Walter SchusterWalter Schuster (geb. 1925) war der Bruder von Frau Rosa Payer aus Neustift. Er besuchte die „Staatliche Ingenieurschule, 8-semestrige Abteilung für Elektrotechnik“. Ab Juli 1942, nach dem 6. Semester, war er in der Fabrik „Anschütz in Kiel auf Schulung.  
 
Gegen Ende 1942 wurde er zum Heer eingezogen und absolvierte in Kroatien eine Ausbildung zum Pionier.
Die meisten seiner Briefe tragen als Adresse „O.U.“ - ohne Unterkunftsangabe. Aus seiner Feldpostnummer geht hervor, dass er zu „Stab und Einheit Pionier-Bataillon 142 gehört hat. 


O.U. 9.I.43     
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 31.12. Heute ist wieder Sonntag u. ich habe keine Wache. Jetzt haben wir jeden 2. Tag Wache u. da können wir höchstens 4 h schlafen. Gestern ist beim Gefechtsschießen der Hauptmann sehr zornig geworden u. hat geschrien: „Ausgang u. Urlaub gesperrt“ Nun, der Urlaub hat ja nicht einmal begonnen. Ich glaube, ich habe Euch ja nicht einmal geschrieben, dass ich das Weihnachtspaket erhalten habe, besten Dank dafür. Schnee gibt es noch keinen. Einmal hat es schon sehr stark gefroren.

Anbei sende ich 3 Fotos, wo auf dem einen unser Leutnant, ein klasser Kerl u. unser Uffz (ohne Schirmmütze) der alte Schleifstein drauf sind. Ich selbst bin auf keinem Foto. Dann eine 4 kg Sprengung, dann ein Kamerad von mir am MG. Unser Uffz. ist am meisten gefürchtet, gestern sind wie wieder fest drangekommen. Heute hatten wir Probealarm.
Im Kino waren wir auch: „Romanze in Moll“ ein sehr schöner Film. Jetzt werd ich mich noch waschen u. dann ins Bett.
Seid mir herzlichst gegrüßt
Euer Sohn Walter

 
Im Gefecht
Im Gefecht 
Im Gefecht

Brief an Alois Walzer

Moosbierbaum
20. Juli 1943
Lieber Alois!
Es ist jetzt schon sehr lange her, dass ich Dir nicht geschrieben habe. Ich bin noch in Moosbierbaum u. es geht mir soweit gut. Heute war es sehr heißt, hatte bereits 40 ° C. Lutzmayer Rudolf ist auch hier, er hat vom RAD abgerüstet, sieht gut aus u. ist schon 1 Woche hier. Weiß Franz u. Maringer waren auch hier, da ist der Kurs wieder gestiegen. Zehetner Rudolf hat auch Urlaub. Rühren tut sich nicht zuviel in Neustift, ebenso in Kirchberg. Das Kino ist der reinste Gasraum u. Schwitzkasten, so dass ich kommenden Sonntag nicht gehe u. mit der gestopften Badehose lieber baden gehe, denn meine neue hat mir jemand während des Kinos vom Rad gestohlen. Herr Lehner ist auch auf Urlaub hier. Die Ernte hat schon begonnen u. ich habe letzten Sonntag bereits reife Haferbirnen gegessen. Habe letzten Sonntag meinen Wehrpass einschicken müssen, ebenso der Lord (Schörgmayer Karl) den Namen verdankt er mir durch Zufall. Die Hedis u. alle anderen Mädels sind immer brav oder müssen es sein, denn keine Gelegenheit ist vorhanden. Besonders in Moosb. ist das schon zu arg. Als Grundsatz gilt bald: Ausländer haben das Vorrecht. Bin auch einmal, zugleich das letzte Mal in Moosb. sehr gescheit geworden. Schwamm darüber. Hoffentlich geht es Dir gut u. hast Du Ruhe vom Krieg. Schreibe mir bald zurück, aber nach Neustift. Weiss Otto hat mir auch geschrieben, er ist in Dijon u. hat kein Schwimmbad. Von Rudolf erwarte ich einen  Brief. Wir sind alle in sämtliche Windrichtungen zerstreut, wo wir doch noch zu Weihnachten alle beisammen waren
Es grüßt Dich herzlich
Walter

 
Stempel Melk 30.7.43
29.7.43
Liebe Eltern!
Geht mir so weit gut, habe noch nicht auf u. nieder gemacht. Kam Dienstag nach einer umständlichen Fahrt gut an, der Zug war riesig voll von Marillenhamsterern. Dann wurden wir noch eingetragen u. es ging zur Ruhe. Morgens um 5 h gings wieder raus. Monturen fassen u. etwas exerzieren u. der Mittwoch war weg. Bin mit Hans in einem Zug, schläft aber nicht bei mir, da die Stube schon besetzt  war. Sind in 1. Zug in der 2. Reihe, also ganz vorne, das hat besonders beim Exerzieren einen großen Vorteil. Der Dienst reißt uns den Kopf bestimmt nicht ab, aber so richtig frei zu sein, das wär doch das Allerschönste. Morgens geht’s um 5 h auf. Bis   6 h herrichten um 6 h antreten u. Dienst bis 12 h von 12 – 2 Mittagessen, reinigen und Freizeit von 2 – 5 h wieder Dienst u. von 5 – 6 Putzstunde, dann haben wir frei bis 9 h u. ins Bett. Wir sind hier nicht lauter 25iger, sondern ein großer Teil ist viel älter. Dadurch werden wir nicht so herumgejagt. Sehr unangenehm ist, dass man die Montur vollständig zugeknöpft tragen muss u. bald ganz verschwitzt. Dumm ist das viele grüßen. Alles macht nichts, aber wie ich die Sonntäge überstehe, weiß ich nicht, zufrieden auf keinen Fall, vielleicht könnt ihr übernächsten Sonntag kommen, wir dürfen zwar nicht raus, aber ihr könnt rein. Darüber muss ich mich mit Hans noch verständigen. Wenns weiter nicht schärfer hergeht, halten wir auch das leicht aus. Morgens bin ich nie so richtig ausgeschlafen.
Wie gehts bei Euch, der Hans geht wohl sehr ab, viel fällt mir heute nicht mehr ein.
Also seid mir herzlichst gegrüßt u. schreibt bald zurück u. macht Euch absolut um mich keine Sorgen
Walter.

 
Abs. Pionier Walter Schuster
Pio. Ers. Batl. 86
1. Zug Stube 58
Melk a.D.
N.D.
 
Melk, d. 5.Aug. 43
Liebe Eltern!
Habe Euren lieben Brief erhalten. Anscheinend habt Ihr noch immer zuviel Angst um meine Gesundheit, braucht absolut keine Sorge zu haben, geht mir ausgezeichnet, nur heute hatte ich eine Wasserblase an der rechten großen Zehe. Gestern waren wir Scharfschießen, habe sehr gut geschossen. 2 12er u. war zugleich Schreiber, sodass ich nach 800 Schuss bereits den Knall eines Militärgewehrs überhöre. Heute hatten wir Blutuntersuchung u. baden. Hab gar nicht gewusst, dass Hans ein Nichtschwimmer ist. Ihm geht die Sache mehr auf die Nerven, denn er kann sich nicht mit einer Sache abfinden, die sein muss u. außerdem nicht schwer ist. Nur dass es eben um 5 h aufgeht u. um 10 h nieder, aber alles geht mit der Ruhe, so dass ich, wenn ich mich wo hinsetze, bald einschlafen kann. Ab Abend haben wir von 5 – 10 Freizeit, das geht an. Außer Briefschreiben u. Waschen tu ich nichts wie Fingernägel feilen, Zähne putzen, Montur reinigen, so vergeht die Zeit und heute ist bereits wieder Donnerstag. Habe für Onkel Zigarettentabak. Es wird am besten so sein, ihr gebt Onkel die Karte von meinem Vater u. ich schicke Euch dann die Rauchwaren, denn ich habe eine Wehrmachtskarte u. Onkel muss nicht warten, bis ich mehr Packerl zusammenhabe u. sie dann erst schicke.
Ihr schreibt, Rosa u. Frieda kommen am Sonntag, sie sollen mit ¾ 8 Uhr Zug nach Melk (Rollfähre) fahren (direkt) u. dann mit der Rollfähre über die Donau u. dann eben fragen (Es geht an einem Berg hoch). Dort müsst ihr Euch dann bei der Wache melden u. dann dürft ihr rein.  Natürlich werden wir frei sein (höchstwahrsch. Vormitt. u. best. nachmittag). Aber ihr müsst schon etwas umher gehen, so dass wir Euch finden, das ist sicher, denn es geht so alles sehr einfach hier. Frieda soll mir ein paar karierte Bögen u. Hausschuhe mitnehmen. Auch muss sie dann den Tabak mit nach Hause nehmen. Habt ihr die Karten nach Zwentendorf geschickt u. Aschauer die 20 Zigar. gegeben.
Unsere Koffer haben wir ineinander gestellt u. abgeschickt, meiner ist versperrt u. Frieda kann dann den Schlüssel mitnehmen. Auch muss mir Frieda unbedingt die blaue Badehose mitnehmen.
Also herzlich Grüße
Walter
Auch Gruße an Rosatante u. Onkel, auch schickt mir die Adresse vom Roserl.
 
Am Kuvert: Stiefelfetzen nicht verg.    
 
Kuvert Feldpost
Kuvert Feldpost
Absender: Soldat Walter Schuster
F.P.N. 42860/E
 
O.U. 16. Aug. 43
Liebe Eltern!
Endlich sind wir am Ziel, geht uns bis jetzt nicht schlecht. Sind nun 5 Tage gefahren. Sonntag um 9 h sind wir angekommen, haben noch fest marschieren müssen u. was das scheußlichste ist, wir haben keine Trinkwasser, bekommen morgen u. abends Kaffee, das Wasser ist sehr wenig u. außerdem typhusverdächtig, sind dagegen schon geimpft worden, zum Waschen haben wir auch sehr wenig, die Ziehbrunnen sind bereits leer. Elektrisches Licht fehlt. Kerzen haben wir als Notbeleuchtung. Sonst ist es nicht schlecht.
Wie geht es Euch. Habt Ihr auch große Hitze, hier sind riesig hohe Temperaturen! Die Fahrt war in Ordnung, habe gut geschlafen in einer Riemenmatte, auch die Verpflegung war sehr gut. Hier ist keine romantische Gegend. Haben in Agram Ausgang gehabt. Haben uns Geld eingewechselt u. ein Seidel schwarzes Bier gekauft, das kostet 30 Kuna, das sind 1, 50 Mark, alles ist hier so teuer, aber man bekommts, Agram ist eine schöne Stadt
Herzl. Gr.
Walter 

 
Abs. F.P.N. 42860/B
O.U. 1. Sept. 43
Liebste Mutter, liebster Vater!
Euren lieben Brief vor 3 – 4 Tagen erhalten, kam aber nicht dazu, da ich im Revier lag, wegen Magenschmerzen, bin gleich gegangen u. sie sind nun soweit gut. Alles hatte ordentlichen Durchfall, so dass die Latrine (ein Loch u. ein Balken) nur flüssig ist u. dauernd besetzt ist. In der Nacht wurde immer gebrochen. Ich bin Gott sei Dank wieder ganz hergestellt. Wären heute weggekommen nach Serbisch Brod, ist aber das Lager besetzt. Noch etwas sehr Erfreuliches: Bei meiner Gruppe ist auch ein Elektroing. u. der hat eine Zuschrift von der Schule bekommen, dass sämtliche Elektroing. erfasst werden sollen.
Da ich keinen Fragebogen erhielt, so habe ich mir diesen selbst angefertigt u. mit einem Brief auf Berlin gesandt. Hoffentlich hat es Erfolg. Hoffentlich gefällt es Rosel noch in Steinberg. Weiß Rudolf soll ja die Zeit ausnützen. Geld brauche ich keines, da ich es nicht umwechseln kann, kg-Marken bekommen wir erst später. Ich glaube, heute vor einem Jahr wurde ich gemustert. Das kann ich gar nicht glauben vom Bierbaumer Franz, habe in mindestens 2 Jahre nicht gesehen. Die Karte nach Melk habe ich nicht erhalten. Schreibt mir von Hans die Adresse, damit ich ihm schreiben kann, er soll ja viel Bier trinken, denn hier vermisse ich es sehr stark. Auch soll er froh sein, dort zu sein.
Was ihr mir schicken sollt, schreibe ich noch.
Walter

 
O.U. 3. Sept.43
Liebe Eltern!
Heute ist wieder Sonntag u. ich muss Euch schreiben, habe aber keine Post od. Paket heute erhalten. Die Post geht nämlich sehr unregelmäßig u. unsicher. Heute bleibe ich zu Hause, habe keine Lust mehr auf Weintrauben, habe vorgestern abends so viel gegessen, dass ich kaum gehen konnte. Wir fanden nämlich ein Haus leer, von dem der Besitzer erst vor einigen Stunden zu den Partisanen gelaufen sein kann, so dass wir nichts verderben lassen wollten u. als erstes den Keller ausmachten, der außer ca. 250 l Sturm nach ein Fass mit Raky  (Zwetschkenschnaps) enthielt, ca. 12 Liter u. in Körben waren viele Trauben, sodass wir richtig zulangten. Den Schnaps haben wir dann auf die Stube mitgenommen, der wird bei einem Gruppenabend ausgetrunken. Überhaupt gibt es hier sehr viel Schnaps, sehr scharf u. viel. Der Sturm hatte noch keinen Stich, habe viel getrunken, aber kein Abführen bekommen. Die Trauben hier sind sehr süß, dass man sehr stark klebt, wenn man viele isst, u. meistens schwarze.
Heute Nacht hatten wir Feldwache. Kameraden haben im Kukuruz ein Schwein erschossen u. auch gleich gestochen, hatten es schon in unserem Keller, aber der Besitzer hat sich gemeldet. Ich habe Euch ja geschrieben, dass einige abgestellt wurden nach Hollabrunn u. dann weiter. Wie geht es Euch immer. Hans hat mir auch noch nicht geschrieben u. die Adressen von Weiss Otto u. Rudi u. Walzer Alois habe ich immer noch nicht. Wie geht es unserem Günther. Von Anna habe ich auch schon lange keine Post. Muss ihr dann gleich schreiben. Unser Bi marschiert wohl fleißig in die Schule.
Seid mir herzlichst gegrüßt
Walter

 
O.U. 5. Sept. 43
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief, die Feldpostpäckchen habe ich noch nicht erhalten. Habe Euch das letzte Mal 2 kg Marken geschickt, schickt mir am besten etwas Geselchtes u. Bäckerei. Obst nimmt zu viel Gewicht weg, das wisst Ihr ja selbst am besten. Geht mir jetzt ganz gut, kommen wieder weg an die kroat. ungarische Grenze. Hans soll ja froh sein in Melk zu sein, das Zigeunerleben würde ihm am wenigsten passen. Anna habe ich auch gerade geschrieben, sie würde mir Obst schicken, hat aber keine Marken. Frieda geht wohl fleißig zur Schule, muss jetzt halt wieder früh aufstehen. Heute ist Sonntag u. wir sind erst um ½ 8 Uhr aufgestanden. Haben Nachmittag Freizeit. Gestern haben wir einmal etwas ordentl. zu essen bekommen, ein Gulasch. Brot gibt es genug. Jetzt hat es wesentlich abgekühlt, u. heute Nacht geregnet, so dass manche ziemlich nass geworden sind. Bei mit hatts Gott sei Dank nicht durchgeregnet. Heute habe ich mir 10 Kuverts als Briefpapier gekauft, kostet 50 Kuna = 2,50 RM, 1 Bleistift 50 Pfennig.
Butter zu schicken, würde ich nicht raten, da er ranzig werden könnte, eher Schmalz.
Hans hat mir auch noch nicht geschrieben. Kann Günther schon laufen u. was sprich er denn.
Heute habe ich mir Socken gestopft u. Schnaps haben wir bekommen, ist gut, wenn ich Magenverstimmung bekommen sollte, er brennt wie Feuer.
Jetzt ist wohl die Erntezeit schon vorbei. Zur Weinlese wäre ich nur zu gerne nach Hause gekommen.
Herzlichste Grüße
Walter

 
O.U. 14. Sept. 43
Liebe Eltern!
Ihr werdet wohl schon sehr diesen Brief erwartet haben, aber wir fuhren zu plötzlich weg u. dad. wurde auch die Post zurückgegeben, so dass ich jetzt erst schreiben kann. Jetzt ist gerade Mittag, gestern morgens sind wir angekommen in Borovo, eine freundliche Gegend mit schon ungarischem Einschlag, liegen an der Donau in einer ganz neuen Schule mit Licht, Dampfheizung u. fließendem Wasser. Werden aber bald nach Vukovar in die Stadt ziehen. Sind Samstag um 8 h früh von Sisak weggefahren u. Montag früh angekommen. Die Fahrt war herrlich, habe Weintrauben, Äpfel u. Zwetschken u. Wassermelonen gekauft, hier ist nämlich eine obstreiche Gegend. Die Türen sind hier lackiert u. die Fenster sehr groß. Jetzt sind es schon 7 Wochen, dass ich eingerückt bin, die Zeit vergeht durch das dauernde Umziehen sehr schnell. Hans hat mir noch nicht geschrieben. Auch sind die 10 Packerln nicht angekommen. Schreibt mir bitte die Adresse von Roserl. Jetzt ist wohl bereits Kartoffelernte. Zum Lesen wäre ich wohl am liebsten zu Hause. Aber mit der Zeit findet man sich schon ab. Gerade erhalten wir die kalte Verpflegung, da die Feldküche noch nicht kocht. Es gibt Geselchtes, Schmalz u. Bort. Schreibt mir gleich zurück.
Herzlichste Grüße Walter
Was macht der Güntherburli. Unsere Frieda muss wohl früh auf.

 
O.U. 14.Sept.43
Liebe Eltern!
Habe Euren lieben Brief vom 10.IX. erhalten, herzlichsten Dank dafür. Habe gestern einen Brief weggeschickt. Gerade habe ich von der Deutschen Versuchsanstalt folgenden Bescheid erhalten, dass ich auf Grund meines Geburtsjahrganges u. meiner kurzen Dienstzeit vorläufig für einen ingenieurmäßigen Einsatz noch nicht in Betracht komme. Muss nun dauernd meine Feldpostnummer u. Dienst u. Tauglichkeitsgrad an Berlin melden. Wollte Euch schon schreiben, wegen der falschen Feldpostnummer, einen Brief habe ich aber erhalten. Liebe Mutter, am liebsten ist mir Mehlspeise, etwas Schmalz, aber gut eingemacht u. vorläufig kein Obst. Brot ist nicht notwendig. Esse zu Mittag das 3fache Quantum als normal. Gestern haben wir Speck bekommen, der wäre bald davongelaufen. Geselchtes braucht Ihr nicht zu schicken.
Jetzt haben wir ein ordentliches Quartier, aber es wird zu arg getrieben, heute müssen wir Schemel u. Tische mit Glas reinscheren, Polster ausrichten u. lauter solch dummes Zeug, aber man gewöhnt sich an alles. Jetzt ist es mit dem Abführen schon ganz vorbei. Haben uns auf der Fahrt viel Obst kaufen können, da es viel gab u. nicht zu teuer war. Zwetschken, Weintrauben u. Wassermelonen, dass mir der Bauch weh tat. Schreibt mir die Adresse von Roserl. Jetzt ist wohl Kartoffelernte. Was macht der Günther, kann er schon laufen u. ist er noch so schwer. Hans hat mir noch nicht geschrieben, vielleicht schreibt er auch 42860/E, also B müsst Ihr schreiben.
Herzlichste Grüße
Walter

 
O.U. 16. Sep. 43
Liebe Eltern u. Frieda!
Habe gerade Frieda ihre liebe Karte erhalten, was sie mit dem Balken durchschneiden glaubt, ist mir nicht klar. Die Marken die ich Euch gesandt habe, sind für 2 kg. Ich liege während der Mittagspause, durch die großen Fenster ist es ein herrliches Wetter. Gestern habe ich mir Stiefelfetzen u. Hemd gewaschen, es ist aber durch das Wachpulver zieml. rein. Sauber muss hier alles sein, dass es nur so blitzt. Waren heute bei der Donau, geht mir ganz gut. Was macht Ihr jetzt zu Hause. Durch die Überschrift darf sich Rosa nicht beleidigt fühlen, sie ist auch lieb, sie u. Güntherl. Mit Nicolai kann ich sprechen, wenn ich noch 1 Jahr hier bleibe. Habe nämlich ein Buch dazu.
Herzliche Grüße
Walter

 
O.U. 18. Sept. 43
Liebe Eltern!
Habe gestern Eure lieben Pakete u. heute den Brief vom 12. erhalten. Herzlichsten Dank dafür. Habe 1 Paket mit dem Geselchten u. eines mit dem Biskuit u. 5 kleine Packerl, eines mit dem Tee u. 2 mit Schokol. u. 2 mit Rosinen. Ihr beraubt Euch ja selbst, das mit den Rosinen wäre nicht notwendig gewesen, u. so viel Geselchtes. Herzlichen Dank für alles. Von Günther hat mich das sehr gewundert, er ist wohl jetzt überall dran. Es ist jetzt Samstag und bereits   ¼ 10 h, muss gleich schlafen gehen, bin nicht sehr müde, hatten Vormittag MG-Ausbildung u. nachmittags Revierreinigen. Morgens geht es um 7 h auf u. so um 6 h. Muss den Brief morgen fortsetzen.
Jetzt ist es gerade 10 h, mussten Kartoffel schälen. Morgen geht’s in einen Zirkus, der gerade vor der Schule steht. Vorgestern stand im Hafen ein Wagen mit Paradeiser, soviel habe ich mein Lebtag noch nicht auf einmal gegessen. Haben jetzt eine Landkarte, da sieht man erst, dass man ziemlich weit weg von zu Hause ist.
Ist Günther immer noch so dick. Schicke Euch anbei ein Büchlein, das ich beim Umziehen gefunden habe. Werft es nicht weg, es ist nämlich zum Lachen. Seht einmal alle meine Schuhe u. Kleider nach, besonders die Schuhe u. die Bücher, ob sie nicht anschimmeln. Besonders die Schuhe innen.
Draußen ist schönes Wetter, Nachmittag dürfen wir ausgehen, gerade erhalten wir destilliertes Wasser, denn Brunnenwasser u. das von der Wasserleitung dürfen wir nicht trinken. Habe ich den Tee 1 St. stehen, so setzt sich viel Schlamm (Sand) am Boden an, so dass ich meistens nichts trinke. Zum Abendessen gibt es Salami u. Brot.
Was gibt es in Neustift Neues, Rosatante u. Onkel sind wohl auch noch in Neustift, ich lasse sie schön grüßen.
Liebe Friede, wiege das Liederbuch „500 Volkslieder“ od. so ähnlich, das ich von Kiel mitgebracht habe ab u. wenn es nicht mehr als ca. 10 dkg hat, schickt es mir.
Herzlichste Grüße
Walter

 
22. Sept. 43
Feldpostkarte
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Eure liebe Karte. Habe gestern noch 1 Packerl Rosinen im Spind gefunden, also 3 erhalten. Mir geht es ganz gut. Ihr müsst mir immer von jetzt ab die Nummer, die ich unter das Datum schreibe zurückschreiben, sodass ich eine Kontrolle habe, ob Ihr auch tatsächlich alle Post bekommt. Jetzt sind wir die Alten in unser Quartier gekommen, mit denen wir in Melk zusammen waren. Wie geht es Euch. Jetzt ist es nicht mehr so heiß. Das Briefpapier ist mir ausgegangen, werde heute eines bekommen. Vielleicht kann Frieda die Feldpostnummer von Weiß Otto u. Rudi u. Walzer Alois erfahren. Die Briefe sind nämlich zurückgekommen. Anna hat mir auch schon längere Zeit nicht geschrieben.
Herzlichste Grüße
Walter

 
O.U. 26. Sept. 43
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief vom 20. Die Post ist doch immer das Schönste, wenn man von zu Hause eine bekommt. Sitze gerade so um 5 h abends, es ist Sonntag u. ich kann mich kaum rühren vor Essen u. Weintrauben und Pfirsichen. Hier ist nämlich gerade Weinlese u. da bin ich eben auch ausgegangen mit einer Margarine-Schachtel u. habe mir gegen Zigaretten Weintrauben, Pfirsiche eingetauscht. Die Leute sind gastfreundlich, obwohl es Serben sind u. die Söhne meistens Partisanen sind, so haben sie mir mit Most aufgewartet, der zuckersüß war u. anscheinend ist es hier so üblich, ein großes Stück Weißbrot. Gegen Zigaretten bekommt man ziemlich viel, heute habe ich mir wieder gegen 10 Zigaretten 1,5 kg Brot eingetauscht, aber von älteren Soldaten. Habe mindestens 100 St. Zig., also keine Angst.
Heute hatten wir Feldwache, ich war bei einem MG, sind in einen Graben alle 2 St. gelegen, wo man sich nicht rühren konnte. Sonst rührt sich nichts. Heute hatte ich große Wäsche, habe mir Drillich, Hemd, Stiefelfetzen, Handtuch, 2 Sacktücher gewaschen. Hättet mich sehen sollen. Ein Gerücht geht um, als wir nach Melk kommen sollten, aber das ist nicht das erste Mal. Es wäre zu schön. Mit der Post sieht es schlecht aus, sie geht unregelmäßig. Ihr müsst die Briefe, die Ihr zurückschreibt mit derselben Nummer versehen, die ich unter die Jahreszahl schreibe, also vergesst das nicht. Dem Picha habe ich schon 2 mal geschrieben, aber keine Antwort, habe mich sehr gewundert, als Ihr das geschrieben habt. Habt Ihr auch bald Weinlese?
Herzlich Grüße an Euch u. an Onkel u. Rosa
Walter

 
O.U. 30. Sept. 43
Feldpostkarte
Liebe Eltern!
Da ich von Euch schon ein paar Tage keine Post bekommen habe, so muss ich Euch heute im Bette noch schnell schreiben. Es geht mir ganz gut. Das Briefpapier u. die Schuhpaste gehen mir schon aus u. sind nicht zu beschaffen. Hans lässt lange mit der Post auf sich warten. Roserl hat mir auch eine Karte geschrieben. Ist jetzt Onkel in Neustift? Will ihm schreiben, habe aber nicht zuviel Zeit u. kein Briefpapier. Heute habe ich wieder sehr viele Weintrauben gegessen. Was macht Ihr zu Hause.
Die herzlichsten Grüße
Walter

  
O.U. 5. Okt. 43
Liebe Eltern!
Gerade wird Post ausgegeben, ich rechne, dass bestimmt etwas mitkommt, darum habe ich diesen Brief begonnen, um keine Zeit zu verlieren. Auch sind sehr viele Pakete angekommen, das geht immer so stoßweise, oft 1 Woche nichts, dann wieder sehr viel. Sind gestern 32 km marschiert, hat mir nichts gemacht, da die Stiefel tadellos sind, nur die Sohle der rechten Ferse brannte etwas. Viele können heute kaum gehen. Sind in ein Dorf gekommen, wo wir mit Weintrauben, Sturm u. Wein bewirtet wurden. So dass wir am Nachhauseweg sehr gut aufgelegt waren. Es sind dort viele Deutsche u. Kroaten. Heute Nacht hatten wir wieder Feldwache. Es wurde nicht geschossen, da es der Hauptfeldwebel nur im Höchstfalle erlaubt hat. Denn es werden nur Besoffene, Schweine u. Pferde erschossen, von Partisanen ist nichts zu sehen, nur die Streifen der Bahn werden beschossen, die sich schon beklagt haben. Hatten dad. heute Vormittag dienstfrei. Jetzt sind die Alten, die mit uns in Melk zusammen waren, wieder bei uns. Gerade habe ich die Briefumschläge erhalten, die Ihr mir am 1.9. weggeschickt habt. Sonst ist nichts angekommen. Wie geht es Euch immer. Jetzt beginnt wohl die Weinlese. Obst dürft Ihr mir nicht schicken, nur dauerhafte Sachen. Manche Kameraden bekommen Pakete, die sofort in den Kübel wandern. Nachmittag heißt es exerzieren.
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 7. Okt 43
Liebe Eltern!
Sitze gerade in einer Schulbank, aber nicht in unserem Quartier, sondern in Vukovar, hierher sind wir gestern marschiert u. haben Stadtsicherung. Ich bin zur Streife eingeteilt u. wir durchstreifen 2 x in der Nach u. 2 x am Tage Vukovar. Die andere Zeit können wir schlafen od. Briefe schreiben. Habe mit in der Stadt Schmollpasta u. Briefpapier gekauft. Heute Nacht gabs wieder Weintrauben. Die Stadt ist so lange, dass wir 2 Stunden marschieren die Hauptstraße entlang. Unsere Ausbildung wird dadurch riesig verzögert. Hier ist die große Schuhfabrik Bata von der Ihr sicher schon etwas gehört habt. Abgenommen habe ich bestimmt nicht. Brot habe ich immer genug. Jetzt beginnt wohl bei Euch die Weinlese, da wäre ich gerne dabei. Gestern hat mich wieder ein Kamerad gefragt, wie es meinem Schwager geht, ich habe aber noch keine Post von ihm. Übrigens ich habe mich schon 2 Monate mit keinem warmen Wasser gewaschen, manche verdrecken direkt, die haben zu Hause alles bequem u. wenn  sie mit der Waschschüssel laufen sollen, so bleiben sei lieber schmutzig. Die Sonne scheint noch ziemlich warm, in der Nacht ist es aber schon ziemlich frisch. Hier bekommt man ziemlich viel, aber alles so teuer. Eine ganz kleine Schmollpastaschachtel 40 Kuna, also 2 RM od. ein Anzug wie er dem Fredie passen würde 70 RM, und jeder Bauer hat seine Schnapsflasche einstecken. Gestern haben wir einen getroffen, der hat sogar eine ¾ l-Flasche einstecken gehabt u. hat uns trinken lassen, solch ein Zeug brennt wie Feuer.
Hat unsere Frieda Weinleseferien?
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 14.10.43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 8. Okt (1). Auch habe ich vorher die 2 Pakete u. zwar mit Äpfel u. die Kriegsbröseltorte erhalten. Obst ist jetzt nicht mehr notwendig. Am besten, wenn Ihr etwas schickt, Schmalz od. Marmelade. Jetzt bin ich schon 1 paar Tage zu keinem Brief gekommen, durch die Wache in Vukovar. Sind Montag reinmarschiert u. hatten das Wachlokal in einer Schnapsbrennerei. Habe auch getrunken, aber so ein scharfes Zeug, hat bei mir nur Bauchweh verursacht. Rosa u. Hans wünsche ich viel Glück zu dem Knaben, wie er heißt, steht ja noch nicht fest, nun, da hat ja Günther bald eine Unterhaltung. Jetzt wird wohl die Weinlese auch bei Euch zu Ende sein. Gerade pfeift es wieder u. ich muss wieder unterbrechen u. schon ist Samstag. Gerade wurden wieder 25 abgestellt (Hollabrunn, Norwegen). Sitze wieder in Vukovar zur Feldwache. In nächster Zeit wird sich wieder etwas tun, denn in Kroatien dürfen Rekruten nicht ausgebildet werden. Wir natürlich sind die letzten, die anderen werden nur mehr in Melk u. Krems ausgebildet, wir werden wahrscheinlich aufgeteilt u. auf jeden Fall weg von Borovo, wahrscheinlich an das adrat. Meer. Der Urlaub soll auch in ein paar Monaten anfangen. Anbei schicke ich Euch die 2 Zulassungsmarken. Schickt aber nicht alle 2 Pakete zu gleicher Zeit weg. Heute habe ich noch Schlaf, weil wir die halbe Nacht gewacht haben. Hans hat mir noch nicht geschrieben.
Jetzt ist hier schon kaltes Wetter mit ziemlich viel Dreck auf den Straßen. Stellt Euch vor, in der Schnapsfabrik haben wir ein Ganserl gegessen, denn der Uffz. hat gesagt, wenn sie bei Nach weiterbrennen, so müssen wir 2 Posten mehr auf stellen u. dad. haben wir ein Ganserl u. Speck bekommen.
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 19. Okt. 43
Liebe Eltern!
Habe gestern Eure 2 lieben Briefe mit dem Briefpapier u. den Gesangsbüchern erhalten, herzlichen Dank dafür. Geht mir ganz gut, sitze noch immer in der Schule. Gestern hat mir mein Freun Striz geschrieben, er geht wahrscheinlich schon nach Rußland, obwohl er auch mit mir eingerückt ist. Sacher, den Rosatante u. Onkel kennen, war vom Mai bis Sept. beim RAD, bekam Diphterie u. Lähmung dazu, ist jetzt wieder gesund aber wehrunfähig bis März 1944 u. Ing. bei Siemens u. Halske in Wien. Mir geht es ganz gut. Gestern wurden wieder 50 abgestellt, aber nach Holland. Die ersten 50, die nach Norwegen kommen sollten, sind nach Rußland zu einem Feldausbildungsbatl. gekommen. Wir stehen noch fleißig Wache u. haben nur hie u. da Ausbildung. Heute ist wieder sehr schönes Wetter, sind vormittags zur Sicherung nach Esseg (Osijek; Kroatien) gefahren mit einem Lastkraftwagen, haben Benzin geholt. Esseg ist eine neue, sehr schöne Stadt mit einer Straßenbahn. So schöne neue Bauten habe ich noch kaum gesehen. Ab jetzt soll wahrscheinlich Kroatien zum Kriegsgebiet erklärt werden, da sollen wir mehr Zigaretten u. Löhnung erhalten. Werden in nächster Zeit wieder welche weggehen, 40 sind uns noch. Vor ein paar Tagen habe ich am besten am MG geschossen. Heute hoffe ich, dass ich zum Minensuchgerät komme, durch das, dass ich MG-Schütze bin, sind wir hiergeblieben. Unser ganzes Batl. soll wegkommen, lauter solche Gerüchte. Roserl hat mir auch noch nicht zurückgeschrieben. Mit Urlaub wird’s überhaupt nichts werden. Hans soll ja versuchen, in Melk zu bleiben, denn für ihn wäre das nichts, was unsere Alten machen. Onkel ist wohl in Neustift.
Stellt Euch vor, wir hatten einmal eine Hausdurchsuchung, da habe ich ein Fass mit ca. 12 l Schnaps freiwillig mitgeschleppt, es sollte aufgeteilt werden. Jetzt wurden aber die Offiziersbewerber u. ein solcher hat es aufgehoben, abgestellt u. so haben sie unseren Schnaps ausgesoffen. Habe inzwischen den Brief vom 15. erhalten. Auch von Hans den Brief. Also, heute haben wir uns wieder gerackert. So ähnlich wie es die Würzburger Pio. 1939 in Altenwörth machten. 10 Pontonwägen wurden aufgeladen für die Komp., die im Einsatz gegen die Partisanen sind. Also, dass sich der Mensch so schinden kann. Haben die Pontons aus dem Wasser gezogen u. dabei ist ein Ankertau gerissen, das ist 3 x so stark wie unser Heuseil. Meine Achseln sind ganz wund. Mir macht das ja nichts aus, aber den Wiener! Auch unsere Komp. wird in den Einsatz gehen, aber die Alten, da Jahrg. 1925 für Fronten gesperrt ist u. wir wahrscheinlich wegkommen. Übrigens, die Schachtel mit dem Biskuit habe ich noch nicht erhalten. Pasta braucht Ihr mir keine mehr zu schicken. Wie hat es denn Gottfried angestellt? Hat doch ein großes Glück. Ist Anna u. Fredie immer noch bei Euch. Muss schnell schreiben, da ich mich bald niederlegen will, wir haben nämlich von 12 h – 6 h Feldwache. Sonst geht es mir sehr gut, nur die linke Ferse tut mir weh. Ich habe mir hier eine Mundharmonika gekauft, möchte es gerne lernen, nur brauche ich eine Schule dazu. Wenn es Frieda od. Anna möglich wäre, so etwas aufzutreiben, wäre ich sehr froh.

 
O.U. 27. Okt. 43
Liebe Eltern!
Endlich habe ich Zeit, Euch zu schreiben, wir haben zwar schon um 6 h Dienstschluss, aber durch das Stiefel-, Koppel- und Monturputzen vergeht so viel Zeit, dass ich oft bei größtem Vorsatz keinen Brief schreiben kann. Montag haben wir Besichtigung, daher ist diese Woche Hochbetrieb. So heiß ist es noch, dass wir ziemlich viel schwitzen müssen. Das Wachestehen hat sich aufgehört. Ja die Briefe brauchen ziemlich lange bis sie in die Heimat gehen, her gehen sie etwas schneller. Was glaubt Ihr für kg Pakete. Bis jetzt habe ich 4 kg Pakete erhalten u 5 10dkg-Packerl. Wenn ihr etwas schickt, so soll es mindestens 3 Wochen sich halten, sonst ist mir nicht geholfen. Also, dass Bierbaumer Joh. u. Kohoutek so schnell zum RAD mussten, hat sich sehr gewundert. Wir sind noch für die Front gesperrt. Hans wird es wohl sehr gut zu Hausen gefallen haben, wir könnten es ruhig weiter so vertragen, Essen ist genug. Momentan habe ich 5 kg Brot im Spind. Mit dem Aufstrich happert es etwas. 10 Zigaretten, 1,5 kg Brot. Pro Tag bekommen wir jetzt 6 Zigaretten. Zuhause wird es wohl schon viel kälter sein. Ich kann mich erinnern, als Josef bei uns war, unter dem Dorf, da war es schon sehr kalt. Schickt keine wertvollen Sachen in Paketen. Was macht Günter u. Helmut.
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 30.10.43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 24. Okt. Habe dabei das „Brief“ vergessen, denn wir schreiben beim Kerzenlicht, für einige Zeit war das Licht ausgegangen u. als es kam, waren wir so erfreut, dass ich auf Brief vergaß. Heute hatten wir Großreinemachen, denn Montag ist Besichtigung. Auch unsere Alten müssen fest mitmachen, hie und da sind sie zum Totlachen, müssen sich oft in den Dreck legen, dass es nur so spritzt. Anna hat mir auch geschrieben. Jetzt muss es schon ziemlich kalt bei Euch sein, wenn Ihr schon die Burgunder heimführt. Jetzt wird es auch schon kälter. Hier gibt’s überhaupt keinen weißen Kukuruz wie zu Hause. Mit Urlaub ist wenig Aussicht, hatten nämlich gestern ein großes Theater, denn ein ehemaliger Putzer von unserem Uffz. hatte ihm die ganz neue Hose ausgeführt, dabei zerrissen u. er kam nicht zum Umziehen u. so behielt er sie gleich an, aber bereits 3 Wochen u. gestern suchte der Uffz. seine Hose, brach seinen Kollegen sogar den Spind auf. Natürlich, alles kommt ans Licht u. so gabs einen Radau u. der Uffz. behauptet nun, die ganze Gruppe hätte es gewusst u. wir hätten sie abwechselnd getragen, so geht’s halt den ganzen Tag rund, bis nach zehn, heute hat er sich schon wesentlicher beruhigt, aber er sagt, Urlaub für die 2. Gruppe nun vorbei.
Sehr schnell wird es schon Nacht u. auch schon wesentlich kälter. Heute Morgen war der erste Reif. Rosatante hat mir auch geschrieben. Der Uffz. hat sich auch schon beruhigt. Sacher hat mir auch geschrieben, den Frau Germ kennt, er ist beim RAD gewesen, u. hat Diphterie bekommen u. eine Lähmung u. ist jetzt bis März 1944 zurückgestellt.
Die neue Garnitur haben wir auch schon bekommen, musste ganz neu eingekleidet werden, weil auf der Kleiderkammer alles durcheinandergekommen ist.
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 4. Nov. 43
Liebe Eltern!
Muss Euch jetzt schreiben, da ich heute etwas Zeit habe, denn jetzt geht’s mehr als toll her, denn wie ich Euch bereits geschrieben habe, ist unser Gruppenführer mehr als toll. Wir machen oft so lang nichts, als wie auf und nieder, solange bis es eben nicht mehr geht. Mir macht das nicht so viel aus, obwohl besonders unsere Wiener auf den Knien daherkommen so habe ich unlängst gelacht, obwohl keinen mehr zum Lachen war, da wurde er erst wütend, aber alles hat ein Ende u. nachher lachen wir darüber, obwohl wir ganz voll nassem Lehm sind u. die Hose bereits jeden Tag auf den Knien zerreißt u. wir riesig schnell alles reinigen müssen, manche nehmen sich nicht einmal zum Essen Zeit. Abends müssen wir uns jeden Tag melden, so dass uns nicht viel Zeit zum Briefeschreiben bleibt. Heute geht’s wesentlich ruhiger zu. Jetzt ist es bereits Samstagabend geworden u. in einer Viertelstunde geht’s raus auf Feldwache mit Ohrenschützer und Handschuhe. In die Stiefel habe ich mir Stroh gegeben. Gestern haben wir uns erst um 12 h ins Bett gelegt, waren in Vukovar. Das Bataillon hatte ein Theater aufgeführt. Besonders unsere Kompanie war am meisten vertreten. Unser Spieß war Ansager, aber so etwas kann sich sehen lassen. In einem riesen Saal wurde es aufgeführt, unser Zug hat als Soldatenchor gesungen. Jetzt hat sich das Wachestehen, bis auf die Feldwache vollständig aufgehört. Jetzt ist es auch schon kalt und sehr schnell wird es Nacht, besonders wenn man am Abend so über den Hof marschiert, da fühlt man erst, dass man nicht in der Heimat ist.
Gerade pfeift der Uffz., ich muss morgen weiter fortsetzen.
Jetzt ist bereits Sonntagnachmittag, jetzt habe ich Zeit. Heute Nacht war es schon ziemlich kalk, mir hat aber nur in den Zehen gefroren. Meine Ferse ist bereits ganz ausgeheilt, da braucht ihr keine Angst zu haben. Anna hat mir auch schon geschrieben. Sehr gewundert habe ich mich über das, was dem Zimmermann Michael passiert ist. Den Herrn gings wahrscheinlich zu gut u. dem Michel wird das nicht viel ausmachen. Was die Bevölkerung betrifft, so wissen wir hier ja selbst am besten Bescheid, u. wenn wir so weggehen, haben wir ja immer Waffen bei uns. Also, Hans hat doch ein großes Glück. Abgenommen habe ich nicht, werde ich um 1 paar kg zugenommen haben, denn das Koppel passt mir nur äußerst streng mehr. Man hat nicht zuviel, aber das Gefühl, morgen vielleicht keine Verpflegung zu bekommen lässt einen immer wieder essen u. auch hat man beim Essen Ruhe, sodass man gerne sich hinsetzt u. Ruhe hat.
Seid herzlichst gegrüßt
Walter
Röschen hat mir auch bereits geschrieben, 1 Bücherl u. Briefpapier geschickt.

 
O.U. 12. N. 43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Eure lieben Briefe vom 2. u. 4. Nov. Hat mich sehr überrascht u. gefreut. Nur seid Ihr ziemlich unvorsichtig mit meinem Ingenieurszeugnis. Habe natürlich die Abschriften u. alles bereits weggeschickt. Ich glaube ich kann annehmen, dass Gottfried auch durch diese Aktion erfasst wurde.
Hoffentlich hats einen Sinn. Als ich Vaters Schrift sah, dachte ich mir sofort, es sei etwas los. Mir geht es ganz gut, sind jetzt Feldeinheit u. bekommen 450 Kuna – 22, 5 RM alle 10 Tage. Gestern habe ich mir 2 kg Weißbrot gekauft, man zahlt aber dafür 140 Kuna. Das habt Ihr tadellos gemacht mit dem 2. Brief, denn es hätte nur allzu leicht geschehen können, dass der 1. Brief verloren gegangen wäre. Wegen Sacher muss ich Euch schreiben, dass der ja nicht erfasst wurde, sondern krankheitshalber von der Wehrmacht zurückgestellt ist u. dad. seinen Beruf ausüben kann. Jetzt ist es auch hier schon kalt, gestern Nacht u. heute ist das Wasser schon gefroren. Heute Nacht u. von heute auf morgen sind wir wieder auf Feldwache. Habe 46iger Stiefel, die sind mir natürlich viel zu groß, so dass ich Stroh 3 Paar Einlagen, Stiefelfetzen u. Socken drinnen habe. Gleich werden wir wieder raustreten müssen.
Hoffentlich glückt alles u. seid mir herzlichst gegrüßt
Walter

 
O.U.15.11.43
Liebe Eltern!
Heute muss ich Euch wieder schreiben, obwohl gestern Sonntag war, bin zu keinem Brief gekommen. Heute Nacht war ich wieder auf Feldwache, sind ziemlich feucht geworden, ist aber nicht durchgegangen. Heute Nacht geht’s wieder hinaus. Nun ist auch diese Woche vorbei, es hat wieder geregnet u. war recht windig war es. Vor ein paar Tagen hat mir ein Kamerad aus Norwegen geschrieben, die wurden vor einem Monat abgestellt u. kamen nach Norwegen, er hat mir von Drammen geschrieben, sie sind schon 1 Monat unterwegs, aber noch nicht am Ziel. Er ist über Dänemark gefahren u. schreibt, dass man dort u. auch in Norwegen viel bekommt u. er möchte auf keinen Fall mehr in das scheiß Kroatien zurück. Wir sind froh, dass wir hier sind, denn so könnten wir es weiter vertragen. Für Euren lieben Brief vom 11.11. besten Dank. Das Paket habe ich noch nicht. Momentan gibt es furchtbar viel Brot. Vor ein paar Tagen war ich beim Zahnarzt in Vukovar. Da habe ich mir ein Messer gekauft, es ist ein klein wenig von der Spitze etwas abgebrochen, so dass es nur 250 Kuna – 12, 5 RM kostete.  Es ist ein Okuliermesser mit 2 Klingen u. bester Stahl. Hans hat mit Urlaub großes Glück.
Der kleine Helmut hat aber doch zu kurz das Licht der Welt erblickt, war er kränklich? Konnte es gar nicht glauben als ich es las. Unsere Dampfheizung funktioniert auch schon, sodass es ziemlich warm ist. Unser Uffz. hat sich auch schon beruhigt. Jetzt ist es wieder wärmer, hat erst 2 mal etwas gefroren.
Die herzlichsten Grüße Euer Sohn
Walter.

 
O.U.19.11.43
Liebe Eltern!
Habe Euren lieben Brief vom 14. XI. gestern erhalten, herzlichsten Dank dafür. Also Ferdinand kann absolut nicht vergessen, warum er nicht so lange bei uns bleiben konnte. Mich wundert, dass er zu Weihnachten nach Hause fahren darf. Er hat sich doch nicht von einem franz. Gefangenen auf einen Zivilarbeiter umschreiben lassen. Bei uns ist ein scheußliches Wetter, es regnet sehr oft u. Dreck gibt es, da könnt Ihr Euch zu Hause keinen Begriff machen. Es ist bald so, als ob alles darin versinken müsste. Es gibt auch keinen Schotter zum Aufschütten. Heute Nacht hatten wir wieder Feldwache, es hat auch geregnet, aber wir haben Unterstände. Gestern hatten wir Fährenbau, das ist das, was der Vater einmal in Altenwörth von den Würzburger Pionieren gesehen hat. Ist eine große Schinderarbeit, aber es kostet den Kopf nicht. Vor 5 Wochen hat einer von uns Gelbsucht bekommen, er ist mit mir in die Hauptschule gegangen, er ist jetzt wieder zurück, war auch ein paar Tage in Melk bei der Stammkomp. u. heißt Gehringer. Ist es bei Euch schon gefroren. Heute habe ich noch Schlaf, obwohl ich nur ein paar Stunden gestanden bin. Macht Hans auch Ausbildung od. macht er nur korp. Arbeiten. Wir sprengen oft, dass man glaubt, das Trommelfall geht kaputt.
Die herzlichsten Grüße
Walter

 
O.U. 28.11.43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Eure lieben Briefe vom 20. und 24. XI. 43.
Habe sie gestern erst lesen können, da wir 4 Tag im Einsatz waren, haben aber nur Säue gekauft (?) Montag gings weg nach Vinkovci u. von da am Dienstag mit Kraftwagen nach Ostrovo, wo wir 40 Säue aufluden u. zwar waren wir 100 Mann, da ja der Ort umstellt u. gesichert werden musste. Ein Partisanenführer war zu Hause gewesen, aber wir kamen zu spät. Da wurden gleich die 2 Zuchtpferde, 1 Schwein, das gerade abgeschlachtet wurde u. 2 Kühe requiriert. Der Bevölkerung wurde ausgetrommelt „Etwas zum Essen u. Trinken für uns zu bringen.“ Sodass wir Grammeln, Speck, Weißbrot u. Schnaps in rauen Mengen bekamen, auch viele Würste waren dabei, sodass wir uns richtig mit fetten Sachen anessen konnten. Es wurde sogar viel ruiniert. Am Mittwoch gings genau so, nur wurde da auch Geflügel mitgenommen, als wir aber in Vinkovci ankamen, wollte das Auto nicht mehr u. wir mussten zu Fuß durch die Stadt, wie die Banditen waren wir beladen mit Brot, Gänsen, einer hatte einen Sack Grammel, ich schleppte Kukuruz für die Gänse. Die Gänse rissen die Schnäbel auf, sodass wir mit Geschnatter unter dem Lachen der Zivilbevölkerung nach Hause kamen. Nächsten Tag machten wir Pause, um die Leuten in den anderen Ortschaften zu beruhigen u. am Freitag gings erst richtig los. Wir mussten sehr weit fahren in ein Dorf, das als Partisanenhauptquartier bekannt war. Sogar 1 Sturmgeschütz begleitete uns, aber wir kamen zu spät. Als wir knapp vorm Dorf waren, gingen Leuchtkugeln hoch im Dorf u. als wir eindrangen, war die meiste Bevölkerung schon im Wald. Nur ältere Personen war noch zurück, aber sonst keine Maus. Wir sicherten das Dorf, aber wir hatten Glück. Denn wenn sie einmal kommen, kommen mindestens 1000. Ansonsten trauen sie sich nicht anzugreifen. Da wurde nun alles Vieh ausgeräumt. Und wir durften uns Esswaren organisieren, wir haben das auch kräftig ausgenützt. Heute habe ich mindestens 3 kg Schmalz im Spind, 1 Stange Wurst u. etwas Fleisch, auch 1 Dose Grammeln. Sodass die 2 Pakete zum Überfluss noch hinzu kamen. Das mit Marmelade ist noch heute hier. Manche haben ja gar arg ausgeräumt. Heute ist Sonntag u. ich muss auf Wache. Von Hannover habe ich noch keine Verständigung.
Anna hat mir auch geschrieben u. eine Fotografie vom Fredie geschickt. Also so ein lieber Schnipfer, wie man sie oft auf Postkarten sieht, besser hätte sie nicht ausfallen können. Onkel werde ich Zigaretten schicken. Herr Zehetner hat es aber schnell gemacht. Also nun kennt Ihr den Sacherspule auch. Heute bin ich nicht gut gelaunt, vielleicht habe ich mir den Magen verdorben? Draußen ist es schon gefroren. Jetzt scheint aber schön warm die Sonne, in der Stube ist es nicht sehr warm, gerade bin ich um den Tisch gelaufen, weil mir in den Zehen kalt ist. Zum Schreiben hätte ich bald auch heute keine Zeit. Heute gab es Schweinernes in der Küche.
Es grüßt Euch herzlichst
Walter.

 
Walter Schuster an Schwester Anna
 
O.U. 28.11.43
Liebe Schwester!
Herzlichsten Dank für Deinen leiben Brief und besonders Fredis Foto. Ich kann Dir sagen, so mit der Zeit kann man sich die Eltern u. Verwandten doch nicht mehr vorstellen u. als ich die Fotografie von dem Schnipfer herauszog, so habe ich mich sehr gefreut, so einen lieben Neffen zu haben, besser könnte er auch nicht mehr getroffen sein.
Von Hannover habe ich noch keine Verständigung, dass wäre so das richtige für mich. Aber stell Dir vor, ich glaube, momentan habe ich mehr Fett im Spind als ich die 4 Monate Militär gegessen habe, wie ich dazu gekommen bin, muss ich Euch doch schreiben. Vorigen Montag fuhren unser 100 Mann mit dem Leutnant weg nach Vinkovci, von dort gings am Dienstag in eine Ortschaft, dort wurden die Schweine, die von den Ortsbauernrat als zu viel angesehen wurden, verkauft. 30 Mann hatten Ortssicherung, gleichzeitig wurde der Bevölkerung ausgetrommelt, Essen für uns zu bringen. Da kamen Grammeln, Brot, Speck u. Würste, dass wir uns richtig sattessen konnten. Am anderen Tag war es genauso. Nur, als wir nach Vinkovci kamen, wollte das Auto nicht mehr u. wir mussten mit Sack u. Pack beladen durch Vinkovci. Jeder trug etwas, eine Gans od. Ente od. 1 Sack Grammeln. Kukuruz, Brot, so dass wir unter dem riesen Geschrei der 15 Gänse wie die Banditen daherzogen u. von der Zivilbevölkerung ordentlich ausgelacht wurden. Ich kann Dir sagen, so etwas erlebt man nur beim Militär. Nächsten Tag war Ruhe u. Freitag gings erst richtig los mit 1 Sturmgeschütz ins Partisanenhauptquartier. Bevor wir reinkamen, gingen 2 Leuchtkugeln hoch u. als wir das Dorf durchsuchten, waren nur noch Greise u. Frauen (ältere), keine Kinder. Auch hatten sie MG-Nester und Schützenlöcher ausgebaut. Aber sie wagten doch kleinere Angriffe. Denn wenn sie kommen, so kommen mindestens gleich 1000. Nun wurde alles Vieh aufgeladen u. wir durften uns Essen organisieren. Im ersten Haus fanden wir gleich ein frisch geselchtes Schwein u. viel Würste. 1 Schinken nahm ich mit. Dann schleppte ich noch mindest. 2 ½ kg Schmalz u. etwas Marmelade mit u. Grammeln. Sogar Honig haben wir gegessen auf Weißbrot, kein schwarzes kennen sie ja nicht. Also, angefressen u. beladen waren wir! Wir sind gut nach Hause gekommen u. die Verpflegungslage ist gesichert. Jetzt ist es auch hier schon gefroren. Mich friert momentan, weil die Dampfheizung nicht funktioniert. Heute Nacht hatte ich wieder Wache. In einer Woche schlafen wir oft nur 2 – 3 mal im Bett unsere 8 St. sonst immer nur 6 St. auf Pritschen. Aber mit der Zeit gewöhnt man alles. Nur wenig kann man essen, wenn es fett ist. Herzlichste Grüße an Dich, Alfred und Fredi.
Walter.

O.U. 5.XII.43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 29.11. Geht mir gut, habe das Paket mit Marmelade u. Schmalz erhalten, auch 2 10 dkg Packerl mit Schuhpasta, also jetzt habe ich genug u. noch 6 Packerl mit Krapferl.
Roserl hat mir auch geschickt u. zwar 2 mit Würfelzucker. Ich danke Euch herzlich für alles. Vorgestern habe ich für Onkel ein Paket mit 120 Zigaretten, Zigarren u. Tabak weggeschickt als Weihnachtsgeschenk, hoffentlich kommt es an. Habe es beschwert mit einem Schloss. Für Nicolai habe ich Pfeifentabak u. eine neue Pfeife, werde sie bald abschicken, er soll auch zu Weihnachten eine Freude haben. Heute haben wir nämlich Marketenderware erhalten. Rasierklingen, Spiegel, Geldbörse u. Zahncreme. Hannover schreibt nicht! Bin noch in Zahnbehandlung. Also Weiß Franz hat doch Pech. Hoffentlich ist er bald hergestellt.
Herzliche Grüße   
Walter.
Der Günther erlebt ja morgen den ersten Nikolotag.

 
O.U.12.XII.43
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief vom 5. 12. Auch habe ich den Brief erhalten mit den HJ.Schriften. Ihr könnt dem Bann ruhig meine Adresse schreiben. Mir geht es ganz gut, auf Urlaub sieht es nicht aus. Im Jänner geht’s nach Bosnien in den Einsatz. Bis Weihnachten werden wir Holzfällen an der Bahnstrecke bei Brsadin. Heute werde ich wahrscheinlich nach Hannover schreiben. Unlängst ist mir das Gewehr losgegangen, weil beim Entladen die Patrone nicht ausgezogen wurde, es ist nichts passiert. Einem Kameraden ist es heute Nacht losgegangen. Ich bin aber kaum aus der Ruhe zu bringen, das hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal so gleichgültig werden kann. Auch bin ich dadurch dicker geworden. Man ist meistens durch die Wache so schlafbedürftig, dass einem alles wurscht ist. Ein paar Tage hat mir der Zahn weh getan. Bin noch in Behandlung. Die Desitin Salbe hat sich sehr gut bewährt, weil bei jedem von uns alles sehr schlecht heilt. Wegen mir braucht Ihr auch keine Sorgen zu machen, das ist absolut nicht notwendig.
Also Fett u. Marmelade habe ich jetzt in Überfluss. Hier ist noch sehr viel Dreck, aber noch nicht gefroren. Das ist oft zum Stiefelausziehen hergerichtet. Dass Herr Daschütz einrücken musste. Zehetner Alois kommt doch öfters nach Hause. Was hat Sacher gesprochen? Heute fällt mir nicht allzu viel ein.
Also, es wird ja bald Weihnachten
Frohe Weihnachten und herzliche Grüße
Walter

 
O.U.12.XII. 43
Liebe Eltern!
Habe schon lange keinen Brief von Euch bekommen. Geht mir tadellos. Von Hannover habe ich noch nichts. Dafür wurde ich gestern wieder vom Batl. erfaßt u. zwar für Sanitätsdienste an Röntgenanlagen. Ich glaube, da ist am ehesten etwas zu erwarten. Unser jetziger Spieß ist aus Tulln. Er hat schon gesprochen mit mir, wahrscheinlich werde ich Pakete mitnehmen müssen. Vielleicht früher fahren können. Bis jetzt schon noch keiner raus. Heute geht es sehr gut zu. Die Waldviertler sind etwas angeheitert. Für Weihnachten werden schon Bäcker gesucht, denn die Zivilbevölkerung hat sich ordentlich eingestellt. Jetzt geht in unserem Bunker toll zu, soviel kommt vor. Wenn es so weiter geht, brauchen wir noch mehr. So schnell kam Weihnachten, Pakete schickt mir nicht, ich brauche die Marken für Bücher (Röntgen) wahrscheinlich geht es über Sacher. Er wird sie kaufen u. Ihr müsst ihm dann das Geld schicken. Ich muss mich auf diesem Gebiete unbedingt fortbilden. Jetzt suchen sie fest Pio, die zu Weihnachten Wache stehen müssen. Mich haben sie noch nicht ergattert.
Recht frohe Weihnachten u. herzliche Grüße
Walter

 
25.XII. 43
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Eure Briefe vom 11., 13., 17., 20. Heute ist der erste Christtag, an dem ich nicht zu Hause bin. Man merkt kaum, dass Weihnachten ist. Wir hatten schon am 23. am Abend die Weihnachtsfeier. Also so etwas hätte ich nicht erwartet, uns hat nämlich die Zivilbevölkerung sehr viel gebracht, 3 Schweine, eine Kuh u. Mehl. Sodass wir jeder 2 Allerheiligenstriezel, 1 kleinen u. einen großen bekamen, 20 Zigaretten, Zuckerl, 1 kg Lebzelten u. Keks. Gegessen haben wir die ganze Gruppe gemeinschaftlich Schweinernes. Auch bekamen 4 Mann 3 Flaschen Wein u. eine Flasche Schnaps. Das wurde ein Hallo. Ein paar waren sternhagelbesoffen u. haben gleich in die Stube gebrochen. 2 Alte haben Ziehharmonika u. Geige gespielt. Der Hauptmann hat uns selbst vorgesunden. Unser Spieß hat mir zugeschrien: „Was Schuster, mir san halt zwa alte Tullner“. Er ist nämlich aus Tulln. Er war auch besoffen, sie hoben ihm immer in die Höhe und ließen ihn fallen. Zuletzt war die Sache nicht mehr schön. Ganz sauer hat es gerochen von dem vielen Kotzen. Am 23. in der Früh hatten wir Gefechtsdienst u. ich habe das Schloss vom Gewehr zu Hause gelassen. Also so etwas kommt zu Weihnachten vor. Der Uffz. hat aber nichts gesagt. Nachmittag gingen wir nach 5 Monaten in die Kirche, wo die meisten Alten geweint haben. Am Abend, auf den wir uns so freuten, mussten wir mit der 2fachen Sicherung ausrücken u. ich war dabei, die ersten 2 St. habe ich nur gesungen, gottseidank bin ich die Tage sehr gut aufgelegt. Es ist kein Schnee, nur Dreck zum Versinken. Unser Fourier, ein Uffz. Mit 2 Metern u. 100 kg zündete um 10 h, bevor wir auf Wache aufzogen, den Christbaum an u. wir sangen: „Stille Nacht, Heilige Nacht.“ Uns wurde kaum bewusst, was zuhause für ein feierlicher Tag war. Ich kann mir noch gut alles vorstellen, oft kommt man nicht dazu, daran zu denken. Heute habe ich gottlob keine Wache. Was ordentlicher Schlaf für uns bedeutete, davon könnt Ihr Euch nicht den leisesten Begriff machen.
Also unser Günther, der ist schon als so kleine gepflegt. Der wird wohl Augen gemacht haben. Also das Röschen hat die Prüfung mit Auszeichnung bestanden, es war auch nicht anders zu erwarten bei Ihrem Pflichteifer. Rosatante schreibt mir auch nicht. Hoffentlich ist das Paket angekommen, denn die Post geht nicht zu einwandfrei. Also, die kg Marken, die ich bekomme, schicke ich Euch sogleich, da hilft das viele Schreiben auch nichts. Und wie ich Euch bereits geschrieben habe, brauche ich sie ja für andere Zwecke. Mit dem Essen geht es uns jetzt ohnehin tadellos. Also gestern habe ich Euren lieben Brief vom 20. erhalten u. so wenig Zeit zum Lesen gehabt, dass ich gar nicht aus dem Wundern herauskomme. Dass Pepi so schnell hinweg musste? Also Onkel hat doch das Paket bekommen. Also, die Schreibmaschine, die kann Frieda jetzt gebrauchen, wenn ich nach Hause komme, muss ich es auch lernen. Auch wenn sie keine neue ist. So ist sie doch besonders jetzt viel wert. Also Riebesam Onkel will ja das Allerbeste, aber von zu Hause aus etwas zu erreichen, ist völlig zwecklos.
Was heißt, Sacher hat sich nach mir erkundigt, ich habe ihm doch geschrieben. Mein Gott, wie ein blöder Schuljunge habe ich die Schrift verschmiert.
Viele Grüße u. ein frohes Neus Jahr wünscht Euch Euer Sohn
Walter.

 
O.U.4.I.44
Lieber Eltern!
Der erste Brief im Neuen Jahr, Ihr werdet wohl ihn sicher schon mit Sehnsucht erwarten, aber durch die Wachen bleibt einem  verdammt wenig Zeit zu schreiben. Für Eure Briefe herzlichsten Dank, mir geht es noch immer gut, es könnte ruhig so weitergehen. Vor Silvester waren wir wieder im Einsatz. Am Abend hieß es das Notwendigste packen u. um 1 h gings los mit LKW, 5 km vor dem Dorf gings zu Fuß weiter u. um 4 h früh war es ohne Zwischenfall umstellt, um 7 h kam die Ustascha u. Polizei u. sämtliche Personen wurden zusammengetrieben u. verhört, ein paar erschossen u. so mancherlei, was ich aber nicht schreiben will. Die hatten sogar gut getarnte Bunker angelegt als Holzschuppen getarnt, um einen gabs eine Schießerei, aber die Polizei hatte nur Verwundete. Wir standen nur Sicherung u. in großer Übermacht. Untertags waren wir so müde, dass ich stehend trotz ziemlicher Kälte eingeschlafen bin. Ich hätte nie geglaubt, dass man auch stehend schlafen kann.
Bin noch in Zahnbehandlung bei einer Zahnärtzin in Vukovar. Ich darf nur gehen wenn ich die vergangene Nacht Wache hatte u. noch dazu hin u. zurück 16 km ohne Fahrrad mit Gewehr, die Zeit dazu ist auch kurz bemessen. Aber gute Zähne sind mir wichtiger als Schlaf u. Bequemlichkeit.  Habe 3 Zähne schlecht, sie arbeitet furchtbar genau u. gut. Frieda soll sich ja auch die Zähne nachschauen lassen. Gerade spielt in der Stube einer Ziehharmonika, es geht sehr lustig zu. Da haben sie ein Instrument zum Taktschlagen dazu fabriziert, das sieht mehr als komisch aus. Morgen geht’s mit der Bahn nach Brsadin Holzmachen. Der Dienst ist nicht sehr anstrengend. Bin neugierig, ob sich in diesem Monat etwas rühren wird. Also seid mir herzlichst gegrüßt
Walter.

 
O.U. 22.I.44
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 11.1. Habe nun schon etliche Tage nicht geschrieben. Bin wieder in Vukovar auf Generalswache, geht mir ganz gut. Heute habe ich nur 2 St. Schlafen können. Wird aber nicht mehr lange dauern. Also mit den Zähnen werd ich bald fertig. Frieda soll ja gleich nach der Schule zum Macho gehen u. sich die Zähne nachsehen lassen, denn das wäre der größte Unverstand, wenn sie aus Furcht u. Bequemlichkeit nicht hingeht. Alfred hat mir auch einen Brief geschrieben, u. unsere Anna die büßt ihre Sünden immer auf der Bahnstation ab. Hier ist besonders eine holzarme Gegend, überhaupt jedes Brennmaterial ist rar. Wir haben jetzt immer 24 St. Wache, dann zur Abwechslung 6 St. Dienst. Wenn wir um 4 h abgelöst werden, so können wir noch ausgehen. Vorgestern habe ich mir den Film „Damals“  mit Zarah Leander angeschaut, das ist halt eine kleine Abwechslung. Gestern abend haben wir Mathematik betrieben u. zwar der Uffz., der mit uns auf Wache ist u. einem anderen Kamerad, da waren wir dienstfreudig. Aber beim Hinlegen, da sind wir nicht so begeistert. Nach Urlaub sieht es absolut nicht aus, wir sprechen nicht einmal mehr davon. Euer Weihnachtspaket habe ich auch erhalten, besten Dank dafür. Rosatante hat mir auch eines gesandt. Hätte es bald nicht bekommen. Ich war gerade in Vukovar, als es ausgegeben wurde u. die haben es meinem Kameraden in einen leeren Spind gestellt, u. durch Zufall hat es ein Kamerad1 darinnen gesehen, sonst wäre es wahrscheinlich Monate alt geworden. Auf Hannover habe ich wieder geschrieben, die sind mit dem Erfassen nicht einmal fertig, ein Kamerad von mir hat es erst jetzt bekommen, darum wollen wir aufs Neue hoffen.
Die herzlichsten Grüße
Euer Walter.

  
O.U. 29.I.44
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief vom 20.1., habe Euch schon wieder länger warten lassen, aber entschuldigen tu ich mich nicht mehr, weil es beim besten Vorsatz immer ein paar Tage werden. Heute fällt mir das Schreiben zwar nicht leicht, weil ich auf dem Bauch im Bette liege. Habe mich etwas verkühlt, 37,1° Fieber durch das dauernde Wachestehen, werden ja alle krank, wenn es so weiter geht, obwohl es regnet, so warm ist es. Also etwas sehr sehr trauriges habe ich erfahren, ich kann es nicht glauben, ja vor einem Jahr lachten wir noch zu Hause, u. jetzt? Rudi ist auch verwundet, auch das musste noch sein. Stimmt es denn wirklich, oder ist nur Rudi verwundet. Wir führen noch unser altes Leben, aber es braut sich etwas zusammen. 500 sollen nach Melk kommen u. weiter, die andern von unserem Batl. wird das Pio genommen u. sie werden etwas anderes, so mit Bergschuhe in die Gegend, wo Vater schon war, aber man spricht von einigen Monaten, bis dass es so weit sein soll. Alfred hat mir auch geschrieben. Jetzt werden hier alle kV gemacht, hoffentlich nicht auch Hans. Wie die Zeit vergeht, jetzt ist es schon ein halbes Jahr, dass ich im grauen Rock stecke, von Urlaub will ich nichts reden, weil bekommen tun nicht einmal 37jährige Familienväter mit oft 5 Kindern.
War unsere Frieda schon beim Macho? Oder fürchtet sie sich so stark? Vom Ziehharmonika lernen will ich ja nicht  reden, denn dazu wird’s ja nie kommen, obwohl es auch andere gelernt haben, die in die Handelsschule fuhren. Ich glaube, ein Winter ist kaum mehr zu erwarten. Was ist mit Röschen, der Lehrerin. Was macht der Günther. Ich werde jetzt bald so schlecht schreiben wie er, wenn ich noch länger liege. Also seid mir herzlichst gegrüßt
Walter.
 
Bald hätte ich vergessen, also, Ihr müsst mir das Schreiben schicken, das mit dem Packerl od. der Prämie mitgekommen ist. Ihr könnt Euch lebhaft vorstellen, dass ich so nicht leicht mich bedanken kann. Seht wieder einmal die Schuhe nach, ob sie nicht schimmelig sind, auch die Hefte im Kasten, weil das ist schnell geschehen, u. kaum wegzubringen. Also noch einmal die besten Grüße
Walter.

 
O.U. 6.II.44
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Eure Briefe vom 25. u. 31. Ich habe Euch wohl etwas zu lange warten lassen, das war im Anfang, als wir herkamen. Jetzt ist es ½ 3 h früh. Der Sonntag hat aber schon begonnen. Jetzt bleibt es ziemlich gleich, ob Sonntag oder Wochentag, durch das andauernde Wachestehen. Das geht immer die alte Leier, einen Tag Wache, einen Abend Ausgang u. die Nacht können wir schlafen. Eben nur auf einem Strohsack mit 2 Decken u. am anderen Tag exerzieren u. um 4 h geht’s mit allem Gelumpe samt Tornister wieder auf Wache, natürlich könnte das ruhig bis Kriegsende so weiter gehen. Heute ist die Witterung zwar recht windig, aber den Kopf kostet es auf keinen Fall. Gestern haben wir Marketenderware erhalten: Schuhpaste, Hautcreme, Briefpapier, Taschenmesser hab ich auch erwischt. Jetzt habe ich viere. Ein altes von Hans, 2 als Marketenderware u. 1 in Vukovar sogar ein Okuliermesser.
Hans hat mir auch geschrieben u. 100 Kuna geschickt. Geld schicken hat wenig Sinn, z.B. haben wir für Schmoll Schuhpasta 5 Kuna beim Fourier, im Geschäft 75 Kuno bezahlt, also 15mal so teuer. Also dass ich auf dem Foto u. noch dazu der am MG bin, ist ausgeschlossen, der was drauf ist, ist ein Wiener, viel kleiner u. schmächtiger.
Dass wieder so viel einrücken müssen. Ich glaube, lange werden wir nicht mehr in Kroatien sein, unser Ausbildungsbatl. ist Feldeinheit geworden. Unsere Komp. war früher die 1., jetzt wurde sie umgetauft wir und die 3. Komp. u. werden motorisiert. Die LKW sollen sogar schon hier sein. Viel wird jetzt umhergedreht. Nun, den alten Kempingern muss ich auch glückwünschen. Onkel u. Rosatante muss ich auch morgen schreiben, sie sind wohl noch in Neustift. Also, unsere Frieda, der ist das Zähnenachsehen lassen zuwider. Ich bin jetzt schon länger aufgeblieben, als es notwendig ist, darum seid mir herzlichst gegrüßt
Euer Walter

 
Liebe Eltern!
Heute muss ich Euch wieder schreiben, sonst glaubt Ihr mich in Gefahr. Es geht mir gut u. es könnte so bleiben. Habe vorgestern Euer Paket erhalten. Also mit dem Zwieback habt Ihr bestimmt meinen Geschmack getroffen. Sogar Moosbierbaum hat sich erkenntlich gezeigt.
Viel etwas Wichtigeres. Gestern sitze ich beim Zahnarzt u. gerade wär ich darangekommen, als mich ein Gefr. auf die Schreibstube holt u. mich durchs Telefon der Ingenieur vom Batl. Stab fragt, ob ich Maschinschreiben u. stenographieren könnte, dann welche Schule ich besucht hätte, zuletzt hat er gesagt: Maschinschreiben müssen sie eben lernen u. das weitere werden Sie hören. Wahrscheinlich wird ein Nachrichtenzug aufgestellt werden. Von unserer Komp. werden 70 auf Melk abgestellt. Ich glaube, lauter alte Herren. Heute wurden die Kopfgrößen aufgeschrieben wegen der Schirmmützen, man hört viel Gerüchte.
Unsere Komp. ist jetzt die 3. u. wir sind motorisiert, bestimmt ein großer Vorteil. Eine Komp. wurde aufgeteilt. Ich glaube, wir gehen nach dem Süden. Wir sollen nämlich zur 6. Armee u. Tropenausrüstung erhalten. Stellt Euch vor, heute Nacht standen ich u. der Preisinger, denn Ihr damals in Melk gesehen habt, an der Donau auf Posten u. es schwemmte einen Baum von 6 m Länge u. 25 cm Durchmesser an. Wir haben sofort überlegt u. kamen zu dem Entschluss, ihn zu verkaufen. Das war eine Heidenarbeit, den rauszukriegen u. am anderen Tag also heute, wollte wir ihn verkaufen. Aber ein Boot mit 3 Mann kam daher u. sagte, dass sie die Stämme suchten, die die Donau weggeschwemmt hatte. Nun gaben wir die Sache auf. Aber der Preisinger sah oben an der Hauptstraße ein Fuhrwerk, ich ging aber ins Wachlokal, denn ich konnte es nicht glauben, dass sie den Baum aufladen und abtransportieren würden. Bald wäre der Wagen draufgegangen u. nach einer Stunde kam er schon mit Grammeln u. Wurst daher u. morgen sind wir eingeladen. So ist eben der Soldat, die 3 sind nicht mehr gekommen wahrscheinlich sind sie gar nicht vom Sägewerk gewesen. Holz ist hier nämlich sehr kostbar. Also seid mir herzlichst gegrüßt
Euer Walter

 
O.U. 11.II.44
Liebe Eltern!
Mit bestem Dank Euren lieben Brief vom 6.2. erhalten. Was mich betrifft, so geht es mir ganz gut. Gerade wieder bin ich von der Zahnärztin zurückgekommen, auch habe ich mir meine Stiefel nähen lassen, solche Stiefel sollte Vater im Winter haben, sie sind mir um vieles zu groß, aber ich habe 4 Einlagen drinnen, dad. gibt es nicht, dass ich von der Sohle feucht werde. Wir werden wahrscheinlich statt unseren gewöhnlichen Schuhen Goiserer erhalten, ebenso Schirmmützen mit dem Eichenlaub (6. Armee). Fragt einmal, ob der Zehetner Alois auch die 3 Eichenblätter trägt, er hat mir nämlich einmal gesagt, dass er auch zur 6 Armee gehört, vielleicht lerne ich auch Schifahren. Also, so ein Betrug, wir werden keine Mot. Komp., sondern eine Radfahrkomp. Also, der Gehringer ist bei meinem Zug u. wohlauf, vielleicht ist er schreibfaul, sonst ein prima Kerl. Das mit Weiss Otto hat mich, als ich erfuhr, wohl sehr traurig gestimmt, ja immer die besten gehen zugrunde. Im Anfang konnte ich es überhaupt nicht glauben u. hoffte schon, da Ihr in einem Brief von der Verwundung von dem Rudi schreibt, dass Otto wohlauf ist, aber dann… Ich kann mir das nicht vorstellen, wenn ich nachhause komme, u. ich sehe ihn nie mehr. Jetzt werden wir bald nach Borovo zurückkommen u. die Ausbildung geht weiter. Wo ist denn der Weiss Rudolf, wenn die Eltern hinkommen können, so sollten sie einen schönen Gruß von mir bestellen. Ich habe allen beiden geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Unlängst hat mir Rosatante auch 5 10dkg-Packerl geschickt mit so Kokosbusserl. Nun, Frieda sei so gut u. suche mir die Stenobücher von der Staatsgewerbeschule heraus u. kaufe mir 2 Stenohefte. Oder hast Du von Hans damals eines bekommen. Es muss aber die Kurzschrift der letzten Zeit, also wie Du sie schreibst, sein. Die Bücherl von der Ing. Schule sind, ich glaube gelb u. dunkelrotbraun u. wahrscheinlich 3 oder 4 Hefte. Ich muss mich nämlich üben. Also, wenn Du sie alle findest, so brauchst Du mir sonst kein Stenobuch schicken, eben nur die von der Schule. Die Bücher die ich in der Hauptschule hatte, sind ja schon veraltet. Also, die Bücher u. 3 Hefte, ich glaube, in einem großen Kuvert kannst Du so ein Bücherl auch als Brief aufgeben. Wenn nicht, 2 Marken liegen bei. Und wegen dem Spieß. Er heißt Rappold u. ist aus Tulln, Kaiser Wilhelmstr. Aber er kommt weg von uns und wird mit der Restkomp. nach Melk abgestellt. Darum schreit er heute: „Einen alten Oberfeldwebel könnens net brauchen!“ Er ist keine geistige Größe u. keine Persönlichkeit. Wir sind wieder umgezogen in einen Tanzsaal u. liegen auf den Zeltplanen, so wie sie Hans zu Hause hat, sind zu allem zu gebrauchen, auch als Strohsäcke, natürlich mit der Uniform, denn es ist nicht zu warm u. schneit noch, aber er ist erst einige cm hoch. Dad. kommen wir vielleicht 1 Woche aus keiner Uniform. Aber man gewöhnt sich an alles. Hier ist auch ein Klavier, dad. geht es lustig zu. Frieda soll ja ein Instrument lernen. Jetzt ist gerade Mittagspause. Nachmittags Wachbelehrung u. um 4 h geht’s auf Wache.
Also, wenn möglich, Frieda mit Brief die Bücher u. 2 leere Hefte.
Seid mir herzlichst gegrüßt
Walter

 
O.U. 16.II 44
Liebe Eltern!
Wahrscheinlich ist Euch meine neue Feldpostnummer 42860/A aufgefallen, ich bin nämlich gestern als die Kompanie eingeteilt wurde, zum Stab kommandiert worden. Höchstwahrscheinlich auf den Anruf Ing. Meyers hin. Die 3 km zum Stab bin ich mit aller Ausrüstung marschiert, die ist mindestens 50 kg schwer, noch dazu der hohe Schnee und Quatsch, aber heute ist es schon vorbei u. die bei der Kompanie müssen fest Dienst machen, wir werden nur Wache stehen, bis wir eingeteilt werden. Vielleicht zur Reparaturwerkstätte?
Jedenfalls, als ich mich beim U.v.D. abgemeldet habe, hat er gesagt: „Du hast vielleicht eine Sau.“ Nun, bei der Wehrmacht muss man erst sehen, was daraus wird. Jedenfalls, was die Unterkunft betrifft, wo könnte es kaum besser sein. Jetzt werden die bei der Komp. schon fest im Schnee herumkutschiert werden. Hier schreibe ich inzwischen Briefe. Auch schickt mir der Preisinger 2 Pakete ab, eines an Euch u. eins an Onkel. An Euch, da sind Sachen drin, die ich nicht brache, ihr aber bestimmt. Onkel habe ich eine ordentliche Anzahl Zigaretten geschickt. In Eurem Paket ist für Nicolai eine Pfeife u. Tabak u. Zigaretten. Die Zigaretten sind sehr stark, nicht dass Ihr vielleicht jemand aufwartet. Die fremden Absender sind wegen der Versetzung, also nicht, dass Ihr vielleicht die Pakete nicht annehmt. Hoffentlich geht für Onkel das Paket nicht verloren. Bei einem steht als Absender wahrscheinlich: Ernst Hammer od. Josef Preisinger 42860/B. Ihr müsst mir jetzt an 42860/A schreiben, die jetzt laufende Post schickt mir der Preisinger hierher. Von Samstag am Sonntag hat recht geschneit u. geweht, ich war gerade nicht auf Wache. Jetzt liegt er noch, aber er fängt an zu schmelzen. Gott sei Dank bleibt mir der Dreck auf der Schinderwiese erspart, denn so etwas muss ja furchtbar werden. Gestern haben wir alle Schirmmützen gefasst, die bei der Komp. geblieben sind, haben auf die Mütze 3 Eichenblätter bekommen. Ich nicht, da ich ja beim Batl. Stab bin. Jetzt muss ich gleich dann an Onkel u. Anna schreiben, dass sie meine neue Adresse wissen. Wie geht es Euch immer, was macht Günther. Ist zu Hause auch viel Schnee? Gestern habe ich mich gebadet, das kann man hier jeden Abend.
Seid mir herzlichst gegrüßt
Euer Walter

 
O.U.24.II.44
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief vom 18.II. Ihr braucht Euch in keiner Weise um mich Sorgen zu machen, ich werd’s schon machen. Ja, bei uns ist auch viel Schnee, der wird wieder einen Mords Dreck geben.
Gestern war ich wieder beim Zahnarzt, schon zum 21. Mal. Aber der Spieß hier ist sehr dagegen, bin froh, dass ich bald fertig werde. Gestern u. vorgestern hatten wir Fliegeralarm, vorgestern haben sie Agram angegriffen. Jetzt ist es 5 h früh, ich bin nämlich auf Elektrizitätswerk-Wache. Wir sind noch immer nicht eingeteilt. Der Dienst ist sehr leicht. Schmutzig werden wir bereits nie, aber Samstag u. Sonntag haben wir fest Stacheldraht gezogen bis Sonntag um ½ 4 h nachmittags u. dann musste ich gleich wieder auf Wache. Zeit bleibt uns sehr wenig übrig. Heute nach 6 h gehe ich zur Komp. raus u. hol mir die restlichen Sachen. Die Kompanien des Batl. waren im Einsatz. Ein prima Uffz. ist dabei gefallen u. einer verwundet.
Hoffentlich kommen die Pakete, die ich an Euch u. Onkel geschickt habe, auch an. Was ich nicht verstehen kann ist, dass Zehetner Alois Gefangenenaufseher ist, wo er mich doch einmal so begeistert von der Artillerie erzählt hat. Anna u. Hans haben mir auch geschrieben. Für Alfred wir das bestimmt nicht leicht, wenn er nicht mehr nach Gerasdorf kann oder gar auch die Alten wegmüssen.
Was wird mit Onkel u. Rosatante sein? Röschen hat mir erst vor kurzem ein Packerl geschickt. Ich habe ihr schon längere Zeit nicht geschrieben. Traut sich Günther schon allein vom Kellerberg herunterfahren. Ich kann mir ihn noch gut vorstellen, aber jetzt sind es ja bereits 7 Monate her, da wird er schon sehr gewachsen sein. Wegen dem Paket wisst Ihr Bescheid. Die Feldpostnummer wurde nochmals geändert, also 42860/D
Seid mir herzlichst gegrüßt
Walter

O.U. 26.II.44
Liebe Eltern!
Leider geht die Post sehr schlecht, sodass schon wieder einige Tage vergangen sind u. ich habe von Euch keinen Brief erhalten. Ich bin wieder auf Wache, heute hatte es einen ordentlichen Raureif, der Winter beginnt eben erst. Heute abend od. morgen muss ich nach Borovo raus, um mir die restlichen Sachen zu holen. Bis 3. müssen wir nämlich sämtliche Zivilsachen nach Hause geschickt haben. Heute werde ich wieder 1 Paket für Onkel aufgegeben, da schicke ich auch meine Gewandbürste, 1 Hemd u. 1 Sacktuch mit, das er Euch dann bringen wird. Sonst geht es mir recht gut. Unlängst haben wir uns 1 l Wein gekauft, der hat 500 Kuna gleich 25 RM gekostet, so riesig teuer. Jetzt hatten wir 3 Tage Fliegeralarm, da haben sie Agram angegriffen. Wie geht es Euch immer, macht Ihr Euch doch keine Sorgen, wo es mir doch gut geht. Hoffentlich geht die Post in Zukunft besser u. seid mir herzlichst gegrüßt
Walter
 
Wenn Ihr mir noch einmal solche Sachen wie Spiegel, Bücherl schickt, so müsst Ihr mir das schreiben, sonst krieg ich hier einen Laden voll. So habe ich gestern wieder einen Kamm, Tintenfüller, Zahnpaste bekommen. Die Zivilsachen müssen wir alles bis 3. nach Hause schicken. Es werden viele Bücherl dabei sein, die mir die ROB hiergelassen haben, die könnt Ihr lesen u. müsst sie dann aufheben, sind wertvolle Texte.
Es ist gerade ½ 4 h nachts, bin auf Wache. Hans geht es wohl immer gut, ist auch richtig so.
Heute abend gehe ich auf Borovo, um die Sachen zu holen u. dann abzusenden. Wann kommt Anna zu Euch? Heute hat es geregnet, dadurch sieht man kaum mehr Schnee. Der Winter dürfte endgültig vorbei sein.
Nochmals besten Dank fürs Paket, die Bücher stimmen, u. die herzlichsten Grüße
Walter

O.U. 1.III.44
Liebe Eltern!
Herzlichsten Dank für Euren lieben Brief vom 9.II. Er hat ziemlich lange gebraucht bis er mich erreichte. Heute war ich mit der Komp. in Borovo, da wollte ich mir die restlichen Zivilsachen mitnehmen, dioch die waren gerade am Wasserplatz. Zufällig habe ich dort gleich Euer Paket erhalten. Nur warum schickt Ihr mir den Tand. Ich selbst gebe wieder Zahnpulver auf nach Hause, weil ich genug Pasta habe u. schnapsen kann ich ja nicht, die habe ich gleich verschenkt, nach Hause schicken wollte ich sie nicht wieder, weil schnapsen, das ist so eine Unterhaltung für Leute, die nichts anderes zu Tun wissen. Über die Marschriemen bin ich sehr froh, nur hätte ich bald nicht gewusst, wie sie drauf gehören, denn Herr Heiß hat auch noch keine richtigen gesehen u. warum schickt Ihr mir gleich 2 Paar. Gestern haben wir wieder Marketenderware gefasst. Die Zigaretten davon werde ich nach Hause schicken, die heben wir auf für spätere Verwendung.


O.U. 9.III.44
Liebe Eltern!
Leider habe ich bei dem Remasuri Euren letzten Brief verlegt, besten Dank dafür. Jetzt haben wir alles abgegeben bis auf das Sturmgepäck mit Zeltplane, Decke, 1 Wäschegarnitur, 2 Paar Socken, Putzzeug. Der Tornister wird mit dem Tross mitgeführt. 2 Pakete habe ich an Rosatante u. 4 od. 5 an Euch. Ein Paket ist ein großes, es wird wohl lange dauern, bis sie nach Hause kommen. Gleich müssen wir wieder antreten. Wenn ich lange nicht schreiben, keine Angst.
Seid herzlich gegrüßt
Walter

 
O.U. 18.III.44
Liebe Eltern!
Nun ist eine volle Woche vergangen und ich habe keine Zeile geschrieben, das ist in den letzten 8 Jahren bestimmt nicht vorgekommen. Ja, wir sind ein großes Stück weitergekommen, aber nicht mit Auto oder Eisenbahn, sondern zu Fuß. Am Freitag den 10. gings weg, mit Sturmgepäck, Gewehr, MG-Lauf, um 2230, die ganze Nacht, nur morgens wurde gerastet und weiter. Gott sei Dank bin ich sehr gut mit den Füßen beieinander, nach 30 km hatten die meistern Blasen u. das Sturmgepäck haben wir verladen, aber wir marschierten noch 15 km. So müde bin ich schon lange nicht gewesen, aber erst die meisten anderen, entweder sind sie gleich auf Stroh gefallen oder sie sind umher gehinkt. Ich hatte keine einzige Blase, auch die Marschriemen bewähren sich gut. Viele hatten Blasen, die waren so wie zehn-Pfennigstücke. Am Morgen also Sonntag gings um 3 h wieder weiter, immer Südost auf guter Straße, bis spät in die Nacht hinein. Die letzten 12 km bin ich gefahren, da habe ich mir gedacht, mich könnts, da ist auch niemand mehr marschiert. Es waren bei 60 km. Dann hatten wir einige Tage Ruhe u. gestern Freitag gings in nördlicher Richtung 25 km bis an die Donau. Wenn Ihr das Prinz Eugen-Lied singt, da kommt das vor, aber nicht Semlin. Hier sind Fesselballone hoch wegen der Donaubrücke. Was wir da wollen, hat nichts mit Partisanen zu tun. Die Häuser hier sind tadellos. Heute Nacht haben wir auf einem gestrichenen Boden geschlafen. Aber wo wir hinkommen, am Mahagonitisch haben sie die Butter ausgeteilt. Die Post geht nicht schlecht.  In … habe ich das Paket erhalten. Ich glaube, mit der Zeit werden wir Bewohner bekommen.
Also mit den Bildern, die sind wohl schneller gekommen, als Ihr gedacht habt. Anna hat mir auch geschrieben. Der die Zeugnisse schickte, war ein Offiziersbewerber, die wurden von Satin nach Melk versetzt. Das Wetter ist manchmal sehr schön. Am Montag hats recht geschneit. Da haben wir Brennholz gemacht. Heute ist es recht kalt u. windig. Die Quartierfrau hat gerade geschimpft, weil wir ihr das Holz verbrennen. Das Zimmer ist mit so ausgestattet wie Rosatantes Wohnung. Gerade bringen sie Stroh.
Seid recht herzlich gegrüßt
Walter
 
Bei dem genannten Ort handelte  es sich um Peterwardein, Petrovaradin.

 
O.U. 19.III.44
Liebe Eltern!
Vor ein paar Stunden habe ich einen Brief an Euch abgesandt, den ich sehr in Eile geschrieben habe. Jetzt habe ich aber mehr Zeit, denn es wird morgen in den Einsatz gehen, einige bleiben hier. Das eigentliche Batl. kommt aber nicht mehr zurück. Es war eine schöne Zeit u. auch Gegend, ihr seht es ja selbst an den Bildern. Von der Schule werde ich versuchen, ein Foto zu bekommen. Sie ist genau in demselben Baustil gebaut wie die Fabrik. Besten Dank für Euren lieben Brief vom 5. III. Der meiste Schnee ist auch bereits geschmolzen. Das Paket mit dem Kuchen habe ich vorgestern bekommen. Jetzt sind wir schon 5-mal feldmarschmäßig angetreten. Also, unser Günther redet schon. Stellt Euch vor, mit dem Zahnarzt ist es haargenau ausgegangen, das letzte Mal hätte uns der Spieß bald nicht mehr gehen lassen, es war das 25. Mal.
Seid mir herzlichst gegrüßt
Walter

 
O.U. 21.III.44
Liebe Eltern!
Den ersten Brief, den ich Euch aus Ungarn schreibe. Hoffentlich habe Ihr den Brief erhalten, den ich aus Petrovaradin geschrieben habe, wenn nicht, so schreibt es mir. Nun sind wir schon wieder ein Stück weiter. Bereits 80 km in Ungarn drin. Auf der Straße nach Budapest, durch die Batschga, wo viele Deutsche sind, die uns mit Eiern, Speck u. Mehlspeisen bewirtet haben. Sehr guten Wein hats gegeben, so dass wir sehr schwer gingen u. viel schwitzten. Gestern habe ich nach langer Zeit wieder Äpfel gegessen. Hier bekommt man bereits noch alles, nur Pengö müsste man haben. Schickt mir RM, aber nicht zuviel, bis jetzt konnten wir nichts umtauschen. Am Sonntag früh sind wir über die Donau nach Neusatz (Novi Sad), eine moderne Stadt, wie ich sie selten noch gesehen habe.
Nur langsam ging es vorwärts, weil die Artillerie vor uns war. Widerstand wird nirgends geleistet. Wir sind von 6 h Sonntag morgens bis 8 h montags marschiert, aber nur 45 km. Vor lauter Stockungen um ½ 2 h nachts haben wir Nachtmahl gegessen u. weil die Pferde gefüttert werden mussten 1 St. Pause. Wären bald erfroren. Vormittags 3 St. Schlaf u. weiter 30 km durch ein deutsches Dorf. Seid herzlichst gegrüßt, jetzt haben wir Ruhe.
Walter
 
Sind in eine Schule einquartiert. Habe Sacktücher gewaschen u. mich auch. Auf den Füßen habe ich keine Blasen.
Seid nochmals gegrüßt
Walter
Noch nicht schicken.
 
Pengö war die ungarische Währung.

 
O.U. 27.III.44
Liebe Eltern!
Heute muss ich Euch schnell noch einen Brief schreiben, bevor es weggeht. Wir werden wahrscheinlich mit der Bahn befördert, wohin wissen wir nicht. Bis jetzt sind wir über 230 km marschiert ab Vukovar. Das Briefpapier, auf dem ich Euch schreibe, ist bereits mit Pengö gekauft. Es kostet 4,8 P. 2 kg Weißbrot kosten hier frei zu kaufen 1,16 P. Ganz eine andere Plage hat sich eingestellt, nämlich Läuse. Ich selbst habe gestern gesucht, aber keine gefunden. Stellt Euch vor, am 24. wusste ich nicht einmal, dass der 24. war, so dachte ich abends erst daran, dass ich meinen Geburtstag hatte. Draußen ist ein scheußliches Wetter, es schneit. Was macht Ihr jetzt zu Hause? Anna ist wohl noch in Wien.
Seid herzlichst gegrüßt
Euer Walter
 
O.U.
Liebe Eltern!
Heute fährt einer auf einen Kurs nach Deutschland, darum schreibe ich Euch schnell ein paar Zeilen. Besten Dank für Euren lieben Brief vom 12.3. u. für 16.II. Mir geht es ganz gut. Sind bereits im Ungarnland. Wieder fest marschiert. Durch ein deutsches Dorf sind wir marschiert, da hat man uns mit Eier, Speck u. Bäckerei aufgewartet, auch guten Rotwein. Sagt, ist Euch bei meiner Frisur aufgefallen beim Foto. Rosatante hat mir ein Paket geschickt. Heute ist wieder eine Einteilung in der Komp. umgeworfen worden. Ich glaube, wir bekommen gar keine Autos. Hier bekommt man um Pengö noch alles.
Seid recht herzlich gegrüßt
Euer Walter

 
 2.4.44
Liebe Eltern!
Herzlichen Dank für Eure Briefe vom 23. u. 26. Geht mir gut, besonders was Verpflegung betrifft. Nur die Post geht etwas unregelmäßig u. ich glaube, manche Briefe kommen gar nicht an. Also dass ich das nicht verstanden habt. Ich bin nun schon 2 Monate beim Stab, geht mir dadurch viel besser, was meine weitere Aufgabe sein wird, ist noch nicht sicher. Dass Hans in Krems ist, habe ich gewusst. Ja, das mit den Offiziersbewerbern habe ich lange überlegt, war schon als solcher aufgeschrieben, aber meine Rechnung geht nicht in diese Richtung. Vater, Du wirst mich da ja am besten verstehen. Weil ich gerade von Füßen lese, die Stiefelfetzen bleiben bei mir immer am reinsten, so trocken bleiben meine Füße. Onkel ist wohl immer fest beschäftigt. Seid so gut, u. schickt mir 1 Paar Stiefelfetzen. Die 2 Packerl habe ich erhalten, besten Dank dafür, sonst ist kein Fett notwendig. Nickolay soll sich immer fest reinigen. Ich hatte 1 volles Monat 7 Eiterstellen an den Knöcheln, die ich mir aufgeschunden hatte u. infiziert, keine Abszesse. Wäre ich nicht zum Stab gekommen, wo man sich ordentlich reinigen konnte, so hätte sogar der Finger gelitten. Jetzt ist alles bereits wunderbar verheilt.
Und der Daumen von Günter, so etwas habe ich noch nie gehört, er muss wohl ziemlich fest aufstoßen. Es ist knapp vor 8 h u. wir sind am Freitag hierher nach Szegedin gekommen. Draußen fährt die Straßenbahn u. wir werden ausgebildet um dann… Ihr wisst ja. Werden noch  4 – 5 Wochen hier bleiben. Gleich muss das Licht ausgedreht werden.
Darum seid recht herzlich gegrüßt
Walter

 
O.U. 6.IV.44
Lieber Vater!
Herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief vom 29.III. Also, wir sind bei den Magyaren u. zwar fährt da draußen die Straßenbahn, nämlich in Szegedin. Jetzt haben wir einen anderen Kommandeur bekommen, er sagt, dass bald die Zeit kommt. Jetzt ist schon schönes Wetter. Also sehr gewundert habe ich mich, dass auch Baum Johann und Kohoutek Hans eingerückt sind.
Ja lieber Vater, leider habe ich vom Roserl erst erfahren, dass du Namenstag hast, stellt Dir vor, gerade zuvor habe ich erfahren, dass am Sonntag Ostern ist. Also noch Mal alles Gute zum Namensfeste. Um mich braucht Ihr nicht so besorgt sein. In Ungarn rührt sich überhaupt nichts, es gibt nur sehr viele Juden. Die Post geht aber sehr schlecht.
Recht frohe Ostern u. herzliche Grüße
Euer Walter

 


 
 
O.U. 16.IV. 44
Liebe Eltern
Herzlichen Dank für Euren lieben Brief vom 10. IV. Ja, schickt mir bis auf weiteres kein Paket. Also, mein großes Paket ist angekommen. Ist das 1 kg-Paket mit 2 Taschenmessern angekommen? Also, so ein Unglück, was dem Wagensonner passiert, so ein junger Kerl. Hier ist es schon ziemlich warm. Es ist heute Sonntag u. ich muss noch eine Kragenbinde u. 1 Sacktuch waschen.
Seid herzlichst gegrüßt
Walter

 
 O.U. 19.IV.44
Liebe Eltern!
Als es wegging, war leider nicht mehr Zeit, Euch zu schreiben. Jetzt bin ich schon auf der Fahrt, es geht für kurze Zeit wieder zurück, wo wir so lange waren. Dann geht’s weiter. Schade um das schöne Ungarland. Leider habe ich meine Pengö in der Tasche, aber ich werd sie noch los. Es ist nicht mehr weit, wir sind schon eine Nacht gefahren mit der Eisenbahn.
Ich habe im Freien übernachtet. Hier ist es nämlich schön warm. Alles ist grün u. die Obstbäume blühen. Bis jetzt ist es ziemlich schnell gegangen. Ich liege hier im Freien auf Stroh, die Sonne hat mich etwas aufgebrannt u. schlafe bereits den ganzen Tag. Dem Oberfeldwebel aus Tulln habe ich ja geschrieben.
Also seid recht herzlich gegrüßt
Walter

 
Kroatien 23.IV. 44
Liebe Eltern!
Leider sind nun einige Tage vergangen u. ich habe keine Post von Euch. Ja, Ihr werdet mit Staunen feststellen, dass wir ja wieder bei unseren Freunden sind. Das ist anscheinend Tradition. In einer ziemlich flauen Gegend haben wir unser Quartier. Staub u. Hitze ist mehr als genug vorhanden. Wir stehen um 5 h auf u. haben 4 St. Mittagspause, weil wir jede Nacht       2 St. Sicherung stehen müssen. Im Urlaub wäre ich bald dran, aber heute hat mir der Gefreite auf der Schreibstube gesagt, dass der Oberleutnant die Kradfahrer nicht in den Urlaub fahren lässt. Vielleicht müssen wir Krader übernehmen. Dann heißt es Staub fressen. Amashaufer hat mir auch geschrieben, er war bei den ROB u. musste gehen, ist schwer enttäuscht, vielleicht ist es so für ihn besser, also seid herzlichst gegrüßt
Walter

 
2. Juni 1944
Liebe Eltern!
Nun bin ich bereits wieder weit weg von Euch, es geht eben sehr schnell, bin gestern ohne irgendwelche Zwischenfälle um 1044 weggefahren u. heute in A. angekommen. Nun dürft Ihr Euch nicht wundern, wenn der nächste Brief etwas länger braucht, denn er kommt von einem Land, wo ich wieder sehr viel solcher Düppeln auf der Hand bekommen werde als zu Hause, nur auf der linken genau so viel wie auf der rechten.
Der Urlaub ist eben vorbei, ja was nützt es da, wenn Ihr Euch viel grämt. Die Urlauber, die mit mir zu Hause in Neustift waren, kamen ja von derselben Gegend. Jetzt werden wir wahrscheinlich nachgeschickt werden. Geschwitzt habe ich schon ordentlich. Sonst geht alles in aller Ruhe, nur das Hinterteil tut mir weh vom Sitzen, das ist heute das erste Mal. Nun sind wir schon vier die zur Stabskomp. wollen, sind alle mit demselben Zug gekommen. Habe mir einen Kuli gekauft als Andenken von Kroatien.
Jetzt werde ich mich gleich niederlegen. Vielleicht geht es morgen weiter. Ist der Splittergraben schon fertig?
Seid recht herzlich gegrüßt
Euer Walter
Grüße an Onkel u. Tante

 
4.Juni 1944
Lieber Alfred, Anna u. Burli!
Ja, jetzt sitze ich bereits wieder in einer Gegend, aber noch lange nicht am Ziel. Bin hier, wo man noch mit Kunas zahlt. Habe mir einen Kuli gekauft, um ein Vermögen. Noch bin ich so halb u. halb im Urlaub. Ich muss nämlich weit meiner Einheit nachfahren. Donnerstag  um 2244 bin ich von Wien weggefahren. Ja, so eine Zeit kommt nicht so schnell wieder. Morgen werden wir vielleicht mit einem Transport mitgenommen. Jetzt werde ich mich gleich wieder auf die faule Haut legen. Was macht der Fredi, isst er schon mehr u. sein Tasso, schreit er noch so viel. Weißt, in Gedersdorf ist mir immer etwas abgegangen. Das war die Bambuschka u. ihr Hund. (Fredi, ich komm jetzt in eine Gegend, da gibt es ganz andere Blumen wie bei uns.)
Seid herzlichst gegrüßt
Walter

  
12.Juni 44
Liebe Eltern!
Nun sind bereits 2 volle Wochen vergangen und ich habe Euch nicht geschrieben. Werdet wohl schon in großer Sorge um mich sein, ja wer weiß, ob Euch dieser Brief erreicht. Post verkehrt überhaupt keine. Wenn ich Glück habe, kann ich die Briefe jemandem mitgeben. Wo ich bin, werdet Ihr ja erraten. Wenn ich sage, wo der Oswald Karl in demselben Land, die Tiefflieger lassen uns wenig Ruhe. Habe eine riesen Autofahrt hinter mir. Gestern hatten wir keine Verpflegung, da aßen wir Zucker in Eistüten. Jetzt ist wieder alles geregelt. Es brummt schon wieder. Habt Ihr oft Fliegeralarm. Aber den Zustand könnten wir aushalten, sind jetzt in einem Kurort mit einer Schwefelquelle, wo man sich in sehr heißem Wasser baden kann, was ordentlich benützt wird. Heute soll angeblich ein Kurier weggehen, na endlich, es ist ja schon höchste Zeit, nun sind ja bereits 13 Tage. Die Verpflegung hat sich gebessert. Da ich hie u. da in der Küche aushelfe, viel können wir nämlich untertags nicht machen. Die Hitze ist nicht sehr groß. Hier werden bald die Pfirsiche reif. Aktuell sind wir nur in der Nacht, so richtige Nachtwandler werden wir. Was macht der Güntherburli. Hier ist das Getreide bereits reif, u. unsere Frieda jetzt fest im Luftschutzkeller.
Macht Euch keine Sorge u. seid herzlich gegrüßt
Walter
Der nächste Brief, wie weiß wann, drum keine Angst.

 
18. Juni 1944
Liebe Eltern!
Heute ist wieder Gelegenheit, Euch einen Brief zu schreiben. Habe mich heute schon sehr geärgert mit einer Beiwagenmaschine. Vorgestern nämlich fuhr ich mit Inspektor Maier mit ziemlich weit u. 20 km von einem unserer Stützpunkte will die Kraxen nicht mehr, der Inspektor schlug sich mit Autos weiter durch, ich blieb der der Masch. 2 Nächte, untertags wollte ich sie reparieren, aber vergeblich, auch regnete es derart, dass ich bald in den Beiwagen Wasser bekommen hätte. Heute früh schleppte mich einer ab, aber bei einem Mordsgewitter, nun ist alle gut gegangen u. das ist die Hauptsache. Müde bin ich halt, Hunger habe ich auch gehabt, das Schmalz, das Ihr mir in der Dose mitgabt, ist oft ganz flüssig. Gestern u. heute habe ich noch keinen Flieger bemerkt, vielleicht die Vergeltung, alles horcht ja schließlich auf. Jetzt will ich mich niederlegen, drum seid herzlichst gegrüßt
Walter.

 
Genua 28.6.44
Liebe Eltern!
Ihr werdet Euch wundern über den neuen Ort, von dem ich Euch schreibe. Ja, wir sind wieder zurück, es ist alles gut gegangen u. am Abend fahren wir am Meer entlang, weil wir verlegt werden. Nicht weit weg von Genua. Wird eine herrliche Fahrt werden. Nun fahre ich bereits selber wieder mit einer Beiwagenmasch., die ich heute erst bekommen habe. Gerade sitze ich im Beiwagen u. schreibe. Auch haben wir so kurze Hosen u. Hemden bekommen, was uns bei dieser Hitze zugutekommt. Nur die Fliegen sind mehr als lästig, bei einer solchen kurzen Hose. Gerade habe ich erfahren, dass der Preisinger in Gefangenschaft geraten ist. Ist doch gut, dass ich nicht mehr bei der 3. Komp. bin. Jetzt scheint die Sonne her, dass man verrückt werden könnte u. soviel Fliegen, wie in unserm Kuhstall. Gestern habe ich mir Pfirsiche gekauft, waren sehr gut u. vollständig reif. u. ein Eis, das kam mir so kalt vor u. richtig, ich bekam einen rauen Hals, was man hier sonst absolut nicht kennt, denn die Luft ist sehr mild, drum können die Katzinger auch sehr gut singen. Jetzt werden wir in Bezug Kraftfahrzeuge neu ausgestattet. Ich muss mich woanders hinbegeben, sonst fressen mich die Fliegen. Jetzt wär zu Hause so das richtige Badewetter. 3 Briefe habe ich erst erhalten, besten Dank.
Die herzlichsten Grüße sendet Euch
Euer Walter

 
O.U. 29.VI. 44
Liebe Eltern!
Ich glaube, es ist bereits eine Woche vergangen u. ich habe Euch nicht geschrieben. Die Zeit wird mir zwar ziemlich lang, weil ich die Tage zähle, die ein Kamerad in Urlaub ist, denn er soll meine 350er NSU übernehmen. Leider ist er erst weggefahren. Wir sind seither wieder sehr weit gekommen. Nun habe ich bereits einige Kolonnen u. Meldefahrten hinter mir, geht alles in Ordnung, auch kann ich mich auf die Masch. verlassen. Nun sind wir in einer richtigen Gegend. Lauter bewaldete Berge. Die Komp. liegen weit vor uns. Gefecht hat es noch keines gegeben. Ich bin froh, dass ich nicht mehr bei der alten Komp. bin. Die haben bereits alle Räder kaputt gemacht, weil sie die Räder tragen mussten. Heute Nacht habe ich nur 2 St. geschlafen. Aber man gewöhnt sich an alles. Staub habe ich schon viel geschluckt. Hoffentlich seid Ihr alle wohlauf u. um mich braucht Ihr Euch nicht zu fürchten. Herzlichste Grüße
Euer Walter.

 
Walter Schuster ist als Ober-Pionier am 5. Juli 1944 bei Partisanenkämpfen gefallen, er ist  auf der Kriegsgräberstätte in Costermano beerdigt. 
 
 

Kriegsstationen

 
Erster Brief vom 9.1.43 Brief ohne Ortangabe, in Ausbildung
 
Moosbierbaum
Von Anfang Jänner 43 bis 20. Juli 43 sind keine Briefe vorhanden
Brief vom 20. Juli 43: War in Moosbierbaum und am Wochenende zu Hause
 
Melk
Um den 30.7.43 Melk
August 43 Besuch von Rosa und Frieda in Melk
 
Kroatien
Seit ca. Anfang August 43 im Feld
Fahrt von Zagreb über Sisak nach Borovo und Vukovar
14.9. Brief aus Borovo
18.3.44 in Peterwardein, Petrovaradin in Kroatien
 
Ungarn
War am 21.3.44 in Ungarn, unterwegs Richtung Budapest
2.4.44 in Szegedin
Lenkerlaubnis vom 14.4.44 für Motorrad
 
Kroatien
23.4. wieder in Kroatien
Spricht ab 23.4. von sich als Kradfahrer
 
Er war ca. Ende Mai 44 auf  Heimaturlaub
 
Italien
Ab Anfang Juni wahrscheinlich in Italien
Am 18. Juni Brief aus Genua
Letzter Brief vom 29.6.44 aus Italien
Bei Partisanenkämpfen gefallen

 
Die Briefe und Bilder wurden von Herrn Günther Payer aus Neustift zur Verfügung gestellt. 
 

Unsere Artikel, die NS-Zeit betreffend, dienen nur dem Zweck der staatsbürgerlichen Aufklärung und der militär- und zeithistorischen Forschung über die Ereignisse und Vorkommnisse von vor über 70 Jahren. Wir wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung verstanden wissen und distanzieren uns dezidiert von nationalsozialistischem Gedankengut.  

 
März 2016, Letzte Änderung  April 2024
Maria Knapp