Bevor man die Donau in ihr jetziges Bett zwängte, gab viele Inseln, die Au war von einigen schiffbaren Gräben durchzogen, wie z.B. dem Granitz- und dem Schindergraben und der Anschlaglahn, wo ebenfalls Fischerei betrieben werden konnte. Es gab vor allem in Utzenlaa, Winkl und Altenwörth viele Fischerfamilien. Die Fischer waren meist  Inwohner und sie wechselten gerne  ihren Wohnsitz, wie aus den Pfarrmatriken hervorgeht.

Der Binnenfischerei kam bis ins 19. Jahrhundert hinein eine wesentlich größere Bedeutung zu als heute. Die Fastengebote der katholischen Kirche verboten an bestimmten Tagen und zu bestimmten Perioden den Genuss des Fleisches warmblütiger Tiere, erlaubten hingegen den Konsum von Wassertieren, was der Fischerei und dem Fischhandel zu großem Aufschwung verhalf. Da der Import von Fischen wegen der weiten Wegstrecken von den Meeresküsten in unser Land, den damaligen Straßenverhältnissen  und der Verderblichkeit der Ware nur in sehr beschränktem Umfang möglich war, wurde  auch in kleinen Gewässern gefischt und kleine Wassertiere gefangen, die heute als für den menschlichen Genuss ungeeignet gelten.  Es dürften die fließenden Gewässer und Seen allerdings fischreicher gewesen sein, weil es noch keine Schädigung der Fauna durch Abwässer und Flussregulierungen gab.[1]

Fischfang

In den Akten der Herrschaft Grafenegg befindet sich unter dem Titel „Fischdienst vom Vischwasser zu Winckel“ eine Abgabenaufstellung aus der Zeit um 1490, in der Fischer aus Altenwörth, Kollersdorf  und Winkl genannt sind. Siehe hier.
Folgende Fische konnten aus obiger Aufstellung herausgelesen werden: Hecht, Karpfen, Weißfisch, Zingel, Huchen, Aitel, Nesling, Nervling, Schill (Zander), Pärm, Schied, Neunauge, Schleie, Waxdick, Brachsen, Gängling.[5]

Nach einer Abrechnung der Herrschaft aus dem Jahr 1706 lieferten die Winkler Fischer am 5. März Zander, Weißfische, Brachsen und Karpfen im Wert von 32 fl 11 xr. Den Erhalt des Betrages bestätigten die Fischer Jacob Planckh und Adam Weiß.[6]

Die Untertanen waren verpflichtet, ihre Waren zuerst der Herrschaft zum Kauf anzubieten. Erst wenn diese ablehnte, durften landwirtschaftliche und andere Erzeugnisse auf den Markt gebracht oder anderswo verkauft werden (Anfeilzwang). Dass dies nicht immer so gehandhabt wurde, zeigt folgender Vorfall aus St. Johann: Den 30. Junÿ 1685 wurden Michel Märckel, undt Adam Welster beede fischer zu St. Johanns bestrafet, das sie über gethannes Verboth die besten fisch nacher Wienn abgeführt undt die Herrschaft gar nicht mit fischen versehen. Jeder mit 10 Taller in allen 30 f nach Abzug des 4ten Theil bleibt zu verraitten 22 f 30 x.[7] 

Der Fang zweier kapitaler Huchen fand 1906 in der Österreichischen Forstzeitung Erwähnung: Welche schöne Exemplare des Huchens der niederösterreichische Donaustrom noch beherbergt, zeigt die Abb. 250, auf welcher zwei vor einiger Zeit bei Altenwörth im niederösterreichischen Donaugebiet erbeutete Exemplare des „Donaulachses“ zu sehen sind. Der größere der beiden abgebildeten Fische wog 13 kg. Der glückliche Erbeuter ist der Sportfischer Dr. Salomon aus Stein (in der Mitte des Bildes). Petri Heil! [8]

Ein Vermerk im Amtsblatt zeigt, dass 1954 in der Donau noch eine ansehnliche Huchenpopulation bestanden haben dürfte:
Donaufische Schutzmaßnahmen
Alljährlich werden beim Amt der NÖ Landesregierung Meldungen erstattet, daß zur Laichzeit der Donaufische – insbesondere der Huchen – in den Wehranlagen der Nebenflüsse, wohin die Fische aus der Donau aufsteigen und nicht weiter gelangen können, durch Unbefugte die laichenden Fische nicht nur gestört, sondern auch durch verbotene Fangmittel gefischt werden.
Insbesondere werden die Huchen von Mitte März bis Mitte April mit Drahtschlingen und Fischspaaren gefangen. Dies geht so weit, daß nachweisbar die Huchenansammlungen innerhalb weniger Stunden (auch in der Nacht) vernichtet werden.
Da vor allem der Huchenbestand in der Donau durch das Fehlen der Laichmöglichkeiten in den Nebenflüssen im starken Schwinden begriffen ist, werden diese Vorfälle mit dem Hinweis zur Kenntnis gebracht, daß derartige, den Fischbestand in der Donau schädigende Unzukömmlichkeiten in Hinkunft strengstens bestraft werden.
(Amtsblatt für den Bezirk Tulln, 1954)

So wie der Huchen, der zur Familie der Lachsfische gehört, zählen auch die Störe (Sternhausen, Glattdick, Waxdick) zu den überfischten und daher seltenen Arten. Seit der Errichtung der Staudämme am Eisernen Tor in den 1970er Jahren ist der Weg zum Laichen aus dem Schwarzen Meer in die Donau unterbrochen und daher sind die großen Störarten aus dem Fluss verschwunden.[9]

Fischerwappen

In zwei Häusern in St. Johann traten zwei Fischerwappen zutage. Vom ersten gibt es nur eine Nachbildung mit folgendem Text:

An der Gassenseite des Wirtschaftsbesitzes Johann Knorr Nr. 12 in St. Johann trat dieses signierte Ölgemälde an der Mauer hervor. Das Gemälde wurde wieder überstrichen. Maler J. Hofmann aus St. Johann zeichnete das signierte Gemälde ab. St. Johann war ein ausgesprochenes Donau-Fischerdorf. Es wurde seinerzeit umspielt mit den Donauwellen. Heute haust noch ein Fischer dort namens Hummer, der sein bescheidenes Handwerk im Kamp ausübt. Die Donau liegt heute ¾ Stunden südwärts. Aus dem Fischerdorf ist ein Bauerndorf heute geworden. 
(Wallner Vetter 1937)
Das zweite Wappen wurde 2014 bei Umbauarbeiten im Innenraum eines ehemaligen Wirtshauses, in dem die Fischer verkehrten, entdeckt und restauriert.

 
Fischerwappen  
 
FischerwappenFischerwappen
Fotos: Friedrich Ploiner, Grafenwörth

Erzählungen eines Fischers

Roman Guttauer (1932-2018) aus Altenwörth kann sich erinnern, dass in seiner Jugendzeit ein Wels mit 90 kg gefangen wurde, den man zum Ausnehmen vor dem Kaufhaus Loidolt auf eine Saurehm hängte. Er selbst hat einmal einen Wels mit 26 kg gefangen. Ab 1947 war er sechs Jahre lang als einziger Ortsansässiger bei der sowjetischen Besatzungsmacht zum Fischen angestellt. Lastwägen holten die großen Mengen an Fischen ab, die zuvor nach Arten zu sortieren waren. In Eisenwannen wurden sie nach Wien transportiert und dort in eine Absperrung im Donaukanal gekippt, wo sie die Händler erwarben. Im Winter war die Fischerei Schwerarbeit. Das Eis musste aufgehackt oder mit Sägen aufgeschnitten werden, um die Netze ins Wasser bringen zu können. Herr Guttauer arbeitete nur leicht bekleidet mit Schlosserhose, Hemd und langen Stiefeln. Fiel er einmal ins Wasser, zog er die Kleidung aus, wand sie aus und zog sie wieder an.[10]

Fischer im MühlkampIn der Mitte Pfarrer Franz Frank, Altenwörth

Fischer am Mühlkamp

Beim NetzfischenBeim Netzfischen
Alle Fotos von 1899 im Mühlkamp von Erich Trezmüller, Gigging 

Allgemeines

Menge und Größe der Fische, die gefangen werden durften, war von jeher reglementiert. Man war sich schon früh bewusst, dass ein Zuviel an Fischentnahme den Bestand schädigen würde. Zur Größenbestimmung wird das sogenannte Schon- oder Brittelmaß herangezogen. Das Brittel ist jenes Brett, mit dem man die Maschenweite bei der Netzherstellung bestimmt. Es bezeichnet die gesetzlich vorgeschriebene Länge, die ein Fisch mindestens haben muss, damit er dem Gewässer entnommen werden darf. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich ein Fisch mindestens einmal im Leben fortpflanzen kann, um den Bestand zu erhalten. Die Maße sind je nach Fischart unterschiedlich, sie richten sich nach dem Wachstum der einzelnen Arten und dem mengenmäßigen Bestand.[11] Für die verschiedenen Fisch-, Krebs- und Muschelarten müssen außerdem die per Verordnung festgelegten Schonzeiten eingehalten werden. 

 

Fischer  

Eine „Fischerdynastie“ war die Familie Exinger, die entlang der Donau von Utzenlaa bis St. Johann und auch südlich der Donau vertreten war. Vertreter der Familie Emerer oder Emmer waren von St. Johann über Altenwörth bis Preuwitz vertreten.

Altenwörth

Johann Georg Mantler (1742 – 1773) war Fischermeister in Altenwörth. Er ist zwei Monate nach der Hochzeit mit Katharina Zimmermann ertrunken. 

1753: Thomas Exinger

1753/vor 1794: Lorenz Zimmermann, Fischermeister

Um 1776: Georg Rödl - er stirbt am 3.10.1781  in Altenwörth 26  mit 60 Jahren.

1805: Der Fischermeister Ferdinand Stämpfl stirbt mit 69 Jahren in Altenwörth 18.

1805 wir das Haus Altenwörth 26 versteigert, auf dem die Fischergerechtigkeit radiziert ist.
(Wiener Zeitung vom 16.11.1805)

Um 1807: Leopold Leuthner war Fischermeister in Altenwörth 27.

1809: Der Fischermeister Anton Berger stirbt mit 38 Jahren in Altenwörth 26 an der Wassersucht.

Um 1818: Leopold Story, Fischerknecht in Altenwörth 12

1819: Joseph Exinger ist Fischermeister und Richter in Altenwörth 26. Er stirbt 1821 mit 42 Jahren

1820: Der Fischermeister Joseph Reichl stirbt mit 60 Jahren in Altenwörth 27 an einer krebsartigen Geschwür und wird wegen „bösartiger Krankheit“ schon am nächsten Tag begraben. 

1822/1835/1843: Leopold Strabler (Strappler), Fischermeister in Altenwörth 27 

Um 1826/1830: Johann Breitmoser, Altenwörth 26

1863: Johann Grötzl ist Fischermeister in Altenwörth 43.

1863: Leopold Strabler ist Fischermeister in Altenwörth 24?

1889: Ferdinand Stampfl, Fischermeister in Altenwörth 18
 

Sachsendorf

1787: Der ledige Fischerknecht Leopold Lutter stirbt mit 21 Jahren in Sachsendorf 27. 
 

Utzenlaa

Adam Mantler, geboren 1715 in Utzenlaa,  seit 1741 verheiratet mit Maria Anna, er hatte 6 Töchter. Er wird 1775 nochmals erwähnt.

Um 1771: Michael Mayer, Fischer in Utzenlaa

Um 1775: Adam Exinger

Michael Knapp war Fischerknecht in Utzenlaa 25, geb. in  Unterseebarn  45 (1797 - 1878 in Kollersdorf 53) 

1807:  Leopold Lentz, Fischermeister in Utzenlaa

1807: Franz Kleindienst, Fischermeister in Utzenlaa
 

Winkl

1753: Johann Kleindienst scheint im Grundbuch am heutigen Haus Nr. 3 auf und ist auch als Dorfrichter ausgewiesen. Er stirbt 1773.

1753: Johann Georg Pernerstorffer wohnte im Winkl 25.

Ca. 1771 bis 1787: Johannes Exinger,  Winkl 9

1798: Elias Exinger, Fischermeister und Witwer von Winkl 7, heiratet mit 50 Jahren die Theresia Rauscher, 22, aus Kollersdorf. Trauzeuge ist Johann Exinger, Dorfrichter und Fischermeister, Winkl. 

Um 1784 bis 1787: Josef Staudinger, Fischer und seine Frau Theresia, geb. Apfelthaler, Winkl  17 Um

1787: Michael Ratschbacher, Fischermeister und seine Frau  Rosalia, geb. Topfer, Winkl, 14

Um 1790: Georg Staudinger, Fischer und seine Gattin  Rosalia. Sie wohnten im Inleuthaus der Familie Aichberger, Winkl 32. Um 1793 wohnten sie in Winkl 3.

Um 1796 - 1811: Joseph Stampfl, Fischermeister und seine Gattin Theresia geb. Apfelthaler, Winkl 13

1809: Der Fischermeister Peter Hammerschmidt ertrinkt mit 68 Jahren.

1830: Leopold Donner, Fischermeister, Winkl 13, gebürtig aus Jettsdorf, heiratet  Theresia, die Tochter des Fischermeisters Georg Exinger, ebenfalls von Winkl 13. Sie ist 45 Jahre, er 24. 

Um 1830/40 ist der Fischermeister Anton Grünwald erwähnt, er ist mit Anna Maria Exinger verheiratet.

1839: Elias Exinger Fischermeister in Winkl verheiratet mit Theresia Rauscher.  

Quellen:
Pfarrmatriken Altenwörth, Bierbaum, Grafenwörth
[1] Helmuth FEIGL, Die niederösterreichische Grundherrschaft vom ausgehenden Mittelalter bis zu den theresianisch-josephinischen Reformen, St. Pölten 1998, S.133.
[2] AT-OeStA/HHStA-HA Grafenegg-Akten 1-3 Fischwasserurbar.
[3] AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Handschriften 73 Engabrunn, Grundbuch 1604.
[4] AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 434-5.
[5] AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 434-5.
[6] AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg, Akten 653-6.
[7] AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Handschriften 26.
[8] Österreichische Forst-Zeitung vom 21.12.1906, S.441, veröffentlicht in ANNO.
[9] Informationstafel im NÖ Landesmuseum St. Pölten, abgelichtet am 9.11.2016.
[10] Information von Roman GUTTAUER, Altenwörth, 1.7.2017.
[11] de.wikipedia.org/wiki/Schonma%C3%9F, Abruf am 22.6.2017.
[13] http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/kirchberg-am-wagram/03-08/?pg=106.
[14] http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/kirchberg-am-wagram/02-08/?pg=69.
 

Juni 2020, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp