Gemeindehaus Winkl, Nr. 2
Die Gemeinde Winkl besaß 3 Häuser:
Das Armenhaus neben der Kirche, Nr. 1
Das Haus für den Mesner, Nr. 2
Das Halterhaus, Nr. 34
Das Haus Winkl Nr. 2 befand sich vor der Koniferenallee, die zum Friedhof und zur Kirche führt. Die Nähe zur Kirche war beabsichtigt, wohnte doch hier lange Zeit der Mesner, bzw. der Totengräber. Um 1783 findet sich hier sogar ein Lehrer! Das Anwesen gehörte zur Herrschaft Grafenegg.
Die Bewohner
1771
stirbt hier Rosalia, die Frau des Hauers Joseph Beer mit 35 Jahren.
1783
stirbt Anna Maria, die Ehefrau von Jakob Lehner mit 56 Jahren. Jakob wird als Ludimagristri (Lehrer) und Sator (Schneider) bezeichnet.
Jakob Lehner heiratet noch im selben Jahr wieder und zwar Katharina, die Tochter des Bauern Sebastian Reynagl aus Winkl.
1785
heiratet Johann Holzmann, 25 J., Sohn von Daniel und Regina Holzmann, Bindermeister aus Marckberg in Oberösterreich, Katharina, 24 J., die Witwe des Jakob Lehners, Mesner. – Das der Lehrer auch Mesner war, war überall Usus.
1786
wird Johann Holzmann anlässlich der Geburt eines Sohnes als angestellter Schullehrer bezeichnet, was offensichtlich falsch war, und noch auf den vorherigen Mann seiner Frau Katharina zurückzuführen gewesen sein dürfte.
1787
In der Josephinischen Fassion von 1787 wird das Haus als „Leithhauß od Mösnerhaus“ bezeichnet
1793
Johann Holzmann, Fassbinder und Witwer, 37 Jahre, heiratet Anna Maria Ledermüllner, 31 Jahre, hinterlassene Witwe von Franz Engelmann von Winkl 30 und zieht dort hin.
Um 1795
wohnt hier Joseph Martin, Inwohner und seine Gattin Anna Maria geb. Stich.
1806
Rosalia, Witwe des Michael Lederer, 27, heiratet den Joseph Söllner aus Neustift.
1831
Im Franziszeischer Kataster ist das Haus als Gemeindehaus eingetragen.
1881
In der Pfarrchronik von Kirchberg ist vermerkt: „Noch sei bemerkt, daß den früheren Kirchendiener der Schlag getroffen und an seine Stelle der Nachtwächter von Winkl, Josef Exinger eintrat dem eine freie Wohnung im Cernitzschen Spitale überlassen wurde.“ Dieser wohnte vorher wahrscheinlich auch in diesem Haus.
1888
Anlässlich des Todes seines Sohnes Josef wird Johann Schneider in den Pfarrmatriken als Nachtwächter bezeichnet. Er ist schon im Haus Winkl 2 wohnhaft, wogegen die Familie früher in den Häusern 16 und 17 als Inwohner lebte.
1890
stirbt hier der verheiratete Inwohner Ferdinand Exinger im Alter von 81 Jahren.
1896
Sohn Josef Schneider (3.) wird geboren. Es war üblich, die Namen verstorbener Kinder wieder zu verwenden.
1898
Schneider Franz (geb.1885) wird bei der FF Winkl als Taglöhner geführt. Er heiratete später nach Königsbrunn.
Im 20. Jahrhundert wurde das Haus ausschließlich von der Familie Schneider bewohnt
Familie Johann Schneider um 1910 - Josef Schneider bei der Musterung, 1. Weltkrieg
1922
Josef Schneider (1896 – 1965) heiratet Maria Danzer von Winkl 17 (1898 – 1976).
1923
wird die einzige Tochter Maria geboren.
1926 Da das Haus der Gemeinde gehört, wird es von dieser laufend in Stand gehalten, so auch in diesem Jahr, wo es samt der Stallung renoviert wurde. |
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Tochter Maria vor dem Haus | ![]() |
Maria, genannt „Midi“ im Hof des Hauses mit dem Nachbarn Karl Wimmer im Sommer 1942. Er ist 1944 gefallen. |
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1952
Da Josef Schneider bei der Gemeinde angestellt ist, zahlt diese auch die Krankenkasse für ihn ein. Im Zuge dessen wird folgende Entlohnung für ihn angeführt
¾ Joch (Steinacker) |
360,--S |
Teile: (hintaus, neben der Hainzlwiese) |
360,--S |
Grasteile |
120,--S |
Miete |
600,--S |
Für Läuten |
240,--S |
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1.680,--S |
1956 1962 1963 von li: Maria Schneider, ihre Schwester Barbara, ?, Josef Schneider |
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Tochter Maria in Hebammentracht.
Alle Fotos: Familie Schneider, Königsbrunn
1964
Die einzige Tochter des Ehepaares, Maria, Hebamme in Wien, stirbt.
1965
Josef Schneider stirbt.
1967
Der GR beschließt einstimmig, dass Frau Maria Schneider so lange sie lebt, im Haus Nr. 2 das unentgeltliche Wohnrecht hat. Dieser Beschluss wurde in Anbetracht der Verdienste, die sich die Familie Schneider durch ihre Arbeit im Dienste der Gemeinde seit fast 100 Jahren erworben hat, gefasst.
Das Haus wurde später an Frau Schneider gekauft.
Foto: Das bereits leerstehende Haus um 1980
Foto: Herbert Grill, Winkl
1976
Maria Schneider stirbt.
Derzeit
Ein Neffe der Familie hat das Anwesen geerbt und einen Obstgarten mit Gartenhaus angelegt.
Das Grundstück im Jahr 2011
Quellen:
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
Sitzungsprotokolle der Gemeinde Winkl 1926 – 1967
Dokumente der Familie Schneider, die mir freundlicherweise von Herrn Manfred Schneider zur Verfügung gestellt wurden.
Schulchronik Winkl 1948 - 1966
August 2013
Maria Knapp