Hatte man im frühen Mittelalter mit Holzasche oder deren Lauge gewaschen, brachten die Kreuzritter die Technik der Seifenherstellung aus dem Nahen Osten zu uns.

Die Seifenlauge wurde aus Holz- bzw. Pottasche oder Natron (Soda) und Ätzkalk (ungelöschter Kalk) hergestellt, worin das Fett (Talg von Schafen, Rindern und Ziegen = Unschlitt, das Fett von Pferden und Schweinen) gekocht wurde, bis eine gallertartige Masse entstand, die man in die vorbereiteten Formen goss. – Das Seifensieden war ein langwieriger Vorgang.

Seifen aus Kalilauge sind weich – Schmierseifen, solche aus Natronlauge sind fest – Kernseifen.

Da meist weit mehr Unschlitt als Pottasche vorhanden war, erzeugten die Seifensieder nebenbei Kerzen, die sie entweder zogen oder gossen. 

Im Jahr 1754 bestimmte die Behörde die Einteilung der Gewerbebereiche der Seifensieder im Viertel unter dem Manhartsberg im Codex Austriacus, 5. Band (1740 – 1758). In den zugeteilten Ortschaften durfte der Seifensieder Kerzen und Seife vertreiben und, so Fleischhacker vorhanden waren, Unschlitt kaufen. Der Seifensieder von Kirchberg bekam folgenden Gewerbebereich zugeteilt: Kirchberg, Königsbrunn, Hippersdorf, Ober-, Mitter, Unterstockstall, Engelmannsbrunn, Mallon, Dörfl, Thürnthal Schloss, Ottenthal, Grafenwörth, St. Johann, Jettsdorf, Neustift, Altenwörth, Gigging und Winkl. Dieses Gebiet war keineswegs groß, wenn man bedenkt, dass der Seifensieder von Ravelsbach die nahe gelegenen Ortschaften Fels, Sachsendorf und Kollersdorf versorgte.  

Vor dem ersten Weltkrieg haben viele Frauen noch selbst Seife, vor allem zum Wäschewaschen, hergestellt. Sie verwendeten dazu reine Holzasche aus dem Ofen, Soda und ungelöschten Kalk.  
 

Seifensieder in Kirchberg  

1663: Adam Anderl

1705: Ursula Parzerin macht am 7.4. ihr Testament und stirbt am 24.4. im Alter von 44 Jahren.

Um 1718: Anton Seidl ist Seifensieder in Kirchberg.

1728/1757: Bernhardt Zauner wird im Oberstockstaller Grundbuch im Haus Nr. 12 genannt. Gattin ist Eva Katharina.

Auf ihn folgte Carl Röger mit Gattin Katharina.

Nach dem Tod von Carl Röger heiratet seine Witwe im Jahr 1744 den Franz Karl Wagner, der Haus und Gewerbe übernimmt. Nach dem Tod von Katharina heiratet er im Jahr 1756 Eleonora geb. Schneider aus Gösing. 
Katharina ist am 25.12.1755 am Wiesengraben, nördlich von Oberstockstall, mit 32 Jahren verunglückt. Im Gedenken daran wurde ein Denkmal gesetzt.
Näheres siehe hier.
1778 heiratet Franz Wagner, erneut Witwer, Elisabeth - er stirbt im selben Jahr.

1779 heiratet die verwitwete Elisabeth Wagner den Joseph Baumann, Kirchberg 12.
1791: Elisabeth, die Gattin des Seifensieders Joseph Baumann, stirbt mit 53 Jahren in Kirchberg 12.
1792: Theresia; Gattin des Seifensieders Joseph Baumann, stirbt in Kirchberg 12 mit 22 Jahren am Kindbettfieber.
Später heiratet er Josepha.

Peter John und Josepha (eventuell obige?), er stirbt 1812 in Kirchberg 12 mit 38 Jahren an Erbrechen.

1817: Johann Baumann ist bürgerlicher Seifensieder in Kirchberg 12, Ehefrau Theresia geb. Pachner.
1844: Sohn Johann Baumann übernimmt Haus und Gewerbe
1846: Katharina Mantler aus Engelmannsbrunn heiratet den Seifensieder Johann Baumann aus Kirchberg 12. Dieser stirbt 1850 mit 31 Jahren am Typhus.
1851 heiratet sie den Franz Gotthard Delapina aus Oberstockstall, der das Seifensiederhandwerk weiterführt. Katharina stirbt bereits 1851. Franz Delapina heiratet wenige Monate später Katharina Klinglhuber, Fleischhauerstochter aus Königsbrunn.
1913 starb der 90jährige Seifensieder Gotthart Delapina in Kirchberg, er war kinderlos. 

Verschiedene alte SeifenVerschiedene alte Seifen
Foto: Ausstellung im Erlebnismuseum Schönbach im Waldviertel 

Quellen:
Pfarrmatriken von Kirchberg
Rudi Palla: Verschwundene Arbeit, Wien, 2010
Dissertation von Dr. Franz Eiselt: Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram
       unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806, Wien 1973
Bay.HStA, HL Passau, Rep. 51, Verz. 1 Fasz. 5/101
http://de.wikipedia.org/wiki/Seifensieder 
 

Februar 2015, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp