Das Rauchfangkehrerhandwerk dürfte mit der Entwicklung des Rauchfanges einhergegangen sein und in Italien seinen Ursprung haben.

In Bauernhäusern wurden Rauchfänge aus Holz und Lehm vermutlich etwa im 10. Jahrhundert allmählich üblich. In Italien gab es nachweislich Mitte des 14. Jahrhunderts steinerne Schornsteine, in Deutschland waren sie wohl bis zum 15. Jahrhundert selten.

Abgelagerter Ruß und Flugasche können einen Kamin verstopfen und den Rauchabzug vermindern. Abgelagerter Ruß und kondensierter Holzteer können zu Kaminbränden führen. Die Erhitzung des Kamins dabei und Funkenflug durch undichte Mauerfugen können trockene Dachstühle, Spinnweben oder dort gelagerten Hausrat entzünden. Darum müssen Rauchfänge regelmäßig gereinigt werden.

Anfangs wurde der Beruf als Wandergewerbe ausgeübt, später ortsgebunden, von einer Herrschaft belehnt und mit festgelegtem Zuständigkeitsbezirk, sowie amtlich festgesetzten Gebühren, mit feuerpolizeilichen Protokoll- und Meldepflichten, sowie Aufgaben bei der Brandbekämpfung.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Schornsteinfeger)

Im „Handbuch für Ortsrichter“ (Thomas Hofer, 1840, St. Pölten) findet sich über den Rauchfang und den Rauchfangkehrer folgendes:
Das Kehren der Rauchfänge muß durch wirkliche Rauchfangkehrer geschehen, und zwar im Winter wenigstens alle 6 Wochen, und im Sommer alle drey Monate. Jeder Hausvater aber soll den Schlund des Rauchfanges wenigstens alle acht Tage fleißig kehren, und den Ruß mit stumpfen Besen abfegen lassen.
Rauchfänge ausbrennen ist schärfest verbothen.
Rauchfängen, als selben für sich eine Veränderung vorzunehmen, worüber vorher die Feuerbeschau genommen werden sollte, ist verbothen.
Rauchfängen, wenn in selbe eine Rauchfangkehrergesell etwas Feuergefährliches entdeckt, soll er es seinem Meister, und falls hierüber keine Abhülfe getroffen worden, unmittelbar der Obrigkeit anzeigen.
Rauchfangkehrermeister sind der Obrigkeit anzuzeigen, wenn sie ihre Schuldigkeit nicht gehörig erfüllen.
Rauchfangkehrer, wenn sie in einem Rauchfange, an Oefen, Herd- oder Heitzanlagen etwas Feuergefährliches entdecken, sind verbunden, solches dem Hauseigenthümer und dem Meister anzuzeigen, und wofern nicht Abhülfe getroffen worden, die Anzeige an die Obrigkeit zu machen.
 

Rauchfangkehrer in Matriken und Zeitungen:

 
Rauchfangkehrer-Gewerbe zu verleihen.
Für den Markt Kirchberg am Wagram und mehrere Ortschaften in der Umgebung wird ein Rauchfangkehrer-Gewerbe verliehen….
(Wiener Zeitung vom 3.9.1852, veröffentlicht in ANNO)
 
Um 1856: Der aus Ottenschlag in Böhmen gebürtige Johann Klement ist Rauchfangkehrermeister in Kirchberg 47, Gattin ist Maria geb. Fischer.
Laut Sterbematriken ist er 1865 mit 57 Jahren an Stick- und Schlagfluss in Folge des Erfrierens auf dem Weg zwischen Wiesendorf und Hippersdorf tot aufgefunden worden. Er wurde gerichtlich obduziert.
In Zeitungen gab es dazu widersprüchliche Meldungen:
Der am 30.v.M. auf dem Wege von Großwiesendorf nach Hippersdorf tot aufgefundene Rauchfangkehrermeister Josef Klement ist, wie die ärztliche Obduktion ergab, nicht wie Anfangs geglaubt wurde, durch Mörderhand, sondern am Stick- und Schlagflusse in Folge Erfrierens gestorben.
(Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal vom 16.1.1886, veröffentlicht in ANNO)
(Ein Rauchfangkehrer erschlagen.) Vorige Woche begab sich der Rauchfangkehrer K… von Kirchberg am Wagram aus dem Hause, um in einen benachbarten Ort zu gehen. Tags darauf haben mehrere Bauern den Leichnam desselben nächst Altenwörth auf der Straße mit zerschmettertem Haupte aufgefunden. Da man bei der Leiche selbst gar kein bares Geld vorfand, und der Verunglückte einen bedeutenden Betrag mitgenommen, zuverläßlich aber auch schon in den Ortschaften Gelder einkassiert haben soll, wird vermuthet, daß derselbe aus Geldgier ermordet und beraubt worden sei.
(Kremser Wochenblatt vom 5.1.1866, veröffentlicht in ANNO)
 
Vor/um 1869 - 1905: Der Rauchfangkehrermeister Josef Spausta, geb. in Prowa in Böhmen, stirbt 1905 mit 66 Jahren in Kirchberg 42 mit 66 Jahren an einer Magenblutung.
1905: Ummeldung Rosalia Spausta, Witwenbetrieb, sie stirbt 1908.

 
Kaminfeger-RechnungRechnungen an die Paul-Zschernitz-Stiftung 
Diözesanarchiv Wien
 
1905: Franz Rizka war Kaminfegergehilfe bei Josef Spausta in Kirchberg. Er erhängte sich 1905 im Altenwörther Gasthaus Nowotny.
(Österreichische Land-Zeitung vom 4.2.1905, veröffentlicht in ANNO)
 
1931: Der Rauchfangkehrermeister Karl Herrmann stirbt mit 67 Jahren in Kirchberg 78 in Diabetes.
 
1931: Herr Alfred Haidenthaler, Gehilfe bei Herr Rauchfangkehrermeister Hermann, hat das Geschäft seines Meisters gepachtet. Der strebsame junge Mann erfreut sich allgemeiner Beliebtheit.
(Alpenländische Rundschau vom 7.2.1931, veröffentlicht in ANNO)

1935: Anmeldung Marie Hermann, Kirchberg 42, Geschäftsführer Otto Nühler, danach Franz Roth, der später den Betrieb übernahm. 

Nach Franz Roth übernahm dessen Sohn Franz Roth jun. das Gewerbe, danach Tochter Ingrid Mayer, heute führt Enkelsohn Andreas Moldaschl den Betrieb.
 
 
September 2021, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp