Rudolf WeissRudolf Weiss (Jahrgang 1925), Bruder des Franz Weiss jun. bzw Zwillingsbruder des Otto Weiss, rückte Anfang Oktober 1942 zum Reichsarbeitsdienst (RAD) ein. Ende Februar 1943 zur Wehrmacht einberufen, war er ebenfalls in Frankreich zur Grundausbildung, kam im Oktober 1943 an die Ostfront nach Alexandrija in der Ukraine, wo man ihn zum Gefreiten beförderte. Im November wurde er bei schweren Kämpfen 30 km hinter die Front versprengt. Im Jänner 1944 durch 2 Schussverletzungen verwundet, kam er zur Genesung in ein Lazarett im Erzgebirge, wo ihn seine Eltern besuchten. Danach Verlegung  nach Füssen in  Bayern. Am 5. März 1944 als Gefreiter Verleihung des Infanterie-Sturmabzeichens.  Im Mai 1944 musste er wieder zurück an die Front zu seiner Einheit, die sich mittlerweile in Jassny in Rumänien befand, wo man ihm im Juli das Verwundetenabzeichen in  schwarz verlieh. Von Mitte Juli bis Mitte August absolvierte er einen Unteroffizierslehrgang nahe der Front, danach war er wieder bei seiner Truppe, wo er im September neuerlich eine Verwundung durch Granatsplitter erlitt und zur Genesung ins Reservelazarett Biedermannsdorf kam, was ihm einen zweiwöchigen Heimaturlaub ermöglichte. 

Am 12. Jänner 1945 begann die russische Großoffensive in Ostpreußen, in der die dort befindlichen deutschen Einheiten überrollt, größtenteils vernichtet oder gefangengenommen wurden. Über das weitere Schicksal des Gefreiten Rudolf Weiss ist trotz intensiver Nachforschungen des Suchdienstes des Roten Kreuzes nichts bekannt, man nimmt an, dass er gefallen ist.

Musterung Rudolf WeissMusterung, 2. v. links Alois Walzer,
rechts Zwillingsbrüder  Rudolf und Otto Weiss 

Die Briefe

(Volltext, abgeschrieben von Franz Weiss)

Brief Nr. 1

9.10. 1942

Liebe Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich gut in Mainz angekommen bin. Ich will Euch bitten mir Zahnpasta, Zahnbürste und eine Bestätigung vom Bürgermeister, dass ich Lebensmittel- und Kleiderkarte abgegeben habe. Wir haben ein schlechtes Wetter hier, es hat den ganzen Tag geregnet. Liebe Eltern, ich habe heute noch das Zivilkleid eingepackt, weiß aber nicht, wann ich es wegschicken kann. Der Dienst hat gleich ganz zackig angefangen und es wird manchen Tropfen Schweiß kosten. Unser Lager ist in einer sehr verlassenen Gegend, von der wir voraussichtlich 6 Wochen nicht wegkommen. Ferner schicke ich beiliegend den Zettel von der Familienunterstützung mit, den Ihr zum Bürgermeister tragen sollt. Weiters muss ich mit Otto schimpfen, weil er mir nur seine Passbilder mitgegeben hat. Bitte schickt mir eines und vielleicht einige von der Musterung. Habe zwei ganz fremde als Kameraden, einer aus Gaisruck und einer vom Riederberg. Zwei Reichsdeutsche waren schon in der Stube und morgen sollen noch weitere dazukommen. Essen dürft Ihr mir nicht schicken. Beste Grüße an Bekannte und Kasinobande. Rudolf.


 

Brief Nr. 2

9.10. 42.

Liebe Eltern!

Wir müssen heute die Koffer heimschicken. Ich habe ihn zugesperrt und schicke Euch hier den Schlüssel. Bitte schickt mir nichts zu Essen. Entschuldigt das schlechte Schreiben. Der Dienst ist verflucht strenge. Euer Rudolf.

Habe von einem Kameraden 2 Paar Schuhe darinnen. Es wird sie demnächst jemand abholen.


 

Brief Nr. 3

11.10. 42.

Liebe Eltern!

Heute ist Sonntag, aber kein freier, wir haben ganzen Tag Dienst. Ich schicke Euch beiliegend den Zettel zum Familienunterhalt, den Ihr zum Bürgermeister tragen sollt, Ihr sollt 30 RM bekommen. Verzeiht, dass ich so schlecht schreibe, habe den Brief unterm Mittagessen geschrieben. Schreibt mir bitte von der Arbeit. Interessieren tut s mich doch ein bisschen. Dienst ist verflucht hart. Das Harte kommt aber erst. Grüße, Küsse. Rudolf.


 

Brief Nr. 4

Bildpostkarte.

14.10. 42.

Die besten Grüße von Dienstag sende ich Euch und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Schickt mir ein Schachtel für Seife. Habe wenig Zeit. Rudolf.

Schreibt mir Adresse von Helatante.



Brief Nr. 5

15.10. 42.

Liebe Eltern!

Habe wieder ein paar Minuten Zeit, um Euch einige Zeilen zu schreiben. Ich habe heute das letzte Hausbrot gegessen. In dem Kommisbrot ist Sägemehl, schmeckt aber ganz gut. Die Verpflegung ist ganz gut und ich komme einstweilen sehr gut aus. Habe das Fett noch gar nicht geöffnet, auch den Käse nicht. Weiters möchte ich Euch bitten, ob Ihr mir für einen Kameraden einige Zigaretten schicken könnt. Möchte Euch noch bitten, ob Ihr mir Schmirgelleinen zum Spatenputzen, Sacharien und einige Fleisch- und Brotmarken. Geld dürft Ihr mir keines schicken. Habe noch keine Post erhalten. Grüße an Kohoutek und Bekannte.

Bin verdammt traurig. Rudolf.


 

Brief Nr. 6

16.10. 42.

Meine Lieben!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und will Euch bekannt machen, dass ich frisch und gesund bin. Heute ist Samstag, der 17. Oktober und ich muss es Euch ehrlich sagen, dass ich mich schon ganz schön eingewöhnt habe. Ich möchte Euch ein bisschen von meinen Dienst unterrichten: 6 Uhr früh Wecken, da müssen wir mit nacktem Oberkörper in den Waschraum laufen. Das ist, wenn man noch ganz verschlafen ist, bei der jetzigen frischen Prise nicht ganz geheuer. Dann den Oberkörper mit kaltem Wasser waschen. Vor einigen Minuten war ich Brausen, das war fein. Also weiter. Nach dem Waschen hatten wir Bettenbau, Anziehen, Kaffeeholen, Stubenreinigen, alles in einigen Minuten. Wenn das Bett nicht richtig gebaut ist, kommt der Oberformann und schmeißt es wieder raus. Dann haben wir 1 halbe Stunde Kaffeessen. Nachher 2 Stunden Ordnungsdienst, 1 Stunde Singen, 1 Stunde Unterricht, Mittagessen. Heute hat es Eintopf gegeben, sonst ist die Verpflegung sehr gut. Nachmittag hatten wir heute Revier- und Stubenreinigen. Da musste die Stube ausgerieben werden. Da zeigte sich gleich, dass ich es schon öfters gemacht habe. Abends mussten wir den Tornister noch einmal packen. Das war aber der leichteste Dienst von der ganzen Woche. Wir gehen nächste Woche weg als Friedensabteilung. Die besten Grüße, Küsse. Rudolf.


 

Brief Nr. 7

17.10. 42.

Liebe Eltern!

Vor allem seid herzlich gegrüßt und teile Euch mit, dass wir von unserem Standort weggehen. Ihr dürft aber keine Sorgen haben, wir gehen nicht in Feindgebiet. Ihr dürft mir also nichts schicken, vielleicht bekommen wir neue Adresse. Habe heute Euren lieben Brief bekommen, hat mich sehr gefreut. Verzeiht, dass ich so schlecht geschrieben habe, ich habe so wenig Zeit. Heute war ein besonders schöner? Tag. Mir tut jedes Glied weh. Vielleicht schicke ich das Fett nach Hause, weil wir dürfen nichts von Zivil mitnehmen, als was in den Tornister hineingeht. Da haben wir zwei Garnituren, 1 Paar Laufschuhe, 1 Paar Schuhe, Kochgeschirr, die ganze Wäsche. Habe den ganzen Käse noch. Ich warte auf Stubenabnahme. Na, das werde ich Euch alles erzählen. Also keine Angst. Ich schreibe den Brief stehend. Schreibt mir sehr oft. Habe einen guten Kameraden. Zigaretten. (?) Euer Rudolf.


 

Brief Nr. 8

18.10. 42.

Liebe Eltern, liebster Bruder!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass wir bestimmt weggehen und zwar am Dienstag. Für mich ist es heute ein bisschen traurig. Vormittag war es verflucht schwer. Es wäre bald zu einer Szene gekommen. Habe den ganzen Sommer nicht so geschwitzt wie heute Vormittag. Und dazu war noch Sonntag. Bei uns regnet es schon wieder und da denke ich viel an Euch. Habt Ihr schon recht viel von den Kartoffeln daheim. Ich würde sehr gerne weiterarbeiten. Was machen meine zwei Pferde? Sie werden es jetzt bestimmt besser haben. Weiters habe ich augenblicklich von Euch und Rudolfonkel Post bekommen. Es hat mich riesig gefreut. Ich bin sehr erstaunt über die Neuigkeiten in unserem Dorf. Dass es mit den Kartoffeln so schnell war geht. Reif hatten wir noch keinen. Das Wetter ist sehr schön, dasselbe wünsche ich vom Herzen, denn ich weiß es, wie das Wetter aufhalten kann. Schade dass Ihr keinen Most trinken habt können. Zehethuber ist Stube nebenan und steht augenblicklich neben mir. Das nächste Mal mehr. Grüße an Kohoutek, Weiß, Walzer und HJ Kameraden. Euer Rudolf.

Unterschrift: Leopold Zehethuber.


 

Brief Nr. 9

Mainz, 19. 10. 42.

Liebe Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Weiters mache ich Euch bekannt, dass wir morgen abgehen. Das ist eine tolle Sache. Ich habe den Tornister schon 6 Mal gepackt. Einer in meiner Stube hat ihn schon 10 Mal gepackt. Wenn ich den Tornister, Brotbeutel, Gasmaske umhabe, dann ist es genug. Weiters müssen wir Hemd, lange Unterhose, Weste, Bluse und dicke Hose, Mantel, Handschuhe und Stiefel angezogen haben, dann ist uns nicht mehr kalt. Wo ich daheim doch immer sehr lüftig angezogen war. Da muss man sich aber fügen. Ferner will ich Euch schreiben, dass wir jetzt Friedensabteilung werden, also 25 Rpf Löhnung. Bisher waren wir im Kriegsgebiet oder Luftgefährdet. Ich habe schon 20 RM Sold bekommen. Geld habe ich jetzt genug. Mit dem Essen hapert es jetzt ein bisschen. Ihr dürft mir nichts schicken, sondern neue Adresse abwarten. Dann werde ich Euch wohl belästigen. Die Zahnpasta habe ich noch nicht bekommen. Bei uns regnet es. Ich denke an Eure Erdäpfel, nehmt Euch mehr Leute, damit Ihr früher fertig werdet

Die besten Grüße und Küsse. Rudolf.

Extragrüße an Otto.



Brief Nr. 10

20.10. 42.

Liebe Eltern!

Die besten Grüße sende ich Euch in bester Gesundheit, dasselbe ich auch von Euch erwarte. Wie geht es Dir, liebe Mutter? Ich wünsche Dir, dass Deine Füße bald wieder in Ordnung sind. Was macht Otto? Fährt er viel mit den Pferden oder hat sie Vater in der Hand. Sie werden bestimmt schon fetter werden, denn die Peitsche werdet Ihr bestimmt nicht soviel gebrauchen wie ich sie gebraucht habe. Ich bin sehr erstaunt, dass Ihr mit den Kartoffeln schon so weit seid. Ich habe immer Angst, dass Ihr schlechtes Wetter bekommt. Wird der Acker im Raintal noch angebaut? Bitte wenn Ihr Zeit habt, unterrichte mich ein bisschen. Habe heute Euren lieben Brief Nummer drei vom 17. erhalten und will mich dafür bedanken, dass Ihr trotz der vielen Arbeit Euch Zeit nehmt, mir zu schreiben. Ich will jetzt auch versuchen, die Nummern einzuhalten. Nach meiner Schätzung ist es der Brief Nummer sechs. Habe gestern von Rendi einen Brief erhalten. Habe ihr gleich zurückgeschrieben. Weiters will ich Euch wieder ein bisschen anflehen. Habe heute Rekord gehungert. In der Früh 2 Scheiben Brot und Fett. Die Marmelade haben die Kameraden alle ausgegessen. Vormittags wurde Tornister gepackt. Ich hatte Hunger wie ein Wolf. Zu Mittag hatten wir das Pech und mussten als letzter Trupp das Essen holen. Erhielten daher nur mehr Kartoffelquatsch, keinen einzigen ganzen. Rote Rüben und ein winzig Stück Fleisch. Nachmittags hatten wir keinen Dienst sondern warteten auf den Abmarsch. Dabei habe ich 1 Liter Wasser gesoffen, damit ich etwas im Magen hatte. Abends haben wir dann Brot gefasst und ich habe mich tüchtig angefressen, denn ich habe ja etwas zum Schmieren, muss auch meinen Kameraden etwas geben. Liebe Mutter, rege Dich nicht zuviel auf, es reut mich, dass ich soviel geschrieben habe. Augenblicklich sitze ich noch auf unserer Stube, ich und drei Kameraden und der Unterfeldmeister sind als Nachkommando bestimmt worden. Die Abteilung ist nachmittags wegmarschiert. Ich muss heute Wache halten von 10 bis 12 und von 4 – 5. Bleiben noch einige Tage hier und gehen dann nach. Wegen den Schinken bitte ich Euch, wartet die neue Adresse ab. Werde jetzt noch an Tante Hella schreiben, in einer viertel Stunde muss ich auf Wache. Also keine Sorgen, ich komme schon durch. Die besten Grüße an Fam. Weiß, Kohoutek und Bekannte auch ans Kasino. Ich werde die nächste Zeit vielleicht weniger schreiben. Küsse an Otto, Mutti, Vater.

Euer Rudolf.

Lege für Otto eine Glasfeder bei.


 

Brief Nr. 11

21.10. 42.

Meine Lieben!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich heute den schönsten Tag verbrachte. Wir sind uns nur mehr 6 Mann im Lager und heute ist der letzte Tag, dass wir hier sind. Es ist beinahe schon mein Zuhause. Wir hatten heute keinen Dienst und auch keine Arbeit gemacht. Ferner wurden wir von der Nachbarabteilung verpflegt und die war prima. Weiters möchte ich Euch bitten, sagt niemanden etwas von dem Brief, den ich gestern geschrieben habe. Ich war etwas verärgert, es ist nicht so arg. Es ist auch gestern noch das Vorkommando eingetroffen. Diese waren eine Friedensabteilung und kommen jetzt in den Wehreinsatz. Hatte gestern Wache und habe jetzt schon Schlaf. Morgen ist auch früh Wecken. Wir müssen morgen noch 1500 kg Kartoffel in Säcke füllen, auf das Auto laden und fahren damit dann in unser Lager ein. Ich habe gehört, dass das Lager sehr schön sein soll. Das jetzige ist ja unterm Hund. Was gibt es Neues im Dorf? Ist Walzer Alois noch daheim? Thorwartl hat gesagt, dass sie sich so fürchten. Der hätte auch nichts zu lachen. Sind die Kirchberger 25er noch alle daheim? Ihnen würde es Keinen schaden, durch den RAD zu gehen. Weiters möchte ich Euch bitten das Schreiben zu unterlassen, bis die neue Anschrift kommt, ebenso auch das Schicken. Ich habe gehört, dass man Pakete bis zu fünf Kilo schicken darf. Ihr dürft mir aber nie mehr als ein halbes Kilo schicken, denn ich müsste sonst den Kameraden zu viel geben. Ich sehe das jetzt beim Fett. Wenn sich einer ein Stück Brot nimmt und hat nicht darauf, ich daneben fresse ein Schmalzbrot, das kann ich nicht sehen, dann gebe ich ihm ein bisschen was drauf. Ihr dürft mir auf keinen Fall zu viel schicken. Ihr habt ja Arbeit genug und ich tu den Herrgott den Tag abstehlen. Wie ist es mit der Arbeit und dem Wetter?

Die besten Grüße sendet Euch Rudolf.


 

Brief Nr. 12

25.10. 42.

Liebe Eltern!

Bitte schickt mir Brot. Bitte niemanden sagen. Das nächste Mal mehr.

Rudolf.


 

Brief Nr. 13

26.10. 42.

Meine lieben Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, dasselbe hoffe ich auch von Euch. Habe heute Vormittag einen sehr kurzen Brief mit dem Hilferuf Hunger fortgeschickt. Möchte Euch besonders bitten, lasst ihn niemanden lesen, sonst wenn ich wieder heimkomme bin ich dann ein Waschlappen, der immer an der Kittelfalte hängt. Erzählt es auch nirgends. Thorwartl sagt mir alles was ich nach Hause schreibe, wie es ihm seine Mutter schreibt. Ich will Euch auf keinen Fall Vorwürfe machen, wo Ihr doch genug Sorgen um Eure zwei Soldaten habt.

Will Euch bekannt machen. Dass ich gestern gestört wurde und jetzt schon wieder Abend ist, also der 27. 10. Weiters muss ich ehrlich sein, bin heute moralisch wieder auf der Höhe. Vorgestern habe ich übereilt in sehr schlechter Stimmung den kurzen Brief geschrieben. Hatten Sonntag nachmittags einen Bunten Nachmittag. Es waren Mädels vom RAD hier, zirka 40. Es wurde eine kleine Musikbanda zusammengestellt und da wurde getanzt, gesungen und gelacht. Es wäre ganz schön geworden, wenn ich tanzen könnte. Wenn ein Tanzkursus ist, lässt nur Otto gehen, damit er es ja nicht versäumt. Weiters muss ich mich für den Brief vom 29., den ich 25. erhalten habe, bedanken, vor allem bei Vater. Es waren noch zwei Briefe mit Schmirgelleinen dabei, es ist mir sehr gut angestanden und muss die Bitte gleich aussprechen, schickt mir wieder eine solche Ladung. Man muss immer die Gräte in Ordnung haben. Was ist mit Otto, muss er doch  nicht einrücken. Bei uns wird gemunkelt, dass alle vom Jahrgang 25 einrücken müssen. Weiters hört man, dass Wiener nach Frankreich kommen sollen, aber erst in 4 Wochen. Möchte Euch noch mit dem Schicken etwas belästigen. Ihr dürft Euch auf keinen Fall zuviel mit mir aufhalten. Bitte schickt mir etwas Brot, sonst komme ich ganz schön aus. Will mich nochmals bei Frau Kohoutek bedanken. Ich hätte schon längst geschrieben, aber habe keine Marken gehabt, hat mir ein Kamerad gegeben.

Die besten Grüße und Küsse. Euer Rudolf.


 

Brief Nr. 14

Landkern, 1. 11. 42.

Meine lieben Eltern!

Habe gestern Euren lieben Brief mit Freuden erhalten und will mich bestens bedanken. Habe schon die ganze Woche auf Post gewartet und jetzt habe ich sie bekommen und habe nicht gleich zurück geschrieben. Verzeiht, wir sind jetzt mitten im schönsten Tempo. Unsere Tangowiese war eine richtige Wiese, als wie sie zum ersten Mal sahen, aber jetzt ist sie eine Tenne. In Mainz hatten wir einen Schleifstein, denn der Platz war gepflastert, da taten mir abends die Füße richtig weh. Wir müssen jetzt noch Spatengriffe, Gewehrgriffe und noch bisschen Ordnungsübungen durchmachen. Das wird noch zirka 14 Tage in Anspruch nehmen, dann werden wir sicher auf eine Baustelle kommen. Haben heute Vormittag einen kleinen Spaziermarsch gemacht, so zirka 25 km und haben eine angefangene Reichsautobahn besichtigt. Ich meine, wenn wir Glück haben, wird das unsere Baustelle. Ich war auch mittags Brausen, das war schon sehr notwendig, denn ich war schon sehr schmutzig. Weiters möchte ich Euch bitten, ob Ihr mir etwas zu Essen schicken könnt, denn die Verpflegung wird jetzt immer mehr gekürzt. Einige Jungens haben schon Besuch empfangen und wenn die dann ihre großen Pakete von 5 – 10 Kilo auspacken, da tut der Hunger noch mehr weh. Möchte nebenbei Otto bitten, ob er mir die Adresse von Hilda und Walzer Franz schreiben möchte. Habe erfahren, dass Otto in die Tanzschule geht. Lasst ihn nur gehen, es ist bestimmt gut, wenn man es kann. Was ist mit der Winterschule?  Und mit den Winteruniformen? Habt Ihr den Raintalacker schon angebaut? Otto schreibt, dass Ihr Eggen fährt. Muss Euch noch bekannt machen, dass ich vor Hunger beinahe das Rauchen gelernt habe. Ferner hatte ich gestern mit noch zwei Kameraden die Aufgabe, die Stube zu reinigen. Haben die Bude aufgewaschen und alles abgestaubt, die Fenster geputzt, also den ganzen Nachmittag wie wild geschuftet. Abends kam Obervormann, schaute in den Aschenkasten und welch ein Pech, hatten wir alle vergessen ihn zu reinigen. Er war noch dazu ganz voll, nahm ihn, leerte die Asche und Dreck über die Stube aus, schickte einen Jungen um einen Kübel Wasser und schüttete ihn darüber aus. Also da konnten wir wieder von Vorne beginnen. Habe gestern durch Zufall meine Wurst- und Brotmarken verwandeln können. War eine gute Jause.

Die besten Grüße Euer Rudolf.

Liebe Eltern und Bruder.

Möchte Euch noch einmal bitten, schickt mir etwas zu Essen. Haben heute sehr schmale Kost gehabt. Aber bitte nur wenn Ihr Zeit habt. Möchte auch noch Otto berichten, dass ich schon sehr viele schöne Lieder gelernt habe. Weiters habe ich über Otto persönlich einiges erfahren, bitte unterrichte mich etwas. Was hat sich heute Sonntag alles ereignet? Wäre sehr gespannt, was es jetzt alles ohne mir noch Neues gibt. Lass mir alle Kameraden und Kameradinnen grüßen.

Grüße und Küsse. Rudolf.

Vielleicht könnt Ihr Brotmarken auftreiben.


 

Brief Nr. 15

Landkern, 3. 11. 42.

Liebe Eltern!

Habe gestern zwei von Deinen guten Rebeltorte Paketen erhalten und will mich bei Dir, liebe Mutti, besonders bedanken. Bin vor Freude 2 m gesprungen. Es war ein Festessen für mich. Ein Kamerad bekommt wöchentlich zwei bis drei 5 kg Pakete und wenn man da zuschauen muss mit leeren Magen, das tut weh. Bitte Euch also, wenn es die Zeit erlaubt, schickt mir ein bisschen etwas. Esse nämlich morgens nur 3 Scheiben Brot und kein Frühstück. Da soll einen der ganze Kram freuen! Mittags Kartoffeln und Kartoffeln, das Fleisch geht auch noch an, aber verflucht wenig. Vielleicht etwas zum Schmieren, Marmelade, Kunsthonig..

Grüße an Kohoutek. Hätte Ihnen schon geschrieben, habe keine Zeit dazu. Muss aufhören, es geht verflucht zackig herunter.

Die besten Grüße und Küsse. Euer Rudolf.


 

Brief Nr. 16

Landkern, 4. 11. 42.

Liebe Eltern!

Vor allem Grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch frisch und gesund bin. Habe heute sehnsüchtig auf den Heiligenstritzel gewartet und musste mit ganz leeren Händen wieder weggehen. In meiner Stube haben die meisten schon große Pakete erhalten und ich mache immer Stielaugen. Ich rauche halt eine Zigarette, dass die Zeit vergeht und auf den Hunger vergesse. Ich bin der, der am wenigsten Post erhält. Bin aber moralisch auf höchster Stufe. Wenn ich in die Stube von Thorwartl auf einige Minuten hinübergehe, sagen sie immer: „Der Sänger kommt schon wieder“, geben mir Zigaretten und wollen mich nicht mehr weglassen. Ich singe immer, bin immer gut gelaunt, das  ist bei uns sehr gut. Gestern nachts hatten uns die Vormänner ein bisschen heruntergemacht. Das heißt, 50 muntere Sachen mit gebautem Schemel. Ich war wie ein Waschlappen, bin aber beinahe der Stärkste von unserer Stube. Und noch viel Kleinigkeiten, wie auf die, unter die Betten, auf die Spinde, unter die Tische, auf den Balken, Liegestütze 20 Mal. Also richtig munter gemacht. In Stube nebenan wollten einige nicht mehr, einer hetzte und es wäre bald etwas geworden. Ich und Max, mein Kamerad, haben, als sie draußen waren, das Lied, das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, gesungen und einige erhitzte Gemüter gedämpft und konnten dann wieder schlafen. Liebe Eltern, regt Euch nicht auf. Ich will nur den Brief voll schreiben und mache es leicht mit. Bitte vergesst nicht auf mich. Schickt mir Spatenputz und vielleicht denkt Frau Kohoutek auf mich. Wäre nämlich eine gute Zulage.

Verzeiht das freche Schreiben, aber ich bin noch der Alte. Grüße an Kohoutek, Weiß und HJ Kameraden. Grüße und küsse aus weiter Ferne.

Rudolf.



Brief Nr. 17

Landkern, 5. 11. 42.

Meine lieben Eltern!

Habe heute mit großen Freuden das dritte Rebeltorten Paket erhalten. Ferner von Tante Rendi ein kleines Paket und von Franz einen Brief. Warte schon lange auf Post von Euch. Werdet halt wenig Zeit haben. Haben jetzt schlechtes Wetter, denke viel an Euch. Habt Ihr die Rüben schon daheim, die Wasseräcker geackert? Die Pferde werden bestimmt auch schon schöner sein. Hier gibt’s wenig Pferde und die man sieht, sind sehr mager, haben kein Geschirr, sondern nur ein paar Riemen. Die Wägen erst: einspännig haben alle zwei Stangen und zweispännig hängt sie bis auf die Erde. Und die Wägen sind so schlecht wie im Wald. Habe heute Wache. Draußen regnet es, muss bald hinaus, es ist kurz vor 1. Waren heute auf Baustelle, müssen ein Stück Wald roden. Habe mich aber um 25 Rpf nicht abgerissen. Das Werkzeug ist so stumpf, also alles Scheiße. Warte sehnsüchtig auf den Heiligenstritzel. Bin der Einzige in der Stube, der noch kein Paket erhalten hat. Die andern fressen und ich muss zuschauen. Also vergesst mich nicht. Ein Kamerad aus Fels bekam heute ein Paket vom 31. 10. Franz hat mir sehr schön geschrieben. Er ist noch der alte Fanatiker, Was ist mit Otto, geht er auf die Tanzschule? Bitte lasst ihn gehen. Habe mich schon so halb eingewöhnt. Was ist im Dorf los, lebt noch alles? Weiß Mitzi schreibt auch sehr wenig, ebenso Lotte. Geht der HJ-Dienst weiter? Singt Ihr noch sonntags? Habe von Hilda schon Post. Bei uns geht es immer lustig runter. Singen von morgens bis abends. Meistens solche Lieder, die ich schon kenne. Nachts singen wir dann auf der Bude unsere schönen Lieder. Otto soll, wenn er nach Tulln kommt, einige Passbilder nachmachen lassen. Bitte schickt mir Bilder von der Musterung.

Habe meine Wache soeben beendet, es ist drei Uhr, habe noch nichts geschlafen, muss es nachholen.

Liebe Eltern, wollt Ihr Euren Sohn retten, schickt ihm was zum Fressen und Zigaretten.

Grüße, Küsse. Euer Rudi.


 

Brief Nr. 18

Landkern, 6. 11. 42.

Liebe Eltern!

Habe heute mit großen Freuden Vatis Brief erhalten und will ich dafür bedanken. Ich habe heute wieder vergebens auf ein Paket gewartet. Ihr werdet bestimmt schon eines weggeschickt haben. Auf meiner Stube haben drei Pakete erhalten und ich wieder nichts. Na, ich werde mich gedulden. Also bitte wenn möglich schickt mir einige Kleinigkeiten: Briefpapier und Schmiergelleinen, ein grobes und ein feines. Vielleicht bisschen Brot, habe nur eine Scheibe heute Abend gegessen und auch nichts zum Schmieren. Habe heute Mittag soviel trockene Kartoffel gegessen, wie wir daheim abends zum Sterz. Bitte schreibt mir recht viel über die Wirtschaft. Interessiere mich sehr dafür. Habe aber keine Zeit. Habe eben Franz einen Brief geschrieben. Er ist der Alte noch. Muss mein Schreiben beenden, es ist schon sehr spät und ich muss noch meine Stiefel putzen. Vielleicht könnt Ihr Marken auftreiben. Liebe Mutti vergiss mich nicht!

Die besten Grüße und Küsse aus weiter Ferne sendet Euer Rudl.

Grüße an HJ Kameraden, Kasino, Kohoutek, Weiß und Walzer.


 

Brief Nr. 19

Landkern, 8. 11. 42.

Meine lieben Eltern!

Heute ist Sonntag, der 8. November. Bin in guter Laune, froher Stimmung und bester Gesundheit. Weil habe gestern Euer liebes Paket erhalten und will mich besonders bei Dir, liebe Mutti, bedanken. Es war mit dem guten Inhalt gefüllt: einen halben Laib Brot, zwei Stück Käse, Würfelzucker, Sacharin, Butter und Schmiergelleinen. Also noch mal besten Dank. Ich brauchte es schon sehr notwendig, denn jetzt ist bei uns Schmalhans Küchenmeister. Jetzt sind wir Friedensabteilung, 25 Rpf und weniger Verpflegung. Waren gestern wieder auf Baustelle und da hatte ich keine Zeit mehr auf das Paket zu antworten. Es ist heute nichts mit Ausgang, daher habe ich Zeit zum Schreiben. Vormittag hatten wir leichten Dienst und nachmittags frei. Wie geht es Euch immer? Otto könnte mir bisschen öfters schreiben. Wie ist es mit der Winterschule und Tanzschule? Unterrichtet mich ein bisschen. Hat Otto schon eine Winteruniform? Habe keine Gelegenheit eine zu organisieren, bin noch in kein Dorf gekommen. Was macht der Wein, das Preßhaus und meine zwei Pferde, sind sie schon fetter? Lieber Vater, wie weit bist mir dem Ackern? Ist das Wasser schon alles weg? Habt Ihr das Rohr abgemäht? Wie ist das Wetter? Bei uns regnet es jeden Abend, ist aber den ganzen Tag über schön warm. Morgens wenn wir zur Baustelle marschieren, Werkzeug auf der Schulter tragen, da werden die Hände steif, denn die Handschuhe müssen wir im Brotbeutel mittragen. Wie geht es der Mutter mit Ihren Füßen, sind sie schon gut? Habe heute großes Festessen und eine Flasche Bier. Morgen haben wir Vereidigung und vielleicht auch Ausgang, aber die ganze Abteilung. Haben gestern die ersten Spatengriffe probiert. Bis die sitzen, das wird noch Brüllerei geben. Möchte Euch bitten, wenn Ihr mir ein Paket schickt, vergesst nicht Briefpapier, beizulegen und Spatenputz, Schuhpatsa, Kotbürste und Anstreichbürstel. Verzeiht die großen Ansprüche. Habe mich fotografieren lassen, werde Euch einige schicken, wenn sie kommen. Bitte wenn Ihr eine Taschenbatterie bekommt, lasst sie mir zukommen, meine ist schon sehr schwach. Vielleicht kann Otto einen Film besorgen, 6 x 9 Holzspulen. Warte heute auf Post von Euch, sie wird erst abends ausgegeben. Haben heute auch Zigaretten gefasst, rauche gerade eine mit Genuss. Will auch Großeltern schreiben. Franz hat mir ein Gedicht geschrieben, das voll der Wahrheit entspricht. Es hat mich sehr aufgemuntert. Er schrieb folgendes: Ich hab gewienert und geputzt, ich war der Fleißigste von allen, jedoch es hat mir nichts genutzt, ich bin schon wieder aufgefallen. Was Aufgefallen heißt, werdet Ihr ja wissen. Gab Thorwartl ins Paket zwei Taschentücher und drei leere Feldpostpäckchen. Was war mit dem heutigen Sonntag? Otto soll mir einiges schreiben. Bitte um Antwort,

Grüße und Küsse. Euer Rudolf.

Mitunterschrift: Grüße Karl Thorwartl.


 

Brief Nr. 20

Landkern, 9. 11. 42.

Liebe Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich gesund bin, dasselbe ich auch von Euch hoffe. Ferner teile ich Euch mit, dass ich heute keine Post erhalten habe. Hatten heute Vereidigung, war sehr schön. Wir bekamen Kaffee und sehr guten Kuchen, sogar reichlich. Es hatte sich auch unser Unterfeldmeister verabschiedet. Es war ein stierer Hund , aber er hat uns allen leid getan. Wir waren ihn schon gewöhnt und er kannte uns schon. Ich habe ihm packen geholfen und auch den Koffer zur Bahn gebracht. Wir hatten uns sehr gut verstanden. Es kamen auch noch Oberfeldmeister und der Arzt weg. Bin neugierig, was wir jetzt für Kerls bekommen, auf keinen Fall feschere. Einer war ja schon da, der hat uns gleich richtig angeschnauzt. Weiters hatten wir heute ersten Ausgang. Es war ganz schön. Bin mit Thorwartl und Mink aus Absdorf und meinen Kamerad Max und einigen Stubenkameraden nach Kochem marschiert. Es war verflucht weit, 9 km. Sind dort ein bisschen umgestrolcht, haben eine Flasche Bier getrunken und haben das Pech gehabt, mit dem Omnibus heimzufahren. Habe heute gelebt wie ein König, habe den ganzen Tag gefressen. Haben heute alle kein Brot mehr, fassen morgen erst wieder neues. Ich habe aber den Laib beinahe schon fertig. Fett habe ich schon lange keines mehr. Butter ist auch schon sehr rar. Hätten in Kochem Brot bekommen, wenn ich Karten gehabt hätte. Also vergesst mich nicht und wenn möglich schreibt mehr.

Grüße und Küsse an Otto, Vati und Mutti. Euer Rudl.

Bitte Schuhpasta.


 

Brief Nr. 21

Landkern, 11. 11. 42.

Liebe Eltern!

Habe heute Euren lieben Brief vom 6. dankend erhalten. Teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Vor allem teile ich Euch eine große Begebenheit mit, habe gestern 2 Pakete erhalten. Und mit dem guten Inhalt: Brot, Butter, Käse und Marmelade, das andere mit Äpfel. Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Habe sehr wenig Zeit zum Schreiben. Otto soll mir bitte einige Tischsprüche schreiben, aber express. Vielleicht auch Schuhpasta, wenn nicht schon weggeschickt. Das nächste Mal mehr. Vati darf mich auf keinen Fall besuchen, gehen bald weg.

Grüße und Küsse. Euer Rudi.


 

Brief Nr. 22

Landkern, 14. 11. 42.

Meine lieben Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, dasselbe ich auch von Euch hoffe. Meine Lieben, habe diese Woche die wenigste Zeit zum Schreiben gehabt und mich daher nicht richtig für die erhaltene Post bedanken können. Habe nämlich jetzt schon drei 10 dkg, drei große und ein kleines Paket mit Rebeltorte erhalten. Liebe Mutti, habe besten Dank dafür, ich werde das nie vergessen. Ihr werdet Euch jetzt sehr viel um mich geärgert haben. Denn in jeden Brief schreibt er Hunger, Hunger. Verzeiht, ich war eben immer daheim und da hatte ich Hunger. Ihr kennt mich ja, ich bin nicht so hart, wie ich getan habe. Lieber Vati, es hat mich sehr gefreut, dass Du mich besuchen willst, muss Dir aber diesen Liebesdienst abweisen. Wir sind nämlich schon wieder marschbereit und zwar Einsatz. Es kann schon diese Woche sein, dass wir abgehen und ich würde dann nicht in Deiner Haut stecken wollen. Lieber Vater, darfst nicht kommen, schick mir lieber etwas von der Sau. Vielleicht fahren wir ganz nahe von Euch vorbei. Es soll nämlich nach Griechenland gehen. Es ist jetzt schon sehr kalt bei uns, müssen auf Baustelle arbeiten, damit uns nicht kalt wird. Habe auch die Foto erhalten und noch einen Brief. Bedanke mich sehr und bitte Dich, lieber Otto, schreibe mir immer so viel. Es ist die schönste Zeit, die ich verbringe. Da bin ich ganz daheim, da versinkt alles um mich, da sehe ich die zwei Pferde gescharen(?) und sehr fett, sehe wie die Muter flink und sauber Kartoffel aufliest. Ich wunder mich, wer die vielen Säcke geschleppt hat. Da hat Otto schon sehr fest angepackt. Lieber Otto, schreibe mir sehr oft am Schulweg, oder in der Pause. Ich habe kaum Zeit dazu. Heute ist Samstagabend, viele Kameraden sind ausgegangen, ich sitze und schreibe hier und denke viel nach Heim. Heute wurde Thorwartl in den Bunker geführt. Bitte auf keinen Fall etwas sagen. Es wurde plötzlich die ganze Abteilung rausgepfiffen. Mit Koppel und Mütze, alles rief Alarm wir gehen ab. Derweil wurde Thorwartl vor allen als erster drei Tage in den Bunker gesteckt. Bitte gar niemand was sagen. Weiters haben mir die Äpfel sehr gut gemundet. Otto soll mir das Abenteuer schreiben, wie er sie organisiert hat. Und das Brot erst, ich habe gelebt, wie im Himmel. Die Parole heißt Brot und Brot bei uns. Und die Butter  erst und die Marmelade und Käse, habe beinahe schon alles gefressen. Also nochmals, liebes Mutterl, besten Dank. Zahnbürste habe ich auch schon. Habe mir noch nicht die Zähne geputzt, habe Pasta und Bürstel nur bei Toilettenapell heraußen. Zum Putzen habe ich keine Zeit. Seifenschale habe ich noch nicht erhalten. Über den Dienst kann ich nichts Neues schreiben, immer der alte Schliff. Lernen jetzt auch das Gewehr. Brot bekommen wir alle vier Tage 2 Kilo. Bitte schickt mit Foto von der Musterung. Mit dem Rauchen ist es nicht so ernst. Fasse genug, dürft mir keine mehr schicken. Der Kamerad heißt Naxi(?) und ich Udi(?), verstehen uns sehr gut. Also Vati darf nicht kommen, wäre schade um so viel Geld, wenn es umsonst wäre. Nochmals besten Dank für alles Gut von Euch. Verzeiht das freche und schlechte Schreiben. Muss noch paar schreiben.

Grüße und Küsse. Rudolf.


 

Brief Nr. 23

Landkern, 16. 11. 42.

Liebe Mutti!

Habe heute drei liebe Päckchen mit Fressalien von Dir erhalten. Besten Dank , Mutti. Sie waren gefüllt mit Brot, Striezel und Mohnstrudel und ein Päckchen mit Rebeltorte. Ich war mit Brot schon wieder auf dem Boden, habe gleich den Mohnstrudel gegessen. Ferner habe ich auch die Rebeltorte gekostet. Die ist prima. Jetzt bin ich für eine Weile versorgt.

Grüße Rudl.


 

Brief Nr. 24

Landkern, 18. 11. 42.

Meine Lieben!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, hoffe dasselbe von Euch. Meine Lieben, habe in nächster Zeit wenig Gelegenheit zum Schreiben. Ihr dürft keine Angst haben, es fehlt mir nämlich an Zeit. Es wurden von der Abteilung 10 Mann herausgezogen und da bin ich auch dabei, die machen nämlich einen extra Kurs für Hilfsausbildner, oder Vormann Schliff. Also bitte schreibt mir sehr fleißig. Habe auch gestern von Vati den lieben Brief erhalten, besten Dank. Lieber Vater darfst mich nicht besuchen, komme vielleicht zu Weihnachten nach Hause. Habe jetzt genug zu Essen, also jede Woche ein kleines Päckchen schicken, nicht mehr. Schreibt mir sehr viel. Grüße an Kohoutek, Weiß und Bekannte.

Grüße und Küsse sendet Euch allen Euer Rudl.

Habe keine Seifenschale, bitte um Antwort.


 

Brief Nr. 25

Landkern, 21. 11. 42.

Meine Lieben!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, dasselbe ich auch von Euch hoffe. Liebe Mutti, habe gestern Dein liebes Paket mit Äpfel erhalten. Es war auch Spatenputz und Briefpapier darinnen. Letzteres ich jetzt gedeckt bin. Habe besten Dank dafür. Ihr werdet Euch gewiss nicht so viel vergönnen. Habt Ihr mir die schönsten ausgesucht, die waren nämlich prima. Habe auch von Tante Rendi sehr viel erhalten, Zigaretten, Schmalz, Äpfel, Brot, Zucker und Kuchen. Wie Ihr schon wissen werdet, bin ich jetzt abgesondert in einer extra Stube mit Maxi und einen guten Kameraden aus Fels namens Albinger Sepp. Die Ausbildung ist natürlich viel schöner, sehr viel Ausbildung und viel lernen. Dafür werde ich vielleicht, wenn ich nicht durchfalle, Vormann. Ich wurde nämlich von meinen Unterfeldmeister bestimmt, lehnte aber ab. Er forderte mich auf, mitzumachen. Er hat in mir etwas gefressen. Also keine Angst, wenn ich nicht so oft schreibe. Habe jetzt sehr wenig Zeit, muss immer lernen, will auf keinen Fall fallen. Meine Lieben, Das Abgehen ist jetzt ein bisschen eingeschlafen. Kann aber noch jeden Tag der Marschbefehl kommen. Lieber Vater, darfst mich aber doch nicht besuchen, es kostet zuviel Geld bis hierher, komme vielleicht zu Weihnachten heim, Wär das schön, was? Liebe Mutti, komme jetzt mit der Verpflegung schon ganz gut aus, wenn man eine so fleißig schickende Mutti hat. Also Ihr dürft mir nicht mehr so viel schicken, aber schreiben könnt Ihr noch ein bisschen fleißiger. Habe heute auch von Otto die Tischsprüche erhalten. Danke Ihm sehr für die Mühe und den Brief. Heute hätten wir Ausgang, muss aber meine Post erledigen. Habe sehr viel zu schreiben, kam die ganze Woche nicht dazu. Möchte Euch noch ein bisschen belästigen. Das Päckchen mit der Seifenschale wird bestimmt nicht mehr kommen und eine Butterdose, aber nur ohne viel Lauferei. Habt Ihr noch Schachteln? Ich habe schon überlegt, wie ich sie heimschicken könnte, habe aber jetzt keine Zeit. War eben in Fußlappen und (?) Mütze waschen. In unserer Stube ist einer mit einer großen Ziehharmonika und ein Komiker, die üben gerade  ein paar Juxlieder ein.

Die besten Grüße an alle Bekannten und Euch allen sendet auf ein baldiges Wiedersehen Euer Rudi.

Bitte vielleicht könnt Ihr Marken auftreiben.


 

Brief Nr. 26

Landkern, 23. 11. 42.

Liebe Eltern!

Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin und mich in bester Laune befinde. Gestern war Sonntag, hatten Ausgang, bin aber daheim geblieben, musste nämlich um 6 Uhr mit der Wache aufziehen als Wachhabender. Sitze plötzlich in einer sehr warmen Stube und es ist 2 Uhr nachts. Die Wache ist jetzt sehr strenge. Hatten die ganze Nacht Fliegeralarm. Waren aber in keinem Keller. Es ist schon sehr kalt bei uns, Haben schon Kältegrade. Es hat auch schon versucht zu schneien. Wie weit steht es mit der Arbeit? Ein bisschen denke ich noch daran und früher war ich mit Leib und Seele dabei. Jetzt muss ich alle Sinne für diesen Dienst zusammenreißen. Was macht Otto in der Winterschule und Tanzschule? Welche Damen gehen? Gestern Nachmittag waren Arbeitsmaiden bei uns. Es wurde getanzt, gesungen, Witzlieder gesungen, es war ganz schön. Bitte schreibt mir bald wieder.

Es grüßt Euch in weiter Ferne auf ein baldiges Wiedersehen. Euer Rudi.

Bekomme vielleicht zu Weihnachten Urlaub, soll ich heimfahren? Die Fahrt kommt sehr hoch, habe nicht so viel Geld.


 

Brief Nr. 27
 
Landkern, 24. 11. 42.
 
Liebe Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Liege im Bett und will die Zeit ausnutzen und Euch einige Zeilen zu schreiben. Wir haben jetzt schon einen ganz schönen Faden, so zirka 10 °. Wenn man da  2 Stunden ohne Handschuhe Spatengriffe durchführen. Liebe Eltern, habe heute wieder vergebens auf Post gewartet. Meine Lieben, also wie Ihr schon wisst, bin ich jetzt bei den Hilfsausbildnertrupp. Wurde dazu bestimmt, habe mich geweigert und wurde nochmals aufgefordert. Die Ausbildung ist jetzt noch viel schärfer und auch sehr viel zu lernen. Das Lernen ist so ein Kapitel für sich, nämlich wie Ihr wisst, ist das nicht mein bestes Fach. Aber ich werde es schon durchmachen. Dann komme ich zu Weihnachten, wenn nichts dazwischen kommt, als Vormann nach Hause. Das kostet aber noch etwas. Bitte Mutter schicke mir ein Fußpuder und eine Seifenschachtel. Muss jetzt schließen,
 
Es grüßt und küsst Euch 
Euer Rudi.
 
Habe keine Taschenlampenbatterie.
 
Brief Nr. 28
 
Landkern, 27. 11. 42.
 
Meine Lieben!
 
Grüße Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Meine liebe Mutti, habe gestern drei Pakete von Dir erhalten, besten Dank dafür. Sie enthielten folgende Sachen: das erste, das  große war mit Brot und Käse gefüllt, es war in Neu – Aigen aufgegeben worden. Das nächste war mit Marmelade, Seife und Schuhpasta und das dritte mit Zigaretten gefüllt. Die Zeit ist sehr knapp. Ihr könnt Euch denken, ich habe gestern die Pakete erhalten und konnte sie erst heute Abend öffnen. Ferner wurden wir vorgestern geimpft, auf beiden Seiten. Es war ein ganz wohliges Gefühl, das auch jetzt noch anhält. Ferner war heute ein besonders lustiger Tag, an diesem denke ich mein Leben lang. Ich hatte keinen trockenen Faden am Leib bei 5° Kälte. Der Ausbildungstrupp hatte auch gestern einen pfundigen Kameradschaftsabend bis 1 Uhr. Es hatte genug Wein und Bier, auch genug zu Fressen gegeben. Ich war benahe voll. Habe auch einen Brief von Otto erhalten. Bitte schickt mir Fußpuder, aber keine Zigaretten. Ich darf nicht zuviel rauchen. Verzeiht das schlechte Schreiben, aber im Bett mit ein Paar geschwollenen Brüsten geht es nicht besser. Ich will Euch halt immer schreiben.
 
Rudl.
 
Ich glaube mit dem Urlaub ist es Essig.
 
Brief Nr. 29
 
Landkern, 29. 11. 42.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun ist wieder ein sehr kurzweiliger Sonntag vergangen. Kurzweilig war er bestimmt. Hatten nämlich bis drei Uhr Dienst, dann Ausgangsappell. Das heißt in 20 Minuten gänzlich umgezogen, Koppel geputzt, Schuhe, mit denen wir die Wiese abgelatscht hatten, blitzblank putzen. Nun da verzichte ich auf den Ausgang. Sitze nun auf der Stube und will Euch einen sehr langen Brief schreiben. Meine liebe Mutti, will mich für die Pakete bedanken. Seife darfst Du mir keine mehr schicke, ebenso keine Zigaretten und Spatenputz. Brot brauchst Du mir auch nicht mehr so viel schicken. Die Marmelade ist mir sehr gut angestanden, habe schon einen Becher verschwinden lassen, ebenso einen Käse. Bitte, wenn Du einen Süßstoff auftreiben kannst, besorgt mir einen. Die Schuhpasta hatte ich gerade zur rechten Zeit erhalten. Fußpuder brauche ich schon notwendig, meiner ist schon gar. Liebe Mutti, vielleicht kannst Du mir ein Paar Socken schicken. Meine sind nämlich so zerrissen, es sind Löcher wie eine Faust drinnen. Ich werde versuchen, sie dicht zu machen. Ich will die Socken von der Kammer nicht anziehen, denn alle Pfiff(?) ist Appell darinnen und da müssen sie sauber und ohne Löcher sein. Ich freue mich auch besonders, dass Ihr mich so gut über das daheim unterrichtet. Überhaupt die Pferde, wenn ich davon lese, dann bin ich daheim, ganz daheim. Da sehe ich den Fritz mit hochtragendem Kopf dahingehen. Ach, Ihr könnt Euch das nicht vorstellen. Ich bin sehr erstaunt, dass ein Schlepper die nassen Äcker pflügt. Meine Lieben, es ist schon wieder eine unangenehme Walze im Rollen Richtung Nizza, Frankreich. Mein Los ist jetzt marsch, marsch und lernen. Aber es kommt die Zeit wieder, wo ich wieder hü und hot sage. Ich habe schon richtige Sehnsucht. Also liebe Mutti, Verzeih das schlechte Schreiben. Ich will den Franzi noch schreiben und das Loch stopfen.
 
Auf Wiedersehen, die besten Grüße und Küsse von  Eurem Rudi.
Mein lieber Otto!
 
Will Dir auch einige Zeilen schreiben und mich für die netten Briefe bedanken. Wie geht es auf der Winterschule? Ich würde sie bestimmt auch gebrauchen. Was ist beim Rist los, oder bei der Tanzschule? Also besten Dank dafür und schreibe mir weiter noch so oft, ich freue mich jedes Mal darauf.
 
Die besten Grüße. 
Dein Rudl.
 
Brief Nr. 30
 
Ansichtskarte Kochem an der Mosel
 
2.12. 42.
 
Meine Lieben!
Habe heute Geld erhalten. Danke Euch und warte nur noch auf Urlaub, welcher aber ein großes ? ist. Habe nicht viel Zeit. Heute ist es sehr kalt. Brot braucht Ihr mir nicht viel schicken, aber ein paar Grammeln.
 
Grüße und Küsse. Euer Rudi.
 
Ansichtskarte Kochem a.d. Mosel
 
Brief Nr. 31
 
Ansichtskarte Kochem an der Mosel
 
3.12.42.
 
Meine Lieben!
 
Habe heute keine Post erhalten, hätte auch keine Zeit zum Schreiben. Was ist mit Otto seinen Versprechen, dass er mir jeden zweiten Tag schreibt?
 
Rudl.
 
Brief Nr. 32
 
Landkern, 4. 12. 42.
 
Meine lieben Eltern, lieber Otto!
 
Verzeih, lieber Otto, dass ich gestern gemeckert habe, dass ich keine Briefe erhalte. Habe heute zwei Briefe von Dir erhalten und will mich besonders bedanken. Du bist auch wirklich beneidenswert, so lange und schöne Briefe zu schreiben. Aber bitte, mach nur so weiter. Beneide Dich auch wegen des Tanzens. Glaubst werde ich es auch einmal erlernen? Ich kann den Spatengriff klopfen wie ein Vormann. Ja meine Lieben, jetzt komme ich auf das Wichtigste, ich bin nämlich jetzt nimmer bei der Ausbildungstrupp. Es hat nichts mehr gefehlt und ich hätte ein Jahr bei dem Verein bleiben müssen. Na das werde ich Euch ja einmal erzählen. Ihr dürft auf keinen Fall glauben, dass ich es nicht geschafft hätte. Meine Lieben, Ihr dürft mir keine Pakete schicken. Oder wenn schon kein Brot und fest verpacken und gut adressieren. Ihr müsst nämlich wissen, dass wir abgehen voraussichtlich nach Frankreich. Also liebe Eltern, macht Euch nichts daraus, ich bin in bester Stimmung. Thorwartl ist bei mir. Otto soll mir alle schön grüßen lassen, aber alle. Haben morgen Besichtigung, daher ganze Woche Ordnungsdienst und keine Minute Zeit.
 
Die besten Grüße und Kopf hoch. Euer Rudi.
 
Brief Nr. 33
 
Landkern, 8. 12. 1942.
 
Mein lieber Otto!
 
Vor allem grüße ich Dich herzlich und teile Dir mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von dem eben eingegangenen Brief entnehmen kann. Lieber Otto, ich danke Dir vom ganzen Herzen für Deine lieben Briefe, die Du mir immer schreibst. Du kannst die Briefe so lebendig gestalten und schreibst sie immer voll. Lieber Otto, habe eben meine dritte Impfung in mir. Der Größte ist zusammengefallen. Lieber Otto, hab Deinen Brief nun schon fünf Mal gelesen. Ich bitte Dich, schreibe mir weiter so fleißig. Um auf den Brief zu kommen, er ist vom 4. Mit dem Urlaub steht es 80 % schlecht. Die Walze steht auf sehr schlecht. Liebe Mutter, Du hättest mir nur ein Paar Socken schicken sollen, aber besten Dank. Mutter ich weiß ja, wie gut Du es meinst. Lieber Otti, um die Tanzschule bin ich Dir wirklich neidig. Das den Einsiedler glaube ich auch, denn es hat sich niemand besser verstanden wie wir zwei. Was den Lois anbetrifft, den kenn ich jetzt richtig. Habe ihn schon lange um Briefmarken geschrieben, habe ihm schon vier Briefe geschrieben, sandte er mir jetzt drei 6 Rpf Marken. Lieber Otti, möchte nun bitten, ob Du mir etwas näher über die Tanzschule, die Tänzerinnen interessieren mich, mit denen Du Dich unterhalten hast. Bei uns liegt in der Nähe ein weibliches RAD Lager. Meine Lieben, das Geld habe ich erhalten, bedanke mich bestens. Der Nikolaus war für mich ein runder Tag und hoffe, dass mir bessere Weihnachten beschieden sind. Schließe nun mein Schreiben, es ist schon wieder Zapfen.
 
Es grüßt und küsst Euch Euer Rudi.
 
Hoffe noch auf ein baldiges Wiedersehen. Lege eine Karte bei: Verkehr am Rhein. Grüße an Lutzmayer und die beiden Hedy.
 
Brief Nr. 34
 
Bildpostkarte.
 
10.12. 42.
 
Lieber Bruder!
 
Bitte könntest Du mir die Adresse von ( ? ) möchte nämlich die Gelegenheit ausnützen und den Prater besuchen. Auf ein Wiedersehen.
 
Rudl.
 
Brief Nr. 35
 
Landkern, 10. 12. 42.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund und in bester Stimmung bin. Liebe Mutti, habe gestern ein Paket mit der guten Rebeltorte erhalten. Liebe Mutti, habe besten Dank dafür, sie hat das irdische Leben schon überstanden, sie war prima. Meine Lieben, habe erfahren, dass ich heute auch ein Paket erhalten soll. Ihr werdet Euch sehr viel Arbeit mit mir machen. Was schreibt Franzi? Ich habe ihm schon geschrieben. Kommt er auf Urlaub? Die Walze steht immer noch schlecht. Ich habe einen sehr harten Tag hinter mir. Wir hatten nämlich vorige Woche Besichtigung und diese war sehr schlecht ausgefallen. Die Führer wollen bei der nächsten Besichtigung, die nächste Woche stattfinden soll, gut abschneiden. Daher hatten wir den ganzen Tag zackigen Ordnungsdienst. Wenn ich Euch die Wahrheit berichten will muss ich gestehen, dass mir der Dienst nun sehr leicht fällt. Weiters muss ich Euch berichten, dass wir sehr schönes Wetter haben. Es war heute in der Früh ein bisschen gefroren, aber nachmittags habe ich genug geschwitzt. Meine Lieben, jetzt sind wieder einige Stunden vergangen. Ich liege im Bett und warte auf die Stubenabnahme. Meine liebe Mutti, Du hast Dich selbst übertroffen. Denk Dir, in dem Paket, das ich eben erhalten habe, war mit folgenden himmlische Sache gefüllt: Grammeln, eine Dose, ich vermute dass es Blunzen sind, Brot, Käse, Äpfel und auch Süßigkeiten waren darinnen, besten Dank dafür. Weiters war noch die Marmelade drinnen, die kann ich sehr gut brauchen. Denn das Kommisbrot ist trocken, kaum essbar. Liebe Mutti, nun sag ich besten Dank gelt! Wenn ich heimkomme werde ich schon wieder fest hinhauen. Habe leider heute von Franzi einen Brief zurückbekommen. Ich hatte am 6, 11. geschrieben. Schreibt mir was Ihr von ihm wisst. Lieber Otto, der 13, wird wohl ohne mir vorbei gehen müssen, werden dafür, wenn ich dann daheim bin, umso besser zusammen sein. Schreibe mir recht oft. Deine Briefe kann man nicht oft genug lesen. Lieber Vati, was machen denn meine zwei Rapperln? Lasst Du einen Schlitten machen? Wenn ich dann auf Urlaub komme, werde ich sie mir tüchtig betrachten. Was habt Ihr für Arbeit, habt Ihr schon Schnee? Ich würde sehr gerne in den Wald mitfahren. Meine Lieben, Ihr dürft nicht traurig sein, wenn ich nicht in den Urlaub komme.
 
Es grüßt Euch Euer Rudi.
 
Nochmal besten Dank für die Pakete.
 
Brief Nr. 36
 
Landkern, 15. 12. 42.
 
Meine lieben Eltern!
 
Was sagt Ihr nun? Jetzt bin ich bald bei Euch. Werden am 28. entlassen, da bin ich zu Neujahr schon daheim. Eure Freude wird bestimmt so groß wie die meine sein. Schicke auch ein Telegramm. Muss jetzt mein Schreiben schließen. Unsere Stube steht Kopf. Bitte schickt mir nichts mehr. Denkt auf Weihnachten an mich. Lasse es mir gut gehen.
 
Es grüßt und küsst Euch Euer Rudi.
 
Auf Widersehen.
 
Werde Euch nicht mehr schreiben.
 
Brief Nr. 37
 
Telegramm.
 
17.12. 42.
 
Schickt mir sofort Zivilkleider im Koffer, auch Thorwartl verständigen.
 
Rudi.
 
Brief Nr. 38
 
Bildpostkarte.
  1. 12. 42.
Die besten Weihnachtsgrüße aus weiter Ferne sende ich Euch. Ich werde am Fest sehr viel an Euch denken.
 
Es grüßt Euch Euer Rudl.
 
Brief Nr. 39
 
Bildpostkarte.
 
25.2. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Bin gut angekommen und sende Euch beste Grüße  und meine Adresse.
 
Rudl.
 
Stam. Radf. Ers. Abt. 11. Horn N.D.
 
Brief Nr. 40
 
Horn, 26. 2. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Habe jetzt Zeit und will Euch einiges über mein jetziges daheim berichten. Also angekommen bin ich sehr gut. Haben überhaupt den ganzen Abend nichts getan. Heute waren wir Vormittag auf Untersuchung, wo ich Euch leider  mitteilen muss, dass ich tropentauglich bin (also Afrika – tauglich). Nachmittags haben wir dann Bettzeug und Handtuch gefasst. Ich war in einer prima Stube, sie war nur mit 9 Mann belegt und alle waren zirka bis 20 Jahre. Und oh Schreck, jetzt am Abend musste ich von meinen lieben Kameraden fort und kam in eine Stube, die mit 30 Mann belegt ist. In meinen Teil sind nur zwei 17jährige  und die anderen bis  zu 40 Jahre. Also es ist nicht sehr gemütlich bei uns. Es ist aber sehr leicht bis jetzt gewesen. Liebe Eltern, besonders liebe Mutti, schont Euch, damit Ihr gesund bleibt, bis wir nach Hause kommen. Bitte schreibt mir, wenn der Franzi geschrieben hat. Liebe Eltern, wir bleiben nur vierzehn Tage hier und dann  geht es nach Frankreich und zwar nach Dünkirchen. Also bitte, wenn es Euch ausgeht, könnt Ihr mich besuchen. aber nur wenn ich Euch schreibe. Habt Ihr nachzahlen müssen? Ihr braucht keine Marken draufpicken. Lieber Vater, ich habe dieses Briefpapier vom Briefträger erhalten und möchte Dich bitten, ihm, also dem Wieser oder dem Mayer 25 Zigaretten zu geben.  Also bitte, das wären alle Neuigkeiten. Habe schon 20 Karten geschrieben. Da bin ich auf keinen Fall schreibfaul.
 
Es grüßt und küsst Euch Euer lieber und guter Rudl.
 
Grüße an alle Bekannten.
 
Grüße an Anna und die zwei Pferderln.
 
Brief Nr. 41
 
Horn, den 28. 2. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Heute ist Sonntag und wenn ich denke, dann wird mir nicht gut. Ich wäre jetzt im Kino, das wäre  fein. Es ist jetzt Nachmittag ½ 3 Uhr. Also ich darf nicht Heimweh bekommen. Der Dienst ist sehr leicht bis jetzt, aber ich habe eine verfluchte Abscheu dagegen. Morgen wird halt der richtige Dienst erst angehen. Mir graust jetzt schon. Nicht dass ich Angst habe, ich täte lieber Mistführen die ganze Woche. Eben habe ich meinen Koffer eingeräumt. Wie ich die Schuhe geputzt habe und den Parteihelm eingepackt habe, wären mir beinahe die Augen nass geworden. Sonst ist das Leben hier prima. Inder Kantine erhalten wir alles, sogar einen Rausch. Bier in Hülle und Fülle, Wein und Schnaps auch beinahe immer. Hätte gestern bald zuviel getrunken. Mit den alten Herren ist es ganz gemütlich. Das Essen ist auch ganz gut. Habe die zwei Brote auch noch ganz, auch den halben Strudel. Mein Spind ist voll zum Platzen. Habe auch den Prügel zum Schießen drinnen. Na, wie geht es Euch immer? Darfst nicht weinen, gelt, Mutti. Wenn Ihr Zeit habt, schreibt mir einiges Neues von daheim. Musste schon wieder jemand einrücken? Hat Franzi schon geschrieben? Wie geht es Otto? Kommt er bald wieder auf Urlaub? Wie macht sich die Arbeit, wann tut Ihr Holz schneiden? Das sind jetzt schon genug Fragezeichen. Ich werde mich bemühen, recht fleißig zu schreiben. Unsere  tschechischen Uniformen mit den Wickelgamaschen stehen uns sehr gut??? Der Bettenbau ist unterm Hund. Sind heute gar nicht angetreten. Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen und Küssen von Eurem lieben und guten
 
Rudl.
 
Grüße an Anns und Bekannte!
 
Brief Nr. 42
 
Horn, 1. 3. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Es ist nun Mittagspause und ich will den Brief für heute anfangen. Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Also es ist nun schon ein halber Tag vorüber und ich muss sagen, es war sehr gemütlich. Nachmittag haben wir den ersten Lauf. Ich bin schon gespannt, wie die alten Tiroler mitlaufen. Weiters hatten wir auch Unterricht über das Gewehr. Der Unteroffizier, der vortrug, wusste selber viel weniger als ich. Liebe Mutter, könntest Du mir einen viertel Bogen Schmirgelpapier schicken. Bin schon neugierig, wenn ich die erste Post von Euch erhalte. Ist es recht einsam daheim? Nehmt es nicht so schwer, es geht alles vorüber. Diesen Betrieb werde ich kaum Jahre aushalten. Wenn ich schreibe, kann mich Vater besuchen. Bitte schickt mir, wenn möglich, sofort meinen Becher zum Zähneputzen.
 
Es grüßt und küsst Euch Euer lieber und guter Rudi.
 
Brief Nr. 43
 
Horn, den 2. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gott sei Dank, das erste Schreiben von daheim ist eingelangt. Und zwar der vom 1. 3. und nach Eurem Schreiben der zweite. Sonst geht es mir sehr gut. Das Essen ist prima?? Ich habe noch den ganzen Zucker, Brot und Speck, auch das Schmalz. Liebe Eltern, wenn Ihr vielleicht ein Paket schicken wollt, ich brauche sehr notwendig Hausschuhe und vielleicht die Hautcreme vom Nachtkastl. Wann Ihr mich besuchen sollt, das werde ich schon schreiben.
 
Also etwas über unseren Dienst: Bei uns geht alles beschleunigt, nur Gewehrausbildung und im Gelände. Na, das ist schön, wenn man vom Gewehr mehr versteht wie der Ausbildner. Habe eben dem Zug ein Lied lernen müssen, denn es kann gar niemand singen. Heute sind wir ununterbrochen auf der Erde gelegen. Aber keine Angst, ich komme schon durch.
 
Herzliche Grüße und Gute Nacht, denn es ist schon ½ 10, von Eurem lieben Rudl.
 
Wie geht es Franzi?
 
Brief Nr. 44
 
Horn, den 3. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also es will nun wieder ein Tag vergehen. Ich bin eben vom Nachtmahl gekommen. Es hat heut wie immer Eintopf gegeben. Sonst geht es mir sehr gut. Wir haben zu Mittag zwei Stunden Freizeit, das ist ganz  schön. Und abends da ist es auch schöner wie beim RAD. Waren nun wieder den ganzen Tag im Gelände. Unsere alten Herren sind so müde wie Mehlsäcke. Wegen Besuch werde ich Dich schon verständigen, lieber Vater. Wir werden voraussichtlich noch länger hier in Horn bleiben. Es hat mich sehr gefreut, dass unser Franzi nun wieder geschrieben hat.
 
Schließe nun mein heutiges Brieflein  mit den besten Grüßen Euer lieber und guter Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 45
 
Horn, den 4. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Euch der Brief in bester Gesundheit antrifft, so wie er mich verlässt. Es ist nun wieder soooo ein lästiger Tag vorbei und ich muss Euch sagen, ich habe mich schon ganz schön eingelebt in diesen …. Habe heute umsonst auf Post gewartet, habe keine erhalten. Liebe Eltern, werde die nächsten Tage dann den Koffer wegschicken, vielleicht morgen schon. Lieber Vater, bitte Du brauchst mich noch nicht diesen Sonntag besuchen, denn wir bleiben bestimmt noch bis zum nächsten Sonntag in Horn. Und dann vielleicht bekomme ich Urlaub. Wann wird denn Otto kommen? Habe noch keine Post von ihm. Schreibt der Franzi? Essen habe ich genug, also bitte nichts schicken, auf keinen Fall Brot. Was habt Ihr schon auf dem Felde gearbeitet? Ihr könnt Euch ja denken, wie neugierig ich bin. Ich bin nämlich mit Fleisch und Blut und mit Fritzl und Bubi im Burgrund.
 
Es grüßt und küsst Euch Euer lieber Rudl.
 
Brief Nr. 46
 
Horn, den 5. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist wieder einmal ein freudiger Tag. Ich habe nämlich zwei Briefe von Euch erhalten und einen Brief von unserem lieben Otto. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mir die Augen nass geworden sind, als ich den Brief vom Franzi gelesen habe. Es war die größte Freude für mich, dass ich nun wieder weiß, dass unser lieber Franzi noch gesund ist. Danke Dir, lieber Vater, dass Du so fleißig schreibst. Es ist eine Überraschung für mich, dass Ihr schon so weit mit der Arbeit seid. Hilft die Anna fest Bayer ausmachen? Du warst schon fleißig mit den Feldarbeiten, lieber Vater. Du musst wissen, dass ich nicht denken darf, dass meine Eltern allein so viel arbeiten müssen. Gelt, Ihr dürft auch nicht denken, dass sie Euch alle drei lieben Buben genommen haben. Na, es geht alles vorüber, es geht alles vorüber.
 
Mein lieber Vater, wir bleiben voraussichtlich noch bis am 16. 3. in Horn. Also Du brauchst mich nicht am Sonntag besuchen. Ich komme vielleicht??? am 14. auf Urlaub??? Und wenn nicht, dann werde ich es Dir noch zu wissen machen. Otto schrieb mir, dass er  sehr viel arbeiten musste und dass er ganz erschüttert ist über mein Einrücken. Was gibt es denn Neues in Neustift in den schönen Dörferl? Musste jemand einrücken? Hast  Du schon drinnen bei den Wasseräckern was gemacht? Wie viel Burgunder hast Du bekommen?
 
Schließe nun mein Schreiben mit den besten Grüßen und Küssen Euer lieber und guter Rudl.
 
Heute war ein besonders lustiger Tag. Ich will nicht viel schreiben, aber es geht beinahe über die Schnur. Liegen den ganzen Tag im Dreck. Bin total verkühlt.
 
Brief Nr. 47
 
Horn, 7. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Entschuldigt bitte, dass ich Euch gestern nicht geschrieben habe. Ich war es aber nicht mehr fähig. Samstag Vormittag war ich beim Arzt und der hat mir 6 Tabletten gegeben. Abends hielt ich es nicht mehr aus und bin um 10 Uhr noch 1 km ins Revier gegangen. Dort musste ich wieder ein paar Pillen fressen, damit das Fieber weggeht. Ich bin so verkühlt, die Brust ist so schwer. Da habe ich heimgedacht. Eine heiße Limonade wäre das Beste dafür gewesen. Na es geht alles vorüber. Jetzt fühle ich mich schon wohler. Fieber habe ich zwar noch immer.
 
 Eben war der Herr Ott aus Fels bei mir und hat mich besucht. Er  lässt Dich, lieber Vater, schön grüßen. Also mit dem Urlaub sehe ich auch schon schwarz. Ich werde hier noch einige Tage verbringen und dann wieder den Schleifstein in Bewegung setzen. Weiters sollen diese Woche noch tausend Mann nach Horn kommen. Wir sollen auch noch 14 Tage bleiben. Hat Franzi schon wieder geschrieben? Na, bei uns gibt es nichts Neues. Gestern at es ein bisschen geschneit. Ansonst ist das Wetter sehr schön gewesen. Entschuldigt bitte, die schlechte Schrift, aber am Kopfpolster geht es nicht besser.
 
Es grüß Euch herzlich Rudl.
 
Brief Nr. 48
 
Horn, 8. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also ich will Euch nun wieder für heute mein kurzes Brieflein schreiben. Mir geht es jetzt prima. Aber meine Krankheit ist zu schnell verflogen. Habe nun kein Fieber mehr und der Husten wäre auch schon gut, wenn nicht der Sanitäter immer Bier bringen würde. Ist das nicht schön? Was gibt es bei Euch Neues? Hier ist alles ganz schön. Es muss eben schön sein. Heute hatten wir Blutgruppenprobe. Und zwar wird da ins Ohrläppchen gestochen. Habt Ihr dem Briefträger schon seinen Teil gegeben? Bitte Vati, die Feldarbeit wäre jetzt eine Freude, das Wetter ist ja ganz schön. Wird doch keine Pferdemusterung sein? Also ich schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen.
 
Euer lieber und guter Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Haltet Daumen, damit ich am Sonntag komme.

Brief Nr. 49
 
Horn, 9. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Will Euch nun kurz mein Befinden bekannt geben. Es geht mir nun ausgezeichnet. Bin immer noch im Revier und werde wahrscheinlich morgen gehen müssen.
 
Und nun wegen Sonntag. Lieber Vater, Ich werde es Dir noch bekannt machen. Auf jeden Fall besuche mich am Sonntag, den 14. März. Aber bitte hofft noch, dass ich kommen kann. Eben habe ich auch Hellatante geschrieben. Fredi ist auch schon nach Russland gefahren.
 
Was gibt es denn sonst Neues bei uns daheim? Das Wetter ist wunderbar. Bei Euch muss es bestimmt noch schöner sein. Die Arbeit, geht sie schnell vorwärts? Wann geht das Anbauen los? Warst Du auch schon auf den Wiesen? Jetzt ist genug, gelt.
 
Bis zum nächsten Mal die besten Grüße von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 50
 
Horn, den 10. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute habe ich nun einen sehr lieben Brief von Dir, lieber Vater, erhalten und auch das Schmirgelpapier von Dir, liebe Mutti. Will mich für beides bestens bedanken.
 
Mit meinem Urlaub sehe ich nun sehr schwarz. Liebe Eltern, wenn Otto vielleicht kommt und vielleicht noch wer anderer, Ihr wisst ja wem ich meine, dann könnten mich diese besuchen. Aber nur wenn Du willst, lieber Vater. Wenn ich wirklich kommen kann, werde ich noch telegrafieren.
 
Muss Euch leider mitteilen, dass wir schon am 16. 3. weggehen. Ich liege noch immer im Bett. Es geht mir aber sehr gut.
 
Lieber Vater, es hat mich sehr gefreut, dass Du mir so viel über die Arbeit geschrieben hast. Becher und Hautcreme nicht schicken, Hausschuhe sehr notwendig.
 
Es grüßt Euch Rudl.
 
Grüße an Otto.
 
Brief Nr. 51
 
Horn, den 11. 3. 1943.
 
Meine lieben Eltern1
 
Heute habe ich einen großen Tag gehabt, denn ich erhielt von Dir, liebe Mutti, die sehr guten Faschingskrapfen und den vielen Strudel. Weiter erhielt ich auch die zehn Mark. Die habe ich in dem Brief von Euch erhalten. Also, meine Lieben, besten Dank für alles. Wie verhält sich das mit dem Geld von Marie-Tante, war sie auf Besuch? Auch Sperl Erika hat mir geschrieben.
 
Liege noch im Bett und es geht mir sehr gut, muss nur täglich einige Tabletten fressen. Lieber Vater, wenn Du oder Otto mich besucht, dann geht zuerst in die Kaserne. Selbe liegt westlich der Stadt. Und da sucht mich in der Stube drei. Und zwar ist diese im rechten Steinbau, wie Du in die Kaserne kommst. Und wenn ich dort nicht bin, müsst Ihr mich im Revier suchen gegenüber der Stadt.
 
Weiters haben wir ja Ausgang und zwar das erste und letzte Mal in Horn. Du darfst mir aber nicht sehr viel mitnehmen, denn wir gehen schon am Montag weg und dürfen keine Packerln anhängen haben. Sonntag Vormittag haben wir Vereidigung. Erhalten ganz neue Kleidung und Ausrüstung. Die Kameraden waren schon 2-mal Scharfschießen und ich liege ja immer schön warm im Bett. Ich habe schon drei Tage kein Fieber und komme nicht aus dem Bett. Na, das andere mündlich.
 
Also liebe Mutti, kein Brot und nicht sehr viel zum Essen. Das Liebste wäre mir, wenn Du mir den Otto schicken würdest.
 
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen Euer lieber Rudolf.
 
Auf Wiedersehen, Grüße an Anna und Fam. Weiß.
 
Brief Nr. 52
 
Horn, den 14. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern
 
Also bei mir ist es jetzt sehr einsam und ich will Euch noch kurz einen Gruß aus Horn senden. Ihr werdet auch in keiner rosigen Stimmung sein. Seid Ihr gut heimgekommen? Otto wird auch morgen schon fortfahren und dann habt Ihr wieder keinen von Euren lieben Buben.
 
Hatte eine noch sehr schwere Arbeit das alles unterzubringen. Musste noch alles neu  packen. Nun bin ich eben gerade fertig geworden und musste Euch noch einige Zeilen hinschmieren, damit Ihr nicht so lange keine Post von mir erhaltet und meine traurige Stimmung zu unterdrücken.
 
Liebe Eltern, schont Euch, damit ich Euch wieder gesund und munter antreffe, wenn ich wieder heimkomme.
 
Die letzten Grüße aus Horn sendet Euch Euer lieber und guter Rudl.
 
Lebt wohl.
 
Hoffen wir auf ein baldiges Kriegsende und Wiedersehen.
 
Grüße an Anna und Fam. Weiß.
 
Habe das Paket nicht mehr erhalten.
 
Brief Nr. 53
 
Bildpostkarte.
 
16.4. 43. 
 
Liebe Eltern!
 
Sind jetzt um 17 Uhr in Regensburg. Die Fahrt ist sehr schön. Die besten Grüße sendet Euch Euer lieber und guter Rudl.
 
Brief Nr. 54
 
Bildpostkarte.
 
16.3. 43
 
Die besten Grüße aus Saarbrücken sendet Euch Euer Rudl.
 
Brief Nr. 55
 
Ansichtskarte von Mannheim.
 
Mittwoch, den 17. 3. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Nun stehen wir seit Mittag in Mannheim und werden erst um 21 Uhr wegfahren. Bin noch gesund und munter. Die Fahrt ist sehr schön, nur das Schlafen ist ein Problem. Entschuldigt die schlechte Schrift. Grüße Rudl.
 
Brief Nr. 56
 
Ansichtskarte von Metz.
 
18.3. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Die letzten Grüße aus Deutschland sende ich Euch aus Metz. Bin noch ganz gesund. Werde Euch gleich schreiben. Die besten Grüße von Eurem lieben Rudl.

Metz, Justizpalast
Brief Nr. 57
 
Freitag, den 19. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Habe eben ein bisschen Zeit und will Euch einige Zeilen schreiben. Sind jetzt 20 km vor Paris und liegen schon seit Mittag in einem kleinen Bahnhof, selben wir erst um 23 Uhr verlassen werden. Bei uns ist es jetzt immer so gewesen und zwar 6 bis 7 Stunden fahren und dann wieder 2o Stunden irgendwo auf einen Nebengleis zu liegen.
 
Ich bin schon wie ein Neger so schwarz von dem Ruß. Habe mich nämlich erst einmal waschen können. Essen habe ich auch noch genug. Weiters erhalten wir täglich Kaffee und Suppe. Das Rote Kreuz ist wirklich auf Draht. Hatte auch ein kleines Pech und zwar wurde mein Werm am Auge zu einem riesen verschwollenen Auge.
 
Und weiters habe ich jetzt auch noch ein Furunkel am Genick. Na, es geht alles vorüber. Weiters habe ich mir auch 50 RM auf französisches Geld umwechseln lassen. Es soll hier noch sehr viel zu Kaufen geben. Man muss eben erst abwarten. Werden morgen kaum an unser Ziel gelangen. Bin mit noch 6 Kameraden in einem Coupe beisammen. Sind jetzt schon seit Montag auf Reisen und man gewöhnt es schon langsam. Habe auch schon einige Karten geschrieben. Weiß aber nicht, ob sie Euch erreicht haben, hoffe es aber. Bitte entschuldigt die schlechte Schrift. Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen.
 
Euer lieber Rudl.
 
Brief Nr. 58
 
Montag, den 22. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich immer noch gesund und munter bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Sind hier 13 km von der Küste entfernt und liegen in einem größeren Marktflecken. Das Quartier ist nicht sehr schön und zwar sind wir in Baracken, wo einmal Russen hausten.
 
Die Gegend hier ist sehr öde und leer, aber immer noch besser als in Russland. Die Ausbildung hier soll sehr scharf angefasst werden. Aber es geht alles vorüber. Sind am Montag, also heute Früh, um 1o Uhr angekommen und haben bis jetzt (6 Uhr) die Stuben eingerichtet. Weiters habe ich auch auf den Marsch einige Karten und einen Brief geschrieben. Zwei Briefe konnte ich in Frankreich leider nicht mehr aufgeben und musste sie leider vernichten.
 
Will auch die Geburtstagsgrüße an Otto diesen Brief beilegen und bitte Euch, ihn mit Adresse zu versorgen und an Otto zu schicken. Werde Euch vielleicht nicht so oft schreiben. Also bitte keine Angst.
 
Weiß nun nichts mehr Neues zu berichten und schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Ich habe gehört, man darf 1o dkg schicken. Wenn möglich kannst Du mir, liebe Mutti, etwas Essbares schicken, vielleicht Brot.

Brief Nr. 59
 
Dienstag, den 23. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Will Euch nun in der Mittagspause kurz ein kleines Brieflein schreiben. Grüße Euch am Anfange recht herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir berichten kann.
 
War nun heute beim Arzt mit meinem Furunkel. Es wurde mir aufgeschnitten. Das war bestimmt kein Vergnügen. Muss morgen wieder zum Arzt. Weiters habe ich heute erfahren,  dass die Briefe nur 4 Tage gehen sollen. Sollen auch noch so Oberkrainer, wie sie beim Otto waren, bekommen. Weiters weiß ich Euch nichts Neues zu berichten, als dass wir noch keinen Fliegeralarm hatten. Schließe nun mein Schreiben mit den besten Grüßen von Euren lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Fam. Weiß.

Brief Nr. 60
 
Donnerstag, den 25. 3. 43.
 
Meine lieben Eltern! Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Habe eben heute Wache und daher genügend Zeit Euch einige Zeilen zu schreiben. Bin nun mit dem heutigen Tag gerade ein Monat beim Militär. Und ich muss Euch wirklich sagen, die Zeit, sie ist sehr schnell vergangen. Waren heute Vormittag mit den Fahrrädern ausgefahren und bin jetzt natürlich total fertig. Gestern hatte es die ganze Nacht geregnet, aber tüchtig und da waren die Straßen sehr aufgeweicht. Haben uns auch einige hundertmal in das Kot gelegt. Na, ich will Euch nichts Dummes schreiben. Nur das Eine will ich Euch sagen: Ihr könnt Euch keinen Begriff machen, wie wir leben, wie viel wir essen und welch strenge Ausbildung wir haben.
 
Das eine ist gut, dass wir noch keinen Fliegeralarm mitgemacht haben. Seit ich hier bin, traut der Tommy sich  nicht mehr herüber. Da können wir wenigstens schlafen. aber unter welchen Verhältnissen. Habe nun schon 14 Tage die Kleider nicht ausgezogen.
 
Liebe Mutti, wenn es möglich ist kannst Du mir etwas schicken. Aber nur wenn Du Zeit hast. Was schreibt Franzi? Kaufen kann ich hier nichts, denn denkt Euch, eine Uhr kostet 120 Mark und ein Kopftuch 15 Mark. Also Wahnsinn. Sonst geht es mir gut, bin immer noch bei guter Laune und warte auf Eure erste Post.
 
Es grüßt und küsst Euch herzlich Euer lieber und guter Rudl.
 
Was macht die Arbeit, kommt Ihr vorwärts?
 
Brief Nr. 61
 
Sonntag, den 28 . 3. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Euch der Brief in bester Gesundheit antrifft, so wie er mich verlässt. Habe nun wieder Pech und muss heute wieder Wache schieben. Weil ich krank war, also mit dem Furunkel, muss ich Wache schieben. Also ich habe mich geärgert, furchtbar. Habe auch noch keine Post erhalten und auch keine Pakete. Das Essen ist hier sehr schlecht und der Dienst verflucht hart, da kann es ja gut gehen. Habe nur mehr 62 kg. Hatten heute Vormittag auch Dienst und zwar Sport. Gestern abends hatte ich mein ganzes Brot gegessen und bin heute nur mit dem Kaffee 10 km gelaufen. Na ja, es geht alles vorüber. Es ist nur das eine gut, dass wir noch keinen Fliegeralarm hatten. Aber gestern sind welche über uns geflogen, die Flak hat wie wild darauf geschossen. Hatten einige Male schon Alarm Nr. 1 und zwar wegen Landungsversuche. Ich meine, der Tommy wird es bald mit Ernst versuchen. Wie geht es nun mit der Arbeit bei Euch? Ich weiß nichts mehr davon. Wie geht es Otto? Er hätte doch zum Militär gehen sollen. Schreibt auch Franzi? Es ist so öde, wenn man keine Post erhält. Hoffe aber, dass ich sehr viel erhalte. Habe bis morgen 14 Uhr Dienst. Also Wache und Nachmittag muss ich wieder das Schleifen mitmachen. Bitte Mutti, könntest Du mir eine Schuhpasta schicken? Ich habe nämlich keine mehr und die man hier erhält, ist nichts wert. Weiters haben wir heute nun wieder eine Impfung erhalten. Recht oft Impfen und nichts zu Essen. Habe nun schon das ganze Fett, den Speck, also alles aufgegessen.
 
Was gibt es Neues in Neustift? Musste schon wieder jemand einrücken? Ist wieder eine Pferdemusterung? Hoffentlich nehmen sie uns keines. Werde Euch nicht so oft schreiben können, denn die Freizeit ist sehr gering und weiters bin ich bei meinem Unteroffizier, bei meinem Gruppenführer, als Putzer.
 
Schließe nun mein Schreiben und sende Euch die besten Grüße und Küsse von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Bitte um Pakete.
 
Brief Nr. 62
 
Donnerstag, 1. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und möchte mich entschuldigen, dass ich so lange nicht geschrieben habe. Es geht aber nicht anders. Gestern an meinen Geburtstag wollte ich Euch schreiben und kam nicht dazu.
 
Hatten gestern Alarm Nr. 3. Fallschirmjäger sind abgesprungen, da hatten wir allerhand zu tun. Weiters muss ich Euch leider mitteilen, dass wir hier ein sehr schlechtes Wetter haben und daher immer sehr dreckig sind und immer putzen müssen. Habe auch erfahren, dass man 1 Kilo Pakete schicken darf. Wenn möglich, bitte Mutti, könntest Du mir etwas schicken. Denn Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schlecht es mir geht.
 
Weiters hatten wir heute eine Religionsstunde und sogar einen Gottesdienst. Das war so schön, einmal richtig ruhig sitzen zu können. In 14 Tagen sollen wir auch beichten gehen können.
 
Lieber Vati, könntest Du so freundlich sein und mir einige Zigaretten schicken? Bitte, denn wenn man sich so eine Stunde hingelegt hat, tut so eine gut. Also jetzt habe ich Euch schon genug vorgejammert und schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Habe noch keine Post erhalten.
 
Liebe Eltern und lieber Bruder!
 
Habe heute Abend nun auch (G.v.D.) ( ?  ) erhalten und daher noch Zeit, Euch einige Zeilen dazu zu schreiben. Habe nun heute wieder ein liebes Paket mit Butter erhalten, für  welches ich mich auch bestens bedanke.
 
Heute ist mein Innendienst zu Ende und ich habe noch G.v.D. zum Abschluss erhalten. Das ist ein Pech und Glück zugleich, denn: man muss einen halben Tag vom Innendienst G.v,D. machen und einen halben Tag kann man noch G,v.D. haben, wenn man schon Ausbildung machen sollte. Mein Furunkel ist nun vollständig geheilt und ich muss wirklich sagen, ich habe mich 4 Tage richtig herumgedrückt. Heute hat sogar die Schwadron Nachtübung und ich sitze in der Schreibstube mit einen prima U.v.D. zusammen.
 
Haben jetzt sehr strenge MG Ausbildung, welche aber die nächste Woche beendet sein wird. Wie ich schon geschrieben habe, werden wir erst 28. Mai Besichtigung haben, welches bestimmt besser ist, als wenn ich schon in 14 Tagen auf Urlaub komme.
 
Es ist nur Schade, dass Otto nun auch woanders hinkommt, wo wir uns doch so sehr lieben. Ich hoffe, dass er wenigstens nicht sehr weit wegkommt von daheim. Möchte nur Vater noch bitten, mir keine Zigaretten mehr zu schicken.
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen und vielen Küssen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 63
 
Sonntag, 4. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch aufs herzlichste und hoffe, dass Euch der Brief in bester Gesundheit antrifft, so wie er mich verlässt. Habe gestern die erste Post von Euch erhalten und zwar einen Brief und drei Pakete vom 29. 3. Bedanke mich herzlich dafür. Besonders bei Dir, liebe Mutti, für die drei Pakete, welche mir sehr gut getan haben. Weiters beim lieben Vati, der mir so viel Neues durch seinen Brief mitgeteilt hat. Bedanke mich auch bestens für Eure lieben Geburtstagswünsche.
 
Hatten gestern wieder einen schlechten Tag. Mussten mit Sack und Pack weiterwandern, also ganz umgezogen. Das war ein Durcheinander, keine Stube war eingerichtet, frisch Betten zusammensetzen. Das Quartier ist nun um vieles schlechter, als das vorige. Haben nicht einmal Spinde. Und bei uns können viele nicht mein und dein unterscheiden. Liegen hier in einem Kloster. Sonst wäre es sehr schön hier, nur mehr zu Essen und Ruhe haben. Das Essen ist hier nämlich noch weniger. Ihr könnt Euch das nicht vorstellen, wie das ist, wenn man Post erhält. Das ist wie ein Nachtmahl so erfrischend und angenehm. Dann ist man für kurze Zeit daheim. Habe auch von Rendi-Tante ein Paket erhalten.
 
War heute Vormittag beim Schreiben unterbrochen worden und schreibe daher jetzt weiter. Ich war nun einige Stunden in der Stadt, um einiges zu kaufen. Musste 3 km gehen. Hatte nun 300 Fr. angebracht, das sind 15 RM. Und was meint Ihr was ich da kaufte? 2 Limonaden, 1 l Most, 1 Kleiderhacken und Rasierapparat. Also  es ist alles so närrisch teuer und nichts zu kaufen.
 
Weiters muss ich Euch mitteilen, dass ich heute wieder geimpft wurde und schon wieder verflucht Weh habe. Wir sind alle so matt von den Impfen und nur Karotten und Rüben zu Essen. Sollen uns in etwa 1 Monat wieder sehen. Ich hoffe aber nicht, denn wir sollten da nach Horn kommen und ausgerüstet werden und dann??? Werde Euch in der nächsten Zeit sehr wenig schreiben können, denn nach dem Dienst ist immer noch sehr viel zu putzen und ich bin dazu bei unserem Uffz. Putzer. Weiß Euch nun nichts mehr Neues zu berichten und will Euch nur noch kurz bitten mir zu berichten, wie es Franzi und den Großeltern geht. Und weiters bitte ich noch, wenn es möglich ist, liebe Mutti, um einiges Fressbares.
 
Sende Euch nun die besten Grüße aus weiter Ferne und besonders an meinen lieben Otto, welcher nun beim Erhalten dieses Briefes schon daheim sein wird.
 
Nochmals die besten Grüße und Küsse von Eurem lieben und guten Rudl
 
Grüße an Anna!
 
Bitte schreibt mir etwas von der Arbeit
 
Brief Nr. 64
 
Dienstag, 6. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Erhielt nun gestern wieder einen Brief von Euch und drei Pakete, wofür ich mich bestens bedanke. Habe nun 6 Pakete und 2 Briefe von Euch erhalten. Also nochmals besten Dank. Bin noch gesund und munter, selbes ich auch von Euch hoffe. Es freut mich sehr, dass die Arbeit so gut voran geht.
 
Ich habe sehr wenig Zeit und kann daher nicht so oft schreiben. Bitte aber Otto, dass er mir sehr viel Neues berichtet. Hoffentlich braucht er nicht gleich einrücken.
 
Muss nun leider schließen, denn der Dienst ist schon da. Bedanke mich nochmals für den langen Brief von Vater und das Brot und die Wuchtel von der lieben Mutter.
 
Grüße an Eltern und Bruder von Rudl.

Brief Nr. 65
 
7.4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, welches ich auch von mir berichten kann. Liege im Bett und habe einen sehr schweren Tag hinter mir. Entschuldigt daher diese schlechte Schrift. Es wird bald das Licht ausgehen und dann muss ich fertig sein.
 
Habe heute zwei Zulassungsmarken erhalten, welche ich beilege. Bitte Dich, liebe Mutti, mir wenn möglich, ½ kg Brot und andere Sachen zu schicken. Kannst beide zusammengeben, also 2 kg auf einmal. Erhielt heute 4 Pakete mit Wuchteln. Und gestern 10 Pakete mit 5 Wuchtel und 5 Rebeltorte. Bedanke mich herzlich dafür. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche Freude und große Zubuße das für mich war. Also liebe Mutti, nochmals besten Dank. Erhalten in den nächsten Tagen 100 Punkte zum Einkaufen, habe noch 50 RM und keine Fr. mehr. Möchte Dich, lieber Vati, daher bitten, wenn möglich mir ein bisschen Geld schicken, welches mir in französischen Geld ausgezahlt wird. Haben eine schwere Zeit vor uns, es ist sehr bald Besichtigung. Es war der UvD hier und nun wird das Licht ausgemacht.
 
Also die besten Grüße aus weiter Ferne an Otto, Mutter und Vater von Eurem Rudl.

Brief Nr. 66
 
Sonntag, den 11. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Bruder Otto!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Selbes ich auch von Euch hoffe. Entschuldigt bitte, dass ich Euch nicht öfters geschrieben habe. Es ist aber die Zeit so kurz bemessen. Hatte schon dreimal Briefe für Euch angefangen und musste sie unvollendet wegwerfen. Heute natürlich will ich Euch einiges über meine Neuigkeiten schreiben.
 
Habe nun schon drei Briefe von Dir, lieber Vater, erhalten und zwar vom 29., 31. und 2. und auch von Otto eine liebe Karte. Für welche ich mich herzlich bedanke. Es ist verwunderlich, dass Ihr mehr schreibt, als ich. Ich werde aber versuchen, mich zu bessern. Und die Pakete von Mutti, die sind fabelhaft. Hatte gestern nun wieder 3 erhalten und zwar mit Absender Kohoutek Wien. Habe jetzt nun schon 28 Pakete erhalten, davon eines mit Pasta und die anderen mit Essbaren. Also liebe Mutter nochmals besten Dank und volle Anerkennung für Deinen Fleiß.
 
Es hat mich auch sehr gefreut, dass ich erfahren habe, dass es Franzi noch immer gut geht und gesund ist. Und Otto? Wird er lange daheim bleiben? Ich will es hoffen. Nun jetzt habe ich mich schon ganz schön eingewöhnt in die neuen Verhältnisse. Dass ich jetzt in einem Kloster bin, werdet Ihr ja schon wissen. Der Dienst ist wie immer verflucht scharf. Und das Essen scheint sich zu bessern, aber wir gewöhnen es mit der Zeit. Haben heute zu Mittag ausnahmsweise ein halbes Brot erhalten und jetzt um 6 Uhr abends hat niemand von der Stube welches. Also morgen Vormittag ohne Essen.
 
Liebe Eltern, ich habe um Geld geschrieben. Ihr werdet bestimmt nicht zuviel haben. Wir erhalten 75 Punkte und ein Paar Schuhe. Ein Anzug kostet 50 Punkte und da kann ich noch einiges dazukaufen. Und zwar werden wir das in einem Militär-Waren-Lager erhalten. Also nur wenn möglich und dann nur 30 RM. Man könnte auch in Briefen, mit Zeitungspapier eingemacht, Geld schicken. War heute Nachmittag in der Stadt und habe mir die Wäsche bei der Wäscherei geholt und eine frische heimgetragen. Ihr müsst wissen, dass wir uns die Wäsche selber waschen lassen müssen. Muss Euch leider mitteilen, dass ich nun ein zweites Furunkel und ein kleines auf meinem Genick habe. Habe mich auch fotografieren lassen und es wäre nicht einmal so teuer. Es kosten 6 Bilder 3 RM. Weiter weiß ich Euch nichts Neues zu berichten. Fliegeralarm hatten wir noch keinen, aber die Bomben hören wir in nächster Nähe krachen und die Flugzeuge sausen über uns herum. Das ist ein schönes Konzert und beinahe jeden Abend. Ihr dürft aber keine Angst haben. Jetzt haben wir wieder erfahren, dass wir erst am 26. Mai Besichtigung haben. Also noch sehr lange hier bleiben werden.
 
Schließe mein Schreiben mit besten Grüßen und Küssen an Vater, Mutter und Otto von Eurem lieben Rudl.
 
Nochmals besten Dank für Briefe und Pakete.
 
Grüße an Franzi und an Anna.
 
Brief Nr. 67
 
Mittwoch, den 14. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Bruder Otto!
 
Habe eben ein wenig Zeit und will Euch kurz einige Zeilen schreiben. Will Euch vor allem noch recht herzlich grüßen und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, so wie ich es von mir berichten kann. Erhielt nun schon wieder zwei Sendungen Pakete von Euch und zwar: zwei mit Butter, eines mit Zigaretten und vier mit Brot. Und heute erhielt ich drei Pakete mit Brot, welche mein lieber Vati nach Grafenwörth mitgenommen hat. Also Ihr wisst nicht welche große Freude Ihr mir mit der Butter und den Zigaretten gemacht habt. Und welch großen Vorrat mir Deine Brotpakete gebracht haben. Ja, liebe Mutti, wie kann ich stolz sein auf Dich. Ich erhalte die meisten Pakete von der ganzen Stube. Möchte Euch noch um Entschuldigung bitten, dass ich Euch nicht öfters schreibe. Aber die Zeit ist so kurz und immer etwas zu tun. Bin noch immer Innendienst und muss den ganzen Tag Radpicken und in der Waffenkammer arbeiten. Will Euch nun bekannt machen, dass wir voraussichtlich bis Juni hier bleiben. Die Besichtigung wurde nun bis 25. Mai verschoben. Weiters haben wir heute Zigaretten erhalten und ich habe mich blank gemacht. Also stehe nun mit 70 RM und ohne Franc da. Hoffe dass Otto längere Zeit daheim bleiben kann. Entschuldigt die schlechte Schrift. Schließe mein Schreiben mit großem Dank und vielen Grüßen und Küssen an Euch alle von Rudl.
 
Brief Nr. 68
 
Donnerstag, den 15. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Bruder!
 
Habe gestern von Euch zwei liebe Briefe erhalten und zwar einen vom Vater und einen von Dir , lieber Otto. Es ist eine besondere Freude für mich, dass Du nun einige Zeit daheim bist. Lasse es Dir gut gehen und lasse mir alle schön grüßen. Wie viel würde ich geben, um den Doringer-Acker pflügen zu dürfen. Na, es wird auch die Zeit kommen.
 
Lieber Vati, bedanke mich herzlich für Deinen Brief und bitte Dich, mir keine Zigarette mehr zu schicken. Denn Du brauchst sie ja selber und ich habe genug. Weiter braucht Ihr Euch nicht so viel Arbeit mit meinen Paketen zu machen und Ihr könnt ruhig ein bisschen bremsen. Ja es ist jetzt schon ein bisschen besser mit der Verpflegung.
 
