Bis in die 70-er Jahre des vorigen Jahrhunderts war Kinderspielzeug aus Holz, Blech oder Karton/Papier gefertigt und es war auch im Verhältnis teurer und nicht für jede Familie erschwinglich. Die Kinder spielten daher mit dem, was sie in der Natur, in Haus und Hof fanden und entwickelten dabei viel Phantasie. 
Spiele im Freien

Da man im Haus von keinerlei elektronischen Spielereien abgelenkt war, hielt man sich, sooft das Wetter es erlaubte, im Freien auf.
Ballspiele
Fußball
Völkerball
Hase in der Sosse“, wobei ein Spieler zum Abschießen (der Hase) ausgewählt wurde.
Wenn gerade niemand zum Spielen verfügbar war, spielte man alleine, um seine Kunstfertigkeit im „Ball an die Wand“-Spiel zu verbessern. Dabei musste man allerhand Kunststücke mit dem Ball vollführen, wie zwischen dem Abschießen und Fangen ein oder zwei Mal zu klatschen, umgedreht zu werfen, zwischen den Beinen durch zu werfen, usw. Das gleiche konnte man zum Boden hin oder in die Luft machen.
Mit dem Fahrrad
Auch das Fahrrad, sofern man das Glück hatte, eines zu besitzen,  musste als Spielgerät herhalten, und zwar zum „Glockendeckelfahren“. Dabei wurde der obere Teil eines Glockendeckels in die Mitte des Weges gelegt. Eine Gruppe musste diesen mit den Rädern des Fahrrades an den linken, die andere Gruppe an den rechten Rand rücken. Wer es zuerst geschafft hatte, war Sieger. Die Wege waren damals noch geschottert und man rutschte mit dem Rad leicht aus und schlug sich die Knie blutig.
Verschiedene Spiele
Im Frühjahr, wenn das erste Grün auf den Wiesen sichtbar wurde, spielten die Kinder „Wasen ausstechen“. Dabei wurde ein Grasstück ausgeschnitten und an anderer Stelle wieder in die Erde gesteckt. Die Mitspieler mussten das betreffende Stück suchen. Später, wenn das Gras schon höher war,  war es nicht mehr gerne gesehen, wenn man in die Wiesen trat, da diese ja zum Füttern der Tiere gemäht wurde.
Ein weiteres Spiel war das „Tempelhüpfen“. Mit einer Kreide wurden Kästchen in Form eines Kreuzes auf den Asphalt gemalt. In das mittlere Kästchen wurde ein Stein gelegt. Hüpfend mit allerlei erschwerenden Aufgaben (z.B. auf einem Bein) musste man durch die Kästchen hüpfen und den Stein aufklauben.
Indianer oder Räuber und Gendarm war bei älteren Kindern beliebt.
 
 
     
Fotos: Otto Moosbauer, Kirchberg
 
 
Fahrzeuge
Kleine Leiterwagen, Holzautos oder von den Kindern selbst zusammengebastelte Fahrzeuge dienten zum Transport von Gegenständen oder anderen Kindern, aber auch mit dem Schubkarren konnte man spielen. Dreiradler gab es in vielen Häusern.
Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1945

Foto: Familie Zehetgruber, Winkl, um 1930
Foto: Familie Engelmann, Winkl 1952
   
Fotos: Familie Knapp, St. Johann, um 1966
Familie Riedl, Winkl um 1950
      
Fotos: Familie Knapp, Winkl; Familie Leuthner, Kollersdorf, um 1964
Fotos: Herbert Grill, um 1960
Gerne hüpften die Kinder auch vom Stroh im Schuppen.
Jede Generation Burschen in Winkl hat früher eine Hütte in der Au gebaut, eine stand lange in der alten Schottergrube beim See.
Für die Fitness hatten die Mädchen eine Springschnur, die im Handarbeitsunterricht geknüpft wurde.
Eine Schaukel kaufte man früher nicht, die Mutter flocht Seile, der Vater brachte ein Brett und befestigte das Gerät an einem ausladenden Ast im Garten.
 
Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1943
Blinde Kuh, Verstecken und Fangen gehörte ebenfalls zu Spiel-Repertoire.
Vor unserem Haus spielten die Jugendlichen im Sommer Federball, bis es dunkel wurde.
In jedes Haus am Land gehörte auch ein „Lusthaus“, das mehr oder weniger gut ausgestattet war und in dem man „Vater, Mutter, Kind“ spielte.
Im Winter, wenn der erste Schnee fiel, waren die Kinder drinnen nicht zu halten. Sie packten ihren Holzschlitten und stießen zu den anderen Kindern. Die Schneehügel waren oft nur wenige Meter hoch, doch das genügte. Bis es dämmrig wurde, war man draußen, wenn die Stiefel auch schon nass und die Zehen kalt waren. Danach hatte die Mutter die Aufgabe, die durchnässten Sachen beim Ofen zu trocknen, denn wasserabweisende Kleidung und Schuhe gab es ja noch nicht – aber verkühlt hat man sich trotzdem nicht!
 
    
Fotos: Otto Moosbauer, Kirchberg um 1955 
 
Foto links: Herbert Grill, Winkl, um 1960 – rechts: Familie Knapp, Winkl um 1965
Reigen in der Schule
Foto: Frau Hilda Schwarz, Windpassing
 
Spiele im Haus

Das beliebteste Spiel der Mädchen war von jeher das Spiel mit ihren Puppen.
 
Die Geschwister Mann und Freundin, Unterstockstall 1917
Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg
     
Schaukelpferd und Teddy-Bär
Foto: Josef Leuthner, Kollersdorf
 
  
Die Puppe musste überall hin mit. Foto rechts: Familie Leuthner, Kollersdorf
Puppenwagen waren ein Luxus.
   
Foto links: Heimatmuseum Absdorf
Foto rechts: Familie Knapp, Winkl, um 1967

An Kartenspielen gab es
Quartett,
Schwarzer-Peter  und
Brettspiele, wie Mensch Ärgere dich nicht oder Mühle.
Foto: Franz Riegler (li), Frauendorf, um 1940
Lesen war im Winter ein beliebter Zeitvertreib.
  
  
Verschiedene Spiele
Fotos: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1943 
Es gab auch Familien, in denen regelmäßig mit den Kindern musiziert wurde.

Foto: Familie Zehetgruber, Winkl, um 1920

Foto: Herta Spiegl, Winkl, um 1960
 
 
Inserate für Spielwaren 

Figaro, 15.12.1906
 

Das Interessante Blatt vom 6.12.1888
 
   
(Neuigkeits) Welt Blatt vom 17.10.1888            
Österr. Land-Zeitung vom 12.12.1903
alle veröffentlicht in ANNO
 
Im Fernsehen gab es für die Kinder anfangs wenig zu sehen: Am Mittwoch um 17 Uhr kam der Kasperl - und damit hatte es sich auch schon mit dem Kinderprogramm.
 
Foto: Fernseher, Josef Leuthner, Kollersdorf
Frau Anna Schabl, Königsbrunn. Jahrgang 1916 
Zwischen Kirche und Schule war unser Spielplatz, es war der „Kaiserplatz“, wo wir mit der Klasse oder privat spielten. Für Mädchen war das Hauptspiel „Tempelhüpfen“, für Buben war es „Reifen scheiben“, „Kugel scheiben“. Ansonsten waren: „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“, „Lasst die Räuber durchmarschieren“, „Waserl ausstechen“, „Der Plumpsack geht um“, „Kegel scheiben“, im Winter fuhren die Buben mit kleinen Holzschlitten, wo sie mit einem Stecken zwischen den Beinen anschoben und am Dorfteich fuhren. Schneeballschlachten lieferten wir uns an der autofreien Dorfstraße. Dies waren unsere Spiele. Auch hutschen gehörte dazu.
An langen Winterabenden spielten unsere Eltern mit uns Schnapsen, Mensch ärgere dich nicht oder Mühle fahren. Der Vater machte uns Hintaus ein Lusthaus, wo wir mit den Berthiller-Kindern spielten und manchmal die Aufgabe verrichteten.
Maria Knapp, Winkl, Jahrgang 1959
In meiner Kindheit gab es weder Plattenspieler, PC und Computerspiele. Ich war 8 Jahre alt, als wir den ersten Fernseher bekamen. Aber schon lange vorher hatten wir in der Küche auf der Kredenz ein großes Radio stehen. Wenn man es ansteckte, verfärbte sich ein „Auge“ in der Mitte mit der Zeit grün, dann begann er zu spielen. Mein erstes Kofferradio bekam ich, da war ich schon fast aus der Hauptschule.
Altes Radio, Foto: Josef Leuthner, Kollersdorf
 
Da wir also wenig Unterhaltung geboten bekamen, mussten wir uns wohl oder übel selbst beschäftigen – wir gingen meistens „auf die Straße“, wo wir bald andere Gleichgesinnte fanden. Man musste dazu nicht lange herumtelefonieren (ein Telefon gab es nur im Geschäft!) oder mit dem Auto irgendwo hin gebracht werden (die Eltern hätten ohnehin keine Zeit dazu gehabt, da sie ja am Feld arbeiten mussten) – das ergab sich alles von alleine.
Wir waren auch nicht so kontrolliert, wie es heute die Kinder oft sind. Ein Großteil der Eltern waren Bauern, die nach dem Mittagessen wieder aufs Feld fuhren und sich weiter keine Gedanken machten, wo die Kinder spielten, da es wahrscheinlich in ihrer Jugend genauso gewesen war.
Dezember 2015
Maria Knapp