Schiffleute war die allgemeine Bezeichnung für jene Personen, die in den verschiedenen Berufen in der Flussschifffahrt auf der Donau und ihren Nebenflüssen tätig waren. Der große Aufschwung, den die Handelsschifffahrt ab dem 13. Jahrhundert nahm, förderte die Ausbildung eines eigenen Schifferberufes, der nach Art der Tätigkeit und der Rangordnung aufgespalten war. Jeder Mann auf dem Schiff hatte seine bestimmte Aufgabe, die er nur erfüllen konnte und durfte, wenn er sie erlernt hatte.
 
Der Führer eines stromabwärts fahrenden Schiffes war der Nauferge, Naufahrer oder Nauführer. Der zweite Mann war der Steurer oder Stoirer, der an der Stoir, dem Heck des Schiffes, stand und für die Steuerung verantwortlich war. Die Schiffstype und die Eigenart des Flusses bestimmten die weitere Schiffsbesatzung, die aus dem Fahrer, Knechten und Mietknechten bestand, wobei die Schiffknechte das Hauptkontingent bildeten. 

 
Pferdegeschirr der SchiffreiterPferdegeschirr der Schiffreiter
Typische Kleidung eines SchiffreitersKleidung eines Schiffreiters
SchiffszugSchiffszug mit Originalgeschirr aus dem 19. Jhdt.
Alle Fotos: Schifffahrtsmuseum Spitz - Maria Knapp
 
Die Schiffreiter, auch Treiber oder Jodeln genannt, wurden oft als wüste Gesellen beschrieben, die mit fürchterlichem Lärm und Peitschenknall die Pferde antrieben. Sie saßen meist seitlich im Sattel. An der Spitze des Zuges trabte der Vorreiter. Er war der Kommandant des Schiffzuges und hatte mit seiner Messlatte, der Marschalten, die Wassertiefe der Seitenarme und jener Stellen, an denen die Pferde ins Wasser mussten zu sondieren und alles Notwendige zu veranlassen, damit Menschen und Pferde keinen Schaden erlitten.[1]
 
Wie andere Handwerker, waren auch die Schiffer zu einer Zunft vereinigt, wobei jede unter der Führung eines Schiffmeisters stand. Die einzelnen Gilden durften nur bestimmte Stromstrecken befahren, außerhalb nur gegen Entrichtung einer Entschädigung an die örtliche Innung. Die Schiffmeister mussten sehr nüchterne, tüchtige und umsichtige Männer sein, Männer vor allem, die in der Gefahr geistesgegenwärtig und mutig genug waren, das schwimmende Haus heil durch Klippen und Wirbel, den anstürmenden Fluten zum Trotz, ans Ziel zu führen.[2]
 
Trotzdem war der Ruf der Schiffleute kein allzu guter. Es hieß, sie seien liederlich, boshaft und derb, viele von ihnen der Trunksucht verfallen. Viele Schiffe verunglückten, weil die Schiffer betrunken waren.[3] Schon von weitem hörte die Bevölkerung das Knallen der Peitschen, wenn die Reiter ihre Pferde antrieben. Schnell sperrten sie ihre Häuser zu, denn es wurde ihnen nachgesagt, dass sie gerne etwas „mitgehen“ ließen, wenn sich Gelegenheit ergab.[4]
 
Die Schiffleute arbeiteten unter uns heute unvorstellbaren Bedingungen: Man kann sich nicht leicht eine Vorstellung davon machen, wie hart und rau die Leute durch ihre schwere Arbeit wurden. Von der ersten Woche nach dem Eisgang bis zu dem Tage, wo eine neue Decke den Strom unfahrbar machte, kamen sie nie unter ein schützendes Dach. Ein Rohrgeflecht, gegen den Wind gekehrt, war ihre Hütte, ein Sack mit Häcksel gefüllt, ihr Ruhekissen, und die Erde hart am Ufer des Stromes ihr Bett. Ihre Gesellschaft waren die Rosse, die an ihrer Seite stampften.[5]
Die meisten Schiffer konnten nicht schwimmen, was den Schiffmeistern ganz recht war, denn nur so gab die Besatzung ihr Letztes, um das Schiff aus Gefahr zu retten. Die Schiffer hingen dem Aberglauben an, dass der Flussgott jedes Jahr seine Opfer forderte. Fiel also ein Kamerad ins Wasser und drohte zu ertrinken, half man ihm nicht, sondern war froh, dass der Flussgott sein Opfer hatte und man es selbst nicht war.[6]
 