Lieber Vater, Du erbarmst mir wirklich, dass Du nun alles allein arbeiten musst und wir Buben uns hier herumdrücken. Und erst die liebe Mutti. Die kenn ich ja, die wird jetzt nimmermüde sein. Bitte Mutti, schone Dich nur sehr und lasse das viele Paketeschicken sein. Ich komme nun schon recht gut aus mit der Verpflegung. Ich habe eben zu viel gejammert in den vorigen Briefen. Habe heute den letzten Tag Innendienst. Bitte entschuldigt die schlechte Schrift, aber bei den Soldaten ist immer wenig Zeit. Schließe nun mein Schreiben mit nochmaligem Danken für die Briefe und vor allem an die liebe Mutti für alle Pakete, die ich bis jetzt empfangen habe.
 
Die besten Grüße und Küsse sendet Euch Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 69
 
Freitag, den 16. 4. 43.
 
Meine lieben Großeltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Habe heute Wache und daher genug Zeit, Euch einen Brief zu schreiben. Hier ist nun schon ein warmes Wetter. Ich werde wohl vor Juni  keinen Urlaub erhalten und dann ist es auch fraglich. Ja, es ist besser in Frankreich wie in Russland, wo nun unser lieber Franzi schon so lange ist. Otto ist jetzt für kurze Zeit daheim und wollen wir hoffen, dass er das Osterfest doch daheim verbringen darf.
 
Seid Ihr auch immer gesund? Und wird Dir, lieber Großvater, der Bart wohl abrasiert? Schließe nun mein Schreiben mit dem Verlangen, dass mir Otto schreiben soll, dass Ihr diesen Brief erhalten habt.
 
Die besten Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 70
 
Freitag, den 16. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Bruder Otto!
 
Habe noch immer G.v.D. und möchte Euch daher einige Zeilen schreiben. Den Nachmittag habe ich wieder Dienst und da kommt auch erst die Post. Es  ist Euch bestimmt auch lieber, wenn Ihr einen längeren Brief erhaltet. Hoffe heute auf einen Brief von Euch, welchen ich Euch ja noch in diesem Brief bekannt geben werde. Die Post wird bei uns nämlich erst sehr spät, also kurz vor Zapfenstreich, ausgegeben und dann werde ich Euch schon noch einige Zeilen hinzufügen können. Die Post geht erst morgens um 7 Uhr weg, also erfährt der Brief dadurch keine Verzögerung.
 
Möchte auch den lieben Vater beruhigen und sagen, dass ich bestimmt, wenn die Möglichkeit besteht, Beichten zu gehen, bestimmt gehe. Es sind in meiner Stube lauter prima ordentliche Kameraden beisammen. Zum Teil auch ältere und ruhige Männer, mit welchen ich mich sehr gut vertrage. Habe auch einen sehr guten Kameraden und zwar einen Jahrgang 24, einen Ingenieur aus Salzburg. Ein Junge der sonst nichts kennt als das Gute. Weiters haben wir einen der von der Nähe Gföhl ist, auch einen Wiener und auch etliche aus dem ehemaligen Tschechien und auch drei von der Untersteiermark. Alle sind gute Kameraden.
 
Weiters haben wir einen Zugführer von Stockerau, also von N.D., einen sehr guten Menschen. Und unser Gruppenführer, ein Uffz., der ist von Korneuburg. Also wir haben lauter Ausbildner von der Ostmark.
 
Das Wetter ist hier sehr schön und ziemlich warm. Es ist gut so, denn da brauchen wir nicht so viel putzen. Ackerbau ist hier sehr wenig, nur Weiden mit sehr schönem Rinderbelag. Die Weiden sind sämtliche mit Dornenhecken umzäunt. Daher das neue Kommando: „Über die Hecken , marsch, marsch.“ Die Wägen haben alle zwei Stangen und Räder bis zu 2 m hoch. Die Wägen werden dann meistens von zwei, bzw. von drei Pferden, die hintereinander gekoppelt  sind, gezogen.
 
Von unserer Wirtschaft daheim kann ich leider nichts mehr anfragen, denn ich weiß nichts mehr, was auf den Feldern angebaut ist. Im Herbst und Frühjahr war ich nicht dabei und so gerne und mit ganzer Seele ich bei der Arbeit war. Also bitte ich Euch, schreibt mir, wenn möglich, sehr vieles über die Arbeit daheim. Warte nun auf Post und werde den Brief am Abend vollenden.
 
Liebe Eltern und lieber Otto. habe eben noch ein wenig Zeit und teile Euch mit großer Freude mit, dass ich von Otto die Namenstagskarte erhalten habe. Also lieber Otto, ich danke herzlich dafür. Weiters habe ich auch drei Päckchen und zwar mit Butter und zwei mit Käse erhalten. Liebe Mutti, bedanke mich herzlich dafür.
 
Weiters habe ich auch von Weiß Mitzi ein kleines Päckchen und sogar ein 1 Kilo Paket erhalten und zwar mit einem Stück Fleisch und anderen guten Sachen..
 
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Brief Nr. 71
 
Osterbillett.
 
Kanalküste, 18. 4. 1943.
 
Fröhliche Ostern
 
Sendet Euch Euer Rudl.
 
Erhielt heute eine schlechte Nachricht und zwar, dass Otto einrücken muss, traurig.

Brief Nr. 72
 
Sonntag, den 18. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Bruder Otto!
 
Vor allem grüße ich Euch recht herzlich und hoffe, dass Ihr noch alle gesund seid, welches ich auch von mir berichten kann. Erhielt vor zwei Tagen die liebe und schöne Namenstagskarte von Otto und bedanke mich herzlich bei Ihm dafür. Weiters erhielt ich gestern 17 Pakete und zwar 2 mit Käse, eines mit Butter, 6 mit der guten Rebeltorte und 8 Pakete mit Brot. Es ist nicht zum glauben, dass unsere liebe Mutti eine so große Ausdauer mit dem Paketeschicken hat. Also liebe Mutti, besten Dank und größte Anerkennung dafür.
 
Es ist eine sehr große Hilfe für mich, ich spüre beinahe schon wieder meine Kräfte steigen. Es ist ja bestimmt nicht gut, wenn man morgens ohne etwas zu essen in den Dienst gehen muss. Aber liebe Mutti, Du brauchst jetzt nicht mehr so viel schicken, denn ich gewöhne mich schon bald darauf, sage aber nie nein, wenn etwas kommt.
 
Heute ist Sonntag und wir haben beinahe keinen Dienst gehabt. Ich habe den Uffz. die Stube reingefegt und dann meine eigenen Sachen in Ordnung gebracht. Sollten auch wieder Impfen gehen, welches aber wieder auf morgen verschoben wurde. Hätten auch heute allerhand Sachen in der Kantine erhalten, aber ich habe kein Geld mehr. Kann nicht einmal die Wäsche von der Wäscherin abholen. Na, wir haben ja am 21. wieder Löhnung.
 
Weiters habe ich Euch ein kleines Paket heute fertig gemacht, welches ich auch heute noch wegschicke und zwar ein kleines Ostergeschenk für Papi und Otti und für meine liebe Mutti habe ich nichts. Aber ich will Dir sagen, dass ich noch immer so brav wie daheim bin und Dir versprechen, auch beim Militär derselbe zu bleiben. Bist Du zufrieden. Mutti? Ich habe eben keine irdischen Schätze.
 
Zum Ausgehen langte es heute nicht und nun liege in der Sonne, welche hier sehr warm scheint und lasse mich braun brennen. Wie ist bei Euch das Wetter? Ich habe gehört es soll sehr kalt und regnerisch sein. Otto hat mir zwar geschrieben, dass es sehr schön auch bei Euch ist und die Arbeit sich lohnen wird.
 
Möchte Dich, liebe Mutti, nun wieder mit einer Bitte belästigen Ich brauche nämlich ein paar Lappen zum Gewehrreinigen und wenn ich mich nicht irre, ist daheim noch meine Seifenschale. Die meine ist mir in Stücke gegangen. Also, liebe Mutti, wenn möglich, besorge mir die Sachen. Auch könnte ich eine Turnhose sehr gut gebrauchen und wenn sie weiß wäre. Denn diese Hitze, das warme Militärkleid und eine lange Unterhose dazu, ein wenig laufen, das treibt einen den Schwitz aus den Poren. Ich verlange sehr viel, gelt.
 
Wie geht es Euch sonst immer? Ich muss sehr viel an Euch und Otto denken. Mit so viel Arbeit allein und ich tue hier nichts. Was ist mit meinen zwei Pferden los? Hast Du noch genug Futter für sie? Sind sie noch immer so schön? Wie ist der Weizen im Raintal und sonst die andere Frucht alle? Sind auch die Kleen gut heuer? Bei uns hier werden schon Kartoffeln gelegt. Weiß nun nichts mehr zu berichten und bin gezwungen, mein Schreiben zu schließen. Habe auch Zahnpasta mit geschickt und Otto soll auch der Weiß Mitzi eine Tube geben, die haben mir schon sehr viel geschickt. Werde, wenn ich wieder Geld habe, auch für Otto ein sehr schönes Briefpapier kaufen. Man muss eben auch erst warm werden.
 
Schicke mein Schreiben mit den besten Grüßen und Küssen von Eurem lieben und guten Soldaten Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 73
 
Dienstag, den 20. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Habe mir eben ein wenig Zeit genommen, um Euch einige Zeilen zu schreiben. Erhielt gestern von Otto den letzten Brief von daheim. Ja, den letzten. Jetzt sind nun alle drei dabei. Wann werden wir uns wieder sehen? Der Krieg wird ja sehr bald aus werden und dann kann ja die Militärzeit uns nichts mehr anhaben. Danke Euch herzlich, dass Ihr mir Geld geschickt habt. Werde es aber die nächsten Tage erst empfangen.
 
Eben erhielt ich einen Brief von Dir, lieber Vater, und zwar vom 8. 4. Also ist der Brief solange liegen geblieben.
 
Haben morgen einen Radmarsch der Küste entlang, von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr abends. Also ein ganz kleines Stückchen. Habe mir die Füße gewaschen und lege morgen Schuhe an und nicht die Stiefel. Es freut mich besonders, dass Ihr schönes Wetter habt und die Saaten gut gedeihen.
 
Habe auch Eure lieben Ostergrüße erhalten, für welche ich mich bestens bedanke.
 
Es ist eben 11Uhr abends und ich weiß Euch nichts mehr zu berichten.
 
Schließe nun mein Brieflein und bitte Euch, dass Ihr Euch recht verschont und bestimmt gesund bleibt.
 
Mit den besten Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Beim ersten Brief an Otto sendet ihm die besten Grüße von seinem Bruder Rudl.
 
Brief Nr. 74
 
Freitag, den 23. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Endlich habe ich Zeit, um Euch einige Zeilen zu schreiben. Entschuldigt bitte, dass ich Euch so lange nicht geschrieben habe. Wie ich Euch schon geschrieben habe, hatten wir einen Radmarsch, der nicht recht angenehm war. Und gestern hatten wir eine Nachtübung von 9 Uhr bis 4 Uhr morgens. Und heute wieder Dienst von 9 Uhr bis mittags. Nachmittags hatten wir Baden und nach dem Baden hatten wir Kirchgang, wo ich auch zur Beichte ging. Am Sonntag gehe ich dann zur hl. Kommunion. Es ist heute Karfreitag und es ist ein sehr angenehmes Gefühl, wenn man kein Fleisch gegessen hat. Es war sehr schön in der Kirche. Habe auch heute von Otti Post erhalten. Erhielt nun von  Euch heute einen Brief vom 19. Und auch Geld habe ich erhalten, wofür ich mich bestens bedanke. Erhielt auch das 2 Kilo Paket mit dem sehr guten Brot und dem großen Stück Fleisch. Also auch besten Dank dafür. Entschuldigt bitte, dass ich Euch nicht mehr schreibe. Es ist aber schon wieder 11 Uhr und ich hab einen Riesen Schlaf.
 
Die besten Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Lege Euch ein Bild bei.
 
Die Marken könnt Ihr versuchen mit Dampf vom Papier runtermachen und den Stempel mit Essig abwaschen.
 
Grüße Rudl.
 
Brief Nr. 75
 
Geburtstagskarte an Mutter.
 
25.4. 43.
 
Zum Geburtstage herzliche Glückwünsche sendet  Dir Dein lieber und guter Rudl.
 
Brief Nr. 76
 
Ostersonntag, den 25. 4. 1943.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch aufs Herzlichste und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Erhielt gestern einen Brief von Euch und zwar vom 19. 4. Bedanke mich herzlich dafür. Das zweite Furunkel ist schon ganz geheilt. Ich bin also ganz gesund und auf Touren. Habe eben auch Otto einen Brief geschrieben und ein Paket mit Briefpapier. Auch habe ich der Mutti gestern eine Geburtstagskarte geschrieben.
 
Leider kann ich Dir, liebe Mutti, nichts schenken, aber ich habe es Dir ja schon geschrieben. Ich wäre Dir ja sooo viel schuldig für die Pakete und das andere alles Gute was Du schon alles Gute getan hast. Darum wünsche ich Dir vom ganzen Herzen alles  Gute zu Deinem Geburtstag und bete zu Gott, dass er Dich noch recht, recht lange gesund erhält, damit Du noch so lange Deine Buben beim Militär sind ihnen Pakete schicken kannst.
 
Lieber Vati, möchte Dich fragen, wie viel Geld hast Du mir denn geschickt? Bedanke mich herzlichst dafür. Auch für das zwei Kilo Paket, von welchem nur mehr ein kleines Stück Fleisch da ist. Also besten Dank für das Brot, Käse, Zucker und das gute und große Stück Fleisch.
 
Entschuldigt, dass ich Euch in letzter Zeit so wenig geschrieben habe. Es war aber die letzte Woche sehr lustig?? Wie ich Euch schon berichtet habe, hatten wir einen Radmarsch, bei welchen wir einen sehr starken Wind dabei hatten. Nächsten Tag hatten wir dann einen Nachtmarsch von ganz großem Umfang. Sind da 12 km wegmarschiert, haben dann gezeltet, einen Angriff gehabt. Ich wurde dabei gefangen und um 4 Uhr morgens zogen wir wieder Heim. Also da war ich reichlich müde und nicht fähig, Euch zu schreiben.
 
Gestern war ich im Kino. Es wurde ein sehr schöner Film gespielt. Und heute war ich bei der hl. Kommunion. Trotzdem, dass es sehr stark geregnet hat. Es war sehr schön in der Kirche, ganz österlich. Der Pfarrer, ein Korneuburger, hielt eine lange Predigt und wir haben auch ein paar Lieder gesungen.
 
Schließe  mein Schreiben mit Grüßen und Küssen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anuschka.
  
Brief Nr. 77
 
Donnerstag, den 29. 4. 1943.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allen grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, welches ich von mir berichten kann. Entschuldigt bitte, dass ich nicht mehr schreibe. Aber bitte geht nach den Grundsatz, wenn ich wenig schreibe, dann geht es mir gut. Ja, diese Woche ist es mir schon recht gut gegangen, denn ich erhielt von Dir, liebe Mutti, ein 1 Kilo Paket und 7 Päckchen mit Brot und eines mit 2 Stückchen Käse. Auch erhielt ich von Marie-Tante drei Päckchen, davon mit drei Eier und Brot. Also liebe Mutti, ich danke Dir herzlich und auch Vati, der sicher auch recht viel mitgeholfen hat. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wieviel Freude und Hilfe das für mich ist.
 
Hatten diese Woche allerhand zu tun. Zum Beispiel: Montag Wache, Dienstag Nachtübung von 9 – 3 Uhr, Mittwoch  Streife, also Nachtstreife, 4 Stunden wachen und heute sind wir schon um 5 Uhr aufgestanden. Also und den ganzen Tag im Gelände voll Dreck und man muss immer wieder sauber sein. Liebe Mutti  und Vati, ich habe nur einiges geschrieben, denn ich will Euch nicht ängstigen und aufregen. Weiters ist es auch für mich nicht so schwer.
 
Habe von Otto schon drei Briefe erhalten und habe ihm auch schon geschrieben. Entschuldigt die schlechte Schrift, aber es ist schon sehr spät und ich muss Schlafen gehen. Bedanke mich nochmals bestens für die Pakete und allen Guten, was drinnen war, überhaupt der Strudel.
 
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Wie geht es dem Franzi? Ich habe noch keine Post von ihm erhalten.
 
Brief Nr. 78
 
Freitag, den 3o. 4. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Habe eben ein wenig Zeit und will Euch einen Brief anfangen, welchen ich dann abends fertig schreiben werde.
 
Bedanke mich vor allem für Eure lieben Pakete, die ich diese Woche erhalten habe. Besonders bei Dir, liebe Mutti, wo Du doch so viel Arbeit allein leisten musst. Heute Vormittag hatten wir einen schönen Dienst. Und zwar: eine Stunde Unterricht und dann waren wir Baden. Es hat aber jetzt eben tüchtig geregnet und da werden wir vom Nachmittasdienst sehr dreckig heimkommen.
 
Liebe Eltern, habe erfahren, dass  wir also erst am 3. 6. Besichtigung haben und womöglichst erst am 15. 6. in Horn sein werden. Also bis dahin wird sich noch sehr viel ereignen. Bei uns wird schon alles geräumt, so wie der Tullner Bezirk. Hoffen wir das Beste. Sonst weiß ich nichts Neues und werde den Brief dann am Abend nach der Postausgabe fertig schreiben.
 
Es ist eben 10 Uhr und ich habe heute leider keine Post von Euch erhalten. Der Dienst ist auch vorübergegangen und ich werde Euch morgen wieder schreiben, denn wir haben morgen einen Feiertag.
 
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 79
 
Sonntag, den 2. 5. 43
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Erhielt gestern einen lieben Brief vom 25., für welchen ich mich bestens bedanke. Es war eine große Freude für mich, dass ich nun erfahren habe, dass  daheim alles gut geht. Dass besonders die Äcker alle in Ordnung sind und auch der Wein gut werden will. Bedanke mich nochmals, lieber Vater, für Deinen lieben Brief. Es ist auch sehr erfreulich, dass die Wasseräcker ganz trocken sind und nun schon bebaut werden können. Und der Klee am Mantleracker muss ja so schön sein, denn da haben wir schon dementsprechend hergerichtet. Gelt, da habe ich auch mitgeholfen.
 
Das Wetter ist auch ganz schön bei uns, nur dass es beinahe jeden Tag regnet und wir genügend putzen können. Hatten gestern einen Feiertag, aber dabei genug zu tun. Es ist unglaublich, was einem Menschenhirn entspringen kann, um die Soldaten zu schikanieren. Gestern hatten wir einen solchen Tag. Ich will Euch nicht weiter mit meinem Leiden belästigen.
 
Ich habe nun noch ein Monat Ausbildung vor mir und dieses ist bestimmt das schwerste. Haben also sehr wenig Zeit zum Schreiben.
 
Möchte nur meine liebe Mutti noch bitten, ob sie mir eine Schuhpasta schicken könnte. Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen an Franzi und an Vati und Mutti von Eurem lieben und guten Rudl.
Liebe Mutti!
 
Erhielt eben drei Pakete von Euch und zwar zwei mit Brot und eines mit der Turnerhose. Ich bedanke mich vom ganzen Herzen bei Dir, liebe Mutti, für die Arbeit, die Du Dir wegen mir machen musst. Es geht eben der Nacht entgegen, es ist schon 9 Uhr und ich muss mich zu Bett begeben. Also nochmals besten Dank und ich habe erst 1 zwei Kilo und 1 ein Kilo Paket von Euch erhalten. War sehr viel drinnen.
 
Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 80
 
Dienstag, den 4. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann. Erhielt gestern abends von Dir, liebe Mutti, einen sehr schönen und lieb gehaltenen Brief, für welchen ich mich bestens bedanke. Es ist wirklich schön von Dir, dass Du mir so viel Neues geschrieben hast.
 
Habe heute Wache und will Dir daher einen sehr langen Brief schreiben. Hatten heute Vormittag einen ganz schönen schweren Dienst und ich bin nun froh, mich ein wenig ausrasten zu dürfen. Bin auch ein wenig verkühlt, es geht nämlich jetzt ein sehr kalter Wind. Überhaupt das Wetter ist hier scheußlich. Einmal regnet es, dann ist es wieder sehr heiß und die meiste Zeit geht der kalte Seewind.
 
Und morgen erst haben wir einen 100 km Marsch mit den Rädern, da bin ich nun schön daraus gekommen. Möchte Euch auch nur kurz mitteilen, aber ohne dass Ihr Euch aufregt, das Essen ist beinahe nicht mehr genießbar. Aber bitte niemanden etwas sagen und macht Euch nichts daraus: es geht alles vorüber. Es gibt bei uns sonst nichts wie Karotten, nur gekocht, ohne allen und eine Suppe, die ist nur aus Wasser, und einen Tag gibt es wieder so gekochtes Kraut, aber da kommt alles hinein, Blätter und Rippen.
 
Bedanke mich nochmals für die Turnerhose bei Dir, liebe Mutti. Und möchte Euch bitten, ob Ihr mir eine Schuhpasta schicken könnt.
 
Lasst bitte den Otto die Seifenschale. Vielleicht kann sie Euch jemand von Tulln mitnehmen. Es freut mich sehr, dass die Marken zum Herrichten gehen. Ja Mutti, ich habe von daheim 2 große Pakete erhalten und zwar 1 mit Fleisch und Brot und 1 mit Strudel.
 
Und wegen dem Geld. Ihr könnt, wenn Ihr welche übrig habt, mir bis zu 50 RM mit der Post schicken, aber keines in den Briefen. Ich kann es nämlich nirgends umwechseln lassen. Ich warte immer auf die Punkte. Hoffentlich wird die Sache nicht Essig.
 
Sollen nun auch bald mit der Ausbildung fertig werden und zwar haben wir voraussichtlich am 3. 6. Besichtigung. Und dann: Urlaub. Da werde ich mich aber einmal tüchtig anessen. Nach dem habe ich schon große Sehnsucht.
 
Habe nun keine Neuigkeiten mehr und muss  mein Brieflein schließen. Bitte Euch noch an Franzi die besten Grüße zu senden, denn ich hoffe kaum, dass er mir schreibt. Lasst mir alle Bekannten schön grüßen.
 
Zum Schluss die besten Grüße und viele Küsse von Eurem lieben und guten Rudl.

Brief Nr. 81
 
Mittwoch, den 5. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Erhielt gestern auf Wache von Euch daheim das große 2 Kilo Paket mit den Putzlappen und Zucker, Käse, Brot und den Zuckerln. Und besonders mit dem großen und guten Stück Fleisch. Weiters erhielt ich auch noch vier 10 dkg Pakete mit Brot. Liebe Mutti, ich sage Dir besten Dank dafür. Ich brauche darüber nicht mehr viel schreiben, aber eines und zwar es hilft mir sehr viel vor. Ich weiß ja, Ihr lässt uns nicht im Stich. Also liebe Mutti, nochmals besten Dank für alle diese guten Sachen von daheim.
 
Sag, liebe Mutter, habt Ihr da die alten Marken verwendet? Ich werde sie natürlich wieder zurückschicken.
 
Bin noch auf Wache und es geht mir sehr gut und bin gesund, welches ich auch von Euch hoffe. Die Schwadron ist eben mit den Rädern ausgefahren und wird vor dem Abend nicht zurückkehren. Habe ich eben wieder ein Glück gehabt. Nachmittag haben wir dann auch nur Innendienst.
 
Das Wetter will nun wieder schöner werden. Die Sonne scheint nun mit richtiger Wärme. Liebe Eltern, muss eben auf Posten aufziehen und werde abends den Brief fertig schreiben.
 
Also liebe Mutti, ich habe nun keine Post von daheim mehr erhalten. Aber dafür von Franzi einen sehr langen und schönen Brief. Bedanke mich nochmals für Deine lieben Pakete.
 
Schließe mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Lege ein paar Marken bei. Habe die nächsten Tage sehr wenig Zeit zum Schreiben.
 
Brief Nr. 82
 
Samstag, den 8. 5. 1943.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann. Heute ist es verhältnismäßig ruhig und will Euch daher ein Brieflein schreiben.
 
 Sonntag, den 9. 5. 1943.
 
Liebe Eltern, bitte entschuldigt, dass ich den Brief auf Raten schreibe. Ich wurde aber gestern sehr unsanft gestört und konnte den Brief nicht zu Ende schreiben. Habe Gestern keine Post von Euch erhalten. Aber dafür ein Paket mit Brot, also ein 10 dkg Paket. Besten Dank dafür. Warte aber auf die heutige Post, wo ich mir sehr viel verspreche.
 
Bei uns ist nun das Wetter sehr schlecht, es regnet jeden Tag fünfmal und es geht ein eisiger Wind vom Meer herein. Unsere Baracke ist undicht und daher mussten sämtliche Kochgeschirre an die Decke gehängt werden.
 
Weiters habe ich von Otto einen Brief erhalten, wo auch Ihr einige Zeilen dazugeschrieben habt, für welche ich mich bestens bedanke.
 
Haben auch heute wieder keinen freien Sonntag. Der Dienst ist wie immer sehr scharf, fortwährend Nachtübungen. Freitag abends musste ich einen Spähtrupp von 20 km führen. Da kamen wir erst um 2 Uhr heim und um 7 Uhr wieder Dienst machen. Na, es geht alles vorüber.
 
Möchte Euch nur kurz noch um ein Passbild von mir und Otto bitten. Schreibe den Brief abends zu Ende. Liebe Mutti, erhielt nun drei liebe 10 dkg Pakete mit Käse von Dir. Besten Dank dafür. Es war wirklich eine große Freude für mich.
 
Schließe nun mein Brieflein mit den besten Grüßen an meine lieben Eltern von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 83
 
2 Bildpostkarten zum Muttertag.

10. 5. 43.
 
Die besten Wünsche zum Muttertag sendet Dir Dein lieber und guter Rudl.
Liebe Mutti!
 
Habe nun doch ein kleines Geschenk für Dich aufgetrieben. Es ist zwar sehr wenig, aber doch vom Herzen. Bitte nehme es an. Werde Dir bei nächster Gelegenheit mehr senden.
 
Die besten Grüße sendet Dir Rudl.
 
Es ist mein Muttertagsgeschenk.
 
Brief Nr. 84
 
Sonntag, den 16. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir, Gott sei Dank, berichten kann. Denke heute besonders an meine liebe Mutti, welche doch heute Ihren Ehrentag hat. Wünsche Dir also nochmals alles Gute zum Muttertag 1943. Liebe Eltern, erhielt nun diese Woche 2 Briefe und 28 10 dkg Pakete, und zwar sehr viel mit Brot, Rebeltorte und mit Seifendose und Schuhpasta. Weiters erhielt ich auch noch 30 RM von Euch. Und ich war nicht fähig, Euch mit einem Brieflein zu danken. Bitte entschuldigt, ich werde diese Woche bestimmt fleißiger schreiben. Also, meine lieben Eltern, nochmals besten Dank für alle guten Sachen. Erhielt heute die Rebeltortenpakete, welche für mich das beste Sonntagsessen waren und es war mir sehr weich zu Mute, als ich dabei an Dich gedacht habe, liebe Mutti.
 
Habe auch schon von Otto Post erhalten und werde ihm auch heute noch zurückschreiben. Ich bin sehr erstaunt, dass Otto so schnell nach Frankreich gekommen ist.
 
Weiters will ich Euch nur noch mitteilen, dass ich vielleicht schon bis 10. Juni daheim bin und Euch dann 14 Tage etwas helfen zu können, um Euch ein bisschen für Eure lieben Pakete und allem anderen zu danken. Heute hatte ich große Wäsche. Bin also nicht ausgegangen.
 
Sonst gibt es nicht Neues bei uns. Es ist sehr ruhig und der Tommy lässt sich nicht mehr sehen. Nur habe ich von Weiß Mitzi ein großes Paket mit 1 Kilo erhalten. Auch von Rendi-Tante habe ich 1 10dkg Paket erhalten. Wollte auch Euch ein Paket schicken, welches aber leider wieder zurückgekommen ist. Ich werde es aber diese Woche noch kleiner machen und wegschicken.
 
 Weiß Euch nun sonst nichts Neues zu berichten und schließe mein Brieflein mit den besten Grüßen an mein liebes Mutti und sehr geehrtes Papi von Euren lieben und guten Rudl.
 
Auf Wiedersehen.
 
Beilage zu einer Paketsendung:
 
25.5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Will Euch nun ein Paket schicken, aber leider nur mit Papier und Schachteln. Ich habe aber gemeint, dass Ihr sie gebrauchen könnt. Habe auch für die Weiß Mitzi ein bisschen etwas beigelegt und bitte Euch, ihr es ohne Wissen ihrer Eltern zu geben. Auch habe ich für Papi nur eine Rasierseife beilegen können. Und für Dich, liebe Mutti auch nicht viel mehr. Sie haben mir 6 RM gekostet und frage Dich, ob ich noch welche kaufen soll. Weiters möchte ich mich für die drei Pakete mit 1 Käse bestens bedanken. Ja, diese Arbeit und diese viele Mühe, die Du mit uns hast.
Liebe Mutti, habe auch etwas Pfeffer aufgetrieben. Soll ich Dir noch Strümpfe kaufen? Könnt Ihr Euch vorstellen, ich habe dieses Paket Montag angefangen und heute Samstag, den 15. 4. kann ich es erst wegschicken. Es sind zwar lauter leere Schachteln, aber ich meinte, sie Euch zurückschicken zu müssen.
Schließe mein Schreiben mit besten Grüßen und Küssen von Eurem
Rudl.
Entschuldigt bitte, dass ich es nicht früher weggeschickt habe, aber es ist verflucht wenig Zeit. Rudl.
 
Brief Nr. 85
 
Dienstag, den 18. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Erhielt nun heute von Dir ein liebes Pakte, liebe Mutti, ich bedanke mich herzlich dafür. Und dieses liebe Paket war mit Käse, Brot und einer sehr guten Orange gefüllt. Liebe Mutti, nochmals besten Dank dafür.
 
Es freut mich sehr, dass Ihr das Markensäubern so gut versteht. Lege Euch auch einige Marken bei, damit Ihr mir noch etwas schicken könnt. Liebe Mutter, könntest mir auch etwas Butter schicken, aber gut einwickeln.
 
Liebe Mutti, Du meinst es waren lumpige Pakete. Nein, es war eine sehr große Freude für mich. Ich kann es sehr gut gebrauchen. Ich spüre schon, wie ich immer fetter werde.
 
Habe heute Wache und da sind wieder ein paar Tommy darübergeflogen und die Flak hat geschossen.
 
Schließe mein Brieflein mit den besten Grüßen von Eurem Rudl
 
Nochmals besten Dank für Dein liebes Paket.
 
Auf ein baldiges Wiedersehen. Rudl.
 
Brief Nr. 86
 
Sonntag, 23. 5. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann.
 
Erhielt nun gestern von Dir, liebe Mutti, drei Pakete mit Wuchteln, die noch sehr gut erhalten Waren. Es war ein richtiges Essen für mich zum Kaffee am Sonntagmorgen. Weiters erhielt ich auch diese Woche zwei Briefe von Euch. Einen von Dir, liebe Mutti und einen von meinen lieben Vati. Will mich auch bestens bedanken dafür.
 
Will Euch um Entschuldigung bitten wegen meiner Schreibfaulheit. Meine lieben Eltern, es ist aber keine Schreibfaulheit bei mir.
 
Habe Euch nun eine große Neuigkeit zu berichten. Habe nun erfahren, dass ich nicht abgestellt werden soll, ebenso auch keinen Urlaub. Es ist jedenfalls besser in Frankreich als in Russland. Also ich habe keinen Urlaub zu erwarten, das macht ja nichts.
 
Weiters ist es sehr traurig, dass Herr Oswald so plötzlich gestorben ist, ebenso auch die kleine Fini vom Eder. Es ist auch sehr schade, dass der Weingarten Hintaus hin ist und auch der in Engelmannsbrunn.
 
Ich denke viel an Euch und Eure viele Arbeit. Vielleicht kann ich zu der Ernte bei Euch daheim sein. Lege Euch auch ein kleines Bildchen bei von meinem besten Kameraden in der Gruppe, also meinem Stubenkameraden.
 
Weiters schicke ich heute endlich zwei Pakete weg. Erwarte nun auch heute Post von Euch und werde Euch dann noch ein kleines Brieflein schreiben. Habe heute nun meine Wäsche schon hinter mir und auch endlich mal ein wenig Freizeit. Diese Woche haben wir noch einen sehr harten Dienst, denn am 3. sollen wir Besichtigung haben.
 
Erhielt auch von Otto schon Post und er  schreibt, dass es ihm sehr gut geht. Nur von Rendi-Tante erhalte ich keine Post.
 
Schließe mein Brieflein mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 87
 
Montag, 24. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich. Bin noch gesund, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich erhielt gestern von Euch drei 10 dkg Pakete, davon waren 2 mit Brot und 1 Wuchtel.
 
Weiters erhielt ich heute wieder 5 Pakete mit Brot. Liebe Mutti, ich bedanke mich herzlichst dafür.
 
Es ist immer eine große Freude für mich, wenn ich von Euch Post erhalte. Ebenso ist es eine gut Zubuße, wenn man immer Hunger hat.
 
Haben nun wieder schlechtes Wetter. Es regnet wieder tüchtig und wir sind tüchtig getauft worden in unserer Baracke. Bin jetzt für drei Tage auf einen Gasspürtruppkursus, eben ein wenig leichteren Dienst.
 
Zum Schluss die besten Grüße von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 88
 
Sonntag, den 30. 5. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Habe nun die Pflicht, Euch auf einen Brief und viele Pakete zu antworten. Habe nun diese Woche 4 Pakete mit Rebeltorte und ein großes mit Brot und eben auch ein 1 kg Paket mit den Fleisch, Käse und ebenfalls Brot. Also ich will mich bestens dafür bedanken. Es war eine Riesenfreude für mich, als ich das Fleisch sah. Ich habe es natürlich gleich gekostet und es für himmlisch gehalten. Ich werde sehr sparsam damit sein, um recht lange damit auszukommen. Also liebe Mutti, ich bedanke mich nochmals für Deine lieben Pakete.
 
Ich habe nun von Franzi drei Briefe auf einmal erhalten. Es war eine sehr große Freude für mich von meinem lieben Bruder endlich mal was zu hören. Er schrieb mir recht freundlich und liebenswürdig, eben so wie er ist. Er schrieb auch, dass es mit Urlaub finster ist im Monat Mai. Weiters erhalte ich auch von Otto regelmäßig Post, was bestimmt eine Freude für mich ist.
 
Weiters kann ich Euch nun wieder berichten, dass ich noch eine Weile in Frankreich bleiben soll. Also Urlaub erhalte ich einstweilen nicht. Das macht ja nichts. Bestimmt besser wie in Russland. Haben die nächste Woche die Besichtigung und nachher werden die meisten nach Eggenburg abgestellt. Nur ich weil ich ein Jahrgang 25bin.
 
Es ist sehr traurig, dass die Weingärten ganz kaputt sind, ebenfalls dass die Frucht wegen dem trockenen Wetter so schlecht ist. Bekommt Ihr wenigstens sehr viel Klee? Sind die Pferde noch so schön? Oder musst Du sie herleihen? Ich denke sehr viel an die Arbeit daheim, an das ganze Liebe, welches ich verlassen musste.
 
Zum Schluss die besten Grüße von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Schont Euch und arbeitet nicht zu viel.
 
Brief Nr. 89
 
31.5. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und bin noch gesund. Habe eben drei Pakete aufgegeben. Die Zeit ist kurz. Ich habe ein kleines für Weiß Mitzi dabei und habe in der Eile Eure Adresse geschrieben. Also bitte gebt es der Mitzi. Habe zwei Kilo Pfeffer aufgetrieben, kosten 10 RM. Bitte entschuldigt, dass ich mit Bleistift schreibe, aber es ist sehr wenig Zeit. Die besten Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 90
 
Mittwoch, den 2. 6. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Erhielt gestern abends von Euch einen lieben Brief vom 27. 5., für welchen ich mich bestens bedanke.
 
Wie ich aus Eurem Schreiben sehen konnte, seid Ihr alle noch gesund, selbes auch bei  mir der Fall ist. Es war sehr schön, dass Euch Hella-Tante arbeiten geholfen hat. Es ist aber auch sehr schade, dass der Inkernatklee nicht schöner geworden ist.
 
Lieber Vati, Ich dachte, wir hatten am Mantleracker einen Steinklee gebaut? Du schreibst aber, dass Ihr am Mantleracker Erdäpfel gelegt habt. Haben wir nicht den Raflerkreuzacker mit Inkernatklee angebaut? Bitte schreibe mir darüber.
 
Halte Euch den Daumen, damit Ihr den Klee in Kollersdorf trocken und schön heimbringt, damit unsere zwei Pferde recht schön und fett bleiben.
 
Wie ich Euch ja nun schon berichtet habe, haben wir am Freitag, den 7. 6. 43 die Besichtigung und unsere Rekrutenzeit damit beendet. Haben leider ein sehr schlechtes Wetter draußen und es ist mir um unsere Ausgangsuniform schade, welche wir dazu anziehen müssen. Na, putzen müssen wir’s ja selber.
 
Habe nun Wache gehabt, muss leider Nachmittag wieder in den Dreck hinaus. Aber, es geht alles vorüber. Weiters werdet Ihr ja nun schon wissen, dass ich nicht abgestellt werde und noch längere Zeit in Frankreich bleiben werde.
 
Schicke mein Brieflein mit den besten Grüßen und Küssen von Euren lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 91
 
Frankreich, den 6. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und freue mich, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann. Erhielt gestern einen Brief vom 31. 5. von Dir liebe Mutti und will mich auch bestens bedanken.
 
Erhielt am Freitagabend ein Kilo Paket und gestern vier 10 dkg Pakete mit Brot. Liebe Mutti, Ihr sollt Euch nicht so berauben und mir so viel Fleisch schicken. Ich erhielt dieses Paket mit Fleisch und der guten Marmelade am Ende meiner Rekrutenzeit. Also ich will mich bestens für alle die guten Sachen bedanken.
 
Ja, jetzt ist die Besichtigung zu Ende und wir sind jetzt Soldaten und keine Rekruten mehr. Die Besichtigung ist recht gut ausgefallen und es freut uns sehr, die Ausbildung hinter uns zu haben. Liebe Eltern, Ihr dürft Euch nicht wegen meinen schlechten Aussehen Sorgen machen und auf keinen Fall weinen. Gelt, versprecht mir das. Habe schon seit einigen Tagen Eier gehamstert, aber das Stück kostet 50 Rpf nach deutschen Geld. Kosten genug.
 
Von Otto erhalte ich jede Woche zwei Briefe. Die nur einen Tag gehen. Er ist eben immer noch der alte gute Bub. Weiters Teile ich Euch mit, dass ich noch längere Zeit in Frankreich bleiben werde. Mein Uffz. sagt immer, ihr kommt immer noch früh genug nach Russland. Ich kann mich wenigstens noch immer auf den Urlaub freuen.
 
Zum Schluss die Besten Grüße von Eurem Rudl.
 
Nochmals besten Dank für die guten Pakete.
 
Brief Nr. 92
 
Dienstag, 8. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes bei mir noch der Fall ist. Erhielt gestern drei 10 dkg Pakete mit Rebeltorte, für welche ich mich bestens bedanke.
 
Es war wirklich das Beste, was Du bisher geschickt hast. Habe sie gleich gestern abends und heute früh zum Kaffee gegessen. Will mich nochmals für den Speck und die Marmelade bedanken.
 
Jetzt habe ich immer etwas zu Essen. Gestern hatte ich mir wieder von zwei Eiern Eierspeise gemacht. Ziemlich teuer, 1 RM.
 
Erhielt auch von Otto gestern einen Brief. Er schreibt, dass es ihm sehr gut geht. Ebenfalls geht es mir sehr gut. Der Dienst ist etwas gemütlicher und weiters wissen wir uns schon das Essen ohne Karten zu holen.
 
Schließe mein Brieflein mit den besten Grüßen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 93
 
Samstag, den 12. 6. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Habe nun einige Minuten nichts zu tun und will Euch einen kurzen Kartegruß senden.
 
Bin noch immer auf der Wache und es geht mir sehr gut. Heute Vormittag sind die meisten meiner Kameraden abgegangen und nur ein kleines Häufchen ist übrig geblieben. Es ist jetzt bestimmt sehr öde für einige Tage bis wir uns für einige Zeit zusammengewöhnt haben.
 
Entschuldigt bitte die schlechte Schrift, aber man hat keine richtige Ruhe hier auf der Wache.
 
Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 94
 
Samstag, den 12. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch vor allem recht herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann. Erhielt nun diese Woche wieder vier 10 dkg Pakete mit Brot und vier 10 dkg Pakete mit Wuchteln, für welche ich mich nun bestens bedanken möchte.
 
Will Dir nun auch schreiben, dass die Pakete nur 4 bis 5 Tage gehen und die Sachen immer in recht gutem Zustand ankommen. Also liebe Mutti, Du brauchst Dir keine Sorgen machen, dass das Brot trocken ist. Es schmeckt mir immer tadellos.
 
Weiters erhielt ich gestern 2 Zulassungsmarken und werde sie Euch in diesen Brief beilegen. Möchte Euch einen neuen Trick verraten und zwar, die Marken mit Rasierseife anschmieren, dann bildet sich so eine Wachsschicht und wenn die Marke dann gestempelt ist, kann man diese Seifenschichte mit dem Stempel runterkratzen.
 
Liebe Eltern, bitte Euch, macht ein Ernteurlaubsgesuch. Es könnte sein, dass ich Euch dadurch in der Ernte helfen könnte. Wir sollen zwar in drei Wochen schon weggehen, aber ich glaube es wird wohl besser sein.
 
Zwar sollen wir die nächsten Wochen als Küstenwache eingesetzt werden. Habe Wache und es ist eben 1 Uhr nachts. Lieber Vati ich möchte Dich bitten, ob Du mir ein wenig Geld schicken könntest, aber nur wenn Du welches übrig hast.
 
Morgen gehen meine Kameraden weg nach Eggenburg.
 
Schließe mein Brieflein mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Bedanke mich auch für den Brief von Mutti vom 5. 6. 43.
 
Brief Nr. 95
 
Pfingstmontag, 14. 6. 1943.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Erhielt gestern abends ein Riesenpaket mit Füllung: Käse Fleisch und Marmelade. Es war das schönste Pfingstgeschenk, was die liebe Mutti mir gemacht hat.
 
Ich hatte gerade an den alten Stück Speck gegessen, als das liebe Paket kam. Ich wollte mir noch ein klein wenig für den Montag aufheben und als ich das neue große Stück Speck sah, da habe ich mir den Kirtag selbst gemacht und tüchtig Speck gegessen.
 
Liebe Mutti, ich bedanke mich herzlich dafür und weiß nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen soll. Ich weiß nicht, wo Ihr den vielen Speck hernehmt. Weiters bitte ich Euch, mir kein Brot mehr zu schicken. Ich komme jetzt schon beinahe mit meiner Verpflegung aus. Man gewöhnt sich eben an das Essen. Habe heute wieder Wache, also an unserem Kirtag mache ich Dienst.
 
Weiters schicke ich heute zwei Päckchen mit den leeren Schachteln weg. Das Wetter ist sehr schön und ich denke sehr viel an Euch an diesen Tagen. Es freut mich sehr, dass Anna Euch so unterstützt und alle Arbeiten anpackt.
 
Ich freue mich immer auf den Urlaub, um Euch ein wenig zu helfen. Wir sollen nämlich in etwa drei Wochen abgestellt werden. Erhielt von Tante Helle einen Brief, wo sie mir schreibt, dass sie mir ein Paket geschickt hat.
 
Sonst weiß ich Euch nichts Neues zu berichten. Will nur Dich, Mutti, bitten, wenn Du mir noch eine kurze Hose besorgen könntest. Die erste geht nämlich zerrissen im Paket heim.
 
Schließe ein Brieflein mit Grüßen von Rudl.
 
Brief Nr. 96
 
Dienstag, den 15. 6. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Erhielt heute mit großer Freude drei 10 dkg Pakete vom 11. 6., für welche ich mich bestens bedanke. Die Rebeltorte gelingt Dir immer am Besten und ich habe den Kirtag ordentlich nachgefeiert.
 
Es ist wirklich rührend, liebe Mutti, mit welcher Liebe und Sorge Du auf Deine Jungen schaust. Dafür lieben Dich auch Deine Buben so sehr wie sonst keine.
 
Sonst weiß ich Euch leider nichts Neues zu berichten, als dass ich morgen nach Cherbourg fahren darf, also Dienstreise. Dabei werde ich sicher auch meine letzten Franc verhauen.
 
Schließe meine Zeilen mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Brief Nr. 97
 
Dienstag, den 15. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und es freut mich sehr, dass Ihr alle noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann.
 
Erhielt gestern abends einen sehr langen und schönen Brief vom 9. 6., welchen mein lieber Vater geschrieben hat. Ich will mich auch dafür bestens bedanken. Es freut mich sehr, dass Du mir einen so langen Brief geschrieben hast. Bedanke mich auch, dass Du mir über die Äcker und die Frucht Aufklärung verschafft hast. Es ist sehr erfreulich für mich, dass die Äcker in Altendorf so schön sind und meine letzte Arbeit im Herbst doch nicht umsonst war.
 
Hoffentlich bekommt Franzi Urlaub, denn es ist ihm vom Herzen vergönnt. Er hat den Urlaub bestimmt schon verdient. Also bitte, wenn er daheim ist, soll er mir einige Zeilen schreiben, vielleicht komme ich auch bald.
 
Erhielt gestern ebenfalls von Tante Hella ein Kilo Paket mit Krapferln, Biskuit, Butter und Käse und auch ein Schachterl Marmelade.
 
Leider erhalte ich von Rendi-Tante seit längerer Zeit keine Post mehr. Mache jetzt Schluss und es sendet Euch die besten Grüße aus weiter Ferne Euer lieber Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Liebe Eltern!
 
Will Euch nun noch kurz belästigen. Und zwar habe ich auf der letzten Seite von Vaters Brief gelesen, ob ich Wünsche habe.
 
Ja, lieber Vater, ich könnte schon etwas Geld brauchen, aber ich traute mich nicht mehr, Euch um eines zu bitten. Also jetzt habe ich wieder den Mut und bitte Euch um etwas Geld, wenn Ihr eines entbehren könnt. Weiters möchte ich Mutti um eine kurze Hose bitten.
 
Grüße von Rudl.

Brief Nr. 98
 
Freitag, den 18. 6. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Habe heute wieder Wache und will Euch einige Zeilen schreiben. Erhielt vor Tagen 4 Pakete mit Brot, welche nur vier Tage gegangen sind. Das Brot war noch sehr gut und sehr saftig. Bedanke mich herzlich dafür, muss Dich aber bitten, mir keines mehr zu schicken.
 
Es ist nun wieder eine neue Walze im Rollen. Wir sollen nämlich noch dieses Monat abgestellt werden. Aber bitte, es ist nur eine Walze. Ich weiß auch nicht genau, ob der Jahrgang 25 mitgeht. Weiters habe ich auch Otto eben einen Brief geschrieben. Er schreibt, dass  es ihm sehr gut geht.
 
Wie geht es Euch immer? Ich hoffe gut. Wird bald die Ernte losgehen?  Bitte schreibt mir noch, wann das Korn reif wird. Vielleicht kann ich bei der Ernte mithelfen.
 
Mach jetzt Schluss mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Fam. Kohoutek.
 
Brief Nr. 99
 
Sonntag, den 20. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich gestern vier 10 dkg mit Rebeltorte und heute fünf mit Biskuit erhalten habe. Ich will mich bestens bedanken dafür. Ja ich denke jedes Mal an die Arbeit und Unannehmlichkeiten, die dieses Paketschicken macht.
 
Heute ist wieder Sonntag. Das Wetter ist sehr schön und ich bin den ganzen Nachmittag im Bett gelegen. Jetzt am Abend habe ich einiges gewaschen und meine zerrissene Bluse geflickt und jetzt will ich Euch noch ein kleines Brieflein schreiben.
 
Es ist wieder eine Walze im Gange und ich hoffe, dass sie für mich gut ausfällt. Es werden nämlich am Ende dieses Monats der Rest der Schwadron abgestellt und es ist ein ?, ob der Jahrgang 1925 mitgeht. Bitte haltet die Daumen.
 
Nun weiß ich nicht genau, ob ich Euch auf den letzten Brief geantwortet habe und will es jetzt ein wenig durchgehen.
 
Vor allem bedanke ich mich im Voraus für die 35 RM, welche ich sicher morgen erhalten werde. Weiters freut es mich, dass Ihr die drei Pakete erhalten habt. Hoffentlich ist der Pfeffer zu gebrauchen. Es freut mich sehr, wenn ich lese, dass Ihr mit der Arbeit so voraus kommt. Lieber Vati, hast Du keine Pfingsten gehabt? Ich hätte  Dir sehr gerne geholfen. Ich hoffe, dass der Regen nun aufgehört hat und der Weingarten keinen Schaden leidet.
 
