXXX - also 1880 - es ist anzunehmen, dass in diesem Jahr eine größere Renovierung stattfand. 

Die erste Eintragung in der Pfarrchronik, betreffend die Kapelle von Unterstockstall, findet sich erst im Jahre 1856 anlässlich der Visitation von Kardinal Joseph Othmar Ritter von Rauscher: „In der Pfarre Königsbrunn, welche der Zug zuerst berührte, besuchten Se Eminenz die dortige Kirche, so auch die Kapelle in Unterstockstall bey welcher eine Triumphpforte war. Als  Hochderselbe bey dem Austritte aus der Kapelle einigen Kindern nach seiner liebevollen Weise das Zeichen des Hl. Kreuzes auf die Stirne machte, gab das Anlaß zu einer rührenden Scene. Denn alsobald eilten die anwesenden Mütter hinweg und brachten ihre Kinder auf den Armen herbey, um für dieselben um die gleiche Gnade zu bitten, die ihnen auch allen zu Theil wurde. Endlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung gegen Kirchberg zu, von wo bereits die Pöllerschüße sich weithin hören ließen.“ 

Nachdem die Kapelle im Jahr 1920 neuerlich renoviert worden war, erhielt sie ein Jahr später endlich auch die Messlizenz: „Mit Bewilligung des e. Ordinariates Wien ddo 11./6. 1921 Z 3719 wurde für den Urbanitag i.e. 25. Mai jedes Jahres in der Kapelle Unterstockstall die Feier des hl. Meßopfers gestattet, was die brave Gemeinde sehr freute. Die Kapelle wurde im Vorjahre schon renoviert…. Am Donnerstag den 3. Juni wurde der Pfarrer in der Gemeinde,  von der Schuljugend empfangen und hat das hl. Meßopfer für die Gemeinde gebracht.“ 

1946 erhielt die Kapelle eine Ersatzglocke für jene, die sie während des Krieges hatte abgeben müssen, ein Jahr später wurden noch zwei „zinnlose“ dazugekauft.

Zu dieser Zeit wollte der Pfarrer von Königsbrunn die Unterstockstaller Gemeinde seiner Pfarre einverleiben, es gab eine Abstimmung darüber, bei der aber nur 3 Personen, die vorübergehenden Aufenthaltes waren, für Königsbrunn stimmten. Da dieser Pfarrer nun den Unterstockstallern den Kirchengang in Königsbrunn verleidete, entschloss  sich der Pfarrer von Kirchberg, allsonntäglich eine hl. Messe in der Filiale zu feiern. Mit großen Opfern wurde von der Gemeinde alles Nötige für die Feier der hl. Messe angeschafft, wobei der Paramentenverein von Wien besonders behilflich war. 

1951 besuchte Theodor Kardinal Innitzer die Kapelle, worüber in der Pfarrchronik folgendes vermerkt wurde: „Nach dem Eminenz noch Unterstockstall und die Filialkirche daselbst besucht und dieser Kirche, wo jeden Sonn- und Feiertag, eine hl. Messe gelesen wird, die Erlaubnis zur ständigen Aufbewahrung des allerheiligsten Sakramentes gegeben hatte, nahm er bewegt von uns Abschied, um nach Wien zu fahren.“ 

Im Jahr 1948 war beschossen worden, die Kapelle neuerlich zu renovieren und zu vergrößern. Dieses Projekt wurde 1953 abgeschlossen. Zur Einweihung erschien Dechant Matthias Hutter: „Der Peter- u. Paulstag war ein Festtag für die Gemeinde Unterstockstall. Obwohl Se. Eminenz schon einen anstrengenden Vormittag hinter sich hatte – Priesterwehe in St. Stephan – kam er am Nachmittag gerne der Einladung zur Einweihung der vergrößerten Filialkirche in Unterstockstall nach. Besondere Verdienste hat sich neben H.H. Kaplan Loidolt, der so manche Arbeiten selber ausführte, der Bürgermeister der Gemeinde, Karl Ecker erworben.“ 

Seien Exzellenz Dr. Franz Jachym visitierte die Kapelle am 19. Mai 1958.  

Am 19. Juni 1966 besuchte Franz Kardinal König im Zuge der Visitation der Kirchberger Pfarre auch diese Kapelle:  „Mit großer Begeisterung, herzlich und liebevoll wurde der Oberhirte in allen Orten der Pfarre begrüßt. …. Die Gemeinden Unterstockstall und Mallon hatten in eigener Regie die Gotteshäuser restauriert.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Der Kirchenpatron

Der Heilige Urban I. (= der Städtische, der Höfliche) war von 223 – 230 Papst in der Regierungszeit des Kaisers Alexander Severus, der den Christen gegenüber tolerant eingestellt war. Aus seinem Pontifikat ist wenig überliefert. Er soll aber als Märtyrer gestorben sein.

Er wird in Pontifikalkleidung mit Buch und Kreuzstab dargestellt, oft mit einer Traube. Er ist der Schutzpatron der Weinhauer und der Weingärten,  gegen Trunkenheit, Gicht, Frost und Gewitter.  Die Funktion als Schutzpatron der Winzer wurde ihm aufgrund einer Verwechslung mit dem heiligen Urban von Langres (F)  zuteil, der sich vor seinen Verfolgern hinter einem Weinstock verborgen hatte – eine andere Auslegung besagt, dass um seinen Gedenktag am 25. Mai die Trauben blühen

Bilder und Statuen

  
Maria von der immerwährenden Hilfe 

  
Herz Jesu

Diese beiden Relifbilder befinden sich an der rechten und linken Wand der Kirche. Sie wurden im Jahr 1903 von den Familien Strictius und Riedl gespendet.

  
Der hl. Johannes Nepomuk und der Hl. Florian

 

 

Quellen:
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Unterlagen der Familie Greil
Diözesanarchiv Wien

 

Juni 2014
Maria Knapp