Zu den typischen Kleidungsstücken der Schiffleute gehörten neben der Festtracht, die an den Flüssen jeweils verschieden war, ein zwilchenes Wams, lederne Hose, Mütze und Wasserstiefel.[7]
 
Die Schiffleute, die nicht bei den Gegenzügen beschäftigt waren, mussten vom Endpunkt ihrer Reise auf dem Landweg in die Heimat zurückkehren. Der Flötzersteig in Wien-Ottakring war ein solcher uralter Verkehrsweg nach dem Westen, den die heimkehrenden Schiffleute und Flößer benutzten.[8]
 
Pfarrer Karl Größinger hatte immer wieder Probleme mit den rauen Schiffknechten, die zuerst zu Fuß, dann schon mit Obst- und Erdäpfelwägen vom Wasser her über die Pfarrwiese kamen, um auf kürzestem Weg ins Gasthaus Kollbauer im Ort zu gelangen. 1864 gab es darüber eine Verhandlung, die das Überqueren auf einen Fußsteig beschränkte. Der Missstand hielt aber weiter an. Erst 1865 konnte der  Pfarrer über die Behebung desselben berichten.[9]
 

Schiffspersonal 

Altenwörth

1826: Josepha Emerer, Tochter des Schiffmannes Andre Emerer, heiratet den Nachbarn Joseph Fölz in Preuwitz.

1843 stirbt der Schiffknecht Franz Liber mit 37 Jahren in Altenwörth 13 an Gehirnerschütterung infolge eines Hufschlages eines Pferdes.

1851: Der Inwohner und Schiffmann Jacob Köberl stirbt mit 47 Jahren in Altenwörth 7 an der Lungensucht.

1859: Johann Kitzberger ist Schiffmann und Taglöhner in Altenwörth 5, er heiratet Anna Hittinger. 

1863: Der Schiffmann Michael Strandl heiratet mit 31 Jahren die in Wien geboren Maria Artmann. Er stirbt1874 in Altenwörth 44 mit 44 Jahren.

1866: Der verwitwete Schiffmeister Johann Grötzl von Altenwörth 44 heiratet mit 63 Jahren in Krems seine 50jährige Haushälterin Theresia Mühlberger. Er stirbt 1871 in Altenwörth 43 an Gehirnerschütterung, nachdem er bei Thürnthal überfahren worden war.

Um 1877: Josef Préleiter war Schiffmann in Altenwörth 42. Er wird in verschiedenen Texten als "Außifahrer", Lotse bezeichnet, d.h. er lenkte Schiff durch die Wasserstraße bei Altenwörth.

Um 1877: Johann Nirnberger war Schiffmann in Altenwörth 29.

Um 1883/86: Franz Eck war Schiffmann in Altenwörth 27

Um 1891 lebte in Altenwörth 35 der Schiffmann Josef Weidlinger.  
Um 1896: Anton Weidlinger ist Schiffmann in Altenwörth 6.

Um 1903: Schiffmeisterin Katharina Fierlinger in Altenwörth 38

Um 1903: Schiffmeister Franz Hametner in Altenwörth 37
 

Sachsendorf

1865: Leopold Maier stirbt mit 49 Jahren in Sachsendorf 1, er war Schiffmann am neuen Wirtshause.

Um 1869/1880: Johann Nirnberger ist lediger Schiffmann in Altenwörth, er wohnt aber in Sachsendorf 39.

1874 stirbt der Schiffmann Leopold Deckl in Sachsdorf 39 mit 56 Jahren.
 

Winkl

1822: Der Schubmann Johann Rausch stirbt mit 56 Jahren in Winkl.  

 

Schiffleute und Schiffbestand an der Donau von Passau bis Wien,1566

 
Auszug aus einem Artikel von Hans-Heinrich Vangerow im „Historischen Jahrbuch der Stadt Linz“, 1985
Die Schiffmeister gehörten wohl auch schon damals dem Unternehmerstand an, denn sie mussten nach der Beschreibungsvorgabe eigene Rosse für die Stromauffahrt, den sogenannten Gegenzug, sowie eigene Schiffe nebst Ausrüstung besitzen. Da sie am und vom Heimatort aus einen Großteil ihrer Geschäfte abwickelten, dürften sie bei der 1566 durchgeführten Bestandsaufnahme ziemlich vollzählig erfasst worden sein. Anders verhielt es sich dagegen mit ihren Angestellten, den die Schiffe bzw. Schiffzüge als Führer begleitenden Naufergen, und gar erst den Schiffknechten, die das Hauptkontingent der Mannschaften bildeten. Sie waren während der Visitation vielfach mit Ladungen unterwegs und daher nicht 'anheimb' gewesen. Soweit die Letztgenannten zur Untermiete wohnten oder als fremde Knechte auftraten, enthielt sie zudem keine Zunftliste.
 
Schiffmeister, Naufergen und Schiffsknechte in der Umgebung im Jahr 1566:
 
  Meister Naufergen  Knechte
Grafenwörth  2   4
St. Johann 2   11
Seebarn    
Altenwörth     8
Winkl      4
Utzenlaa  1   13
Zwentendorf  2 1 11
Maria Ponsee        4
Neuaigen  1   4
Sachsendorf  2    
 
Namentlich genannte Schiffmeister 
Utzenlaa  Varsthoffer Hännsl
St. Johann  Feuerer Sigmundt
St. Johann  Gehettinger Hannß
Grafenwörth  Hausher Matheus
Grafenwörth  Otter Michell
Sachsendorf    Leutner Matheus
Sachsendorf  Leutner Phillip
 
Namentlich genannte Naufergen
St. Johann  Gehettinger Michell
Grafenwörth    Hausher Matheus
Grafenwörth  Otter Michell
Seebarn   Cittnwaiz Daniell
Seebarn   Löffler Larennz
Seebarn   Waizschuester Georg
Der Schiffmeister Matthäus Hausher aus Grafenwörth besaß 2 Siebnerinnen und 1 Viererin.
Fremden Schiffleuten gehörten in St. Johann 1 Klobzille und 2 alte Siebnerinnen.
Für den Schiffknecht Bartholomäus Pauer aus Altenwörth wurde 1 Siebnerin vorgetragen.
Der Schiffmeister Hans Varsster aus Utzenlaa hatte 2 Siebnerinnen dort liegen.
 
 
Quellen:
[1] Heimatbuch der Marktgemeinde Zwentendorf, 2010, S.64, , NÖ Landesbibiliothek, St.Pölten.
[2] FRAUENDIENST, Unsere Donau, Wien 1935, S.55f.
[3] NEWEKLOWSKY, Schiffahrt und Flößerei, Bd. 3. Linz 1964, S.346f.
[4] Information von Roman GUTTAUER, Altenwörth, 1.7.2017.
[5] FRAUENDIENST, Unsere Donau, Wien 1935, S.62.
[6] NEWEKLOWSKY, Schiffahrt und Flößerei, Bd. 3. Linz 1964, S.376.
[7] Rudi PALLA, Verschwundene Arbeit, Wien 2010, S.183f.
[8] Rudi PALLA, Verschwundene Arbeit, Wien 2010, S.183f.
[9] Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl GRÖSSINGER (1859-1873), S.103f. 
 
 
Februar 2012, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp