Der Kirchberger Heimatforscher Dr. Rudolf Delapina (1883 - 1965) hat neben der Erforschung der Gemeinde Kirchberg u. a. auch zwei Bücher mit insgesamt über 500 Seiten über die Herren von Winkl verfasst. Der Übersichtlichkeit halber sind die Texte auf verschiedene Artikel aufgeteilt.


 

Als Dienstmannen (Ministerialen) der Babenberger  und dann der Habsburger) waren die Herren von Winkel zum Dienst am Hof des Markgrafen und im Kriegsfalle zur Gefolgschaft zu Pferde, mehrere Ritter und Knappen zur Seite, verpflichtet.

Mit Ausnahme des Berichtes über die Teilnahme Ortliebs von Winchel am III. Kreuzzug unter Leopold V. (1177 – 1194) gibt uns jedoch keine Urkunde Nachricht, wieweit die Herren von Winkel in die kriegerischen Ereignisse ihrer Zeit hineingezogen wurden. Da wir aber die Herren von Winkel öfters im Gefolge der Babenberger Markgrafen bzw. Herzoge, bei Gerichtstagen und Beurkundungen antreffen, waren sie sicher auch als deren Ministerialen Teilnehmer an deren Kriegszügen. So dürften sie sicherlich an den Kämpfen beteiligt gewesen sein, als böhmische Kriegerscharen im Kampf gegen den mit Friedrich Barbarossa verbündeten Herzog Heinrich Jasomirgott die Gegend bis an die Donau verwüsteten.

Von den Kuenringern ist überliefert, dass die Brüder Albero und Heinrich von Kuenring auf Seite Rudolfs von Habsburg 1278 an der Schlacht bei Dürnkrut teilnahmen und Albero den Tod auf dem Schlachtfeld fand. Über die Herren von Winkel liegt kein Bericht vor.

Ebenso, als zur Zeit der Hussitenkriege die eingebrochenen Scharen das Land bis zur Donau bekämpften, (1425 – 1432) zumal sich die Besitzungen der Winkler zum größten Teil im Viertel ober und Viertel unter dem Manhartsberg befanden.

Wir haben auch keine urkundlich belegte Kenntnis, wieweit die Winkler am politischen Geschehen der Zeit beteiligt waren. Die Ministerialen, die in der ersten Zeit ihrem Landesherren gegenüber noch eine fast gänzlich rechtlose Stellung einnahmen, hatten zwar seit dem Investiturstreit – 1122 – das Recht erlangt, an den Angelegenheiten des Landes teilzunehmen, und ihre Stellung hiedurch im Lande gehoben. Obwohl oft reich und mächtig, waren sie aber immer noch nicht mit den Rechten der Vollfreien ausgestattet.

Der Unterschied zwischen Grafen und Freien einerseits und den Ministerialen andererseits wurde unter den letzten Babenbergern zwar nicht mehr so streng aufrechterhalten, so dass schon öfters Heiraten zwischen dem höheren und niederen Adel vorkamen. Die Kinder aus diesen Ehen waren aber immer noch nicht erbberechtigt an den Gütern des freien Teils. Noch immer war es den Ministerialen nicht gestattet, ohne landesfürstliche Genehmigung Güter zu verkaufen oder zu tauschen oder zu verschenken. Das Streben der Ministerialen ging daher dahin, diese Fesseln zu sprengen und gegen den Landesherrn eine unabhängige Stellung zu erlangen.  

Bereits 1145 war es zu selbständigen Regungen der Ministerialen gekommen. 1230/31 kam es unter Anführung der Kuenringer Hadmar II von Kuenring zu Aggstein und Dürrenstein (als Stützpunkt) und Heinrich III. von Kuenring zu Weitra (als Stützpunkt) zum Aufstand, denen die Herren von Falkenberg, von Sunnberg, Schönberg, Zebinge, Puchberge, Truchse und viele andere mit ihren zahlreichen Dienstmannen und Reisigen zur Seite standen. Der Kampf gegen Herzog Friedrich II. den Streitbaren entbrannte am heftigsten gerade im nördlich der Donau gelegenen Teil des Landes. Damals steckten die Kuenringer Krems und Stein in Brand, da sie es nicht erobern konnten. Doch Friedrich blieb Sieger. Die Ministerialen unterwarfen sich und erhielten Gnade. Die Klöster, soweit zum passauer Bistum gehörig, hatten sich Friedrich zur Seite gestellt und im Verlaufe der Auseinandersetzung große Verwüstungen erlitten. Ob die Herren von Winkel bei diesen wiederholten Konflikten ihrer Standesgenossen mit dem Landesherren diesem zur Seite standen oder sich auf die Seite ihrer Standesgenossen schlugen, darüber haben wir keine Nachricht. Die engen Beziehungen zur letzteren, anderen Seite, wie wir sie immer wieder in den Urkunden als Zeugen genannt finden, mit denen sie im Laufe der Zeit teils Verwandtschaft, teils Schwägerschaft verband, spricht für den Anschluss an ihre Standesgenossen.

Auch hören wir, dass gerade um jene Zeit sich ein Ortlieb von Winchel als besonders rühriger und auf seinen Vorteil bedachter Herr zeigte und wegen der Vogteirechte über St. Stephan am Wagram im Jahr 1222 mit dem Domkapitel Passau und wegen der Vogteirechte über Absdorf – Kirchhaim im Jahre 1225 mit dem Kloster Niederaltaich im Streite lag. Es ist daher anzunehmen, dass auch die Winkler in den Streit der Parteien hineingezogen wurden.

 

Aufwertung der Stellung

Während des österreichischen Interregnums, 1246 – 1281, erlangten die Ministerialen schon eine Stellung, die sie den wenigen Grafen und Freien des Landes fast vollkommen gleichstellte. Mit der Zeit verschmolzen die früheren unfreien Dienstmannen, Ministerialen des Landesfürsten, allmählich mit den alten Grafen und freien Geschlechtern zum Herrenstand, während ihre Dienstmannen den nächsten wehrhaften Stand – die Ritter (Ritter und Knappen = Knechte) bildeten.

Die Geschichte erzählt von einem Landtag in Trübensee, wo nö. Stände im Jahr 1261 zusammentraten, um über die Besetzung des Landes nach dem Aussterben der Babenberger zu beschließen Man einigte sich schließlich auf Ottokar. – Von der neueren Forschung bestritten. –

Nach dem Fall Ottokars blieb Rudolf I. von Habsburg noch 3 Jahre im Lande. 1282 belehnte er seine Söhne Albrecht und Rudolf mit dem Herzogtum Österreich und Steiermark. Schließlich wurde Albrecht mit der Landesregierung betraut. Um seinem Sohn Albrecht in Österreich eine sichere Stütze zu verschaffen, gab ihm Rudolf I. eine beratende Körperschaft zur Seite, welche aus ungefähr 20 Adeligen (Grafen und Ministerialen) bestand. Genannt werden folgende Namen: von Schaumberg, von Hardegg, von Haslau, von Perchtoldsdorf, von Meissau, 2 Brüder von Chunring, von Pillichsdorf, von Kapellen, von Sommerau, von Sonnberg, von Pottendorf, 2 Brüder von Ebersdorf, von Landeser, von Lerigbach, von Taufers, von Ulrichskrichen. Die Herren von Winkel finden wir nicht in dieser Körperschaft.  Der rührige Ortlieb von Winchel war schon vor 1274 verstorben, seine beiden Söhne Ortlieb und Hadmar von Winchel zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch zu jung.
Quelle: (Dr. Tomaschek: Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien: 1897 I. Bd. Nr. XIX S. 64. – Mitteilungen des Inst. f. öst. Geschichtsforschung XII. Bd. 1891, S 652 v. Uhlirz. – Blätter d.V.f.LK 1893 S. 244).

Als dann am 12.2.1296 Herzog Albrecht I. das Recht der Stadt Wien bestätigte, waren Leuthold von Kuenring, Alber von Puchheim, Hadmar von Sonnberg, Ortlieb von Winchel als Zeuge zugezogen.

 

Forderungen der Ministerialen

Noch im selben Jahr verbanden sich Leuthold von Kuenring, Konrad von Sommerau, Albero von Puechheim, Hadmar von Sonnberg, wahrscheinlich Hadmar von Falkenberg u.a. und erhoben auf dem Landherrntag in Triebensee (einer Stadt gegenüber Tulln unweit der Stammburg der Herren von Winchel) ihre Forderungen (Besserung der Münze, Ausweisung der Schwaben u.a.). Hier dürfen wir wohl mit der Teilnahme der Herren von Winchel rechnen, zumal sie in nächster Nähe ihren Sitz hatten. Albrecht ließ sich jedoch nicht einschüchtern und zog mit Heeresmacht über die Donau. Es liegt keine direkte Nachricht vor, ob die Herren von Winchel durch diese Auseinandersetzung ihrer Landesgenossen mit ihrem Landesherren zu Schaden gekommen sind.

Da jedoch die an den Kämpfen beteiligten Ministerialen in den Urkunden jener Zeit wiederholt in Gesellschaft der Brüder Ortlieb von Winchel auf Winchelberg (Gatte der Gisela von Feldsberg) und Hadmar von Winchel (Gatte der Anna von Starhemberg) – Ortlieb von Winkel, Gatte der Elisabeth von Falkenberg war bereits vor 1275 verstorben – genannt werden, darf angenommen werden, dass sich die Winkler nicht aus diesem Streite heraushalten konnten. Waren sie Parteigänger der Aufrührer, ihrer Standesgenossen, waren ihrer beiden Vesten Winkel und Winkelberg als erste den Kriegerscharen Albrechts ausgeliefert. Standen sie jedoch auf Seite Albrechts, dürften sie die Aufrührer, die anfangs nördlich der Donau die Übermacht hatten und ihre Gegner gehörig brandschatzten, nicht verschont haben. Der Aufstand brach bald zusammen. Albrecht war Sieger und gnädiger Richter.

 

Mai 2013
Maria Knapp