Betrug nach dem Schneeballsystem gibt es anscheinend nicht erst in unserer Zeit, wie folgender Artikel beweist: 

Das sogenannte „Schneeballsystem“ ist zwar in Österreich strenge gesetzlich verboten, trotzdem aber stand es hier und in Umgebung kürzlich in voller Blüte. Zu gewinnen waren seidene Unterröcke und anderer Kleidertand, angeblich direkt aus Paris und im angeblichen Wert von 20 Gulden. Es liegt auf der Hand, daß das Ganze ein plumper Schwindel ist, welchem freilich so manches naive Mägdlein zum Opfer fiel; schließlich machte der Herr Gendarmerie-Postenführer dem Humbug ein Ende. Er kam nämlich gerade dazu, wie auf offener Straße eine Maid einer Freundin so ein Zettelchen um den Preis von 2 Kronen 50 Heller anzuhängen suchte, weil damit – wie sie sagte – ein gar feines seidenes Unterröcklein zu gewinnen wäre, falls der Besitzerin das Glück hold ist. Der Herr Postenführer, der dabei zuhörte, hat sich selbstverständlich sofort für die Sache interessiert, und dadurch kam es zu Tage, daß solche Zettel bereits in Kirchberg, Fels, Riedenthal, Stockstall, Königsbrunn, Absdorf usw. in Umlauf waren. Auf jeden Leim sitzen die Leute heutzutage noch auf. Besonders, wenn sie von Paris was hören. 

Quelle: Österreichische Land-Zeitung vom 30.12.1905
 

November 2020
Maria Knapp