(geb. 18.6.1889 in Kirchberg am Wagram, verst. am 2.3.1964 in Wien)
Dr. Emerich Hunna war der Sohn des späteren Hofrates Emerich Hunna und Antonia, einer Tochter des langjährigen Kirchberger Bürgermeisters und Sparkassadirektors Franz Roßkopf. In zwei Zeitungsausschnitten wird sein Geburtsort mit Kirchberg angegeben, in den Taufmatriken konnte er aber nicht gefunden werden, wohl aber die Hochzeit seiner Eltern. Promoviert hat er 1911. Er war mit Stephanie verheiratet (vor 1925). Tochter: Elisabeth Hunna-Martin (Germanistin, Buchhändlerin, Verlegerin und Dressurreiterin). Das Grab der Familie befindet sich am Friedhof Wien-Döbling.
In Zeitungsartikeln wird sein beruflicher Werdegang nachgezeichnet:
1949
Der Lebensweg des Jubilars
Präsident Dr. Emerich Hunna wurde am 18. Juni 1889 in Kirchberg am Wagram als Sohn eines Staatsbeamten (später Hofrat im Finanzministerium) und einer Mutter aus bäuerlichem Stamm geboren. Durch seine besonderen Fähigkeiten ist er schon am Gymnasium Landstraße und später an der Juristischen Fakultät der Wiener Universität hervortreten. Einem besonderen Zufall mag es zugeschrieben werden, daß mit seinem Jahrgang eine ganze Reihe hervorragender Juristen herangebildet wurde…
Bei der juristischen Staatsprüfung wurde Dr. Hunna von einem Kanzleikollegen des damals besonders berühmten Wiener Anwalts Dr. Coumont examiert, der an ihn unmittelbar nach der Prüfung eine Einladung zum Eintritt in seine Kanzlei ergehen ließ. Dr. Hunna wurde aber am 1. Mai 1914 Konzipient des ebenso bekannten Wiener Anwalts Geheimrat Dr. Bachrach, dessen Kanzlei er schließlich übernommen und fortgeführt hat.
Beruflich ist Dr. Hunna in erster Linie als Vertreter industrieller Unternehmungen besonders auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes, vielfach auch literarisch hervorgetreten. Durch das Vertrauen seiner Klienten wurde er in den Aufsichtsrat einer Reihe österreichischer Industrieunternehmen berufen. Im Jahre 1929 wurde er in den Disziplinarrat der Wiener Rechtsanwaltskammer gewählt, dessen Vizepräsident er von 1935 bis 1938 war. Seine hervorragende Bewährung als Jurist und als Mensch führte dazu, daß er im Frühjahr 1945, als die schwierige Neuordnung des österreichischen Rechtslebens in Angriff zu nehmen war, einhellig zum Präsidenten der Rechtsanwaltskammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland vorgeschlagen und ernannt wurde. In der ersten nach Kriegsende abgehaltenen Vollversammlung der Wiener Anwälte wurde er abermals zum Präsidenten gewählt.
In dieser Eigenschaft hat sich Dr. Hunna bleibende Verdienste nicht nur um die österreichische Anwaltschaft, sondern auch um das gesamte Rechtsleben erworben. Bei der Vorbereitung und Beratung wichtiger Gesetzentwürfe wurde dieser hervorragende Jurist, in dem Verstand und Herz gleichermaßen ausgebildet sind, immer wieder zu Rate gezogen. Dr. Hunna hat schließlich die „Ständige Vertreterversammlung der österreichischen Rechtsanwaltskammern“, der Präsident er ist, und die „Juristische Gesellschaft“ wieder ins Leben gerufen. In dem Bestreben, unseren Staat auch im internationalen Rechtsleben wieder zur Geltung zu bringen, hat er auch die Gründung österreichischer Zweiggruppen der „Union internationale des avocats“, der „International Bar Association“, der „International Law Association“ und der „Internationalen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz“ maßgeblich gefördert und ist im Präsidium dieser Organisationen tätig. Erst dieser Tag erhielt die Wiener Rechtsanwaltskammer die Verständigung der „International Bar Association“ in den Ausschuß für die Vorbereitung eines internationale Kodex der anwaltlichen Standespflichten gewählt wurde, was nicht nur für ihn, sondern auch für Österreich eine große Auszeichnung bedeutet. Kongresse und Veranstaltungen geben einer breiteren Öffentlichkeit immer wieder Gelegenheit, Dr. Hunna als scharfsinnigen Juristen, eleganten Sprachgestalter und feinfühligen Menschen kennenzulernen und zu bewundern.
Hoffen wir, Präsident Dr. Hunna noch viele Jahre in selbstloser Hingabe und ungebrochener Schaffenskraft zum Wohle unseres Volkes und Staates wirken zu sehen.
Dr. W. E.
(Wiener Zeitung vom 18.6.1949)
1953
Dr. Hunna - Offizier der Ehrenlegion
Der Präsident der Weiner Rechtsanwaltskammer, Dr. Emerich Hunna, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Union Internationale des Avocats, deren Präsident er ist, zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt.
Der Präsident der Wiener Rechtsanwaltskammer, Herr Emerich Hunna, dessen 60 Geburtstag von den österreichischen Juristen in großem Rahmen gefeiert wurde, wird am 18. Juni 65 Jahre alt. Während der verflossenen fünf Jahre hat Dr. Hunna wiederholt neuerliche Beweise des besonderen Vertrauens seiner Kollegen erhalten. Er steht seit 1945 ununterbrochen an der Spitze nicht nur der Wiener, sondern als Präsident der Ständigen Vertreterversammlung der österreichischen Anwaltschaft. Außerdem werden die österreichischen Interessen von Herrn Dr. Hunna ständig in der „International Bar Association“, „International Law Association“, in der Internationalen Vereinigung für den gewerblichen Rechtsschutz“ und vor allem in der „Union Internationale des avocats“ vertreten, deren Ehrenpräsident er ist und deren glanzvollen Kongreß in Wien er im Herbst vorigen Jahres präsidierte.
(Zeitung, Quelle unbekannt, vom 16.9.1953)
1959
Dr. Hunna – Vizepräsident der Anwaltstagung in Rio de Janeiro
Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, hält derzeit die „Union Internationale des avocats“, die Weltorganisation der anwaltlichen Standesvertretungen, dort ihren 13. Kongress ab. Der Arbeitsausschuß des Kongresses plant, Dr. S.S. Nehru (Indien) zum Präsidenten und den Präsidenten der österreichischen Rechtsanwaltskammer, Dr. Emmerich Hunna, zum geschäftsführenden Vizepräsidenten vorzuschlagen.
Der Wiener Anwalt, der jetzt zu dieser hohen Würde ausersehen ist, wurde 1889 in Kirchberg am Wagram geboren. Er promovierte 1911 an der Wiener Universität und trat am 1. Mai 1914 bei dem damals berühmtesten Wiener Rechtsanwalt, Geheimrat Dr. Bachrach, als Konzipient ein. Seit diesem Tage ist Dr. Hunna der Kanzlei in der Rosenbursenstraße (1.Bez. nahe dem Stubenring) treu geblieben. Nach dem Tod seines Chefs führte er sie selbständig weiter.
Seit 1945 steht Dr. Hunna als Präsident an der Spitze der Wiener Rechtsanwaltskammer. Auch gehört der hervorragende Anwalt mehreren internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften als Mitglied oder Vizepräsident an.
(Zeitungsartikel, Quelle unbekannt, 20.9.1959)
1964
Dr. Emerich Hunna †
Er liebte das Recht als Manifestation menschlicher Ordnung und Würde. Stellvertretend für trockene Paragraphen setzte er Verständnis und Güte, aber er vermochte auch unnachgiebig zu sein, wenn es um Prinzipien ging, die aufzugeben er niemals bereit gewesen war.
Er war ein Grandseigneur.
Der Sohn eines Wiener Hofrates konnte heuer auf eine fünfzigjährige Rechtsanwaltstätigkeit zurückblicken, die ihm höchste Ehren und Anerkennung bescherte; der hervorragende Kenner des Patent-, Wettbewerbs-, Urheber- und Markenrechts war seit 1945 Präsident der Rechtsanwaltskammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland (niemals war jemand zuvor so lange Primus inter pares), Vorsitzender der ständigen Vertreterversammlung der Österreichischen Rechtsanwaltskammer, Präsident der Wiener Juristischen Gesellschaft, führender Funktionär internationaler Anwaltsvereinigungen, zwölffacher Aufsichtsratsvorsitzender und Wiederbegründer des Österreichischen Anwaltstages, der sich zuletzt mit der Strafrechtsreform sowie mit dem ehelichen Güterrecht befaßte.
Er war ein großer Jurist.
An seinem Grabe sagte Justizminister Broda, Hunna hätte ihm so manchen guten Rat gegeben.
Sein Rat wird vielen fehlen.
(Wochenpresse vom 14.3.1964)
Dr. Emerich Hunna †
Der langjährige Präsident der Rechtsanwaltskammer für Wien, Niederösterreich und das Burgenland, Dr. Emerich Hunna, ist Montag abend in einem Badener Sanatorium gestorben. Dr. Hunna, der im 75, Lebensjahr stand, war nicht nur ein hervorragender Industrieanwalt und Wirtschaftsjurist, sondern zählte auch zu den führenden Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens an sich. Unter den 12 Unternehmungen, deren Aufsichtsratsvorsitzender er war, ist die Investment-Gesellschaft ebenso zu finden wie eine Gruppe der Radioindustrie, eine britische Erdölgesellschaft und Betriebe der Textilindustrie. Sinnvollen Neurungen aufgeschlossen, verkörperte Dr. Hunna vor allem in internationalen Gesellschaften stets das ausgleichende, zusammenführende Element. Sein Wirken in der Rechtsanwaltskammer brachte ihm als erstem die Ernennung zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit, die allgemeine Anerkennung seines Fachwissens beweist seine Berufung zum Präsidenten mehrerer internationaler Verbände.
(Presse, genaues Datum unbekannt)
Weitere Meldungen

1962 fordert der Wiener Präsident Dr. Hunna am 4. Österreichischen Anwaltstag die Neuregelung der Rechtstellung von unehelichen Kindern, die in einem entsprechenden Bundesgesetz 1970 verwirklicht wird. Ein Jahr später tritt er als Wiener Präsident zurück.
Als Ernst Jahoda die „Geschichte der österreichischen Advokatur 1918–1973“ schrieb, wurde die Arbeit des Verfassers mit dem vom Juridisch-politischen Leseverein gestifteten Dr. Emerich Hunna Preis ausgezeichnet.
Nach dem 2. Weltkrieg war Dr. Hunna auch mit der Rückgabe von konfisziertem Vermögen und Kunstwerken befasst:
Mit Bescheid vom 25. Juli 1947 gab das Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung einem Antrag des für Paul Zsolnay tätigen Rechtsanwaltes Emerich Hunna statt und bestimmte die Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland gemäß § 3
Dr. Emerich Hunna war (u.a.)
Offizier der französischen Ehrenlegion
Träger u.a. des Kommandeurkreuzes im Orden von Oranje Nassau
Ehrenpräsident der Wiener Rechtsanwaltskammer für Wien, NÖ und Bgld.
Vorsitzender der Ständigen Vertreterversammlung d. öst. Rechtsanwaltskammern
Präsident der Philipps Ges.m.b.H.
            des Aufsichtsrates der Radiowerke Horny Ges.m.b.H.
            der Wiener Radiowerke AG
Vorsitzender des Aufsichtsrates der Ersten  Öst. Maschinglasindustrie AG
            Der Litega-Linoleum-Teppiche-Gardinen AG
Vorsitzender Stellvertreter des Aufsichtsrates der Ankerbrot AG
            Der Julius Meinl AG
Mitglied des Aufsichtsrates der Reichert Optische Werke AG
            Der Perlmoser Zementwerke AG
(Dr. Rudolf Delapina)
 
Ein Bild von Dr. Hunna siehe hier:
 
 
Jänner 2021
Maria Knapp