Franz Roßkopf wurde am 5.9.1824 geboren. Sein Vater Franz Roßkopf war Gastwirt, Fuhrwerksunternehmer und Hausbesitzer in Kirchberg 41, seine Mutter Anna geb. Diem war die Tochter des hiesigen Zimmermannes und wohnte im Haus Nr. 44, wo Franz auch geboren wurde. Die Eltern heirateten erst im Jahr 1831.

Franz strebte eine Karriere in der örtlichen Sparkasse an, war dort Bankbeamter und später lange Jahre Direktor.

1858 heiratete er Amalia Fiegelmüller, die Tochter eines Kirchberger bürgerlichen Greißlers. Gemeinsam hatten sie neun Kinder, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten.

Er ist im hohen Alter von 91 Jahren verstorben, seine Gattin hat ihn nur um ein Jahr überlebt, sie ist mit 80 Jahren verstorben.

Von 1870 bis 1900 war Franz Roßkopf Bürgermeister des Marktes, noch länger, nämlich fast  40 Jahre lang, war er der Leiter der örtlichen Sparkasse. Durch diese beiden Ämter war es ihm möglich, viel Gutes in der Gemeinde zu bewirken.

Chronologie

1870
Durch seine Unterstützung als neu gewählter Bürgermeister und Sparkassedirektor konnte die dem Zerfall nahe Dreifaltigkeitssäule renoviert werden.
(Pfarrchronik) 

1876
Auch im  Bezirksstraßenausschuß Kirchberg am Wagram war er viele Jahre vertreten. Um 1876 war August Graf Breunner-Enkevoirt, Gutsbesitzer zu Grafenegg Obmann, Franz Roßkopf, sein Stellvertreter, wie aus einem Zeitungsbericht hervorgeht.
(Kremser Wochenblatt vom 18.11.1876) 

1882
Der auf Visite in Kirchberg weilende Erzbischof von Wien, Coelestin Joseph Ganglbauer segnete auch die von der hiesigen Sparkasse finanzierte über den Markt führende Brücke.

Im selben Jahr brannten einige Häuser und Scheunen beim sogenannten Schandtor ab.  Letztere wurden weiter hinausverlegt und auf dem gewonnenen Grund auf Kosten der Sparkasse ein Park angelegt. Hiebei hatte der Pfarrer dem Bürgermeister den Rat erteilt, die abgebrannten Häuser in derselben Front wie die Markthäuser zu erbauen aber nicht vorspringend, wie sie jetzt stehen, auf diese Weise wäre eine Erweiterung des Marktes leicht möglich gewesen.
(Pfarrchronik)


Es dürfte sich um die vorspringenden Häuser am westlichen Ausgang
des Marktplatzes gehandelt haben.
Foto: Dr. Rudolf Delapina


Stempel des Marktes Kirchberg am Wagram und Unterschrift des Bürgermeisters mit F.Roskopf

Aus den Unterlagen der Familie Franz Delapina, Kirchberg

1885
Da der Thurm aussah, wie ein Mann mit neuem Hut und altem Rock, so wurden, da die Sparkasse einen Beitrag leistete, die ganze Kirche und der Thurm neu gefärbelt und geputzt und zwar alles in gelblichem Ton gehalten, mit weißer Linierung.
(Pfarrchronik) 

1886
Die Sparkasse finanzierte die 2-färbigen Fenster der Kirche.
(Pfarrchronik)

Die Spitalkirche der Tschernitz’schen Stiftung wurde auf Rechnung der Sparkasse neu gemalt, nachdem der Herr Pfarrer voriges Jahr Kirche und Spital von außen hatte putzen lassen. Der Garten des Spitales ist unter dem früheren Pfarrer Vinzenz Willim und dem Bürgermeister Franz Roßkopf verkauft worden.
(Pfarrchronik)

  
Alte Aufnahmen des Zscherniz-Spitals und der Kirche
 

Nicht alle Projekte kamen bei allen gleich gut an. So war Pfarrer Ignaz Hohmann nicht erfreut, dass er das heutige Pfarrheim abtreten musste:
Auf dem Schwibbogen stand die kunstlose Steinsäule des hl. Stephanus, die auf der Chorstiege Aufstellung fand. Dieser Schwibbogen wurde, weil er nicht mehr in der Mitte gestanden wäre, abgetragen. An Stelle nun dieses einst von der Kirche erbauten Messners oder  Schulhauses, das durch das Schulgesetz der neuen Ära der Kirche gestohlen wurde, in dem es als Gemeinde Oberlehrerwohnung benamset wurde, kamen zwei neue Klassen ebenerdig und oben die Lehrerwohnung, nur ein geringer Theil des alten Hauses blieb rückwärts stehen. Die Baukosten trug die Sparkasse.


Eingang zum Kirchenareal um 1850, Gemälde von J. Kurmayer
Der ehemalige Eingang zum Kirchenareal, das erwähnte Gebäude ist links im Bild,
heute Pfarrheim 

Laut der Kremser Zeitung vom 23.1.1886 waren die Armenräte für der Kirchberger Gerichtsbezirk Franz Roßkopf und der Wirtschaftsbesitzer Josef Hintermayer aus Groß Weikersdorf.

1887
Am Rathaus wurde durch die Sparkasse ein Turm mit beleuchteter Uhr aufgesetzt und der Turm der Spitalkirche gleichfalls neu angestrichen.

  
Das alte Rathaus um 1870/80 von Ignaz Spöttl, NÖ Landesarchiv, Topographische Abteilung
Das alte Rathaus, 2012

Verleihung des Ehrenbürgerechtes

Von Seite der Vertretung der hiesigen Marktgemeinde wurde in der am 21. Mai stattgefundenen außerordentlichen Sitzung mit Stimmeneinhelligkeit der Beschluß gefaßt, dem Bürgermeister Herrn Franz Roßkopf in dankbarer Anerkennung seiner um das Wohl der hiesigen Gemeinde hervorragenden Verdienste das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde zu verleihen.
Sonntag den 12. Juni fand die Überreichung des prachtvoll ausgestatteten Ehren-Diploms statt, an welcher sich die sämmtlichen Mitglieder der Gemeindevertretung betheiligten.
Nach erfolgter Ansprache von Seite des Bürgermeister-Stellvertreters Herrn Dr. Roth dankte der Bürgermeister sehr gerührt über dies Auszeichnung, mit der Bemerkung, daß er nicht ermüden werden, auch in Zukunft für das Wohl der Gemeinde zu wirken.
Zur Verherrlichung dieses schönen Aktes erschien am Abende der hiesige Männergesangverein um dem Gefeierten eine Ovation darzubringen.
Schon vor Erscheinen des Gesangvereines hatte sich eine große Anzahl der Bewohner Kirchbergs vor der Wohnung des Herrn Bürgermeisters eingefunden.
Nach dem letzten Liede ergriff der Vorstand Herr Oberlehrer Berger das Wort, um im Namen des Männergesangvereines Herrn Bürgermeister als neuen Ehrenbürger zu begrüßen und schloß mit einem Hoch, welches von den wackeren Sängern mit Begeisterung ertönte.
(Kremser Zeitung vom 25.6.1887)

In diesem Jahre wurde auch die hiesige Feuerwehr errichtet – natürlich durch die Sparkasse.
(Pfarrchronik)

1888
Die Sparkasse ließ den hölzernen Steig hinter dem Markt nach Oberstockstall zu wegreißen und durch einen eisernen ersetzen, wobei das Dreifaltigkeitsstöckel umgebaut wurde.  
(Pfarrchronik)

 
Alte Zeichnung der Brücke
Hermann Pistracher, Kirchberg

 
Foto: Dr. Rudolf Delapina und 2020

Thurmbau und Ortsverschönerung. Die Bewohner von Kirchberg sind der dortigen Sparkasse zum Danke verpflichtet, da diese wieder eine Verschönerung des Ortes sich angelegen sein ließ. Es ragt zwar der sechs Meter hohe, mit einer transparenten Uhr versehene, blechgedeckte zierlich geschmückte Thurm wenig über die nebenstehenden höheren Häuser heraus, vom Bahnhofe aus jedoch, zeigt er sich in ganzer Nettigkeit und Sauberkeit. Wer Kirchberg seit zehn Jahren nicht gesehen hat, würde heute es kaum erkennen. Durch die Bemühungen des Sparkasse-Direktors und Bürgermeisters sind alle Zufahrtswege mit Schutzmauern versehen worden, wurden im Markte Alleen gepflanzt, zwei Parkanlagen, ein Wasserreservoir, ein Bad geschaffen, eine Brücke und drei eiserne Stege, eine neue Lehrerwohnung gebaut, in der auch zwei Schulkassen untergebracht sind. Selbst für die Kirche wurden zwei Glasfenster gespendet und die Spitalkirche restauriert.
(Neuigkeits)Welt Blatt vom 11.8.1888, Seite 5

Bei dem Turm handelt es sich um jenen des alten Rathauses.
Bild: Dr. Rudolf Delapina, Kirchberg/Wien

1889
Die Sparkasse unter Bürgermeister Franz Rosskopf spendete der Feuerwehr 1000 fl für den Ankauf eines Wasserzubringers.
(Kremser Feuerwehr-Zeitung vom 15.6.1889)

1890
Franz Roßkopf wurde vom Kaiser das goldene Verdienstkreuz verliehen.

Wie erwähnt, war dem hiesigen Herrn Bürgermeister Franz Roßkopf das goldene Verdienstkreuz verliehen worden. Aus Anlaß dessen beeilte sich die ganze Bürgerschaft, ihrem Oberhaupt eine Ehrung zu veranstalten. Samstag abends versammelten sich sämmtliche Vereine Kirchbergs, sowie die Bürgermeister der Umgebung in Neugebauers Gasthause. Es wurde ein Fackelzug gebildet, an dem wenigstens 300 Leute theilnahmen. An der Spitze des Zuges marschierte die von den Bürgern beigestellte Musikkapelle aus Krems. Der Zug bewegte sich um fast ganz Kirchberg. Vor dem Hause der Herrn Bürgermeisters wurde Halt gemacht und demselben vom Gesangvereine ein Ständchen gebracht. Hierauf begaben sich Alle nach Neugebauer’s Gasthaus, wo das ebenfalls von den hiesigen Bürgern veranstaltete Konzert stattfand. Getanzt wurde, obwohl es einige „Dämchen“ gern gehabt hätten, doch wohl nicht. Sonntag um 2 Uhr nachmittags wurde der Hr. Statthaltereirath Baron Menßhengen vom Bahnhofe abgeholt und von demselben wurde dann im Rathaussaale, in Gegenwart der ganzen Familie Roßkopf, der gesammten Beamten und Bürgerschaft, nachdem die Verdienste des Herrn Bürgermeisters von ihm rührend hervorgehoben, das Verdienstkreuz in der Brust befestigt. Der Herr Bürgermeister sprach seinen Dank aus und forderte die anwesenden Gäste auf, Sr. Majestät dem Kaiser ein Hoch auszubringen. Die vor dem Rathause aufgestellte Musikkapelle, sowie die in Unmassen anwesenden Zuschauer, unter denen die Feuerwehr Ordnung hielt, stimmten freudig mit ein in das 3fache Hoch! Bei der darauf im Neugebauers Gasthause stattfindenden Jause wollte das Toastieren schier kein Ende nehmen, denn es waren da auch alle Stände und Ämter vertreten, die jedes dem Hrn. Bürgermeister etwas zu sagen und zu danken wußten. Auffallend aber war, daß alle Bürgermeister der Pfarre – und deren sind 10 – sowie der Umgebung da waren und nur der Bürgermeister von Unterstockstall infolge eines Schnupfens fehlte. Auch ihn ließ man hoch leben. Unter angenehmer Unterhaltung war die Zeit zur Abfahrt des Herrn Statthaltereirathes gekommen. Alles begleitete ihn zur Bahn, wo nochmals Abschied genommen wurde. Die Erinnerung aber an dieses Fest wird noch lange im Gedächtnisse all derjenigen fortleben, die daran theilgenommen. 
(Kremser Zeitung vom 22.3.1890)

Dem Bürgermeister von Kirchberg, Herrn Franz Roßkopf, wurde in Anerkennung seiner zahlreichen Verdienste um Förderung der engeren Interessen seiner Gemeindegründung und Verbesserung humanitärer Anstalten vom Kaiser das goldene Verdienstkreuz verliehen und in feierlicher Weise vom Statthaltereirath Baron Menshengen überreicht. Bürgermeister Franz Roßkopf hat sich vom einfachen Landwirte zu einer geachteten sozialen Stellung emporgeschwungen. Die reiche Erfahrung, die er auf dem Gebiete der administrativen Verwaltung besitzt, haben der Gemeinde Kirchberg sehr zum Vortheile gereicht und zahlreiche Baulichkeiten und Verschönerungen geben Zeugniß vom Wirken des verdienten Mannes.
(Neues Wiener Tagblatt vom 24.3.1890)
Anm: Franz Roßkopf war kein Landwirt, seine Eltern hatten ein Gasthaus, also eine Gastwirtschaft – das wurde eventuell verwechselt.

Die hiesige löbliche Sparkassa hat 20.000 fl gespendet, um der fortwährenden Wohnungsnot in Kirchberg durch den Bau eines Zinshauses ein Ende zu machen. Aber siehe da, man kann nicht einig werden, wohin das Haus gebaut werden soll. Oben käme es zu entlegen und unten ist’s zu feucht. So baue man es in die Mitte, unter der Kirche, am Wagram, dort wo jetzt die Pressen stehen.
(Kremser Zeitung vom 3.5.1890)

Franz Roßkopf ist der Obmann eines Hilfs-Ausschusses, der Spenden für die durch das Hochwasser in Not geratenen Bewohner der Donaudörfer sammelt.
(Deutsches Volksblatt 18.9.1890)

Spenden an die Nachbargemeinden 
Die Sparcasse Kirchberg am Wagram hat, wie von dort berichtet wird, in ihrer Generalversammlung am 24.v. M. den Beschluß gefaßt, den in der letzten Zeit wiederholt von Ueberschwemmungen heimgesuchten Nachbargemeinden Kirchbergs eine Unterstützung von 1000 fl zukommen zu lassen. Dieser wohlthätige Beschluß ist ein Werk des gesammten Ausschusses, vor Allem des Sparcasse-Directors Bürgermeisters Franz Roßkopf.

Die Sparcasse wirkt in vieler Hinsicht verdienstlich, errichtete eine sechsclassige Schule, eine Bade-Anstalt, führte Straßen- und Wegbauten durch und neue Brücken auf. Vor dreiviertel Jahren wurden 20.000 fl für den Bau eines „Beamtenbaues“ und vor einem Monat den Lehrern Kirchbergs Unterstützungsbeiträge von 50 bis 80 fl bewilligt. Das Verdienst dieser humanitären Arbeiten gebührt neben Bürgermeister Roßkopf, insbesonders den Ausschußmitgliedern Heinrich, Moser, Proßl, Lager, Kalchhauser und Neugebauer.
(Deutsches Volksblatt vom 4.10.1890)

1891
Die Sparkasse ließ das im Vorjahr versprochene Wohnhaus bauen, und zwar ein großes einstöckiges aber versteckt gelegenes Gebäude – leider halfen 4 Wohnungen elegant und fein, der Wohnungsnot hier keineswegs ab.
(Pfarrchronik) 

1892
Auch bei der Visitation der Pfarre durch Kardinal Erzbischof Gruscha hat Franz Roßkopf unterstützend mitgewirkt: Die Fahrgelegenheit hatte die Gemeinde beigestellt. Besonders that sich der H. Bürgermeister von Kirchberg Franz Roßkopf hervor, er hatte auch eine Musikkapelle kommen lassen.Die Gemeinde und Sparkasse Kirchberg haben, erstere 50 fl 30 kr, letztere 100 fl für die durch Hochwasser im heurigen Jahre betroffenen Gemeinden des Bezirkes gespendet.
(Kremser Zeitung vom 18.9.1892)

Auf eine ständige Klage seitens der Träger bei Leichenbegräbnissen wurde durch die Sparkasse Rechnung getragen. Die rückwärtigen Thüren waren im Vorhause sehr niedrig, man mußte hier jedesmal die Bahre niedersetzen und durchzwängen. Die Thüre wurde nun höher gemacht, das schlechte Pflaster durch ein Zementpflaster ersetzt und der eine Grabstein aus dem Fußboden herausgenommen und vor der Friedhofseite des Vorhäuschens eingemauert.
(Pfarrchronik)


Es handelte sich dabei um die Grabplatte des Pfarrers Hans Hippelsdorfer.
Foto: Hermann Pistracher, Kirchberg 

Durch namhafte Spenden der Sparkassa Kirchberg und der Gutsbesitzerin Frau Elise Salomon nebst anderen Spenden konnte die Gemeinde Oberstockstall eine neue Glocke samt Turm errichten.
(Kremser Zeitung vom 12.11.1892)


Der Glockenturm in Oberstockstall, 2020

1894
Die Sparkasse ließ heuer der Kirche 500 Gulden zukommen von ihrem Reingewinn zur Anschaffung von Paramenten für die Wochentage.
Für die Kirche wurden angeschafft 4 neue Meßkleider (2 rothe u 2 weiße) ein neues Velum, 2 Rochette (das Geld hierfür spendete die Sparkasse von Kirchberg.
(Pfarrchronik)

1895
Fünfundzwanzig Jahre Bürgermeister:
Seit 25 Jahren waltet und wirkt ein hochverdienter, allseitig geachteter Mann als Bürgermeister in der Gemeinde Kirchberg am Wagram. Es ist dies Herr Franz Roßkopf, ein biederer Charakter, voll der edelsten Gesinnungen und reich an Herzenstugenden. Derselbe widmet diese vorzüglichen Eigenschaften dem Wohl seiner Gemeinde und herrscht daselbst eine musterhafte Ordnung in allen Agenden. Infolgedessen erfreut sich Herr Roßkopf in der Gemeinde Kirchberg besonderer Beliebtheit und wurden diesem seitens der Bevölkerung zahlreiche Ovationen bereitet, ebenso hat der Gemeindeausschuß dem verdienen Bürgermeister zu seinem, am 15. d.M. begangenen Jubiläum als Zeichen seiner Verehrung einen goldenen Erinnerungsbecher überreicht. Möge es dem wackeren Mann beschieden sein, noch lange zum Wohle seiner Gemeinde in voller körperlicher und geistiger Frische wirken zu können.
(Montags Zeitung vom 21.1.1895)
 

1896
Zu Bürgermeister Roßkopf aus einem Artikel über eine turbulente Wählerversammlung in Kirchberg:
Aus einem Leserbrief des Rechtsanwaltes Dr. von Mühlwerth (Kirchberg, später Krems) über Franz Roßkopf:
……Das letzterwähnte Blatt ist in seinem Versammlungsberichte auch dem Bürgermeister von Kirchberg um den Barten gegangen, demselben im Bezirk hochverdienten Manne, welchem der Anhang der Herren Lueger und Steiner vor 4 oder 5 Jahren eine Katzenmusik brachte und die Fenster einzuwerfen drohte, weil derselbe die Wiener Antisemiten bei ihrem damaligen Ausfluge nach Kirchberg nicht am Bahnhof begrüßt hatte, und dessen Söhne damals ohne jeden greifbaren Anlaß in wüster Weise beschimpft worden waren. Nun, die Herren mögen ganz unbesorgt sein: Bürgermeister Roßkopf ist heute noch derselbe, der er damals war, er ist auch heute weder ein Christlichsozialer noch einer Schönerianer. Wenn Roßkopf den Kandidaten List empfahl, so geschah das keineswegs aus politischen _Gründen – Bürgermeister Roßkopf kümmerts sich um Politik blutwenig – sondern lediglich deshalb, weil ihm List als ein praktisch erfahrender Mann, als intelligenten Landwirth und höchst achtbarer Charakter seit vielen Jahren bekannt ist….
(Ostdeutsche Rundschau vom 18.10.1896)

1897
Beim Hochwasser, das Winkl besonders hart traf, war Franz Roßkopf bei denen, die entscheidend halfen, die Not zu lindern: Herr Dechant Ignaz Hohmann und dessen Cooperator H. Carl Handloß von Kirchberg am Wagram waren die Ersten am Platz mit einem Wagen voll Nahrungsmitteln, ihnen folgte H. Gmeiner von Ottenthal und Andere. Herr Bürgermeister Roßkopf von Kirchberg am Wagram hat auch diesmal seinen großen Einfluß zu Gunsten der Beschädigten zur Geltung gebracht; am 6. August Mittags erschienen auch der Landmarschall Freiherr von Gudenus, der k.k. Bezirkshauptmann Ritter von Rittinger von Tulln in Begleitung einer Bau- und Sanitätskommission, brachten den Bedürftigsten Hilfe für den Augenblick und Trost für die Zukunft und so ist zu hoffen, daß die Armen mit Hilfe barmherziger Menschen und des Landes sich doch wieder von dem fürchterlichen Schlage erholen werden.
(Deutsches Volksblatt vom 22.8.1897)

In einer Versammlung im Kirchberger Rathaus beschlossen am 3. Oktober 34 Bürgermeister des Gerichtsbezirkes Kirchberg am Wagram einstimmig nach kurzer Beratung eine Resolution, die das hervorragende Wirken des Landesausschusses Leopold Steiner, vor allem in Bezug auf das Hochwasser in diesem Jahr, besonders hervorheben sollte. Diese Ehrung wurde in einer hübsch ausgestatteten Adresse niedergelegt und dem Geehrten in dessen Büro im Landhaus am 12.Oktober vom Überschwemmungs-Hilfskomitee des Bezirkes unter Führung des Obmannes Franz Roßkopf überreicht.
(Kremser Zeitung vom 24.10.1897)

Wie schon im Jahr 1890 wird Franz Roßkopf wieder zum Obmann eines Hilfskomitees für die Opfer des Hochwassers ernannt.
((Neuigkeits)WeltBlatt vom 12.8.1897)

1899
Als Dank für seine Hilfe, wird er von Bierbaum zum Ehrenbürger ernannt.
Der Herr Bürgermeister und Sparkassadirector Franz Roßkopf hat anläßlich der vielen Katastrophen, so durch Wasser und Feuer die Gemeinde Bierbaum am Kleebühel getroffen haben, dieser Gemeinde sein besonderes Wohlwollen zugewendet und ihr namhafte Unterstützungen zutheil werden lassen. Daher hat die Gemeindevorstehung beschlossen, um ihren Gönner zu ehren, ihn zu ihrem ersten Ehrenbürger zu ernennen. Am 4. d.M., gerade an seinem Namensfeste, wurde ihm durch eine Deputation der Gemeindevertretung von Bierbaum, an welcher auch der Herr Pfarrer und der Herr Oberlehrer theilnahmen, das Diplom der Ehrenbürgerschaft überreicht, sowie eine Adresse übergeben, in welcher im Einzelnen seine Wohlthätigkeitsakte angeführt waren. Möge er noch recht lange dieser neuen Würde und bürgerlichen Zierde sich freuen. Ein Hoch dem neuen Ehrenbürger!
(Kremser Zeitung vom 8.10.1899)

Der Bürgermeister Franz Roßkopf, dem jetzt als dem einzigen seines Standes eine Straße gewidmet wurde, baute 1882 an die Stelle einer hölzernen die sehr massive Steinbrücke vom Gasthaus Bauer-Moser zu Farben-Klug und 1889 die beiden Eisenstege von Taglieber zu Kohlheimer-Frank und den nach Mitterstockstall. Die Kosten trug die Sparkasse, deren Direktor Roßkopf auch war. Dies verband den Markt nun so, daß die Neu-Numerierung 1894 nicht beim Gasthaus vor der Brücke begann, sondern bei der Kirche: Nr. 1 wurde das Delapinahaus.
(Es handelt sich dabei um eine Quergasse südlich der Kremser Straße zwischen Neustifterstraße und Bahnstraße.)

 

Brücke vom ehemaligen Gasthaus Bauer, heute Gemeindeamt,
in Richtung  Kirche / die Brücke 2020

  
Brücke von Taglieber zu Kohlheimer-Frank, ist heute die Brücke von der Kirche in Richtung Schule.
Foto: Otto Moosbauer, neues Foto von 2020 

1905
Die Sparkasse spendete dem hiesigen Männer-Gesangverein 200 Kronen und dem Turnverein 100 Kronen, wofür hiemit öffentlich Dank gesagt wird.
(Deutsche Land-Zeitung vom 22.4.1905)

Bad: Am 27. Juni wurde durch die Sorge der Sparkasse ein neues Bad eröffnet. An die vielen nützlichen Werke, die der Sparkasse-Direktor Franz Roßkopf schon hier ins Leben gerufen, hat sich dieses neue Werk gefügt, das einer allgemein gefühlten Notwendigkeit entspricht, und das dem allbeliebten Herrn Direktor und der Sparkasse-Direktion den Dank der Kirchberger sichert.
(Kremser Volksblatt vom 8.7.1905)

1906/1908
Zur Renovierung des Presbyteriums der Kirchberger Kirche im Jahr 1906 und des Mittelschiffes im Jahr 1908 hat die Sparkasse unter Direktor Roßkopf 4000 Kronen (von der Gesamtsumme von 10.000 K.) gespendet.
(Pfarrchronik)


Franz Roßkopf mit Gattin Amalia vor seinem Haus in der

Kremser Straße anlässlich seiner Goldenen Hochzeit im Jahr 1908

1911
Im Sommer dieses Jahres wurde das neue Sparkassagebäude in Kirchberg erbaut von Baumeister Österreicher, während das frühere Sparkassegebäude, ebenfalls noch ein neues Haus, zum Baue des neuen Bezirksgerichts demoliert werden wird….. Im Markte wurde der Bau eines neuen Amtsgebäudes begonnen (für kk. Bezirksgericht, Steueramt, Grundbuch) und so weit fortgeführt, daß der Rohbau unter Dach gebracht werden konnte.
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram

Der Bau wurde durch die Finanzierung der Sparkasse unter Bürgermeister Roßkopf ermöglicht.
Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg, Dr. Richard Hübl, 1993

 


Das Gerichtsgebäude/Markt um 1925
Dr. Rudolf Delapina 

1916
Altbürgermeister Franz Roßkopf ist verstorben

Am 17. d. M. verschied hier unser Altbürgermeister Franz Roßkopf, dem das selten hohe Alter von 92 Lebensjahren in voller Rüstigkeit zu erreichen gegönnt war. Der Verstorbene stellt ein Stück Alt-Kirchberg dar, mit dessen Leben und Wirken unser Ort innig verknüpft ist. Altbürgermeister Roßkopf stand durch Jahrzehnte an der Spitze unseres Gemeinwesens sowie er Leiter der hiesigen Sparkasse, Ehrenhauptmann unserer Feuerwehr, Ehrenmitglied des Veteranenvereines usw. war. Sein reiches öffentliches Wirken wurde denn auch seinerzeit durch die Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes gewürdigt, sowie ihn unsere Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt, welche Ehrung ihm auch die Gemeinde Bierbaum-Kleebühel zuteil werden ließ. Mit Roßkopf scheidet ein tatenreiches Leben von uns, dessen Name in der Geschichte unseres Ortes für immer eingezeichnet werden wird. Und so erscheint es auch erklärlich, daß sein Leichenbegängnis am 19.d. sich zu einer mächtigen Trauerkundgebung gestaltete, an der nicht nur unsere Bürgerschaft, nicht nur unsere Gemeindevertretung, eine Vertretung der Sparkasse, sondern auch die gesamte Bevölkerung von hier und des Bezirkes teilnahmen. Vater Roßkopf ruhe in Frieden!

Von anderer Seite wird uns zu dem Ableben des Herrn Franz Roßkopf noch geschrieben: Am 17. d. endete ein arbeitsreiches Menschenleben, welches für den freundlichen Markt am Wagram nach jeder Richtung hin zum Segen gereichte: Herr Franz Roßkopf war durch 30 Jahre Bürgermeister, durch fast 40 Jahre Direktor der Sparkasse, durch Dezennien Obmann des  Bezirksstraßenausschusses, Verwalter der Damianischen Stiftung, gehörte dem Bezirksschulrate und dem Bezirksarmenamte an, war Ehrenhauptmann der von ihm ins Geben gerufenen Feuerwehr, Ehrenmitglied des Kirchberger Gesangsvereines und des Veteranenvereines, Ehrenbürger der Gemeinde Kirchberg am Wagram und Bierbaum am Kleebühel usw. In diesen vielfachen, zumeist leitenden Stellungen sind die mannigfachen Vorteile begründet, welche Altbürgermeister Roßkopf seiner Heimatgemeinde und dem Bezirke zuwenden konnte. Es gab dem Märktchen eine fast neue Gestaltung, Brücken an Stelle wackliger Holzstege, ausgebaute Straßen statt schlechter Wege, hübsche Parkanlagen auf ehemaligen Unratsablagerungsplätzen, Alleen am Märktchen, ein Schul- und ein Beamtenwohnhaus, die Ausschmückung der altehrwürdigen Pfarrkirche und namentlich der Ausbau und die Bepflanzung der Bezirksstraßen mit Alleen legen Zeugnis ab, daß er bestrebt war, den Beamten, den Priester, den Lehrer, den Geschäftsmann und den Bauer gleichmäßig mit Vorteilen zu bedenken. Sein ungemein verdienstvolles Wirken für das öffentliche Wohl wurde dann auch von Sr. Majestät, dem Kaiser durch Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes und von einer großen Reihe von Korporationen durch die verschiedensten Ehrungen gewürdigt. Herr Roßkopf wurde am 19. d. unter großer öffentlicher Beteiligung zu Grabe getragen. Seine Witwe und seine fünf Kinder mit ihren Familien folgten trauernd dem Sarge. Friede der Asche eines Mannes, der zwei Generationen hindurch sein Bestes gab, um allen zu nützen!
(Österreichische Land-Zeitung vom 26.8.1916)

 

Die zehn Kinder von Franz und Amalia Roßkopf
 
Franz Roßkopf, geb. 1858, verheiratet mit Anna Brandmayer. Er war Heimatdichter, siehe hier und hier
Amalia Roßkopf, geb. 1860, verheiratet mit Ludwig Kern, Steueramtsoberverwalter am Steueramt Kirchberg, vier Kinder.
Julius Roßkopf, geb. 1862, verheiratet mit Anna Jokl, zwei Töchter.
Josef Roßkopf, geb. 1864, verheiratet mit Antonia Lager, der Tochter eines Kirchberger Kaufmannes, zwei Töchter.
Antonia Roßkopf, geb. 1867, verheiratet mit Hofrat Emerich Hunna. Sohn Emerich war Rechtsanwalt u. Präsident der Rechtsanwaltskammer für Wien, NÖ u. Bgld. Siehe hier.
Zwei Kinder wurden tot geboren, Rudolf und Friedrich starben im 1. Lebensjahr, Hedwig mit 6 Jahren.

Aus dem Buch: Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg, Dr. Richard Hübl, 1993:
Ohne die Leistungen der anderen Bürgermeister schmälern zu wollen, muß man unter ihnen in dieser Zeit v.a. Franz Roßkopf (1824- 1916) nennen. Er hat als „Honoratiorenpolitiker“ die „Kirchberger Gründerzeit“ wesentlich getragen, sodaß man mit Recht von der „Roßkopf-Ära“ sprechen kann. Er hat 1868 die Sparkasse Kirchberg am Wagram mitbegründet, der er auch als Direktor (1872-1911) vorstand. Er hat über die Sparkasse den Bau des Bezirksgerichtes finanziert und durch Spenden der Sparkasse den Bau der Kirchberger Brücken und der Allee am Marktplatz ermöglicht. Auch hat er den Ort modernisiert und für den Straßenverkehr geöffnet (Verlegung der Marktsäule), wobei leider auch Kulturdenkmäler abgerissen wurden. 

 

Oktober 2020
Maria Knapp