(2.3.1914, Kirchberg am Wagram – 8.8.1945, Jasny, Rumänien)
Franz Delapina war der ältere von zwei Söhnen von Franz Delapina und Adele geb. Streit.
  
Arbeitszeugnis, von seinem Vater im Jahr 1935 ausgestellt.
So wie viele seiner Verwandten war er sehr musikalisch. Er spielt in der ersten Jazz-Bank von Otto Fandl das Tenor-Saxophon.
  
Als Obergefreiter war er in den Adler-Werken in Frankfurt am Main beschäftigt.
Auszeichnung, 1942
Brief, den Franz über Frau Sacher aus Groß Weikersdorf der Familie zukommen hat lassen:
 
2.7.45
Frau Sacher
Bitte sind Sie so gut u. verständigen Sie meine Eltern in Kirchberg a/Wgr, daß ich gesund bin u. mich auf dem Weg ins Ungewisse befinde.
Viele Dank im Voraus.
Ihr Franz Delapina jun.
 
Er ist im Juli 1945 mit 31 Jahren im  Gefangenenlager Jassny in Rumänien an der Ruhr verstorben, wie ein Kamerad der Familie mitteilte (siehe unten). Er wurde laut Bescheid des Kreisgerichtes Krems mit 8.8.1945 für tot erklärt.
Neunkirchen, 16. Jänner 1946 
Sehr geehrter Herr Delapina!
 
Komme leider erst heute dazu, Ihnen auf Ihren Brief vom 5.I. zu antworten, da es bei uns auch tägl. eine andere Aufregung gibt u. man bald jegliches Interesse an der Arbeit verliert. Daß nun Ihr Leben inhaltslos ist, wo Sie zu all den Kriegsschäden noch Ihren Sohn Franz verloren haben, kann ich begreifen. Franz war ein guter u. verläßlicher Kamerad u. er hätte bestimmt besseres verdient. Damit Sie genau im Bilde sind, will ich Ihnen die letzten Wochen des Krieges u. unser Beisammensein in der Gefangenschaft genau schildern.
Unser Regiment u. damit auch unsere Kompanie waren am 16. April 1945 schon im Auflösen. Da unsere Vorgesetzten wie Spieß u. andere alle aus der Plauener Gegend stammten, zogen wir mit unseren Troßfahrzeugen in einen Wald in der Nähe von Plauen zurück. Dort sollte uns der Amerikaner überrollen. Es waren uns sieben Österreicher u. wir wollten uns so kurz vor Kriegsende auf keinen Fall fangen lassen. Wir wollten heim auf österreichisches Gebiet! Der Spieß sah dies ein, stellte uns einen Wagen zur Verfügung u. am Abend des 17. April verließen wir unseren alten Haufen in Richtung Heimat. Mit allerhand Schwindel u. Fälschung der Marschpapiere schlugen wir uns bis ins Waldviertel nach Weitra durch. Franz überlegte damals sehr, aber an ein Heimfahren nach Kirchberg war nicht zu denken, da unmittelbar vor Kirchberg Front war. So erwarteten wir in Langenschlag das Kriegsende. Da nun allgemein das Gerücht herumging, ohne Entlassungspapiere könnten wir nicht nach Hause, entschlossen wir uns, nach Freistadt oder Linz zu fahren u. uns dort vom Amerikaner den nötigen Ausweis zu holen. Die Amerikaner schickten uns aber wieder zurück nach Zwettl. Dort kamen wir aber statt eines Entlassungsscheines ins Lager. Nach einigen Tagen aber wurde uns erst klar, daß wir nun russische Gefangene waren. Aber auch hier versprach man uns immer wieder, wir können alle heim.
Nach 8 Wochen Lager kam am 29. Juni der Marsch nach Pressburg, Franz u. ich hatten den ganzen Weg Fluchtgedanken, aber es bot sich keine günstige Gelegenheit. Hätten sie uns dabei erwischt, wären wir erschossen worden. So marschierten wir 6 Tage nach Pressburg. In Pressburg waren wir genau eine Woche. Am 15. Juli bei 45° Hitze wurden wir in geschlossene Lastwaggons verladen u. es ging ab nach Rumänien. Es war leider eine schreckliche Fahrt. Bereits am 3. Tage bekam er Durchfall, der sich täglich verschlimmerte. Ein Stabsarzt (deutsch), der den Transport begleitete, gab ihm zwar täglich Tropfen oder Tabletten, aber seine Erkrankung wurde nicht besser, sondern verschlechterte sich zu einer richtigen Ruhr. Durch diesen tagelangen Durchfall wurde aber Franz zusehends schwächer. Der Arzt merkte dies auch u. nahm ihn eines Tages vor in den Krankenwagen. Ich selbst nahm ihn auf meinen Rücken u. trug ihn die 30 Waggon vor. Damals sagte schon der Arzt, wenn wir in 2 Tagen am Ziel sind, wird Franz wieder gesund, denn er habe hier nicht mehr die nötigen Medikamente. Aber statt 2 Tage fuhren wir noch 5 Tage u. das war zu viel. Ich besuchte Franz täglich u. am letzten Tag Eisenbahnfahrt sagte der Arzt, für Franz gibt es nichts mehr. Franz selbst hatte davon keine Ahnung, er war sehr schwach u. schlief viel. In Jasny kamen wir wieder in ein Lager u. die Kranken in ein Lazarett, das 2 Häuserblock weiter war. Auf Umwegen u. unter Lebensgefahr gelang es mir an 2 Tagen, ins Lazarett zu kommen wo ich von anderen kranken Kameraden die Auskunft bekam, daß Franz in der Nacht zuvor gestorben sei. Mir selbst ging sein Tod sehr nahe, denn ich war mit Franz 5 Jahre beisammen u. war haben uns immer gut verstanden.
Was seine Verlobung anbetrifft, so kann ich Ihnen sagen, daß es ein sehr nettes Mädel war. Sie war aus Binsfeld bei Wittlich in der Eifel u. hat Käthe geheißen. Ihren Familiennamen habe ich leider vergessen, werde mich aber bei einem Wiener Kameraden erkundigen, der sich vielleicht noch erinnern kann u. Ihnen die genaue Anschrift dann mitteilen. Sollten Sie öfter nach Wien kommen, so bitte, verständigen Sie mich, ich bin jede Woche Dienstag oder Mittwoch in Wien, könnte Ihnen vielleicht über manches noch was Sie interessiert oder unklar erscheint, Auskunft geben u. Ihnen bei der Gelegenheit auch die Uhr überreichen, die mir Franz bei seiner Erkrankung übergeben hat. Er hat auf die Uhr immer sehr aufgepasst u. gesagt, es sei ein Stück von seinem Vater.
 
Mit den herzl. Grüßen an Sie u. Ihre liebe Frau verbleibe ich
Hans Schuh.
 
 
 
 
Quellen:
Unterlagen der Familie Delapina
 
November 2022
Maria Knapp