Lage: nordöstlich des heutigen Ortes
Wüstungsarchiv-Nr: 1821,20, HONB D 298[1],
Gefunden von Kurt Bors, FÖ 40/2001, 704, ÖK 39, O 59, S 257.
 
Bereits 971/77 wurde Trebinse im Oberösterreichischen Urkundenbuch genannt,[2] 983/991 in den passauer Traditionen.[3] Durch die Jahrhunderte kam diese Ansiedlung, auch als Markt oder Stadt bezeichnet, immer wieder in Dokumenten vor. Ihre Bedeutung erkennt man daran, dass hier schon im 13. Jahrhundert Landtage abgehalten wurden.[4] 1240 bestätigte Friedrich II. zu Trewensee dem Kloster Reichersberg die Mautfreiheit für seinen Bedarf an Lebensmitteln,[5] 1410 ist vom Verkauf eines Meierhofes unterhalb der stat zw Trebensee die Rede,[6] 1438 vom Markt zu Trebensee[7] und um 1470 wieder von der stat Trebense.[8]

Wie Trebense zur Bezeichnung Stadt kam, ist nicht bekannt. Das Panthaidingbuch beruft sich auf Herzog Leopold und seine Nachfolger ohne genauere Bezeichnung, jedenfalls dürfte es einer der Babenberger Herzöge gewesen sein. Die Grenze der Stadt reichte bis St. Michael, die Naufahrt, bis zum ebenfalls abgekommenen Ort Oberstorff, bis Stetteldorf, Gaisruck, Hausleiten, Schmida und wieder mitten auf die Naufahrt. Der Richter von Trebensee übte auch die Blutsgerichtsbarkeit aus, heute steht noch auf einem Feldweg ein Gerichtskreuz.[9] 

Der Ort besaß zusammen mit Tulln die Urfahr, die er später ganz an Tulln abgab (→ Urfahr).[10]  

Zum Abkommen der Ansiedlung schreibt Anton Kerschbaumer in den Blättern für Landeskunde, dass nicht nur einzelne Häuser, Höfe und Kirchen von der Donau „verschluckt“ wurden, wie es in alten Urkunden heißt, sondern auch ganze Ortschaften, deren Bewohner dann gezwungen waren, sich mehr landeinwärts anzusiedeln. Ähnliches war auch in Trebensee der Fall. Die Donau riss die Ufer ein, verlegte die bisher übliche Zufahrt der Schiffe, so dass diese nicht mehr anlanden konnten, Trebensee wurde vom Strom abgeschnitten oder stand höchstens nur durch einen schmalen, seichten Arm, der sich durch ein Labyrinth von Inseln hindurch wand, mit dem Hauptstrom in Verbindung. (Noch heute hießt der von der Donau weit entfernte Verbindungsort zwischen Neuaigen und Trübensee „die Fischerzeil“.) In Folge dessen gestaltete sich das öffentliche Leben in Trebensee ganz anders, aller Verkehr konzentrierte sich an die Donaulände am rechten Ufer und in dem Masse, als die Stadt Tulln an Wohlstand zunahm, nahm Trebensee ab. Die Bevölkerung widmete sich fortan dem Ackerbau, die Stadt wurde zum Dorf.[11] 
    
Im Jahr 2000 wurde der Ortsplatz der ehemals als Donauanlagestelle bedeutenden Stadt Trebense aufgefunden. Die über 400 m lange und bis zu 300 m breite Scherbenstreuung der ehemaligen Siedlung liegt mit ihrem Zentrum rund 500 m nordöstlich vom heutigen Trübensee. Bisher wurden 14,5 kg (1637 Stück) Scherben entdeckt. Darunter befanden sich auch einige Scherben aus der Römischen Kaiserzeit. Interessante Einzelstücke sind Ofenkacheln aus Grauton, gelbe und rötliche Flachziegel, Mörtel mit Putz und Färbelung, Glasreste, alte Knochen, Eisenreste, ein Fingerhut aus Buntmetall und ein Wetzstein aus Sandstein.[12]

 
Lage der beiden Fundstellen bei Trübensee Lage der beiden Fundstellen bei Trübensee
NÖ Atlas
 
 
Zu den beiden Fundstellen siehe auch unter:https://www.oegm.or.at/wuestungsforschung/   - OW aufgefunden 
 
 
Im Jahr 2002 konnte am Nordostende von Trübensee, am Ostende der Kasernäcker, der wahrscheinliche Standort einer weiteren Ortswüstung aufgefunden werden. Der Grund für die Suche war u.a. eine urkundliche Nennung in einem 1410 verfassten Dokument über den Verkauf eines Meierhofes nyderhalben der stat zw Trebense an eine jüdische Familie in Tulln. Der größte Teil des in Betracht kommenden Geländes liegt leider unter der Straße und eine neuen Siedlungsanlage. Auf drei Ackerstreifen fanden sich allerdings Tonscherben, Hüttenlehm und Flachziegel. Im Jänner 2002 wurden etwas südlicher 80 Tonscherben geborgen werden, von denen der größte Teil aus dem Mittelalter stammt.[13]
 
 
Quellen:
[1] Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[2] OÖUB II, S.9, in Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[3] Heuwieser, Pass.Trad., S.80, in Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[4] Topographie v. NÖ, 1877, S. 599, in BLfLK v. NÖ, XII. Jg, Wien 1878, S.43.
[5] Meiller, Babenberg.Regesten, p.164, in BLfLK v. NÖ, XII. Jg, Wien 1878, S.40.
[6] BHStA München, Passau Urk. Nr. 1186, in Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[7] BHStA München, Passau Urk. Nr. 1186, S. 326, in Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[8] NÖ Weistümer  II, S. 439ff., in Heinrich Weigl, HONB, II. Band, Wien 1965, S. 77.
[9] BLf.LK v. NÖ, XII. Jg, Wien 1878, S.41f.
[10] Ebenda, S.42.
[11] Ebenda, S.45.
[12] Fundberichte aus Österreich, 40/2001, Kurt Bors, S.704f.
[13] Fundberichte aus Österreich, Kurt Bors, 41/2002, S.721f.
 
 
September 2017, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp