Aus dem NÖ. Landesarchiv, Akten „Kreisamt unter dem Manhartsberg, Karton von 1804“
Gefunden wurde der Akt von Herrn Ludwig Leuthner aus Fels am Wagram

 

Abgesehen von Rechtschreibung und Grammatik der folgenden Dokumente aus der Zeit kurz nach 1800 kommt einem die Problematik sehr bekannt vor: Der Pfarrhof von Bierbaum sollte renoviert werden, doch die veranschlagten Kosten konnten aus allen möglichen Gründen nicht eingehalten werden und es kam zu einem Briefwechsel zwischen der Herrschaft Oberstockstall, die Patron der Kirche war, dem Kreisamt Korneuburg und der Pfarre, wobei auch ein Besichtigungstermin an Ort und Stelle durchgeführt wurde.

Erklärung:
Uiberschlag - unser heutiger Kostenvoranschlag
Coon – Kommission
KAmtl. - kreisamtlich 



Uiberschlag 

Wegen Reparation des Pfarrhofes zu Birbaum, dann ist ganz neu zu bauen, ein zimmerl, Speiß, s. v. abdritt, und ein kleines Gängel, nach beiligenden grundbaurißl a.b. die Reparation, und c. das neue  zuerbauen anzeiget, was dazu an baumatteriallien und Kösten der arbeith erforderlich ist.  

Daß maurerwerk betraget samt den grundmauern 9 ½ Cubic Klafter, worauf mit zuhilfenehmung der wenigen alten abgebrochenen matterial 10000.
Gebrannte und 8000 ungebr. Ziegel erforderlich sind. als 10000. Gebr. a 25 f
 250,-
8000. ungebr.   a 5 f    40,-
Zur Versicherung der überboden, welchen mit gar wenig Estrich bedecket ist und an Quatrat inhalt 46. Quat. Klafter betraget, worauf 5000. ungebr.
Ziegel zur Pflasterung den boden nöthig sind,  a.5.f
   25,-
70. Mäzen Kalch zur aller mauern arbeith, samt Stockatoren und übrigen Reparation  a 2. f  140,-
4000. Stockator nögel  a 2 f 15,-      9,-
4 St. Stockator Dradt  a 1 f 15.-      5,-
6. Puschen  Stockator Rohr  a 40 x      4,-
4. Stuck weißpemßl  a 45 x      3,-
Vor die sämmtliche maurer arbeit, daß ist, vor mauern, Stockatoren, Verbutz, die Reparation und boden-Pflasterung zupauen  150,-
Das geristholz kann von den Bauholz gnohmen werden ---
Zimmermans arbeith. Zur Verlängerung den Dachstuhl auf 2. Klafter 1. Schuh lang, und 5. Klafter 2. Schuh weit, dazu ist erforderlich an Holz
1. Stuk mauerbaum zu 8. Klafter lang   a 8.f
     8,-
8. baar Rafen  a 2. f    16,-
2. Schielling Dachlatten   a 3.f      6,-
4000. Schindel  a 10.f    40,-
2000. Verschlag nögel  a 4.f 30x      9,-
10. quattragt Klafter Stockatorholz   a 3 f    30,-
1.Stuck aufhenkbaum zum wohnzimmer, weill der boden von sehr Schwachen Holz belegt und sich ganz hineinsenket, wozu nothwendig
ein Stück baum zu 3. Klafter 2. Schuch lang und 10. Zoll in quat. Düb sein muß, welcher
     6,-
Die gesamte Zimmermans arbeith    50,-
Dischller Schlosser und Glaser arbeith    18,-
1.Gestembte Zimmer Dühr in das neue Zimmer samt den beschlag  
3.Fänsterstöck mit Kreuz, jeder 4. Schuch hoch, und 3. Schuch weit, auch samt beschlag und Glaß zusammen  a 12 f    36,-
2.kleinere zu 1 ½ Schuch hoch und weit  a 2 f 30 x      5,-
1.ortinerj Speiß-Dühr auch mit Beschlag      6,-
1.Camin Dührl eben mit den Beschl.  2,30
Der S.v. abdritdt ist echer vorhanden ---
Eine mit Plech beschlagene Bodendühr zu 6. Schuh hoch, und 3. Schuh weit, wegen feuersgefahr  a    30,-
Ein Fuhsboden in das neue Zimmerl, von ordinerj Brettern, samt Polsterholz, nögl und Dischller arbeith zusammen    18,-
Ein neuer ofen in das neue zimmel a    20,-
Summe aller Kosten  940,-

Kirchberg am Wagram d. 2t Junj 1804



Löbliches K.K. Kreisamt. 

Schon im Jahre 1802 hat das Hochwürdige Domkapitl in Passau laut Abschriftlich in A. anliegender Syndicats Protocolls Resolution die nöthigen Reparationen in dem Pfarrhof zu Bierbaum am Kleebichl, nach den anliegenden Uiberschlag B: und  diß C: mit 691fr 36x bewilliget.

Auch das löbl. Kreisamt als Administration dieser Herrschaft hat über dem unterm 20. May 1803 erstatteten Kreißämtl. Bericht, Inhalt der abschriftlich in D: anliegenden Signatur die Nothwendigkeit dieser Reparation, und Bauführung anerkannt, jedoch mit dem Beisatz, daß die Maurer, und Stockudor Arbeit zu 125 f obend in den Uiberschlag  B: zu hoch zu seyn scheinen, und daher hinnen noch etwas ersparret werden dürfthe, übrigens aber die Reparation gut, dauerhaft, und zweckmässig zu stand gebracht, der obige Uiberschlag aber nicht überschritten werden solle.

Die Verwaltung der Patronatsherrschaft Oberstockstall hat es sich zwar möglichst angelegen seyn lassen, diesen hohen Auftrag zu erfüllen, allein, es ist schlechterdings und gar nicht möglich, den Uiberschlag nicht zu überschreitten, und die nöthigen Reparationen um die 691r 36 x herzustellen.

Ganz natürlich aber ist es auch, daß dermahl damit kein Auslangen gefunden werden kann, denn man bittet um zu bedenken, daß

Der obige Uiberschlag schon im Jahre 1802 gemacht worden, seit der Zeit aber

Alle Baumateriallien, als Kalch – Ziegl – Eisenwerch – und alle Holzgattungen, und ein nahmhaftes gestiegen, auch

Die Proffessionisten schon voriges Jahr um den Lohn nicht mehr gearbeitet haben, und noch weniger heuer um selben arbeiten um den Sie im Jahre 1802 in welchen Jahr der Uiberschlag gemacht worden, gearbeitet haben.

Also hat freylich, und genau gleich nach dem Jahre 1802 vom hochwürdigen Domkapitl in Passau erhaltene Baubewilligung um die Baumaterialien umgesehen, und für die Herbeischaffung desselben gesorget, es sind auch noch einige, und was man halt hat bekommen können beigeschafft worden, ohngeachtet dessen aber hat man zum Bau selbst im Jahre 1802 nicht mehr anfangen können, weil man im selben Jahre nur noch wenige Baumaterialien bekommen konnte,  denn man muß wissen, daß Bierbaum am Kleebichl in einer Laage ist, wo keine Materiallien in der Nähe zu haben, sondern alle durch die Bank, in weit entfernten Gegenden bestellt, und herbeigeschaffet werden müssen, so muß unter anderem

Der Kalk gar von  Heil: Kreutz aus dem V.U.W.W. hirher gebracht und

Das Bauholz von denen sogenannten Fletzern die aus Oberesterreich auf der Donau kommen, gekauft werden, und obwohl man bei selben schon vorläufig bestellt, so bekommt man sie

Niemals von der Art, und zu dem Preis, wie man sie zu bekommen wünscht, und nöthig hat; Endlichend ist Allgemein bekannt, welch beständige schlechte Witterung der vorjährige Sommer mit sich brachte, vermög welcher öfters mehrere Wochen verstrichen,  daß gar keine Dachschindl aufgedeckt werden konnten.  Um alle diese Umstände zusammen mußten natürlich verursachen, daß die Reparationen im Pfarrort zu Bierbaum am Kleebichl sich in das heurige Jahr verzögerten.

Um aber auch ein löbl. Kreisamt in die Kenntniß zu setzen, was die Bau Materialien im Jahre 1802 gekostet und um welchen Lohn die Maurer und Zimmerleute noch in selben Jahr gearbeitet, dagegen aber in welchem Preis selbe schon voriges Jahr standen, und heuer zu stehen kommen hat man über die ganze Reparation durch den nehmlichen Mauerermeister Pachner zu Kirchberg am Wagram einen zweyten Überschlag

sub E: verfassen gelassen, und aus diesem ist ersichtlich, daß  zu Herstellung dieser nöthigen Reparationen statt 691fr 96 x jetzt eine Auslaag von 940 f erforderlich, und folglich auch wegen der eingetrettenen Theuerung der Baumaterialien, und Professionisten Löhnungen 248f 24 x erfordert werden.

Die Verwaltung der Patronatsherrschafft Oberstockstall hat sich daher auch nicht getraut, die Reparationen in diesem Pfarrhof fortzusetzen, sie hat sie einstweilen einstellend gelassen, - und der Pfarrhof ist nun so geschaffen, daß keine Reparatur vollendet ist.

Da er nun aber natürlich nicht so bleiben, und auch Niemand dafür kann, daß

Imo          Baumaterialien – und Professionisten Löhnungen seit den Jahren 1802 um ein so merkliches gestiegen, daß

IIdo          Der Pfarrhof zu Bierbaum am Kleebichl in einer Laage, daß in der Nähe keine Baumaterialien zu bekommen, und unter anderem die Holzgattungen durch die Fletzer aus Oberösterreich bestellt werden müssen. Endlich

IIItio         Voriges Jahr ein Sommer ward, in welchem wegen dem anhaltenden außerordentlichen Regenwetter öfters einige Wochen nichts gebaut werden konnte, und dann wenn auch manchmahl bessere Witterung eintratt, die Arbeitsleute wegen Uiberzahlung von Anderen Bauführenden gar nicht zu bekommen waren, weil alles  hernach zum Bauen trachtete; So bitte man nun löbl. Kreisamt Wohldasselbe geruhe sich an das hohe Bundes Presidium zu verwenden, und mittels gnädiger Unterstützung der gegenwärtigen wahrhaft berichtlichen Vorstellung zu erwirken, daß zu Vollendung der nöthigen Reparationen in dem Pfarrhofe zu Bierbaum am Kleebichl die nach den zweyten Uiberschlag E: noch erforderlichen 248 f 45 x aus hiesiger Amtskassa zu bezahlen gnädig bewilliget werden wollen, und zwar bittet man ein löbl. Kreisamt diese Bewilligung, um so mehr ehebaldigst zu erwirken, als herauszuheben, daß im Falle selben nicht bald erfolgen würde, die Reparationen, in gedachten Pfarrhof wegen den täglich zunehmenden Steigen der Bau Materiallien sowohl, als der Professionisten Löhnungen auch um die 248 f 24 x nicht vollendet werden könnte. 

Verwaltung Oberstockstall

15. Juni 1804
Joseph Reindl
Verw.



Decret

An Hft Oberstockstall 

Wegen des unterm 24 May v J angeordneten Pfarrhofbaues zu Bierbaum am Kleebichl wird am 6 July früh um 8 Uhr eine KÄmtl. Local Coon in Bierbaum vorgenommen werden, wobey die Hft Oberstockstall zu erscheinen der Maurermeister v. Kirchberg vorsprechen und wovon selber der HH Pfarrer zu Bierbaum vorläufige Erinerung zu machen hat.

Korneubg 19 Juny 1804
Cbg 19 Jun  Jos.Hauer 



Commissions Protokoll dd 6 July 1804

über die Pfarrhofsbauführungen zu Bierbaum am Kleebichl 

Josef von Hauer kk Kreiskomissär
Anton Josef Steffelbauer Pfarrer zu Bierbaum
Josef Reindl Verwalter zu Oberstockstall
Joh Pachner Maurermeister zu Kirchberg 

Uiber die Anzeige der Patronatshschft Oberstockstall, daß sie die unterm 14 Juny 1802 vom Domkapitel zu Passau dann unterm 24 May 1803 vom löbl Kreisamte genehmigten Bauführungen nicht mehr um die vorigen Uiberschläge herstellen kann, hat man die Besichtigung an Ort und Stelle vorgenommen.

Man fand den Bau nach dem die Acten beigeschlossenen Plane bis auf einige  unbedeutende  Abweichungen beendiget, der Verw der Hschft Oberstockstall äussert sich, daß der Bau ganz unter der Leitung des HH Pfarrers geführt worden sei, welchem er von Zeit zu Zeit die nöthigen Vorschüsse gab, daß aber bis itzt schon laut der beigeschlossenen mit den gehörigen Documenten Rechnung 57 f 51 x über die ersten Uiberschläge verausgabt worden seien, und noch nachfolgend vom Maurermeister zu Kirchberg spezifizirte Auslagen bestraiten kann. 

Der HH Pfarrer zu Bierbaum Anton Steffelbauer versichert, daß er alle bau Materialien mit möglichster Sparsamkeit anzuschaffen beflissen war, so wie er von dem Pächter zu Neuaigen die Ziegel in einem für diese Gegend ungewöhnlich wohlfeilen Preise erhält, allein die seit zwei Jahren so sehr zu genommene Theuerung aller Materialien vorzüglich des Arbeitslohnes ferner die herbeischaffung der bauhölzer aus entfernten Gegenden mußten nothwendig eine Erhöhung der Uiberschläge veranlassen; die bauführung selbst konnte wegen der im vorigen Jahr durch lange Zeit  fürgewesene Uiberschwemmung dann wegen immer währenter Regenwetter erst heuer vollendet werden. Dazu kamen noch einige wesentlich erforderliche Ausbesserungen im alten Parrhofgebäude, wie zum beispiel eine ganze Seite des Pfarrhofes ganz neu eingedeckt werden mußte und die Eindeckung der anderen Hälfte, wie sich die Comission überzeugt habe, gleichfalls unausweichlich sei.

Ungeachtet seines geringen Gehaltes habe er  /HH Pfarrer/  kleinere Anschaffungen, auch unentbehrliche Reparationen selbst aus Eigenem bestritten, er bittet aber ihm die im hier angebogenen Uiberschlage noch enthaltenen Summen gnädigst zu passieren.

Uiber die von Seite der Coon bemerkten Differenzen, welche sich in Ansehung des verbrauchen Materials zwischen dem dermaligen und dem ersten Uiberschlage zeigen, bemerkt der Maurermeister zu Kirchberg:  1tens An Ziegeln sei eine Ersparung von 1500 Stück ungebrannten bewirkt worden  - 2tens Der Verbrauch des Kalches Welcher um 11 Metzen dem ersten Antrag überschreitet, komme daher, weil im ganzen Pfarrhofe die Fenster deren Wölbung zu hoch oben stand herabgesetzt, dadurch auch neuer Verbrauch an Kalch und neue Maurer Arbeit verursacht wurde, auch könne die erforderliche  Quantität Kalch nie ganz genau im vorhinein bestimmt werden. 3tens Der stärkere Bedarf an Schindeln, derley  Nägel, Latten u.s.w. habe darin seinen Grund, weil eine ganze Seite des Pfarrhofdaches, welches sehr beschädiget war, neu eingedeckt werden mußte, die hievon erübrigten  Schindel werden zu einer für den Pfarrhof höchst nöthigen Schupfe verwendet, welche neue Auslagen an Latten, Nägeln u d gl verursacht. Endlich sind die Auslagen für das BodenThürl aus dem Grunde erhöht, weil statt mit Blech beschlagener Thüre,  zur grösseren Sicherheit des Gebälkes eine ganz eiserne Thüre beigeschafft wird, wodurch demselben wesentliche Vortheil verschafft werde.

Der Verwalter der Hschft Oberstockstall und Pfarrer zu Bierbaum halten hirnach die durch Zeitumstande und wesentliche Verbesserungen veranlasste Uiberschreitung der Uiberschläge, nicht so beträchtlich, und glauben daher um bald möglichste Passirung der neu verzeichneten  Auslagen einschreiten zu müssen.  

Bierbaum am Kleebühl 6 July 1804 

Ant. Jos. Steffelbauer
Pfarrer allda. 

Joseph Reindl Verw.
zu Oberstockstall. 

Johann Pachner
Bürg. Maurermeister



Coons Protokoll über die Pfarrhofbaulichkeiten zu Birbaum 

Decret

An Hschft Oberstockstall 

Die Hschft Oberstockstall hat die Verrechnung über die bisher nämlich bis zur KAmtl. Coon vom 6 July  zum Pfarrhofbau in Bierbaum bestrittenen Summen samt allen Dokumenten binnen 3 Tagen  anher  zu  senden.

Korneubg 8 Juli 1804
Josef Hauer

 

Jänner 2014
Maria Knapp