Der Kirchberger Heimatforscher Dr. Rudolf Delapina (1883 - 1965) hat neben der Erforschung der Gemeinde Kirchberg u.a. auch zwei Bücher mit insgesamt über 500 Seiten über die Herren von Winkl verfasst. Der Übersichtlichkeit halber sind die Texte auf verschiedene Artikel aufgeteilt. 

Wir haben nur spärliche Nachrichten darüber, welchen Anteil die Herren von Winkel an den Landesangelegenheiten genommen haben. Die vorhandenen Urkunden, in denen wir von Herren von Winkel hören, befassen sich fast ausschließlich mit den Privatangelegenheiten der Mitglieder des Geschlechtes. Auch die Urkunden ihrer Standesgenossen, in denen sie als Zeugen genannt sind, betreffen nur Rechtsgeschäfte privater Natur. Es kann aber, wo die Überlieferung fehlt, manches mit ziemlicher Gewissheit als Vermutung ausgesprochen werden. Jedenfalls ersehen wir aus den Urkunden, dass das Geschlecht der Winkler in hohem Ansehen stand:


Babenberger

Als Markgraf Heinrich II. Jasomirgott mit einer stattlichen Anzahl seiner Ministerialen nach Bayern zog und im Jahre 1156 zu Regensburg zum Herzog erhoben wurde, befand sich zweifellos Poppo von Winkel in seinem Gefolge. Denn in der Bestätigungsurkunde, in welcher Herzog Heinrich Jasomirgott 1156 zu Regensburg dem Kloster Admont eine Hofstätte zu Krems bestätigt, welche das Kloster von dem herzoglichen Ministerialen Anselm um 15 Thaler gekauft hatte, fungiert neben dem Grafen Leutold von Plain Poppo de Winkele als Zeuge (Meillers Reg. S 38 No 33)

In Rixners Turnierbuch ist vermerkt, dass der Herzog von Baiern 1165 ein Turnier gegeben hat, zu welchem sich auch Herzog Leopold von Österreich und Gemahlin, geborene Herzogin von Behaimb eingefunden haben. (Joh. Schwerdling: Das Haus Starhemberg S 78); Wir dürfen annehmen, dass Leopold von einem stattlichen Gefolge begleitet war und dass sich darunter auch Ortlieb von Winchel befand, den wir nach dem Regierungsantritt Leopolds wiederholt in dessen Gefolge antreffen.

Als Herzog Heinrich II. Jasomirgott – oder wie wir ihn in Urkunden finden: „Jochsammergott“ am 30.3.1171 zu Klosterneuburg eine gerichtliche Verhandlung durchführte, wurden auch Ortolfus und sein Bruder Poppo von Winchel als Zeugen zugezogen.

1180 fertigt Ortlieb de Winchele als Zeuge bei Übergabe der Mautfreiheit zu Gunsten des Leprosenheimes in Passau und des herzoglichen Anrechtes auf Güter zu Hohenwart durch Leopold V.

1188 finden wir bei Schenkungen Herzog Leopolds (1177 – 1194) wiederholt Ortlieb von Winchel als Zeugen: So bei einer Schenkung Leopold V. an das Kloster Zwettl und bei Befreiung des Klosters Wilhering von den Mautgebühren. Ferner wurde Ortolfus de Winkele als Zeuge aufgeboten, als Herzog Leopold V. und sein Bruder Heinrich 1188 der Abtei Heiligenkreuz einen Teil eines Waldes schenkten. Nach dem Tode Friedrich Barbarossas 1190 im III. Kreuzzug, trat Leopold V. mit seinem Bruder Heinrich von Mödling am 5.4.1190 einen Kreuzzug an. Mit ihm  waren Ortlieb von Winkel und andere Ministerialen; alle diese Ministerialen fanden den Tod. Leopold, von Richard Löwenherz beleidigt, kehrte heim.

Nachdem Leopold VI (1198 – 1230) im Jahre 1203 in Wien mit der byzantinischen Prinzessin Theodora festliche Hochzeit gehalten, wozu sich auch Walter von der Vogelweide eingefunden hatte, unterzeichnete er im Jahre 1209 im Beisein zahlreicher Ministerialen die Stiftungsurkunde des Zisterzienserstiftes Lilienfeld. Wir können mit der Teilnahme der Herren von Winchel an diesen feierlichen Festakten ihres Dienstherrn rechnen. 

Im Jahr 1210 zog Leopold VI. bei Verleihung der Zollfreiheit bei den Zollstätten an der Donau an das Kloster Formbach Ortolfus de Winkele als Zeugen bei. Und im Jahre 1213 erscheint bei Erteilung des Bestätigungsbriefes über den Besitz des Klosters Zwettl durch Leopold VI. Ortbliebus de Winchel als Urkundsperson. 1217 brach Herzog Leopold VI. von Lilienfeld aus zu einem Kreuzzug auf, der ihn nach Akkon und dann nach Damiette brachte. Als Teilnehmer werden u.a. Graf Liutpold IV. von Playen, Ulrich von Klam, Ulrich von Falkenstein, Hadmar II von Kuenring, der dort den Tod fand, genannt. Da die Aufzählung nicht erschöpfend ist, ist nicht ausgeschlossen, dass auch ein Herr von Winkel das Kreuz genommen hat.

Als Herzog Friedrich II. der Streitbare 1241 dem Kloster Wilhering das Dorf Eckendorf und 2 Höfe schenkt, finden wir unter den Zeugen Ortlieb von Winkele.

Überliefert ist, dass sich Ottokar von Böhmen im Jahr 1252 nach seiner Verlobung mit Margaretha von Babenberg in Begleitung zahlreicher österreichischer Ministerialen nach Krems begab und zwar Alberos von Kuenring, Hadmars von Falkenberg, Alberos von Feldsberg, Ottos von Meissau, Karls von Hindberg und „vieler anderer“. Darunter befand sich wohl auch Ortlieb von Winchel und Winchelberg. War doch Ortlieb der Schwiegersohn der vorgenannten Hadmar von Falkenberg und konnte in zweistündigem Ritt von seinem Sitz Winkelberg an der Burg Falkenberg (am Ausgang des Strasser Tales gelegen) vorbei Krems erreichen.
 

Habsburger

Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) und nachdem Ottokar bei Dürnkrut (1278) Schlacht und Leben verloren hatte, kam das österreichische Land an das Haus Habsburg. Dienstherren der Herren von Winkel waren nun die Habsburger.

Als Albrecht, Herzog von Österreich und Steyer 1296 die Rechte der Stadt Wien bestätigt, finden wir nach einer Reihe von Äbten und Großen auch den „werden Dienstmann“ Ortlieb von Winkel als Zeugen.

Im Jahr 1304 fungierte in einem Bestätigungsbrief der Herzöge Rudolf, Friedrich und Leopold zu Gunsten des Klosters Garsten neben anderen Ministerialen Ortlieb von Winkel als Zeuge.

Als Herzog Rudolf III. 1305 den Städten Krems und Stein dieselben Rechte, in deren Genuss sich seit Rudolf I. von Habsburg die Stadt Wien befand, gewährte, wurden neben anderen angesehenen geistlichen Würdenträgern und angesehenen Adeligen die Brüder Hadmar und Ortolf von Winkel als Zeugen zugezogen.

Als nach dem Tode von Herzog Wilhelm († 1406) die Gefahr neuer Zwistigkeiten zwischen den habsburgischen Brüder bestand, die bisher schon so viel Unglück über das Land gebracht hatten, trafen die österreichischen Stände zum ersten Male selbständig die Entscheidung über die landesfürstliche Regierung. Sie versammelten sich 1406 in Wien und schlossen miteinander ein Bündnis, den „Großen Bund“, unter gleichzeitiger Anerkennung Albrecht V. († 1439) als ihren Landesfürsten und Übertragung der Entscheidung der Vormundschaftsfrage an einen zu wählenden Ausschuss. Die Herzöge Leopold und Ernst unterwarfen sich bedingungslos diesem Beschluss. Diesen „Puntnüzzbrief der gantzen Landschaft“ zu Gunsten des Herzog Albrecht V. fertigte zu Wien neben Prälaten, Herren, Rittern, Knechten und Städten der Länder OÖ und NÖ Herr Ulrich von Winchel, der noch 1413, 1415, 1417, 1418, 1441 genannt wird.
 

Bischöfe

Die Herren von Winkel genossen aber nicht nur die Wertschätzung der Landesfürsten, sondern auch der Bischöfe von Passau.

Der Bischof von Passau Konrad bediente sich 1160 bei der Consecrierung der von Albero III. von Kuenring gestifteten Kirche zu Zistersdorf Ortliebs von Winchel als Zeugen.

Im Jahre 1180 zog Bischof Diebold von Passau bei einer Leibsgedingbestätigung zu Gunsten Rudgers von Minnenbach Ortlieb von Winchel als Zeugen bei.

Später dürfte das gute Verhältnis infolge der Übergriffe der Herren von Winchel als Vögte zeitweise getrübt worden sein.
 

Mai 2013
Maria Knapp