(Falscher Mehltau der Weinrebe)  

Erreger ist der Eipilz Plasmopara viticola, der erhebliche Schäden verursachen kann. 
Der Krankheitserreger kommt ursprünglich auf wildwachsenden nordamerikanischen Rebarten vor und wurde im Jahr 1878 nach Europa eingeschleppt – vermutlich mit Rebmaterial, das für die Verwendung als Unterlage zur Bekämpfung der Reblaus eingeführt wurde.

Der französische Botaniker Pierre-Marie Alexis Millardet entdeckte 1882 zufällig die Wirksamkeit von Kupfer gegen den Falschen Mehltau und entwickelte mit der Bordeauxbrühe das erste erfolgreiche Fungizid. Auch heute noch werden kupferhaltige Zubereitungen im Weinbau eingesetzt und sind im ökologischen Weinbau das zugelassene und effizient gegen P. viticola wirkende Pflanzenschutzmittel. Ansonsten stehen dem Weinbau inzwischen weitere wirksame Fungizide aus verschiedenen Stoffklassen zur Verfügung, die jedoch fast ausschließlich vorbeugend wirksam sind und deshalb vor einer Infektion ausgebracht werden müssen. Eine Möglichkeit, den Fungizidaufwand zu reduzieren, ist der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten.

Weitere Informationen und Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Falscher_Mehltau_der_Weinrebe

 

Kremser Zeitung vom 15.2.1891

Ueber den Peronospora-Spritzenmarkt in Kirchberg am Wagram.
Montag den 9. Februar fand anläßlich des alljährlich am Faschingmontag zu Kirchberg stattfindenden Jahrmarktes auch ein solcher mit Peronospora-Spritzen statt. Die Betheiligung war eine lebhafte; die bekannten Firmen Samassa, Nahvile, die Administration der „Weinlaube“ zu Klosterneuburg etc. waren mit ihren Erzeugnissen erschienen. Die Preise beliefen sich von 17 bis 25  Gulden, je nach der Güte des Materials. Es waren auch einige aus Holz angefertigte Spritzen, Butten ähnlich, ausgestellt; der Preis dieser ist 5 Gulden. Zu erwähnen wäre, daß die Klosterneuburger Spritze, ein wirklich sehr gutes Fabrikat, im Preise sich jetzt weit billiger stellt; denn während früher die Butte aus Blech war und der Preis über 30 Gulden betrug, ist selbe jetzt aus Kupfer und der Preis nur 25 Gulden. Sehr erfreulich ist es, daß kleine Geschäftsleute, auch in Langenlois, billigere Spritzen und Hydronetten besonders für den kleinen Hauer erzeugen. Gibt es dann bei solchen Instrumenten eine Reparatur, so kann selbe im Orte vorgenommen werden, und ist es nicht nöthig, daß der Weingärtner bei dringender Arbeit in einen fremden Ort sich begeben muß zur Behebung des Schadens. Auch die Hauer selbst macht die Peronospora erfinderisch, und verfertigen dieselben ebenfalls Pumpen. So steht man, wenn man im oberen Markt in Langenlois geht, gar häufig Männer, welche Spritzenbestandtheile tragen, die sie entweder selbst mit einem Schmiedfeuer gemacht haben oder die sie von Metallarbeitern angekauft haben, und die sie dann selbst zu einer vollständigen Spritze zusammen stellen. Solche strebesamen Männer verdienen alle Anerkennung und ist nur zu wünschen, daß auch anderwärts ein gleicher Sinn die Weinhauer erfüllen möge bei der Bekämpfung des falschen Rebenmehltaues. Besonders die Gebrüder Lohmer aus Langenlois haben mit der von ihnen konstuirten Spritzen in Kirchberg vielen Beifall gefunden.

Anwesend waren aus Nah und Fern weit über 1000 Personen, selbst das Ackerbau Ministerium hat einen Vertreter entsendet. Der Director v. Babo aus Klosterneuburg wurde von anwesenden Männern aus dem Ravelsbacher Bezirk ersucht, für Sonntag den 15. d. M. in Sitzendorf ein Probespritzen vorzunehmen, was auch zugesagt wurde.

Gekauft wurde in Kirchberg nicht viel, die Meisten lassen sich noch Zeit und sind noch nicht ganz einig über das System, welches sie wählen sollen; möge Niemand zu lange warten.

Die Zeit rückt näher, und überdieß muß die Sache etwas eingeübt werden; daher die Wirtschaftsleute doch schon im März ihre Spritzen anschaffen sollen, um dann völlig gerüstet zu sein gegen den großen Feind.
 

Znaimer Wochenblatt vom 3.6.1891

Die Sparcasse zu Kirchberg am Wagram versendet folgende Kundmachung: „Die Besitzer von Weingärten, auf welchen zu Gunsten der gefertigten Sparcasse Satz-Capitalien haften, werden auf das dringendste aufgefordert, dieselben in ausgiebiger Weise gegen die „Peronospora“ mit Kupfer-Vitriol-Lösung zu bespritzen. Unterlassenden müssten die Satz Capitalien unnachsichtlich gekündigt werden.“
 

Kremser Zeitung vom 7.6.1896

So nützlich der Regen im allgemeinen war, so flößen die vielen Niederschläge doch die Furcht ein, daß das Gedeihen der Pilze dadurch begünstigt wüurde. Es ist erwiesen, daß in einigen Orten des Bezirkes Kirchberg am Wagram im Vorjahre in Folge öfterer Gewitter, die speziell in diesen Orten sich entluden, die Peronospora recht verheerend auftrat, sogar die Büthen vernichtete und die ganze Ernte auf ein Minimum reduzierte, ein Fingerzeig, daß man heuer mit der Anwendung des Kupfervitriols nicht zögern darf, und daß noch in der ersten Hälfte Juni gespritzt werden soll…
 

Kremser Zeitung vom 25.12.1898

Aufruf für Peronospora-Bekämpfung.
Weinbautreibende Niederösterreichs!
Im verlfossenen Sommer ist hie und da die Peronospora wieder aufgetreten und hat in vielen Theilen des Landes die Weinlese theils ganz zerstört, theils entwertet. Der Schaden ist unberechenbar, der durch die Peronospora verursacht wurde.

Das unfehlbare Mittel zur Bekämpfung dieser Pilzkrankheit ist und bleibt die Bespritzung mit Kupferkalklösung und wenn auch im heurigen Jahre anscheinend die Bespritzung mit dieser Lösung in manchen Gegenden wirkungslos geblieben ist. So ist die Ursache nicht in derselben zu suchen oder in der Qualität des Kupfervitriols, sondern in der nicht zeitgemäßen oder irrigen Anwendung. Es dürften in der Mehrzahl der Fälle die Bespritzungen etwas zu spät vorgenommen worden sein, was heuer umso leichter passiren konnte, als infolge der Witterungsverhältnisse die Peronospora viel früher zur Entwicklung gekommen ist, als in andere Jahren…. 

Peronospora-SpritzenKremser Zeitung vom 15.6.1907, veröffentlicht in ANNO

Österreichische Land-Zeitung vom 25.5.1916

Zur Frage der Peronosporabekämpfung im Jahre 1916.
Nachdem es trotz aller Bemühungen des k. k. Ackerbauministeriums nicht gelungen ist, das für die Bekämpfung der Peronospora für das Jahre 1916 erforderliche Kupfervitriol in ausreichender Menge zu beschaffen, und der Vorrat an diesem in vielen Fällen nur für die erste Bespritzung ausreichen wird, so werden die P.T. Weinhauer gezwungen sein, zu dem in letzter Zeit viel besprochenen Perocid zu greifen.

(Dieses Mittel wurde bei richtiger Anwendung als vollwertiger Ersatz angesehen.)
 

Österreichische Land-Zeitung vom 10.8.1916

Die Peronospora hat zufolge der vielen Bodenfeuchtigkeit und der Frühnebel bereits so großen Schaden angerichtet, daß der größte Teil der Weinlese als verloren zu betrachten ist.
 

Österreichische Land-Zeitung vom 6.9.1916

Stand der Weingärten.
…Fels am Wagram: Wir bekommen heuer gar nichts oder vielleicht den Haustrunk. Die Trauben der Weißen (Veltliner grün) sind alle schwarz, ob das Laub grün ist oder nicht. Die roten Veltliner sind etwas besser, wo das Laub schön ist, aber dünn, schlampert.
 

Österreichische Land-Zeitung vom 11.10.1916

Kirchberg am Wagram. Die Weingärten gewähren im ganzen Bezirk einen traurigen Anblick. Nur hier und da stechen einige besser erhaltene Weingärten mit ihrer grünen Belaubung hervor. Die Belaubung war schon im August vielfach gelb und dürr, die Trauben wurden schwarz. Mit Kupfervitriol bespritzte Weingärten auch die rechtzeitig bespritzten, hatten vielfach ebenso zu leiden wie die zu spät gespritzten. Perocid hat sich nicht bewährt. Die Hauptschuld gibt der Weinbauer den vielen Gewittern im Juli, die viele Nebel und Wasserdunst brachten. So daß die Weingärten nicht gehörig austrocknen konnten. Viele Weinhauer verwendeten Alaun mit Kupfervitriol gemischt oder die Martinibrühe  (wechselnde Mengen von Kupfervitriol und Alaun). Die Reblaus greift trotz der vielen Feuchtigkeit stark um sich. 
 

Österreichische Land-Zeitung vom 4.1.1917

Beschaffung von Kupfervitriol.
Anläßlich des Mitte Dez. 1915 stattgefundenen Bürgermeistertages des. Pol. Bezirkes Krems wurde über Anregung des Weinbauschuldirektors R. Weigl nachstehende Entschließung angenommen und weitergeleitet…: „Das katastrophale Auftreten der Peronospora im niederösterreichischen Weingebiete im heurigen Jahre hat die furchtbaren und schweren Verhältnisse, welche der Weltkrieg in unserem Verlande schuf, in hohem Grade verschärft und unbeschreiblichen Jammer und großes Elend in Tausende Familien gebracht. Diese traurigen Verhältnisse, in denen sich gegenwärtig unser Weinbau befindet, erheischen eine besondere Obsorge, die in ersten Linie darin zu bestehen hätte, daß schon jetzt für die rechtzeitige Beschaffung von Kupfervitriol zur Bekämpfung der Peronospora für das kommende Jahr entsprechende Vorsorge getroffen wird, da eine Wiederholung der heutigen Katastrophe einen nach Millionen zählenden Kulturschaden zur Folge haben müßte. Unserer Auffassung nach wäre es im Interesse und zum Schutze unseres Weinbauen auch notwendig, daß von Seite der hohen Regierung die noch immer vorhandenen und zu unverschämten Wucherpreisen in den Handel kommenden Kupfervitriolvorräte unverzüglich und unter Anwendung der schärfsten Maßregeln zur Gunsten der um die Existenz ringenden Weinbautreibenden beschlagnahmt werden…“
 

Österreichische Land-Zeitung vom 25.6.1917

Vom Wagram. Der Weinstock steht eigentlich unter allen Kulturen am besten. Das erste Spritzen wird bereits durchgeführt.

 

August 2020, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp