Wie alles im Leben ist auch die Bekleidung einer steten Änderung unterworfen. Zog man sich früher am Land vor allem der Arbeit entsprechend praktisch an, ist dies heute, wo man in Stadt und Land fast dieselben Arbeiten verrichtet, nicht mehr der Fall, daher sind viele Kleidungsstücke und deren Verwendung in Vergessenheit geraten.
Eine Betrachtung aus der Topographie von Niederösterreich, herausgegeben vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich, 1877, NÖ Landesbibliothek: 

Die Kleidung nimmt von Jahr zu Jahr einen allgemeinen cosmopolitischen Charakter an. Die Weiber sind von den alten Kopfbedeckungen, „Sturzhauben“; „Linzerhauben“ die aus Draht oder aus Goldborten und Goldbrokat, auch in ähnlicher nach hinten sich fortsetzender Flügel-Form aus Strohgeflecht, verfertigt waren (der Volkswitz sprach schließlich von „Häringsköpfen“), abgegangen die Mädchen halten noch am Bindtuche, dem zierlich geschlungenen schwarzen und rotbunten Kopftuche, weil es bequem, billig ist und zudem mit seinen wallenden und herabhängenden spitzen Enden zierlich lässt. In der Hitze wird das künstlicher geschlungene Bindtuch gelockert und einfach  zum Schattenspenden über den Kopf geworfen, mit seinen Enden am Kinne lose verschlungen. Die bunten Mieder verschwinden. Das „Spenserl“ auch „Jopperl“ genannt, mit einem kleinen gefalteten Besatz oder Schößchen in den Hüften und am längsten rückwärts, unterscheidet sich nicht wesentlich von einem städtischen Kleidungsstücke und lässt mit seiner knappen Form gut. Das Kleid der „Kittel“ oder „Rock“, bleibt kürzer als in der Stadt, man zeigt auch gerne zierliche Schuhe und nette, zuweilen hellfärbige Strümpfe. Eine bunte oder einfärbige Schürze, ein Busentuch dunkel bunt oder hell einfärbig, erhöhet die Formen. Das gescheitelte Haar wird schlicht an den Schläfen vorübergeführt und am Hinterhaupte zu Flechten vereinigt. Zuweilen langt es noch aus, um als Flechten über dem Scheitel nach vorne geschlungen zu werden. 

Die Burschen im Niederlande tragen runde, sehr flache, zuweilen höhere, etwas spitzer zugehende Hüte mit mehr oder minder breiten Bändern. Die Hüte sind meist grün oder schwarz. Die Bänder ebenso. Die kurze Kniehose aus Leder oder Tuchstoffen wechselt bereits stark mit den „cosmopolitischen Pantalon“ ab. Hohe enge Stiefel aus Wichs= oder Fettleder bleiben eine Notwendigkeit und werden auch mit Zierlichkeit getragen. Der „Ranzen“, weißgesteppte Ledergürtel, mit breiter glänzender Schnalle, die „Katze“, um die Hüfte, hat sich hie und da erhalten. Der „Spenser“, auch „Schamperl“, die kurze Kacke, die bis in die Hüften reicht, hat bei den Burschen immer Geltung und wird mit blanken, starken, flachen oder erhabenen Knöpfen geziert. Den „Manern“, das ist den verheirateten Männern, ziemt zu feierlichen Gelegenheiten ein Rock mit Schößen. Die früher beliebte Form mit langen Schößen, welche bereits in Mitte des Rückens, am übermäßig, fast komisch kurzen Rockleibe begann, erscheint nur mehr in selteneren Exemplaren. Die verheirateten Männer sind es auch meistens, welche Strümpfe und Kniehosen tragen. 

Ein eigenthümliches Kleidungsstück ist der „Wettermantel“ aus starkem Leder. Er ist ein länglich viereckiges Stück, in den ein Querschnitt gemacht ist und dann in der Mitte von diesem nach einer Seite noch ein kurzer Längsschnitt. Dies dient, um den Kopf durchzustecken. Dann hängt der Wettermantel über den Rücken und Unterleib tiefer, vorne jedoch nur bis zu den Schenkeln herab. Er kann in der Hüfte auch zusammengeknöpft werden. So schützt er gegen Regen und Schnee, hindert nicht im Wandern und Klimmen und lässt die Arme zur Arbeit frei. Er sieht sogar malerisch aus in seinem einfachen, aber entschiedenen Faltenwurf von den breiten Schultern hinab.


Anna Schabl, Königsbrunn:

Auch früher war man der Mode unterworfen. Als Mädchen od. Frau ging man nie barhaupt (ohne Kopfbedeckung) in die Kirche. Auch als Kleinkind trug man schon Hüte, entweder aus Stroh oder Filzhüte je nach Jahreszeit, im Winter Wollhauben und Wolljacken, Muff und Pelzkragen dazu. Die Frauen entweder Hüte oder Schal. Die Frauen trugen lange enge Kleider, langes Haar hoch gesteckt. Im Winter Plüschjacken und ältere Frauen ein großes Wolltuch „Gugl“, welches vorne an der Brust gekreuzt  und am Rücken zusammengebunden war. Da ja Frauen keine Mäntel hatten. Die Männer gingen bei Hochfesten der Kirche in schwarz. Die Männer trugen an Wochentagen einen blauen Schurz („Firta“) die Handwerker dagegen eine grüne Schürze. Zur Stallarbeit trug man eine Sackschürze und Holzpantoffeln. Die Kinder, die ausschließlich zu Hause geboren wurden, kamen für einige Monate in einen Wickelpolster, damit sie gerade wachsen. So konnten sie sich nicht rühren oder strampeln. Die Buben trugen als Kleinkind Kleider wie die Mädchen.


Sonnenschutz

Man wusste sehr wohl auch früher, dass zu viel Sonne nicht gesund ist. Außerdem war es Mode, blass zu sein. Eine braune Hautfarbe war ein Zeichen, dass man eine wenig geachtete Tätigkeit - wie etwa die Bauernarbeit - verrichtete.

Man trug auch im Sommer, erstens aus schicklichen und zweitens aus sonnenschutztechnischen Gründen, Kleider aus Baumwollstoff, die über die Knie reichten und  oft auch lange Ärmel hatten. Als Kopfbedeckung hatte man ein helles Tuch, das von den älteren Frauen vorne, von jüngeren hinten gebunden wurde.  In dieses Kopftuch wurde mitunter ein Streifen weißes Papier oder Pappe geschoben, damit das Kopftuch weiter vorstand und mehr Sonnenschutz bot – siehe Foto unten. Alle, sowohl Männer, als auch Frauen, trugen im Sommer eine Kopfbedeckung.

 

Fotos: Familie Birochs, Winkl  

Je nach Verwendungszweck handelte es sich bei den Kopftüchern um solche aus einfachem, bedrucktem Leinen bis zu feinen Seidentüchern:

   

Fiata (Schurz)

Zur „Grundausstattung“ des bäuerlichen Arbeiters gehörte das Fiata – erstens  um die Kleidung zu schonen und zweitens zum Befördern von verschiedenen Gegenständen. Es fasste unter anderem Saatgut und Dünger. Auch Frauen trugen teilweise dieses Fiata. Sie trugen darin etwa die Eier in die Speisekammer. Dieser Schurz war meist aus blauem Stoff und konnte bei Bedarf heraufgebunden werden. Auch die Buschen trugen schon ein Fiata, die Mädchen Schürzen.

Familie Schuster, Sachsendorf
Foto: Familie Grausenburger, Winkl
   

Die Frauen der Familie Schuster aus Sachsendorf mit ihren Sonntagsschürzen, der alte Bauer trägt sein Fiata.
Foto: Familie Grausenburger, Winkl

Familie Ploiner, Sachsendorf um 1940 Familie Familie Schmidt, Winkl  
Die Frauen trugen, wenn sie nicht auch ein Fiata trugen, teils Halbschürzen aus Baumwollstoff oder Kittelschürzen über der Kleidung. Die Mädchen trugen von klein auf bunte Schürzen – auch in die Schule. 

Johann und Maria Engelmann, Winkl, 1939
 

Beim HühnerfütternBeim Hühnerfüttern, 1965
Fotos. Maria Knapp

Kalmuck-Janker

Kalmuck-StoffUrsprünglich wurden diese Jacken aus robustem Stoff von den Schiffleuten und Flößern getragen. Mit dem Aufkommen der motorbetriebenen Schifffahrt wurde diese Tracht von den Wachauer Winzern übernommen, aber auch die Bauernschaft schätzte diese Jacken sowohl bei der Arbeit als auch aus Sonntagsstaat.

KalmuckjankerAnton Halmer sen. sowie die beiden Buben im Vordergrund tragen Kalmuckjanker.
Foto: Anton Halmer, Mitterstockstall 
 

KalmuckjankerFoto: Familie Sieberer, Absdorf

KalmuckjankerFoto: Anton Schwanzer, Utzenlaa

Blaudruck

Der Blaudruck ist ein  spezielles Färbeverfahren für Gewebe aus Leinen oder Baumwolle. Auf blauem Grund (Indigo) entsteht ein weißes Muster. Diese Stoffe wurden vor allem für Schürzen und Hauskleidung verwendet.

Blaudruck

Blaudruck

Kinder

Wickelpolster

WickelpolsterFrau Schuster, Sachsendorf, um 1920
Foto: Familie Grausenburger, Winkl  
Die Kleinkinder verbrachten die ersten paar Monate ihres Lebens in Wickelpölstern und zwar, „damit die Gliedmaßen gerade bleiben“.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnellfeuerhose

SchnellfeuerhoseFoto: Stadt- und Heimatmuseum Traismauer  Diese Hose, die in der Nacht getragen wurde, war zwischen den Beinen offen, damit die Kinder, wenn sie dringend aus WC mussten, die Hose nicht erst hinunterziehen brauchten. Das WC bestand bei Kindern meist aus einem Topferl (Scherm), da sich das Klosett, früher Häusl genannt, das auch wirklich ein eigenes, kleines Haus war, ein Stück weg von der Wohnung im Freien befand. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kleidung der Kinder wurde immer wieder an das nächst kleinere weitergegeben. Da wurde auch nicht viel Rücksicht genommen, ob es sich um typische Mädchen- oder Bubenkleidung handelte. 

Zum Fotografieren wurden die Kleinen fein herausgeputzt:

Kinderkleidung

Kinderkleidung

 KinderkleidungFotos: Manfred Schneider, Königsbrunn    

Kinderkleidung

Holzschuhe

Sie wurden sowohl von den Männern als auch von den Frauen beim Ausmisten und bei der Heuernte getragen und Schloaka genannt. Nur die Sohle war aus Holz, der Oberteil aus Leder, sie wurden von den Kaufleuten im Dorf verkauft, Selbstanfertigung war nicht üblich. 

 

April 2014, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp