Kniffe beim Pferdehandel

Aus Kirchberg am Wagram wird dem „Welt-Blatt“ berichtet: Ein Gastwirth aus einem am rechten Donauufer gelegenen Städtchen kaufte vorlängst von einem herabgekommenen, ritterlichen Kleingrundbesitzer ein Pferd, sammt Geschirr und einspännigem, netten Wagen, zusammen um 95 Gulden.

Da dieser Gastwirth das Pferd nicht brauchen konnte, so ließ er durch einen Mann dasselbe nach Kirchberg am Wagram zum Markte führen und feilbieten. – Der Pfiffikus fuhr des andern Tags selbst dorthin, und als er sah, daß ein Bauer an dem Pferde Gefallen fand, trat er zu seinem Pferdetreiber heran, fragte denselben, ob das Pferd nicht vom Herrn Grafen N. sei, lobte die Race und die Eigenschaften des Pferdes und bot hiefür den Betrag von 145 Gulden an. – Der Bauer aber wollte nun auch im Besitze des angeblich gräflichen Pferdes sein und bezahlte dasselbe im Nu mit 150 Gulden. – Der Wirth und sein Pferdetreiber lachten in’s Fäustchen, und bedauerte Ersterer zum Scheine, für sein eigenes Pferd nicht gleich 150 Gulden geboten zu haben. So werden heut zu Tage auch schon am Lande Geschäft gemacht.

Quelle: (Neuigkeits)Welt-Blatt vom 5.7.1877, veröffentlicht in ANNO
 

September 2020
Maria Knapp