In der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember brachen, wie man dem „Welt-Blatt“ aus Stein schreibt, einige Gauner in die derzeit unbenützte Wohnung der Frau Baronin Elise v. Dersecyi auf Schloß Hofarnsdorf im ersten Stockwerke ein und enttrugen daraus Einrichtungsstücke und sonstige Fahrnisse im Werthe von einigen hundert Gulden. Vorher hatten die Strolche dem Herrn Franz Salomon von Spitz eine Leiter gestohlen, welche sie zum Einsteigen in die Wohnung der Baronin benützten, um dann mit ihrem Raube in eine Waidzille auf der Donau zu flüchten. Der Gendarmerie-Kommandant von Mautern, Wachtmeister Hilger und der Führer Pawblitschko stellten sofort Nachforschungen nach den Flüchtigen an, doch gelang es ihnen erst am 25. Dezember zu Altenwörth zweier dieses kecken Diebstahls verdächtigen Individuen, namens Rasimer und Franz Huber habhaft zu werden. Der Letztere wurde erst kürzlich aus der Strafanstalt Stein entlassen und durch Empfehlung in Altenwörth als Fischer und Schiffer bedienstet. Er miethete dortselbst ein Zimmer, wozu er selbstverständlich eine Einrichtung und Ausstattung bedurfte, und da ihm seine Geliebte in Loosdorf kein Geld zu dieser Einrichtung gab, suchte und fand er in dem einsamen Schlosse zu Hofarnsdorf die beste Gelegenheit, sich dieselbe mit Bettzeug usw. zu verschaffen. Damit wollte er ein „besseres Leben“ beginnen und fort vom Orte seiner nächtlichen Thätigkeit sich häuslich einrichten und heiraten. Allein die genannten Gendarmen lieferten den rückfälligen Sträfling sammt Einrichtung und Ausstattung per Wagen an das k.k. Bezirksgericht zu Mautern, von wo der bald wieder nach der verlassenen Zelle in Stein zurückkehren dürfte.

Quelle: (Neuigkeits) Welt Blatt vom 4.1.1877
 

August 2020
Maria Knapp