Danke Dir auch, dass Du das Gesuch wegen Ernteurlaub weggeschickt hast. Wenn es nicht hilft, schaden wird es auch nicht.
 
Zum Schluss die besten Grüße von Eurem Rudl.
 
Ist Franzi schon daheim?
 
Brief Nr. 100
 
Dienstag, den 22. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Habe heute Wache und auch Zeit Euch ein kleines Brieflein zu schreiben. Erhielt gestern wieder ein Paket mit Biskuit, wahrscheinlich das letzte. Ich will mich auch bestens bedanken.
 
Weiters erhielt ich gestern abends auch von Mitzi Weiß ein Paket mit Fleisch, Grammeln und Rebeltorte. Ich lege Euch auch gleich die Marken bei und wenn sie nicht mehr zu richten sind, dann schmeißt sie halt weg. Habe heute erfahren, dass wir vom Jahrgang 1925 noch bis Oktober in Frankreich bleiben werden. Und ich möchte so gerne bei der Ernte daheim sein.
 
Jetzt hoffe ich nur mehr auf das Urlaubsgesuch. Haltet doch bitte ein wenig den Daumen.Schließe nun mein Brieflein mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 101
 
Mittwoch, den 23. 6. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir berichten kann. Für mich ist heute wieder ein Glückstag. Erhielt nämlich den Brief vom 19.6., welchen meine liebe Mutti mir geschrieben hat.
 
Und weiters erhielt ich auch das 1 Kilopaket, für welches ich auch besten Dank sagen will. Das Paket war mit der Marmelade, der Butter und dem großen Stück Speck eine willkommene Gabe für mich.
 
Aber ich denke mir immer, ob daheim der Speck nicht zuwenig wird und Ihr Euch dann einschränken müsst. Also, liebe Mutti, spart Euch lieber den Speck für Euch und schickt mir nicht so viel. Aber wenn Ihr genug habt, könnt Ihr mir schon welchen schicken. Weiters hat mich der Brief von Mutti sehr erfreut und ich will mich also bestens bedanken dafür.
 
Es freut mich sehr, dass Vati ein Gesuch gemacht hat. Jetzt fehlt also nur mehr der Urlaub? Na, wenn man ein wenig Pech hat??? In Frankreich bleibe ich nun noch längere Zeit, vielleicht noch drei Monate. (Ein Satz mit ca. 15 Worten durch Streichung von Zensur unleserlich gemacht.) Ich erhielt auch von Rendi-Tante 1 10dkg Paket, wegen dem ich auch noch zurückschreiben möchte.
 
Das Wetter ist sehr schön nun bei uns und ich habe sogar schon Gelegenheit gehabt, mich etwas in die Sonne zu legen. Ja, ich bin sogar während dem Arbeitsdienst im Wald gelegen und habe geschlafen. Die Sonne hat mich braun gebrannt und am Abend bin ich wieder mit heim marschiert.
 
Die besten Grüße und besten Dank für Pakete von Rudl.
 
Brief Nr. 102
 
Freitag, den 25. 6. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Sitze nun wieder auf der Wachstube und will Euch ein kleines Brieflein schreiben. Vor allem grüße ich Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir berichten kann.
 
Ich erhielt nun gestern die 35 RM, für welche ich mich nun bestens bedanken will. Weiters will ich mich nochmals für das letzte Paket mit dem großen Stück Speck bedanken. Ich habe mir nämlich eben den Magen damit voll gestopft.
 
Weiters ist nun schon wieder eine neue Walze im Laufen und ich hoffe, dass sie gut für mich ausfällt.
 
Das Wetter ist nun sehr warm bei uns und ich bin schon bald braun gebrannt. Der Dienst ist nun sehr gemütlich geworden. Na gemütlich ist etwas anders, aber doch besser als die Ausbildungszeit.
 
Die Mönche arbeiten fleißig im Heu und ich denke sehr viel dabei an Euch und an die viele Arbeit, die Ihr alleine leisten müsst. Schreibt mir bitte, ob Ihr die Wiesen auch schon gemäht habt. Von Otto erhielt ich gestern einen sehr lieben Brief. Schreibt mir bitte, was mit Franzi los ist.
 
Sonst weiß ich nichts mehr Neues und bin daher gezwungen, mein Brieflein zu schließen.
 
Zum Schlusse die besten Grüße von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna. Hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
 
Brief Nr. 103
 
Samstag, den 26. 6. 43.
 
Liebe Eltern und lieber Bruder Franz!
 
Erhielt vor einigen Minuten Euren lieben Brief vom 22. 6., für welchen ich mich bestens bedanke. Es war eine große Freude für mich zu hören, dass Franzi nun endlich auf Urlaub gekommen ist.
 
Es ist nur schade, ja sogar sehr traurig, dass er schon am 12. 7. wieder weg muss und ich ihn nicht sehen werde. Ja, ich habe heute durch Zufall das Bedauerliche erfahren, dass das von Euch für mich gemachte Ernteurlaubsgesuch von unserem Schwadronchef abgelehnt wurde.
 
Und ich wäre so gerne mit Franz einige Tage beinander gewesen. Aber leider es ist eben das richtige Soldatenleben. Hoffe aber, dass mir Franzi ein Bild schicken wird. Er wird sich wohl in Tulln fotografieren lassen.
 
Habe nun die Bitte an Euch, mir nochmals ein Gesuch zu schreiben und wieder durch die Behörden laufen zu lassen.
 
Es ist jetzt etwas gespannt bei uns. Es gehen nämlich 50 gut ausgebildete Männer bis 10. 7. nach Eggenburg ab. Und es ist noch nicht ganz bestimmt, ob wir 25er hier bleiben. Daher kein Urlaub! Also ich hoffe aber 95 %, dass ich in Frankreich bleibe und dann das Gesuch bestimmt nicht abgelehnt wird. Also bitte, seid so freundlich, Ihr wisst ja, wie gerne ich Euch in der Arbeit unterstützen möchte. Aber bitte lieber Vati, sobald als möglich.
 
Weiß sonst nichts Neues zu berichten und hoffe, dass Ihr mit Franzi die drei Wochen etwas fröhlicher als sonst immer verbringt. Dass er noch der Alte ist, habe ich aus seinen Briefen gesehen.
 
Schließe mit Grüßen an meine drei Lieben in der Heimat.
 
Euer Rudl.
 
Brief Nr. 104
 
Sonntag, den 27. 6. 43.
 
Lieber Franzi!
 
Erhielt heute Deinen lieben Brief vom 23. 6., für welchen ich mich bestens bedanke. Besonders will ich mich für den Inhalt bestens bedanken. Ich kann das Geld wirklich sehr gut gebrauchen. Ich bin heute in einer sehr schlechten Laune, da ich nicht auf Urlaub fahren kann.
 
Ja, wirklich, ich hoffe auf keinen Urlaub mehr. Es wäre eine schöne Zeit für mich, mit meinem großen Bruder zu unterhalten und „gewaschene Stücke drehen“. Mit unserem Chef ist leider nicht zu sprechen. Habe für Mutti einen schönen Stoff für ein Kostüm gekauft. 3 m, welcher 1200 Fr. gekostet hat. Und einen herrlichen Kamm um 80 Fr. Also da kannst Du nachher nicht mehr viel Geld haben. Aber ich komme schon durch. Ich werde mich wahrscheinlich noch längere Zeit in Frankreich aufhalten können, was bestimmt besser als Russland ist.
 
Schließe mein Schreiben in der Hoffnung, dass Dir der Urlaub viel Schönes und Erholung vom Einsatz bringen wird.
 
Grüße an Eltern und an Dich vom Bruder Rudl.
 
Brief Nr. 105
 
Mittwoch, den 30. 6. 43.
 
Liebe Eltern und lieber Franzi!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich von Euch hoffe. Erhielt heute das 1 Kilopaket vom 25. 5., für welches ich mich nun bestens bedanken will. Du hast mir, liebe Mutti, wieder große Freude damit gemacht. Die Grammeln werde ich mir gut schmecken lassen und sie sind eine große Zubuße für meinen Speisezettel. Ja, und für die Turnhose will ich mich besonders bedanken, die kann ich wirklich sehr gut gebrauchen.
 
Es freut mich sehr, dass ich Vati mit dem Feuerzeug helfen konnte. Es ist ja soooo wenig, was ich da revanchieren kann gegen Eure Pakete und viele Arbeit, die Ihr um mich habt. Und ich höre es gerne, dass Franzi Euch etwas arbeiten hilft. Wenn ich auch dabei sein könnte. Ja, wenn Ihr ein zweites Gesuch gemacht habt, hoffe ich mit 95 % Urlaub. Es werden nämlich am 5. 7. der Rest der Schwadron abgestellt und ich bleibe hier und dann hoffe ich, dass das Gesuch durchgeht. Und hoffe, noch vor dem 12. 7. heimzukommen. Bitte haltet mir den Daumen.
 
Haben morgen einen großen Radmarsch, der den ganzen Tag andauert. Hoffe wieder ans Meer zu kommen und dort zu baden. Ja, ich war einmal erst im Meer baden, das ist aber ein Genuss. Das Wetter ist bei uns sehr schön. Bitte Euch, schreibt mir wann die Erntezeit kommt und ob die Äcker auch schön sind. Die Wintergerste muss ja schon bald zeitig sein. Mäht Ihr sie mit der Maschine ab?
 
Ich weiß Euch nun nichts mehr Neues zu berichten und will mich in das Nest hauen. Ich hatte ja gestern Wache und nur sehr wenig geschlafen. Und morgen soll ich ja wieder auf Touren sein.
 
Schließe mit den besten Grüßen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 106
 
Sonntag, den 4. 7. 43.
 
Liebe Eltern und lieber Franz!
 
Erhielt gestern von Franz einen lieben Brief vom 29. 6., für welchen ich mich bestens bedanke.
 
Sitze nun wieder  auf der Wachstube und habe eben die letzten Grammeln verspeist. Also ich will mich nochmals bestens bedanken dafür. Ich kann es kaum mehr erwarten, wenn das zweite Gesuch eintrifft. Denn dieses Mal hoffe ich mit Bestimmtheit. Dienstag gehen die Letzten von unserer Schwadron ab und es bleiben und nur 9 vom Jahrgang 25 zurück. Ich freue mich ja schon so darauf, mich mit Dir zu unterhalten.
 
Und was das Geld betrifft, kannst Du es ruhig für mich aufheben, Ich bin sowieso schon wieder Neger. Heute Abend soll eine kleine Abschiedsfeier mit Schnaps und Wein steigen. Kann prima werden.
 
Muss jetzt schließen, Viele Grüße an Dich und Eltern von Rudl.
 
Hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
  
Brief Nr. 107
 
Sonntag, den 11. 7. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Vor allem grüße ich Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Ich erhielt gestern Euren lieben Brief vom 4. 7., für welchen ich mich bestens bedanken will. Weiters erhielt ich diese Woche 6 10 dkg Pakete und eben erhielt ich 1 Kilopaket mit einer Dose. Ja, Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie ich mich darüber freue und wie gut es mir ansteht. Ich habe die Dose noch nicht geöffnet und ich bin schon sehr gespannt darüber, was drinnen ist. Also, meine lieben Eltern, ich bedanke mich bestens dafür.
Mittwoch, den 14. 7. 43.
 
Ich hatte diese Woche so wenig Zeit, dass ich Euch nicht einmal einen Brief schreiben konnte. Morgen fährt der Ott aus Fels in den Urlaub und da muss ich ihm einen Brief mitgeben. Entschuldigt, dass ich Sonntag nicht fertig geschrieben habe, es ist aber etwas Dienstliches dazwischen gekommen. Sonst geht es mir aber recht gut. Wir wurden diese Woche wieder versetzt und zwar dorthin, wo ich zum ersten Mal war. Und Ihr wisst ja, da ist ein Wirbel. Es ist nur zum Fluchen, dass ich keinen Urlaub erhalten habe. Das Gesuch ist noch immer noch nicht da und ich habe wenigstens noch die Hoffnung darauf. Es ist eben 12 Uhr abends und ich habe mir vom Stubengefreiten die Erlaubnis zum Schreiben erbeten.
 
Will mich auch noch kurz für die Pakete bedanken. Das Fleisch in der Dose ist prima und ich habe heute auch zwei 10 dkg Pakete erhalten.
 
Ihr dürft keine Angst haben, es geht mir sehr gut.
 
Schließe mit den besten Grüßen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 108
 
Sonntag, den 18. 7. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich erhielt gestern die lieben Briefe von Vati, welche am 13. 7. aufgegeben wurden. Also ich will mich bei Dir, lieber Vati, bestens bedanken dafür. Es ist hart für mich, Euch an Sonn- und Feiertagen arbeiten zu wissen und ich könnte Euch so leicht helfen. Es freut mich sehr, dass die Weingärten so schön sind und heuer doch die Arbeit nicht umsonst ist.
 
Also es ist nun schon verflucht, dass mein Urlaubsgesuch noch nicht gekommen ist. Die Hoffnung auf Urlaub ist bei mir nun schon sehr schwach. Und ich wäre so gerne bei der schwersten Arbeit bei Euch gewesen. Nun warte ich halt noch diese Woche. Dass der Abschied von Franzi sehr hart war, das konnte ich mir denken. Ich erhielt nun auch wieder 20 RM in einem 10 dkg Paket. Ja die Pakerln, ich bin nun schon ganz aus dem Häusl gekommen. Ich will mich nun für alle bisher erhaltenen Pakete bedanken. Und besonders bei Mutti für das letzte, diese Dose mit dem guten Fleisch. Will Euch nun einiges über mein Befinden berichten. Ich bin nun wieder in diesem Lager, wo ich das erste Mal gewesen bin. Und Ihr wisst, neue Besen kehren gut. Wir wurden gleich mit Brüllen empfangen und der Dienst nahm sehr straffe Formen an. Dazu mussten wir nach einigen Tagen 20 km arbeiten fahren und sonstigen Kram. Ich hatte also keine Zeit, um Euch zu schreiben. Weiters sind in dieser  Schwadron die Nachtübungen mehr. Bitte Euch, meine Schreibfaulheit daher zu entschuldigen.
 
Ich habe nun eine neue Feldpostnummer und zwar 41415 B. Sonst weiß ich Euch nun nichts Neues zu berichten und schließe nun mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Ich lege Euch zwei Marken bei. Bitte Euch aber, mir einstweilen nichts zu schicken, bis ich wieder schreibe. Rudl.
 
Brief Nr. 109
 
Dienstag, den 20. 7. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Will Euch einige Grüße senden und Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Muss Dir, liebe Mutti, für die heute erhaltenen vier 10 dkg Pakete bedanken. Und zwar waren diese Päckchen mit gefüllten Wuchteln versehen, die noch sehr gut waren.
 
Also, liebe Mutti, ich bedanke mich bestens dafür. Du weißt doch, dass ich immer etwas brauche. Denn bei mir ist schon wieder Schmalhans Küchenmeister. Und nun zu unserem Hauptthema, der Urlaub. Ich habe gehört, dass der Urlaub offen ist, dass heißt, bei Ernteurlaubsgesuch keine Ablehnung. Und ich warte schon sooo sehnsüchtig drauf. Und zum Wetter. Bei uns regnet es schon seit ein paar Tagen und es ist saukalt dabei. Der Dienst ist ein wenig unangenehmer, aber wenn man sich ein wenig zusammenreißt ist leicht mitzukommen. Schreibt Euch Otto?  Mir hat er schon ein Monat nicht geschrieben.
 
Ich weiß jetzt nichts mehr Neues Euch zu berichten und werde daher mit meinen Zeilen Schluss machen. Vorher nochmals besten Dank für die heute erhaltenen Päckchen. Und will Euch noch bitten, mir den Daumen zu halten. Warum wisst Ihr ja.
 
Schließe mit den besten Grüßen und Küssen von Eurem Rudl.
 
Auf ein baldiges Wiedersehen.
 
Brief Nr. 110
 
Montag, den 26. 7. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch vor allem recht herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir berichten kann. Habe heute Wache und will Euch daher einen etwas längeren Brief schreiben. Will mich am Anfange für die drei 10 dkg Pakete, die ich gestern erhalten habe, bedanken. Es waren zwei mit Kekse und eines mit recht guten Krapferln. Es war ein schöner und versüßter Sonntag geworden. Das Wetter ist seit einigen Tagen wieder sehr warm geworden und der Strahlhelm macht einem den Kopf ganz schön warm. Entschuldigt bitte, dass ich Euch nicht gestern schon geschrieben habe.
 
Na, und wie geht es Euch immer? Ich erhalte sehr wenig Post von daheim. Ich sehe es  aber vollkommen ein, dass Ihr in der Erntezeit nicht so viel Zeit habt, um uns öfters zu schreiben. Das Urlaubsgesuch ist bis jetzt noch nicht gekommen. Lieber Vati, bitte schreibe mir, wie die Erntearbeiten vor sich gehen und ob die Frucht heuer schön ist. Ich konnte leider nicht dabei sein. Ihr werdet Euch halt sehr plagen müssen. Es ist ja nicht zum Nachdenken, denn sonst wird man narrisch. Ich sitze hier und tue faulenzen. Ich habe noch ein wenig Hoffnung auf Urlaub. Bitte noch ein wenig Daumen halten.
 
Von Otto habe ich nun auch schon Post erhalten und auch Franzi hat mir schon geschrieben. Ich werde ihm heute einige Kämme schicken. Es kommen ja jetzt verflucht lausige Zeiten. Sonst weiß ich Euch nichts Neues zu berichten und möchte Dich, liebe Mutti, nur kurz bitten, wenn möglich schicke mir bald wieder ein Paket. Ja und an Vati muss ich auch wieder herantreten. Meine Geldbörse ist schon wieder leer.
 
Also nun schließe ich mein Schreiben mit den besten Grüßen und Küssen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Auf ein baldiges Wiedersehen!
 
Grüße an alle Bekannten.
 
Brief Nr. 111
 
Sonntag, den 1. 8. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Grüße Euch herzlich und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich auch von mir berichten kann. Ich erhielt gestern einen lieben Brief vom 27. 7. 43, für welchen ich mich bestens bedanke. Heute ist nun wieder ein lustiger Sonntag und dazu noch ein verregneter. Es ist schon Abend und ich habe noch keine Ruhe gehabt. Ja, und da denke ich eben sehr viel an daheim. Ihr werdet eben vielleicht heute gerade einführen und ich habe nun schon das 10. Rad gereinigt und ein wenig Bodenkultur betrieben. Na ja, wir lassen uns aber nicht unterkriegen.
 
Wir haben diese Woche auch eine gewaltige Nachtübung hinter uns gebracht, wobei wir wenigsten einige Stunden Baden gehen durften. Ja, wir sind da um drei Uhr nachmittags weggefahren und sind 70 km bis ans Meer gefahren. Aber bitte feldmarschmäßig mit MG Munition und bepackten Rad bei brennender Sonne. Dann durften wir bis am Abend baden und sind nachher noch 50 km weiter gefahren, wo wir gezeltet und unsere Nachtübung gemacht haben, die  bis 7 Uhr dauerte. Na und nachher hieß es wieder die 120 km heimfahren.
 
Das macht uns aber alles nichts aus. Mir wenigstens bestimmt nicht. Ich habe nur einen Gedanken und das ist, ob Ihr daheim mit der vielen Arbeit allein fertig werdet. Weiters freut es mich sehr, dass Ihr mit der Ernte schon so weit fertig seid. Lieber Vater, Du schreibst, dass Du im Altendorf Maschinenmähen tust. Ist es dort schon so trocken? Schreibe bitte, ob der Weizen schön war und ob keiner ausgeblieben ist.
 
Und wo baut Ihr den Steinklee hin? Hoffentlich bleibt das Wetter schön, damit Ihr die Ernte trocken und schön heimbringt. Wenn ich bitten darf, lieber Vati, beantworte mir diese einigen Fragen.
 
Ich bin sehr verwundert, dass nun unser Dorf wieder um drei Jungens weniger geworden ist. Jetzt ist Herr Kolm auch allein. Jetzt wird das Dörflein schon ganz leer sein und sehr ruhig an den Abenden.
 
Nun geht der Brief seinem Ende entgegen und ich will mich noch kurz für das wenige Schreiben entschuldigen. Hoffe, dass Ihr den Ott aus Fels ein Paket mitgegeben habt. Denn Schmalhans ist Küchenmeister. Otto hat mir einige kleine Bilder geschickt. Er ist sehr gut darauf getroffen. Wenn Ihr einmal fünf Mark übrig habt, könnt Ihr sie mir schicken, aber Soldatengeld. Ich habe ein kleines Paket mit Zigarren weggeschickt. Bitte schreibt mir, ob es angekommen ist.
 
Schließe nun mein Schreiben mit den besten Grüßen von Eurem lieben Rudl.

Brief Nr. 112
 
Montag, den 2. 8. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich erhielt nun gestern abends sehr überraschend ein Kilopaket von Euch. Ich befühlte und betastete es sogleich sorgfältig und dachte mir, na, jetzt bekommst du sogar eine ganze Rebeltorte. Aber, wie groß war mein Erstaunen als ich es geöffnet hatte und die zwei großen Stücke Speck sah. Ja, es war für mich sogleich Kirtag. Ich ließ ihn mir sogleich gut schmecken und es war mein Magen schon lange nicht so voll als wie gestern abends.
 
Also, liebe Eltern, Ich bedanke mich herzlich dafür. Es ist jetzt die Hungersnot von meinem Spind verjagt. Ihr müsst Euch diesen Speck vom eigenen Mund absparen und ich bin Euch daher aus ganzem Herzen heraus dankbar. Ja es freuten mich die paar Zeilen auf dem Salzsackerl, welche die liebe Mutti draufgeschrieben hatte, so sehr, dass ich alles um mich vergaß und Dich, liebe Mutti, vor mich stehen sah, wie Du gerade die Pakete machst.
 
Ich hatte gleich noch gestern abends meinem lieben Vati einige Zigaretten geschickt. Möchte Euch nur bitten, mir zu berichten, ob es auch wirklich ankommt. Also ich habe jetzt zwei 10 dkg Pakete mit Rauchwaren geschickt. Es werden nämlich sehr viel bei uns gestohlen. Weiß nun nichts mehr Neues Euch zu schreiben und schließe mein Brieflein mit bestem Dank für die zwei großen Stücke Speck.
 
Die besten Grüße und Küsse von Eurem lieben Rudl.
 
Brief Nr. 113
 
Ansichtskarte von Paris
  1. 8. 43.
Die besten Grüße aus Paris sende ich Euch in sehr guter Stimmung. Sitze im Roten Kreuz und habe eben etwas gegessen.
 
Ich war auch einige Stunden in der Stadt und wende mich jetzt an die Wehrmachtsunterkunft, denn mein Zug geht erst morgen um 8 Uhr.
 
Gute Nacht!
 
Nicht weinen, Mutti!
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 114
 
Donnerstag, den 26. 8. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Herzliche Grüße sende ich Euch nun wieder aus Frankreich. Ich bin gestern abends gut angekommen. Aber leider musste ich weiter fahren und zwar noch eine Stunde weiter ins Land hinein und dort meine Einheit suchen, die während meines Urlaubes umgezogen ist. Ich fand sie dann in einem Schloss, 2 km abseits von einem kleinen Dorf.
 
Ihr könnt Euch das Gefühl nicht vorstellen, mit dem ich nun wieder den Dienst begonnen habe. Es war mir so ängstlich zu Mute und zugleich dachte ich an die schönen vergangenen ruhigen Urlaubstage. Na ja, ich muss mich halt nun wieder daran gewöhnen. Nun möchte ich mich schnell bei meiner lieben Mutti für das Polsterl, welches mir sehr gut ansteht, bedanken. Weiters noch für alles andere, welches Du mir in den Koffer eingepackt hast. Weiters möchte ich mich durch Vati für den guten Wein beim Herrn Schiel bedanken. Weiters auch bei Frau Kohoutek für alles Gute und auch dasselbe bei der Mutti.
 
Ich habe heute gleich einen Sonderdienst und zwar GvD. Ja, sonst hätte ich auch nicht Zeit und Euch gleich einen so langen Brief zu schreiben. Habe auch in der Schreibstube wegen der Verlängerung gefragt und der Gefreite hat mir gesagt, es ist nichts dagewesen. Ich habe Hoffnung, bald wieder in den Urlaub zu kommen. Jetzt ist zwar Urlaubssperre, aber bis zum Anbauen wird sie schon wieder aufgehoben sein. Bitte sagt es der Weidinger Pepi, sie soll mir kein Geld schicken bis ich nicht geschrieben habe. Habe auch Otto und Franzi eben einen langen Brief geschrieben.
 
Das Wetter ist hier sehr schlecht, Wind, Regen und saukalt, keine Sonne und auch kein Obst. Nun weiß ich nichts Neues und schließe mein Brieflein mit Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 115
 
Montag, den 30. 8. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem die besten Grüße. Ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Erhielt bis jetzt noch keine Post und schreibe Euch daher ein kurzes Brieflein. Jetzt bin ich nun schon 8 Tage von daheim weg und die Zeit ist auch vorbeigegangen. Am Anfange war es zwar kaum zu fassen.
 
Liebe Mutti, es fährt morgen ein Kamerad in den Urlaub und da soll die Weidinger Pepi das Geld hinschicken. Aber warte, ich schreibe Ihr es selbst. Also dieser Brief geht auch mit. Ich habe noch keine Post erhalten und das ist verflucht einöd.
 
Liebe Mutti, Du darfst mir noch nichts schicken, denn ich habe noch genug zu Essen. Das Wetter ist hier so schlecht, es regnet jeden Tag und es ist sehr windig hier. Der Dienst ist gering. Nur immer Kartoffel schälen und sonstigen Arbeitsdienst.
 
Nun schließe ich mein Brieflein denn der Nachmittagsdienst fängt schon an.
 
Die besten Grüße von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 116
 
Freitag, den 3. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem die besten Grüße von Eurem Rudl. Ich bin noch gesund, selbes ich auch von Euch hoffe. Habe heute wieder Wache und will Euch einige Zeilen schreiben. Ich habe noch keine Post von Euch erhalten und ich bin daher nicht in bester Stimmung. Wir liegen jetzt an einen sehr entlegenen Ort. Die Post soll 10 Tage dauern. Bitte schreibt mir, wie lange die Briefe bis zu Euch brauchen.
 
Heute werden wieder eine Menge abgestellt und was mit uns geschieht das weiß ich noch nicht genau. Wir haben bis jetzt einen sehr schönen Dienst gehabt. Nur immer Arbeitsdienst und kein Brüllen mehr. Das Wetter ist einiges schöner geworden, aber die Nächte sind sehr kalt. So, und nun will ich Euch um einiges fragen. Wie geht nun die Arbeit vor sich daheim? Habt Ihr schon mit den Erdäpfeln begonnen? Und wird der Wein heuer schön? Na, das werde  ich ja alles im ersten Brief von Euch erfahren. Liebe Mutti, ich muss jeden Abend, wenn ich mich niederlege, an Dich denken, wenn ich den Kopf an den weichen Polster lege. Er ist wirklich fabelhaft und sehr, sehr weich.
 
Weiters teile ich Dir mit, dass mein Koffer noch sehr voll ist und Du mir nichts schicken brauchst. Hätte nur eine kleine Bitte. Wenn Du Zeit hast, liebe Mutti, schicke mir bitte das Fußpuder von Otto und eine Flasche Tinte. Sonst brauche ich wirklich nichts. Muss Euch mitteilen, dass der Kamerad, welcher in den Urlaub gefahren ist, ebenfalls abgestellt wird und nicht mehr rauskommt. Also die Weidinger Pepi braucht ihm kein Geld bringen. Es ist überhaupt hier sehr beschießen und es ist kaum etwas zu kriegen. Ich müsste nötigenfalls einen Sonntag opfern und in eine größere Stadt fahren. Ja, es war in unserm alten Standort bestimmt schöner.
 
So nun muss ich bald wieder mein Brieflein schließen und hoffe, dass ich recht bald eine Post von Euch erhalte. Ich habe jetzt, seid ich vom Urlaub gekommen bin, auch von Otto und Franzi keine Post erhalten. Ich will mir jetzt eine Uhr kaufen, sie kostet aber 100  RM. Es ist aber verflucht viel, was? Na ich hätte aber meine Freude dran. Es soll eine Schweizer sein und auf siebzehn Steinen laufen.
 
So nun schließe ich mein Brieflein mit besten Grüßen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 117
 
Bildpostkarte.
 
4.9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Die besten Grüße aus meinem neuen Quartier sendet Euch in bester Gesundheit Euer lieber und guter Rudl. Ich werde wenig Zeit haben zum Schreiben. Ich habe die Adresse: 41415 C.
 
Die herzlichsten Grüße von Rudl.
 
War ich auch einmal so?
 
Brief Nr. 118
 
Montag, den 6. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich habe bis jetzt noch keine Post von Euch erhalten und Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich schon sehr neugierig bin. Ich bin jetzt seit zwei Tagen bei einem anderen Haufen und hatte die Feldpnr. 41415 C. Ich habe Euch ja geschrieben, dass ich versetzt wurde. So und nun bin ich zwei Tage hier. Es ist schon 100 km südlich von meinem ersten Standort und muss schon wieder packen und morgen geht es schon wieder weg. Es geht aber diesmal etwas weiter und meine Gedanken sind bei Euch und meine Stimmung nicht sehr hoch.
 
Aber, liebe Eltern, keine Sorge, es kann nur nördlich oder südlich gehen. Und der Niederberger hat gesagt: „Ein gescheiter Bursch haut sich überall durch“. Ja und besonders ich! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie leicht ich mich beim Barras tue. Ich bin jetzt schon beim dritten Haufen und überall angenehm aufgefallen. Ja, wenn die Abstellung nicht so schnell gekommen wäre, wäre ich schon am Uffz. – Lehrgang.
 
Möchte Euch bitten, mir jetzt nicht zu schreiben und auch nichts zu schicken, bis ich meine neue Adresse schreibe. Dann könntet mir bitte das Fußpuder und die Tinte schicken. Auch könntest Du mir, liebe Mutti, wenn Du den Brüdern etwas Mehlspeise schickst, ein 10 dkg Päckchen zukommen lassen. Bitte schreibt Otto und Franzi, dass ich wegkomme. Ich habe nämlich keine Post von ihnen.
 
Nun herzliche Grüße an Großeltern, meine liebe Mutti und Vati von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 119
 
Freitag, den 10. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem die besten Grüße aus Belgien. Wir sind jetzt den dritten Tag auf Fahrt. Es ist ganz gut so eine Versetzung, denn man sieht wieder ein kleines Stückerl von der Welt. Wir haben uns mit den Zeltbahnen Hängematten gemacht und so liegen wir den ganzen Tag darinnen.
 
Das Essen ist verflucht wenig und wir vertreiben uns die Zeit mit Singen und sonstigen Witzemachen. Ich bin nun wieder unter lauter neuen Kameraden. Wir haben schon verflucht viel gesehen und so auch 60 Tommy über uns kreisen. Wir mussten auch schon einige Male den Zug verlassen und in den Keller flüchten. Na ja, es ist halb so wild. Unsere Reise wird wohl noch zwei Tage dauern, denn wir kommen nach Telft in Holland, zu der 301. Infanteriedivision.
 
So, nun weiß ich Euch nichts Neues zu berichten und bitte Dich, liebe Mutti, Dich nicht aufzuregen. Entschuldigt bitte die schlechte Schrift, aber beim Fahren geht es nicht besser. Ich werde nun versuchen, den Brief irgendwo aufzugeben.
 
Die besten Grüße von Rudl.

Brief Nr. 120
 
Westen, den 11. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun endlich ist es soweit, dass ich dazukomme, Euch meine neue Adresse zu schreiben.
 
 Wir sind heute zu Mittag an unseren neuen Haufen angekommen und ich muss Euch ehrlich sagen, dass es hier sehr schön ist. Nur ist es sehr, sehr beschießen, denn es gibt keinen Ausgang hier und alles viel, viel ernster. Ich bin eben jetzt bei einem Feldtruppenteil. Wir haben heute gleich Alarmbereitschaft und noch alles packen müssen. Na ja, so ist es eben beim Barras.
 
So, nun liebe Mutti, will ich Dich nun auch noch belästigen. Es ist nämlich mein ganzer Vorrat an Esswaren auf der Fahrt zu Ende gegangen und da möchte ich Dich bitten, mir einiges zu schicken. Ich werde Dir auch morgen das Glas und die Schmalzdose übersenden. So, nun möchte ich Euch mitteilen, dass ich der Weidinger Pepi einen Stoff gekauft habe. Und zwar 4 m lang und 1.40 m breit. Sehr schönen Stoff. Er kostet aber 118 RM. Es ist aber verflucht viel Geld, aber es ist das Letzte was ich besorgen konnte.
 
Lieber Vati, bitte hast Du noch Deinen Schein vom letzten Geldschicken? Bitte halte ihn noch bei Dir. Der Kamerad muss das Geld schicken und zwar an Euch. Ich kann nicht mehr zu ihm kommen. Aber bitte könntest Du mir wieder eines schicken? Ich habe keinen Pfennig. Die Pepi wird das Geld zu Euch bringen. Bitte hebt es mir auf.
 
Bitte schreibt mir was über Otto und Franzi. Ich habe noch keine Post von ihnen. Soldatengeld ist hier nicht zu gebrauchen. 80  % Urlaubsaussichten. Gesuch nicht vergessen. Bilder von Tulln.
 
Herzliche Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 121
 
Sonntag, den 12. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also heute ist wieder Sonntag und ich will Euch nun wieder einen Brief schreiben.
 
Ich will Euch nun etwas über meinen jetzigen Aufenthalt berichten. Hier ist alles sehr nett und schön. Die Häuser sind so schön und rein gehalten und ebenfalls die Leute. Es ist eben nicht mehr in Frankreich. Es ist nur beschießen, dass wir keinen Ausgang haben und kaum einen bekommen werden. Und 3 km liegt die Stadt entfernt.
 
Heute Vormittag mussten wir einem Fußballspiel zuschauen. Es hatten aber daneben die Mädel Golf gesielt und wir haben natürlich dort hin geschaut. Wo es doch so fesche waren. Bis der Leutnant uns verjagte und wir wieder „hop-auf“ riefen. Na und Nachmittag bin ich bis 4 Uhr gelegen und nachher habe ich gewaschen und jetzt will ich einige Briefe schreiben.
 
Morgen wird ja der Dienst recht zackig anfangen. Es ist nämlich sehr viel Dienst hier, denn wir müssen noch am MG 42 ausgebildet werden und sonst noch viel lernen. Aber ich habe keine Angst. Weiters teile ich Euch mit, dass ich nur mit noch einem Ostmärker unter 16 andern bin.
 
So nun will ich nur Euch noch sagen, nicht traurig sein und nur auf das gute Ende zu hoffen. Und dass wir uns alle 5 wieder gesund sehen. Es wird zwar noch lange dauern, aber es wird für uns gut ausgehen.
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen und bitte Dich, liebe Mutti, auf mich nicht zu vergessen. Lieber Vati: „Ich bin Neger“. 
 
Grüße von Eurem Rudl.
 
Schreibt mir über Eure Arbeit.
 
Brief Nr. 122
 
Dienstag, den 14. 9. 43.
 
Liebe Eltern!
 
Herzliche Grüße von Eurem Rudl. Es ist nun wieder ein Tag zu Ende und da muss ich an Euch denken und ein paar Zeilen schreiben.
 
Wir haben heute einen schweren Dienst hinter uns gebracht und ich bin schon froh wieder ins Bett zu kommen. Ich habe noch keine Post erhalten und es ist sehr schwer für mich. Meine liebe Mutti, möchte ich Dich bitten, mir wenn möglich in einem Brief ein Zahnbürstel zu schicken. Ich habe das meine verloren und kann ohne Bürste nicht mehr sein. Also bitte liebe Mutti, sei so lieb.
 
Zum Schluss die besten Grüße von Eurem lieben Rudl.

Brief Nr. 123
 
O.U., den 18. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also nun bin ich schon wieder acht Tage hier und man glaubt nicht, dass die Zeit so schnell vergeht. Und dass man es ohne Post so lange aushalten kann.
 
Ja, lieber Vati, ich warte schon sehnsüchtig auf ein Brieflein von daheim. Ich wäre schon neugierig, was es daheim Neues gibt. Ob Ihr schon in den Kartoffeln arbeitet und wann die Weinlese ist. Ich hoffe, dass wenigstens ein schönes Wetter ist und die Arbeit flott vorwärts geht. Und was die Hauptsache ist, dass alles gesund daheim ist, was bei mir der Fall ist.
 
So jetzt weiß ich nichts mehr zu erzählen und werde mein Brieflein schließen in der Hoffnung, dass ich recht bald Post von Euch erhalte.
 
Herzliche Grüße von Rudl.

Brief Nr. 124
 
Sonntag, den 19. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich hoffe, dass Ihr noch gesund seid, selbes ich von mir berichten kann. Es wird Euch bestimmt freuen, wenn ich Euch ein Brieflein schreibe und da habe ich mich eben hingesetzt, um Euch einiges von mir zu berichten.
 
Ich habe heute Vormittag wieder einem Fußballspiel zugeschaut und Nachmittag meine Sachen gewaschen und auch meinen Polster. Der war jetzt von der letzten Fahrt so schwarz wie Ruß. Aber heute Nacht werde ich sehr gut schlafen darauf. Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten, als dass ich noch keine Post empfangen habe. Liebe Eltern, Ich möchte Euch bitten, mir bis zum nächsten Brief nichts zu schicken, denn es stinkt schon wieder ein bisserl und fachmännisch gesagt: „Es kommt eine neue Walze“. Ich habe sogar noch ein wenig Hoffnung auf Urlaub. Es kommt jetzt eine harte Woche.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 125
 
O.U., den 25. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin und dasselbe auch von Euch hoffe. Ich erhielt jetzt schon drei Briefe von Euch und zwar vom 6., 16. und 17. 9., für welche ich mich bestens bedanke. Ja vor allem für den Brief, in welchem der Brief von Otto drinnen war. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich mich gefreut habe, endlich Post zu erhalten. Ich habe Euch nun schon eine Woche nicht geschrieben und Ihr müsst aber leider entschuldigen, ich hatte aber leider keine Zeit. Wir sind nämlich wieder verlegt worden und haben diesen Weg mit dem Fahrrad zurückgelegt und dabei sind noch große Übungen eingeflechtet worden. Da haben wir also acht Tage dazu gebraucht. Wir sind jetzt in eine Schule eingezogen, wo es sehr schön ist. Das Essen ist auch sehr gut und reichlich. Ich bitte Dich also, Dir keine Sorgen zu machen und mir nicht zuviel Pakete zu schicken. Es ist zwar eine sehr große Freude, wenn man von daheim etwas hat. Die Post wird jetzt auch laufend gehen und da geht mir dann nichts mehr ab. Ja, ich habe sogar noch Hoffnung auf einen Urlaub, welcher aber noch in weiter Ferne ist.
 
Liebe Eltern!
 
Ich habe heute Wache erhalten und will nun noch einige Zeilen dazuschreiben. Also der erste Brief, welcher über Frankreich gegangen ist, habe ich schon am Montag, den 22. erhalten. Es hat mich sehr gefreut, endlich mal Post von daheim zu erhalten. Ja besonders der Brief von Otto und das Foto, welches beigelegt war. Weiters bin ich sehr erstaunt, dass Wenninger aus Dörfl gefallen ist. Und der Brief vom 16. 9., welchen mir meine Mutti geschrieben hat, der hat mich besonders gefreut. Also, liebe Mutti, ich will mich dafür bestens bedanken. Es ist sehr schlecht, dass es schon so lange nicht geregnet hat. Es freut mich aber sehr, dass Ihr schon Wintergerste in Altendorf gebaut habt und ebenfalls das Korn gebaut wird. Es ist erstaunlich, dass Ihr allein so gut vorwärts kommt. Weiters ist es ein großes Pech, dass die Klee-Äcker nun wieder hin werden. Bitte schreibt mir bestimmt, wann der Weber Franz das Geld schickt. Der Brief vom 17. 9., welchen ich gestern erhalten habe, hat mir mein lieber Vati geschrieben und ich will mich auch bestens bedanken dafür. Liebe Eltern, wenn ich einmal schreibe, dass ich Kopfschmerzen habe, dann braucht Ihr mir nicht gleich Pulver schicken. Und weiters ist es auch nicht mit dem Paket so dringend. Also, meine Lieben, es geht mir wirklich recht gut und ich bin in guter Laune. Weiters hat es mich sehr gefreut, dass Du mir meine Bilder aus Tulln geholt hast. Bin ganz gut getroffen. Ich werde drei wieder heimschicken, denn ich würde sie doch nur aus Blödsinn verschenken. Ich bedanke mich, dass Ihr gleich meinen Brüdern die Bilder geschickt habt. Und das Gesuch, welches Du gemacht hast, das könnte auch einen Nutzen haben. Eben erhielt ich einen Brief vom 20. 9., welchen Du, meine liebe Mutti, mir wieder geschrieben hast. Liebe Mutti, ich bin auf keinen Fall traurig und zerdrückt. Es war nur eine weiche Stunde für mich. So, sonst weiß ich nichts Neues zu berichten und ich muss ehrlich sein, Ihr ward mehr als fleißig mit dem Schreiben Ich muss jetzt auf Posten ziehen und werde nachher den Brief fertig schreiben. Ich habe den Koffer heimgeschickt. Es ist nur noch das, Kommt er heim? Ich habe den Stoff für die Lotte Weidinger hineingelegt und auch einen Stoff für einen Kameraden. Bitte schickt das Paket weg, es ist mein bester Freund. Ich schließe mit herzlichen Grüßen Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Beigelegte Feldpostkarte: Werte Familie. Nun seid so gut und schickt mein Päckchen meinen Eltern, das ich im Koffer von Euern Sohn hineingelegt habe, denn er musste den Koffer abschicken und ich hätte den Stoff und wüsste nicht, wie ich den heimbringe und er war so gut und ließ mir den Stoff hineinlegen. Meine Adresse von Zuhause: Familie Hennerbichler, Stumberg 6, Post Weitersfelden, Kreis Freistadt, Ober Donau.
 
Brief Nr. 126
 
Dienstag, den 28. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und Küsse von Eurem Rudl. Ich hoffe, dass Ihr noch gesund seid, welches auch ich von mir berichten kann.
 
Ich erhielt gestern Dein liebes Paket vom 17. 9., welches mit der sehr guten Rebeltorte gefüllt war. Du kannst Dir die Freude nicht vorstellen, die ich hatte, als ich dieses Paket erhielt. Also, liebe Mutti, ich bedanke mich bestens dafür.
 
Hurra, hurra, eben brachte mir ein Kamerad ein Kilopaket, welches Du am 24. 9. aufgegeben hast. Also jetzt lebe ich  wie Gott in Frankreich. Allerliebste Mutti und Vati herzlichen Dank dafür. Aber Mutti soviel schicken hält Euer Mehlsack nicht aus und auch nicht die Zuckerkarte. Ihr müsst bedenken, es geht mir jetzt wirklich fabelhaft. Essen habe ich genug. Es ist eben etwas von Mutti und das ist in so weiter Ferne doppelt so gut.
 
Das Wetter ist jetzt sehr rau bei uns. Der Wind weht vom Meer sehr kalt herein und es regnet fast jeden Tag. Aber ich habe gute Laune und bin gesund und mache den Dienst sehr leicht mit. Wegen dem Koffer habe ich Euch ja schon geschrieben. Hoffentlich kommt er bald an daheim. Ja und bitte Mutti, machst halt an einen Sonntag das Paket für den Kameraden. Und die Pepi soll Dir den Stoff zeigen  und schau ihn Dir an, ob er was wert ist.
 
Vielen Dank für die beiden Päckchen  und herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 127
 
O.U., den 29. 9. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße sende ich Euch am Anfange meines Briefleins in der Hoffnung, dass daheim alles noch gesund ist. Bei mir ist das ja selbstverständlich.
 
Ich habe nun einen Grund zu schreiben und zu danken, denn ich erhielt heute die 26.97 Gulden, oder besser gesagt die 25 RM, welche Ihr am 17. 9. aufgegeben habt. Also meine Lieben, Ich sage Euch herzlichen Dank dafür. Ebenfalls für die beiden Pakete, die ich vor Tagen bekommen habe, will ich mich nochmals bestens bedanken. Die gute Rebeltorte und die Butter sind ein willkommener Gast in meinem Speisezettel. Die beiden Pakete sind sehr gut erhalten angekommen. Sonst weiß ich nichts Neues mitzuteilen und will Euch mit einer Bitte belästigen. Liebe Mutti, wenn möglich schicke mir bitte beim nächsten Paket  Handschuhe und ein Paar warme Fußlappen. Das Wetter ist sehr kühl hier. Und Du weißt, beim Radfahren wird einem schnell kalt. Du brauchst jetzt nicht gleich ein Paket wegschicken, ich kann warten. Der Franzi hat sie bestimmt notwendiger. Ich habe noch keine Post von Otto und Franzi. Sind beide noch gesund?
 
Jetzt schließe ich mein Brieflein mit herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna
 
Brief Nr. 128
 
Samstag, den 2. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Ihr müsst schon entschuldigen, dass ich einige Tage nicht geschrieben habe. Aber ich war ein wenig verkühlt und bin zwei Tage im Bett gelegen. Aber keine Sorge, ich bin schon wieder auf Touren.
 
Nun muss ich mich wieder bei Dir, liebe Mutti, für das Kilopaket, welches Du am 20. 9. an mich geschickt und ich gestern erhalten habe, bestens bedanken. Vor allem mit den guten Speck und dem großen Stück Käse. Zahnbürste und Fußpuder sind ebenfalls gut angekommen. Weiters bedanke ich mich bei Vati für den sehr langen Brief vom 23, 9. bestens. Der Brief hat mir sehr große Freude gemacht und vieles Neues berichtet. Also lieber Vater, herzlichen Dank für den vier Seiten langen Brief.
 
Nun vor allem möchte ich Euch bitten, mir nichts mehr schicken. Ich komme seit kurzem recht gut mit dem Essen aus. (Ich bin beim Chef Pfeifendeckel) und da kann man sich alles leichter einteilen. Ja ich hoffe sogar auf Urlaub, wenn Du das Gesuch auf meine neue Adresse geschickt hast. Aber ich hoffe nur.
 
Es freut mich sehr, dass heuer ein gutes Lesen ist. Und es ist nur zum Heulen, dass ich nicht dabei sein kann. Weiters freut es mich sehr, dass Ihr ohne uns Buben so weit mit der Arbeit seid. Es ist kaum zu glauben, dass es noch nicht geregnet hat. Bei uns regnet es jeden Tag.
 
Ich bin sehr erstaunt über die Neuigkeiten, die Du mir geschrieben hast. Dass Haas einrücken musste und dass Michtner vermisst ist. Weiters dass Walzer seine Hand zerschlagen hat. Wird sie ihm abgenommen? Es freut mich, dass Euch die Brüder wenigstens fleißig schreiben. Ich habe noch keine Post von ihnen.
 
Bei meinem Chef ist es sehr schön. Ich wohne schöner, als die Hella-Tante. Alles sehr fein und nett. Es sind uns drei Burschen für drei Offiziere, also prima.
 
Sonst weiß ich Euch nichts mehr zu schreiben und schließe mit herzlichen Dank und vielen Grüßen von Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 129
 
O.U., den 4. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße und Küsse. Ich habe heute und gestern keine Post erhalten und will Euch einige Zeilen schreiben.
 
 Ich denke heute wieder sehr viel heim, weil Vati geschrieben hat, dass Ihr am 4. 10. Weinlesen tut. Es wäre bestimmt die größte Freude für mich, mit meinen beiden Pferden, welche frisch geputzte Geschirre haben, wieder einmal zu fahren. Und für Euch wird es auch sehr traurig sein, dass Ihr heuer bei der Weinlese keine Buben habt. Na, lasst es nur gut sein, meine lieben Eltern, es kommt alles wieder. Zwar hätte ich Lust und wäre neugierig, wie die Presse jetzt (als neue Presse) geht.
 
Ja es ist ja schon bald wieder ein Jahr, wo ich von daheim weg bin. Die Zeit, die vergeht sehr schnell.
 
Für mich sind jetzt sehr schöne Zeiten gekommen. Ich bin seit 10 Tagen Bursche beim Schwadronschef und da ist der Dienst etwas leichter. Die Zimmer, die sind fünfmal so schön wie bei Tante Hella, ebenfalls ist die Küche, Keller und unsere Dachkammer sehr nett. Es kommt jetzt nur auf mich an, wie lange ich hier bleibe. Ich hoffe, sehr lange. Man muss bloß immer auf Draht sein. Warum ich hier bin weiß Vati ja von sich selbst als er Soldat war.
 
Liebe Eltern, schreibt Otto und Franzi etwas von mir? Ich habe noch keine Post von ihnen empfangen. Bitte schreibt mir, ob Koffer und das Geld von Weber schon eingelangt sind.
 
Zum Schluss recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 130
 
O.U., den 6. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Erhielt heute wieder einen sehr lieben Brief von Dir, liebe Mutti, welchen Du am 1. 10. geschrieben hast. Es hat mich sehr gefreut, dass Du mir so viel geschrieben hast. Überhaupt, wenn ich von Dir einen Brief erhalte, freut es mich besonders.
 
Wie ich aus Deinem Brief ersehen kann, seid Ihr noch alle gesund, welches ich auch von mir berichten kann. Hoffe, dass Ihr die Weinlese gut einbringt und ich beim nächsten Urlaub schon einen guten Tropfen trinken kann. Ich möchte Vati bitten, mir einiges darüber zu schreiben. Wie viel Ihr anfüllt und wie der Birnenmost ist? Hat doch der Bubi keine Hitzegeschwüre? Er hatte sie doch immer um diese Zeit.
 
Liebe Eltern, es ist eine große Walze im Laufen. Haltet Daumen, dass sie mich stehen lässt und nicht mitnimmt. Ich bin kein Reiter oder Radfahrer mehr, ich bin jetzt Füsilier. Weiters erhielt ich von den Brüdern noch keine Post. Weiß Mitzi schickte mir ein Paket mit einer ganzen Rebeltorte, Speck und Zucker.Jetzt muss ich schließen mit recht vielen herzlichen Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Lieber Vati, entschuldige bitte, dass ich Dir nicht schon mehr Zigaretten geschickt habe. Es ist aber das Einzige mit dem man hier etwas erhamstern kann.
 
Lasse sie Dir gut schmecken, sie sind von Deinem Rudl.
 
Brief Nr. 131
 
Dienstag, den 6. 10. 43.
 
Liebe Großeltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße. Ich bin noch gesund, welches ich auch von Euch hoffe. Mir geht es immer sehr gut und ich habe auch genug zum Essen. Ich gebe hier für Großvater drei Zigarren hinein. Er soll sich die Pfeife einige Mal stopfen und dabei an mich denken. Ich hoffe bald wieder in den Urlaub zu fahren.
 
Wie geht es Euch immer, seid Ihr gesund? Schmeckt dem Vater die Pfeife noch?
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer Rudi.
 
Brief Nr. 132
 
Freitag, den 8. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Da ich keine Post heuet erhalten habe, weiß ich Euch nicht viel zu schreiben und bitte dies zu entschuldigen.
 
Es ist jetzt gerade ein Jahr, dass ich von zuhause weg musste und ich habe zurückgedacht und bin zur Erkenntnis gekommen, dass ich damals noch ein Kind war und dass ich bis jetzt schon viel gelernt habe. Ihr habt jetzt bestimmt mit der Weinlese und Kartoffeln und Anbauen sehr viel Arbeit und daher keine Zeit zum Schreiben.
 
Schreibe mir bitte, wenn Du Zeit hast, wie groß das Lesen heuer war, wer Euch geholfen hat. Hast Du die Kisse umfassen lassen? Ist Kohoutek Hans noch bei Euch in Arbeit?
 
Mir geht es sehr gut. Das Essen ist gut und reichlich und der Dienst für mich prima. Die Walze wird auch noch auf sich warten lassen. Wahrscheinlich fahre ich nicht zum Franzi.
 
Herzliche Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 133
 
Samstag, den 9. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern1
 
Mit dankerfülltem Herzen schreibe ich Euch heute diese Zeilen. Ich erhielt nämlich gestern abends ein Kilopaket mit einer ganzen Rebeltorte und vier Stück Käse. Und heute Abend wieder ein Kilopaket mit einer ganzen Rebeltorte und ein Tiegerl Marmelade. Also ich bedanke mich herzlich und ich muss wirklich sagen: „Es gibt nur eine solche Mutti!“
 
Entschuldigt bitte, dass ich nicht mehr schreibe. Ich muss aber noch die Küche aufwaschen und sonst noch Samstagarbeiten verrichten. Ferner will ich mich baden, weil das Wasser warm ist. Morgen folgt ein langer Brief.
 
Herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 134
 
Sonntag, den 10. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich schicke Euch in diesem Paket recht herzliche Grüße. Ich will Euch noch einige Zeilen schreiben. In diesem Paket habe ich oben auf die Hose, welche ich jetzt nicht mehr brauchen kann. Ferner für Vati einiges zum Rauchen. Du, lieber Vati, Du wirst wohl schon längere Zeit gewartet haben und gedacht, ich habe vergessen.  Aber nein, ich denke immer an Dich und dass Du gerne rauchst. Weiters habe ich bei der Marketenderware auch die Zündhölzer und das Schuhfett nehmen müssen. Also das ist alles was ich in diesem einen Paket drinnen habe. Ich hoffe auch, dass es in gutem Zustand und recht bald ankommt. Es ist mir sehr peinlich, dass ich für Dich, meine liebe Mutti, nichts auftreiben konnte. Ich wollte mich wenigstens für die vielen Pakete erkenntlich zeigen, die Du mir geschickt hast. Wenn ich aber etwas finde, welches mir mein Geldbeutel erlaubt und Dir gefallen wird, werde ich keine Mühe scheuen, um Dir es zu besorgen. Also liebe Mutti, sei nicht böse. Ich denke ja so viel nach daheim, ob es Euch auch gut geht. Liebe Eltern, wir gehen Dienstag, den 12., weg. Wohin ist noch nicht bestimmt. Ich bitte Euch nur, regt Euch nicht auf. Wenn man auf Gott vertraut, geht alles so wie es sein soll. Und auf Gott vertrauen wir. Zum Schluss recht herzliche Grüße von Eurem Rudl
 
Grüße an Anna.
Sonntag, den 10.10.43.
 
Lieber Vati!
 
Hier habe ich einiges für Dich und für Großvater. Ich hoffe, dass Dich die Zigaretten in bester Gesundheit antreffen und Dir die Zigaretten schmecken.
 
Weiters bitte ich Dich, dem Großvater die Zigarren zu geben. Aber nicht auf einmal, sonst hat er gleich nichts. Du weißt es ja von Deinem polnischen Tabak. Sag ihm halt bitte, dass die Zigarren vom Rudi sind.
 
Jetzt muss ich leider schließen, denn wir sollen noch heute die Pakete abgeben.
 
Herzliche Grüße an Großeltern von Eurem Rudl.
 
Es ist auch Benzin zum Feuerzeug dabei.
 
Montag, den 11. 10. 43.
Meine lieben Eltern!
Vor allem recht herzliche Grüße. Ich bin noch gesund, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich warte schon sehr auf Post und habe leider keine mehr erwarten könne. Aber es macht nichts. Die Hauptsache ist, dass Ihr Post erhaltet. Aber leider ist das der letzte Brief für die nächste Zeit, denn es geht los. Also liebe Eltern, ängstigt Euch nicht, wenn Ihr in den nächsten Tagen keine Post von mir bekommt.
 Ich muss jetzt sehr viel an Euch denken. Ihr könnt Euch ja vorstellen, wie mir innerlich ist. Jetzt momentan ist mir sehr wohl, ich verzehre die letzten Reste von Muttis guter Rebeltorte. Der Rest ist noch sehr ein großes Stück, denn ich wollte mir noch länger was aufheben. Nun ist es auch egal.
Es tut mir sehr leid, dass ich von meinen Brüdern keine Post erhalten habe. Aber wie ich aus Euren Briefen entnehmen konnte, geht es ihnen noch gut, was mich besonders freut. Bitte schreibt ihnen auch, dass es mir gut geht. Liebe Mutti, sag Weidinger Pepi, sie soll kein Geld schicken, sondern Dir geben. Hoffentlich kommt der Koffer auch gut an.
Jetzt schließe ich mit den letzten Grüßen aus diesem schönen Land von Eurem
Rudl.
 
Grüße an Anna und Fam. Weiß.
 
Brief Nr. 135
 
Polen, den 15. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich bin gesund und hoffe auch dasselbe von Euch. Wir stehen hier in Polen auf der Strecke vor Lemberg und ich will versuchen, diesen Brief nachhause zu bringen, damit Ihr nicht so lange auf Post warten braucht.
 
Bei der Fahrt habe ich es sehr schön. Ich sitze beim Spieß und Rechnungsführer mit noch einem Offiziersburschen in einem Personenwagen. Es ist geheizt und ganz schön warm. Es ist besser als im Viehwagen.
 
Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten. Ich wäre nur sehr neugierig, wo Otto hingegangen ist und wie es daheim aussieht.
 
Schließe mit herzlichen Grüßen Euer Rudolf.
 
Grüße an Anna, Fam. Weiß und Kohoutek.
  
Brief Nr. 136
 
O.U., den 19. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und Küsse von mir. Ich bin noch gesund, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Wo ich bin wisst Ihr ja. Jetzt kommt es auf Glück und Gottes Vorsehung an. Aber wir hoffen alles Gute. Ich bin jetzt seit zwei Tagen hier in diesem Paradies. Aber ich muss Euch ehrlich sagen, so habe ich es mir nicht vorgestellt. Ich bin im südlichen Abschnitt eingesetzt. Bitte schreibt mir, ob Otto noch in Frankreich ist.
 
Ich schicke hier diese Bilder heim. Aber Ihr dürft nicht glauben, ich habe auf alles schon vergessen. Nein, ich denke sehr viel an Euch. Ich schicke es nur heim, damit ich nicht so viel schleppen brauche.
 
Jetzt schließe ich mit recht vielen Grüßen Euer Rudl.
 
Grüße an Fam. Weiß. Bitte um Antwort.
 
Brief Nr. 137
 
Im Osten, den 21. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße von mir und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Ich warte schon sehnsüchtig auf Post. Zwar hoffe ich mir in den nächsten Tagen welche. Ihr habt ja auch länger warten müssen. Aber jetzt will ich versuchen, Euch recht oft zu schreiben. Aber meistens habe ich ja keine Zeit. Ich möchte Euch bitten, bei Feldpostnummer von Otto oder Franzi mir es gleich zu schreiben.
 
Ich sitze hier in einem (in Russland) sehr schönen Haus. Der riesige Backofen spendet reichlich Wärme. Es ist 2 Uhr morgens und ich habe Telefonwache. Wie Ihr vielleicht wissen werdet, bin ich Schwadronsmelder, also immer beim Chef.
 
Weiters haben wir hier schon richtiges Frontleben! Weiters sind wir jetzt erst richtige Reiter. Wir haben uns die russischen Kolchospferde eingefangen und reiten so ohne Biss und Sattel, bloß mit einigen Stricken um den Kopf wie die Teufel. Das ist meine Freude. Ich habe als Melder einen Rappen, 4jährig, aber sehr klein. Wir fliegen nur so über die Steppe. Hier ist es noch nicht sehr kalt, nur bei Nacht kühl. Die Straßen sind unbenützbar.
 
Schließe mit herzlichen Grüßen Euer lieber und guter Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 138
 
Montag, den 25. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße sende ich Euch zu Anfange und ich teile Euch mit, dass ich noch keine Post erhalten habe. Ich glaube immer, es ist schon eine Ewigkeit.
 
Sonst bin ich noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Liebe Eltern, nun möchte ich das mit den Bildern noch klarstellen. Wir waren dauernd in einer solchen Lage (Symbolzeichnung einer Einkesselung) durch Panzer und unser Gepäck war in Gefahr. Jetzt wollte ich diese Bilder heimschicken, denn die waren ja so schön. Also liebe Eltern, bitte schimpft nicht.
 
Sonst kann ich nichts mehr schreiben, ich habe keine Zeit.
 
Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 139
 
Dienstag, den 26. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun ist wieder eine Nacht zu Ende. Ich habe etwas Zeit und will Euch nun einige Zeilen schreiben.
 
Vor allem herzliche Grüße und ich muss Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich will Euch heute etwas mehr schreiben. Aber bitte, Ihr dürft Euch nicht aufregen. Wir sind jetzt als Reserve etwas hinten. Die Artillerie bumst vor uns gehörig und  noch viele andere Waffen. Wir sind schon viel herumgezogen mit unserem Panjewagen und liegen hier jetzt seit drei Tagen in unseren Erdlöchern. Da ich aber Bursche beim Chef und dadurch Schwadronsmelder bin, habe ich es etwas besser. Wir mussten ein  Zelt bauen im nahen Gebüsch und da liegt es sich ganz schön warm die Nacht. Ja heute erhielt ich vom Chef sogar eine Decke, denn die Nacht ist empfindlich kalt. Jetzt scheint wieder die Sonne recht warm und ich muss sogar schon schwitzen. Hoffentlich ist bei Euch auch so ein Wetter, damit Ihr die Arbeit vorwärts bringt. Wie weit seid Ihr eigentlich mit der Arbeit? Habt Ihr die Kartoffeln bald daheim, oder seid Ihr noch beim Bauen? Weiters wäre ich sehr neugierig, wie viel Wein Du heuer geerntet hast. Ist Kohoutek Hans schon eingerückt? Oder gibt es sonst etwas Neues im Dorf? Was ist mit den Kolmbuben und dem Walzer Alois und Franz?
 
Weiters kann ich Euch mitteilen, dass ich sehr viel und gutes Essen habe. Chef sein Weißbrot mit fingerdick Butter und Marmelade schmeckt prima. Nur sollte es etwas regelmäßiger sein. Es hatte auch schon einmal 24 Stunden nichts gegeben.
 
Nun schließe ich, denn ich weiß nichts mehr zu schreiben. Bitte lasst mir Weiß und Kohoutek grüßen. Weiß Mitzi soll mir mal schreiben. Bitte grüßt Otto und Franzi von mir, ich habe noch zu wenig Zeit gehabt, ihnen zu schreiben.
 
Herzliche Grüße von Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 140
 
Sonntag, den 30. 10. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Endlich komme ich wieder dazu, Euch ein Brieflein zu schreiben. Vor allem recht herzliche Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, selbes hoffe ich natürlich auch von Euch.
 
Ich  erhielt schon vor drei Tagen einen lieben Brief vom 5. 10. und zwei 10 dkg Pakete, davon eines mit Tinte und eines mit einer sehr guten Mehlspeise. Ich hatte den Chef etwas kosten lassen und der fragte mich, wer dieses Gute gemacht hat. Also vor allem recht herzlichen Dank dafür. Es war eine sehr große Freude für mich.
 
Na also, Vati, endlich kannst Du wieder den 30 Eimer anfüllen. Hast Dich sehr plagen müssen? Na vielleicht bist das nächste Jahr nicht mehr allein. Es ist sehr erfreulich zu wissen, dass wenigstens daheim alles klappt.
 
Weiters bin ich sehr froh, dass endlich der Koffer angekommen ist und der Stoff nicht der schlechteste war. Der Kamerad hat sich schon sehr herzlich bedankt bei mir, das Paket ist gut daheim angekommen. Nun, liebe Eltern, geht der Brief seinem Ende zu. Ich könnte Euch noch 20 Seiten schreiben und drei Tage erzählen. Eben ging ein Wiener mit einem 1000 Gulden-Schuss zurück.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Ich werde demnächst weniger schreiben können, bitte keine Angst.
  
Brief Nr. 141
 
Russland, den 1. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Eben wurde die Post verteilt und ich erhielt wieder etwas. Und zwar einen Brief vom Franzi und drei 10 dkg Pakete von Euch. Davon war eines mit Puddingpulver, eines mit Butter und eines mit Zucker und Sacharin. Besten Dank für die Mühe. Das Puddingpulver kann ich jetzt leider nicht gebrauchen, aber weiter hinten gibt es immer etwas Milch. Vielleicht kommen wir mal zurück. Die Butter war auch noch sehr gut, ebenfalls der Zucker. Aber leider habe ich keine Zeit den Zucker oder Sacharin aus der Tasche zu nehmen und zuckern wenn es Kaffee gibt. Denn es gibt nämlich nicht oft und nicht viel. Also das ist alles für die Ruhestellung oder im Bunker. Also nochmals herzlichsten Dank dafür. Und nun möchte ich Euch noch bitten, mir nichts zum Essen schicken. Zwar macht es mir sehr große Freude, wenn ich ein Paket mit Mehlspeise oder mit Naschereien erhalte.
 
Nun schließe ich in der Hoffnung, morgen Post zu erhalten.
 
Herzlichen Gruß von Eurem Rudl.
 
Grüße an Fam. Weiß und Kohoutek.
 
Ihr dürft den nächsten Brief an den Gefreiten Weiß adressieren.
 
Brief Nr. 142
 
Samstag im Osten, den 2. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich sitze hier wieder bei Telefonwache und will Euch einige Zeilen schreiben. Aber vor allem recht herzliche Grüße, ich bin noch gesund, aber mein Arsch ist wund geritten. Es war doch zu viel, zwei Tage auf den Pferderücken, ohne Sattel, ohne Decke. Jetzt habe ich einen Wagen und kann, wenn möglich und Befehl, aufsitzen und davon fahren. Ja ich kam eben zurück von so einer hochinteressanten Fahrt. Aber da kannst Du vielleicht etwas erleben mit dem russischen Zeug. Vater kennt ja die Geschirre und ebenfalls die Wagen.
 
Heute bin ich etwas traurig, denn wir haben meinen besten Kameraden der Erde übergeben (Panzer!). Sonst weiß ich Euch leider nichts zu berichten. Das Essen ist sehr gut. Nur die Kälber, Schweine und Kühe haben es gnädig. Von Hühner und Enten darf man überhaupt nicht reden.
 
Jetzt schließe ich mit Grüßen Euer lieber Rudl.
 
Grüße an Weiß Mitzi, sie soll mir mal schreiben. Grüße an Anna.
 
Es ist jetzt 1 Uhr nachts. Schlafen ist nur eine Gewohnheit in Deutschland.
 
Brief Nr. 143
 
Russland, 3. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich will Euch noch schnell einige Zeilen schreiben, bevor es finster wird. Es ist 3 Uhr, ich sitze im Zelt und habe verflucht kalte Füße. Aber ich muss Euch doch schreiben. Leider erhielt ich heute keine Post von Euch, wogegen die Briefe, die ich erhielt, vom 19. 10. waren. Nun hoffe ich, dass ich morgen Post erhalte. Heute erhielt ich auch von Schuster Walter einen Brief. Weiters kann ich Euch mitteilen, dass ich ein Herr Gefreiter geworden bin. Auch erhielt ich heute  Paketmarken, welche ich beilegen werde. Ferner erhielt ich auch Luftpostmarken, von denen ich auch drei beilegen werde, um rascher die Post zu erhalten. Sonst weiß ich nichts zu berichten. In meinem Zelt liegt auch ein Pfarrer aus Bayern, welcher jetzt Sanitätsuffz. ist. Und auch der Chef ist sehr gut zu mir.
 
Nun schließe ich in der Hoffnung, sehr bald Post zu erhalten und sende Euch viele liebe Grüße  und verbleibe Euer guter Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 144
 
Russland, den 5. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Leider ist wieder keine Post von Euch gekommen und ich muss nun doch wieder einige Zeilen schreiben. Vor allem bitte ich um Entschuldigung, dass ich Euch im vorigen Brief um die Marken betrogen habe. Ich werde sie aber heute bestimmt beilegen.
 
Nun will ich Euch ein wenig über meine Arbeit und meinen Dienst berichten. Morgens um 6 Uhr gibt’s Kaffee, den hole ich immer für das ganze Zelt (Chef, zwei Uffz. und einen Funker). Da muss man aber auch schwer auf Draht sein, um die Feldflasche vollzukriegen, denn es gibt nur einmal am Tag Kaffee. Dann kommt die tägliche Arbeit: „Meldung hin – Meldung her“. Abends um 4 Uhr, wenn es finster ist, gibt es Mittagessen und von 6 Uhr bis 6 Uhr schlafen wir, wenn nichts dazwischen kommt. Es sind aber tausend Sachen, die das Leben sauer machen. Na ja, in meinem Erdloch gibt es keine Dampfheizung. Ich hoffe aber immer das Beste und sehr lange schon, dass ich Post erhalte.
 
Herzliche Grüße Euer Rudl.
 
Wenn Ihr ein Paket schickt, bitte Zündhölzer.

Brief Nr. 145
 
Freitag, den 6. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern und lieber Otto!
 
Gestern spät am Abend erhielt ich endlich Post von Euch und zwar vom 24. 10., wo auch der Zettel vom Otto beilag. Ihr könnt Euch die Freude nicht vorstellen. Mir sind die Tränen gekommen. Im Scheine einer Kerze habe ich die Briefe gelesen. Der Iwan hatte es gerade auf uns abgesehen und bedachte uns mit seinem Arie-Feuer. Ich hatte die Briefe zu mir gesteckt und bin dann mit einigen Meldungen weggelaufen.
 
Vor allem freut es mich besonders, dass Otto auch Urlaub erhalten hat. Nur wäre es verflucht schön, wenn wir uns einmal wieder sehen würden. Er soll es sich sehr gut gehen lassen, denn wenn er einmal so weit ist wie ich, dann ist schon alles scheiße. Er soll nur tüchtig Heurigen trinken. Hoffentlich ist es auch mir vergönnt, ihn zu kosten.
 
Es wundert mich sehr, dass Ihr schon mit den Kartoffeln fertig seid und dass Ihr nur 6000 Kilo geliefert habt. Na ja, alle Jahre können sie ja nicht so schön geraten. Es freut mich auch immer aufs Neue, wenn ich höre, dass unsere beiden Pferde noch immer schön sind und dass unser Bubi heuer keine Hitzedübel hatte. Es war gut, dass Ihr die Kartoffel ausgerodet  habt und sehr freundlich vom Daschütz Nr. 6, dass er Euch den Roder geliehen hat.
 
Weiters bin ich sehr erstaunt, dass Kohoutek und Bierbaumer eingerückt sind und dass der lange Baum zur SS kommt. Otto hat durch Walzer Franz und den anderen Urlaubern wenigstens Gesellschaft gehabt. Es ist gut, dass Herrn Walzer seine Hand wieder heilt und es wäre auch für Herrn Baum schwer, wenn er mit seiner Frau ein Pech hätte.
 
Nun habe ich eben nachgerechnet und bin zur Erkenntnis gekommen, dass Otto heute, den 6. 11. schon wieder fort muss und muss daher sehr viel an Euch denken. Nehmt es nicht zu schwer. Wer auf Gott vertraut, dem hilft der Gott auch.
 
Nun  schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer lieber und guter Rudl.
 
Ich erhielt Brief Nr. 1.
 
Brief Nr. 146
 
Samstag, den 14. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Endlich komme ich wieder dazu, Euch einige Zeilen zu schreiben. Ich erhielt gestern einen Brief vom 14. 1o., für welchen ich mich bedanken will. Ich sehe daraus, dass Ihr noch gesund seid, welches auch ich von mir berichten kann.
 
Ich sitze in unserem Bunker, es ist kurz nach Mitternacht und ich habe Telefonwache. Ich hatte die letzte Woche leider keine Zeit zum Schreiben, denn wir waren voll mit dem Bunkerbau beschäftigt und haben jetzt einen richtigen festen Schwadronsgefechtstand gebaut. Wir zwei Melder haben drei Tage gegraben und zwei Tage mit Decken und innen verschallen müssen. Jetzt kann schon der Winter kommen. Ja wenn er nur kommen würde. Ihr müsst nämlich wissen, dass Russland, in dem Abschnitt wo ich bin, ein Schlammmeer ist. Es regnet schon seit einer Woche und es ist kein Weg mehr zum Befahren für weniger zum Gehen.
 
Nach dem vorletzten Brief Nr. 1 vom 24. 10.. kann ich Euch noch einiges beantworten. Es hat mich riesig gefreut, dass auch Otto endlich einmal Urlaub erhielt. Der wird es sich ordentlich gut gehen haben lassen. Na für mich wird auch noch mal die Zeit kommen, wo ich auf einige Zeit vom Barras nichts merke. Ich erhielt heute einige Marken, es werden wohl die letzten bis Neujahr sein. Ich hoffe aber, dass mich die Pakete noch bis Weihnachten erreichen. Ich schicke ebenfalls zwei zur Rendi-Tante.
 
Nun schließe ich das Brieflein mit herzlichen Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 147
 
Russland, den 15. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Weil ich eben einige Minuten Zeit habe, will ich Euch ein Brieflein schreiben. Es ist 4 Uhr morgens, der Bunker ist schon ganz ausgekühlt, denn wir sind abmarschbereit. Draußen  weht ein ziemlich kühler Wind und trotzdem gefriert es nicht. Gott sei Dank hat es vom Regnen aufgehört, aber der Matsch ist unvorstellbar. Wenn man 1 km in diesem Schlamm geht, ist man müde zum Umfallen und ich bin Melder und laufe wie ein Windhund den ganzen Tag. Sonst geht es mir recht gut. Ich habe genug zum Essen und bin gesund, was die Hauptsache ist.
 
Es ist nur zum Heulen, dass ich nicht mehr Post erhalte. Hoffentlich erhalte ich heute einen Brief. Ihr werdet ja mit der Arbeit ziemlich fertig sein. Arbeitet die Anna noch immer so fleißig? Habt Ihr die Weingärten schon angezogen? Hat der Wein ordentlich vergärt und ist er gut? Was hat Otto im Urlaub geschafft, wo ist er jetzt? Habt Ihr die Handschuhe schon abgeschickt? Ich könnte sie jetzt bald gut gebrauchen.
 
Sonst weiß ich jetzt nichts mehr zum Schreiben. Ach ja, ich war Sonntag den 7. 11. bei einer Messe und auch Kommunion. Es war sehr rührend und schön.
 
Nun schließe ich mein Brieflein mit den herzlichsten Grüßen Euer lieber Rudl.
 
Brief Nr. 148
 
Russland, den 16. 11. 43.
 
Mein lieber Vater!
 
Heute will ich an Dich einen Brief schreiben und Dir gleichzeitig zu Deinem Namenstag, welchen Du am 4. Dezember hast, herzlichst gratulieren. Ich habe auch ein Paket Tabak und einige Zigaretten aufgespart, um sie Dir zu schicken. Aber leider hatten wir auch dazu keine Zeit.
 
Ich habe heute wieder auf Post gewartet, aber leider ist wieder nichts gekommen. Nun muss ich wieder einen Brief ohne richtige Antworten schreiben. Vor allem kann ich Euch berichten, dass ich noch gesund und munter bin. In unserem Bunker ist es zum Aushalten. Ich als Melder habe zwar genug zu tun, aber dafür brauche ich nachts nicht Wache stehen und Stellungen bauen. Es will wieder regnen und der Dreck ist sowieso unerträglich. Ja das ist eben Russland.
 
Jetzt schließe ich mein Brieflein mit herzlichen Grüßen an Mutti und an Dich von Rudl.

Brief Nr. 149
 
Russland, den 18. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich bin nun mit den Briefen ganz aus der Reihe gekommen und habe jetzt die Nummer 10 geschrieben. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht mehr aus der Reihe komme.
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Leider habe ich heute wieder keine Post erhalten und will Euch jetzt, weil es die Zeit erlaubt, schreiben. Wir hatten eben wieder Alarm und warten auf den Abmarsch. Die Kameraden liegen mit dem Koppel umgeschnallt und das Gewehr an der Seite und schlafen. Ja, die Zeit zum Schlafen ist jetzt nun bald wenig geworden. Heute Nacht hat es wieder geregnet und es war stockdunkel und der Dreck ist unvorstellbar. Ich muss mit einigen Meldungen weg bei dieser Finsternis, ohne Weg jemand finden, da darf man nicht der Blödeste sein. Der Iwan lässt uns keine Ruhe und es ist immer etwas los. Besonders im Abschnitt Alexandria (Schaut einmal auf der Karte).
 
Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten und hoffe nur, dass ich heute Abend Post erhalte. Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 150
 
Russland, den 19. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Leider ist bis jetzt noch keine Post gekommen und ich bin gezwungen, Euch wieder so einen Brief zu schreiben. Nun muss ich Euch eine schlechte Nachricht bringen: ich habe schon Läuse! Ja, nun bin ich hier in einem Haus und will meine Wäsche kochen. Ihr könnt Euch ja vorstellen, wie peinlich es ist für mich, wenn ich neben dem Chef liegen soll, Na, das ist eben Russland.
 
Na, sonst weiß ich Euch nichts zu berichten, als dass es heute richtig gefroren ist und auch bald schneien wird. Ich habe heute einen Brief für Euch einen Urlauber mitgegeben, damit Ihr auch früher Post von mir bekommt. Jetzt hoffe ich nur, dass ich bald Post erhalte. Sagt, hat Otto mir aus seinem Urlaub nicht geschrieben? Was hat er immer gemacht, hat er auch gearbeitet? Na, vielleicht kommt auch für mich die Zeit wieder einmal.
 
So nun schließe ich meine Zeilen mit recht herzlichen Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Bitte um Antwort.
 
Brief Nr. 151
 
Donnertag, den 25. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun mit großer Freude kann ich Euch wieder einen Brief schreiben. Ihr habt jetzt wohl länger keine Post von mir erhalten. Aber nun hoffe ich, dass es wieder regelmäßig sein wird.
 
Ich liege jetzt 20 km hinten mit noch vier Kameraden in einer Russenbude. Ich besitze nichts mehr, nur das was ich am Leib trage. Ich finde meine Einheit nicht mehr. Dankt unserem Herrgott, dass ich noch lebe. Merkt Euch den 21. 11. Ich werde diesen Tag mein Leben lang im Gedächtnis halten. Mit noch fünf Kameraden bin ich durchgekommen. Wir lagen 30 km hinter den Russen. Aber bitte keine Aufregung. Es ist jetzt alles wieder gut. Ich hoffe, dass wir die nächsten Tage unsere Einheit finden und auch wieder einmal Post erhalten.
 
Sonst weiß ich Euch jetzt leider nichts mehr zu schreiben.
 
Nun schließe ich mit dem Vertrauen auf Gott, dass wir uns wieder sehen.
 
Herzliche Grüße Euer Rudl.

Brief Nr. 152
 
Russland, de 27. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße von mir. Ich bin noch gesund und hoffe dasselbe auch noch von Euch.
 
Leider habe ich meine Einheit bis jetzt noch nicht gefunden und werde wahrscheinlich einer anderen zugeteilt. Nun ist das aber verflucht beschießen, denn ich erhalte da keine Post und auch sonst nichts. Aber da kann man nichts machen, das ist eben echt Barras. Ich versuche, diesen Brief einen Urlauber mitzugeben. Ich muss jetzt schließen, trotzdem dass ich noch sehr viel zu schreiben hätte. Das kann und darf man aber nicht schreiben. Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen von Eurem lieben Rudl.
 
Habt keine Angst, wenn ich die nächste Zeit wenig schreibe. Gott wird uns schon helfen. Ich wünsche Euch noch gesegnete Weihnachten. Rudl.
 
Brief Nr. 153
 
Russland, 4. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun endlich bin ich gestern nachts wieder zu meiner Einheit gekommen und ich habe gleich zwei Briefe von Euch vorgefunden. Und zwar einen vom 16. 11. und einen vom 23. 11. Also besten Dank meine lieben Eltern. Die Freude, die ich hatte, könnt Ihr Euch ja vorstellen.
 
Was ich bis jetzt durchgemacht habe, kann ich Euch nicht schreiben. Ich habe keine Kameraden mehr. Der größte Teil ist in Sibirien, der andere tot. Auch alle meine Sachen hat der Iwan genommen. Es hat jetzt beinahe jeden Tag geregnet und der Dreck ist unvorstellbar. 40 km über aufgeweichte Felder schafft man leicht in einem Tag. Das ist eben Russland.
 
Auf Euren Brief vom 16. 11.: Ich bin sehr erstaunt, dass Herr Zehetner gestorben ist, ist auch schwer für die Familie. Weiters bin ich Dir sehr dankbar, dass Du mir über unsere angebauten Felder geschrieben hast. Es ist eine große Freude für mich zu wissen, dass die Pferde gesichert sind und das nächste Jahr genug Hafer und Klee zum Fressen haben. Lass mir bitte Fam. Schaller grüßen.
 
Brief vom 23. 11. Vor allem bedanke ich mich für Eure Gratulation  zum Gefreiten. Du schreibst, wieso ich befördert wurde? Ich bin erster Melder und hatte immer genug zu tun. Ich bin nicht der schlechteste Soldat und der Chef kann mich gut leiden. Er hat sogar um mich geweint. Bin neugierig, was er morgen sagt, da komme ich wieder zu ihm.
 
Von Otto habe ich überhaupt noch keine Post. Bitte was hat er im Urlaub gemacht? Hat er nicht geschrieben? Bitte berichtet mir über ihn. Franzi ist ein Jahr in Russland, ich einen Monat, aber ich bin bestimmt auch seiner Ansicht.
 
Weiters freut es mich sehr, dass mir Mutti ein Paket mit Bäckereien geschickt hat. Denn hier in Russland hat man besonders einen Gusto nach was Süßen. Hoffentlich kommt das Paket an.
 
Nun schließe ich mein Brieflein mit herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Werde die nächste Zeit wenig schreiben, keine Angst bitte.
  
Brief Nr. 154
 
Russland, den 11. 11. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem die herzlichsten Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, dasselbe ich auch von Euch hoffe.
 
Leider muss ich Euch mitteilen, dass ich schon wieder versprengt bin und daher auch keine Post erhalte. Es hat gestern geschneit und es ist jetzt ziemlich kühl. Ich bin jetzt drei Tage bei einer anderen Einheit mit einen Wagen gefahren, mit zwei schönen Rappen. Das wäre so das Richtige für mich. Aber leider haben sie mich heute wieder abgeschoben und ich versuche, meine Einheit zu finden. Sonst kann ich leider nichts mehr schreiben. Nur Russland ist sehr, sehr hart und unerbitterlich.
 
Zum Schlusse  wünsche ich Euch recht gesegnete Weihnachten und ein glückliches neues Jahr und bitte Euch, ruht Euch die Feiertage recht gut aus und lasst Euch durch diesen Brief nicht in Aufregung bringen.
 
Bitte lasst mir alle Bekannten grüßen  und ich wünsch allen dasselbe. Herzliche Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Brief Nr. 155
 
Russland, den 11.12.43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße aus meiner alten Einheit. Ich bin nun gestern spät am Abend zu meinem Tross gekommen, wo ich auch einige Kameraden noch vorfand. Leider ist unser Chef auch gefallen und mit ihm der größte Teil meiner Kameraden.
 
Jetzt geht es mir augenblicklich sehr gut, aber leider habe ich noch keine Post erhalten. Die zwei letzten Briefe habe ich auch dem Iwan überlassen müssen. Ich kann mich noch entsinnen, dass Du mir geschrieben hast, dass die Kreisjagd mit über 500 Hasen gut abgelaufen ist. Und sonst weiß ich nichts mehr. Ihr werdet Euch wohl vorstellen können, wie es hier aussieht. Ich besitze gar nichts mehr.
 
Bitte schreibt mir etwas über Otto und Franzi. Ich erhielt von Otto überhaupt noch keine Post ebenfalls von Franzi.
 
Es hat jetzt ein wenig geschneit, so vier Finger, und es ist auch jetzt endlich der große Dreck zusammen gefroren. Die Kälte die wäre noch zum Aushalten. Aber Russland ist doch nicht zu schildern,
 
Bitte wünscht allen Bekannten wie Fam. Weiß, Kohoutek und Walzer sowie Großeltern und Verwandten gesegnete Weihnachten.
 
Auch wünsche ich Euch ebenfalls alles Gute und hofft auf Gott, er allein macht es wie es kommen muss.
 
Jetzt schließe ich mit herzlichen Grüßen und Küssen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Den letzten Brief habe ich einen Urlauber mitgegeben und habe mich im Datum geirrt. Es war nicht der 11. 12.., sondern der 10. 12.

Brief Nr. 156
 
Russland , den 20. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Mit Gewalt reiße ich mich nun zusammen um Euch einige Zeilen zu schreiben. Vor allem recht herzliche Grüße und ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Entschuldigt bitte, dass ich Euch nun längere Zeit nicht geschrieben habe. Ich liege seit 10 Tagen bei 20° Kälte vorn im Loch. Also, Ihr könnt Euch vorstellen, dass man da nicht schreiben will. Aber heute muss es sein, Meine Fingerspitzen haben zwar kein Gefühl mehr. Leider kommt auch keine Post nach vorne und das was nach vorn kommt ist gefroren. Wir sollen sogar auch die Weihnachten hier sein. Ja, wenn es der Iwan erlaubt. Es ist kaum noch mit den Läusen zum Aushalten. Ich habe mich gestern trotz der Kälte ausgezogen und 170 Stück gefangen. Ja, Russland ist hart.
 
Nun schließe ich meinen Brief mit einem Gottes Namen und herzlichen Grüßen Euer Rudi.
  
Brief Nr. 157
 
Osten, den 21. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich kann Euch mit Freuden mitteilen, dass ich noch gesund bin. Selbes ich auch von Euch hoffe. Heute hatte ich einen Glückstag, ich erhielt nämlich das Paket mit den Handschuhen, den Fußlappen und Butter, Marmelade, Kunsthonig und den paar Fäden Zwirn. Also, liebe Mutti, herzlichsten Dank dafür.
 
Weiters erhielt ich den Brief Nr.2, Nr. 8, 9, 10. Also nur solche mit Luftpostmarken. Ich bedanke mich besonders bei Vati für das fleißige Schreiben. Ich bin sehr erstaunt zu hören, dass Franzi verwundet ist. Es ist mir aber zugleich eine Freude zu wissen, dass Ihr wenigstens einen Buben zu Weihnachten daheim habt. Ich bin auch schon zweimal verwundet, aber nur winzig kleine Splitter, einen in der Brust und einen im Arsch.
 
Das eine was mich nicht freut ist, dass Otto auch nach Russland gefahren ist. Na, es wird schon recht werden. Dass die Pferde schön sind, freut mich sehr und besonders auch, dass Ihr mit der Arbeit fertig geworden seid. Ich staune auch, dass Ihr die Gräden betoniert habt und ebenfalls ein Hühnerstall gebaut wurde.
 
Jetzt bin ich neugierig, ob ich die 7 Pakete von Euch und das eine von Weiß und Sperl erhalte. Leider muss ich jetzt schließen, denn die Finger sind schon ganz steif. Die habe ich mir schon ein wenig erfroren, ebenfalls die Füße. Weiters habe ich heute 220 Partisanen (Läuse) abgeschossen. Ein Vergnügen.
 
Nun schließe ich mit recht vielen Grüßen und recht, recht herzlichen Dank für Paket und die Briefe und verbleibe Euer Guter Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 158
 
Russland, den 25. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße im Anfange meines Schreibens, kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, welches ich auch von Euch hoffe. Also jetzt ist Weihnachten! Gott sei Dank blieb der Iwan ruhig und wir können wenigstens einigermaßen Weihnachten feiern. Die Weihnachtszuteilung ist zwar etwas matt ausgefallen, aber der Frontsoldat ist ja mit allem zufrieden. Es war ½ Flasche Wein, sehr wenig Schnaps, 1 ½ Rippen Schokolade, ein wenig Keks und einen Wecken sehr gutes Weißbrot.
 
Nun aber das Wichtigste, die Pakete. Ich hatte die meisten Pakete vom ganzen Haufen. Und zwar: 1 kg von Rendi-Tante, 1 kg von Weiß Mitzi, 1 kg von Weidinger Mitzi und von Dir, liebe Mutti das 2 kg Paket mit den Dosen und ein großes 2 kg Paket, wahrscheinlich mit Bäckerei. Ich habe erst ein Paket, das von Irene aufgegessen und die anderen noch nicht geöffnet, denn ich werde wahrscheinlich in den nächsten Tagen abgelöst und einige Tage in Ruhe verbringen und da könnte ich sie dann im geöffneten Zustand nicht wegschaffen. Weiters ist mein Magen vom kalten Essen sehr hergenommen, dass ich nur vorsichtig essen kann.
 
Ich habe gestern abends sehr viel an Euch gedacht und ich hoffe, dass Franzi bei Euch war und Ihr nicht zuviel an mich gedacht habt. So vergehen eben die Weihnachten 1943.
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer lieber Rudl.
 
Tausendmal Dank für die Pakete.
 
Brief Nr. 159
 
Russland, den 27. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße aus der Ruhe sende ich Euch in der Hoffnung. dass Ihr noch gesund seid, welches ich auch noch von mir berichten kann.
 
Ich bin nun seit drei Tagen in Ruhe und habe mich nun mal richtig gelaust, gewaschen und ausgeschlafen. Aber leider wird die Ruhe nur noch zwei bis drei Tage dauern. Aber die Weihnachten sind doch ganz ruhig verlaufen. Den heiligen Abend habe ich im Loch verbracht, wo 40 m vor uns der Russe lag und am Christtag abends wurden wir abgelöst. Heute wurden wir wieder frisch aufgestellt und von der 800 Mann starken Abteilung sind jetzt noch 100 übrig, Ja, ich habe bis jetzt schon ein wenig etwas gesehen.
 
Lieber Vater nun will ich Dir ein wenig etwas zu Rauchen schicken. Es ist zwar nicht viel, denn zweimal hat mir der Iwan schon alles genommen, Also, lieber Vater, sehe es als mein Weihnachtsgeschenk an. Aus Russland kann man leider nicht viel verlangen, oder besser gesagt nicht viel schicken. Ja, der Iwan hat mir alles genommen. Es hat jetzt wieder etwas mehr geschneit und es ist jetzt trotz der Filzstiefel in den Füßen kalt. Die Zehen tun mir sehr weh, die habe ich gefroren, ebenfalls habe ich in den Fingerspitzen kein Gefühl. Sonst weiß ich nichts zu berichten. Bitte entschuldigt die schlechte Schrift und das schlechte Aufsetzen des Briefes, aber ich habe keine Ruhe, denn die Kameraden lachen und singen am selben Tisch.
 
Nun schließe ich, herzliche Grüße Rudl.
 
Brief Nr. 160
 
O.U., den 29. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also die Ruhe, die hat nicht lange gedauert und zwar nur drei Tage, denn heute Abend geht es schon wieder nach vorn. Nun möchte ich Euch noch ein Brieflein schreiben und am Anfange recht herzlich grüßen und Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe.
 
Ich erhielt die letzten Tage den Brief Nr. 11 vom 11. 12., für welchen ich mich bestens bedanken will. Nun will ich mich auch für die Pakete bestens bedanken, vor allem für das 2 kg Paket mit der guten Bäckerei. Die zwei Dosen habe ich noch nicht geöffnet. Also, meine lieben Eltern, besten Dank dafür. Die drei Tage habe ich genug gegessen. Es ist  nur blöde, dass ich ebenfalls Neujahr im Loch verbringen muss.
 
Hoffentlich war Franzi bei Euch daheim und Ihr nicht Weihnachten allein verbringen musstet. Also nimmt es nicht zu schwer, es wird schon alles gut werden.
 
Ich habe die Tage zwei Pakete mit Rauchwaren heimgeschickt. Hoffentlich kommen sie an. Weiters sind die Fußlappen und die Handschuhe schon im Gebrauch und ich will mich bestens bedanken dafür.
 
So nun weiß ich nichts mehr zum Schreiben und schließe in der Hoffnung, dass im Jahre 1944 der Krieg ein Ende nimmt. Und ich verbleibe Euer lieber und guter Rudl.
 
Brief Nr. 161
 
Osten, den 30. 12. 43.
 
Meine lieben Eltern!
 
Weil ich eben das Paket mit den zwei Dosen aufgemacht habe und mir die Blutwurst recht gut geschmeckt hat, will ich mich nochmals recht herzlich bedanken. Die Dosen mit Blutwurst und Bratl sind im guten Zustand angekommen uns zwar sind sie ein Monat gegangen. Ich habe einen Kocher organisiert und habe mir jetzt damit die Blutwurst warm gemacht und den Kaffee aufgetaut, das ist etwas besser, wie alles gefroren. Dazu habe ich von Weidinger Mitzi ihrem Paket noch etwas Kuchen gehabt, den auch dazugegessen habe. So macht man sich das Leben etwas leichter.           
 
Ich bin seit gestern abends wieder vorne im Loch. Der Iwan ist in diesem Abschnitt, wo wir jetzt sind, etwas ruhiger. Aber im Letzten, da wurden wir nicht mit den Verwundeten- und Totentransport fertig. Ich bin jetzt wieder mit den Kameraden, der am 21. 11. mit mir war, im Loch zusammen. Das Wetter ist sehr kühl und windig und auch der Schnee wird immer mehr. Die Weihnachten sind jetzt vorüber und das alte Jahr will zu Ende gehen. Hoffen wir, dass das neue Jahr gut für uns ausfällt und wir uns alle wieder gesund daheim treffen können. Bitte entschuldigt die Schrift. Es geht aber wirklich nicht besser, denn bei zwanzig Grad Kälte sind die Finger beim Schreiben steif und die Knie als Unterlage sind auch nicht das Beste.
 
Bitte schreibt mir wieder, was mit Otto und Franzi los ist, denn ich erhalte keine Post von ihnen. Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen und tausend Küssen von Eurem Rudl.
 
Vielen Dank für die Dosen. Grüße an Anna.

Brief Nr. 162
 
Osten, den 1. 1. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist Neujahr! Das Jahr 1944 hat nun begonnen und ich will Euch ein wenig meinen Silvester schildern. Um 12 Uhr haben wir alle den Iwan 20 Schuss hinübergeschickt, ebenfalls die Artillerie. Na, da haben wir das Neujahr ein wenig eingeschossen.
 
Nachher habe ich und mein Kamerad die erhaltene Schnapsflasche aufgemacht. Der Kamerad hatte ein Paket mit Krapferln erhalten  und so haben wir einmal die 2 kg gegessen. Dann habe ich mir einen Kochgeschirrdeckel mit Blutwurst gebraten, da war ich so einigermaßen voll. Um 9 Uhr habe ich die Dose mit Bratl aufgemacht und auch wieder gebraten. Und eben habe ich wieder eine Blutwurst vertilgt und habe das Gefühl von Sattsein. Also, so habe ich meinen Neujahrstag verbracht. So nun könnte ich Euch noch anweinen, dass mich wahnsinnig in den Füßen friert und die Filzstiefel gefroren sind. Es hat gestern geschneit und heute ist es verflucht kalt.
 
Weiters habe ich wieder gelaust und einen Haufen solcher Käferl erledigt. Bei einer Kälte von über 20° ist es bestimmt nicht feierlich, ohne Hemd zu sitzen und Läuse knacken.
 
Also nun weiß ich nichts mehr zu schreiben und will mich nochmals recht herzlich für die Dosen bedanken. Dass ich beim Essen an Euch gedacht habe, werdet Ihr wohl ahnen können. Hoffen wir, dass Ich das Jahr 1945  in einer anderen Umgebung und in Eurer  Mitte feiern darf.
 
Recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Bitte um Antwort.
 
Brief Nr. 163
 
Osten, den 2. 1. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern erhielt ich den Brief Nr. 12, vom 16. 12., für welchen ich mich bedanken will. Die Neuigkeiten habe ich bereits alle aus Deinen vorigen Briefen gelesen, nur dass Wegscheiter weg ist, das ist mir neu. Na, dieser Furie schadet das nicht. Hoffentlich lässt sie Euch eine Ruhe. Die ist ja gar nicht wert, dass sie mit Euch redet.
 
Heute habe ich die letzte Blutwurst gegessen und jetzt habe ich noch beinahe das ganze Bratl und von Weidinger Mitzi  ein Marmeladeschachterl voll Schmalz, weiters auch noch Speck.
 
Aber leider ist unser Kocher heute ausgebrannt. Ich werde versuchen, heute Nacht etwas zu organisieren. Wir dürfen uns nämlich nur bei Nacht sehen lassen (Scharfschützen). Weiters ist es jetzt sehr kalt, denn der Mond kommt jetzt, 20 bis 25 Grad. Heute habe ich die Handschuhe von Dir, liebe Mutti, gestopft und habe dabei gesehen, dass die Eierhandgranate ein gutes Stopfholz abgibt. Aber es war nicht leicht, bei dieser Kälte mit halb erfrorenen Fingern. Man hat nämlich kein Gefühl.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 164
 
Krakau, den 12. 1. 44.
 
Liebe Eltern!
 
Wurde am 4. Jänner leicht verwundet und  liege jetzt in Krakau. Wir werden morgen entlaust und es geht voraussichtlich die nächsten Tage nach Deutschland. Nähere Anschrift abwarten.
 
Herzliche Grüße Euer Rudl.
  
Brief Nr. 165
 
Chronau-Heim, 16. 1. 44.
 
Meine Lieben Eltern!
 
Heute ist Sonntag und ich denke wieder nach Heim. Nun will ich Euch wieder einige Zeilen schreiben. Es ist zwar kaum zum Lesen, aber mit der Hand in der Schiene geht es nicht besser. Der Schuss heilt ganz schön zusammen, aber die Hand ist beim Ellbogen noch sehr geschwollen und läst sich nicht bewegen. Der Streifschuss am Oberschenkel ist nur oberflächlich, dafür schmerzt er auch besser. Ich werde wohl noch einige Wochen hier sein bis ich wieder gesund bin. Sonst bin ich wohlauf und bester Laune. Nun habe ich Euch wegen dem Paket geschrieben, das müsst Ihr aber dringend abschicken. Brot und Kartoffeln gibt es ja genug, aber die Schmierasch ist verflucht wenig. Sonst ist es sehr gemütlich hier. Ich habe jeden Abend mein weißes, weiches Bett und brauch mich also nicht beklagen. Ist auf jeden Fall besser, wie ein Loch unter freien Himmel, 100 m vom Iwan entfernt. Bitte lasst mir die Bekannten grüßen. Ich hoffe recht bald auf Post.
 
Herzliche Grüße Euer Rudl.
 
Brief Nr. 166
 
Montag, 17. 1. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße am Anfange sende ich Euch in der Hoffnung, dass Ihr noch gesund seid. Ich habe eben mein Mittagsschläfchen beendet und muss Euch noch einige Zeilen schreiben.
 
Mein Schlafzimmer ist ganz oben im Dachkammerl und beim Fenster zieht der Harzgeruch der nahen Tannenbäume herein. Heute ist ein herrliches Wetter, die Sonne scheint recht warm beim Fenster herein und der Schnee sucht sich krampfhaft unter den Bäumen zu halten. Ein kleiner Wildbach sorgt Tag und Nacht für Musik unter unserem Fenster. Die Hand verheilt sehr schön nur jetzt beginnt die Massage und Bewegungsübungen und die haben mir heute ganz schön Schmerzen verursacht.
 
Sonst ist alles in Ordnung. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage schon ausgehen darf. Jetzt fehlt nur noch, dass ich von Euch Post erhalte. Meiner Meinung nach dürften die Briefe am Ende der Woche ankommen und vielleicht auch ein Paket.
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 167
 
Chronau-Heim, 23. 1. 44.
 
Meine  lieben Eltern!
 
Nun warte ich schon 10 Tage auf Post vom Euch und leider ist es der Reichspost nicht gelungen, einen Brief in fünf Tagen von Wien nach Dresden zu befördern. Und von Dresden sind es nur mehr 35 km (Süd.). Ihr werdet es wohl schon gefunden haben. Meine Gesundheit hat sich schon um Vieles gebessert und werde wahrscheinlich schon in 14 Tagen raus müssen.
 
Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten und schließe mit herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Grüße an Anna
 
Brief Nr. 168
 
Schellerhau, 27. 1. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich endlich die erste Post von Neustift, aber leider nicht von Euch. Der Brief wurde am 24.1. geschrieben und ist also nur drei Tage gegangen. Hoffe aber, dass ich in den nächsten Tagen auch von Euch einen Brief erhalte.
 
Bis dahin recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
  
Brief Nr. 169
 
Schellerhau, den 2. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern und lieber Franzi!
 
Heute um 9 Uhr Früh erhielt ich sehr überraschend Euer Telegramm aus Wien. Also ich sehe daraus, dass Franzi aus dem Lazarett entlassen wurde und jetzt auf Genesungsurlaub daheim ist. Damit ist meine größte Freude, Franzi nochmals zu sehen, ins Wasser gefallen. Denn mein Urlaubsgesuch hatte ich noch am Montag abgegeben und selbes wäre bestimmt durchgegangen.
 
Also besten Dank für das Telegramm und der Karte aus Dresden. Die Fahrt bis nach Dresden war bestimmt nicht angenehm, stehend in diesem schaukelnden Kasten. Liebe Mutter, wie war die Fahrt bis Wien? Ich hoffe, dass es nicht mehr so schwer war, wie die vorige.
 
Wahrscheinlich werde ich in 14 Tagen auch schon entlassen. Und nun mache ich Schluss und verbleibe Euer Rudl.
 
Ich bitte Franzi um einen Brief.
  
Brief Nr. 170
 
Schellerhau, den 5. 2. 44.
 
Meine Lieben!
 
Heute will ich Euch einige Zeilen schreiben und Euch mitteilen, dass ich noch immer wohlauf bin.
 
Ich warte schon sehr auf Post von Euch, denn ich möchte ja wissen, wie lange Franzi Urlaub hat. Mein Urlaub ist auch nicht mehr weit, denn meine Entlassung ist für Freitag, den 11. 2., vorgemerkt. Die Wunde will aber nicht heilen und ich werde noch um acht Tage länger bleiben. Also da komme ich Ende Februar auf Urlaub. Die letzte Woche war bei uns ein sehr schlechtes Wetter, es hat jeden Tag geregnet und seit heute Nacht schneit es furchtbar.
 
Sonst weiß ich Euch nichts mehr zu Schreiben und schließe mit recht herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Habt Ihr das Paket Tabak erhalten?

Brief Nr. 171
 
Schellerhau, den 6. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute Mittag erhielt ich den ersten Brief von Euch. Ich sehe, dass Ihr gleich geschrieben habt und will mich bestens bedanken dafür.
 
Dass Ihr eine so schlechte Heimfahrt hattet, hatte ich nicht gemeint. Du warst bestimmt todmüde, als Ihr in Wien angekommen seid. Na Vater, ich will Dir dafür einige Zigaretten beilegen, ich habe leider nicht mehr. Ich habe Dir auch ein Paket Tabak geschickt, hoffentlich erhältst Du es bald. Franzi hat nur 14 Tage Urlaub? Das ist wohl der Genesungsurlaub. Dann wird er ja auch noch Erholungsurlaub kriegen und da könnten wir dann beisammen sein. Dass Ihr mir gleich das Telegramm geschickt habt, war sehr gut, denn sonst wäre ich bestimmt weggefahren, denn das Gesuch, welches ich machte, war beinahe schon bewilligt.
 
Hoffentlich schreibt Franzi mir bald. Hat er das Paket aufgegeben? Ich wäre nämlich auf die Bilder neugierig. Dass mir Mutter morgen schon wieder ein Paket mit Krapfen schickt, wäre nicht nötig, denn ich habe eben den letzten Strudel aufgegessen und jetzt habe ich noch Fleisch und Schmalz und alles andere. Das Wetter bei uns ist traurig. Heute, weil Sonntag ist, müssen wir auf der Stube sitzen, denn seit drei Tagen schneit es und es liegt schon knietief Schnee. So bleiben wir eben daheim, schreiben Briefe und erzählen uns etwas.
 
Meine Wunde am Oberschenkel ist noch immer offen und am Freitag wird es wohl nichts mit der Entlassung sein. Also da kann ich Ende Februar auf Urlaub kommen. Die Wunde kann vielleicht auch noch länger nicht zuheilen und ich komme dann erst März in Urlaub.
 
Hoffentlich habt Ihr meine Sonntagsschuhe schon beim Schuster gehabt, sonst würde ich Euch bitten, es nachzuholen. Am besten freue ich mich schon, wenn ich wieder einmal mit meinen zwei Pferden fahren kann.
 
Nun mache ich Schluss und zwar mit herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 172
 
Schellerhau, am 9. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich Euren Brief vom 5. 2., für welchen ich mich bestens bedanke. Es freut mich sehr, dass Du mir von  der Musterung geschrieben hast. Da war ja wieder bisschen etwas los in Neustift.
 
Gestern erhielt ich auch das Paket vom Franzi mit den Bildern. Also ich bedanke  mich herzlich dafür. Es war noch alles schön, nur die Birnen waren verfault. Morgen sollte ich entlassen werden, wurde aber bei der heutigen Untersuchung noch bis Freitag, den 18., lazarettfähig geschrieben.
 
Herzliche Grüße Rudl.
  
Brief Nr. 173
 
Schellerhau, den 9. 2. 44.
 
Mein liebster Franz!
 
Herzlichen Dank für Deinen lieben und langen Brief. Es ist sehr schön, dass Du ein Gesuch wegen meines Kurzurlaubes gemacht hast, aber leider ist es ohne Nutzen. Ich habe in der Schreibstube und den Arzt gefragt und erhielt die Antwort; „Sie werden ja sowieso nächste Woche entlassen. Es gibt Soldaten, die haben sich fünf Jahre schon nicht gesehen“. Ich hoffe jetzt stark, dass Du Deinen Erholungsurlaub kriegst und wir uns Ende Feber noch sehen. Bis dahin bleibe ich Dein Bruder Rudl.
 
Brief Nr. 174
 
Schellerhau, den 11. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich Euren lieben Brief vom 6. 2. und bedanke mich herzlichst dafür. Es ist doch etwas heimlicher, wenn  laufend Post ankommt.
 
Es war eine große Freude für mich (ca. 5 Wörter unleserlich) Du nun lieber Vater durch meine Pakete aus Russland der Zigarettennot für einige Zeit enthoben bist. Ich hatte die Pakete wirklich schon aufgegeben.
 
Und nun zum Hauptthema. Ich hoffe wirklich fest, dass Franzi Verlängerung erhält, denn dann könnte ich Franzi noch für einige Tage treffen. Ich werde für bestimmt am 18. 2. entlassen. Meine Wunde ist jetzt vollkommen geheilt.
 
Nun muss ich Euch noch mitteilen, dass wir hier furchtbar viel Schnee haben. Es schneit jeden Tag. Der Weg zum Gasthaus, von wo Ihr mit dem Autobus weggefahren seid, ist ¾ m hoch mit Schnee verweht und ich musste jetzt drei Tage schon hinunter gehen. (Einmal um Verpflegung und zweimal wegen dem Führergeschenk.) Weiters werde ich der Mutter bestimmt alle Schachteln mit nach Hause nehmen.
 
Ich schließe den Brief in der Hoffnung, dass die Zeilen Franzi daheim noch antreffen. Franzi wird bestimmt Erholungsurlaub erhalten.
 
Herzliche Grüße an Franzi. Mutti und Vati von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 175
 
Schellerhau, den 14. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch noch einen Brief schreiben. Also ich werde bestimmt am 18. 2. entlassen. Darauf werde ich nach Augsburg fahren und hoffentlich gleich Urlaub erhalten.
 
Ich schreibe Euch diese Zeilen in der Hoffnung, dass Franzi Urlaubsverlängerung erhielt.
 
Herzliche Grüße Rudl.
 
Brief Nr. 176
 
Augsburg, den 20. 2. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße aus Augsburg. Ich sitze in der Kaserne und weiß nicht was ich tun soll. Es wurde mir hier versprochen, dass ich Montag, den 21., auf Urlaub fahren darf. Und heute kam Befehl, dass wir nach Füssen im Allgäu fahren müssen. Also da fahren wir am 21. fort und kommen noch am selben Tag an. Ich hoffe daher, dass ich bis am 25. in Urlaub bin. Und meine einzige Hoffnung ist, dass Franzi noch daheim ist. Gelt, es ist doch so! Ich lasse ich besonders grüßen.
 
Bis dahin bleibe ich Euer Rudl.
 
Auf Wiedersehen.

Brief Nr. 177
 
München, den 30. 3. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Habe hier bin München etwas Zeit. Habe Franzi einen Brief geschrieben und will bei dieser Gelegenheit auch Euch einige Zeilen beilegen.
 
Die Fahrt nach Wien verlief ohne besondere Ereignisse. Otto-Onkel mit Erika und Jakob brachten mir zum Bahnhof eine Flasche Himbeersaft und ein kleines Paket. Hella-Tante habe ich nicht besucht, da ich nicht wusste, ob sie daheim ist. In Wien habe ich durch Zufall noch einen Sitzplatz erwischt und bin um sechs Uhr hier angekommen. Was ich für ein Scheißgefühl habe, brauche ich Euch ja nicht berichten. Das werdet Ihr ja nach Eurem messen können.
 
Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten als dass hier zwei Finger hoch Schnee liegt. Das Wetter hilft also auch noch zu der ganzen Scheiße mit.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.

Brief Nr. 178
 
Füssen, den 31. 3. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich bin gestern in Füssen gut angekommen und habe mich also in die Kaserne begeben. Heute in der Früh musste ich zur Schreibstube und der Spieß hat mich richtig empfangen: „Ihr daheim spinnt ja. Bepulfern mich im Urlaub mit hundert Gesuchen. Sie sind K.V. und gehen nächste Woche ins Feld“. Also liebe Eltern, ich habe Euch alles so geschrieben wie es ist. Es ist ja so am besten. Heute gehe ich zum Arzt und da werden wir ja sehen.
 
Sonst ist es hier nicht schön. Es liegt noch dreiviertel Meter Schnee hier und es schneit und regnet noch immer. Da muss ich viel an Euch denken und Eure viele Arbeit. Ihr könnt mir’s  glauben, es ist bestimmt nicht leicht für mich.
 
Ich werde versuchen den Brief mit der Post wegzubringen damit er etwas schneller geht. Ihr müsst aber mit Feldpost schreiben.
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen und Küssen und bleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 179
 
Füssen, den 31. 3. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich habe heute schon einen Brief mit der Post weggeschickt, damit er etwas schneller ankommen soll. Bitte schreibt mir, welcher früher ankommt.
 
Heute ist unser Geburtstag und Ihr wisst an wem ich denke und es ist ein sehr schwerer Tag für mich. Ich werde den Abend im Bett verbringen und wenn es finster ist kann ich mich wenigstens ausweinen. Euch wird es ja auch so gehen und darum bitte ich Euch, das niemand zu sagen. Weiters regt Euch nicht zu sehr auf, es wird schon alles gut werden. Wir vertrauen ja auf Gott!
 
Also sonst geht es mir gut. Es reut mich nicht, dass ich mir so viel Wein mitgenommen habe und lasse mir Kuchen und alles andere gut schmecken. Bitte lasst mir alle schön grüßen. Ich warte nun auf Post und es sendet Euch herzliche Grüße Euer Rudl.
 
Brief Nr. 180
 
Füssen, den 3. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Da ich Euch versprochen habe, recht oft zu schreiben, will ich es auch halten und Euch einen Brief senden. Ich weiß ja, wie Ihr drauf wartet.
 
Ich war Samstag und  Sonntag in München auf einer Dienstreise und habe so einen schönen Tag verbracht. Ich habe mir München angesehen, habe auf den Marken ganz gut gegessen und so also einen Tag keine Kaserne gesehen. Dafür war heute der Dienst wieder schöner. Ich lag den ganzen Vormittag im Schnee, die Socken waren total nass und die  Füße eiskalt. Aber das macht alles nichts. Ich bin gesund  und immer bei froher Laune und da kann einem der ganze Barras nichts anhaben. Heute Nachmittag habe ich ausnahmsweise  Dienstfrei und nütze die Zeit aus, um einige Briefe zu schreiben. Gestern habe ich den letzten Wein getrunken. Kuchen und Torten habe ich genug und ich muss mich wirklich anstrengen, um den größten Teil wegzubringen. Die Marken und das Geld reichen auch noch aus und so kann ich mir’s schon noch gut gehen lassen.
 
Das Wetter ist seit zwei Tagen sehr schön, aber wir haben dreiviertelmeter hohen Schnee. Die letzten Tage waren nämlich furchtbar. Meine einzige Sorge ist jetzt, wie ist bei Euch das Wetter? Könnt Ihr schon was arbeiten? Was habt Ihr schon getan? Hilft Euch jemand, oder muss Vater alles allein machen? Bitte schreibt mir von diesen Sachen, denn sie interessieren mich sehr.
 
Jetzt muss ich wieder mein Brieflein schließen und verbleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 181
 
Bildpostkarte
  1. 4. 44.
Meine lieben Eltern1
 
Alles erdenklich Gute wünsche ich Euch zum Osterfest in der Hoffnung, dass wir die nächsten Ostern im Frieden verbringen und alle noch gesund sind. Ich werde wahrscheinlich zu den Ostern noch hier sein. Verbringt die Feiertage recht angenehm und berichtet mir, was es dabei Neues  gegeben hat.
 
Recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 182
 
Füssen, den 6. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich habe Euch jetzt schon zwei Tage nicht geschrieben und will es jetzt durch einen sehr langen Brief gut machen. Die Hauptsache kann ich Euch berichten. Ich bin noch gesund und bei guter Laune, was ich auch von Euch hoffe.
 
Das Wetter ist bei uns jetzt sehr abwechslungsreich. Einmal scheint die Sonne recht warm und einmal regnet es wieder. Das ist recht gut, denn wenigstens geht der Schnee früher weg. Bei Euch wird wohl schon schöneres  Wetter sein, damit Ihr etwas arbeiten könnt. Bitte schreibt mir alles von der Arbeit. Wie sind die Kleen, die Weingärten? Seid Ihr mit der Arbeit nachgekommen? Wer hat Euch denn geholfen? Wie arbeitet denn die Anna? Mit dem Anbauen werdet Ihr wohl schon fertig sein, aber die Weingärten und der Mist und die Kartoffeln werden Euch schwer zu schaffen machen. Wie geht es Dir, liebe Mutti? Bitte überarbeite Dich nicht. Wenn ich wieder daheim bin, dann werde ich schon richtig zupacken, damit es leichter geht. Also bitte schreibt mir auch darüber.
 
Heute muss ich zur Abstelluntersuchung. Aber die Ostern bleibe ich bestimmt noch hier. Es geht wahrscheinlich zum Schörgmeier Karl, nicht zu Franzi. Aber es ist noch nicht bestimmt. Jetzt weiß ich Euch nichts mehr zu schreiben und schließe in der Hoffnung, dass ich recht bald Post von Euch bekomme.
 
Recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 183
 
Füssen, den 16. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Herzlichen Dank für Deinen Brief. Es hat mich sehr gefreut, dass Du gut nach Hause gekommen bist. Weiter ist es gut, dass die Pferde nicht mehr tauglich sind und wir keine Angst wegen dem Einrücken haben brauchen. Es freut mich sehr, dass daheim alles schön ist und Du das Weingarten-Schneiden so fest in die Hand nimmst.
 
Bei uns ist jetzt alles in den Anbauurlaub gefahren, ja sehr viel. Nur die von meiner Einheit (also mit der ich in Russland war) durfte niemand fahren. Du kannst Dir vorstellen, wie ich mich geärgert habe. Wegen der Abstellung ist noch nichts Genaues heraußen, aber wir müssen jeden Tag damit  rechnen.
 
Bitte entschuldigt die schlechte Schrift, aber ich will noch ausgehen und werde Euch morgen einen langen Brief schreiben.
 
Schließe mit recht herzlichen Grüßen Euer Rudl.
 
Brief Nr. 184
 
Füssen, den 19. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich gebe jetzt schnell den Koffer auf und lege den Schlüssel bei. Hoffe, dass der Koffer gut ankommt. Ich habe ihn zugesperrt. Wir fahren morgen von Füssen ab und ich werde Euch von Kempten noch einen Brief schreiben.
 
Bitte entschuldigt, dass ich schließe, aber ich habe recht wenig Zeit.
 
Recht herzliche Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 185
 
Füssen, den 20. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute sende ich Euch also die letzten Grüße aus Füssen. Es geht jetzt um 9 Uhr von Füssen weg und nach Kempten. Dort werden wir wahrscheinlich einige Tage bleiben. Wie meine Stimmung ist, das könnt Ihr ja an der Euren messen. Entschuldigt bitte, dass ich Euch die letzte Zeit so wenig geschrieben habe. Es war aber nicht möglich, denn ich hatte sehr wenig Zeit.
 
Ich werde Euch von Kempten noch einige Briefe schreiben und bitte Euch, nur Franzi noch einmal recht herzlich zu grüßen, denn es wird ja jetzt eine Weile dauern, bis ich Post bekomme. Leider habe ich auch von  Euch schon längere Zeit keinen Brief mehr erhalten. Aber ich weiß ja, dass daheim alles in Ordnung ist, Ihr seid ja so fleißig. Ich musste mich fotografieren lassen um Passbilder zu erhalten. Jetzt kann ich sie leider nicht mehr abholen. Das besorgt jetzt ein Kamerad für mich und schickt sie zu Euch.
 
Also jetzt muss ich schließen und sende Euch die letzten lieben Grüße und Küsse aus der schönen Stadt Füssen und verbleibe Euer lieber Rudl.
 
Grüße an Anna.
  
Brief Nr. 186
 
Ansichtskarte Pension Ulrichsbrücke
 
21.4. 44.
Herzliche Grüße auf der Fahrt nach Kempten von 
Rudl.

Brief Nr. 187
 
Füssen (Kempten), den 21. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße aus Kempten. Wir sind gestern Mittag hier angekommen und werden wahrscheinlich noch bis Mittwoch hier bleiben. Der Dienst ist nicht der Rede wert. Wir liegen den ganzen Tag auf dem Strohsack und abends gehen wir dann aus. Das Quartier ist nicht sehr rosig. Eine Turnhalle, belegt mit 120 Mann auf verflucht dünnen Strohsäcken und zusammengepfercht wie die Heringe.
 
Aber das muss man ja alles ertragen und sich wieder daran gewöhnen. Es ärgert  mich nur das Eine, dass ich von Euch keine Post schon so lange erhalten habe und noch sehr lange keine bekomme. Dafür will aber ich umso mehr schreiben und Euch das Warten auf Post ersparen. Leider konnte ich auch von Franzi keine Post erhalten, woran mir sehr viel gelegen wäre. Ich würde Euch die Tage  auch noch für Franzi einen Brief schreiben. Die Stadt Kempten ist an und für sich sehr nett und es sind sehr freundliche Leute hier. Das nächste Mal mehr, weil ich habe sonst kein Briefpapier mit, denn ich muss ja im Wirtshaus schreiben.
 
Also viele Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 188
 
Ansichtskarte von München
 
22.4. 44.
 
Herzliche Grüße von einer Dienstreise nach München von 
Rudl.
 
Brief Nr. 189
 
Kempten, den 24. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist wieder ein sehr herrlich schönes Wetter draußen, ein besonders schöner Tag. Ich bin eben von der Kirche gekommen, wo ich auch beichten war. Es ist hier in Kempten eine sehr schöne, große Kirche. Ja sonst haben wir  den ganzen Tag Dienst, aber alles lauter Blödsinn. Gestern hat es Marketenderware gegeben, 100 Zigaretten und 2 Pakete Tabak, weiters einige Zigarren. Ich werde wahrscheinlich heute noch ein Paket fertig machen und die Sachen Euch schicken. Wenn es die Zeit erlaubt. Weiters muss ich Euch mitteilen, dass mir die Uhr von Otto gebrochen ist und ich habe sie gleich zum Uhrmacher getragen und bekomme sie heute schon.
 
Ja sonst weiß ich Euch nichts zu berichten. Kempten ist eine Stadt wie Tulln, liegt auch sehr schön in den Bergen und die Leute sind ebenfalls sehr gemütlich. Wenn wir losfahren ist noch nicht bestimmt, wahrscheinlich Dienstag, Mittwoch.
 
Ich bin überzeugt, dass daheim alles in Ordnung ist und warte also jetzt schon sehnsüchtig auf Post, um die Neuigkeiten aus Neustift zu erfahren. Ich verspreche Euch, gleich nach Ankunft zu schreiben.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen von Eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna. 
  
Brief Nr. 190
 
Ansichtskarte von Füssen
 
24.4. 44.
 
Habe eben noch eine Karte von Füssen gefunden und will Euch noch einige Grüße  von dem heutigen schönen Sonntag schicken. Ich bin in Begleitung zweier netter Arbeitsmaiden, die mir die Stunden verschönern.
 
Also recht herzliche Grüße von Rudl und
 
(Unterschrift) Arbmd. Zensi   Arbmd. Maria
 
Diese ist die Schönste.
 
Brief Nr. 191
 
Ansichtskarte von Füssen
 
25.4. 44.
 
Bin jetzt eben in einem Hotel und will ein (ein Wort unleserlich) essen, denn der heutige Fraß war nicht zu essen und die Marken sind auch schon zu Ende. Heute geht es noch nicht ab, wahrscheinlich morgen. Sonst geht es mir recht gut. Es wäre ja alles sehr schön, wenn dieser Krieg nicht wäre. Ja, wir sitzen jeden Tag paar Mal im Luftschutzkeller. Brief folgt. Recht viele Grüße Rudl. 
 
Füssen, Böhmer-Kaserne<
Brief Nr. 192
 
Kempten, den 26. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich das Paket für Vati wegschicken und weil ich Zeit habe, Euch jetzt einige Zeilen schreiben. Ihr werdet Euch bestimmt fragen, warum ich Euch die Adresse nicht schreibe. Es ist aber wirklich nicht möglich, wir sollen jeden Tag weggehen. Dass es sich immer noch verzögert, macht ja auch nichts. Ja also, es ist noch nicht bestimmt, wann wir abgehen. Wir machen Vormittag Dienst und Nachmittag ist frei. Heute hat es bei uns mal geregnet und wir waren unsere neuen Waffen ausprobieren. Ich habe nur 15Ringe getroffen, das ist ja auch egal.
 
Bei Euch wird es jetzt hoch hergehen. Ihr werdet schon die Reben von den Weingärten heraußen haben und den Mist ausgeführt und werdet bald mit den Kartoffeln beginnen. Der Klee hintaus wird auch schon zum Mähen sein und die Frucht sehr schön. Ja und ich muss hier sein.
 
Meine  lieben Eltern, ich darf nicht denken, sonst werde ich wahnsinnig. Seid auch Ihr stark, ich will es Euch etwas leichter machen und Euch recht oft schreiben. Von Euch bekomme ich sowieso keine Post.
 
 Also ich hoffe, dass alles in Ordnung ist daheim und wenn wir über Wien fahren, dann werde ich alles versuchen, um zusammen zu kommen.
 
Jetzt muss ich schließen und sende Euch recht herzliche Grüße  und bleibe Euer guter Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 193
 
Kempten, den 27. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also heute schicke ich dieses Paket ab und hoffe auch, dass es gut ankommt. Vor allem wünsche ich Dir, lieber Vati, dass Dir die Zigaretten recht gut schmecken. Wenn ich wieder  in den Urlaub komme, dann helfe ich Dir wieder Rauchen. Du kannst Dich doch noch erinnern, wie wir in der Au die Zigaretten geteilt haben und jeder eine Hälfte geraucht haben.
 
Bitte hebe mir die Zigarettendose auf, damit ich sie im nächsten Urlaub wieder habe. Die paar Zigarren kannst Du den Großvater schneiden und lassen ihn recht herzlich grüßen von mir. Sie sind doch noch immer gesund? Na das  schöne, warme Wetter wird  den Großvater schon wieder auf die Höhe bringen. Bei uns hat es jetzt zwei Tage geregnet, aber jetzt ist es wieder recht warm.
 
Ich wäre schon so neugierig, wie es bei Euch daheim aussieht, wie alles schön ist, die Weingärten und alles andere. Na vielleicht habe ich ein Glück und wir fahren über Wien. Wann wir wegkommen, weiß ich nicht. Ich glaube sogar, dass wir Sonntag noch hier sind. Meine Adresse kann ich Euch nicht schreiben, weil wir keine Post haben und postlagernd schreiben ist auch ein Blödsinn, weil wir doch jede Stunde wegfahren können. Aber ich halte es ohne Post aus. Ich male mir eben aus, wie es jetzt bei Euch daheim ist, was Ihr macht und arbeitet. Und die Hauptsache ist, dass Ihr Post bekommt. Dass ich schreibfaul bin, könnt Ihr auch nicht sagen, gelt.
 
Nun schließe ich meine Zeilen und wünsche, dass Dir, lieber Vater, die Zigaretten recht gut schmecken und sende Euch recht herzliche Grüße und bleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 194
 
Kempten, den 28. 4. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute habe ich es satt, auf das ewige Verschieben von dem Abtransport und ich will Euch bitten, mir zu schreiben. Vielleicht wäre es möglich, irgend Express zu schreiben. Denn ich weiß nicht, wann wir wegfahren und es wäre mir recht, wenn ich noch einen Brief von Euch bekommen könnte.
 
Ich bin hier in einem Gasthaus und zwar zur Alpenrose, wo eine recht freundliche Kellnerin ist, welche die Post für mich annimmt. Sollte ich nicht mehr hier sein, dann werden die Briefe zurückgeschickt. Ihr könnt mir solange schreiben, bis ich Euch nicht mein Weggehen bekannt gebe. Bitte schreibt mir von Franzi, wie es ihm geht. Ihr könnt Euch ja denken wie ich mich um ihn sorge. Er kann ja das Laufen nicht so gut wie ich. Ihr braucht Euch aber um mich nicht sorgen, ich mache es schon wieder gut.
 
In der Hoffnung, dass ich recht bald einen Brief von Euch habe, schließe ich mit Grüßen Euer lieber Rudl.
 
Gefr. Weiß Rudi,
 
Kempten bei Gasthof Alpenrose
  
Brief Nr. 195
 
Kempten, den 1. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße. Ich sitze in einem recht vornehmen Hotel und trinke einen Kaffee. Es sitzen lauter Kaiser hier herum, aber das ist mir egal. Ich wollte heute auch in die Kirche gehen, aber wir hatten erst um 9 Uhr dienstfrei. Dafür gehe ich heute abends in die Maiandacht. Gestern war ich im Hochamt. Es war sehr schön, ein Kriegspfarrer hatte gepredigt und ein Chor hatte sehr schön gesungen.
 
Gestern war das Wetter etwas regnerisch, aber heute scheint es schöner zu werden. Ach ja, dass ich nicht vergesse, gestern abends war ich in einem Opernkonzert, es war auch nicht schlecht. So verbringe ich hier also die Zeit und könnte daheim so schön sein. Hier gibt es keinen Ackerbau. Wie viel würde ich geben, wenn ich unsere Äcker alle sehen könnte und die Weingärten. Das muss doch alles schon so schön sein. Na die Zeit wird auch noch kommen, dass wir wieder daheim sein können und in Frieden arbeiten.
 
Jetzt warte ich halt sehnsüchtig auf Post von Euch und hoffe, dass ich noch welche erhalte. Bitte schreibt mir noch einmal. Ich habe sehr wenig Geld, wenn ich eines brauche, schicke ich Euch ein Telegramm und Ihr schickt es wieder telegrafisch zu mir. Also ich weiß noch nicht genau, nur damit Ihr es wisst.
 
Herzliche Grüße von Rudl.

Brief Nr. 196
 
Kempten, den 3. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun habe ich schon zwei Tage nicht geschrieben und es wird also wieder Zeit, dass Ihr wieder einen Brief bekommt. Also vor allem recht herzliche Grüße und Küsse. Ich bin noch gesund und munter, was ich auch von Euch hoffe.
 
Ich will Euch nun einiges über mein Treiben schreiben. Montagabends war ich in der Maiandacht, es war sehr schön. Sehr viele kleine, weiße Mädchen mit Lilien und kleine Buben mit Kerzen waren dort. Es wurden Marien-Lieder gesungen, wo ich fest mitgesungen habe. Ich habe dabei an Euch gedacht und an die Maiandacht bei uns daheim. Hat der Pfarrer wieder gepredigt? Und die Mädels am Chor gesungen? Gelt Mutti, ist Dir das sehr schwer angekommen, wenn Du ganz allein jetzt bist. Ja, auch ich habe geweint, als ich die kleinen Buben gesehen habe und an die Zeiten gedacht, wo wir auch beisammen waren. Wir müssen jetzt halt auf Gott vertrauen.
 
Dienstag hatten wir dann einen Marsch und nachmittags Sport. Es wurde Fußball gespielt. Abends ging ich in ein Kino. Es wurde ein sehr schöner Film gegeben. Dann ging ich zur Alpenrose und habe die Post abholen wollen, aber leider war noch keine da. Aber ich hoffe fest, dass ich heute welche erhalte.
 
Sonst weiß ich heute nichts mehr zu berichten, nur dass das Wetter sehr schön ist und warm. Der Dienst ist angenehm, nur dass das Essen etwas wenig ist.  
 
Nun schieße ich mit herzlichen Grüßen und Küssen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 197
 
Kempten, den 4. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist ein Freudentag für mich, denn ich erhielt Euren Brief vom 2. 5., für welchen ich mich recht herzlich bedanken will. Ihr könnt Euch meine Freude nicht vorstellen, als ich gleich nach Dienst zur Alpenrose ging und den Brief vorfand. Na ich hoffe, dass ich noch mehrere bekomme, denn es ist noch nicht bestimmt, wann wir wegkommen.
 
Also nun zu Euren Brief. Es freut mich sehr, dass Du mir sofort geschrieben hast. Wie ich aus dem Brief ersehe, habt Ihr veredelt und Du warst eben beim Einlegen. Es hat mich gefreut zu hören, dass Ihr alles untergesetzt habt, denn der Weingarten ist doch die Hauptsache. Wir hatten einige Tage in der Früh Frost und ich habe befürchtet, dass Ihr daheim vielleicht einen Reif habt. Sonst ist das  Wetter recht schön und warm. Dass die ganze Feldfrucht schön ist, habe ich ja in Füssen von Dir gehört und Ihr könnt mir glauben, Ich interessiere mich sehr dafür. Auch dass Ihr ein Kalb habt und schöne Ferkel.
 
Dass der Ehrentraut einrücken muss, kann mich nicht erschüttern. Ihr könnt Euch ja meine Stimmung vorstellen. Ja wir werden noch nicht abgestellt, weil wir noch nicht alle Waffen haben und die Division, welche in Jassy, in Rumänien, liegt, hat selbst keine Waffen mehr. Also es ist noch nicht bestimmt wo und wann wir wegkommen..
 
Nun will ich mich schnell für die Karten bedanken. Ich habe mir gleich ein Essen gekauft, denn bei mir ist schon Schmalhans. Jetzt schließe ich mit herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 198
 
Kempten, den 5. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also vor allem recht herzliche Grüße. Ich bin noch gesund und munter, welches ich auch von Euch hoffe. Leider habe ich heute vergebens auf Post gewartet und muss er morgen kommen, der versprochene Brief von Euch.
 
Heute habe ich mich entschlossen, Euch ein Telegramm zu schicken und Euch um Geld und ein Paket zu bitten. Ich wollte schon gestern telegrafieren, aber ich dachte mir, Ihr habt ja so viel Arbeit und es würde Euch nur unangenehm sein. Und heute ließ ich mir so meine nächsten Tage durch den Kopf gehen und ich weiß, dass ich sehr lange kein Geld mehr brauche und Ihr mir auch kein Paket mehr schicken könnt. Und da Ihr mir gesagt habt, ich soll nur verlangen, so habe ich heute also Euch mit dem Telegramm belästigt.
 
Jetzt habe ich eben gut gegessen, denn jetzt habe ich ja wieder einige Marken. Denn bei uns gibt es ab und zu einen scheußlichen Fraß. Es ist ja kaum zu glauben, dass man in so kurzer Zeit so viel Marken und Geld wegbringen kann.
 
Na es geht ja auch die Zeit recht schnell dahin und wir sind jetzt schon wieder 14 Tage hier. Das hätte niemand von uns gemeint. Es ist ja gut, es geht jeder Tag vom Krieg ab.
 
Nun muss ich schließen und sende Euch recht herzliche Grüße und viele Küsse Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 199
 
Kempten, den 6. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute habe ich wieder vergebens auf Post gewartet und leider keine bekommen. Aber das macht ja nichts, so bekomme ich ihn halt morgen. Hoffe auch, dass ich das Geld ebenfalls morgen erhalte.
 
Der Dienst war auch nicht schwer heute. Vormittag hatten wir Exerzieren und Nachmittag die Turnhalle sauber machen. Ich ging Nachmittag etwas spazieren und habe einige Mal nach Post gefragt. Jetzt habe ich mit Euren Karten, die Ihr mir geschickt habt, Wiener Schnitzel gegessen und jetzt werde ich mich halt heim zu meinen Strohsack begeben und mich wenigstens ordentlich ausschlafen.
 
Den Brief von Euch habe ich schon mehrmals gelesen und weiß darauf nichts mehr zu antworten. Sonst kann ich Euch nichts mehr schreiben und schließe daher mit recht herzlichen Grüßen Euer guter Rudl.

Brief Nr. 200
 
Kempten, den 7. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Recht viele Grüße und vielen Dank für Euren Brief vom 4. 5., welchen ich heute erhalten habe. Ich war sehr erstaunt, als ich sah, dass es ebenfalls ein Eilbrief war und nicht der, welchen Du mir im letzten versprochen hast. Aber noch größer war die Freude, als ich den 50 RM-Schein herauszog, denn ich war wirklich schon neger. Also darum bedanke ich mich nochmals recht herzlich und ich staune immer, wie gut Ihr das alles macht. Es kam gerade  zu richtigen Moment. Da ist also jetzt noch ein Brief ausständig uns zwar der, den Ihr am 2. 5. abends geschrieben habt.
 
Nun will ich Euch von mir einiges schreiben. Heute Vormittag war ich im Hochamt, dann ging ich Essen heim. Es war auch Verlese Appell und nachmittags ging ich dann ins Kino und holte mir nachher den Brief von der Alpenrose. Jetzt am Abend war ich in der Maiandacht und nachher habe ich etwas gegessen und jetzt sitze ich wieder hier bei einen Glas Bier und schreibe Euch diesen Brief. Das Wetter ist heute nicht sehr schön, es regnet schon den ganzen Tag, aber mir macht ja das nichts. Morgen sollen wir wieder in das Gelände. Also es sieht noch gar nicht so aus, als ob wir wegkommen. Es sind gestern einige auf Sonntagsurlaub gefahren, aber nur die unter 100 km. Wenn wir auf Pfingsten noch hier sind, werde ich auch kommen.
 
So nun weiß ich auch nichts mehr zu berichten und schließe mit Grüßen und vielen Dank von Eurem Rudl.

Brief Nr. 201
 
Kempten, den 9. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute hatte die Kellnerin extra Schönes für mich. Es war nämlich neben einen Brief auch von Euch ein Paket hier. Aber leider hatte es der Briefträger nicht abgegeben und ich wollte es haben. Es war aber die Post schon geschlossen und ich kann es daher erst morgen abholen. Also ich kann mich daher heute schon für das Paket bedanken und werde Euch morgen ausführlich darüber schreiben.
 
Ich bin sehr erstaunt, dass Thorwartl und Bertiller Leopold verwundet sind. Und am meisten erstaunt mich, dass Herr Kohoutek schon wieder einrücken muss. Die Bereitstellung hat er ja schon.
 
Du bist sicher erstaunt, dass ich so gut informiert über die Verhältnisse in Neustift bin. Ja, ich bin eben nicht schreibfaul. Jetzt kann ich zwar nicht mehr so viel schreiben, denn bei uns hat sich in der Kompanie etwas ereignet, das den Dienst auf die höchste Spitze getrieben hat. Ein so  ein Schwein  hat unseren Kompaniechef einen Brief geschrieben und damit angedeutet, dass er die erste Kugel in Russland kriegt.
 
Na das wird sich ja auch noch legen. Mich kann so etwas nicht mehr erschüttern. Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen Euer Rudl.

Brief Nr. 202
 
Kempten, den 10. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute kann ich Euch keine erfreute Nachricht mitteilen und es tut mir sehr leid, dass ich Euch das Schreiben verbieten muss. Es ist nämlich heute der Befehl gekommen, dass wir wieder abhauen und zwar am Donnerstag abends wegfahren. Ich will es Euch also gleich schreiben, damit Ihr mir keine unnötigen Briefe schreibt.
 
Habe eben einen Brief vom 6. 5. erhalten und auch das Paket abgeholt. Ich sage Euch daher meinen besten Dank dafür. Den Speck, Käse und Marmelade kann ich gut gebrauchen, denn Brot haben wir genug aber nichts zum Schmieren. Ich bin sehr froh, dass bei Euch alles schön ist und ihr mit der Arbeit nachkommt.
 
Sonst weiß ich Euch nicht mehr viel zu berichten, nur dass ich jetzt das Geld und das Paket habe und nun alles was ich brauche habe. Ich sage Euch nun recht herzlichen Dank für alles und ich werde schon noch einige Briefe schreiben.
 
Nun recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.

Brief Nr. 203
 
Kempten, den 10. 5. 44.
 
Meine liebe Mutter!
 
Heute will ich Dir ganz allein einen Brief schreiben. Vati wird ja deshalb nicht böse sein. Jetzt, wo ich weiß, dass ich morgen abgestellt werde, muss ich Dir einiges beichten. Seit ich hier in Kempten bin, habe ich in jedes Auslagenfenster und jedes Geschäft unzählige Mal hineingeschaut, um für Dich ein Muttertagsgeschenk zu kaufen, welches man ohne Marken und Punkte kriegt und doch schön ist.
 
Und nun habe ich etwas gekauft, was Dir bestimmt gefallen wird. Es ist zwar sehr bescheiden, aber ich wollte Dir den heurigen Muttertag etwas erleichtern und Dir zeigen, dass ich Dich jetzt doppelt gern habe. Ich weiß ja an wem Du immer denkst! Voriges Jahr erhieltst Du noch drei Muttertagsbriefe und wir waren noch alle bei guter Laune. Also liebe Mutter, wir hoffen doch fest, dass wir den nächsten Muttertag alle in voller Gesundheit miteinander feiern. Ihr seid ja fest darüber überzeugt.
 
Also falle bitte nicht in Ohnmacht, wenn das große Paket ankommt und lasse die Freude nicht sinken, wenn Du die Kleinigkeit siehst. Denn es war ja von Herzen geschenkt  und viel zu wenig für das alles, was Du mir schon alles Gutes getan hast.
 
Meine liebe Mutti, ich will mich nun vor allem recht herzlich bedanken für alles was Du mir Gutes getan hast von der Kindheit bis jetzt, wo ich Soldat bin, wo Du Dich so viel sorgen musst um mich. Ich dagegen kann nur zu unserem Herrgott beten und ihm bitten, dass er mir mein Mütterlein recht lange noch erhalten soll. Nun wünsche ich Dir noch alles Gute und Schöne zu Deinem heurigen Muttertag.
 
Ich sehe Dich jetzt vor mir stehen und will Dir um den Hals fallen und gebe Dir ein Busserl und ich verbleibe Dein lieber und guter Rudi.
 
Brief Nr. 204
 
Kempten, den 11. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also heute wird es ernst und wir fahren um 10 Uhr von hier weg. Ich will Euch daher nochmals einen Brief aus Kempten schreiben. Heute war der Gang zur Alpenrose umsonst und ich muss der Kellnerin sagen, dass sie die Briefe und das Paket zurückschicken soll. Ich habe fest gehofft, dass ich heute noch etwas erhalte, aber leider war es nicht der Fall.
 
Also liebe Eltern, ich begnüge mich auch mit dem einen Paket, welches mich sehr gefreut hat. Habe für Vati heute einige Zigaretten aufgegeben und hoffe, dass Du sie auch erhältst. Ich wollte Dir auch einen Tabak schicken, den gibt es aber erst auf der Fahrt. Sonst weiß ich Euch nichts zu berichten und will Euch nur bitten, Euch nicht zuviel um mich zu sorgen. Es wird ja alles wieder gut vorbei gehen und ich weiß mir schon zu helfen.
 
Ich habe an Euch nur noch eine Bitte, schont Euch wo Ihr könnt. Besonders möchte ich das meiner Mutter sagen, die versteht mich doch.
 
Hoffentlich fahren wir durch Wien, dann könnte es möglich sein, dass wir uns nochmals sehen könnten. Also jetzt mache ich Schluss und sende Euch die letzten Grüße aus Kempten und bleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna und Fam. Weiß
 
Bitte verzeiht, dass ich jetzt mit Bleistift schreibe. Ich habe aber die Tinte nicht mit und im Füllfederhalter ist sie mir ausgegangen.

Brief Nr. 205
 
Ansichtskarte von München.
 
München, den 12. 5. 55.
 
Meine lieben Eltern!
 
Eine Nacht von meinem Transport ist nun vorbei. Wir sind um 6 Uhr hier in München angekommen und bleiben bis 12 Uhr. Ich habe mir die Stadt etwas angesehen und sitze eben bei einem Glas Bier. Ich sende Euch also recht herzliche Grüße und Küsse aus der schönen Stadt München, die wir leider wieder verlassen müssen. Rudl.

Brief Nr. 206
 
Postkarte.
 
Salzburg, 12. 5. 44.
 
Recht herzliche Grüße aus Salzburg sendet Euch Euer Rudl
 
Brief Nr. 207
 
Samstag, den 13. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Diesen Brief wollte ich Euch eigentlich aus Wien schicken, aber leider sind wir vom Westbahnhof abgezweigt und sind jetzt schon wieder ein ganzes Stück von Wien entfernt. Ich hatte die Absicht, Euch von Wien anzurufen und wenn möglich, den Vater herbestellen und die Hellatante zu besuchen. Aber leider ist jetzt nichts. Wir haben sehr viele Wiener hier, die sind wütend wie noch nie. Die Münchner waren alle daheim und gerade hier in  Wien hatte er es sich so eilig gemacht. Also ich sende Euch hier die letzten Grüße aus Österreich. Wenn ich nochmals dazu komme, werde ich Euch nochmals schreiben.
 
So jetzt schließe ich wieder und sende Euch recht herzliche Grüße aus Wien und bleibe Euer guter Rudl.

Brief Nr. 208
 
Sonntag, den 14. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich will Euch hier noch einen Brief schreiben, damit Ihr nicht so lange auf Post warten müsst. Es wird zwar der letzte sein, aber das ist ja egal.
 
Also wir stehen hier auf einen kleinen Bahnhof. Daneben im Grase weidet ein Schwein, welches mit einer Kette angebunden ist und so viele Haare hat wie ein Schaf. Es ist hier alles ganz eben und nur Äcker. Budapest haben wir heute Nacht hinter uns gelassen und ich muss wirklich sagen, es geht sehr schnell. Sonst ist es ganz angenehm. Ich habe mich schon einmal waschen können und das ist ja die Hauptsache. Warmes Essen hat es erst einmal gegeben, oder besser gesagt, das viele Essen das gewöhnt man sich wieder ab.
 
Liebe Mutti schreibe mir bitte auch, ob Ihr das Paket von der Alpenrose wieder zurückbekommt. So nun muss ich wieder schließen. Ihr seid jetzt wohl eben von der Messe gekommen und ich sitze hier so einsam.
 
Recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.

Brief Nr. 209
 
Dienstag, den 16. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch wieder einmal einige Zeilen schreiben. Wir stehen hier auf einem kleinen ungarischen Bahnhof und können nicht weiter, weil die Strecke verstopft ist. Wir sind gestern ein schönes Stück gefahren über Klausenburg und stehen hier nun seit 24 Stunden. In Klausenburg selbst gibt es noch alles markenfrei, Wein, Wurst, Schnaps und alles. Aber leider konnten wir nicht hinaus und wir haben auch kein ungarisches Geld. Meistens bleibt man ja auf dem kleinsten Bahnhof stehen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie viele Transporte hier stehen. Es geht sehr viel da hinunter. Das Wetter ist sehr schön hier, die Gegend ganz eben und das Korn ist schon dreiviertel Meter hoch und blüht beinahe schon. Auf den Weiden sind hier nur ganz schwarze Kühe mit riesigen Hörnern. Ich hoffe auch, dass das Wetter bei Euch schön ist und sonst alles in Ordnung ist. Bitte schreibt mir vom Franzi.
 
Recht herzliche Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 210
 
Mittwoch, den 17. 5. 44.
 
Meine  lieben Eltern!
 
Eben ging ein Brieflein an Franzi weg und will bei dieser Gelegenheit, wo ich das Briefpapier heraußen habe, auch Euch einen Brief schreiben.
 
Der Barras ist wirklich nur so eingerichtet, dass der Landser geärgert wird. Hier in diesem kleinen Bahnhof stehen wir nun schon zwei Tage und Österreich, oder besser gesagt Wien, haben wir nur durchgefahren. Wie viele Landser hätten sich gefreut, wenn wir in Wien einen Tag Aufenthalt gehabt hätten. Na ja, so ist es eben meistens und wir müssen nur ruhig sein und dürfen nicht denken.
 
Ich weiß nicht mehr, ob ich Euch gestern alles geschrieben habe und will Euch deshalb alles ausführlich schreiben. Die Fahrt durch Ungarn war ganz schön und wir fuhren die ersten zwei Tage durch ganz ebenes Land, wo das meiste mit Roggen und Weizen bebaut ist. Hafer und Gerste sieht man keine. Das Allerschönste sind die Schweine, schwarz oder weiß. Die haben alle so viele Haare wie Schafe und sind auf der Weide mit einer Kette um den Hals an einem Pflock angebunden. Kühe und Pferde haben wir auch sehr wenig gesehen. Jetzt sind wir schon mehr in einem Hügelgelände, wo sich nur mehr die schwarzen Büffelkühe weiden. Sie geben wenig Milch, sind aber sehr fett.
 
Nun Schluss und viele Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 211
 
Samstag, den 20. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Haben hier wieder längeren Aufenthalt und ich will Euch wieder einige Zeilen schreiben. Morgen ist Muttertag und da denke ich jetzt immer an Dich, liebe Mutter. Ich habe nur einen Wunsch, dass Du uns noch recht lange erhalten bleibst. Du wirst Dir ja vorstellen können, Dass wir wieder bemuttert werden wollen, wenn wir heim kommen. Also ich wünsche Dir heute nochmals Gesundheit und langes Leben und hoffe, dass Dir das böse und schwere Leid fernbleibt.
 
Ich habe heute nochmals die Briefe aus Kempten durchgelesen und gesehen, dass wir jetzt schuldenfrei sind. Also endlich sind wir soweit und wie schön könnten wir es jetzt haben. Weiters bin ich erstaunt, dass Ehrentraut Sepp nun auch eingerückt ist und dass Hahn und Kohoutek die Bereitstellung erhalten haben. Bitte schreibt mir darüber.
 
Wir sind jetzt an einem kleinen Bahnhof in Ungarn. Wir waren schon in Rumänien und sind wieder nach Ungarn gekommen. Wir sind am Anfange von den Karpaten und wir fahren die Strecke nach Jassy. Ihr könnt ja auf der Landkarte nachschauen. Das Wetter ist immer schön und die Gegend ebenfalls. Ich hoffe, dass es auch daheim schönes Wetter gibt, damit heuer wieder ein Wein wächst. Der Durst ist jetzt schon riesengroß.
 
Nun recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Ich wünsche Euch recht schöne Pfingsten.
 
Brief Nr. 212
 
O.U., den 20. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Wir sind hier gut angekommen und ich will Euch gleich einen Brief schreiben. Ich bin auch wie Franzi bei meiner alten Einheit eingetroffen und bin noch nicht ganz vorne. Die Feldpostnummer ist daher die alte 57910/C.
 
Wir liegen hier bei der Stadt von der ich Euch geschrieben habe und wir wurden auch hier ausgeladen. Sonst weiß ich nichts mehr zu schreiben und ich würde Euch ja nur unnötig Sorgen machen. Es kommt ja alles nur so wie es Gott will und auf Gott vertrauen wir. Ich hoffe, dass die Post nicht recht lange ausbleibt und ich also auch bald einen Brief von Euch bekomme. Bitte schreibt mir auch über Franzi, denn von ihm wird die Post wohl länger ausbleiben. Weiters werden wir versuchen, die Briefe zu numerieren.
 
Also jetzt werde ich für heute Schluss machen und werde Euch morgen einen längeren Brief aus dem Loch schreiben. Hoffentlich verbringt Ihr die Pfingsten recht gut und seid nicht traurig, weil Ihr so allein seid. Die nächsten Pfingsten bin ich schon bei Euch.
 
Nun recht herzliche Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 213
 
O.U., den 27. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße von mir und ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Ich habe Euch nun schon drei Tage nicht geschrieben und es ist jetzt auch beinahe schon wieder finster. Ihr dürft Euch keine Sorgen machen, wenn ich vielleicht einige Tage nicht schreibe.
 
Heute ist Pfingstsamstag und wie schön wäre es da daheim. Pfingsten war doch immer der Neustifter Dorffeiertag und Ihr werdet Euch vorstellen können, dass ich jetzt viel an unser Neustift denke. Hoffentlich ist auch das Wetter schön bei Euch. Bei uns ist es seit einigen Tagen sehr kühl und regnerisch. Jetzt warte ich halt geduldig auf Post von Euch und vielleicht kommt auch mal ein Paket an. Bitte wenn Ihr ein Paket schickt, legt eine Schachtel Zündhölzer rein. Weiters möchte ich Euch bitten, bei Burgstaller um eine Glasfeder zu fragen und sie mir dann in einem Brief zu senden.
 
So, das wäre alles, was ich Euch heute zu schreiben hätte und schließe mit vielen Grüßen und Küssen Euer Rudl.

Brief Nr. 214
 
O.U.,  den 29. 5. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist Pfingstmontag und da darf ich wohl nicht versäumen, Euch zu schreiben. Die Pfingsten werden wohl auch bei Euch nicht sehr gut ausgesehen haben. Aber es wird bestimmt am Sonntag eine Maiandacht mit einer schönen Predigt gewesen ein. Ach wie gerne wäre ich gegangen und auch in die Messe Sonntag und Montag. Hoffentlich war das Wetter schön, damit es wenigstens äußerlich schöne, friedliche Pfingsten waren. Damit Ihr wenigstens an den Feldern eine Freude hattet. Wir bei uns wollen auch die Pfingsten etwas feiern, aber am meisten denke ich heim. Das Wetter ist sehr schön. Es sieht beinahe wie im Frieden aus. Der Russe hatte uns zwar einige Pfingstgrüße gesandt, davon wäre bald mein Bunker draufgegangen, aber sonst fiel heute kein Schuss. Es gab auch Pfingstzuteilung, die aus Wein, Zigarren, Zigaretten und Pudding bestand. Wir haben einen sehr netten Leutnant und Spieß, welche gestern nachts die Stellung durchgingen und gute Worte sprachen. So verbringen wir halt Pfingsten.
 
Zum Schluss recht herzliche Grüße Euer Rudl.
 
Brief Nr. 215
 
O.U., den 1. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße von mir. Ich bin noch gesund und wohlauf, was ich auch von Euch hoffe. Bei uns ist jetzt allerhand los und Ihr dürft Euch keine Sorgen machen.
 
Das Wetter ist sehr schön und wir haben heute sogar Gelegenheit, ohne Hemd zu gehen. Bei Euch wird es wohl auch so sein und da wird sehr viel Arbeit sein. Bitte schreibt mir, wie Ihr mit der Arbeit nachkommt und ob alles schön ist. Besonders bin ich auf die Weingärten neugierig, ob es wieder so einen guten Wein wie voriges Jahr gibt. Ihr wisst ja, dass ich den Wein gern trinke und bald wieder auf Urlaub komme?? Ich lege Euch einige Luftpostmarken bei, damit ich die Post schneller bekomme. Weiters habe ich in meinem Schreibzeug noch zwei Karten von Füssen gefunden, die ich auch beilege.
 
So nun werde ich wieder Schluss machen müssen, denn ich weiß nichts mehr, was ich schreiben soll.
 
Nun recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.

Brief Nr. 216
 
O.U., de 2. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße. Ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Ich habe etwas Zeit und will Euch daher einige Zeilen schreiben, denn ich weiß ja, wie Ihr auf Post wartet.
 
Also bei uns ist das Wetter sehr schön und warm und ich bin wieder den ganzen Tag ohne Hemd herum oder habe Posten gestanden. Oder ich habe etwas geschlafen, denn bei Nacht gibt es kein Schlafen, da wird geschanzt und Posten geschoben. Wir haben auch eine große Plage und das sind die vielen Mücken. Wir binden uns die Taschentücher so wie die Weiber um den Kopf und da hat man wenigstens das Genick geschützt. Wenn wie so herumlaufen, ist keiner zu kennen. Na und so wie ich Euch jetzt geschrieben habe, vergeht ein Tag um den anderen. Jetzt warte ich also nur mehr auf Post von Euch und hoffe, dass ich vom 10. bis 15. die ersten Briefe erhalten werde.
 
Also nun seid nicht böse, dass ich so kurze Briefe schreibe, aber ich weiß ja nicht, was ich schreiben soll. Und zu Schluss recht  herzliche Grüße von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 217
 
O.U., den 6. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun vor allem recht viele liebe Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund bin, was ich auch von Euch hoffe. Ich will Euch heute wieder einige Zeilen schreiben, damit Ihr etwas mehr Post bekommt. Weiters glaube ich, dass Ihr in Sorgen sein werdet, da doch unser Frontabschnitt dauernd im Wehrmachtsbericht erwähnt wird. Es spielt sich aber alles im Nachbarabschnitt ab und wir liegen immer noch tagsüber in der Sonne. Also keine Sorge!
 
Jetzt werde ich auch auf Eure Briefe nicht mehr lange warten müssen, ich hoffe so in 10 Tagen. Ich bin wirklich schon langsam neugierig, was es daheim Neues gibt. Besonders interessiert mich, wie die Äcker, Wiesen und Weingärten sind. Wie das Wetter bei Euch ist und ob Ihr auch mit der Arbeit nachkommt.
 
Bei uns ist das Wetter nach wie vor schön und warm. Heute haben wir erfahren, dass der Amerikaner gelandet ist und wir hoffen fest, dass er sich blutige Köpfe holt und der Krieg dann endlich aus wird. Ja das wird sich ja in den nächsten Tagen zeigen. Also hoffen wir das Beste und glauben wir fest an das baldige Kriegsende.
 
Nun recht herzliche Grüße von eurem lieben und guten Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 218
 
O.U., den 10. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich teile Euch mit, dass ich noch gesund und munter bin, was ich auch von Euch hoffe. Ich habe Euch jetzt schon einige Tage nicht geschrieben und bitte das zu entschuldigen, aber ich wusste wirklich nicht, was ich schreiben sollte,
 
Nun hoffe ich fest, dass ich in den nächsten Tagen Post bekomme und Euch dann einen langen Brief zu schreiben. Sonst ist hier alles in Ordnung und sehr ruhig. Nun schließe ich also mit vielen herzlichen Grüßen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 219
 
Sonntag, den 11. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute kann ich Euch einen etwas längeren Brief schreiben. Ich bin 7 km hinter der Front beim Tross und tu mich entlausen. Es ist sehr einfach aber doch gut. Wir haben uns wieder einmal richtig gewaschen und bemerken sogar, dass Sonntag ist. Die Wäsche wird gewaschen und die anderen Klamotten werden mit Wasserdampf entlaust. Wir liegen jetzt bis Mittag in der Sonne und nachmittags gehen wir in den Prut baden.
 
Jetzt warten wir sehnsüchtig auf das Mittagessen, denn es gibt Spiegeleier mit Bratkartoffeln. Ihr könnt Euch also vorstellen, dass bei uns hier Sonntagstimmung ist, aber ich habe zuerst an Euch gedacht. Nun muss ich wieder schließen und mache das mit recht vielen Grüßen und Küssen von Eurem Rudl.
 
Grüße an Fam. Weiß.
 
Brief Nr. 220
 
O.U., den 17. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also vor allem recht herzliche Grüße und entschuldigt bitte, dass ich Euch nun so lange nicht geschrieben habe. Ich bin noch gesund und munter und das ist doch die Hauptsache.
 
Ich habe jetzt jeden Tag auf Post gewartet und habe dabei auf das Schreiben vergessen. Die Briefe aus der Heimat lassen sich verflucht Zeit, aber es wird auch bald für mich welche kommen. Sonst ist bei mir alles noch beim Alten. Das Wetter ist sehr warm, ja sogar heiß, aber zum Aushalten. Jetzt warte ich also auf einen Brief von Euch und werde Euch dann einen sehr langen Brief schreiben.
 
Nun viele Grüße von Rudl.
 
Brief Nr. 221
 
O.U., den 18. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute Früh erhielt ich den ersten Brief von Euch. Es war der Brief Nr. 1 vom 6. 6. und ich will mich also recht herzlich bedanken dafür. Ihr könnt Euch wohl meine Freude vorstellen, nun endlich nach so langer Zeit wieder einmal Post zu erhalten. Ich war beim Lesen sehr erstaunt über die Neuigkeiten, die sich bis jetzt zugetragen haben.
 
Also Franzi ist schon wieder verwundet und wie ich aus Eurem Brief ersehen kann, kommt er gar nicht in die Heimat. Ich habe ihm schon einige Mal geschrieben und werde ihm auch heute noch schreiben. Aber am Besten war ich über die Luftangriffe bei Euch überrascht und ich kann mir vorstellen, wie da ganz Neustift Kopf gestanden ist. Wie übersteht denn Mutter diese Angriffe? Es ist auch recht gut, dass Ihr Splittergräben gebaut habt, denn unter der Erde im Freien ist man noch immer am sichersten. Da muss es ja ganz schön gebumst haben, wenn diese Hunde 300 Bomben über Fels abgeladen haben, sogar Hadersdorf und Gedersdorf haben sie nicht verschont. Ja das habe ich immer befürchtet und bitte geht nur bei jedem Fliegeralarm in Eurem Splittergraben zum Weingarten. Was macht da der Kohoutek?  Hat er nicht in die Hose geschissen, oder ist er schon eingerückt?
 
Also es sind auch wieder einige Urlauber in Neustift und Maringer Franz sogar aus Jassy. Weiters freut es mich sehr, dass Ihr sehr viel Klee bekommt und da wird auch die andere Frucht schön sein. Am meisten würde ich mich über die Weingärten interessieren. Es ist gut, dass Euch Schörgmeier Josef arbeiten hilft, denn die Arbeit wird jetzt wohl riesig viel sein bei Euch. Am meisten werdet Ihr wohl in der Ernte wieder zu tun haben. Nehmt Euch, wenn möglich, nur Arbeiter. Was macht denn Anna? Arbeitet sie noch?
 
So das wäre für heute alles. Von mir kann ich Euch nichts berichten. Mir geht es jetzt sehr gut, die Stellung ist bis jetzt noch immer ruhig und sehr gut ausgebaut. Das Essen ist auch genug und ich bin gesund und munter, was ich auch von Euch hoffe. Die größte Hoffnung habe ich jetzt, dass der Krieg heuer aus wird und wir dann wieder miteinander in Frieden arbeiten und wirtschaften können.
 
Nun zum Schluss viele liebe Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 222
 
O.U., den 20. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern erhielt ich Euren Brief Nr. 2 vom 9. 6. und ich will mich also recht herzlich bedanken. Ich freue mich, dass Ihr mir so fleißíg schreibt und hoffe, dass die Post jetzt regelmäßig ankommt. Ich schreibe Euch auch gleich, damit Ihr ebenfalls Post bekommt.
 
Dass Franzi verwundet ist, habe ich schon im letzten Brief erfahren und es tut mir sehr leid, dass ich ihm nicht schreiben kann. Er hat sogar noch das Pech und kommt nicht in die Heimat. Schreibt mir bitte  nur immer, wie es ihm geht, denn ich werde wohl lange keinen Brief von ihm erhalten.
 
Weiters freut es mich sehr, dass die Felder alle schön sind und die Frucht heuer wieder gut ausfällt. Aber leider kommt mit dem schönen Wetter die viele Arbeit und ich glaube Euch, dass Ihr jetzt mit dem Weingartenbinden, dem Stupferlnvereinzeln und die viele andere Arbeit. Es ist schön, dass Euch Frau Tillich und Schörgmeier Josef arbeiten hilft. Da geht es doch etwas leichter und Ihr kommt so halbwegs nach mit der Arbeit. Lasst mir Frau Tillich und Herrn Schörgmeier schön grüßen. Ja so sind meine Gedanken immer bei Euch und Eurer vielen Arbeit. Nun ich hoffe ganz fest, dass heuer der Krieg aus wird und es nachher leichter wird.
 
Von mir kann ich Euch nicht viel berichten. Es ist jetzt furchtbar heiß  und dass wir da Durst haben, das könnt Ihr Euch vorstellen. Eine Feldflasche Kaffee ist verflucht wenig für den ganzen Tag. Jetzt habe ich vorgestern etwas Wasser getrunken und heute war ich schon 10 Mal scheißen. Also das hat auch keinen Wert. Aber sonst geht es mir gut. Wir haben ein Kochgeschirr voll Wasser zum Waschen und man kann sich jeden Tag waschen, was bestimmt gut ist.
 
Nun weiß ich also wirklich nichts mehr zum Schreiben und verbleibe mit vielen Grüßen Euer Rudl.

Brief Nr. 223
 
O.U., den 23. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch wieder einige Zeilen schreiben und sende Euch am Anfange recht herzliche Grüße. Ich bin gesund und munter, was ich auch von Euch hoffe. Brief habe ich in den letzten Tagen keinen erhalten und kann Euch daher nicht sehr viel schreiben. Ich erhielt erst zwei Briefe und zwar Nr. 1 und Nr. 2. Bei uns ist es jetzt sehr ruhig und wir (unsere Gruppe) durften gestern wieder in den Prut Baden gehen. Wir hatten den ganzen Tag zur Verfügung und hatten Zeit genug. Vormittag haben wir unsere Wäsche gewaschen und Nachmittag waren wir Baden. Weiters sind sehr viele Obstbäume hinten und da keine Zivilisten mehr hier sind, konnten wir uns darüber hermachen. Es waren Kirschen und Maulbeeren. Also Ihr könnt Euch denken, dass wir uns wieder einmal mit Obst vollgefressen haben.
 
Weiters geht es auch ganz gut. Heute gab es wieder Wein und die Verpflegung ist auch ganz gut.
 
Nun schließe ich mit Grüßen Euer Rudl

Brief Nr. 224
 
O.U., den 26. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und Küsse. Ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Ich erhielt gestern den sehr lieb und lang gehaltenen Brief vom 11. 6., welchen mir Mutti geschrieben hat. Ich will mich also recht herzlich bedanken dafür. Weiters erhielt ich heute den Brief Nr. 3 vom 15. 6. Also recht herzlichen Dank dafür. Es hat mich sehr gefreut, dass Ihr auf das Foto von mir nicht vergessen habt und ebenfalls das von Otto. Als ich den Brief von Mutti gelesen habe und dabei das Bild rausfiel, musste ich wieder weinen. Ihr wisst ja, was Otto für mich war. Ich kann es eben nicht so zeigen. Jetzt träume ich fast jede Nacht von ihm. Ich bin mit Eurem Brief sehr zufrieden und weiß, dass bei der vielen Arbeit, die Ihr habt, nicht mehr schreiben könnt.
 
Über mich kann ich Euch nur mitteilen, dass wir gestern nachts abgelöst wurden und derzeit in Ruhe liegen. Wie lange das dauert weiß ich nicht. Wir liegen hier in einem Wald in Zelten und machen halt ein wenig Dienst. Eben haben wir uns wenigstens eine Gartenlaube gemacht, damit wir schreiben können. Das Wetter ist auch sehr schön. So nun mache ich Schluss mit recht herzlichen Grüßen verbleibe ich Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 225
 
O.U., den 30. 6. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße. Ich bin noch gesund, was ich auch von Euch hoffe. Ich erhielt heute Euren Brief Nr. 4 vom 18. 6., für welchen ich mich herzlich bedanke. Es hat mich sehr gefreut, dass Ihr mir so einen langen Brief geschrieben habt.
 
Also mit großer Freude höre ich, dass die Weingärten schön sind und Ihr den Wagramer in einem Tag gebunden habt und wenn nichts dazwischen kommt, wir heuer wieder genug Wein ernten. Ich habe jetzt schon wieder richtigen Durst! Für die Pferde haben wir also auch wieder genug Klee, wenn Ihr mit der ersten Kleeernte schon den ganzen Boden angefüllt habt. Die Stupferln habt Ihr auch schon geeinzelt. Da sehe ich, dass Ihr mit der Arbeit ganz gut nachkommt. Weiters kann ich in Deinem Brief sehen, dass die ganze Frucht, wie Weizen, Korn, Hafer, Kartoffeln und Gerste sehr schön ist, was auf jeden Fall eine große Befriedigung für mich ist. Wie oft denke ich an das schöne Zuhause und an die viel Arbeit, die Ihr jetzt alleine machen müsst. Aber das wird auch einmal ein Ende nehmen und ich hoffe immer das Beste.
 
Nun von mir kann ich Euch mitteilen, dass wir gestern wieder aus unserem Wald ausgezogen sind und ein kleines Stückchen marschiert sind. Wir hatten sehr viel Gepäck und es war mein schwerster Marsch, den ich bis jetzt mitgemacht habe. Sind hier nun auf freiem Feld und haben Zelte gebaut. Die Hitze ist fast unerträglich, wo wir den ganzen Tag etwas zu tun haben.
 
Morgen beginnt der richtige Dienst von 4 Uhr bis 9 Uhr und von 4 Uhr bis 8 Uhr richtig wie bei Rekruten. Es ist nur das Dumme, dass man zu Mittag im Zelt nicht schlafen kann und nachts müssen wir noch 2 Stunden Posten stehen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass sich der größte Teil der Landser wieder nach dem Graben melden will. Das ist eben echt Barras.
 
Bitte entschuldigt die schlechte Schrift, aber ich habe keine Unterlage und da geht es furchtbar schlecht. Nun muss ich wieder zu Schluss kommen und sende Euch viele liebe Grüße und Küsse und verbleibe Euer Rudl.
 
Vom Franzi habe ich noch keine Post.

Brief Nr. 226
 
O.U., den 3. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht herzliche Grüße und ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, was ich auch von Euch hoffe.
 
Ich will Euch heute ein kurzes Brieflein schreiben, viel weiß ich Euch ja nicht zu berichten. Heute regnet es schon den ganzen Tag und wir hatten gerade heute Wache. Wir sind heute noch in Ruhe und morgen machen wir fest Dienst. Heute erhielt ich auch das Verwundetenabzeichen. Sonst geht es mir gut und ich schließe mit vielen lieben Grüßen Euer Rudl.

Brief Nr. 227
 
O.U., den 4. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich Euren lieben Brief vom 22. 6., welcher die Nr. 5 hatte. Es war auch eine Glasfeder drinnen. Ich sage Euch also recht vielen Dank.
 
Wie ich aus Eurem Brief sehen konnte, ist alles noch gesund und munter daheim, was ich auch von mir berichten kann. Ihr habt mir in diesem Brief sehr viel Neues mitgeteilt und ich bin über einige Sachen sehr erstaunt. Am besten überraschte mich, dass Herr Michtner gestorben ist. Was für Krankheit hatte er denn? Wer führt jetzt die Halterei? Was machen jetzt die Frauen alleine, Haben sie schon einen Stammhalter?
 
Also jetzt sind wieder drei Urlauber daheim und ich glaube es Euch, dass Ihr dabei an Franzi und an mich denkt. Aber Geduld, drei Monate habe ich schon wieder und nach drei bin ich wieder daheim. Also die Glasfeder habe ich noch nicht umgewechselt. Ich hatte noch zu wenig Zeit. Es war nur eine Glasfeder und ich sage Euch recht herzlichen Dank dafür. Weiters will ich Euch nochmals für die Speckpakete danken. Und die Marken kann ich Euch leider nicht zurückschicken, denn sie waren nicht mehr drauf. Leider habe ich bis jetzt von Franzi noch keine Post erhalten und kann Euch von ihm nichts berichten. Ist er schon wieder bei seiner Einheit? Weiters habe ich große Freude, dass Ihr mit der Arbeit so gut nachkommt und trotzdem, dass es so viel regnet, Ihr die Weingärten bindet. Dass der Klee in Kollersdorf hin ist, dafür kann man eben nichts.
 
Hier wird nun das bisschen Korn wieder reif und da denke ich jetzt viel an Euch. Denn jetzt bist Du schon wieder allein bei der Ernte und musst Dich mit den Maschinen allein abplagen und ich sitze hier. Wie schön wäre es, wenn ich Euch dabei helfen könnte, Es würde einmal so leicht sein, wie dieses Barras-Leben. Na, es wird auch wieder einmal die Zeit kommen.
 
Heute erhielt ich das Infanterie-Sturmabzeichen verliehen. Es wurde mir gesagt, dass die Urkunde heimgeschickt wurde. Sollte es daheim ankommen, dann bitte nicht schicken, lasst es daheim. So nun muss ich wieder zum Schluss kommen und sende Euch recht viele und liebe Grüße und verbleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 228
 
O.U., den 6. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich Euren Brief vom 28. 6. mit der Nr. 6. Ich will mich also vor allem recht herzlich bedanken. Wie ich aus Eurem Brief ersehe, ist noch alles gesund, was ich auch von mir berichten kann. Vor allem sende ich Euch viele liebe Grüße und es hat mich sehr gefreut, dass Ihr mir so oft schreibt.
 
Leider habe ich nichts Gutes und Schönes erfahren und ich mache mir nun schon Sorgen, dass Euch mal der Tommy eine Bombe aufs Dach setzt. Es ist wirklich so, wie ich immer befürchtete, dass die Flieger Moosbierbaum angreifen und dadurch auch wir etwas abkriegen. Dazu sind nun auch noch die Flugplätze Fels, Bierbaum und Langenlebarn. Nach Deinem Schreiben muss es ordentlich gebumst haben.
 
Die Flak ist auch nicht weit entfernt und wenn die Bomben fallen, das heult doch so und die Explosionen. Ich kann mir denken, dass Euch da nicht mehr gut ist. Da ist sehr gut, wenn man sich versteckt. Hat sich der Bubi nicht gefürchtet, wenn es so kracht? Du, arme Mutter, Du erbarmst mir. Ja ich weiß wie das ist, ich kann es mir vorstellen. Bitte schreibt mir nur alles.
 
Nun heute fuhr mein Gruppenführer auf einen Kurs nach Deutschland und hat mir zwei Pakete, eines mit Zigaretten und eines mit Tabak, mitgenommen. Ich hoffe, dass die Pakete gut ankommen und die Zigaretten Dir gut schmecken.
 
Nun schließe ich mein Schreiben mit vielen Grüßen und Küssen Euer Rudl.
 
Ich habe kein Briefpapier mehr, legt mir bitte einiges bei.

Brief Nr. 229
 
O.U., den 7. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern nachts erhielt ich sehr überraschend zwei Päckchen vom 20. 6. mit Speck. Also recht vielen Dank. Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr mir ein Päckchen schickt, umso größer war die Freude. Der Speck war noch sehr gut und ich ließ ihn mir gleich gut schmecken.
 
Bei uns ist jetzt etwas schlechtes Wetter. Es regnet im Tag öfters und zwischendurch ist es noch sehr heiß. Heute war ich auf Spähtrupp und wir haben den Auftrag durchgeführt. Sonst geht es mir sehr gut und ich erhalte sehr viel Post. Heute erhielt ich sogar von Marie-Tante einen Brief. Nur Otto-Onkel hat mir noch nicht geschrieben. Ebenfalls von Franzi habe ich noch keine Post. Meine lieben Eltern, nun komme ich wieder zum Schluss, denn es wird schon wieder finster und ich weiß heute nichts zu schreiben.
 
Also recht vielen Dank für die Päckchen und viele Grüße und Küsse sendet Euch Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 230
 
O.U., den 11. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich habe Euch jetzt schon lange nicht geschrieben und muss heute trotz der großen Hitze schreiben. Vor allem will ich Euch recht herzlich grüßen und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, was ich auch von mir berichten kann.
 
Wir haben seit einigen Tagen eine große Hitze, so ca. 50° und es ist unmöglich, da zu schreiben. Von drei Uhr morgens bis 9 Uhr machen wir Dienst und dann um 9 Uhr ist es schon so heiß, dass man verschmachten könnte. In den Zelten ist es da nicht zum Aushalten und den ganzen Tag in der heißen Sonne liegen, ist auch nicht einfach. Wir liegen auf ganz freiem Feld. Kein Baum, kein Strauch bietet Schatten. Weiters machen wir von 5 bis 7Uhr wieder Dienst und jeden 2. Tag bis 12 Uhr schanzen. Dabei ist nach jedem dritten Tag Wache, ebenso bei Nacht. Also bitte entschuldigt, wenn ich jetzt weniger schreibe.
 
Ich möchte Euch nun auch bitten in den nächsten Brief einige Briefe beizulegen, denn das ist der letzte Briefumschlag, den ich Euch hier sende. Weiters bitte ich Euch, schreibt mir wie es Franzi geht. Ich habe von ihm noch keine Post. Hier fangen die Leute schon mit der Ernte an und da muss ich an Euch denken. Hoffentlich habt Ihr auch ein schönes Wetter, damit Ihr Euch nicht so hart tut. Wenn Du Zeit hast, bitte schreibe mir darüber.
 
Ansonsten geht es mir gut und ich bin froh, dass wir noch in Ruhe sind. Ich lege Euch hier die Urkunde für mein Verwundeten Abzeichen bei. Bitte aufheben.
 
So nun weiß ich nicht mehr viel zu schreiben und warte nur auf Post von Euch. Hoffe, dass ich heute welche erhalte. Nun schließe ich mit vielen Grüßen und verbleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 231
 
Samstag, den 15. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute habe ich etwas mehr Zeit und ich will Euch einen längeren Brief schreiben. Also vor allem sende ich Euch recht viele liebe Grüße und hoffe, dass daheim alles gesund und in Ordnung ist, was ich auch von mir berichten kann.    
 
Nun eine kleine Veränderung ist bei mir eingetreten. Ich bin von meinem Zugführer für einen Unteroffizierslehrgang vorgesehen und genieße seit gestern auf der Division-Kampfschule meine Ausbildung. Einerseits bin ich gar nicht böse, weil ja in der Stellung, oder besser gesagt, in der Ruhestellung auch nichts Schönes mehr war. Und weiters hat es den Vorteil, dass wir zirka 30 km hinter der Front sind und nur im strengsten Falle eingesetzt werden.
 
Der Dienst wird zwar nicht sehr arg werden, aber ich spüre trotzdem, dass ich heute rechtschaffen müde bin. Gestern abends sind wir hier angekommen und gingen noch anschließend entlausen. Der heutige Morgen war mit Exerzieren und mit Stellungen-Besetzen vergangen. Nachmittags von 2 bis 7 Uhr hatten wir Unterricht und Kommandosprache.
 
Eben hätte mich der U.v.D. zum Schanzen geholt  und ich ging mit noch einem Kameraden auf die Wiese hinter ein Gebüsch und schreibe diesen Brief fertig. Morgen ist Gottesdienst und ich habe mich auch gemeldet. Ich werde Euch morgen davon schreiben.
 
Nun möchte ich Euch noch bitten, mir über Franzi zu schreiben und auch Ihn über mein Befinden zu unterrichten. Ich erhielt zwar einen Brief von ihm. Aber der ist noch vom Lazarett. Ich habe hier zwar eine neue Feldpostnummer, aber da ich voraussichtlich nur 14 Tage hier bleibe, hat das keinen Wert. Die Post wird wohl nur alle 10 Tage, aber vielleicht auch gar nicht, nachgeschickt und nun muss ich das eben in Kauf nehmen. Ich werde auch Franz morgen einen Brief schreiben. Weiters kann ich Euch mitteilen, dass bei uns ein sehr schönes Wetter ist und hier hinten die Leute schon fest bei der Ernte sind. Wo da meine Gedanken sind, werdet Ihr wohl wissen und ich brauche kein Wort darüber verlieren.
 
Nun schließe ich mit herzlichen Grüßen und Küssen und verbleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 232
 
O.U., den 19. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich bin heute auf Wache und habe Zeit, Euch einige Zeilen zu schreiben. Vor allem sende ich Euch viele herzliche Grüße und kann Euch mitteilen. dass ich noch gesund bin, was ich auch von Euch hoffe.
 
Neues kann ich Euch nicht viel berichten. Der Dienst geht weiter. Heute regnet es draußen und ich fürchte schon wieder den Schlamm. Post habe ich keine erhalten und jetzt warte ich eben sehnsüchtig. Na die Hauptsache ist, Ihr erhaltet laufend Post. Bei Euch wird jetzt nun schon die Ernte im vollen Gange sein und ich denke viel an Euch. Wenn Ihr Zeit habt, schreibt mir einiges davon. Hoffentlich habt Ihr schönes Wetter, damit Ihr Euch nicht so schwer tut. Nehmt Euch, wenn möglich, nur Arbeiter, damit Ihr Euch nicht so plagen braucht. Wenn ich wieder heimkomme, dann geht es wieder leichter.
 
Nun zum Schluss viel Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 233
 
O.U., den 21. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern abends erhielt ich Euren Brief Nr. 7 vom 2. 7. und ein Paket mit Speck, für welches ich mich herzlich bedanken will. Ich habe nun schon längere Zeit auf Post gewartet und Ihr könnt Euch vorstellen, wie groß die Freude war.
 
Nun leider musste ich aus Eurem Brief erfahren, dass die Flieger immer ärger werden und Fels nun schon arg mitgenommen wurde. Ich kann mir vorstellen, dass eine Entfernung von fünf km fast keine Rolle spielt und eine 1000 kg Bombe schon ordentlich Krach macht. Also Bertiller Leopold ist auch daheim und fährt nach Tulln in das Lazarett. Schreibt mir bitte, welche Verwundung er hat.
 
Bei uns ist alles in Ordnung und wir machen fleißig Dienst. Es ist wieder furchtbar heiß und  wir können verflucht viel schwitzen. Aber es geht alles vorüber. Ich lege Euch einige Marken bei. Sonst gibt es nichts zu berichten und ich schließe mit vielen Grüßen und Küssen und verbleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Bitte um ein Briefpapier.
 
Brief Nr. 234
 
O.U., den 23. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich den lieben Brief von Mutti mit der Nr. 7, welcher am 6. 7. geschrieben war. Ich will mich herzlich bedanken, weil es hat mich sehr gefreut, dass auch Du mir wieder einen Brief geschrieben hast.
 
Wie ich aus Eurem Brief ersehe, ist noch alles gesund daheim, was ich auch von mir berichten kann. Ja auch Anna kann noch arbeiten, das ist gut. Aber wie wird das werden, wenn sie entbindet? Na gelt, es wird auch da nichts liegen bleiben. Es ist ja furchtbar viel Arbeit bei Euch und nur zwei Leute zum Arbeiten. Ja ich darf nicht denken. Also Vater hat allein die Wintergerste mähen müssen! Wie gerne hätte ich auf der Maschine gesessen. Jetzt wird wohl schon die Mäharbeit vorbei sein und Ihr zwei ganz allein. Na ich hoffe, dass wir nächstes Jahr beisammen sein können.
 
Von mir kann ich Euch nichts berichten und muss daher zum Schluss kommen. Lege heute die vergessenen Marken bei und muss Euch mitteilen, dass ich nur 1 Speckpaket erhalten habe.
 
Also viele Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 235
 
O.U., den 27. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Ich warte nun schon wieder einige Tage auf Post und kann keine kriegen. Nun will ich Euch schnell einige Zeilen schreiben. Ich habe den Zettel mit den Nummern verloren und wenn es falsch ist, schreibt es mir.
 
Ich bin noch gesund und munter, was ich auch von Euch hoffe. Jetzt habe ich bald die Hälfte von meinen Kursus um und ich bin nicht beleidigt, wenn ich entlassen werde. Wenn ich einen Brief erhalte, schreibe  ich mehr. Nun schließe ich mit vielen Grüßen und Küssen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 236
 
O.U., den 28. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch nun wieder einige Zeilen schreiben. Der Grund ist, dass ich hier noch 10 Mark habe, die nicht mehr gelten. Ich will sie heimschicken und Ihr könnt versuchen, auf der Sparkasse oder auf der Post und Steueramt. Einige Kameraden haben es zwar weggeschmissen, aber Ihr wisst ja, wer den Groschen nicht ehrt, ist den Taler nicht wert. Und ich denke immer daran, dass Mutti drei Tage melken muss um so viel zu verdienen. Also wenn es nicht geht, könnt Ihr es immer noch wegschmeißen. Was ich aber nicht hoffe.
 
Bei uns ist es jetzt sehr schön warm. Die Zivilisten arbeiten fleißig in der Ernte und machen auch solche Mandel wie wir. Es gibt auch sehr viel Obst hier und es geht uns nicht so schlecht. Wir stehlen uns einen Teil und kaufen auch hin und wieder etwas. So eine Tasche Marillen, Kirschen oder Äpfel kostet 100 Lei, das sind 1 RM, 70 Rpf, Weiters kaufen wir uns auch Eier im Dorf, 1Stück 15 Lei. Aber leider hat dieses Kaufen einen großen Haken. Wir erhalten bei der Löhnung nur 300 Lei, davon 60 Lei für Verpflegungszuschuss und 100 Lei für Bier und Wein. Also es steht uns nicht sehr viel Geld zur Verfügung. Heute gab es zwar eine Omelette und ½ Liter Bier. Dienst machen wir noch immer fleißig. Heute war es nicht sehr schön. Herr Leutnant war schlecht aufgelegt. Aber mich kann das nicht erschüttern und weiters bin ich auch gut angeschrieben. Und trotzdem bin ich mit den Gedanken nur bei Euch. Nun möchte ich Euch bitten, mir über Franzi zu berichten.
 
Nun schließe ich mit vielen Grüßen und Küssen und verbleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 237
 
O.U., den 30. 7. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist Sonntag und ich habe sehr viel Zeit und ich will Euch einen langen Brief schreiben. Also ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund und munter bin, was ich auch von Euch hoffe.
 
Heute ist es sehr schön und warm und wir hatten nur 1 Stunde Dienst. Es ist also heute wirklich Dienstfrei. Vormittag hatten wir unsere Stube sauber gemacht und gewaschen, die Waffen etwas gereinigt und sonst noch kleine Arbeiten. Mittags gab es etwas Mageres und ich habe mir daher drei Eier gemacht. (Es waren die letzten und keine Lei). Nachmittags bin ich mit noch einem Kameraden in der Badehose in die Weingärten gegangen. Es ist sehr heiß, die Weingärten sind schön, aber viel anders als bei uns. Wir suchten Marillen und haben auch noch welche gefunden und auch noch Kirschen. Wir haben uns richtig satt gefressen und noch einen Wäschebeutel voll heimgebracht. Andere Kameraden hatten Äpfel besorgt und so helfen wir uns über die knappen Mahlzeiten. Augenblicklich ist Brot verdammt wenig, aber es geht alles vorüber. Sonst geht es uns ja gut, besonders weil wir nicht in Stellung sind. Meine Einheit geht die nächsten Tage in Stellung.
 
So nun muss ich Euch wieder mit einer großen Bitte belästigen. Mir ist gestern mein Taschenmesser weggekommen. Also Ihr könnt Euch vorstellen. Wie mir ist. Ich kann nicht essen, wenn ich will. Immer muss ich den Kameraden um das Messer bitten.
 
Also bitte, bitte  wenn es Euch möglich ist, schickt mir ein Messer! Vielleicht liegt irgendwo ein altes oder sonst wo ein kleines Taschenmesser. Ihr wisst doch, dass man beim Barras dann essen muss, wenn man Zeit hat und da braucht man ein Messer.
 
Beantworten kann ich Euch keinen Brief, weil ich keinen erhalten habe. Ich kann mir aber vorstellen, dass Ihr nicht mitten unter der Ernte schreiben könnt. Ihr müsst Euch ja buchstäblich erhenken. Ja meine Gedanken sind immer bei Euch und bei Franzi. Hoffen wir, dass der Krieg bald aus wird und wir wieder beisammen sein könnten. Der liebe Gott wird es schon so machen, dass es recht wird und drauf vertraue ich. Jetzt müsst Ihr halt noch einige Zeit durchhalten, denn der Krieg wird bald zu Ende sWenn Ihr Zeit habt also schreibt mir bitte, wie Ihr mit der Arbeit vorwärts kommt und wie meine zwei Pferde sind. Und ob Ihr die Pakete von mir erhalten habt.
 
Nun schließe ich mit vielen Grüßen und Küssen und verbleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.
 
Brief Nr. 238
 
O.U., den 6. 8. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern abends auf Wache habe ich Euren Brief vom 20. 7. erhalten, welcher die Nr. 11 hatte. Wie ich aus Eurem Brief sehe, ist noch alles gesund daheim, was ich auch von mir berichten kann. Vor allem sende ich Euch viele liebe Grüße und will mich vielmals für den Brief bedanken. Es hat mich sehr gefreut, dass unter den 7 Briefen, die ich erhielt, auch einer von Euch dabei war.
 
In einem der Briefe erfuhr ich, dass Schuster Walter gefallen ist. Was ist das nun für ein schwerer Schlag für die Familie. Auch ich bin ganz fertig. Die besten Menschen fallen immer und es schaut kein Ende raus. Bitte wenn Du die Frau Schuster triffst, Wünsche ihr für mich das Beileid. Es war ja ein guter Freund und Kamerad. Wo ist er denn gefallen?
 
Ja wir alle wissen nicht, ob morgen für uns noch die Sonne scheint. Beten wir halt recht viel zu unserem Herrgott, dass es uns vergönnt sei, den Frieden zu erleben. Nur er kann über unser Schicksal entscheiden. Ich danke Euch recht viel, dass Ihr mir ein Briefpapier beigelegt habt, sonst hätte ich nicht schreiben können. Gestern, Samstag, war ich beim Zahnarzt. Heute habe ich Wache und morgen muss ich dann wieder zum Zahnarzt. Sonst kann ich Euch nichts über mich berichten.
 
Also Ihr seid jetzt fest in der Ernte und da weiß ich, dass Ihr nicht viel Zeit zum Schreiben habt. Es freut mich, dass Euch der kleine Tillich und Hella-Tante helfen. Und ich bin schon neugierig, wenn ich den Brief erhalte, wie Du mir schreibst, wie viel Mandl wir erhalten haben. Ich glaube Dir auch, dass Du beim Mähen viel an mich denkst, weil doch diese Arbeit ich immer getan habe und wir uns so leicht gearbeitet haben. Nun möchte ich Dich bitten, wenn der Schöffer Rudl wieder mal kommt, gib ihm einige Zigaretten (so 10 – 20 Stück). Ich mache ja schon wieder ein Paket fertig und habe schon wieder 100 Zigaretten und 2 Pakete Tabak.
 
Nun muss ich wieder zum Schluss kommen. Es sendet Euch viele Grüße und Küsse Eure lieber Rudl.
 
Brief Nr. 239
 
O.U., den 9. 8. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern erhielt ich Euren Brief vom 16. 7. mit der Nr. 10. Also jetzt ist der Brief Nr. 11 vor dem 10. gekommen. Ich sage Euch recht herzlichen Dank dafür. Vor allem sende ich Euch viele Grüße und wie ich aus Eurem Brief ersehe, seid Ihr alle noch gesund, was ich auch von mir berichten kann.
 
Wie ich nun aus diesem Brief erfahren habe, ist Franzi in Memel. Nun ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen, denn ich weiß, wie so ein Rückzug ist. Na ich danke Euch recht herzlich für diese Nachricht. Jetzt ist es ja auch da eben zum Stehen gekommen.
 
Es freut mich sehr zu wissen, dass Ihr mit der Arbeit im Vorsprung seid. Also die Weingärten sind gebunden und gehaut, die Kartoffeln und Rüben sauber und sogar Wintergerste habt Ihr vor der Ernte gedroschen. Wie Du mir noch schreibst, ist die Ernte gar nicht schlecht und ich hoffe auch, dass Ihr sie gut unter Dach bringt. Besonders bin ich auf die Mandlzahl neugierig.
 
Der Kamerad hat Euch also doch die Pakete mit Zigaretten und Tabak geschickt und es freut mich auch, dass Du nun wieder etwas mehr zu Rauchen hast. Ein Paket habe ich schon wieder gemacht, aber wie jetzt heimbringen? Urlauber fahren keine mehr.
 
Ich war jetzt viermal beim Zahnarzt und habe mir 2 Zähne machen lassen. Sonst kann ich Euch nichts berichten. Der Lehrgang hört am 12. 8. auf und es kommt auch der General zur Besichtigung. Sonst machen wir jetzt verflucht viel Dienst. Heute habe ich erfahren, dass der Niederberger im Westen gefallen ist.
 
Nun komme ich zum Schluss und sende Euch viele liebe Grüße und viele Küsse und verbleibe Euer Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 240
 
13.8. 44.

Meine lieben Eltern!
 
Vor allem sende ich Euch recht viele Grüße und hoffe, dass Ihr noch gesund seid, was ich auch von mir berichten kann. Heute ist Sonntag und ich will Euch einen längeren Brief schreiben.
 
Also der U. Lehrgang ist nun zu Ende und wir werden morgen wieder zu unseren Einheiten gehen. Gestern hatten wir noch einen Kameradschaftsabend. Es war sehr schön. Es war die Divisionsmusik hier und viele Kameraden hatten etwas dazu beigetragen. Es gab einmal ein ordentliches Essen und auch etwas Wein. Es wurde gesungen und gespielt und es wurde 12 Uhr nachts. Ich hatte auch noch das Pech und musste nachher Wache stehen. Aber heute haben wir den ganzen Tag Dienstfrei. Ich werde einiges waschen und schreiben. Das Wetter ist sehr warm, oder besser gesagt, heiß und Ihr könnt Euch denken, dass wir gestern bei der Besichtigung ordentlich geschwitzt haben. Der General ist nicht gekommen, es hat der Hauptmann besichtigt. Wir sind von 4 Uhr bis 14 Uhr im Gelände gewesen. Na ja, es ist auch vorüber gegangen.
 
Da ich leider keinen Brief von Euch erhalten habe, kann ich nichts beantworten. Ihr werdet jetzt wohl schon bald mit der Ernte fertig sein und tut jetzt fest Einführen. Wie gerne würde ich bei Euch sein und Euch helfen. Wer muss denn heuer die Garben raufgeben? Na hoffentlich habt Ihr schönes Wetter, damit Ihr nicht dadurch aufgehalten werdet. Nun muss ich zum Schließen kommen und es sendet Euch viele Grüße und Küsse Euer Rudl.

Brief Nr. 241
 
O.U., den 15. 8. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht viele Grüße und Küsse. Teile Euch mit, dass ich gestern Euren Brief Nr. 12 erhalten habe. Also recht vielen Dank dafür, es hat mich sehr gefreut. Wie ich aus Eurem Brief ersehe seid Ihr noch gesund, was ich auch von mir berichten kann. Nun vor allem noch recht herzlichen Dank für das beigelegte Briefpapier, ich habe jetzt überhaupt keines mehr.
 
Also nun zu Deinem Brief: Wie ich sehe, habt Ihr das Korn auf den Mandeln und habt 180 Mandeln gekriegt. Es ist die Ernte also gar nicht so schlecht. Es ist gut, dass Euch Tillich Hermi und Robert helfen. Lasse sie bitte recht schön grüßen von mir. Weiters hat mich die Nachricht vom Schuster Walter sehr erschüttert. Ihr wisst ja auch, wie schwer es ist und es erbarmt mir nur die Familie. Es freut mich besonders zu wissen, dass Franzi in Memel ist.
 
Ich befinde mich augenblicklich bei dem schweren Tross und habe heute Mittag der Kampfschule Ade gesagt. Es sind also die vier Wochen sehr schnell vergangen und ich bin trotzdem nicht Uffz. geworden. Der Leutnant hat mir zwar eine sehr gute Beurteilung gegeben, aber ich will kein Korporal werden. Es waren halt vier ruhige Wochen. Immer besser als wie in Stellung.
 
Wir gehen wahrscheinlich morgen in Stellung vor. Ihr braucht Euch aber keine Angst machen, es ist sehr ruhig hier. Es geschieht ja nur etwas, wenn es unser Herrgott will und auf dem vertrauen wir.
 
Nun muss ich Schluss machen, denn es ist schon finster. Also recht viele Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 242
 
O.U., den 16. 8. 44,
 
Meine lieben Eltern!
 
Bin wieder bei meinen Kameraden angekommen und kann Euch mitteilen, dass meine Einheit seit heute Nacht wieder in Ruhe ist. Ich bin also gerade zur rechten Zeit gekommen und bin wieder in unserem alten Zeltlager. Ich bin froh, dass ich wieder bei meinem alten Haufen bin. Ich habe mich heute gleich ordentlich satt gegessen.
 
Sonst ist es auch ganz schön hier, das Wetter sehr schön und warm. Jetzt denke ich sehr viel an Euch. Ihr werdet jetzt schon bald mit der Ernte fertig sein und ich konnte Euch gar nichts helfen. Aber ich hoffe fest, dass wir das nächste Jahr beisammen sind. Nun komme ich wieder zum Schluss und werde Euch, wenn ich einen Brief erhalte, gleich antworten.
 
Viele Grüße und Küsse Euer Rudl.

Brief Nr. 243
 
O.U., den 17. 8. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht viele Grüße und Küsse und ich kann Euch mitteilen, dass ich heute Euren lieben Brief vom 3. 8. mit der Nr. 14, erhalten habe. Wie ich aus Eurem Brief ersehe, seid Ihr noch gesund und dasselbe kann auch ich berichten. Nun vor allem vielen Dank für den langen und recht ausführlichen Brief. Es hat mich sehr gefreut, das werdet Ihr Euch ja selbst denken können. Besonders war ich froh zu wissen, wo Franzi ist und wie es ihm geht.
 
Also Ihr arbeitet ja sehr fleißig und habt sogar Vorsprung mit der Arbeit. Die Ernte ist also nicht schlecht ausgefallen und Ihr seid mit allem schon fertig. Auch schreibst Du mir, dass die Weingärten schön sind und Du es mit dem Spritzen richtig erraten hast. Also da wächst ja auch wieder ein Wein und ich werde schon kommen, um einen Ordentlichen zu trinken. Weiters freut es mich, dass Euch Fam. Tillich arbeiten hilft.
 
Und nun zu den Neuigkeiten: Beim Walzer ist der Otto auch schon eingerückt und ich bin sehr erstaunt, dass auch Herr Lutzmayer fort ist. Beim Schuster werden auch sehr zerdrückt sein und der Herr Schuster wird wohl nicht mehr so begeistert sein. Wo ist Walter denn gefallen? Ja es bleiben immer die Besten. Auch bei uns fehlen schon wieder einige der Besten. Aber jetzt bin ich wieder bei meiner alten Gruppe, lauter handfeste Kerle und Ihr braucht keine Angst haben, wir schaffen es schon. Deine Andeutung, von einem Jahr nicht schreiben, habe ich verstanden und bitte Dich, nichts mehr darüber zu schreiben. Von mir kann ich Euch nicht viel berichten. Wir sind jetzt Ruhe machen, aber sehr wenig Dienst. Heute Nachmittag gehen wir in ein Varietee. Es ist noch sehr heiß bei uns, aber die Nächte sind schon sehr kühl.
 
Nun komme ich zum Schluss und bitte Euch, wenn Ihr vom Franzi die Feldpostnummer erfährt, mir gleich zu schreiben. Weiters möchte ich noch wissen, was mit den Weiß los ist. Die Mitzi hat mir auf meine zwei Briefe nicht geantwortet, ebenfalls Otto-Onkel.
 
Also ich schließe mit der Hoffnung, dass der Krieg bald ein Ende nimmt und wir uns wiedersehen. Sende Euch viele liebe Grüße und Küsse und verbleibe Euer guter Rudl.
 
Grüße an Anna.

Brief Nr. 244
 
Feldpostkarte
  1. 9. 44.
Meine lieben Eltern!
 
Recht herzliche Grüße aus Marchegg. Bin am Hals leicht verwundet und fahre mit dem Lazarettzug nach Wien. Wir bleiben hier den ganzen Tag stehen. Ich werde Euch nach Eintreffen im Lazarett einen Brief schreiben.
 
Viele, viele Grüße Euer Rudl.
 
Brief Nr. 245
 
Biedermannsdorf, den 9. 9. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Also vor allem recht viele Grüße und Küsse. Ich bin heute Abend hier bei einem sehr schönen Lazarett angekommen. Ich bin hier südlich von Wien in einem sehr guten Lazarett. Es sind hier katholische Schwestern und vor allem eine gute Küche.
 
Heute Vormittag war ich bei der Hella-Tante und habe dort gut gefrühstückt. Dann sind wir am Aspanger Bahnhof ausgeladen worden und wurden auch entlaust. Dann sind wir über Hitzing und Wiener Neudorf  nach Biedermannsdorf ins Lazarett gefahren.
 
Also wenn Ihr mich besuchen wollt, müsst Ihr mit der Stadtbahn bis Wiener Neudorf und von dort geht eine Autobuslinie bis hierher. Ich wollte ja selbst schwarz bei dem nächsten Ausgang heimfahren, aber ich habe noch gar keine Uniform. Also Ihr wisst ja Bescheid. Geht aber zuerst zu Hella-Tante, denn dort kann ich auch sein.
 
Nun meine Verwundung ist nicht so arg. Es war mehr Glück wie Verstand vorhanden. Ich hätte Euch ja noch vieles zu erzählen, aber das machen wir mündlich. Morgen gehe ich hier in die Messe.
 
Nun viele Grüße von Eurem lieben Rudl.
 
Brief Nr. 246
 
Biedermannsdorf, den 18. 9. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Viele liebe Grüße von mir und ich kann Euch mitteilen, dass ich gestern abends und auch heute in der Früh gut angekommen bin. Es war auch eine Schweinerei dabei. Der Zug hatte 2 Stunden Verspätung und so musste also Hella-Tante und Onkel so lange warten. Sonst ging alles gut. Ich habe bei Tante sehr gut geschlafen und bin dann in der Früh in das Lazarett gefahren. Wir gingen auch dann noch in den Keller, aber die Flieger sind nicht gekommen.
 
Essen habe ich genug mit. Der Koffer war ganz schön schwer. Die Schnitzel habe ich schon gegessen, sie waren sehr gut. Auch der Apfelstrudel schmeckt mir sehr. Also ich will mich nochmals für alles bedanken. Ob ich Sonntag wieder kommen kann, ist noch eine Frage. Ich werde Euch das dann Mittwoch schreiben. Leider habe ich auch etwas vergessen: den Pullover (Schlupfweste) und auch die Tinte. Weiters hätte ich mir auch gerne das Haarwasser und die Hautcreme mitgenommen. Auch Nähzeug habe ich mitnehmen wollen.
 
Heute habe ich von Marie-Tante auch einen Brief erhalten, es waren wieder 10 RM beigelegt. Also jetzt weiß ich nichts mehr zu schreiben und möchte Dich bitten, mir vielleicht, wenn Du Zeit hast, auch einen Brief zu schreiben. Was Ihr immer macht, damit ich mich in die Arbeit etwas einfinde. Auch wenn Franzi schreibt, berichtet mir darüber.
 
Also nun mache ich Schluss und sende Euch herzliche Grüße Euer Rudl.
 
Brief Nr. 247
 
Biedermannsdorf, den 21. 9. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor  allem liebe Grüße von mir. Mir geht es gut und ich warte schon wieder darauf, heimzufahren. Ich habe heute wieder um Wochenendurlaub angesucht und es wurde aufgeschrieben. Also dann wird es auch bewilligt. Aber leider habe ich am Sonntag Luftschutz und muss mir erst jemand suchen, der für mich daheim bleibt. Also da will ich dann nach Kollersdorf fahren und den Großvater rasieren. Und vielleicht am Samstag noch um ein Futter fahren. Es ist schon Abend und ich werde jetzt Schluss machen.
 
Viele herzliche Grüße Euer 
Rudl.

Brief Nr. 248
 
Biedermannsdorf, den 3. 10. 44.
 
Mein lieber Vater!
 
Also vor allem wünsche ich Dir zu Deinem Namenstag alles Gute und Liebe und dass Du noch lange lebst. Ich wünsche Dir das alles in der Hoffnung, dass wir nächstes Jahr noch gesund und im Frieden beisammen sind.
 
Heute hatte ich einen schweren Tag. Ich wurde noch einmal operiert und nach einer halben Stund kam ein großer Splitter zum Vorschein. Ich werde ihn Euch zeigen, wenn ich wieder komme. Sonntag bin ich gut angekommen und auch gut über den Zaun. Nur leider wollte die Hella-Tante eine Flasche Wein und nicht Milch. Aber es macht nichts. Die Vermisstenanzeige vom Fredi ist auch nicht richtig. Der Kamerad, der geschrieben hat, ist selbst hier gewesen und hat gesagt, dass er vom Fredi überhaupt nichts gewusst hat.
 
Also heute bin ich den ganzen Tag gelegen und jetzt bin ich aufgestanden um Euch zu schreiben. Was schreibt denn Franzi? Wenn er schreibt, bitte lasst mir wissen wie es ihm geht.
 
Nun komme ich wieder zum Schluss und lass Euch herzlich grüßen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 249
 
Neudorf, den 11. 10. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Endlich komme ich dazu, um Euch zu schreiben. Ich wurde am Montag von Biedermannsdorf nach Neudorf verlegt und es ist sehr viel anders hier. Vor allem ärgere ich mich furchtbar, dass ich mich nicht auch entlassen ließ und dann in den Urlaub fuhr und nachher erst die Kartoffeln zu mir nahm. Es wäre bestimmt schön, wenn ich bei der Weinlese und sonst noch einige Zeit daheim gewesen wäre. Also ich denke, es wird schon recht werden. Ich werde jetzt vor allen Dingen warten und mich erkundigen, ob es auch vom Kriegslazarett einen Urlaub gibt. Ich werde Euch weiterhin fleißig schreiben und auch versuchen, am Sonntag heimzukommen. Die letzten Tagen habe ich sehr viel an Euch gedacht, da ich doch wusste, dass auch Ihr beim Dreschen an mich denkt. Bitte wenn möglich, schreibe mir darüber. Heute habe ich auch an Franz geschrieben.
 
Bei den letzten Luftangriffen auf Wien bin ich gut davon gekommen, nur reinfahren können wir nicht. Morgen werde ich es aber doch über Mödling versuchen
 
Also haltet etwas den Daumen und dann wird es schon schief gehen. Nun lasst Euch recht herzlich grüßen und küssen von Eurem Rudl.
 
Neue Anschrift.
 
Brief Nr. 250
 
Neustift, den 19. 10. 44.
 
Lieber Franzi!
 
Endlich komme ich auch dazu um Dir mitzuteilen, dass ich jetzt für 14 Tage daheim bleiben kann. Ich habe also 14 Tage Genesungsurlaub und muss am 1. 11. wieder in Augsburg sein.
 
Ich bin am Montag abends gekommen und am Dienstag haben wir gleich den Weingarten abgeschnitten. Tillich-Vater, Bertl, Hermann und Hermsch haben uns geholfen, auch Schörgmaier Josef und Hella- Tante. Ich habe den ganzen Tag Buten getragen und war dann Mittwoch wie ein Waschlappen.
 
Hermsch hat den ganzen Tag von Dir gesprochen! Ich glaube, das sitzt sehr tief. Du hast Dir da bestimmt ein fesches, ordentliches Mädel geschnappt. Bei mir ist es leider noch nicht so weit und ich habe mit Hedi keine ernsten Absichten.
 
Na das werden wir halt alles mündlich besprechen. Wie ist es mit Deinem Urlaub? Weidinger habe ich gestern getroffen und ich habe ihm Deine Adresse gegeben. Er ist ein fescher Kerl.
 
Die 20 RM sind gut angekommen und Vati lässt sich herzlich bedanken dafür. Morgen fahre ich zu Erika und Milla. Werde Dir dann schreiben.
 
Nun lass Dich recht herzlich grüßen von Deinem Bruder Rudl.
 
Brief Nr. 251
 
Tulln, den 28. 10. 44.
 
Lieber Franzi!
 
Viele herzliche Grüße von (1 Wort unleserlich), wo ich mir eben den Kuchen schmecken ließ. Nun zur Sache: Ich wollte hier in Tulln in das Lazarett und leider wurde ich von einem Geschäftszimmer in das andere geschickt. Und schließlich wurde ich zum Standortarzt in die Kaserne geschickt. Der hat mich untersucht und sagte mir, dass es eine langwierige Krankheit ist und ich Montag nochmals kommen soll und am Dienstag muss ich schon wieder fort. Halte also den Daumen, damit ich in Tulln bleiben kann. Die Krankheit ist tageweise sehr schmerzvoll und nachher spüre ich wieder nichts. Es ist eine Eiterung in der (1 Wort unleserlich). Weiters muss ich Dir mitteilen, dass  meine Eltern schon zwei Briefe von der Else Kraus aus Spindelmühle erhalten haben. Einer (der erste also) wurde Dir nachgeschickt, welchen Du wahrscheinlich nicht erhalten hast. Ich habe ihr also auf den zweiten Brief geantwortet und ihr Deine Adresse geschrieben. Weiters habe ich in Deinem Notizbuch Ihre Adresse gefunden und habe ihr geschrieben, dass Du wahrscheinlich ihre Anschrift vergessen hast. Wie stehst Du eigentlich zu ihr? Also Du weißt jetzt ja Bescheid. Weiters sehr vielen Dank für die Briefe vom 12. und 14.
  1. 10. Vaters Namenstag
  1. 9. Vaters Geburtstag
  1. 4. Muttis Geburtstag Befehl ausgeführt.
  1. 12. Großvaters Geburtstag
  1. 12. Großvaters Namenstag
Viele herzliche Grüße Dein Bruder Rudl.
 
Brief Nr. 252
 
Neustift, den 28. 10. 44.
 
Lieber Willi!
 
Herzlichen Dank für Deinen Brief und es hat mich sehr gefreut, dass Du mir die Briefe nachgesandt hast. Die Grüße an meine beiden Mädels habe ich jetzt gleich ausgerichtet. Weiters wünsche ich dir noch recht langsame und schmerzlose Heilung.
 
Nun alles Gute von Deinem Stubenkameraden Rudl.
 
Grüße an die Wiener.
 
Brief Nr. 253
 
Augsburg, den 2. 11. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem viele herzliche Grüße und Küsse von mir. Ich bin gestern hier in Augsburg angekommen und bin jetzt also schon wieder einen Tag in der Kaserne. Das Leben hier ist nicht einmal so schwer, wie Ihr es Euch vorstellt und ich habe die besten Hoffnungen, um sehr bald auf Urlaub zu kommen. Ja ich hoffe sogar früher als der Brief daheim zu sein. Darum schreibe ich heute sehr wenig und schließe mit Küssen von Eurem Rudl.

Brief Nr. 254
 
Wien, den 20. 11. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Weil ich so viel Zeit habe, will ich Euch noch schnell einige Zeilen schreiben. Also durch den Fliegeralarm und ein wenig Nachhilfe habe ich den Zug um 1 Uhr versäumt. Ich sitze jetzt also bei der Tante und warte auf den nächsten Zug, der um 10 Uhr fährt. Ich werde Euch morgen gleich schreiben und möchte Euch nur bitten, sollte etwas Besonderes geschehen (wenn Franzi schreibt), schickt mir ein Telegramm..
 
Nun will ich Euch noch bitten, wenn demnächst der Onkel rausfährt und ein Paket für Hedi mitbringt, ihr selbes zu geben. Aber die Alten brauchen es nicht (1 Wort unleserlich). Ihr könnt es Euch anschauen. Lasst mir bitte (2 Worte unleserlich) recht herzlich grüßen und sagt, dass ich zweimal dort war.
 
Nun weiß ich nichts mehr und ich werde schließen.
 
Also recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.

Brief Nr. 255
 
Augsburg, den 21. 11. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht viele Grüße und Küsse und ich teile Euch mit, dass ich gut in Augsburg angekommen bin. Ich bin um halb 11 von Wien weggefahren und bin um halb 1 Uhr Mittag hier angekommen. Wie die Stimmung hier ist und vor allem bei mir, könnt Ihr Euch ja vorstellen. Wie es weiter wird, kann ich Euch noch nicht schreiben, denn es gehen so viele Walzen herum, dass es nicht gut ist, Hoffnungen zu machen. Also Ihr könnt ein wenig den Daumen halten, dann kann es womöglich nochmals Urlaub geben. Oder ich komme am 26. zur Marsch und dann … Aber nur keine Angst, ich werde es schon wieder machen. Nun muss ich wieder schließen, denn ich habe schon einen Schlaf.
 
Bis zum nächsten Brief recht herzliche Grüße von Eurem Rudl.

Brief Nr. 256
 
Augsburg, den 23. 11. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem viele herzliche Grüße und ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, selbes ich auch von Euch hoffe. Weil ich genug Zeit habe, will ich Euch schreiben, um damit Ihr von mir recht viel Post bekommt.
 
Nun muss ich Euch leider auch mitteilen, dass ich heute zur Marsch versetz wurde und es keinen Arbeitsurlaub gibt. Es kann zwar unter Umständen noch einmal Urlaub geben, das ist aber noch sehr unbestimmt. Ich möchte Euch nur bitten, regt Euch nicht auf weil ich bei der Marsch bin. Ihr wisst ja, ich werde es schon wieder schaukeln. Bitte schreibt mir, ob Franzi geschrieben hat, oder sein Kamerad.
 
Nun schließe ich wieder und hoffe, dass ich auch bald Post von Euch erhalte. Lasst Euch recht herzlich grüßen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 257
 
 Augsburg, den 26.11.44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht liebe Grüße und ich kann Euch mitteilen, dass ich noch gesund bin, was ich auch von Euch hoffe. Heute ist also Sonntag und ich habe Luftschutz. Das heißt: ich darf nicht ausgehen. Na, das macht mir nicht viel aus. Ich war Vormittag im Gottesdienst und jetzt Nachmittag tue ich halt schreiben. Abends lege ich mich halt früh nieder, weil wir morgen schon um 5 Uhr aufstehen und schanzen gehen. Wegen Abstellung ist es nicht sehr eilig und ich glaube kaum, dass ich diese Woche abgestellt werde. Und bis dahin werde ich wohl schon etwas finden. Vielleicht einen Lehrgang oder einen Kurs, damit ich über Weihnachten noch daheim bleibe. Das Wetter hier ist sehr schlecht und ich denke oft an Euch, ob Ihr mit der Arbeit fertig werdet. Bitte schreibt mir, wie es Euch geht.
 
Nun schließe ich wieder mein Schreiben und sende Euch recht viel Grüße und Küsse  und verbleibe Euer Rudl.

Brief Nr. 258
 
Augsburg, de 28. 11. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich den lieben Brief von Mutti, für welchen ich mich recht herzlich bedanken will. Der Brief ist verhältnismäßig schnell gegangen, wo ihn doch Du, liebe Mutti, erst am 23. geschrieben hast. Ja Dir, liebe Mutti, will ich noch recht herzlich danken, dass Du der Hedi das Geschenk übergeben hast.
 
Nun will ich Euch einiges von mir berichten. Also meine Abstellung kann sich noch verzögern und ich werde alles versuchen, um die Weihnachten noch hier zu sein. Die Kartoffeln werde ich erst am geeignetsten Augenblick verwenden. (Bei uns haben sie jetzt einen geschnappt). Aber Ihr wisst ja, Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Nun komme ich schon wieder mit einer Bitte an Euch. Morgen fährt ein Urlauber nach Wien (von meiner Schwadron) und dem, wenn er wegfährt, könnt Ihr ihm ein Paket mitgeben. Und zwar holt er das von Hella-Tante ab. Ich werde Euch noch darüber schreiben. Der hat 16 Tage und fährt am 15. 12. weg, da könnt Ihr also das Paket am 13. hinbringen. (Vor allem sehr gut einpacken). Ihr müsst nämlich wissen, dass ich schon bald Bodensee mit meinen Fresswaren bin. Na Ihr wisst ja, wie viel man bei dem Barras zu Fressen bekommt. Also bitte schreibt mir, ob es Euch recht ist und nicht unangenehm..
 
Zum Schluss recht herzliche Grüße und Küsse von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 259
 
Augsburg, den 4. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Nun habe ich Euch schon recht lange nicht geschrieben und bitte Euch, deswegen nicht böse zu sein. Ich war nämlich die ganze Woche ununterbrochen arbeiten im Wald. Wir mussten 6 km hinmarschieren und haben auch zu Mittag draußen gegessen und abends wollte ich auch ausgehen.
 
Diesen Brief gebe ich einem Urlauber mit, damit Ihr ihn früher bekommt. Weiters habe ich gestern 2 Briefe von Euch erhalten, für welche ich mich recht herzlich bedanke. Wie ich aus Euren Briefen sehe, ist noch alles gesund daheim, was auch ich von mir berichten kann. Dass Ihr durch das schlechte Wetter mit der Arbeit nicht gut vorwärts kommt, glaube ich gerne, denn bei uns regnet es ja auch immer. Also liebe Eltern, heute war eine Großabstellung und ich bin mit guter Haut davon gekommen. Aber wie lange weiß ich nicht. Ich hoffe zwar, dass ich das Paket von dem Wiener noch erhalte. Also seid so lieb und bringt am 14. ein Paket zur Hella-Tante, damit der Kamerad es mir mitnehmen kann. Ich werde auch Hella-Tante schreiben. Aber bitte recht gut verpacken. Sollte ich aber unterdessen abgestellt werden, schicke ich ein Telegramm. Ich hoffe, dass es Euch nicht zuviel Arbeit macht und Ihr deswegen nicht böse seid. Ihr werdet ja wissen, was es hier für einen Fraß gibt und man gerne in den Koffer greift. Ich habe zwar auch noch Marken, aber die gehen beim Ausgehen weg.
 
So das wäre alles, was ich Euch zu schreiben gehabt habe. Ich hoffe, dass Ihr den Brief recht bald erhaltet und auch lesen könnt. Schreibt mir bitte, was es in Neustift Neues gibt. Los wird ja wohl nichts mehr sein, da ja alle Buben eingerückt sind.
 
Nun muss ich zum Schluss kommen und sende Euch recht herzliche Grüße und Küsse  und verbleibe Euer Rudl.
 
Brief Nr. 260
 
Augsburg, den 6. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Weil ich jetzt etwas Zeit habe, will ich Euch einige Zeilen schreiben. Vor allem recht herzliche Grüße und Küsse und teile Euch mit, dass ich noch gesund bin. Leider habe ich seit einigen Tagen keine Post mehr erhalten und kann Euch daher nicht viel schreiben.
 
Heute ist also Nikolaus und hat mir leider nichts gebracht. Vielleicht bringt er mir abends einen Brief. Es ist jetzt schon die dritte Woche, wo ich hier bin und hoffe, dass ich die Weihnachten auch noch hier bin. Ihr müsst halt ein wenig die Daumen halten. Ich habe mich beim Spieß erkundigt wegen einem Lehrgang und er sagte mir, dass erst am 15. 12. einer beginnt und drei Monate dauert. Es wäre also nicht schlecht, dabei mitzumachen. Also das wäre alles für heute und ich schließe mit herzlichen Grüßen und Küssen von Eurem Rudl.
 
Brief Nr. 261
 
Augsburg, den 8. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch einen besonders schönen und lieben Brief schreiben, weil ich hoffe, dass Euch der Brief an einem schweren Tag erreicht.
 
Ich weiß genau, dass Ihr diese Tage viel an mich denkt, wo Ihr mich jetzt nur mehr allein habt und alles so schwer ist. Auch ich denke viel an diesen Tagen und es fällt mir oft bestimmt schwer das alles zu ertragen.
 
Die Zeit ist ja jetzt so schwer und ernst, man darf gar nicht weiter denken, sonst wird man närrisch. Ich hoffe nur, dass der Krieg recht bald aus wird und damit wenigstens die, die jetzt noch leben, weiterleben können.
 
Also bitte betet auch einen Vaterunser, damit ich diese Abstellung, die jetzt kommt, noch überstehe. Auch ich werde am 12. viel an Euch und unserem lieben Otto denken. Ihr wisst ja, was er für mich bedeutet hat. Vor allem lassen wir uns die Hoffnung nicht nehmen, dass unser lieber Franzi wiederkommt.
 
Nun muss ich Euch leider mitteilen, dass ich schon 6 Tage keine Post erhalten habe und wirklich schon neugierig bin, was daheim los ist.
 
Also bitte schreibt mir, ob Ihr die Pferde schon geschoren habt und ob der Bubi noch einmal schlecht gegangen ist. Wie ist denn das Wetter bei Euch? Bei uns ist es sehr schlecht. Ich hoffe also, dass Ihr mit der Arbeit sehr im Rückstand geblieben seid und bitte Euch, mich darüber zu unterrichten. Ja ich weiß ja gar nichts mehr und kann mir nicht mehr vorstellen. wie es daheim zugeht. Von mir kann ich Euch nichts Neues schreiben. Ich bemühe mich nur, um an einem Lehrgang teilnehmen zu können. Jetzt arbeite ich in der Stadt und tue aus den kaputten Häusern Balken und Ziegeln raus. Es ist auf jeden Fall besser, als wie im Gelände herum laufen.
 
Nun komme ich wieder zum Schluss und möchte Euch nur bitten, auf mein Paket nicht zu vergessen. Recht liebe Grüße und Küsse sendet Euch Euer Rudl.

Brief Nr. 262
 
Augsburg, den 12. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Endlich nach 12 Tagen erhielt ich heute den lieben Brief vom 7. 12.von Mutti, für welchen ich mich recht herzlich bedanke. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich diese 12 Tage auf Post gewartet habe und immer nichts erhielt. Und gerade heute hat es mich sehr gefreut, dass ich einen Brief von Mutti erhalten habe, weil es doch heute so traurig ist und ich immer an unserem lieben Otto denke. Es war also ein schmerzstillender Brief, den mir Mutti geschrieben hat und ich will mich recht herzlich bedanken dafür. Ihr wisst ja, was Otto für mich war und wir werden ihn nie vergessen.
 
Nun vor allem freut es mich, dass ich das Paket noch erhalte und Ihr Euch so bemüht deswegen. Ja im Anfang hätte ich nicht gemeint, dass ich so lange hier bin, aber jetzt hoffe ich, dass ich noch bis Weihnachten hier bin.
 
Leider hatte ich schon wieder Pech gehabt, denn es ist mir ein Urlaub vor der Nase davon gelaufen. Ich sollte nämlich Wein holen zur Weihnachtsfeier 30 Liter und es waren schon genug gemeldet  und weiters dürfen auch jetzt keine Urlauber nach Wien fahren. Aber das macht nichts, weil  es doch so kommt, wie es kommen muss.
 
Nun schließe ich mit der Hoffnung, dass Ihr recht viel Post von mir erhaltet und schicke Euch recht herzliche Grüße und Küsse und verbleibe Euer Rudl.

Brief Nr. 263
 
Augsburg, den 14. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute kann ich Euch keine freudige Mitteilung machen und es fällt mir schwer. Euch zu Weihnachten einen solchen Kummer zu bereiten.
 
Heute früh also wurde ein großer Teil unserer Schwadr. abgestellt und da war auch ich dabei. Ich bin jetzt schon vollständig eingekleidet und wir müssen heute Abend schon abmarschbereit sein.
 
Es kam so überraschend und Ihr könnt Euch denken, dass auch ich nicht damit gerechnet habe. Wann wir wegkommen und wohin wir kommen, kann ich Euch noch nicht schreiben. Wahrscheinlich zu einer Neuaufstellung.
 
Aber bitte macht Ihr Euch keine Sorgen um mich, Ihr wisst doch, dass ich es schon machen werde. Die Kartoffeln kann ich erst später versuchen, oder auch das, was Vater gemacht hat. Aber vor allem muss es die richtige Zeit sein und Ihr wisst ja, dass Ihr Euch auf mich verlassen könnt.
 
Nun vor allem hoffe ich, dass ich das Paket vom Scherzer aus Wien noch erhalte. Es ist nämlich schon Schmalhans Küchenmeister.
 
Nun und den Koffer werde ich auch versuchen heimzuschicken Es ist aber, glaube ich, gesperrt und sollte ich ihn nicht  schicken können, gebe ich ihn einem lieben Mädchen aus Augsburg, welche den Koffer dann aufgibt, wenn die Bahnstrecke in Ordnung ist. Ich werde Euch aber darüber noch schreiben und werde es schon richtig machen. Es ist nur sehr bedauerlich, dass ich noch keine Post erhalten habe und es bei Euch dasselbe ist.
 
Ich will Euch jetzt noch kurz alles Gute und Schöne zu Weihnachten wünschen und hoffe, dass wir die Weihnachten 45 beisammen sein können. Ich bitte Euch nur, sorgt Euch nicht zuviel um mich. Ihr habt ja schon genug zum tragen. Es ist jetzt ja aller Menschen Hoffnung, dass der Krieg bald aus wird und unseren Herrgott wollen wir bitten, dass wir uns alle gesund wieder sehen.
 
Nun recht herzliche Grüße von Eurem lieben und guten Rudl
 
Grüße an Fam. Weiß.

Brief Nr. 264
 
Augsburg, den 16. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Gestern erhielt ich den lieben Brief von Mutti vom 12. 12. und ich glaube, dass jetzt Deine Post wieder laufend kommt. Ich will mich also recht herzlich bedanken dafür. Es hat mich sehr gefreut, dass Du, liebe Mutti, mir so viel schreibst..
 
Aus Eurem Brief kann ich entnehmen, dass es Euch am 12. 12. sehr schwer gefallen ist. Und ich kann Euch gestehen, dass es auch mir schwer gefallen ist. Nun hoffen wir, dass alles wieder gut wird und der Krieg bald aus wird.
 
Nun vor allem hoffe ich, dass ich das Paket erhalte, damit ich wenigstens noch eine kleine Wegzehrung habe.
 
Von mir kann ich Euch berichten, dass ich wahrscheinlich am 17. 12. abgestellt werde. Wohin kann ich Euch noch nicht bestimmt sagen. Ich hoffe fest, dass es nach Westen geht.
 
Weiters kann ich Euch nicht viel berichten und werde halt Schluss machen. Sollte ich aber abgestellt werden, werde ich Euch immer am Laufenden halten und fleißig schreiben.
 
Nun lasst Euch recht herzlich grüßen und küssen von Eurem lieben Rudl.

Brief Nr. 265
 
Augsburg, den 16. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Meine liebe Mutter, eben erhielt ich das Paket, welches Du am 4. 12. abgeschickt hast. Es kam gerade zur rechten Zeit, denn wir sind gerade abmarschiert. Ich bin jetzt m Bahnhof, es ist 10 Uhr abends. Ich habe gerade das Paket aufgemacht und ich muss Dir gleich recht vielen Dank dafür sagen. Jetzt habe ich also doch ein Paket zu Weihnachten bekommen und ich will mich noch einmal herzlich bedanken. Es ist doch eine kleine Weihnachtsfreude.
 
Jetzt muss ich wieder zum Schluss kommen, denn es ist verflucht kalt. Ich verspreche Euch aber, dass ich Euch recht oft schreibe. Die Fahrt geht Richtung Breslau, dort werden wir einige Tage noch bleiben. Das Paket von dem Urlauber habe ich nicht erhalten. Der Koffer ist abgeschickt.
 
Recht herzliche Grüße und Küsse sendet Euch Euer Rudl.
 
Fröhliche Weihnachten.

Brief Nr. 266
 
Regensburg, den 18. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Vor allem recht viele Grüße und Küsse auf meine Fahrt. Es ist heute der zweite Tag, dass wir von Augsburg weggefahren sind. Die Fahrt ging über Ingolstadt – Regensburg. Jetzt soll es nach Mittenwald und dann nach Breslau gehen. Sonst ist es aber ganz gemütlich in unserem Viehwagen. Wir liegen auch ohne Stroh schön hart. Die Verpflegung war auch sehr wenig und kalt ist es ja jetzt auch nicht. Das eine Gute ist es, dass uns größtenteils Österreicher und Bayern sind. Ich lasse es mir auf keinen Fall schwer fallen und bin sehr froh, dass ich wenigstens ein Paket erhalten habe und ich will mich recht herzlich bedanken dafür. Ich werde auch versuchen, das Paket von dem Wiener noch zu erhalten. Wir  sollen nämlich noch einige Zeit zwecks Neuaufstellung in Breslau bleiben. Ich werde Euch ja laufend schreiben.
 
Nun möchte ich Euch noch bitten, Fa. Tillich von mir zu grüßen und ihnen recht fröhliche Weihnachten zu wünschen, besonders Hermsch und Mitzi. Wo ist denn Hermann? Ich werde Euch telegrafisch meine Anschrift mitteilen und bitte Euch, mir alle Briefe, die zurückgegangen sind, in einem eingeschriebenen Brief zu senden. Alles Schöne und viel Liebes zu Weihnachten wünscht Euch Euer lieber Rudl.

Brief Nr. 267
 
Mittwoch, den 20. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute bin ich endlich wieder in der Lage, dass ich Euch einen Brief schreiben kann. Wir sind hier in einem kleinen böhmischen Bahnhof und haben 5 Stunden Aufenthalt. Ich habe mich endlich wieder einmal nach 4 Tagen gewaschen und rasiert und jetzt schreibe ich noch einige Briefe.
 
Vor allem kann ich mich nur ärgern, dass wir von Mutti nicht mehr tschechisch gelernt haben. Ich könnte das jetzt sehr gut gebrauchen. Ich habe zwar schon Bier und auch sonst Allerhand organisiert, aber die paar Brocken sind doch zu wenig.
 
Gestern waren wir in Prag und werden wahrscheinlich morgen Breslau erreichen. Meine Anschrift folgt telegrafisch.
 
Bis dahin viele herzliche Grüße von Eurem lieben Rudl.

Brief Nr. 268
 
Donnerstag, den 21. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute will ich Euch einige Zeilen aus Breslau senden. Wir sind also heute den 5. Tag auf Fahrt und es ist noch nicht bestimmt, ob wir heute noch an das Ziel kommen. Wir kommen noch ungefähr 30 km weg von Breslau. Die Stadt soll Ells (Oels!) heißen. Ich werde Euch gleich, nachdem ich die Anschrift weiß, selbe mitteilen.
 
Es ist jetzt schon empfindlich kalt und ich bin sehr froh, dass ich die Handschuhe von Mutti habe. Weiters ist mir auch das Paket sehr gut angestanden und ich will mich sehr bedanken dafür.
 
Die Rebeltorte, die hebe ich mir für den Hl. Abend auf, damit ich auch etwas von daheim habe.
 
Den Koffer habe ich noch selbst weggeschickt und zwar am 15. 12. Weiters habe ich mich auch fotografieren lassen, die vielleicht auch zu Euch geschickt werden können. Wenn die  Bilder zu Euch kommen, schickt mir bitte ein kleines und ein großes.
 
Nun möchte ich bitten, lasst mir Fam. Tillich und Weiß recht lieb grüßen. Mit vielen Grüßen und Küssen verbleibe ich Euer Rudl.

Brief Nr. 269
 
Telegramm.
 
Öls, Schlesien, den 22. 12. 44.
 
Familie Weiß, Neustift i. Felde 15, Kirchberg a. Wagram.
 
Bin gut angekommen, bitte um Post. Rudi.
 
Aufklär. Abt. 8 MG 3 Richthofenkaserne.

Brief Nr. 270
 
Oels, den 25. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute am Christtag habe ich mir vorgenommen, Euch einen recht langen und lieben Brief zu schreiben. Aber leider hatte ich kaum Zeit und ist auch die Stimmung nicht danach. Ich will Euch nun ein wenig meine Weihnachten schildern.
 
Am Hl. Abend, am Sonntag also, hatten wir um 6 Uhr Wecken und Antreten. Es ist hier sehr kalt und so mussten wir bis 9 Uhr draußen stehen. Nachher wurde ich zum Arbeiten eingeteilt. Wir haben Verpflegung für das ganze Batl. geholt und haben bis 2 Uhr gearbeitet. Leider gab es dann kein Mittagessen mehr und so haben wir bis um 5 Uhr durchgearbeitet. Um ½  6 Uhr begann dann die Weihnachtsfeier, wo wir ein Würstel mit Kraut und Erdäpfel bekamen. Es gab weiters 5 Zigaretten, 10 Keks  und 5 Mann einen halben Liter Schnaps. Nachher ging ich mit vier sehr guten Kameraden aus Hollabrunn auf meine Stube und habe die Rebeltorte gegessen. Ja da habe ich sehr an daheim gedacht, besonders an den guten Apfelstrudel.
 
Na und heute? Da ging es erst richtig los. Den ganzen Tag Appell und immer im Freien. Ja heute gab es einen Fraß, der war unter dem Hund und ich habe ein paar Stücke Trockenbrot gegessen. Nun habe ich Euch genug angeweint und will jetzt aufhören. Zwar habe ich eine Galle wie ein Fußball und ich könnte ununterbrochen schimpfen. Ja eben haben wir auch die ganze Ausrüstung abgeladen, M.G. und alles Gelumpe, für das wird gesorgt, aber für ein ordentliches Fressen nicht.
 
Also wie habt denn Ihr die Weihnachten verbracht? Ich hoffe gut, aber wenigstens habt Ihr keinen Fliegeralarm gehabt und habt mein Telegramm noch vor dem Hl. Abend erhalten. Ich habe besonders viel geschrieben, damit Ihr wenigstens Post bekommt. Die Weihnachten werden ja so schwer für Euch gewesen sein, denn vorige Weihnachten habt Ihr noch von drei Buben Briefe erhalten und jetzt ist alles so hart und leer. Glaubt mir, auch mir fällt es manchmal schwer, wenn ich an Otti und Franzi denke, das Weinen zu verhalten. Leider war es mir nicht möglich, in eine Kirche zu kommen, weil hier alles evangelisch ist. Ich weiß aber, dass Ihr fleißig in der Kirche ward und wie gerne wäre ich auch nach Winkl und in die anderen Messen gegangen. Das war aber alles nicht möglich.
 
Jetzt hoffen wir halt recht fest, dass der Krieg in dem kommenden Jahr ein Ende nimmt und wir die nächsten Weihnachten im Frieden und beisammen feiern können. Nun möchte ich Euch noch alles Gute und Schöne zum Neuen Jahr wüschen. Mit Grüßen und Küssen verbleibe ich Euer Rudl.
 
Brief Nr. 271
 
Neujahrsbillett
 
An meine lieben Eltern!
 
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahr sendet Euch Euer lieber und guter Rudi.

Brief Nr. 272
 
Oels, den 27. 12. 44.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute bin ich sehr gut aufgelegt, denn ich erhielt als erster von dem ganzen Bataillon Post. Ich war selbst sehr überrascht und habe mir noch keinen Brief erwartet. Es war der lange Brief, den Ihr mir am 23. auf das Telegramm geschrieben habt. Ich sage Euch also recht herzlichen Dank. Die Freude, die ich hatte, die könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Ich habe beinahe geweint, als ich den Brief gelesen habe.
 
Also die Post geht da heraus sehr gut, denn ich habe das Telegramm am 22. abends aufgegeben und Ihr habt es am 23. schon erhalten. Der Brief ist auch nur 4 Tage gegangen. Ich bin also angenehm überrascht.
 
Und nun zu dem Brief: Vor  allem recht vielen Dank für die Neujahrswünsche und ich kann Euch mitteilen, dass ich den Silvester nun mit Freuden verbringen werde. Am größten bin ich über die Bombardierung von Tulln erstaunt und es ist kaum zu glauben, dass Tulln nicht mehr besteht. Auch ist es nicht sehr erfreulich für mich, dass bei uns daheim der Volkssturm eingezogen wird. Hoffen wir halt, dass es nur bei diesem bleibt.
 
Weiters kann ich Euch mitteilen, dass ich gleich auch ein Telegramm an den Kameraden abgeschickt hatte und hoffe, dass ich das Paket noch erhalte. Es wäre nicht auszudenken für mich, wenn es nicht kommen würde. Besonders wegen der Fleischmarken und dem Dosenfleisch, denn Ihr wisst ja, dass ich verdammt Kohldampf schiebe. Denn nach dem Urlaub wäre ich ein wenig mehr Essen gewohnt gewesen. Geld hättet Ihr mir nicht schicken brauchen, aber ich nehme es schon. Also haltet mir ein wenig den Daumen, damit es schief geht. Und dass es bei Euch kalt ist, wundert mich nicht, denn  wir haben hier bis 20° und wir am Dachboden spüren das sehr genau. Ihr seid also mit der Arbeit ganz fertig geworden. Na ich weiß ja, Ihr tut was Ihr könnt.
 
Weiters will ich Euch noch mitteilen, dass wir morgen mit dem Dienstmachen (also mit der Ausbildung) beginnen. Heute haben wir Fahrräder empfangen und die Waffen, die werden wir die nächsten Tage empfangen, hier sind sie schon. Wir sind ein S.M.G. Bataillon auf Fahrräder. Wir sind schon marschbereit, aber wann wir rauskommen, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass es nach Westen geht. Aber bitte keine Sorge. Ihr wisst doch, Ihr könnt Euch auf Eurem Rudl verlassen.
 
Ich müsste Euch jetzt noch mehr schreiben über den Koffer und wie ich aus Augsburg weggekommen bin. Aber ich hoffe, dass Ihr die Briefe alle erhaltet und werde jetzt schön langsam zum Schluss kommen. Also ich will Euch nur noch mal recht herzlich für den Brief und Euer baldiges Schreiben danken. Und will Euch noch die Anschrift von einem guten Kameraden von mir schreiben, der bei meiner Gruppe ist.
 
Also Leopold Knell, Roseldorf 70, Kreis Hollabrunn.
 
Viele Grüße und Küsse  von Eurem Rudl.
 
Mitunterschrift: Hans Knell.

Brief Nr. 273
 
Neujahrskarte
 
Oels, den 1. Jänner 1945 um 0.30 Uhr.
 
Meine lieben Eltern!
 
„Prosit Neujahr“ und viel Liebes und Gutes wünsche ich Euch heuer. Ich weiß, dass für Euch, wie auch für mich, das vergangene Jahr das schwerste war. Ich will Euch aber versprechen, Euch, so lange ich lebe, nach allen Kräften Liebe und Gutes schenken. Vielleicht hilft mir mein Mädi dabei. Und so bleibe ich Euer Rudi.
 
Brief Nr. 274
 
Oels, den 2. 1. 45.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute erhielt ich Euren lieben Brief vom 27. 12. mit der Nr. 2, für welchen ich mich herzlich bedanke. Wie ich aus Eurem Brief ersehe, seid Ihr noch gesund, was ich auch von mir berichten kann. Ihr schreibt mir also, dass Ihr die Weihnachten so einigermaßen gut verbracht habt und Hermi und Hedi bei Euch waren. Ja es sind halt recht liebe Mädchen und für Euch war es halt etwas leichter. Ich kann heute nicht darüber schreiben, weil ich mich schon sehr geärgert habe und ich kann doch nicht immer schimpfen in den Briefen, das werden wir uns dann alles erzählen. Meine Weihnachten waren zwar auch sehr dreckig, ebenso auch der Silvester und das Neujahr. Aber ich denke mir, es ist immer noch besser als wie im Graben.
 
Nun will ich Euch noch mitteilen, dass ich auch den Kameraden am 22. ein Telegramm aufgegeben habe und nun jeden Tag auf den Bahnhof gehe und wegen dem Paket frage. Ich könnte das Paket wirklich gut brauchen, denn die Verpflegung ist verdammt wenig und der Dienst verflucht viel. Wir haben um 5 Uhr Wecken und bis 7 Uhr abends Dienst. An das Ausgehen ist überhaupt nicht zu denken. Na es geht alles vorbei und dann ist alles anders.
 
Bis dahin recht herzliche Grüße und Küsse  und so verbleibe ich Euer Rudl.
 
Brief Nr. 275
 
Oels, den 3. 1. 45.
 
Meine lieben Eltern!
 
 Heute wurden hier Leute in den Urlaub geschickt. Das heißt also, dass wir noch längere Zeit hier bleiben. Es gibt auch Sonderurlaub. Nun bin ich auf die Idee gekommen, dass auch ich Urlaub will. Schickt bitte ein Telegramm, welches von der Partei bestätigt, mit der Nachricht: „ Der zweite Bruder vermisst, Mutter krank“. Vielleicht kann Mutter wegen Venenentzündung eine Bestätigung holen. Bitte zugleich auch eingeschrieben die Nachricht vom Franzi und die Bestätigung von Mutti abschicken. Ich halte den Daumen.
 
Recht herzliche Grüße Rudi.
 
Brief Nr. 276
 
Oels, den 4. 1. 45.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute ist es mir gelungen, auf der Stube als Ofenwache zu bleiben und kann Euch daher einen recht langen Brief schreiben. Vor allem will ich noch berichtigen, dass ich gestern einen Brief ohne Nummer weggeschickt habe. Das war nämlich Nr. 19. Ist jetzt Ordnung, gell.
 
Jetzt will ich Euch nun wegen dem Urlaub ausführlich schreiben. Bei unserem Bataillon fahren jetzt viele in Abstellurlaub und Heiratsurlaub. Auch Sonderurlaub wird in dringenden Fällen gegeben. Ich habe mir nun gedacht, wenn Ihr die Bescheinigung beibringen könntet, würde ich vielleicht auch Urlaub erhalten. Ihr wisst ja, wenn das Wort Urlaub fällt, wird der Soldat wahnsinnig. Denn es ist das Einzige, was ihm Freude macht. Also bitte es liegt ganz bei Euch. Sehr viel hoffe ich mir ja nicht davon.
 
Meine lieben Eltern, nun will ich mich vor allem für die beiden Briefe N. 3 und 4 vom 31. und 1. 1., welche ich Am 3. 1. erhalten habe, recht herzlich bedanken. Es ist eine große Freude für mich, wenn ich von Euch Post bekomme. Aber die Nachricht vom Franzi ist mir sehr Nahe gegangen und ich kann Euch nicht mehr darüber schreiben. Nun will ich mich noch vielmals  für die Fleischmarken und die 50 Mark bedanken. Auch war es gut, dass Ihr mir die Bilder von Augsburg geschickt habt. Geld hätte ich zwar noch keines gebraucht, aber es ist gut, wenn es nicht zuwenig wird.
 
Also Vater will mich besuchen? Ist es nicht zu weit? Ich  möchte Dir abraten. Es zahlt sich nicht aus. Ich mache Euch sowieso schon genug Arbeit mit den Paketen und so weiter. Wir bleiben bestimmt noch bis Feber hier und es geht dann auch noch, dass Du mich besuchst. Ich habe Euch am 2. 1., als ich vom Spieß erfuhr, dass wir noch längere Zeit hier bleiben, ein Telegramm wegen eines Paketes geschickt.  Da habe ich nämlich noch nicht gewusst, dass Vater mich besuchen will. Na Ihr werdet es schon machen.
 
Nun muss ich Euch leider mitteilen, dass ich das Paket von dem Kameraden noch nicht habe. Hoffe es aber, die nächsten Tage zu erhalten. Weiters hoffe ich, dass der Koffer bei Euch bald ankommen wird. Sonst weiß ich nun nichts mehr und werde zum Schluss kommen. Es gibt nur noch Bedauerliches mitzuteilen, dass Ich nicht Gelegenheit hatte, zu Weihnachten und zu Neujahr in die Kirche zu gehen, was auch weiterhin so bleiben wird.
 
Also mit  vielen Grüßen bleibe ich Euer Rudl.
 
Brief Nr. 277
 
Oels, den 5. 1. 1945.
 
Meine lieben Eltern!
 
Heute kam es sehr überraschend, dass wir abgestellt werden und es hat keinen Zweck mehr, wenn Ihr mir etwas schickt. Schreiben könnt Ihr mir auf die Feldpnr. 65729/D*). Wo wir hinkommen, weiß ich nicht. Hoffe auf einen Truppenübungsplatz. Ich werde Euch auf der Fahrt recht oft schreiben. Vor allem möchte ich Euch bitten, seid mir nicht böse, dass ich Euch so viel Scherereien  mit dem Telegramm und so weiter, gemacht habe. Also bis morgen werde ich keine Zeit mehr zum Schreiben haben.
 
Bis dahin viele Grüße Rudl.
 
*) (25.11.1944-8.5.1945) 2.1.1945 Stab u. 1.-4. Kompanie Radfahr-MG-Bataillon 81;
 
 
Brief Nr. 278
 
Ansichtskarte von Oels in Schlesien.
 
Viele herzliche Grüße aus Oels sendet Euch zum letzten Mal Euer Rudl.

Brief Nr. 279
 
O.U., den 9. 1. 1945.
 
Meine lieben Eltern!
 
Jetzt finde ich wieder so viel Zeit, um Euch ein Brieflein zu schreiben. Leider war es mir auf der Fahrt nicht möglich, Euch zu schreiben. Aber die Fahrt war ja sowieso nicht lange. Wir fuhren am Samstag abends ab und sind am Montag mittags hier angekommen. Sind dann noch 60 km gefahren (mit dem Fahrrad) und sind nachher in einem kleinen Haus ins Quartier. Wir sind hier in Ostpreußen, ganz im Norden der Ostfront. Wir sind aber noch 10 km von der HKL weg. Also bitte macht Euch keine Sorge um mich. Ihr wisst, ich werde es schon wieder schaukeln. Ich hoffe auch, dass ich bald Post bekomme, weil ich Euch die Feldpnr. schon aus Oels geschrieben habe.
 
Weiters lege ich Euch hier einige Bilder bei, die habe ich mir in Oels als Spaß machen lassen. Also bitte schreibt mir wie es Euch geht und ob alles in Ordnung ist daheim. Auch ich werde  Euch so oft wie möglich schreiben.
 
Nun schließe ich mit recht herzlichen Grüßen und Küssen und verbleibe Euer Rudl.

 
Dies ist der letzte Brief des Rudolf Weiss, der bei seinen Eltern eingetroffen ist. In weiterer Folge galt er als vermißt. 

Der Brief des Kameraden Hans Knell aus Roseldorf vom 19.09.1947, der die Mitteilung des Kameraden Peter Kletzmayer aus Krengelbach bei Wels, OÖ., erhielt und an die Familie Weiss schrieb, schildert ungefähr, was geschehen sein könnte:

„.... - Es überraschte mich gestern einer unserer Kriegskollegen aus Wels, wobei er Ihnen auch keine genaue Auskunft geben kann, über den Verbleib Ihres Sohnes Rudi. Sein letztes Beisammensein mit Rudi war Ende Jänner in Hehendorf. Von unserer Einheit waren daher nur mehr 10 – 15 Mann anwesend in Hehendorf, wobei auch Rudi noch glücklicher Weise bei ihnen war. Rudi entfernte sich, um seine soldatische Postenpflicht zu erfüllen. Gleich danach nahmen einige Panzer Stellung vor dem Gehöft, wo wir unser Quartier hatten. Deshalb mussten wir das Gehöft blitzartig verlassen, da wir sonst aus dem Kesselring nicht mehr rauskonnten. Wie wir endlich aus der Fluchtjagd heraußen waren, traf ich nur mehr zwei meiner Kameraden. Wo nun Rudi und die anderen geblieben sind, kann ich leider nicht sagen, da ich selbst im Ungewissen drinnen steckte.

Die Nachforschungen, die vom Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes und der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz getätigt und 1975 abgeschlossen wurden, ergaben, dass der Gefreite Rudolf Weiss „mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen, die im Januar 1945 im Raum Gumbinnen – Insterburg geführt wurden, gefallen ist“.


Alle Bilder: Franz Weiss jun. 

 

Unsere Artikel, die NS-Zeit betreffend, die mit Emblemen des Dritten Reiches versehen sind, dienen nur dem Zweck der staatsbürgerlichen Aufklärung und der militär- und zeithistorischen Forschung über die Ereignisse und Vorkommnisse von vor über 70 Jahren. Wir wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung verstanden wissen und distanzieren uns dezidiert von nationalsozialistischem Gedankengut.  


18.07.2022
Andreas Nowotny