Die Pfarre Winkl 

 

Die Pfarre Winkl geht auf eine Stiftung der Herren von Winkel zurück, da sie  für ihre Güter die vermögensrechtliche Unabhängigkeit anstrebten und wohl auch bestrebt waren, an ihrem Sitz nicht des täglichen Gottesdienstes entbehren zu müssen, da die Pfarrkirche St. Stephan am Wagram für einen täglichen Kirchgang zu entfernt war. Hatten sie doch auch auf Ihrer Veste Winkelberg trotz der geringen Entfernung von der Pfarrkirche St. Stephan eine Kapelle mit einem Kaplan ohne Pfarrrechte errichtet. – Anfangs als Eigenkirche ohne Pfarrrechte wurde die Winkler Kirche schließlich doch mit Pfarrrechten ausgestattet, unterstand jedoch hinsichtlich der Aufsicht der Mutterpfarre: der passauisch domkapitlischen Pfarre St. Stephan am Wagram und hinsichtlich der Besetzung dem Passauer Domkapitel.

 

1280/ 1318 

Gerungum plebanum de Winchil 

Er entstammte einer niederadeligen Familie aus Trübensee. Bereits Im Jahr 1280 wird  er in einer Hardegger Urkunde erwähnt. In diesem Dokument einigt sich im Jahre 1303 Heinrich, der ehemalige Verwalter der Niederaltaicher Güter in Österreich nach Vorlage eines bezeugten Gedächtnisprotokolls seines Mitbruders Konrad mit Hadmar dem Jüngeren von Winkl über eine strittige Mühle in Absdorf. 

Wann „die Pfarre Winkel“ gestiftet wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls bestand sie schon Anfang der XIV. Jahrhunderts als eigene Pfarre, deren Investitionstaxe 20 Pfund Pfennige betrug (MB XXVIII S. 492.) und am 13. 1. 1318 beauftragt das Domkapitel zu Passau  Gerungus honorabilis plebano (den ehrenwerten Pfarrer Gerung in Winchel, dass er den Friedrich Gokkendorfer in Stockstal (=Oberstockstall) die der Kirche zu St. Ägydi zugehörigen Güter nicht zurückstellt. Als Zeugen werden angeführt: Die Brüder Ortlieb et Hadmarus de Winchel. (Mon. Boica XXI) 

 

1325 

Pfarrer Sieghard 

 

1340 

Ein St. Johann-Altar mit eigenem Kaplan ist erwähnt. 

 

14. Juni 1354 

Kaplan Leutold von Winkel 

Er wird im Zuge eines Grundstücksverkaufes des Rinnhart von Pirpoum in einer Urkunde erwähnt. 

 

14. Juni 1354

Kaplan Leutold von Winkel 

Am 14. Juni 1354 verkaufen Rinnhart, Albers von Pirpoum Sohn und seine Brüder und seine Schwester ihrem Vetter Friedrich von Pirpoum mit Handen des Herren Weichart von Winchel und des Ortlieb von Winchel auf der Donau seines Vettern Grundstücke mit Zustimmung des „Burgherrn“ (= dem zu zinsen war) des Kaplans Leutold von Winkel eine Wiese, von welcher man dem Kaplan von Winchel zu Burgrecht diente.
Quelle: NÖ Landesarchiv, Regesten aus den Privaturkunden Nr. 4718
  

 

11. November 1354  

Mert, Kaplan von Winchel  

Beim Verkauf von Gülten durch Pilgrim den Sitzendorfer an eine Bruderschaft werden als deren Mitglieder genannt: „Dietrich  Kaplan zu St. Stephan auf dem Wagrayn zu den zeiten chamerer, Mert Kaplan von Winchel, Ulrich Pfarrer von Rietental, Alram Pfarrer von Redeprunne, Chunrat Pfarrer von Trebnse, Stephan Pfarrer zu Grozze.“ (Font.rer.austr.II)

 

1384 

Pfarrer Hans 

 

Um 1400 

Winkl löst sich als eigenständige Pfarre von Kirchberg los. 

 

1423

Pfarrer Jakob 

Er siegelt das Vermächtnis Sigmunds, des letzten Herren von  Winkel. 

 

6. Dezember 1433 

Am 6. Dezember 1433 beauftragt Bischof Leonhard von Passau den Pfarrer von Winkel, den von ihm nach dem Tode des Pfarrer Ulrich auf Grund der Präsentation des Abtes Lucas von Göttweig (Abt Lucas de Stockstal stammte von Mitterstockstall † 1439; sein Grabstein aus rotem Marmor befindet sich im Nebenraum der Krypta in Göttweig) als Patronatsherrn der Pfarrkirche zum hl. Andreas in Altenwörth für diese ernannten Pfarrer Erhard Pruness, Priester der Passauer Diöcese, entweder selbst oder durch einen Procurator daselbst zu installieren und in seinen Rechten zu schützen.  Gegeben zu Passau 1433. Dezember 6. (Fontes rerum Austriacarum II Abt. 69. Bd.)  

In der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts starb das Geschlecht der Herren von Winkl aus. Die Herrschaft gelangte an die Herren von Walde, die Veste Winkel wurde zerstört. Die Güter der Herrschaft verödeten.   

 

1618 

Herr Wolff Freiherr zu Saurau, Ligist und Hornegg, Herr auf Grafenegg, verabschiedet den aus Torgau bei Meissen stammenden Pfarrer und Seelsorger Casparus Cleimass (oder Clemass), der wegen "Leibsschwachheit" sein Amt verlässt. Den vollständigen Brief siehe hier: http://www.hf-kirchberg.at/index.php/winkl/die-kirche-von-winkl/dokumente/verabschiedung-1618 

 

1644 

In einem Dokument der Herrschaft Grafenegg, betreffend einen Streit mit der Gemeinde Winkl über Messstiftungen und Ackergründe, aus dem 19. Jahrhundert wird erwähnt, dass Winkl bis 1664 einen eigenen Pfarrer hatte. Danach wurde Winkl nach Kirchberg am Wagram eingepfarrt. 

In einem anderen Dokument der Herrschaft aus dem Jahr 1880 liest man:   „... Später soll Winkel den Jesuiten gehört haben und als vor ungefähr 200 Jahren der letzte Priester nicht mehr bei der Kirche habe  wohnen können, hat er sich auf das Haus Nr. 42, das früher einstöckig war zurückgezogen. Dieses Haus scheint also Kirchengut  gewesen zu sein.“

 

1683

In einem Bericht an das Prämonstratenserstift Schlägl über die Zustände nach dem Türkeneinfall (1683) wird Winkl als ein Ort von 34 Häusern „mit einer kleinen Kapelle“, zur Pfarre Kirchberg am Wagram gehörig, bezeichnet. 

 

1768 

Aus dem Grundbuch der Herrschaft Grafenegg geht hervor, dass das Haus Winkl Nr. 42 dem Weltpriester Johann Mathias Peterfeind gehört hat  Es kann daher sein, dass die Angaben der Herrschaft aus dem Jahr 1880 zeitlich nicht richtig waren.  

1775/1776 war das Gebäude samt Gründen und Überländäckern zur Versteigerung ausgeschrieben – ein neuer Besitzer scheint allerdings erst 1784 auf. Johann Mathias Peterfeind war später Priester im Versorgungshaus in der Währingerstraße in Wien, wo er 1812 im Alter von 78 Jahren verstarb. Ob er in Winkl Messen gelesen hat bzw. hier Pfarrer war, ist nicht bekannt. 

 

1838 

Die Kirche geht in das Eigentum der Gemeinde Winkl über. 

 

1940

Josef Neumayer wurde zum Kirchenrektor in Winkl ernannt.
(Wiener Diözesanblatt 1940, Heft 19)

 

1918 - 1954 

Die beiden letzten Pfarrer von Kirchberg am Wagram, die in Winkl tätig waren: 

   
Abb.: Pfarrer Karl Rasberger (1918 – 1935) - Pfarrer Josef Pelzmann (1935 – 1954) 

 

1951 - 1985 

Seit 1. August 1951 gehört Winkl zur Pfarre Altenwörth, nachdem der dortige Pfarrer schon seit 1946 den Religionsunterricht in Winkl erteilt und den Gottesdienst gehalten hatte. Die Entscheidung darüber fiel anlässlich  der  Visitation durch Theodor Kardinal Innitzer,  der die Anwesenden vor der Kirche formlos mit Handzeichen abstimmen ließ.  

Winkl wurde durch die Pfarrer Karl Berthold, Josef Jaschke und Wilhelm Grubmüller betreut. Bis zur Schließung der Winkler Schule im Jahr 1967 hielt der jeweilige Seelsorger wöchentlich eine Schulmesse. 

   
Abb.: Pfarrer Karl Berthold -  Pfarrer  Wilhelm Grubmüller 

1985 - 2005 

Nach der Pensionierung von Pfarrer Grubmüller kam es zur  Gründung  eines Pfarrverbandes  mit  Kirchberg am Wagram und Ottenthal unter Dechant Josef Morgenbesser.   

 
Abb.: Dechant Josef Morgenbesser 

Seit 2005 

ist Maximilian Walterskirchen der Seelsorger des Pfarrverbandes. Dechant Morgenbesser hilft bei den Gottesdiensten aus, da auf Grund des Priestermangels Kirchberg keinen Kaplan mehr zugeteilt erhält.  

An hohen Festtagen wird in Winkl ein feierlicher Gottesdienst gehalten. Jeden ersten Dienstag im Monat findet eine Abendmesse statt, außerdem werden Messen zu Ehren des hl. Urban und des hl. Nikolaus sowie die Bombenmesse gehalten. (In Winkl gab es nach einem Bombenabwurf im Februar 1945 wie durch ein Wunder keine Opfer.)  

Neben Begräbnissen finden in der stimmungsvollen Kirche manchmal Taufen und Hochzeiten – nicht nur Einheimischer – statt. 
Abb.: Pfarrer Maximilian Walterskirchen

Nach den derzeit vorhandenen Daten sind Pfarrer in Winkl zwischen 1280 und 1644, also 460 Jahr lang, nachweisbar. 

 

Quellen
Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien
Dr. Rudolf Delapina, handschriftliches Buch über Winkl, Band 1, ohne Datierung
Urkunde und Geschichte: NÖ. Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram 
Diözesanarchiv Wien

 

April 2013
Maria Knapp